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Kapitel VI: Mission in Griechenland Exkurs: Die Städte des Paulus: . Philippi W ir haben bereites gesehen, daß die Stadt Philippi für Lukas ei- ne ganz besondere Bedeutung hat, weil er selbst aus Makedoni- en, wahrscheinlich sogar aus Philippi stammt. Daher hat er die Grün- dung dieser seiner Gemeinde auch besonders liebevoll und ausführlich beschrieben. Aber auch für Paulus hat es mit Philippi eine besondere Be- wandnis, ist dies doch die erste Stadt, in der er nach dem Desaster des antiochenischen Zwischenfalls nicht nur Fuß faßt, sondern sogar eine neue Gemeinde gründet. Hinzu kommt, daß ihm diese Gemeinde ganz besonders ans Herz gewachsen ist. Man hat ganz richtig von Philippi als der Lieblingsgemeinde des Paulus gesprochen. Gestatten Sie mir an dieser Stelle eine persönliche Bemerkung: Auch mir ist die Stadt und die Gemeinde Philippi besonders ans Herz gewach- sen, habe ich mich doch über zwanzig Jahre meines Lebens mit dieser Stadt und ihrer Gemeinde beschäftigt. Nachdem ich sie im Jahr erstmals besucht hatte, war ich im Jahr mit Studentinnen und Stu- denten aus Münster dort. Damals hatte ich gerade meine Dissertation abgeschlossen und war auf der Suche nach einem Thema für meine Ha- bilitation. Dabei fiel mir auf, daß Philippi in der theologischen Literatur recht vernachlässigt worden war. Auch die Althistoriker und die Archäo- logen hatten sich nach dem Zweiten Weltkrieg kaum mehr mit Philippi beschäftigt. Es gab die grundlegende Studie von Paul Collart Paul Collart – auch heu- te noch unentbehrlich. Für das christliche Philippi gab es damals das Werk von Paul Lemerle. Paul Lemerle Beide Bücher waren nicht mehr taufrisch. So setzte ich mich hin und erforschte Philippi. Ich schrieb einerseits eine Monographie , andrerseits eine Sammlung der Inschriften . Diese können Sie jetzt auch im Netz unter http://www. Die Formulierung geht auf Rudolf Pesch zurück (Rudolf Pesch: Paulus und seine Lieblingsgemeinde. Paulus – neu gesehen. Drei Briefe an die Heiligen in Philippi, HerBü , Freiburg/Basel/Wien ). Wir kommen darauf in Kürze im Zusammenhang mit der Besprechung des Philip- perbriefs zurück. Paul Collart: Philippes, ville de Macédoine, depuis ses origines jusqu’à la fin de l’époque romaine, Paris . Paul Lemerle: Philippes et la Macédoine orientale à l’époque chrétienne et byzan- tine. Recherches d’histoire et d’archéologie, [Bd. I] Texte, [Bd. ] Album, BEFAR , Paris . Peter Pilhofer: Philippi. Band I: Die erste christliche Gemeinde Europas, WUNT , Tübingen . Peter Pilhofer: Philippi. Band II: Katalog der Inschriften von Philippi, WUNT

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  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    Exkurs: Die Stdte des Paulus: . Philippi

    Wir haben bereites gesehen, da die Stadt Philippi fr Lukas ei-ne ganz besondere Bedeutung hat, weil er selbst aus Makedoni-en, wahrscheinlich sogar aus Philippi stammt. Daher hat er die Grn-dung dieser seiner Gemeinde auch besonders liebevoll und ausfhrlichbeschrieben. Aber auch fr Paulus hat es mit Philippi eine besondere Be-wandnis, ist dies doch die erste Stadt, in der er nach dem Desaster desantiochenischen Zwischenfalls nicht nur Fu fat, sondern sogar eineneue Gemeinde grndet. Hinzu kommt, da ihm diese Gemeinde ganzbesonders ans Herz gewachsen ist. Man hat ganz richtig von Philippi alsder Lieblingsgemeinde des Paulus gesprochen.

    Gestatten Sie mir an dieser Stelle eine persnliche Bemerkung: Auchmir ist die Stadt und die Gemeinde Philippi besonders ans Herz gewach-sen, habe ich mich doch ber zwanzig Jahre meines Lebens mit dieserStadt und ihrer Gemeinde beschftigt. Nachdem ich sie im Jahr erstmals besucht hatte, war ich im Jahr mit Studentinnen und Stu-denten aus Mnster dort. Damals hatte ich gerade meine Dissertationabgeschlossen und war auf der Suche nach einem Thema fr meine Ha-bilitation. Dabei fiel mir auf, da Philippi in der theologischen Literaturrecht vernachlssigt worden war. Auch die Althistoriker und die Archo-logen hatten sich nach dem Zweiten Weltkrieg kaum mehr mit Philippibeschftigt. Es gab die grundlegende Studie von Paul CollartPaul Collart auch heu-te noch unentbehrlich. Fr das christliche Philippi gab es damals dasWerk von Paul Lemerle.Paul Lemerle Beide Bcher waren nicht mehr taufrisch. Sosetzte ich mich hin und erforschte Philippi.Ich schrieb einerseits eine Monographie, andrerseits eine Sammlungder Inschriften. Diese knnen Sie jetzt auch im Netz unter http://www.

    Die Formulierung geht auf Rudolf Pesch zurck (Rudolf Pesch: Paulus und seineLieblingsgemeinde. Paulus neu gesehen. Drei Briefe an die Heiligen in Philippi,HerB , Freiburg/Basel/Wien ).

    Wir kommen darauf in Krze im Zusammenhang mit der Besprechung des Philip-perbriefs zurck.

    Paul Collart: Philippes, ville de Macdoine, depuis ses origines jusqu la fin delpoque romaine, Paris .

    Paul Lemerle: Philippes et la Macdoine orientale lpoque chrtienne et byzan-tine. Recherches dhistoire et darchologie, [Bd. I] Texte, [Bd. ] Album, BEFAR ,Paris .

    Peter Pilhofer: Philippi. Band I: Die erste christliche Gemeinde Europas, WUNT, Tbingen .

    Peter Pilhofer: Philippi. Band II: Katalog der Inschriften von Philippi, WUNT

  • . Philippi

    Abbildung : Die via Egnatia nach Philippi

    philippoi.de bewundern. Die zweite Auflage der Inschriftensamm-lung ist im Jahr in erweiterter Fassung erschienen.

    Zur Zeit arbeite ich an Band III meiner Studie, die sich mit den lite-rarischen Zeugnissen ber Philippi beschftigt. Diese sind bisher nochnicht systematisch gesammelt und ausgewertet worden. Das Buch wirdin einigen Jahren erscheinen. Eine kurze Zusammenfassung meiner Er-gebnisse finden Sie in der neuen Auflage der RGG unter dem StichwortPhilippi.

    , Tbingen . Peter Pilhofer: Philippi. Band II: Katalog der Inschriften von Philippi, WUNT

    , ., berarbeitete und ergnzte Auflage, Tbingen . Peter Pilhofer: Art. Philippi, RGG (), Sp. .

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    Im folgenden hebe ich die wichtigsten Punkte heraus: Auch Philippi isteine rmische Stadt. Wir haben schon im bisherigen Verlauf der Vorle-sung gesehen, da Paulus solche rmischen Kolonien bevorzugt besucht.Wenn wir Philippi nun mit dem pisidischen Antiochien vergleichen, sosehen wir, da der Grad der Romanisierung in Philippi noch wesentlichhher ist als in Antiochien.

    Sobald Paulus in Neapolis sein Schiff verlie, war er mit lateinischenInschriften konfrontiert: Die Meilensteine, die Paulus auf der Straevon Neapolis nach Philippi las, waren zweisprachig, zuerst lateinisch,aber auch griechisch. Aber sobald sich Paulus der Stadt und ihrer st-lichen Nekropole nherte, dominierte die lateinische Sprache: Die Grab-inschriften waren lateinisch, und nur selten konnte man ein , - (chai.re, parhodi.ta) oder hnliches sehen.

    In der Stadt selbst fand Paulus keine griechische Inschrift: Selbst imzweiten Jahrhundert gab es auf dem Forum und in seiner Umgebungnicht eine einzige. Ich kenne keine Stadt in der stlichen Hlfte des im-perium Romanum Kolonie oder nicht , wo Latein das Bild in einemderartigen Ausma beherrschte.

    Entsprechend rmischer war auch das kulturelle und das religise Le-ben in Philippi. So ist beispielsweise die Inschrift eines Schauspielers er-halten, die zeigt, da die Stadt Philippi auf eigene Kosten eine Trup-pe von lateinischen Schauspielern unterhielt die Inschrift stammt ausdem . Jahrhundert. Paulus htte bei einem seiner Besuche in Philip-

    Zum pisidischen Antiochien vgl. oben den Exkurs , S. . Das folgende wieder nach meinem schon mehrfach genannten Aufsatz: Zwei

    rmische Kolonien auf dem Weg des Paulus nach Spanien, in: Peter Pilhofer: Diefrhen Christen und ihre Welt. Greifswalder Aufstze . Mit Beitrgen vonJens Brstinghaus und Eva Ebel, WUNT , Tbingen , S. .

    Die folgenden Beispiele sind nach Philippi I, S. ff. gegeben (wo man alle Ver-weise auf das erwhnte epigraphische Material findet).

    Das einzige aus dem stlichen Friedhof erhaltene Exemplar, das ein , - bietet, ist die lateinische Grabinschrift des vierjhrigen Viatoreilius, die nachneun Zeilen lateinischen Textes in Z. das griechische , bietet (Phil-ippi II, Nr. /GL; die Fassung in der . Auflage war hinsichtlich des Namensfehlerhaft und auch sonst unzureichend; daher ist unbedingt die verbesserte und kor-rigierte Fassung Philippi II heranzuziehen.

