hemd - verarbeitung tipps aus der manufaktur reiser
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Im Rahmen unserer Serie „Meisterschneider“ gehen wir in dieser Ausgabe aufDetails bei der Verarbeitung von Hemden ein. Unser Autor Alexander Sextlbesuchte hierfür die in München ansässige Manufaktur Reiser, die als einer derwenigen Betriebe noch eine eigene Produktion vorhält.TRANSCRIPT
Hemd - Verarbeitung
Im Rahmen unserer Serie „Meisterschneider“ gehen wir in dieserAusgabe aufDetails bei der Verarbeitung von Hemden ein. Unser Autor Alexander Sextlbesuchte hierfür die inMünchen ansässige Manufaktur Reiser, die als einer derwenigen Betriebe noch eine eigene Produktion vorhält.
Tipps aus der Manufaktur Reiser
Maßhemden seit 1953Der Betrieb wurde 1979 von Helene Fent vom FirmengründerHans Reiser übernommen. Leider ging die wirtschaftlich schwie-rige Lage in der Textilbranche nicht spurlos an ihr vorüber, dieFirma Reiser geriet in Insolvenz. Der jetzige Besitzer undGründer der Maßkonfektionsfirma „Alferano“ Martin Weiganderfuhr von diesem Schicksal und übernahm die angeschlageneFirma. Zusammen mit Helene Fent und ihren 10 Schneiderinnenwurden neue repräsentative Ladenräume mit angeschlossenerWerkstätte im Münchner Stadtteil Lehel bezogen, wo sich dieerhofften Synergie-Effekte von Maßkonfektion mit Maßhemdenmittlerweile voll bestätigten. MartinWeigand denkt sogar darübernach, auch imAnzugbereichMaßanfertigungen anzubieten.
33 Kragen / 800 StoffeZur Zeit werden bei Reiser die Kragenformen aktualisiert.Der Kunde kann aus nicht weniger als 33 verschiedenenVarianten wählen. Des Weiteren ergibt sich aus den unter-schiedlichen Manschettenformen in Kombination mit 800ständig am Lager liegenden Stoffen, die durch ungefähr 500Stoffmuster auf Bestellung ergänzt werden, für jedenAnspruch ein individuelles Hemd. Für jede Bestellung wirdein eigenes Schnittmuster angefertigt, wofür sich Helene Fentein rationelles System aus verschiedenen Schablonen erarbei-tet hat. Das erste Hemd wird komplett fertig genäht, probiertund erst nach eventuellen Änderungen werden weitereModelle gefertigt. Obwohl von den Schneiderinnen jede ihr„Spezialgebiet“ hat, werden je nach Arbeitsanfall auchkomplette Hemden von einer Person angefertigt. Der Kundeerhält sein Hemd mit dem Etikett, auf dem das Fertigungsjahreingestickt ist, verpackt in einer edlen Papiertüte.
Inhaber Martin Weigand und Helene Fent
Folgende Details werden näher behandelt:
Anfertigung des Ärmelschlitzes
Verarbeitung derKnopfleiste
Kragen- undManschettenverarbeitung
Smoking- und Frackhemd
Ein Blick in den Zuschnitt...
... und in die Näherei. FOTOS: SEXTL
Schnitt- und Verarbeitungstechnik Meisterschneider
12 Herren-Rundschau 4/2005
1. aufsteppen
2. einschneiden
Schlitzübertritt
Schlitzeinfaß
Ärm
el
Schlitzende 12
Ärm
el
Schlitzübertritt
Schlitzeinfaß
Ecke hochklappen
Ärm
el
1 cmeinschlagen
Schlitzübertritt
Schlitz1 cmeinfassen
Einfass liegtab Ecke oben
Ärm
el
Übertrittnach hintenumschlagenund durch-steppen
Umschlag liegt abEcke oben
Ärmel (Ansicht von hinten)
Einfaß + Übertritt ab Ecke außen
Ärm
el
mit QuersteppEcke sichern
Der ÄrmelschlitzJeder Maßschneider, der nur ab und zu Hemden anfertigt, weiß wie langeman überlegen muss, um den Ärmelschlitz zu nähen, ein Arbeitsgang dermit etwas Routine normalerweise nur wenigeMinuten dauert.Gezeigt ist der Schlitz mit eingefasstem Untertritt.
1Der schmalere Einfassstreifen und das etwas größereTeil für den Übertritt werden an die im Ärmel einge-
schnittene Schlitzkante angelegt. Die Konstruktion dieserTeile ist beim Hemdengrundschnitt gezeigt. Nur wird derSchlitz mit einer Breite von je 1 cm umsteppt, am oberenEnde wird 1 cm über dem Schlitzende quergesteppt. DieSteppbreite ergibt sich aus der gewünschten Einfassbreitesowie der Nahtbreite am Übertrittteil. Der Schlitz wirdeingeschnitten, am Schlitzende wird wie bei einer Taschedurch alle Teile in die Ecken eingezwickt.
