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1 Duett vs. Duell? Rezeption und Wirkung der TV-Duelle vor den Bundestagswahlen 2009 und 2013 im Vergleich Marko Bachl Abstract: Der Beitrag vergleicht die Rezeption und Wirkung der TV-Duelle 2009 und 2013 vor dem Hintergrund der kommunikativen Positionierungen der KandidatInnen und ihrer Parteien im Wahlkampf. Während die wenig konfrontative Debatte zwischen den Kabinettskollegen Merkel und Steinmeier vor allem von politisch Interessierten verfolgt wurde, erzielte die Diskussion der Kanzlerin mit Oppositionsführer Steinmeier auch unter den politikferneren Bürgerinnen und Bürgern eine größere Reichweite. Auf die Bewertungen von Merkel und der CDU/CSU konnten weder 2009 noch 2013 Debatteneffekte festgestellt werden. Steinbrücks Auftritt war erfolgreicher als der Steinmeiers: Im Gegensatz zu seinem Vorgänger gelang es ihm, seine persönliche Bewertung und die Wahlentscheidung zugunsten der SPD positiv zu beeinflussen. Keywords: TV-Duell, Bundestagswahl, Wahlkampf, Debattenrezeption, Debattenwirkung, Panel- Analyse, German Longitudinal Election Study (GLES) 1. Einleitung TV-Duelle zwischen den KanzlerkandidatInnen von CDU/CSU und SPD haben sich als fester Bestandteil der Bundestagswahlkämpfe etabliert. So stellten sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihre Herausforderer Frank-Walter Steinmeier bzw. Peer Steinbrück (SPD) vor den Bundestagswahlen 2009 und 2013 vor einem großen TV-Publikum den Fragen der Moderatorinnen und Moderatoren. Zugespitzt formuliert geht es im vorliegenden Beitrag um die Frage, ob diese beiden Debatten als Höhepunkte zweier relativ spannungsarmer Wahlkämpfe die hohen Erwartungen an das Format „Kanzlerduell“ hinsichtlich des Publikumsinteresses und der Medienwirkungen erfüllen konnten. Dazu werden die Rezeption und die Effekte der beiden TV-Duelle verglichen. Ausgangspunkt des Vergleichs sind Überlegungen zu den prägnanten Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den Ausgangslagen vor den jeweiligen TV-Duellen. Gemein hatten beide Wahlkämpfe, dass die populäre Amtsinhaberin Merkel die klare Favoritin war, wieder zur Kanzlerin gewählt zu

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Duett vs. Duell? Rezeption und Wirkung der TV-Duelle vor den Bundestagswahlen 2009

und 2013 im Vergleich

Marko Bachl

Abstract:

Der Beitrag vergleicht die Rezeption und Wirkung der TV-Duelle 2009 und 2013 vor dem

Hintergrund der kommunikativen Positionierungen der KandidatInnen und ihrer Parteien im

Wahlkampf. Während die wenig konfrontative Debatte zwischen den Kabinettskollegen

Merkel und Steinmeier vor allem von politisch Interessierten verfolgt wurde, erzielte die

Diskussion der Kanzlerin mit Oppositionsführer Steinmeier auch unter den politikferneren

Bürgerinnen und Bürgern eine größere Reichweite. Auf die Bewertungen von Merkel und der

CDU/CSU konnten weder 2009 noch 2013 Debatteneffekte festgestellt werden. Steinbrücks

Auftritt war erfolgreicher als der Steinmeiers: Im Gegensatz zu seinem Vorgänger gelang es

ihm, seine persönliche Bewertung und die Wahlentscheidung zugunsten der SPD positiv zu

beeinflussen.

Keywords:

TV-Duell, Bundestagswahl, Wahlkampf, Debattenrezeption, Debattenwirkung, Panel-

Analyse, German Longitudinal Election Study (GLES)

1. Einleitung

TV-Duelle zwischen den KanzlerkandidatInnen von CDU/CSU und SPD haben sich als fester

Bestandteil der Bundestagswahlkämpfe etabliert. So stellten sich auch Bundeskanzlerin

Angela Merkel (CDU) und ihre Herausforderer Frank-Walter Steinmeier bzw. Peer

Steinbrück (SPD) vor den Bundestagswahlen 2009 und 2013 vor einem großen TV-Publikum

den Fragen der Moderatorinnen und Moderatoren. Zugespitzt formuliert geht es im

vorliegenden Beitrag um die Frage, ob diese beiden Debatten als Höhepunkte zweier relativ

spannungsarmer Wahlkämpfe die hohen Erwartungen an das Format „Kanzlerduell“

hinsichtlich des Publikumsinteresses und der Medienwirkungen erfüllen konnten. Dazu

werden die Rezeption und die Effekte der beiden TV-Duelle verglichen. Ausgangspunkt des