    Meine Wiedergabe des Namens in Z. war in der ersten Auflage nmlich verkehrt,wie unlngst von einem Fachmann spttisch moniert wurde. Diesem danke ich schonvon dieser Stelle aus fr die zuteilgewordene Belehrung! Ich erlaube mir jedoch zu-gleich die Bemerkung, da einem Fachmann fr Namen seinerseits nicht der Fauxpasunterlaufen drfte, mich passim als Pilhfer zu zitieren . . . )

    Es handelt sich um die Inschrift des Schauspielers T. Uttiedius Venerianus, Nr.

  • . Philippi

    Abbildung : Von Philippi nach Thessaloniki

    pi im Theater eine Darbietung dieses lateinischen Ensembles besuchenknnen, wenn er gewollt htte.

    Vergleichen wir das kulturelle Leben von Antiochien mit dem vonPhilippi, so kommen wir also zu dem Ergebnis, da es in Philippi strkerrmisch geprgt war als in Antiochien. Ein Beispiel ist der archimimuslatinus in unserer Inschrift.

    Ein hnliches Bild ergibt sich, wenn wir uns dem religisen Leben indieser Stadt zuwenden. Das inschriftliche Material berliefert uns mehrals hundert Namen von Verehrern des rmischen Gottes Silvanus derim Osten nur ganz vereinzelt bezeugt ist (und nirgendwo auerhalb desitalienischen Raumes mit einer solchen stattlichen Anhngerschar).

    So zeigt das epigraphische Material, da Philippi eine viel rmischereStadt war als das pisidische Antiochien. Nach Philippi war Paulus bereitfr Rom und fr Spanien . . .

    * * *

    /L, vgl. Philippi II , die die Stationen des Schauspielers minutis auf-zhlt; er hat sich vom einfachen Schauspieler zum Theaterdirektor hochgearbeitet,der bei der Stadt Philippi fest angestellt war.

    A.a.O., S. . Vgl. im einzelnen a.a.O., S. .

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    b) Der Philipperbrief

    Wir schlieen hier gleich die Besprechung des Philipperbriefs an, ob-wohl dieser erst einige Jahre spter verfat ist. Der Besuch und dieGrndung der Gemeinde in Philippi fllt nmlich ungefhr ins Jahr wir werden auf die chronologischen Fragen nachher im Abschnitt berKorinth kurz zu sprechen kommen. Der Philipperbrief ist einige Jahredanach aus dem Gefngnis verfat. Man spricht in diesem Zusammen-hang von den Gefangenschaftsbriefen des Paulus.Der

    Philipperbrief

    als Gefangen-

    schaftsbrief

    Auf diesen Sachverhaltweist Paulus gleich zu Anfang des Briefes hin.

    Wir verschaffen uns zunchst einen berblick ber den Inhalt des Phil-ipperbriefs:

    Prskript (,)

    Promium (,)

    Briefcorpus

    I. Abschnitt: Die Lage des Paulus im Gefngnis (,)

    II. Abschnitt: Christliche Politik (,,)

    III. Abschnitt: Reiseplne (,)

    IV. Abschnitt: Warnung vor den Hunden (,)

    V. Abschnitt: Schluparnese (,)

    VI. Abschnitt: Dank fr die empfangene Gabe (,)

    Eschatokoll (,)

    Wir werfen als erstes einen raschen Blick auf das PrskriptDas Prskript,

    ; wenn wirmit dem Galaterbrief vergleichen, ist dieses Prskript wesentlich krzer.Als Absender wird neben Paulus auch sein Mitarbeiter Timotheus ge-nannt. Ungewhnlich ist die Formulierung in v. b, wo die Adressatenbezeichnet werden: den Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind,mit ihren Episkopen und Diakonen.

    Im griechischen Original lautet Vers : ungewhnlich sind die Begriffe und ; sie begegnensonst in paulinischen Prskripten nicht; der Begriff fehlt in den echtenBriefen des Paulus sonst. Vgl. dazu Philippi I .

    Ganz normal dagegen ist der anschlieende Gru in v. : Gnade sei mit euch undFriede von Gott unserm Vater und unserm Herrn Jesus Christus ( ).

  • . Philippi

    Es fehlt uns an der Zeit, uns eingehender mit den Episkopen der Ge-meinde von Philippi zu befassen. Daher will ich Sie nur in aller Kr-ze darauf hinweisen, da offenbar zuerst in der christlichen Gemeindein Philippi solche vornehm klingende Titel fr christliche Funktionreeingefhrt um nicht zu sagen: erfunden worden sind. Ich habe inmeinem Buch ber Philippi nachzuweisen versucht, da dies an demspezifisch rmischen Charakter nicht nur der Stadt, sondern auch derchristlichen Gemeinde Philippi liegt. Wenn es Sie interessiert, knnenSie es dort im einzelnen nachlesen.

    Wir bergehen das Promium und wenden uns sogleich dem erstenAbschnitt zu Abschnitt I:

    Die Lage des

    Paulus im

    Gefngnis

    (,)

    . Wir haben eingangs schon gesehen, da eine Besonderheitdes Philipperbriefs darin besteht, da er aus dem Gefngnis geschriebenworden ist. Dieses Phnomen hat uns schon im Zusammenhang der Fra-ge des rmischen Brgerrechts des Paulus beschftigt. Nirgendwo sonstspricht Paulus so ausfhrlich von seiner eigenen Situation wie in diesemAbschnitt. Er ist auch fr die Frage nach dem Abfassungsort des Phil-ipperbriefs wichtig. Zu Beginn schreibt Paulus: Ich will euch aberwissen lassen, Brder, da meine Angelegenheit eher zum Fortschritt desEvangeliums ausgegangen ist. Meine Fesseln haben sich in dem gan-zen praetorium und vor allen brigen als solche erwiesen, die ich umChristi willen trage.

    Nun mu man sich fragen: Wo ist dieses praetorium, aus welchem Pau-lus dies schreibt? Drei Orte stehen zur Wahl: Ephesos, Caesarea am Meerund Rom. Leider wird neuerdings immer wieder Rom vertreten, abwe-gigerweise, wie ich finde. Ich halte an der zuerst von Adolf Deissmannvertretenen These fest, da der Brief an die Philipper in Ephesos geschrie-ben worden ist. Das schlagende Argument fr diese These von Adolf

    Philippi I . Vgl. dazu oben im Kapitel I die Seiten . Im griechischen Original: , ,

    , .

    Adolf Deissmann: Zur ephesinischen Gefangenschaft des Apostels Paulus, in: Ana-tolian Studies Presented to Sir William Mitchell Ramsay, hg. v. W.H. Buckler & W.M.Calder, Manchester , S. . Zur Vorgeschichte der Hypothese von der ephe-sinischen Gefangenschaft vgl. S. mit Anm. und . Adolf Deissmann hat dieseHypothese seit vertreten (S. ). Nach wie vor gilt: Es ist nicht schwer, amSchreibtisch im Kiepertschen Atlas Antiquus mit dem Finger vom Herzen Kleinasi-ens nach Rom zu fahren und zu sagen: der entlaufene Sklave Onesimos eilte von Ko-lossae nach Rom, und es ist ebenso leicht, den Mann dann auch wieder auf der Karte

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    Deissmann ist der Philemonbrief ein weiterer Gefangenschaftsbrief ,wo es in v. heit: Zugleich aber: Mach mir ein Zimmer fertig; ichhoffe nmlich, da ich euch durch eure Gebete (wieder) geschenkt wer-de. Die Bitte, ein Zimmer vorzubereiten, ist bei einem Brief aus Ephe-sos nach Kolossai sinnvoll; bei einem Brief aus Rom aber abwegig, zumalwenn Paulus von Rom nach Spanien weiterreisen will (wobei dann Ko-lossai nicht grade am Weg liegt . . . ).

    Mit dem zweiten AbschnittAbschnitt II:Christliche

    Politik

    (,,)

    haben wir uns schon befat, als wir im Zu-sammenhang mit dem rmischen Brgerrecht des Paulus auch von derSituation der Christinnen und Christen in Philippi sprachen; diese ist Sie werden sich erinnern dadurch gekennzeichnet, da auch Gliederder christlichen Gemeinde in Philippi im Gefngnis sitzen. Unser Briefgeht also gleichsam von Gefngniszelle zu Gefngniszelle. Gerne wrdeich Ihnen diesen hochinteressanten Abschnitt etwas genauer vorstellen.Aus Zeitgrnden beschrnke ich mich jedoch auf einen Teil, der theolo-gisch von ganz herausragendem Interesse ist, den sogenannten Philipper-hymnus, Phil ,. Er lautet:

    Der in der Gestalt Gottes warund es nicht fr seinen Besitzstand hielt

    Gott gleich zu sein, sondern sich selbst entuerte,die Gestalt eines Sklaven annahm,

    einem Menschen gleich wurdeund der Gestalt nach als Mensch erfunden wurde.

    Er erniedrigte sich selbstund wurde gehorsam bis zum Tod,

    ja bis zum Tod am Kreuz. Daher hat auch Gott ihn erhhtund ihm einen Namen geschenkt,

    der ber alle Namen ist, da im Namen Jesualle Knie sich beugen

    die der himmlischen und der irdischen und der unterirdischen (Wesen);

    von Rom nach Kolossae zurckzuschicken. Aber im Raum sehen diese Wege und ihreMglichkeiten doch erheblich anders aus (S. f.).

    Im griechischen Original lautet Philemon (der Brief an Philemon ist so kurz,da er keine Kapitel, sondern nur Verse hat): , .

  • . Philippi

    und alle Zungen sollen bekennen:Herr ist Jesus Christus

    zur Ehre Gottes, des Vaters.