4Nun wird der Übertritt so umgebügelt, dass die einge-schlagene Naht auf der Rückseite auf der Aufstepp-
Linie liegt. Wie der Einfass, wird auch der Übertritt ab demSchlitzende nach oben durchgezogen.
6Abschließend werden die oberen Ecken des Übertritt-streifens eingeschlagen und - wie in der Skizze darge-
stellt - abgesteppt. Wichtig ist hier, dass der untere Quer-stepp auf der umgeschlagenen Ecke des Schlitzendes liegtund diese somit gesichert wird. Der Abstand vomQuerstepp bis zur oberen Schlitzecke beträgt ca. 3,5 - 4 cm.Den Übertritt an der hinteren Kante bis zum Ärmelsaumdurchsteppen.
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System M. Müller & Sohn
Herren-Rundschau 4/2005
2Die Ecke wird nach oben geschlagen und ausgestrichen.
3Der schmale Einfassstreifen wird 3x umgeschlagen undentlang der hinteren Kante durchgesteppt. Der fertige
Einfass wird ab dem Schlitzende nach oben auf die rechteSeite gelegt. Am Übertrittstreifen wird 1 cm Naht umge-schlagen.
5Zur Verdeutlichung ist dieAnsicht von innen dargestellt,der Schlitz ist von dieser Seite bereits sauber, alle
Streifen verschwinden „unter“ dem Schlitzende.
Umbug=Leistenbreite
Leistebreite
1,2 für Biese
Innenbruch
v.M. umBiesenbreitevorlegen
Vorderteil links
Stepp
Leiste
Stepp
Leiste
Verarbeitung der KnopfleisteFür die oben liegende Knopfleiste, wie sie beim klassischenHemd verwendet wird, gibt es zwei verschiedene Möglich-keiten diese anzufertigen. Wesentliches Kennzeichen ist diekleine Biese, die sich durch die Steppung zumTeil hin bildet.
Die erste etwas aufwändigere Möglichkeit, wie sie beiStoffen mit unterschiedlicher linker und rechter Seite
verwendet wird, ist die einfach eingeschlagene und nach vornegebügelte Leiste. Die Leistenbreite wird zuerst nach hintenumgebügelt. Die nun doppelt liegende Leiste wird noch malnach hinten umgebügelt und an der Kante mit einer Breite von6 mm abgesteppt und danach über den Stepp wieder nach vornehochgeschlagen. Die Steppbreite von 6 mm ergibt die Biesen-breite, auf der Rückseite ist nur ein Bruch sichtbar, der Stepp istverdeckt.
Die Schnittkonstruktion für die nach vorne gebügelteLeiste. Die vordere Mitte wird um die Biesenbreite (=
doppelte Steppbreite) von 1,2 cm nach vorne verlegt. Von derneuen VM ausgehend ½ Leistenbreite nach vorne und hintenanzeichnen. Hinten beide Stepplinien im Abstand von 1,2 cmeinzeichnen. Nach vorne den Umbug in Leistenbreite zugeben.
Die zweite, einfachere Möglichkeit diese Leiste zu fertigen,ist zweimal die Leistenbreite nach außen umzuschlagen und
mit einem Abstand abzusteppen. Diese Variante ist jedoch nurbei Stoffen möglich, die eine identische linke und rechte Seitehaben, da die linke Stoffseite dann auf der Leistenaußenseiteliegt. Die Schnittkonstruktion ist der nächsten Ausgabedargestellt.
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Der Ärmelschlitz wird abgesteppt. Ein wertiges Detail: Sicherungsecke amSaumabschluss.
Einfache Variante der Knopfleiste:Die Zugabe wird 2x nach außen umgeschlagenund gebügelt.
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Querschnitt Variante 1
Querschnitt Variante 2
Schnitt- und Verarbeitungstechnik
14 Herren-Rundschau 4/2005
Kragen- und Manschettenverarbeitung
Das Anbringen des Hemdkragens und der Manschettenerfolgt nach der gleichen Methode: Beide Teile werdenzuerst vorgefertigt. Es wird zuerst die jeweils innere Seitean das Hemd genäht, anschließend die Außenseiteumgebugt und aufgesteppt. Nur so ist ein schönes Bildauf derAußenseite gewährleistet.
Der Einschub für die Stäbchen amKragen kann auch unterlegt werden.Der Unterkragen bleibt somit flach.
Einlagen:Bei Reiser werden dem Kunden zwei verschiedene Einlagenvarianten angeboten: die normaleVerarbeitung mit fixierten Teilen, die Kragen und Manschetten werden hierbei etwas härter,lassen sich jedoch später gut bügeln. Daneben gibt es eine Verarbeitung mit unfixierten Teilen,die mit einer dickeren Baumwoll-Einlage unterlegt werden. Der Kragen bleibt so wunderbarweich und erhält Volumen, wie Helene Fent erklärt.