Vergleichs sind Überlegungen zu den prägnanten Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den

Ausgangslagen vor den jeweiligen TV-Duellen. Gemein hatten beide Wahlkämpfe, dass die

populäre Amtsinhaberin Merkel die klare Favoritin war, wieder zur Kanzlerin gewählt zu

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werden – sei es an der Spitze einer Koalition mit der FDP (wie nach der Wahl 2009

geschehen) oder durch eine Große Koalition mit der SPD (wie nach der Wahl 2013

geschehen). Diese Aussichten schlugen sich auch im Wahlkampfstil ihrer Partei und in ihrem

Auftreten in den TV-Duellen nieder. Unterschiede bestanden dagegen in der Ausgangslage

und der damit zu erwartenden kommunikativen Positionierung der SPD-Herausforderer.

Beide SPD-Spitzenkandidaten waren während ihrer Wahlkämpfe Außenseiter im Wettbewerb

um das Kanzleramt. Steinmeier konnte als Vize-Kanzler einer Großen Koalition jedoch nur

begrenzt Kritik an der Kanzlerin üben. Dagegen agierte Steinbrück als Spitzenkandidat der

größten Oppositionspartei (und in Übereinstimmung mit seiner politischen Persönlichkeit)

konfrontativer, wie es der Rolle eines klassischen Herausforderers entspricht (vgl.

ausführlicher Abschnitt 1.2).

In Anbetracht dieser Ausgangslagen ist zum einen von Interesse, ob sich das Publikum der

Debatten in den Jahren 2009 und 2013 unterschiedlich zusammensetzte. Hier wird unter

anderem danach gefragt, ob es dem nach dem Maßstab der zu erwartenden Konfrontation

„spannenderen“ TV-Duell 2013 in stärkerem Maße gelang, auch die weniger politisch

Interessierten vor die Bildschirme zu locken. Zum anderen werden die Effekte der

Debattenrezeption auf die Einstellungen zu den Spitzenkandidaten und ihren Parteien sowie

auf das Wahlverhalten untersucht.

Der Beitrag beginnt mit einem kurzen Überblick über die Bedeutung von TV-Duellen in

Medienwahlkämpfen (Kap. 2). Anschließend werden die Ausgangslagen vor den Debatten

2009 und 2013 detaillierter beschrieben (Kap. 3). Auf die Darstellung der Datengrundlage des

Beitrags (Kap. 4) folgt die empirische Analyse der Debattenrezeption und ihrer Effekte (Kap.

5). Abschließend werden die Befunde diskutiert (Kap. 6).

2. Die Sonderrolle von TV-Duellen in Medienwahlkämpfen

TV-Duelle der SpitzenkandidatInnen um das höchste Regierungsamt gehören in Demokratien

weltweit zu den bedeutendsten Ereignissen des Medienwahlkampfs. Entsprechend

umfangreich und vielfältig ist auch die empirische Forschung zu Inhalten, Rezeption und

Wirkungen der Debatten (vgl. z.B. die Überblicke von McKinney und Carlin 2004,

Reinemann und Maurer 2008 oder Benoit 2013). Als wichtigster Grund für die Relevanz der

Debatten gilt die Größe ihres Publikums. So waren die Kanzlerduelle seit ihrer Einführung

vor der Bundestagswahl jeweils die Medienereignisse mit der größten Reichweite. Zwischen

14 und 21 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten seitdem vor jeder

Bundestagswahl die Diskussionen der KanzlerkandidatInnen (vgl. Zubayr und Gerhard 2002;

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Zubayr et al. 2009; Geese et al. 2005; Gscheidle und Gerhard 2013). Doch nicht nur die

schiere Größe, sondern auch die Zusammensetzung des Publikums ist bemerkenswert. Mit

den TV-Duellen erreicht der Wahlkampf auch Bürgerinnen und Bürger, die sich ansonsten

weniger für Politik interessieren und die nur selten mit ihr in Kontakt kommen (vgl. z.B.