    Diese Passage aus dem Philipperbrief ist wohl einer der berhmtestenTexte im Neuen Testament berhaupt. Wir knnen daher nicht denPhilipperbrief besprechen, ohne darauf nicht wenigstens kurz einzuge-hen. Wir haben schon des fteren die Frage diskutiert, wie Paulus sichzu Jesus verhlt. Wir haben dabei immer wieder festgestellt, da Paulusan dem Menschen Jesus so gut wie berhaupt nicht interessiert ist. Daskann man nun an dem Philipperhymnus besttigen. Jesus kommt hierzunchst nicht als Mensch in den Blick. Die Rede ist vielmehr von ei-nem himmlischen Wesen, das Gott gleich ist. In der technischen Spracheder Neutestamentler nennt man dies Prexistenzchristologie. Die frhechristliche Gemeinde nicht nur Paulus persnlich ist an Jesus weni-ger als an einem Menschen interessiert als an einem himmlischen Wesen.Der Prolog des Johannesevangeliums zeigt dies ganz deutlich. Entspre-chend dieser Interessenlage nimmt unser Philipperhymnus seinen Aus-gangspunkt im Himmel (darf man in diesem Zusammenhang an Goe-thes Faust erinnern?).

    Wichtig und fr gegenwrtige Diskussionen vielleicht nicht ganzuninteressant ist die Aussage, da Jesus es nicht fr seinen Besitzstand

    Im griechischen Original:

    ,

    ,

    ,

    .

    ,

    .

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    hielt, Gott gleich zu sein. Wenn das himmlische Wesen im Himmel blie-be, wrde sich fr uns Menschen berhaupt nichts ndern. Doch die-ses himmlische Wesen gibt seine himmlischen Privilegien auf und begibtsich auf die Erde. Der Philipperhymnus beschreibt einen Weg vom Him-mel auf die Erde und wieder in den Himmel zurck.

    Paulus unterstreicht nun in der irdischen Phase nicht die Lehre Jesu von ihr ist mit keinem Wort die Rede, sondern er unterstreicht den Tod,ja den Tod am Kreuz. Das ist es, was die Christinnen und Christen inden paulinischen Gemeinden interessiert; die Lehre Jesu mu da zurck-stehen. Es geht um die Erlsung der Menschen. Diese wird ermglichtdurch den Kreuzestod Jesu. Man spricht technisch von der Soteriologie.Darin steckt das Wort (sote. r), Erlser, Heiland. Erinnern Sie sichan das Mosaik aus Antiochien am Orontes mit der Aufschrift (soteri.a). Was die Menschen damals interessierte, war die Erlsung. Da-mit macht der Philipperhymnus ernst. Schlielich werden alle Menschenbekennen, da Jesus Christus der Herr ist.

    Interessant ist die Beobachtung, da Paulus in seiner Auslegung desPhilipperhymnus in v. ff. ausgerechnet auf die (soteri.a) abhebt.Das Thema dieses Hymnus ist die Erlsung. Diese wird beschafft durchdas vom Himmel gekommene Wesen, das den Kreuzestod freiwillig aufsich nimmt.

    Wir bergehen den Abschnitt III mit den Reiseplnen. Wir wundernuns nur darber, da es danach noch weitergeht. Normalerweise stehensolche Plne unmittelbar vor dem Briefschlu. Anders ist es hier im Phil-ipperbrief, wo sich nun noch Abschnitt IV anschliet.Abschnitt IV:

    Warnung vor

    den Hunden

    (,)

    Der bergangvon Abschnitt III zu Abschnitt IV ist hart und vllig unvorbereitet. Warder Ton bisher herzlich, so wird die Stimmung nun eisig, der Ton scharf.Man hat daher diesen Umschwung als Signal dafr interpretiert, da hier

    Das Mosaik ist abgebildet oben auf S. als Abb. . Auf die in der Forschung seit langem diskutierte Frage, ob wir es beim Philip-

    perhymnus mit einem christlichen Lied zu tun haben, das dem Paulus schon vor-lag, als er seinen Brief schrieb, oder ob es sich um einen Text handelt, den Pau-lus eigens fr diesen Brief konzipiert hat, kann ich im Rahmen dieser Vorlesungnicht eingehen. Wer sich dafr interessiert, mag zu meiner im Netz zugngli-chen Vorlesung ber den Philipperbrief aus dem Wintersemester / grei-fen: http://www.neutestamentliches-repetitorium.de/inhalt/philipper/Philipper.html (hier findet sich in auf den Seiten eine Diskussion die-ser Frage mit dem Ergebnis, da es besser ist, den Philipperhymnus als einen paulini-schen Text zu verstehen, der fr den Philipperbrief eigens erstellt worden ist, statt miteinem vorpaulinischen Lied zu operieren).

  • . Thessaloniki

    ein eigenstndiger neuer Brief einsetzt. Das wrde bedeuten, da der unsvorliegende Brief an die Philipper aus mehreren ursprnglich separatenBriefen sekundr zusammengearbeitet wurde. Wir lassen dieses Problemhier unbearbeitet und vertagen es, bis wir zur Korrespondenz des Paulusmit der Gemeinde in Korinth kommen.

    Was nun den Inhalt dieses Abschnitts angeht, so haben wir uns da-mit schon des fteren beschftigt, so vor allem im Zusammenhang mitder Brgerrechtsfrage und im Zusammenhang mit des Paulus jdischerVergangenheit. Daher halte ich es fr gerechtfertigt, diesen Abschnitthier zu bergehen.

    So interessant auch die beiden folgenden Abschnitte V und VI wren die Zeit reicht nicht, um sie zu besprechen. Wir schlieen daher unsereBetrachtung ber den Philipperbrief ab. Ich weise abschlieend nocheinmal auf das ganz besondere Verhltnis des Paulus zu dieser Gemeindehin (Stichwort: Lieblingsgemeinde) und eile zur nchsten Station weiter.

    . Thessaloniki

    a) Die Grndung der Gemeinde

    Der Weg die via Egnatia fhrt Paulus weiter von Philippi nachThessaloniki. Bitte werfen Sie in diesem Zusammenhang noch ein-mal einen Blick auf unsere Karte (Abbildung ) oben auf S. . Dortknnen Sie den Weg des Paulus verfolgen. Das Besondere ist: Obgleichdieser Weg ohne Alternative ist, erwhnt Lukas in Apg , Apg ,:

    Der Weg nach

    Thessaloniki

    zwei Zwi-schenstationen, in denen berhaupt nichts geschieht! Daran sehen wir:Lukas kennt sich in dieser Gegend besser aus als irgendwo sonst. DieStationen auf der via Egnatia flieen ihm in die Feder, auch wenn es aufsie im einzelnen gar nicht ankommt.

    Die Grndung der Gemeinde in Thessaloniki wird wesentlich krzerdargestellt als im Fall von Philippi (Apg ,). Paulus predigt drei Wo-chen hintereinander in der Synagoge von Thessaloniki (v. ). Wir fin-

    Damals ging es um das himmlische Brgerrecht, von dem Paulus in Phil ,spricht, vgl. oben S. .

    Dabei ging es um Phil ,b, vgl. oben S. . Zur Synagoge von Thessaloniki vgl. Christoph vom Brocke: Thessaloniki Stadt

    des Kassander und Gemeinde des Paulus. Eine frhe christliche Gemeinde in ihrerheidnischen Umwelt, WUNT /, Tbingen , S. .

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    Abbildung : Thessaloniki: Spolium in der Stadtmauer

    den auch hier das typische Schema der Apostelgeschichte: Paulus ver-sucht, bei der jeweiligen Synagoge vor Ort anzuknpfen und auf dieseWeise mit Interessierten in Kontakt zu kommen; hnlich war es in Phil-ippi, im pisidischen Antiochien und auch sonst.

    Die Predigt des Paulus (und des Silas, der hier eigens namentlich ge-nannt wird) ist erfolgreich: Zahlreiche Menschen aus dem Dunstkreisder Synagoge schlieen sich der neue entstehenden Gemeinde an (v. ).Das ruft den Neid der Juden hervor, die die Menschen in der Stadt ge-gen Paulus aufhetzen (v. ) und versuchen, den Paulus vor die oberstenBeamten der Stadt zerren. Als sie ihn nicht ausfindig machen knnen,soll Iason daran glauben: Er wird vor die Politarchen geschleppt (v. ).

    Der Text der oben Abb. abgebildeten Inschrift lautet:

    .

    Sie ist verzeichnet bei Charles Edson [Hg.]: Inscriptiones Thessalonicae et viciniae,Inscriptiones graecae Epiri, Macedoniae, Thraciae, Scythiae, Pars II, Fasciculus I, Ber-lin , Nr. .

    Zu diesem Abschnitt und vor allem dem gegen Paulus erhobenen Vorwurf vgl.meinen Aufsatz: Der andere Knig und sein Reich (Apg ,), in: Peter Pilhofer: Neuesaus der Welt der frhen Christen. Unter Mitarbeit von Jens Brstinghaus und JuttaFischer, WMANT , Stuttgart , S. .

  • . Thessaloniki

    Auch hier erweist sich Lukas als ganz ausgezeichnet informiert: Wie imFall von Philippi ist er in der Lage, diese stdtischen Beamten mit ihremkorrekten Titel zu benennen: Sie heien Politarchen. Iason vor den

    Politarchen

    Zwar kommen Iason und die andern gegen eine Kaution dann gleichwieder frei (v. ), aber der Aufenthalt des Paulus ist jh beendet: Er munach Beroia fliehen (v. ).

    b) Der . Thessalonicherbrief

    Damit kommen wir zum Brief des Paulus an die Thessalonicher, densogenannten . Thessalonicherbrief. Er heit erster Brief, weil derKanon des Neuen Testaments daneben auch noch einen zweiten Brief andie Thessalonicher enthlt, den sogenannten . Thessalonicherbrief. DieMehrheit der Forscher in Mitteleuropa hlt den . Thessalonicherbriefjedoch nicht fr paulinisch, d.h. er stammt nicht aus der Feder des Pau-lus und braucht uns daher im Rahmen dieser Vorlesung auch nicht zubeschftigen.