Der Kragensteg wird anschließend abgesteppt.
Der Umlegekragensteg ist bereits fertig.Der Steg wird nun angestürzt.
Der Kragen wurde von innen an das Hemd genäht. DieStegkante wird umgebügelt und außen aufgesteppt.
Verschiedene Manschettenvarianten
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System M. Müller & Sohn
Herren-Rundschau 4/2005
h.M.
h.M.
0,7
1,2
½ Hsw 201,75Übertritt
1,4
¼
3,5
4,21/3 Größe
2
3
6,5
h.M.
0,7
½ Hsw 201,5Übertritt
1,4
¼
4,5
2-2,5
4,5
Bruch
1/3 Größe
Kragenformen für Smoking- und Frackhemd
Smokinghemd
Frackhemd
Das Smokinghemd hat einen Um-legekragen, die Kragenspitzen sindunter der Schleife sichtbar. DieHemdbrust ist in Falten gelegt, siekann auch mit einem gefälteltenStoff gedoppelt sein.Die Manschette ist mit einer Breite
von 8,5 cm breiter als normal.Das Hemd kann eine verdeckte
Knopfleiste haben.
Das Frackhemd hat den typischenStehkragen mit umgelegter Ecke.Der Kragen, die Hemdbrust und dieManschette sind gestärkt.Die, ausschließlich in Falten ge-
legte Hemdbrust endet eine Hand-breit über dem Hosenbund, so dasssich die gestärkte Brust beim Sitzennicht hochrollt.Die Manschette wird als Steh-
manschette mit Manschetten-knöpfen gearbeitet. Zusätzlich erhältdas Hemd in der vorderen Mitte amSaum eine Schlaufe mit zweiKnopflöchern zum Anknöpfen anden Hosenschlitz.
Smokinghemd mit Steckknöpfen.Die Brust, der Kragen und dieManschetten sind aus Pikeestoff.
Smokinghemd mit Faltenbrustund verdeckter Knopfleiste.
Smokinghemd mit Frackkragen,Faltenbrust und Steckknöpfen.
Kragen zumSmokinghemd
Stehkragenfür einFrackhemd
© COPYRIGHT M. MÜLLER & SOHN,MÜNCHEN (FREI FÜR EIGENNUTZUNG,JEDOCH KEINE VERVIELFÄLTIGUNGEN;NICHT FÜR UNTERRICHTSZWECKE).
Schnitt- und Verarbeitungstechnik
16 Herren-Rundschau 4/2005
Vorderteil(rechte Stoffseite)
5 cmumbügeln
vord
ere
Kante
v.M
.
2.Br
uch
2.Br
uch
vord
ere
Kante
übervordereKanteumbügeln
Vorderteil(rechte Stoffseite)
v.M.
3,5 cm vonKantedurch-steppen
Vorderteil(rechte Stoffseite)
v.M.
Stepp(wird verdeckt)
nachvornebügeln
0,5 cm Abstandzwischen Steppund Bruch lassen
es bleibt einAbstand von0,5 cm zwischenoberen undunteren Bruch
v.M
.
vord
ere
KanteBr
uch
1
Bruch
2
1,5 cmNaht
Knopfle
iste
Abdecku
ng
innen
Abdecku
ng
außen Vorderteil
1,75 (Übertritt)3,545
Verdeckte Knopfleiste für Smoking- und Frackhemd
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Anschließend wird die Leiste an der vorderen Kante(= Übertritt) nach außen umgebügelt. Es wird in
Leistenbreite (= 3,5 cm) ab der vorderen Kante durchge-steppt. Jetzt können auch die Knopflöcher eingearbeitetwerden.
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An der VMwird der Übertritt mit 1,75 cm angestellt.Die Breite der Knopfleiste mit 3,5 cm wird zuge-
geben, sie errechnet sich aus 2x der Übertrittbreite.Anschließend werden 4 cm und 5 cm für die Blende ange-
zeichnet, ganz vorne wird noch eine Nahtzugabe von 1,5 cmangestellt.
10
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Verarbeitung der verdeckten Knopfleiste
11Zuerst wird die äußere Blende nach außen umge-bügelt.
Der nach hinten stehende Teil der Leiste wird nunnach vorne geklappt und mit einem Abstand von
0,5 cm zum Stepp festgebügelt.Die Blende ist breiter geschnitten, so dass diese auch an
der Kante die Leiste um 0,5 cm überdeckt. Die Blendebekommt durch den versetzten Stepp eine gleichmäßigeplastischeWirkung.
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13Das klassische Frack-hemd hat als Ärmelab-schluss eine Steh-manschette mit einemManschettenknopf.
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System M. Müller & Sohn
Herren-Rundschau 4/2005
Grund- und Modellschnitte für das aktuelleHemd erscheinen in Ausgabe 5/2005.