gewalt und mythos in den olympischen spielen

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Ber/chte gen, Motologen etc. -- was sind sie eigent- lich? -- bleibt noch viel zu tun, zum Beispiel in der Kreativit~it bei der Gestaltung yon F6rderprogrammen. Dies werden sie leisten k6nnen, wenn die Chance dazu besteht. Mehr zu tun bleibt im Aufbau der Kommu- nikation und Kooperation mit )krzten, Psy- chologen, Krankengymnasten, Schulfach- leuten. Hier wird jede einzelne Interaktion wichtig werden, wenn nicht die betroffenen Kinder, die ihrer Umgebung ,auf die Ner- yen fallen~, zu Leidtragenden beruflicher In- nensicht, yon Einseitigkeit oder Konkur- renz werden sollen. H. Rill)Hi BERICHTE Gewalt und Mythos in den Olympischen Spielen Wissenschafiliches Symposium 16.-18. 10. 1986 in Berlin Jubil~ien veranlassen zum Feiern und manchmal zur Reflexion. Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin bewirkten in diesem Sommer beides, wobei sich wiederum die vielfach in der Vergangenheitsbew~iltigung erprobte Trennung in ,den Sport ~ und ,die Politik~ bew~ihrte. So gab es einerseits das Wiedersehensfest fiir ehemalige Olympia- teilnehmer, bei dem unter weitgehender Aussparung reflektierenden Denkens an das sportliche Ereignis erinnert wurde. Ande- rerseits waren die meisten journalistischen Bearbeitungen des Themas von dem Gedan- ken geleitet, die besonderen Umst~inde her- auszustellen, unter denen die Nationalsozia- listen ,die Olympiade~ fiir ihre Zwecke miflbrauchen konnten. Auf dem Hintergrund dieser utilitaristi- schen Verarbeitung eines Stiicks Sportge- schichte ist es gut, daB die Tagung in Berlin stattfand -- konnte sie doch, wenn auch als einzige wissenschaftliche Fachtagung im Ju- bil~iumsjahr, dokumentieren, dab die Sport- wissenschaft diesem Thema mehr Bedeu- tung beimit~t, als es Verdr:,ingungsbemiihun- gen Betroffener, totalitaristische Generali- sierungen von Modeprogressiven oder naive Toleranzgeb~den von Nachgeborenen er- kennen lassen. Nach Ansicht der einladenden Arbeitsgrup- pe der FU Berlin (Th. Ar~ra~R, E. K/5- ~ c , A. RICHARTZ; Leitung: G. GEBAtmR) lei- steten die Olympischen Spiele 1936 einen wesentlichen Beitrag zur Konsolidierung des Nazi-Regimes. Als Kreuzungspunkt yon Sport, faschistischer Politik, biologistischer K6rperauffassung und pseudo-religi6sem Kult, vermittelt durch modernste Technik, geben sie AnlaB zu grunds~itzlichen Retie- xionen iiber den Stellenwert von Festtradi- tion, Kunst, Macht und Politik in der Sport- entwicklung. Diesem diszipliniibergreifenden Anspruch entsprechend, waren zu dieser Tagung ne- ben Sportwissenschaftlern der verschiede- nen Forschungsrichtungen auch Vertreter der Altphilologie, Kunstgeschichte, Neu- zeitlichen Geschichte, Philosophie und Po- litologie eingeladen. Die Veranstaltung folg- te als interdisziplin~es Diskussionsforum fiinf Forschungsperspektiven: 460

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Ber/chte

gen, Motologen etc. -- was sind sie eigent- lich? -- bleibt noch viel zu tun, zum Beispiel in der Kreativit~it bei der Gestaltung yon F6rderprogrammen. Dies werden sie leisten k6nnen, wenn die Chance dazu besteht. Mehr zu tun bleibt im Aufbau der Kommu- nikation und Kooperation mit )krzten, Psy-

chologen, Krankengymnasten, Schulfach- leuten. Hier wird jede einzelne Interaktion wichtig werden, wenn nicht die betroffenen Kinder, die ihrer Umgebung ,auf die Ner- yen fallen ~, zu Leidtragenden beruflicher In- nensicht, yon Einseitigkeit oder Konkur- renz werden sollen. H. Rill)Hi