    Den Aufbau des Briefs kann man folgendermaen beschreiben:

    Prskript (,)

    Promium (,)

    Briefcorpus (,,)

    I. Teil: Die bisherige Geschichte des Paulus mit d. Thessalonichern(,,)

    . Die Predigt des Paulus in Thessaloniki (,)

    . Die Reaktion der Thessalonicher (,)

    Im griechischen Original heit es Apg ,: - , - .

    Im Fall des pisidischen Antiochien etwa vermochte Lukas die obersten Beamten derStadt nicht korrekt zu benennen.

    Zum . Thessalonicherbrief gibt es eine ganze Reihe neuerer Kommentare. OhneGriechischkenntnisse kann man gut verwenden: Eckart Reinmuth: Der erste Brief andie Thessalonicher, in: Nikolaus Walter, Eckart Reinmuth und Peter Lampe: Die Brie-fe an die Philipper, Thessalonicher und an Philemon, NTD /, Gttingen . MitGriechisch: Gnter Haufe: Der erste Brief des Paulus an die Thessalonicher, ThHK/I, Leipzig .

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    . Des Paulus Wunsch, die Gemeinde wiederzusehen (,)

    . Die Sendung des Timotheus nach Thessaloniki (,)

    . Die Reaktion des Paulus auf die Nachrichten aus Thessaloniki(,)

    . Der abschlieende Gebetswunsch (,)

    II. Teil: Parnese (,,)

    . Einleitung (,)

    . Der Wille Gottes (,)

    . Die Bruderliebe (,)

    . Das Schicksal der Entschlafenen (,)

    . ber Zeiten und Fristen . . . (,)

    . Abschlieende Mahnungen (,)

    Eschatokoll (,)

    Der Thessalonicherbrief hat im bisherigen Verlauf dieser Vorlesungnoch keine groe Rolle gespielt. Wir haben nur im Zusammenhang mitdem Beruf des Paulus auf die Passage Thess , Bezug genommen, wodavon die Rede ist, da Paulus seinen Lebensunterhalt mit seiner HndeArbeit verdient.

    Nach der am weitesten verbreiteten Chronologie ist der . Thessaloni-cherbrief der lteste Brief des Paulus der lteste, der sich erhalten hat,mu man einschrnkend hinzufgen. Er stammt aus dem Jahr undist in Korinth geschrieben worden.

    Das Prskript unseres BriefesDas PrskriptThess ,

    ist sehr kurz gehalten, krzer als das desPhilipperbriefs und sehr viel krzer als das des uns ebenfalls schon be-kannten Galaterbriefs: Neben Paulus werden als Mitabsender Silvanusund Timotheus genannt. Die Adressaten werden als die Gemeinde derThessalonicher bezeichnet.

    Bemerkenswert ist das PromiumDas PromiumThess ,

    , das von v. bis v. reicht. Paulusbehauptet, da die Gemeinde von Thessaloniki schon weltweit bekanntsei und begrndet das folgendermaen: Sie nmlich berichten von uns,

    Vgl. dazu oben, S. . Im griechischen Original lautet ,: -

    .

  • . Thessaloniki

    Abbildung : Ansicht von Thessaloniki

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    welche Aufnahme wir bei euch fanden, und wie ihr euch abgewandt habthin zu Gott, weg von den Gtzen, um dem lebendigen und wahren Gottzu dienen.

    Eine eindrucksvolle Parallele zu dieser paulinischen Aussage findet sichin der Apostelgeschichte. Im Rahmen der sogenannten ersten Missions-reise (Apg ) gelangen Barnabas und Paulus auch nach Lystra (Apg,). Dort heilt Paulus einen Lahmen (Apg ,). Dieses Wundermacht einen solchen Eindruck, da die Lykaonier Paulus und Barnabasfr auf die Erde gekommene Gtter halten. Barnabas, meinen sie, seiZeus, Paulus dagegen Hermes (Apg ,). Als sie nun gar Vorbereitun-gen zu einem Opfer treffen, ergreift Paulus das Wort, um sie von ih-rem Vorhaben abzubringen (Apg ,ff.). Er sagt, auch Barnabas und erselbst seien Menschen, wie auch die Lykaonier, und sie seien gekommen,ihnen die frohe Botschaft zu bringen, sich von diesen nichtigen [Gt-tern] abzuwenden hin zum lebendigen Gott (Apg ,). Hier habenwir eine wrtliche bereinstimmung mit unserer Stelle im . Thessaloni-cherbrief.

    Die Frage ist, was man daraus fr Schlsse ziehen kann. Normalerwei-se liest man in diesem Zusammenhang, Paulus benutze in Thess ,b+eine traditionelle Formel, die dann auch der Stelle in Apg zugrundelge. Zum Vergleich zieht man dann auerdem noch Apg , undHebr , heran. Indessen gibt es zwischen den genannten Texten und,b. so tiefgreifende Unterschiede, da man keinesfalls von einem ih-nen gemeinsam zugrunde liegenden Schema sprechen kann, meint da-gegen Traugott Holtz.

    Die Frage bedrfte einer eingehenderen Untersuchung, die ich hiernicht durchfhren will. Jedenfalls haben wir es in v. b mit einem Rck-blick auf das Geschehen zu tun, das sich beim Grndungsaufenthalt desPaulus in Thessaloniki abspielte. Genauer gesagt, mit dem . Teil diesesRckblicks, denn der spezifisch christliche . Teil folgt dann erst in v. .Die Ausdrucksweise in v. b nmlich knnte genauso gut einen bertrittvom Heidentum zum Judentum charakterisieren wie einen vom Heiden-tum zum Christentum. Fr die christliche Gemeinde in Thessaloniki

    Im griechischen Original lautet , wie folgt: , .

    Traugott Holtz: Der erste Brief an die Thessalonicher, EKK XIII, Zrich/Braun-schweig/Neukirchen-Vluyn , S. .

  • . Thessaloniki

    ergibt sich aus v. b: Es handelt sich um Menschen, die zuvor Heiden,nicht Juden waren. Mag der eine oder die andere zuvor schon mit demJudentum sympathisiert haben Juden sind es jedenfalls nicht gewesen,die da von Paulus zum christlichen Glauben bekehrt worden sind, dennvon einem Juden kann man auf gar keinen Fall sagen, er habe sich vonden heidnischen Gtzen abgewandt.

    ZwischenergebnisWir kommen daher zu einem sehr interessanten Zwischenergebnis: Dieneue Gemeinde in Thessaloniki war eine heidenchristliche Gemeinde. Dieswird im brigen auch durch die Beobachtung besttigt, da der gesamteBrief nicht ein einziges Zitat aus dem Alten Testament enthlt (ganz an-ders als beispielsweise der Galaterbrief, in dem es vor alttestamentlichenZitaten nur so wimmelt): Bei den Christinnen und Christen in Thessa-loniki konnte Paulus offenbar nicht mit einer Kenntnis der Septuagintaoder gar der hebrischen Bibel rechnen.

    * * *

    Wir II. Abschnitt,,bergehen den I. Abschnitt, der die Kapitel und umfat,und wenden uns sogleich dem II. Abschnitt zu, der den erstenThessalonicherbrief berhmt gemacht hat. Hier uert sich Paulus nm-lich erstmals zur Frage des Verlaufs der Parusie. Das Schicksal

    der

    Entschlafenen

    (,)

    Wir kommen damitzu dem Teil unseres Briefes, der seit jeher die Aufmerksamkeit aller Lese-rinnen und Leser in ganz besonderer Weise auf sich gezogen hat. Fhrteder . Thessalonicherbrief als solcher jahrzehntelang ein Schattendasein,so ist ,ff. doch immer gelesen worden. Der Grund dafr liegt aufder Hand: Paulus behandelt hier das Parusiegeschehen in einer Ausfhr-lichkeit wie nirgendwo sonst in seinen Briefen. Wer sich fr die Parusieinteressiert, sieht sich also zuerst und vor allem an den Abschnitt ,ff.gewiesen. Was die Abgrenzung angeht, so ist ohne Zweifel , ein insich geschlossener Text. Die beiden Rahmenverse und sprechen dieGemeinde unmittelbar in ihrer Gegenwart an: Unterricht ber die Ent-schlafenen, damit nicht hoffnungslose Trauer erstarren macht, gegensei-tiger Zuspruch. Dazwischen steht ein Stck, das gleichsam dogmatischeBelehrung enthlt, Dogmatik als Paraklese.

    Das Folgende nach meiner Erlanger Vorlesung ber den . Thessalonicher-brief, die im Netz unter http://www.neutestamentliches-repetitorium.de/inhalt/1thess/1thess.html zugnglich ist (Fassung vom Sommersemester ).

    Traugott Holtz, a.a.O., S. .

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    Die Predigt des Paulus in Thessaloniki mu die Parusie als unmittel-bar bevorstehend dargestellt haben. Noch zur Zeit der Abfassung sei-nes Briefes spricht Paulus ganz unbekmmert von sich und den Thes-salonichern als solchen, die die Parusie erleben werden (v : wir, dieLebenden usw.). Diese Aussagen erscheinen umso khner, als einigeThessalonicher mittlerweile verstorben sind: Sie haben die Parusie nichtmehr erlebt! Dies hatte man in Thessaloniki nicht erwartet. Der Tod eini-ger Christinnen oder Christen war in dem eschatologischen Fahrplannicht vorgesehen gewesen. Umso grer mu man sich das Entsetzen

    Was geschieht

    mit den

    Verstorbenen?

    vorstellen, das in der Gemeinde von Thessaloniki nach diesen Todesfl-len um sich gegriffen hat. Was ist mit den Entschlafenen bei der Parusie das war die Frage, die die Thessalonicher dem Paulus gestellt hatten. Undauf diese Frage antwortet Paulus:

    Wir wollen euch aber nicht im Ungewissen lassen, Brder, berdie Entschlafenen, damit ihr nicht betrbt seid wie die brigen, die keineHoffnung haben. Wenn wir nmlich glauben, da Jesus gestorbenund auferstanden ist, so wird Gott auch die Entschlafenen durch Jesusmit ihm fhren. Denn dies sagen wir euch mit einem Wort desHerrn: Wir, die Lebenden, die briggebliebenen bis zur Ankunft desHerrn, werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen; denn derHerr selbst, wenn der Befehlsruf erschallt, bei der Stimme des Erzengelsund bei der Posaune Gottes, wird herabsteigen vom Himmel, und dieToten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir,die Lebenden, die briggebliebenen, zusammen mit ihnen fortgerissenwerden in Wolken zur Begegnung mit dem Herrn in der Luft; und sowerden wir immer mit dem Herrn sein. So trstet einander mitdiesen Worten.

