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1/2007 www.fliegermagazin.de 29 F ür überzeugte Freiburger gibt es nur zwei Sorten von Menschen: Solche, die in ih- rer Stadt wohnen – und solche, die dort hinziehen wollen. Das mag dem einen oder an- deren vielleicht übertrieben vorkommen, aber es spiegelt das Selbstverständnis der Einwoh- ner wider, dass ihr »Städtle« das schönste hier- zulande ist. Neben dieser subjektiven Einschät- zung gibt es aber auch viele objektive Gründe für die Attraktivität Freiburgs: die sonnige Lage am Oberrhein, freundliche Menschen, der Weinanbau inmitten der City, die Sterne- dekorierte Gastronomie, das Wintersportpara- dies Schwarzwald vor der Haustür, die Nähe zu Frankreich oder der Schweiz und und und ... Freiburg hat auch in puncto Flugplatz Be- sonderes zu bieten: Bereits 1907 gründeten flugbegeisterte Ballonfahrer die erste Luftsport- vereinigung der Stadt. Oskar Heim, mit Flug- zeugführerschein Nummer 21 einer der Pionie- re, brachte wenig später einen Wright-Doppel- decker nach Freiburg, was der Popularität dieser neuen »Bewegung« einen mächtigen Schub verlieh. 1911 wurde auf einem Exerzierplatz die erste Halle gebaut, und es gelang kurz darauf, den »Oberrheinischen Rundflug« hierher zu locken. Aus dem ursprünglichen Verein für Luftschifffahrt wurde nun der Breisgauverein für Luftfahrt, da immer mehr Motor- und Segelflugzeuge die Gasballone verdrängten. Der Erste Weltkrieg unterbrach alle Aktivitä- ten. Doch schon kurz nachdem das Flugverbot aufgehoben wurde, fanden sich die Luftfahrt- begeisterten wieder zusammen. In den Zwan- ziger Jahren erlebte der Platz seine erste Blüte- zeit. 1926 wurde Freiburg sogar im Linienbe- trieb der Luft Hansa regelmäßig angesteuert. Nach der militärischen Nutzung im Zweiten Weltkrieg blieb die Privatfliegerei lange ver- bannt. Erst in den fünfziger Jahren rappelten sich Piloten wie Flugplatz wieder auf. Eine an der Ostseite des Platzes stationierte Hubschrau- bergarnison des französischen Militärs sorgte von den sechziger bis in die achtziger Jahre für zusätzliches Leben am Himmel. Erneut ernsthaft in seiner Existenz gefähr- det war der Flugplatz Mitte der neunziger Jahre: Kommunalpolitiker wollten ihn 1996 schließen, die Flieger sollten auf den 40 Kilo- meter entfernten Ex-Fliegerhorst Lahr umzie- hen. Eine Bürgerinitiative, von Piloten und Flugplatzfreunden gegründet, schaffte es jedoch, ein Bürgerbegehren und -entscheid – also eine Art Volksabstimmung – zu erzwingen. Und darin sprach sich die Mehrheit der Bevöl- kerung für den Erhalt ihres Flugplatzes und eines Stücks Freiburger Tradition aus – der Gemeinderat musste daraufhin zurückrudern. Seit diesen Turbulenzen entwickelt sich der Platz: Die Verlängerung der Landebahn nach EU-Richtlinien vor allem für die ständigen Am- bulanzflüge ist bereits genehmigt. Auf dem Gelände tummeln sich Segelflieger, Ballonfah- rer, Fallschirmspringer, UL-Piloten, die Crew des Rettungshubschraubers und jede Menge Kennung: EDTF Frequenz: 118,25 MHz Höhe: 799 ft Lage: 1,5 NM NW Freiburg Koordinaten: N 48 01 23 , E 007 50 02 Landebahn: 1240 m Asphalt Treibstoff: Jet A-1, Avgas Betriebszeiten: Sommer: täglich 8 Uhr Lokalzeit bis SS, max.19.30 Uhr, Winter: täglich 8 Uhr bis SS, O/T PPR Hangar: auf Anfrage Zoll: PPR mindestens eine Stunde vor der Landung Landegebühr: Einmot bis 1200 Kilo werktags 7,83, sonntags 10,44 Euro ; (ohne Lärm- zeugnis 14,50 oder 17,96) Adresse: Flugplatz Freiburg, Hermann-Mitsch-Str. 17, 79108 Freiburg Internet: www.flugplatz-freiburg.de Telefon: 0761/ 50 96 26 LTB/Charter: FFH-Harter, Telefon 0761/ 50 05 79 Zugelassen für Flugzeuge bis zehn Ton- nen, Helikopter bis zehn Tonnen, Segel- flug, Motorsegler, dreiachsgesteuerte ULs, Ballone und Fallschirmsprung. DER FLUGPLATZ DER FLUGPLATZ Der Queranflug auf die »34« führt am Münster vorbei die Innenstadt entlang (oben). Der Verkehrslande- platz ist bis auf Weihnachten und Sylvester/Neujahr ganzjährig anfliegbar Fotos: Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG / Karl-Heinz Raach (4), U. Stohrer (3), J. Schelling (2) Ein Wintermärchen Touch & Go Freiburg Ein Wintermärchen Die sympathische Stadt im Südwesten der Republik ist das ganze Jahr über ein lohnendes Ausflugsziel. Winterlich verschneit jedoch hat die Schwarzwald-Metropole ihren ganz besonderen Charme. Zudem atmet man am Flugplatz Luftfahrtgeschichte: 2007 wird er 100 Jahre alt