Dehm 2002; Maier und Faas 2011). Damit nehmen TV-Duelle in einer durch Differenzierung

und Fragmentierung geprägten medialen Umwelt eine Sonderrolle ein. Kaum ein anderes

(politisches) Medienangebot erreicht heute noch ein derart großes und breit gestreutes

Publikum (z.B. Schulz 2011, S. 20-41).

Die Inhalte und die Präsentationsform der TV-Duelle sind für das Publikum offenbar

besonders attraktiv (vgl. u.a. McKinney und Carlin 2004; Maurer 2007; Bachl 2014, S. 22-

36). Faas und Maier (2004) haben zur Beschreibung der Debatteninhalte die Analogie der

„Wahlkämpfe im Miniaturformat“ (S. 56) geprägt: In kurzer Zeit und im direkten Vergleich

können sich die Zuschauer einen Überblick über zentrale politische Positionen und die

Persönlichkeiten der SpitzenkandidatInnen verschaffen. Auch die Zuspitzung des

Wahlkampfs auf eine Konfrontation zwischen den Anführern zweier gegensätzlicher Lager

dürfte dem Publikumsinteresse zuträglich sein. Gerade für die weniger politisch Involvierten,

die ein geringeres Interesse an den Feinheiten sachpolitischer Diskussionen haben, sollte die

Aussicht auf eine konfliktreicheres Streitgespräch mit klaren Positionen motivierend wirken.

Schließlich sind die TV-Debatten relevant, da sie das Potenzial besitzen, direkt oder indirekt

mit der Wahlentscheidung verbundene Einstellungen, Kognitionen und Verhaltensabsichten

zu beeinflussen (vgl. für Systematisierungen z.B. Zhu et al. 1994; McKinney und Carlin

2004; Reinemann und Maurer 2008; für eine Meta-Analyse von 33 Wirkungsstudien Benoit et

al. 2003; für vergleichende Sekundäranalysen zu mehreren Debatten z.B. Blais und Perrella

2008; Maier und Faas 2011; Schrott und Lanoue 2013). Welche Effekte sich im Einzelnen

nachweisen lassen und welche Bedeutung sie für den Verlauf des Wahlkampfs und den

Wahlausgang haben, ist vom Kontext der jeweiligen Debatte abhängig. So zeigten sich für die

Kanzlerduelle vor den Bundestagswahlen 2002 und 2005 auch für den Wahlausgang

potenziell relevante Wirkungen. Die Debatte vor der Bundestagswahl 2009 hatte dagegen nur

begrenzte Effekte (vgl. Maier und Faas 2011).

Die Kanzlerduelle stechen also zum einen durch ihr großes und breit gestreutes Publikum, das

auch die weniger an Politik interessierten BürgerInnen umfasst, aus dem Medienwahlkampf

heraus. Zum anderen wird ihnen das Potenzial zugeschrieben, relevante Effekte auf die

Wählerinnen und Wähler auszuüben. Dieser Beitrag geht der Frage nach, inwiefern die TV-

Duelle vor den Bundestagswahlen 2009 und 2013 ihrer Sonderrolle im Hinblick auf diese

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Charakteristika gerecht wurden. Konkret geht es zuerst um die Fragen, wie sich das Publikum

der beiden Debatten zusammensetzte (Forschungsfrage (FF) 1a), wie sich die Entscheidung,

die Debatten zu verfolgen, erklären lässt (FF1b), und wie die Debattenrezeption die

Wahrnehmung der sie umgebenden Bundestagswahlkämpfe beeinflusste (FF1c). Danach

werden die Effekte der Debattenrezeption auf die Bewertung der SpitzenkandidatInnen

(FF2a), ihrer Parteien (FF2b) und schließlich auf die Wahlentscheidung (FF2c) untersucht.

3. Die TV-Duelle 2009 und 2013: Ausgangslagen und Inhalte

Die Bundestagswahlkämpfe 2009 und 2013 wurden gemeinhin als verhältnismäßig

spannungsarm beschrieben und erzeugten im historischen Vergleich ein relativ geringes

Volumen an medialer Berichterstattung (vgl. z.B. Tenscher 2013; Krewel 2014; Leidecker

und Wilke 2015). Die (zumindest medial unterstellte) Langeweile der Wahlkämpfe hatte zwei

wesentliche Gründe.