    In bezug auf diese Entschlafenen formuliert Paulus sein: Wir wol-len euch nicht im Ungewissen lassen, Brder (v. a). Das bedeutet

    Im griechischen Original lauten die Verse Thess , folgendermaen: , , ,

    . - , . , , , , , - . .

  • . Korinth

    doch: Momentan d.h. bevor Paulus seinen Brief an die Thessalonicherschreibt sind sie im Ungewissen. Daraus knnen wir einen konkretenRckschlu auf die Missionspredigt des Paulus in Thessaloniki ziehen:Diese Missionspredigt enthielt keinen Paragraphen ber die Auferstehungder Toten! Wir knnen davon ausgehen, da Paulus bei seiner Anwe-senheit in Thessalonich ber Auferstehung der Toten nichts gesagt hat.Anzunehmen, da die Gemeinde das inzwischen vergessen htte, mu-tet einigermaen abenteuerlich an.

    Dies erscheint ziemlich berraschend, umso mehr aus unserer heutigenPerspektive, wo doch nicht wenige Christen wie auch Nichtchristen die Auferstehung fr ein oder sogar das zentrale christliche Thema halten.Diese Ansicht wird durch die Briefe des Paulus nicht ohne weiteres unter-sttzt: Auffllig ist . . . , wie selten Paulus in seinen Briefen von der Auf-erstehung der Toten spricht. Durchweg geschieht das ganz beilufig undohne besondere Betonung. Die Vorstellung fliet in andere Ausfhrun-gen mit ein, ohne doch ein Eigengewicht zu bekommen. Was Paulusden Thessalonichern bei seinem Grndungsaufenthalt verkndigt hatte,war die Parusie, nicht aber die Auferstehung der Toten. Die Vorstellungvon der Auferstehung der Toten ist . . . zwischeneingekommen. Damitsoll nicht gesagt sein, da sie (als jdische, weltanschauliche Vorgege-benheit) nicht immer vorhanden war. Bei der Naherwartung der Parusiewar sie aber als christliche Vorstellung unntig; und als solche kommtsie erst spter zwischenein. Paulus bringt sie hier zur Geltung, um dieGemeinde in Thessaloniki zu trsten, damit, wie er sagt, ihr nichtbetrbt seid wie die brigen, die keine Hoffnung haben (v. b).

    . Korinth

    a) Der Weg nach Korinth

    ber den Weg von Thessaloniki nach Korinth haben wir den Berichtder Apostelgeschichte, die Paulus erst nach Beroia und von dort aufdem Landweg nach Athen und weiter nach Korinth ziehen lt. Athen

    Willi Marxsen: Der erste Brief an die Thessalonicher, ZBK ., Zrich , S. .Fr Nutzer ohne Griechisch bietet der Marxsensche Kommentar eine Alternative zudem oben genannten Kommentar von Eckart Reinmuth (vgl. o. Anm. ).

    Willi Marxsen: Auslegung von Thess ,, ZThK (), S. ; hierS. .

    Willi Marxsen, a.a.O., S. .

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    ist in Apg DieAreopagrede

    Apg

    eine wichtige Zwischenstation, wo zwar keine neue Gemein-de gegrndet, aber auf dem Areopag die gleichnamige Rede gehaltenwird, ein Hhepunkt des gesamten Buches.

    Sie knnen diesen Weg auf der Karte auf der gegenberliegenden Seite(Abb. ) verfolgen: Paulus wrde von Thessaloniki sich nach Westen ge-wandt haben (auf der uns schon bekannten via Egnatia); in Pella, der al-ten Hauptstadt Makedoniens, htte er die via Egnatia verlassen, um nachSdwesten abzubiegen. Auf diese Weise wre er nach Beroia gelangt, demSitz des Provinziallandtags. Im ersten Jahrhundert war Beroia die wich-tigste Stadt Makedoniens nach der Hauptstadt Thessaloniki. Nachdemauch dort Probleme aufgetreten waren, ist Paulus nach Lukas dann vondort nach Athen weitergereist (Apg ,).

    Diese RouteDie Route nachAlfred Suhl

    hat Alfred Suhl in seinem Paulusbuch in Frage gestellt.

    Suhl zufolge ist Paulus nicht in Pella von der Trasse der via Egnatia abge-wichen, sondern ihr weiter gefolgt, bis er ihren Endpunkt an der Adriaerreicht hatte: Tatschlich drfte Paulus aber von Thessalonich aus aufder Via Egnatia weiter nach Westen gereist sein. Dyrrhachium und Au-lona, die beiden Endpunkte dieser Strae, die ber die Via Appia mitdem Endpunkt Brundisium Rom mit dem Osten verband, sind diebedeutendsten Stdte der Landschaft Illyris Graeca!

    Die Suhlsche These pat sehr gut zu dem von mir in dieser Vorlesungbehaupteten Drang des Paulus nach Westen, d.h. nach Rom und weiternach Spanien. Trifft die Suhlsche These zu, so hatte sich Paulus schonim Jahr von Thessaloniki nach Rom auf den Weg gemacht.Das

    Claudiusedikt

    Apg ,

    Da wurdeer von der Nachricht berrascht, da der Kaiser Claudius alle Juden ausRom vertrieben habe.

    Unter diesen Umstnden wollte er die Reise dann doch nicht wagen:Er bog an der Westkste Griechenlands nach Sden ab und kam nachKorinth. (Diese Hypothese schliet einen Aufenthalt in Athen, wie ihnLukas in Apg berichtet, nicht aus, da Athen sozusagen auf dem Wegnach Korinth liegt auch dann, wenn man an der Westkste Griechen-lands nach Sden reist.) Diese Route pat sehr gut zu einer ansonstenrecht rtselhaften Stelle im . Thessalonicherbrief, mit der wir uns bisher

    Alfred Suhl: Paulus und seine Briefe. Ein Beitrag zur paulinischen Chronologie,StNT , Gtersloh .

    Alfred Suhl, S. ; Suhl bezieht sich bei seiner Argumentation auf die Stelle Rm,, wonach Paulus den Osten vllig abgegrast hat und zwar im Kreis von Jerusalembis nach Illyrikon ( - ).

  • . Korinth

    Abbildung : Der Verlauf der Via Egnatia

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    noch nicht befat haben. In Thess , ist nmlich davon die Rede, daPaulus ein- oder zweimal versucht habe, nach Thessaloniki zurckzukeh-ren. Dies ist recht sinnlos, wenn man den Verlauf der Reise nach Apg annimmt: Paulus htte in diesem Fall umkehren mssen. Ganz an-ders verhlt es sich jedoch, wenn Paulus an der Westkste Griechenlandsentlang nach Sden reiste: Da bot sich mehrfach die Mglichkeit, nachOsten abzubiegen, um Thessaloniki zu erreichen.

    Alle Beobachtungen sprechen dafr, da Paulus von Thessalonich ausursprnglich Rom hat erreichen wollen, dieser Plan aber durchkreuztwurde und Paulus deswegen nach Sden auswich, um nach Korinth zuziehen.

    b) Die Grndung der Gemeinde von Korinth

    ber die Grndung der Gemeinde von Korinth und den ersten Auf-enthalt des Paulus in dieser Stadt unterrichtet uns Lukas in Apg ,. In Korinth angekommen (laut Lukas, Apg ,, von Athen aus) trifftPaulus auf das jdische Ehepaar Aquila und Priscilla, das wegen des obenerwhnten Claudius-Edikts Rom hatte verlassen mssen (v. ). Paulus,der denselben Beruf ausbt, tut sich mit ihnen zusammen (v. ). Pau-lus beginnt sogleich, in der jdischen Synagoge zu predigen (v. ) undzwar Juden sowohl als auch Griechen.

    Bald stoen auch die Mitarbeiter Timotheus und Silvanus aus Make-donien dazu (v. ), und es beginnt eine erfolgreiche Missionsttigkeit un-ter Juden wie Griechen. Namentlich genannt als erste Glieder der neuenGemeinde werden Titius Iustus (v. ) und der Synagogenvorsteher Cris-pus (v. ) und sein ganzes Haus. In v. umreit Lukas ausdrcklichden zeitlichen Rahmen des korinthischen Aufenthalts, wenn er sagt: Erblieb aber ein Jahr und sechs Monate (in Korinth) und lehrte bei ihnen

    In Thess , heit es: , , .

    Alfred Suhl, a.a.O., S. . Zum Beruf des Paulus vgl. oben Kapitel II, S. . Apg , lautet: ,

    .Eine Synagoge ist in Korinth auch epigraphisch belegt, wie wir sogleich sehen wer-

    den. Im griechischen Original lautet Apg ,: -

    , .

  • . Korinth

    das Wort Gottes. Diese Bemerkung verbunden mit dem im folgendenVers genannten Statthalter Gallio erlaubt eine Datierung des Lebens desPaulus in groben Zgen. Ihr wollen wir uns daher in einem besonderenAbschnitt jetzt zuwenden.

    c) Der Statthalter Gallio und die paulinische Chronologie

    In Apg , berichtet Lukas von einer Anklage des Paulus bei demStatthalter von Achaja mit Namen Gallio. Mit den Einzelheiten brau-chen wir uns im Rahmen dieser Vorlesung nicht zu beschftigen. Unsgengt vielmehr die Feststellung, da die Wirksamkeit des Paulus in Ko-rinth sich mit der Amtszeit des Gallio ebendort berschneidet.