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1/2007 www.fliegermagazin.de 29

Für überzeugte Freiburger gibt es nur zweiSorten von Menschen: Solche, die in ih-rer Stadt wohnen – und solche, die dort

hinziehen wollen. Das mag dem einen oder an-deren vielleicht übertrieben vorkommen, aberes spiegelt das Selbstverständnis der Einwoh-ner wider, dass ihr »Städtle« das schönste hier-zulande ist. Neben dieser subjektiven Einschät-zung gibt es aber auch viele objektive Gründefür die Attraktivität Freiburgs: die sonnige Lage am Oberrhein, freundliche Menschen,der Weinanbau inmitten der City, die Sterne-dekorierte Gastronomie, das Wintersportpara-dies Schwarzwald vor der Haustür, die Nähe zuFrankreich oder der Schweiz und und und ...

Freiburg hat auch in puncto Flugplatz Be-sonderes zu bieten: Bereits 1907 gründetenflugbegeisterte Ballonfahrer die erste Luftsport-vereinigung der Stadt. Oskar Heim, mit Flug-zeugführerschein Nummer 21 einer der Pionie-re, brachte wenig später einen Wright-Doppel-decker nach Freiburg, was der Popularitätdieser neuen »Bewegung« einen mächtigenSchub verlieh.

1911 wurde auf einem Exerzierplatz die erste Halle gebaut, und es gelang kurz darauf,den »Oberrheinischen Rundflug« hierher zulocken. Aus dem ursprünglichen Verein fürLuftschifffahrt wurde nun der Breisgauvereinfür Luftfahrt, da immer mehr Motor- und Segelflugzeuge die Gasballone verdrängten.

Der Erste Weltkrieg unterbrach alle Aktivitä-ten. Doch schon kurz nachdem das Flugverbotaufgehoben wurde, fanden sich die Luftfahrt-begeisterten wieder zusammen. In den Zwan-ziger Jahren erlebte der Platz seine erste Blüte-zeit. 1926 wurde Freiburg sogar im Linienbe-trieb der Luft Hansa regelmäßig angesteuert.

Nach der militärischen Nutzung im ZweitenWeltkrieg blieb die Privatfliegerei lange ver-bannt. Erst in den fünfziger Jahren rappeltensich Piloten wie Flugplatz wieder auf. Eine ander Ostseite des Platzes stationierte Hubschrau-bergarnison des französischen Militärs sorgtevon den sechziger bis in die achtziger Jahre fürzusätzliches Leben am Himmel.

Erneut ernsthaft in seiner Existenz gefähr-det war der Flugplatz Mitte der neunziger Jahre: Kommunalpolitiker wollten ihn 1996schließen, die Flieger sollten auf den 40 Kilo-meter entfernten Ex-Fliegerhorst Lahr umzie-hen. Eine Bürgerinitiative, von Piloten undFlugplatzfreunden gegründet, schaffte es jedoch, ein Bürgerbegehren und -entscheid –also eine Art Volksabstimmung – zu erzwingen.Und darin sprach sich die Mehrheit der Bevöl-kerung für den Erhalt ihres Flugplatzes und eines Stücks Freiburger Tradition aus – der Gemeinderat musste daraufhin zurückrudern.