B E R I C H T E

Gewalt und Mythos in den Olympischen Spielen

Wissenschafiliches Symposium 16.-18. 10. 1986 in Berlin

Jubil~ien veranlassen zum Feiern und manchmal zur Reflexion. Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin bewirkten in diesem Sommer beides, wobei sich wiederum die vielfach in der Vergangenheitsbew~iltigung erprobte Trennung in ,den Sport ~ und ,die Politik ~ bew~ihrte. So gab es einerseits das Wiedersehensfest fiir ehemalige Olympia- teilnehmer, bei dem unter weitgehender Aussparung reflektierenden Denkens an das sportliche Ereignis erinnert wurde. Ande- rerseits waren die meisten journalistischen Bearbeitungen des Themas von dem Gedan- ken geleitet, die besonderen Umst~inde her- auszustellen, unter denen die Nationalsozia- listen ,die Olympiade ~ fiir ihre Zwecke miflbrauchen konnten. Auf dem Hintergrund dieser utilitaristi- schen Verarbeitung eines Stiicks Sportge- schichte ist es gut, daB die Tagung in Berlin stattfand -- konnte sie doch, wenn auch als einzige wissenschaftliche Fachtagung im Ju- bil~iumsjahr, dokumentieren, dab die Sport-

wissenschaft diesem Thema mehr Bedeu- tung beimit~t, als es Verdr:,ingungsbemiihun- gen Betroffener, totalitaristische Generali- sierungen von Modeprogressiven oder naive Toleranzgeb~den von Nachgeborenen er- kennen lassen.

Nach Ansicht der einladenden Arbeitsgrup- pe der FU Berlin (Th. Ar~ra~R, E. K/5- ~c , A. RICHARTZ; Leitung: G. GEBAtmR) lei- steten die Olympischen Spiele 1936 einen wesentlichen Beitrag zur Konsolidierung des Nazi-Regimes. Als Kreuzungspunkt yon Sport, faschistischer Politik, biologistischer K6rperauffassung und pseudo-religi6sem Kult, vermittelt durch modernste Technik, geben sie AnlaB zu grunds~itzlichen Retie- xionen iiber den Stellenwert von Festtradi- tion, Kunst, Macht und Politik in der Sport- entwicklung.

Diesem diszipliniibergreifenden Anspruch entsprechend, waren zu dieser Tagung ne- ben Sportwissenschaftlern der verschiede- nen Forschungsrichtungen auch Vertreter der Altphilologie, Kunstgeschichte, Neu- zeitlichen Geschichte, Philosophie und Po- litologie eingeladen. Die Veranstaltung folg- te als interdisziplin~es Diskussionsforum fiinf Forschungsperspektiven:

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1. Architektur, Symbole und Zeremonien (Brr, Nr~, H.; VEaSPOHL, F.-J.) 2. K6rperlichkeit, K6rperbild und K6rper- politik (WoI~ERT, K.; HatJc, W.-F.) 3. Opfer- und Gewaltthematik der Olympi- schen Spiele (BuaxrRT, W.; A r x r ~ R , Th.) 4. Masse und Massenmedien (K/3~G, H.;