    Um das zu verstehen, bedarf es der folgenden Hintergrundinformatio-nen: In der Kaiserzeit unterscheidet man zwei verschiedene Sorten vonProvinzen, solche, die dem Kaiser direkt zugedordnet sind, und solche,die der Senat verwaltet. Die Provinz Achaia, die uns hier interessiert (sieentspricht in etwa der heutigen Ausdehnung Griechenlands, wenn manvon den nrdlichen Bezirken Epirus und Makedonien einmal absieht),war damals eine senatorische Provinz. Der Statthalter wechselt Jahr frJahr. Wenn also Paulus dort mit Gallio zusammengetroffen ist, so mu erim Amtsjahr des Gallio in Korinth gewesen sein. Wenn wir also heraus-finden knnen, wann Gallio Statthalter von Achaia war, gewinnen wirauf diese Weise das einzige feste Datum im Leben des Paulus.

    Nun sind wir in der glcklichen Lage, das Amtsjahr des Gallio Das Amtsjahrdes Gallio

    ziemlichgenau bestimmen zu knnen. Unser Gallio, mit vollem Namen Luci-us Iunius Gallio Annaeanus, ist der ltere Bruder des Ihnen gewi be-kannten Philosophen Seneca. Er wurde von Iunius Gallio adoptiert undnahm diese Namensbestandteile die ihn von seinem Bruder Lucius An-naeus Seneca unterscheiden in seinen Namen auf. Er kam wohl zurZeit des Kaisers Caligula in den Senat und war um n.Chr. Praetor inRom. Eine Inschrift aus Delphi erlaubt uns nun, seine Statthalterschaft

    Im griechischen Original lautet Apg ,: - .

    Eine genauere Darstellung bietet mein Buch: Peter Pilhofer: Das Neue Testamentund seine Welt. Eine Einfhrung, UTB , Tbingen , in (das sind dieSeiten ); im Internet kann man den Text von Jens Brstinghaus heranziehen, dernoch grndlicher vorgeht: http://www.neutestamentliches-repetitorium.de/inhalt/Inschrift/gallio/gallio.html (hier die editio maior).

    Vgl. dazu die (allzu knappen) Informationen im Artikel L.I.Gallio AnnaeanusNr. II , DNP (), Sp. .

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    in Achaia auf das Jahr / zu datieren. Die Einzelheiten des Verfahrensknnen wir im Rahmen dieser Vorlesung nicht besprechen.

    Wir knnen also als Ergebnis formulieren:Paulus war /in Korinth

    Paulus war in den Jahren und in Korinth. Damit ist etwa der . Thessalonicherbrief auf das Jahr fest datiert.

    Damit gewinnen wir das einzige absolute Datum fr die Chronologieder Biographie des Paulus. Von hier aus kann man dann vorwrts undrckwrts weiterrechnen, um die brigen Ereignisse einem bestimmtenJahr zuweisen zu knnen. In der Literatur gibt es eine ganze Reihe von-einander abweichender Versuche, dies zu tun. Das brauchen wir hier imeinzelnen zum Glck nicht verfolgen. Ich drucke Ihnen im folgendeneine Mglichkeit ab, die Paulus-Chronologie zu konstruieren. Sie solltenzum Vergleich etwa die von Becker vorgeschlagene Chronologie heran-ziehen, die mit der in dieser Vorlesung vorgeschlagenen Rekonstruktionfreilich nicht in allen Einzelheiten bereinstimmt.

    Wer sich fr die Einzelheiten interessiert, sei auf die grundlegende Darstellungbei Adolf Deissmann verwiesen: Paulus. Eine kultur- und religionsgeschichtliche Skiz-ze. Mit je einer Tafel in Lichtdruck und Autotypie sowie einer Karte: Die Welt desApostels Paulus, Tbingen , S. : Beilage : Der Prokonsulat des L. JuniusGallio. Deissmann bietet auch eine Abbildung Die Gallio-Inschrift von Delphi alsFrontispiz. Er kommt zu dem Ergebnis:

    Die Schlufolgerungen fr die paulinische Chronologie sind leicht zu ziehen. HatGallio sein Amt rund im Mittsommer angetreten, und hat die Anklage der Judengegen Paulus bald nachher stattgefunden, so ist Paulus, der bis dahin rund Monatein Korinth gearbeitet hatte, in den ersten Monaten des Jahres nach Korinth gekommenund hat Korinth im Sptsommer des Jahres verlassen. (S. das Kursive im Origi-nal gesperrt gedruckt.)

    Jrgen Becker, a.(Anm. )a.O., S. .

  • . Korinth

    Wann? Geburt des Paulus in Tarsos

    Paulus in Damaskus als Christenverfolger

    Berufung; Mission in der Arabia

    / Erster Besuch in Jerusalem bei Petrus

    / Beginn der Wirksamkeit in Kilikien und Syrien

    / Beginn der Wirksamkeit in Antiochien am Orontes

    / Zweiter Besuch in Jerusalem: Apostelkonvent

    Der sogenannte Antiochenische Zwischenfall

    / Selbstndige Mission im gischen Raum

    / Philippi und Thessaloniki

    Korinth

    / Ephesos und die Asia

    / Reise ber Troas und Makedonien nach Korinth

    / Reise von Korinth nach Jerusalem

    Festnahme in Jerusalem

    Paulus als Gefangener in Rom

    Die erste Missionsreise ist entweder unmittelbar vor oder unmittelbar nach demApostelkonvent einzuordnen, vgl. die Diskussion oben in diesem Kapitel S. .

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    Exkurs: Die Stdte des Paulus: . Korinth

    Als letzte Stadt des Paulus haben wir vor vierzehn Tagen Philippi be-sprochen. Thessaloniki htte man auch in diese Reihe aufnehmenknnen aus Zeitgrnden war das leider nicht mglich. Die Stadt Ko-rinth allerdings darf man auf gar keinen Fall bergehen, weil sie ausmehreren Grnden von herausragender Bedeutung fr Paulus ist. Da-fr sprechen zunchst die Lnge des Aufenthalts in dieser Stadt Lukasbeziffert die Dauer allein des Grndungsaufenthalts auf mehr als Mo-nate und die Intensitt der Beziehungen. Dafr spricht aber vor allemdie Tatsache, da von der Korrespondenz des Paulus mit dieser Gemein-de zwei lange Briefe mit insgesamt Kapiteln erhalten sind: ber keineGemeinde des Paulus wissen wir auch nur annhernd so gut Bescheidwie ber die Gemeinde in Korinth.

    Die Lage der Stadt Korinth ist dadurch gekennzeichnet, da sie anzwei Meeren liegt und demnach auch zwei Hfen aufzuweisen hat (vgl.dazu die Karte Abb. auf der folgenden Seite ). Vom Osten dergis her kommend fhrt man in den Saronischen Golf und gelangtzum stlichen Hafen Korinths mit Namen Kenchreai.. Vom Westen der Adria her kommend gelangt man in den Golf von Korinth undlandet im nrdlichen Hafen mit Namen Lechaion. Schon lange vor derZeit des Paulus ist der Golf von Korinth durch den sogenannten Diolkosmit dem Saronischen Golf verbunden worden, einen gepflasterten Weg,auf denen Schiffe von einem zum andern Golf geschleift werden konn-ten. Reste dieses seit teilweise freigelegten Weges kann man heutenoch besichtigen. Schon in der Antike ist mehrfach der Durchstich desIsthmos von Korinth geplant worden der Kaiser Nero hat ihn sogarin Angriff genommen. Der heutige Kanal von Korinth ist in den Jah-ren bis gebaut worden, fr heutige Schiffe aber schon wiederzu schmal! Wenn Sie einmal von Venedig nach Izmir reisen, haben Sievielleicht Glck und fahren durch diesen faszinierenden Kanal.

    Dieser Hafen spielt im Neuen Testament eine Rolle, weil hier Paulus nach Lukassich nach Ablegung eines Gelbdes Richtung Syrien einschiffte (Apg , heit es: , , , ).

    Spter gab es eine eigene Gemeinde in Kenchreai, deren Diakonin Phoibe in Rm, empfohlen wird: , [] - .

  • . Korinth

    Abbildung : Die Umgebung von Korinth

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    Schon in klassischer Zeit war Korinth eine bedeutende Stadt. Diegriechische StadtZerstrung

    durch die

    Rmer

    v.Chr.

    wurde im Jahr v.Chr. von den Rmern zerstrt.Although the Romans had sacked the city, the destruction of its buil-dings was far from complete. While many had suffered from neglect, ifnot willful destruction, most still stood during this period. The city waslargely deserted, although some descendants of the old Corinthians stilllingered like ghosts among its ruins.

    Fr uns ist das rmische KorinthDurch Caesarneu gegrndet

    v.Chr.

    von Interesse, das im Jahr v.Chr.von Caesar als Kolonie neu begrndet wurde: Shortly before his deathin March of B.C., Julius Caesar ordered the colonization of Corinthand of Carthage, which had also been destroyed by Roman forces in B.C. Both cities were destined to flourish once again as commercialcenters, as they had in the past. Caesar probably had many reasons to re-found Corinth. Most of Corinths colonists were from Romes freedmanclass, urban plebs, and Caesars veterans. By removing part of these po-litically disaffected and volatile groups from Rome, he probably earnedthe gratitude of many in the capital.