Seit diesen Turbulenzen entwickelt sich derPlatz: Die Verlängerung der Landebahn nachEU-Richtlinien vor allem für die ständigen Am-bulanzflüge ist bereits genehmigt. Auf demGelände tummeln sich Segelflieger, Ballonfah-rer, Fallschirmspringer, UL-Piloten, die Crewdes Rettungshubschraubers und jede Menge

Kennung: EDTFFrequenz: 118,25 MHzHöhe: 799 ftLage: 1,5 NM NW FreiburgKoordinaten: N 48 01 23 , E 007 50 02 Landebahn: 1240 m AsphaltTreibstoff: Jet A-1, AvgasBetriebszeiten: Sommer: täglich 8 Uhr

Lokalzeit bis SS,max.19.30 Uhr,Winter: täglich 8 Uhr bis SS, O/T PPR

Hangar: auf AnfrageZoll: PPR mindestens eine

Stunde vor der LandungLandegebühr: Einmot bis 1200 Kilo

werktags 7,83, sonntags 10,44 Euro ; (ohne Lärm-zeugnis 14,50 oder 17,96)

Adresse: Flugplatz Freiburg,Hermann-Mitsch-Str. 17,79108 Freiburg

Internet: www.flugplatz-freiburg.deTelefon: 0761/509626LTB/Charter: FFH-Harter,

Telefon 0761/500579 Zugelassen für Flugzeuge bis zehn Ton-nen, Helikopter bis zehn Tonnen, Segel-flug, Motorsegler, dreiachsgesteuerte ULs,Ballone und Fallschirmsprung.

DER FLUGPLATZDER FLUGPLATZDer Queranflug

auf die »34« führt am Münster vorbei

die Innenstadt entlang (oben).

Der Verkehrslande-platz ist bis auf

Weihnachten und Sylvester/Neujahr

ganzjährig anfliegbar

Foto

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Ein Wintermärchen Touch & Go Freiburg

Ein WintermärchenDie sympathische Stadt im Südwesten der Republik ist das ganze Jahr über ein lohnendes Ausflugsziel. Winterlich verschneit jedoch hat die Schwarzwald-Metropole ihren ganz besonderen Charme. Zudem atmet man am Flugplatz Luftfahrtgeschichte: 2007 wird er 100 Jahre alt

nachtsmarkt auf dem Rathausplatz besuchen:Glühwein, Lebkuchen, heiße Crêpes und an-dere Spezialitäten sind genau das richtige Re-zept gegen die Kälte. Natürlich lohnt sich auchder Besuch des Münsterplatzes, wo Freibur-ger wie Besucher gern eine Bratwurst essenund an Marktagen trotz Schnee und Eis jedeMenge los ist. Der Aufstieg auf den Turm derim gotischen Baustil errichteten Kirche istzwar sportlich, belohnt aber mit einem tollenPanoramablick.

Wem das zu mühsam ist, der sollte einen Abstecher auf den Lorettoberg ins Schlosscafémachen. Das Traditionsrestaurant bietet eineherrliche Sicht über die winterliche Stadt undist sowohl zu Fuß als auch mit dem Auto bequem erreichbar.

Kulturinteressierte können aus einem reich-haltigen Angebot wählen: Museum für moder-ne Kunst, Naturkunde- oder Augustinermuse-um und viele mehr. Ein renommiertes städti-sches Theater, Kleinkunstbühnen, das Jazzhaus,ungezählte Musikkneipen, Galerien und Kinosrunden die kulturelle Vielfalt der 200000 Einwohner zählenden Universitätsstadt ab.

Wer diese von oben genießen will – einfacheine Runde in die Luft gehen: Die leicht ab-geknickte Platzrunde zur »34« führt exaktentlang der Innenstadt. Kommt man aus demSchwarzwald angereist und in den Genuss ei-nes Direktanflugs, darf sogar das Münsterpassiert werden. Und das Wetter spielt selbstim Winter meistens mit – oder wie es ein Be-rater einmal schön formulierte: »Das Rhein-tal ist nur an zwei Tagen im Jahr nicht flieg-bar – und einen hatten wir schon!«

Sie warten die wärmere Jahreszeit für ei-nen Besuch ab? Dann sollten Sie sich diesenTermin vormerken: Am 21. und 22. Juli wirddas Jubiläum »100 Jahre Flugplatz« mit einergroßen Airshow gewürdigt – und ganz Freiburg feiert mit.

Jürgen Schelling

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Der Platz ist leicht zu finden: Er liegt aufeiner Freifläche im Nordwesten Freiburgs.Der Anflug auf die »34« führt entlang derInnenstadt, zum Eindrehen in den Quer-anflug ist der Hauptbahnhof eine guteOrientierungshilfe. Bei Südwestwindmuss im Anflug auf die »16« mit Turbu-lenz gerechnet werden.