K.) 5. Leibesp~idagogik, Olympismus und Na- tionalsozialismus (BROrIM, J. M.; GRUPE, O.). In seinem Er6ffnungsreferat zeigte H. BER- I,~vr an vielf'~iltigen Beispielen der Olympia- geschichte, durch welche zeremoniellen Be- sonderheiten sich die Berliner Olympiade von ihren Vorg~ingern unterschied und wie eng die zunehmende rituelle Festgestaltung (Feuer, Hymne, Olympiaglocke, Stafette, Weihespiel etc.) mat der nationalsolzialisti- schen Mythologie einer beschworenen Ge- sinnungsgemeinschaft verkntipft werden konnte. Im anschliei~enden Referat von F. J. VE~- POHL, unter dem plastischen Titel ,Worte aus Stein", wurde deutlich, dat~ Architektur mehr sein kann als nur die funktionale Ver- planung von Raum. Die Komposition yon Langemarck-Halle und Glockenturm (als Opfer- und Weihest~itte), Olympiastadion und Aufmarschgel~ade, unter eindeutiger Beachtung von Achsenbildung und Durch- blickperspektiven, stellt nach VE~PoI-n. ei- nen Wendepunkt in der Geschichte der Olympiabauten dar und ist ,trotz der inter- nationalen, olympischen Rahmenbedingun- gen das ureigenste Werk des Faschismus in Deutschland". Ein Vergleich zwischen dem Foro Mussolini in Rom und dem wenig spii- ter geplanten Reichssportfeld lie~ die Pla- nungsprinzipien faschistischer Architektur erkennen, die u. a. die Voraussetzungen fiir die Inszenierung positiv empfundener Mas- senerlebnisse schufen. In einem Vergleich zwischen antiker und fa- schistischer Plastik arbeitete anschlieflend

Ber/chte

K. WOLBERT aus kunsthistorischer Sicht die Besonderheit der ab 1936 mat~geblich von Arno B~IrR beeinflu~ten NS-Kunstauffas- sung heraus. Oberfl~ichlich scheinbar den griechischen Vorbildern verbunden, favori- sierte der Nationalsozialismus die tiber-indi- viduelle, alterslose, biologistische Groi~pla- stik. lDber die K6rpergr6~e jener sportar- ten-unabh~ingigen Mehrk~impfer-Plastiken wurden nach WOI~ERT politische Botschaf- ten vermittelt: Als Ideal galt der in soldati- scher Starre disziplinierte, vielseitig begabte, von k6rperlicher Harmonie gepr~igte Mensch.

W. H. H~uG versuchte in seinem Beitrag die besondere Form einer verinnerlichten, leib- lich gebundenen Herrschaft im Nationalso- zialismus herauszuarbeiten. In seiner Analy- se der herrschaftsbestimmenden Diskurse zeigt HAuc, da~ es im Nationalsozialismus z. T. altbekannte, in der btirgerlichen Ge- schichte tief verankerte Diskurse tiber Ge- sundheit, ~iugere Harmonie, K/Srper-Ideal- marie etc. gab. Mit der Disziplinierung, iiu- ~eren Idealisierung und Normierung des K6rpers schuf der Nationalsozialismus ei- nen Resonanzboden, der u. a. auch die Sportbewegung bis in unsere Zeit entschei- dend gepr~igt hat: die Anerkennung einer nichtverbalen Kommunikationsf~ihigkeit tiber einen gesunden K6rper, der gesell- schaftliche Handlungsf~ihigkeit suggeriert.

Die Sakralisierung des Opfers spielte seit den Ursprtingen der Olympischen Spiele eine wesentliche Rolle. Die Lange- marck-Halle, die erst nach Betreten des Sta- dions durch die (Sf-fnung tiber dem Mara- thontor am Ende der Ost-West-Achse sicht- bar wird, erh~ilt ihre sakrale Identitiit durch die dort aufbewahrte Erde vom Schlachtfeld bei Langemarck. Der Frage, inwieweit anti- ker Opferglaube mit nationalsozialisti- schem Opfermythos vergleichbar ist, ging der Ztiricher Altphilologe W. BUaXERT nach. Als entscheidenden Unterschied zwi-

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schen verschiedenartigen olympischen Op- ferkulten und dem Opfermythos der Natio- nalsozialisten kann das Fehlen jeglicher transzendenter Verpflichtung im antiken Opferkult angesehen werden. Die Verbin- dung von Wettkampf, Krieg und Tod als h6chste Weihegabe entsprang eher abend- l~indisch-christlichem Denken. Der Opfer- mythos, wie er 1936 restauriert wurde, kann daher als eine Briicke zwischen tendenzi6s gedeutetem antiken Olympismus und Na- tionalsozialismus bezeichnet werden, fiber die die NS-Ideologie Eingang in das Olym- piaritual fand.