Erstens war die politische Stimmung weder 2009 noch 2013 dazu geeignet, hinsichtlich der

Frage, wer die zukünftige Bundesregierung anführen würde, große Spannung aufkommen zu

lassen. Das Kräfteverhältnis zeigte sich deutlich in repräsentativen Umfragen vor den TV-

Duellen. Vor der Debatte 2009 kamen CDU/CSU (35%) und FDP (14%) gemeinsam auf

49%, SPD (23%) und Grüne (12%) dagegen nur auf 35% (Infratest Dimap 2009). Bei der

KanzlerInnenpräferenz sprachen sich 55% für Merkel, aber nur 23% für Steinmeier aus. Vor

dem TV-Duell 2013 war der Abstand zwischen dem schwarz-gelben (CDU/CSU 41%, FDP

5%) und dem rot-grünen (SPD 26%, Grüne 11%) Lager nur unwesentlich geringer. Im

direkten Vergleich der SpitzenkandidatInnen mit der Direktwahl-Frage lag Merkel (54%)

auch 2013 deutlich vor ihrem Herausforderer Steinbrück (28%) (Infratest Dimap 2013). Eine

Regierungsbildung gegen die CDU/CSU wäre in beiden Jahren nur in einer Koalition von

SPD und Grünen mit der Partei Die Linke möglich gewesen – was die SPD und nicht zuletzt

ihre Spitzenkandidaten (unter anderem in den TV-Duellen) vehement ausgeschlossen hatten.

Zweitens führte die CDU 2009 und 2013 Wahlkämpfe, die statt polarisierender

Auseinandersetzungen um politische Sachfragen die populäre Kanzlerin Merkel in den

Vordergrund stellten. In der Tradition klassischer Amtsinhaberstrategien (vgl. Trent und

Friedenberg 2008) ging ihre Kampagnenkommunikation kaum auf die Positionen der

Herausforderer ein. Stattdessen sprachen die CDU und Merkel vergleichsweise vage über die

Erfolge der vergangenen Legislaturperioden und warben für eine Fortsetzung der

Kanzlerschaft Merkels. Wichtige Sachthemen der CDU-Kampagnen waren 2009 die Finanz-

und Wirtschaftskrise und 2013 die Euro-Krise. Die Kernbotschaft bestand darin, in diesen

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unsicheren Zeiten mit der populären Kanzlerin Merkel auf Kontinuität zu setzen (vgl. Bachl

und Brettschneider 2011; Krewel 2014).

Der für diese Vorüberlegungen wichtigste Unterschied zwischen den Wahlkämpfen besteht in

der jeweiligen Ausgangsposition der SPD. In den Bundestagswahlkampf 2009 startete die

SPD als Junior-Partner in der Großen Koalition. Spitzenkandidat Steinmeier war

Außenminister und Vize-Kanzler im Kabinett Merkel. Ihnen wurde – auch während des TV-

Duells – ein gutes Arbeitsverhältnis nachgesagt. Entsprechend schwer fiel es der SPD-

Kampagne, sich von der Union und Merkel abzusetzen. Eine klassische Oppositionsstrategie,

die auf Kritik an der Regierung aufbaut (vgl. Trent und Friedenberg 2008), kam kaum infrage.

Zusätzlich hatte die SPD aus den Misserfolgen des vorangegangenen Europawahlkampfs

gelernt, dass eine aggressive Kommunikation im Kontext der Wirtschaftskrise und in der

Rolle als Regierungspartei wenig erfolgsversprechend ist (vgl. Bachl und Brettschneider

2011).

Im Gegensatz dazu trat die SPD mit ihrem Spitzenkandidat Steinbrück 2013 als klassische

Oppositionspartei auf. Sie übte Kritik an der schwarz-gelben Regierung und präsentierte

alternative Vorschläge. Vor allem der Spitzenkandidat versuchte, sich auch in der Art seines

öffentlichen Auftretens als Gegenentwurf zur Kanzlerin zu inszenieren. Mit seiner frühzeitig

kommunizierten Entscheidung, nicht als Minister in ein Kabinett Merkel einzutreten,

verschaffte er sich einige rhetorische Freiheiten, die er zu deutlicher Kritik an der

Regierungsarbeit der Kanzlerin nutzte. Nachdem der SPD-Wahlkampf auch von einigen

direkt mit Steinbrück verbundenen Pannen geprägt war, wurde das TV-Duell vielfach als

seine letzte Chance beschrieben, einen Stimmungsumschwung herbeizuführen (vgl. z.B. Das

Gupta 2013 oder Medick 2013). In diesem Kontext wurde erwartet, dass der rhetorisch

beschlagene Steinbrück die Debatte für deutliche Angriffe auf die bis dahin nicht zu greifende

Amtsinhaberin nutzen würde (vgl. Krewel 2014; Holtz-Bacha 2015).