    Nach dem Namen des Neugrnders wurde die Stadt Colonia LausIulia CorinthiensisColonia Laus

    IuliaCorinthiensis

    genannt. Die rmische Stadt nahm einen schnellenAufschwung und wurde in krzester Zeit die bedeutendste und grteStadt von ganz Griechenland. After Rome itself, Athens, Jerusalem, andperhaps Antioch, we know more of human interest that occurred therethan for almost any other Roman city. For this, we must thank our sour-ces: Strabo, Plutarch, Pausanias, Apuleius, and, above all, Saint Paul. Incriticizing, cajoling, exhorting, and in loving them, Pauls letters to hisCorinthian congregation have left a vivid impression of an ancient urbanpopulation its values, beliefs, fears, and hopes that is unmatched forany other city except Rome.

    Die Besonderheit dieser Stadt und das ist fr Paulus ein Novum ist die Tatsache, da sie gleichzeitig Hauptstadt der Provinz Achaia und

    Grundlegend fr das klassische Korinth ist die Darstellung von J.B. Salmon:Wealthy Corinth. A History of the City to BC, Oxford (Nachdr. und).

    Donald Engels: Roman Corinth. An Alternative Model for the Classical City, Chi-cago und London , S. .

    Donald Engels, a.a.O., S. f. Donald Engels, a.a.O., S. .

  • . Korinth

    Abbildung : Die Inschrift des Erastus

    rmische Kolonie ist. So etwas kann sich Paulus auf gar keinen Fall ent-gehen lassen!

    Wieder finden wir also Paulus in einer rmischen Kolonie der lte-sten, die er besucht hat. Denn whrend Philippi, Alexandria Troas unddas pisidische Antiochien Grndungen des Augustus waren, handelt essich in Korinth um eine Grndung Caesars. Wie in den andern Kolo-nien auch, lag die Verwaltung der Stadt in den Hnden von duumviriiure dicundo, den Brgermeistern. Was die Finanzen angeht, so stan-den diesen Brgermeistern zwei aediles zur Seite, die ebenfalls vielfachinschriftlich bezeugt sind. Einer dieser Aedilen wurde spter Mitglied dervon Paulus gegrndeten christlichen Gemeinde.

    [. . . ] Erastus pro aedilit[at]evacat s(ua) p(ecunia) stravit.

    Erastus hat fr die dilittauf eigene Kosten (den Platz) pflastern lassen.

    In Makedonien mute Paulus zwei Stdte aufsuchen, um dies zu erreichen: Phil-ippi als rmische Kolonie und Thessaloniki als Hauptstadt der Provinz Macedonia Korinth bot ihm beides in einer Stadt. Auch die anderen Provinzhauptstdte, in de-nen Paulus ttig war Antiochien am Orontes und spter dann Ephesos , warennicht zugleich rmische Kolonien.

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    Die Inschrift befindet sich heute noch in situ, vor dem Theater. Eshandelt sich um Vertiefungen in den Steinplatten, in denen einst bron-zene Buchstaben eingelassen waren. Die bronzenen Buchstaben sind ver-schwunden Bronze kann man leicht einschmelzen , die Vertiefungenhaben sich ber Jahre erhalten. Sie informieren uns ber die Wohl-tat des Erastus, der auf eigene Kosten s(ua) p(ecunia) den Platz hat pfla-stern lassen. Fr uns besonders wertvoll ist die Information in Zeile derInschrift, wo es heit, er habe dies pro aedilit[at]e getan, d.h. fr die ihmverliehene Aedilenwrde. Unser Erastus ist also in Korinth zum Aedilgewhlt worden, und er hat im Gegenzug diesen Platz auf eigene Kostenpflastern lassen.

    Dieser Aedil ist fr die Biographie des Paulus von Bedeutung, weilauch in der paulinischen Gemeinde von Korinth ein Mann namens Era-stus Mitglied war, wie wir aus dem Rmerbrief erfahren, wo es in ,heit: Es grt euch Gaius, mein Gastgeber, der auch der Gastgeber derganzen Gemeinde ist, es grt euch Erastus, der Oikonomos der Stadt,und der Bruder Quartus. Viel spricht dafr, da das griechische WortOikonomos, das Paulus hier verwendet, fr die lateinische Bezeichnungaedilis steht. Aus Korinth lt also der Aedil Erastus die Gemeinde inRom gren. Recht wahrscheinlich ist dann die These, dieser Erastusaus Rm , sei mit dem unsrer Inschrift aus Korinth identisch.

    * * *

    Korinth erscheint in der Apostelgeschichte als Provinzhauptstadt derProvinz Achaia. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang,da der Statthalter Gallio seinen Amtssitz in Korinth hat. Dieser Statt-halter lehnt es ab, einen Proze gegen Paulus zu erffnen. In Apg , istin diesem Zusammenhang von einem Bema () die Rede. Ein solches(eine rostra) ist bei den amerikanischen Ausgrabungen zu Tage gefrdertworden (vgl. die Abbildung auf der folgenden Seite). Die Frage, obman die Aussage aus Apg , im topographischen Sinne verstehen und

    Der Text ist publiziert bei John Harvey Kent [Hg.]: The Inscriptions ,Corinth. Results of Excavations Conducted by the American School of Classical Stu-dies at Athens, Volume VIII, Part III, Princeton , Nr. = S. f.

    Zur Interpretation der Inschrift, insonderheit des pro aedilit[at]e, ergaben sich beider Diskussion in situ in Korinth am . Oktober interessante Aspekte, die hierbei der dritten Auflage einzuarbeiten sein werden.

    Im griechischen Original: -. .

  • . Korinth

    Abbildung : Das Bema von Korinth (zu Apg ,)

    dann auf das bei den Ausgrabungen zutage gekommene Gebude bezie-hen kann, ist von Anfang an umstritten gewesen.

    Die Tatsache, da Lukas den Namen des Statthalters, Gallio, nennt,ermglicht die Berechnung des Zeitraums, in dem Paulus sich in Korinthaufhielt (nach der wahrscheinlichsten Rechnung handelt es sich um dieJahre ).

    Auch in Korinth beginnt Paulus seine Verkndigung (vgl. Apg ,)in der Synagoge wie wir es auf der zweiten Missionsreise von Philippi,Thessaloniki, Beroia und Athen gewohnt sind. Die Synagoge von Ko-rinth ist epigraphisch und archologisch bezeugt, allerdings nur durchEinzelfunde (das Gebude als solches ist noch nicht identifiziert). Der

    Bei unserer Exkursion im Oktober in Korinth hei diskutiert . . . Schon Erich Dinkler: Das Bema zu Korinth. Archologische, lexikographische,

    rechtsgeschichtliche und ikonographische Bemerkungen zu Apostelgeschichte ,, ursprnglich publiziert im Jahr , dann, durch einen Nachtrag ergnzt in: ders.:Signum Crucis. Aufstze zum Neuen Testament und zur Christlichen Archologie,Tbingen , S. , der zu dem Ergebnis kommt: Es ist hier [in Apg ,ff.]nicht von einer Rednertribne im allgemeinen Sinne die Rede, sondern vom Platz desRichters (S. ) und: Wir wissen nicht und knnen schlechterdings nicht herausfin-den, wo der Bericht von Apg lokalisierbar ist (S. ), denn: Die Sprache machtdeutlich, da in der Aussage der Apg , . . . ein prozerechtlicher Begriff aufgenom-men ist, der nicht topographisch (sc. im Sinne von rostra) zu verstehen ist (ebd.).

    Zur paulinischen Chronologie, die man aufgrund dieses festen Datums konstru-ieren kann, vgl. oben S. .

    Die folgende Erweiterung des Exkurses zu Korinth ist aus meiner Einfhrungs-vorlesung im Sommersemester die ebenfalls im Netz zugnglich ist herber-genommen.

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    Abbildung : Die Synagogen-Inschrift aus Korinth

    wichtigste dieser Einzelfunde ist eine Inschrift, die heute im Museum inKorinth aufbewahrt wird.

    []. []

    Die grundlegende Publikation der Inschrift finden Sie in dem amerikani-schen Grabungsband. Wenn man genau sein will, sollte man nicht mitSynagoge der Juden, sondern mit Synagoge der Hebrer bersetzen.Die Datierungsvorschlge fr den Stein differieren: Im (alten) CIJ wirdunter Nummer st bc st ac vorgeschlagen, was nach meinemEindruck allzu frh ist (die Datierung erfolgt ausschlielich aufgrundder Buchstabenformen). Elliger dekretiert: Die ungewhnliche Bezeich-nung fr die Juden lt auf ein relativ hohes Alter schlieen, jedoch wre

    Benjamin Dean Meritt [Hg.]: Greek Inscriptions , Corinth. Results ofExcavations Conducted by the American School of Classical Studies at Athens, Volu-me VIII, Part I, Cambridge/Mass. ; hier die Nummer .

    Vgl. auerdem noch SEG XVII () sowie die neue Ausgabe der jdischenInschriften Griechenlands (David Noy/Alexander Panayotov/Hanswulf Bloedhorn: In-scriptiones Judaicae Orientis, Band I: Eastern Europe, Texts and Studies in AncientJudaism , Tbingen , Ach = S. ), die was die Datierung angeht ins andere Extrem verfllt: Although it is extremely difficult to date such a short andfragmentary inscription, it seems that the inscription could not be dated before therd century CE (S. ).

  • . Korinth

    das . Jh. n. Chr. die frhstmgliche Datierung woher er diese Si-cherheit nimmt, bleibt unerfindlich, insbesondere verzichtet er ja leiderdarauf, ein Argument dafr ins Feld zu fhren. Sein Schlu: Paulus hatdiese Inschrift also nicht gesehen ist also vielleicht etwas bereilt.

    d) Die korinthische Korrespondenz

    ) Die Vorgeschichte

    Paulus war in den Jahren fr Monate in Korinth, wie wir ausApg , wissen. In der Zeit seiner darauf folgenden Abwesenheithatte Paulus den Korinthern einen Brief geschrieben (Brief A), Brief A =

    Vorbrief

    wie sichaus Kor , ergibt, wo es heit: Ich habe euch in meinem Brief geschrie-ben, da ihr euch nicht mit (mnnlichen) Prostituierten abgeben sollt.Dieser Brief ist nicht erhalten. Man nennt ihn gewhnlich den Vorbrief,weil er vor die erhaltenen Teile der korinthischen Korrespondenz fllt.