Anschlieflend konkretisierte Th. AtaItMEV- ER in seinem Beitrag die Frage nach Opfer und Gewalt im Ritual der Olympischen Spiele. Sowohl die architektonischen Konfi- gurationen als auch das ins olympische Ge- schehen eingebundene Weihespiel von Carl Dw.M schufen inhaltsreiche semiotische Konnotationen. So waren z. B. ffir AIK~- Muyml der selbstlose Einsatz, die Verherrfi- chung einer h6heren Gesinnungsgemein- schaft im Weihespiel mehr als historisch nachempfundene mythologische Sequen- zen: In der Verherrlichung einer Gesin- nungsgemeinschaft wurde der Solidarit~its- diskurs der Arbeiterklasse ideologisch auf- gegriffen, an die Stelle des gemeinsamen ln- teresses trat das Ideal, das nur in der Unter- ordnung Zusammenhang stiftete; in der symbolischen Unsterblichkeit wurde mit dem Uberspringen der biologischen Grenze auch die spezifische Individualit~it verleug- net.

Der Bedeutung der Masseninszenierung, bei der der einzelne in seiner IndividualitSt ,ausgel/Sscht ~ wurde, abet dennoch lusrvolle Erfahrung machte, ging H. K~3~G nach. Ein wesentliches Merkmal der Olympischen Spiele in Berlin und anderer Masseninsze- nierungen war ihre perfekte Organisafion, die m6glichst wenig dem Zufall fiberliei~, gleichzeitig aber diesem soviel kontrollier-

ten Raum lief~, dal~ ein scheinbar spontanes Festbewut~tsein entstehen konnte. In dieser Mischung aus kalkuliertem Feiern und Mas- senerlebnis erfuhr der einzelne -- gleichsam als Gegenpreis fiir den Verlust des eigenen Willens -- die Weihe des Kollektivs, wobei die Ich-Verarmung zum Narz~mus der Selbstaufgabe werden konnte -- ein Vor- gang, der sozialpolitische Wirkung zeigte: Die ausgeblendete individuelle k6rperliche Sinnlichkeit kehrte -- folgt man Freud -- in neuer Qualit~t wieder; gelenkt durch die Ausgrenzungsstrategie der Massenideologie, zeigte sie sich als eine zielorientierte Wie- derkehr des Verdr~ingten. O. GRtSPE versuchte herauszuarbeiten, wie das biologistische Menschenbild der Natio- nalsozialisten nicht nur als Grundlage fiir die nationalsozialistische Leibeserziehung diente, sondern auch das nationalsozialisti- sche Sportverst~indnis begrfindete und bis hinein in die Rassen- und Volkstumspolitik wirksam wurde. BROX-~ stellte demgegen- iiber die Olympischen Spiele in eine rassistisch-faschistische Tradition, wie sie bereits durch Coubertin eingeleitet worden sei: Die Spiele von 1936 h~itten letztendlich nur zur Fassade und Bem~intelung einer l~ingst geplanten Eroberungspolitik und der Vorbereitung des Holocaust gedient. Die den Beitr~igen jeweils folgenden Diskus- sionen konzentrierten sich im wesentlichen auf drei Auswertungsprobleme der Tagung: (1) auf das Verh~iltnis zwischen semiotischer Deutungsanalyse und sozialhistorischer All- tagsforschung, (2) auf die Abgrenzung von olympia-typi- scher Mythotogie zu nationalsozialistischer Ideologie, (3) auf das Verh~iltnis zwischen produk- tions~thetischer Analyse und rezeptions- isthetischer Auswertung. Der Versuch der Tagungsinitiatoren, weni- ger die oft verwirrenden Inhalte als viel- mehr die Konfiguration yon Formen, Anord-