Die Inhalte der Debatten und das Diskussionsverhalten der KandidatInnen entsprachen in

etwa den Erwartungen, die sich aus den geschilderten Ausgangslagen ableiten lassen. Das

TV-Duell 2009 wurde weithin als eher langweilig und wenig konfrontativ wahrgenommen.

Wichtigstes Thema war die Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise, wobei die

vergangenen Entwicklungen und Leistungen der Regierung im Vordergrund standen. Die

ohnehin seltenen und verhalten vorgetragenen Angriffe von Herausforderer Steinmeier

wurden von Merkel größtenteils übergangen, eine echte Diskussion kam kaum zustande (vgl.

Tapper und Quandt 2010; Spieker 2011). Im TV-Duell 2013 war Steinbrück sichtlich bemüht,

seine Kritik an der schwarz-gelben Bundesregierung anzubringen und eigene Lösungsansätze

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zu präsentieren. Er „lässt sich viel stärker als Merkel auf eine Interaktion mit den Journalisten

ein, agiert aggressiver und versteht das Duell eher als ‚Gespräch‘“ (Tapper und Quandt 2015,

S. 141). Merkel blieb dagegen bei ihrer bereits im Verlauf des Wahlkampfs praktizierten

Strategie, kaum auf Kritik oder Gegenpositionen einzugehen. Stattdessen beschränkte sie sich

größtenteils auf die Darstellung ihres Regierungshandelns, vor allem bei den Top-Themen

„Eurokrise“ und „Haushaltspolitik in Deutschland“. Direkte Auseinandersetzungen zwischen

den KandidatInnen gab es daher kaum (vgl. Tapper und Quandt 2015).

Im Folgenden wird untersucht, inwiefern sich die beschriebenen Unterschiede in der Nutzung

und den Effekten der TV-Duelle 2009 und 2013 wiederspiegelten. Korrespondierten die

unterschiedlichen Ausgangslagen der SPD als Regierungs- bzw. Oppositionspartei und die

sich daraus ergebende kommunikative Positionierung der Kampagne und ihrer Kandidaten

mit Unterschieden in Debattenrezeption und -effekten? Oder ähneln sich die Ergebnisse zu

den beiden Debatten, wie es die Gemeinsamkeiten in der Kampagnen- und Debattenführung

von Merkel und der CDU nahelegten?

4. Datengrundlage

4.1. Datenerhebung

Datengrundlage für die vorliegende Untersuchung sind die Rolling-Cross-Section-

Wahlkampfstudien (mit Nachwahl-Panelwelle) aus der German Longitudinal Election Study.

Grundgesamtheit für beide Befragungsstudien war die deutschsprachige Bevölkerung, die in

Haushalten mit Festnetzanschluss lebte und die bei der betreffenden Bundestagswahl

wahlberechtigt war. Die Stichproben wurden nach dem ADM-Telefonstichprobensystem als

mehrstufig geschichtete Zufallsstichproben gezogen. Innerhalb der Haushalte wurde die

Zielperson nach der Last-Birthday-Methode ausgewählt. Insgesamt wurden 6.008 (2009) bzw.

7.882 (2013) Interviews geführt. Die Ausschöpfungsquote nach AAPOR betrug 19,6% (2009)

bzw. 15,5% (2013). 67,0% (2009) bzw. 67,9% (2013) der Teilnehmer aus der ersten Welle

wurden in der Nachwahl-Panelwelle ein zweites Mal befragt. Detaillierte Berichte zur

Feldarbeit sowie die Erhebungsinstrumente werden von den PrimärforscherInnen zur

Verfügung gestellt (vgl. Rattinger et al. 2013, 2014).

Die folgenden Analysen basieren auf Teilstichproben aus diesen Studien. Ausgewählt wurden

die TeilnehmerInnen, die in den zwei Wochen vor dem jeweiligen TV-Duell (2009: 30.8. bis

12.9.; 2013: 18.8. bis 31.8.) befragt wurden und die an der Nachwahl-Panelwelle teilnahmen.

Diese Teilstichproben umfassen 964 (2009) bzw. 984 (2013) Befragte.

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4.2. Konstrukte, Operationalisierung und Stichprobenbeschreibung

Zusammensetzung des Debatten-Publikums und Erklärung der Debattenrezeption (FF1a &

FF1b): Die Debattenrezeption wurde in der Nachwahl-Panelwelle erhoben. 64% (2009) bzw.