    Auch die Korinther hatten sich schriftlich mit Anfragen an Paulus ge-wandt, wie wir in Kor , erfahren: In bezug auf die Angelegenheitenaber, ber die ihr mir geschrieben habt . . . .

    Auf solche Anfragen antwortet Paulus im . Korintherbrief (Brief B),Brief B = .

    Korintherbrief

    geschrieben im Frhjahr aus Ephesos (und zwar vor Pfingsten diesesJahres, siehe Kor ,: Ich werde aber in Ephesos bleiben bis Pfing-sten).

    Winfried Elliger: Mit Paulus unterwegs in Griechenland. Philippi, Thessaloniki,Athen, Korinth; erschienen Stuttgart , S. .

    Ebd. Im griechischen Original lautet Apg ,:

    . Im griechischen Original lautet Kor ,: -

    . . . . Im griechischen Original lautet Kor ,: -

    .

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    ) Der . Korintherbrief

    Der Aufbau des Briefes lt sich nach Hans Conzelmann folgen-dermaen darstellen:I. Teil: Die Spaltungen in der Gemeinde, ,,

    II. Teil: Die Krisis des Bios, Kap. und III. Teil: Antworten auf Anfragen, Kap. .

    Mit einer teilweisen Untergliederung erhlt man demnach die folgendebersicht:

    ,: Prskript

    ,: Promium

    ,,: Briefcorpus

    I. Die Spaltungen in der Gemeinde: ,,

    II. Die Krisis des Bios: Kap. und

    . Kap. : Der Fall des Blutschnders

    . ,: Prozessieren vor heidnischen Gerichten

    . ,: Unzucht usw.

    III. Antworten auf Anfragen: Kap.

    . Kap. : Ehefragen

    . Kap. : Gtzenopferfleisch

    . Kap. : Mistnde in der Gemeindeversammlung

    . Kap. : Die Auferstehung der Toten

    . Kap. : Persnliche Nachrichten

    ,: Eschatokoll

    Hans Conzelmann: Der erste Brief an die Korinther, KEK V, Gttingen /,S. f.; zur Begrndung vgl. seine Einleitung, S. f.

    Weitere Literatur zum . Korintherbrief: Johannes Wei: Der erste Korintherbrief,KEK V, Gttingen (Nachdr. und ).

    Gerhard Sellin: Der Streit um die Auferstehung der Toten. Eine religionsgeschichtli-che und exegetische Untersuchung von . Korinther , FRLANT , Gttingen .

  • . Korinth

    ) Der weitere Verlauf der Ereignisse

    Paulus hatte ursprnglich von Ephesos aus ber Makedonien erneutnach Korinth reisen wollen (Kor ,). Da sein Brief nach Ko-rinth (Brief B) aber seinen Zweck nicht erfllte, wurde dieser Plannicht ausgefhrt. Denn Paulus hatte bald darauf eine neue, noch vielschrfere Phase des Kampfes mit Gegnern, die die Gemeinde verfhrtenund zum Aufruhr gegen den Apostel selbst trieben, zu bestehen. Die-se Phase der Auseinandersetzung kann man aus dem nchsten Schreibennach Korinth, der sogenannten Apologie (Brief C = Kor ,,)rekonstruieren.

    Dieser Brief kreist um das Thema des Apostelamtes und seine Legiti-mation. Empfehlungsbriefe hat Paulus nicht ntig (Kor ,ff.) Er ver-kndigt nicht sich selbst (Kor ,). Trotzdem ist der Brief eine Vertei-digung seines Amtes und seines Wirkens in Korinth (daher der NameApologie).

    Die auf Brief C hin sich weiter zuspitzende Lage bewog den Paulus zueinem Zwischenbesuch (Kor ,; ,).

    Nach dem Zwischenbesuch kehrt er unverrichteter Dinge wieder nachEphesos zurck und schreibt den sogenannten Trnenbrief (Brief D= Kor ). Hier ist der Ton auerordentlich scharf. Die Gegner wer-den als berapostel ( [hoi hyperli.an apo. stoloi])bezeichnet (Kor ,; ,), ja sogar als Falschapostel ([pseudapo. stoloi], Kor ,) und Satansdiener (Kor ,). Sie pflegensich darauf zu berufen, da sie Hebrer, Israeliten, Same Abrahamssind. Paulus sieht sich sogar veranlat, auf Erscheinungen und Offen-barungen des Herrn zu sprechen zu kommen (Kor ,ff.), um sichzu legitimieren.

    Dieser Brief hat seine Wirkung nicht verfehlt. Paulus kann daher denVershnungsbrief aus Makedonien, wohin er Titus mit banger Erwar-

    Gnther Bornkamm, a.(Anm. )a.O., S. . Umfassendere Informationen bietet:Gnther Bornkamm: Die Vorgeschichte des sogenannten Zweiten Korintherbriefes,jetzt in: ders.: Geschichte und Glaube II. Gesammelte Aufstze IV, BEvTh , Mn-chen , S. .

    Aber dieser ist erschtternd verlaufen. Er hat die Gemeinde in hellem Aufstandgegen sich angetroffen, und ein Verhetzer aus ihrer Mitte hat ihm ein solches Unrechtangetan ( Kor ,; ,) . . . , da er nicht lnger bleiben konnte (Gnther Bornkamm,a.a.O., S. ).

    Im griechischen Original: , , (Kor ,). , Kor , am Ende.

  • Kapitel VI: Mission in Griechenland

    tung . . . entgegengereist war, nach Korinth schicken (Brief E = Kor,,; ,).

    Auerdem enthlt der . Korintherbrief zwei weitere Schreiben, nm-lich Brief F (= Kor ) und Brief G (= Kor ), in denen es um dieKollekte geht.

    ) Der . Korintherbrief

    Ich behandle den . Korintherbrief im folgenden als eine Kompositionaus den Briefen C, D, E, F und G, wie in Abschnitt ) dargestellt.Genauer einzugehen ist auf die Briefe C, D und E:

    Die Apologie (= Brief C)Brief C =Apologie =

    Kor ,,

    umfat Kor ,,. Aufbau:

    ,,: Die Herrlichkeit des Apostelamtes

    ,,: Die Niedrigkeit des Apostelamtes

    ,,: Bitte um volle Wiederherstellung der Gemeinschaft zwi-schen Apostel und Gemeinde.

    Der Trnenberief (= Brief D),Brief D =Trnenbrief =

    Kor

    auch Vierkapitelbrief genannt, umfatKor . Hier steht die Legitimitt des Apostels zur Debatte. Derum Paulus gefhrte Kampf richtet sich zentral gegen sein Apostolat,gilt aber darber hinaus auch seiner gesamten Existenz. Bemerkens-wert ist schon der Ton der Auseinandersetzung: Satansdiener nennt Pau-lus seine Widersacher eben nur hier. Damit mit er ihnen eine Bedeu-tung bei, die er weder den Nomisten Galatiens noch den pneumatischenSchwrmern aus I Cor zugestand.

    Aufbau des Trnenbriefs:

    ,: Paulus kmpft nicht nach dem Fleisch ( [kata.sa. rka])

    Gnther Bornkamm, a.a.O., S. . Nach Helmut Merkel: Bibelkunde des Neuen Testaments. Ein Arbeitsbuch, G-

    tersloh ; ; , S. . Die paulinische Herkunft von ,, wird hufigbestritten.

    So lautet der Titel eines Aufsatzes von Ernst Ksemann: Die Legitimitt des Apo-stels. Eine Untersuchung zu II Korinther , ZNW (), S. , wieder ab-gedruckt als Band XXXIII der Reihe Libelli, Darmstadt (danach hier zitiert).

    Ernst Ksemann, a.a.O., S. . Ernst Ksemann, a.a.O., S. .

  • . Korinth

    ,: Die Vollmacht ( [exousi.a]) des Paulus

    ,: Der Kanon ( [ka. non]) des Rhmens

    ,,: Die Narrenrede des Paulus

    ,,: Paulus und die Korinther vor dem dritten Besuch

    ,: Schlu des Briefes

    Der Vershnungsbrief (= Brief E) Brief E =Vershnungsbrief=

    Kor ,,;

    ,

    ist der letzte Teil unserer Korrespon-denz, wenn man die beiden Kollektenbriefe F (das ist Kapitel des Kor)und G (das ist Kapitel des Kor) einmal unbercksichtigt lt.

    Der Vershnungsbrief umfat Kor ,,; ,.

    Die Narrenrede kann man ihrerseits folgendermaen gliedern:,: Die Korinther sind Verfhrte,: Paulus und die berapostel,: Der Ruhm des Paulus: seine Leiden,: Im dritten Himmel und der . Aus diesem Schreiben kann man besonders zahlreiche Informationen fr den Ver-

    lauf der Auseinandersetzung (s.o. Abschnitt )) entnehmen, so da Merkel die Passage,, geradezu mit Die Vorgeschichte des Briefes berschreibt (und entsprechenddann auch , mit Vorgeschichte des Briefes); Helmut Merkel, a.a.O., S. .

    Literatur:Rudolf Bultmann: Der zweite Brief an die Korinther, KEK Sonderband, Gttingen

    .Victor Paul Furnish: II Corinthians. Translated with Introduction, Notes, and Com-

    mentary, AncB A, Garden City, New York .Erich Grer: Der zweite Brief an die Korinther. Kapitel ,,, TK /, Gters-

    loh/Wrzburg .Erich Grer: Der zweite Brief an die Korinther. Kapitel ,,, TK /, Gters-

    loh .Hans Dieter Betz: Corinthians and . A Commentary on Two Administrative

    Letters of the Apostle Paul (Hermeneia), Philadelphia .