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nungen nationalsozialistischer Herrschafts- inszenierungen in das Blickfeld sportwissen- schaftlicher Forschung zu riicken, blieb nicht unkritisiert. Insbesondere aus der Sicht empirisch arbeitender Alltagshistori- ker erschienen viele Interpretationen als in- teressante, aber letztlich wenig zwingende Deutungen. Und aus sporthistorischer Per- spektive wurde bedauert, dat~ die Grenzen zwischen einem Olympismus ,ohne natio- nalsozialistischen Einflui~" und jener ideolo- gischen Verbriimung von 1936 unklar blie- ben oder kein ernsthaftes Ziel vorgetragener Analysen waren. Wie vielschichtig das Ta- gungsthema war, zeigte sich letztlich an dem schlichten Vergleich zwischen den Pla- stiken Arno B~g~,s und Carl I)tF~s Weihe- spiel. Durch die mangelnde Transparenz des analytischen Zugriffs -- es wurde nicht deutlich zwischen Produktions- und Rezep- tions~thetik getrennt oder diese analytisch m6gliche Differenzierung auf der Tagung nicht eingeklagt -- wurde Bt~xER als faschi- stischer Kiinstler, DIEM dagegen yon man- chen als Sch6pfer nationalsozialistisch aus- nutzbarer Olympiamythen dargestellt.

Versucht man die Vielfalt der fiir die sport- wissenschaftliche Forschung zum Teil faszi- nierend neuartigen Deutungen abschliei~end zu bewerten, dann mug man sich e/nerse/ts nachdriicklich fiir die Fortfiihrung und Un- terstiitzung dieses Forschungsansatzes aus- sprechen. Der zielstrebige Versuch, die Be- deutung sportlicher Handlungen an einem sporthistorischen Beispiel zu analysieren, markiert eine Lficke bisheriger Sportfor- schung. Erst aus einer solchen Perspektive wird -- iibernimmt man eine Metapher von VE~VOHL -- deutlich, wodurch sich ,ein Patchwork yon einer Collage unterschei- det". Erst aus einer Analyse der Anordnun- gen und Formen wird erkennbar, warum bekannte, historisch gut einordenbare Ein- zelph~inomene in ihrer besonderen Kombi- nation in einer bestimmten Situation oder

Ber/chte

Epoche eine v611ig neue Quali6it erhalten. Entsprechend iiberschreitet jede .Kollage- forschung" vertraute Grenzmarkierungen und wirkt zun~ichst verunsichernd oder aus einzelwissenschaftlicher Sicht in gewisser Weise beliebig. Wird andererseits abet auch der eindeutige Erkldrungsaufirag historischer Forschung an- erkannt, dann muf~ diese Forschungsper- spektive deutlicher, als es die Tagung erken- nen lieff, mit sozialwissenschaftlicher All- tagsforschung verkniipft werden. Histori- sche Forschung darf sich nicht mit imma- nent als logisch erscheinenden Deutungsket- ten begniigen, sondern sie mut~ auch eru- ieren, inwieweit diese als bedeutsam ermit- telten Aspekte alltagsrelevante Wirkung ge- habt haben. Fhr die Berliner Arbeitsgruppe bedeutet das, dai~ die rezeptions~thetische zu einer wirkungsiisthetischen Forschungs- perspektive erweitert werden miit~te. Hier- zu w~e es notwendig, Erkennmisse der kognitiven Anthropologie und der sozialge- schichtlichen Alltagsforschung enger in die semiotische Argumentation einzubeziehen, als es bisher geschehen ist. Insgesamt gesehen war es eine Tagung, die modellhaft dokumentieren konnte, wie in- terdiszipliniire Forschung praktiziert wer- den kann. Es w~e gut, wenn sachliche Kon- frontation, hier nicht nur hingenommen, sondern bewufk eingeplant, in der Sport- wissenschaft Schule machen whrde. Nachbernerkung: Da~ r~iumliche Konfigurationen nicht nur struk- turtheoretisch bedeutsam sein kSnnen, sondern auch soziale Wirkungen haben, zeigte die Sitz- ordnung der Tagung. Drei Tage lang sa8 die erste Klasse von Fachkollegen in einem Tischkreis und ertrug die zweite Klasse von Zuh6rern in ihrem Riicken -- sicher ein Beispiel dafiir, da8 Sensibilit~it fiir soziale Wirklichkeit nicht nur analytischen Zugriff, sondem mitunter auch je- nes pragmatische Wissen eines Volksschullehrers verlangt, der bei Sitzordnungen nicht nur aus iisthetischen Griinden zwischen U-, L- oder Kreisformen variiert. E. F R A ~

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