Auf Funkanfrage sind beigeringem Verkehrsaufkom-men auch Direktanflügeproblemlos möglich.

SO KOMMT MAN HIN:SO KOMMT MAN HIN:

Bodensee

Das Schwabentor:eines von zweinoch erhaltenen Stadttoren

Treff im Herzen der Stadt:Weihnachtsmarkt am Rathausplatz

Viel Platz im Anflug, hier auf die »34«:1240 Meter Runway stehen zur Verfügung

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Motorflieger. Darunter auch angehende Air-linepiloten, die von der ansässigen FFH-Süd-westdeutschen Verkehrsfliegerschule ausgebil-det werden. Oldiefans gelten die Hallen als Ge-heimtipp: Boeing Stearman oder Stampe SV-4gibt’s gleich mehrfach, dazu kommen Raritä-ten wie die Piper J-3C oder eine frisch restau-rierte deHavilland Tiger Moth.

Highlights sind jedoch die Warbird-Häm-mer: Gleich ein halbes Dutzend seltene Jak-3,Jak-3U und Jak-11 sind hier zuhause, und werganz genau hinschaut, wird in einem der Han-gars vielleicht den Rumpf einer Buchon-Me109 entdecken können, die auf ihre Restau-rierung wartet. Die oldiebegeisterten BrüderAchim und Elmar Meier sowie weitere Klassi-ker-Liebhaber sorgen dafür, dass die Freundefliegender Veteranen immer was entdeckenkönnen.

Klar auch, dass in der heimlichen »Öko-Hauptstadt« der Republik, die als einzige Groß-stadt einen Grünen als Oberbürgermeister anihre Spitze gewählt hat, selbst der Flugplatz aufUmweltschutz setzt: Die Photovoltaikanlagenauf den Dächern seiner Gebäude erzeugen

doppelt so viel Solarenenergie, wie für den Betrieb aller Unternehmen am Flugplatz not-wendig ist. Der Überschuss wird ins lokaleStromnetz eingespeist und verhindert damitden Ausstoß von 72 Tonnen Kohlendioxid im Jahr.

Gerade auch in der kalten Jahreszeit ist Frei-burg ein schön gelegenes und gut anfliegbaresAusflugsziel mit reichlich Attraktionen: Ski Al-pin, Langlauf oder Schlittenfahren auf demHausberg Schauinsland und im Schwarzwald,Spazierengehen auf dem verschneiten Schloss-berg und Schönberg inmitten der Stadt oderins warme Wasser der Thermalquellen des Mineralbades eintauchen – das alles ver-scheucht Winterdepressionen garantiert.

In der Innenstadt sollte man bei einer Visite im Dezember unbedingt den idyllischen Weih-

REISE

Unterkunft:Wer es nobel mag, ist im Fünf-Sternehotel»Colombi« in der Innenstadt genau rich-tig. Gleich nebenan, aber preiswerter, istdas »Premier Hotel Victoria«. AbsoluteRuhe und einen Panoramablick über diewinterliche Stadt bietet das »MercurePanorama Hotel« am Schlossberg. Mehr Infos und weitere Hotels bei Freiburg Touristik, Rot-teckring 14,79098 FreiburgTelefon 0761/3881843 oderwww.fwtm.freiburg.de

Restaurants:Direkt amFlugplatz hatseit Dezemberdas neue Air-port-Restau-rant mit Bartäglich außer montags geöffnet. Gehobe-ne badische Küche gibt’s im »Hirschen«im Stadtteil Lehen, im »Dattler« auf demSchlossberg oder Michelin-Stern-deko-riert im Restaurant des Hotels »Colombi«.Den schönsten Blick beim Essen genießtman im »Kagan«-Café und Bar im 17.Stock des Hochhauses am Hauptbahnhof.

Veranstaltungen:Der Großflugtag »100 Jahre FlugplatzFreiburg« findet am 21./22. Juli statt,Infos unter www.flugtag-freiburg.de

TIPPS & INFOSTIPPS & INFOS

Direkt am Stadtrand beginnen die Ausläufer des Schwarzwaldes. Skilanglaufund Schlittenfahren ist in schneereichen Wintern direkt vor Ort möglich

Hoch hinaus: der Münsterturm bietet

von seiner Aussichts-plattform einen

phantastischen Blick

100 Jahre Flugplatz –hier das Vorfeld inden zwanziger Jahren

Freiburgs gute Stube:der Münsterplatz mitdem angrenzendenSchlossberg