71% (2013) der Befragten gaben an, die Debatte verfolgt zu haben. Zur Charakterisierung des

Debattenpublikums werden das politisches Interesse und einige politische Einstellungen vor

der Debattenrezeption sowie soziodemografische Kontrollvariablen herangezogen. Das

politische Interesse wurde durch einen Mittelwert-Index aus drei Items (allgemeines

politisches Interesse, Interesse am Wahlkampf, Interesse am Ausgang der Wahl)

operationalisiert. Das mittlere politische Interesse lag in beiden Jahren etwas über dem

Skalenmittelpunkt (2009: M=0,6, SD=0,9; 2013: M=0,5, SD=0,8; Skala von –2 bis +2). Die

Einstellungen zu den SpitzenkandidatInnen wurden durch die bekannte Skalometer-Frage

(Bewertung auf einem Thermometer von –5 bis +5) erfasst. Merkel wurde vor den Debatten

im Durchschnitt positiv bewertet (2009: M=2,2, SD=2,5; 2013: M=2,1, SD=2,9). Ebenfalls

recht gut waren die Einstellungen gegenüber Steinmeier (M=1,3, SD=2,3). Steinbrück wurde

im Mittel aller Befragten neutral bis positiv bewertet (M=0,4, SD=2,6). Als zweites Konstrukt

zur politischen Einstellung wird die Parteiidentifikation berücksichtigt. Dabei wird zwischen

Anhängern der CDU/CSU (2009: 26%; 2013: 28%), der SPD (2009: 22%; 2013: 23%) und

von anderen Parteien (2009: 23%; 2013: 20%) unterschieden. 30% (2009) bzw. 28% (2013)

der Befragten gaben an, längerfristig keiner Partei nahezustehen. Die Soziodemografie wird

durch Alter, Geschlecht, formale Bildung und Berufstätigkeit abgebildet.

Effekte der Debattenrezeption auf Bewertung des Wahlkampfs (FF1c): Zwei Fragen aus der

Nachwahl-Welle geben Auskunft darüber, wie die Befragten den Wahlkampf rückblickend

wahrgenommen haben: „Wie interessant fanden Sie den Wahlkampf?“ (2009: M=1,4,

SD=0,8; 2013: M=1,7, SD=0,9; Skala von 0 (sehr uninteressant) bis 3 (sehr interessant)); „In

welchem Maße hat Ihnen der Wahlkampf geholfen, Ihre Wahlentscheidung zu treffen?“

(2009: M=0,9, SD=0,8; 2013: M=1,0, SD=0,8; Skala von 0 (überhaupt nicht hilfreich) bis 3

(sehr hilfreich)). Von Interesse ist der Vergleich zwischen den Befragten, die das Duell

verfolgt bzw. nicht verfolgt haben. Alle Variablen, die zur Erklärung der Debattenrezeption

genutzt werden (siehe oben), werden als Kontrollvariablen einbezogen.

Effekte der Debattenrezeption auf Bewertung der Spitzenkandidaten (FF2a) und ihrer

Parteien (FF2b) sowie die Wahlentscheidung (FF2c): Die abhängigen Variablen dieser

Analysen wurden in der Nachwahl-Panelwelle erhoben. Die Bewertung der

SpitzenkandidatInnen (Merkel: 2009: M = 2,2, SD = 2,4; 2013: M = 2,4, SD = 2,7;

Steinmeier: M = 1,1, SD = 2,3; Steinbrück: M = 0,8, SD = 2,6) und ihrer Parteien (CDU/CSU

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(Mittelwert aus CDU und CSU): 2009: M=0,7, SD=2,7; 2013: M=1,0 SD=2,8; SPD: 2009:

M=0,8, SD=2,4; 2013: M=1,3, SD=2,3) wurden mit Skalometer-Fragen erfasst. Die

Erklärung der Wahlentscheidung beschränkt sich auf die Abgabe der Zweitstimme für die

CDU bzw. CSU (2009: 29%; 2013: 35%) und die SPD (2009: 22%; 2013: 26%). Wieder ist

der Vergleich von SeherInnen und Nicht-SehernInnen der Duelle von Interesse – unter

Kontrolle der bereits genannten Variablen zur Erklärung der Debattenrezeption und der

Messungen des jeweils zu erklärenden Konstrukts vor der Debatte (Bewertung CDU/CSU:

2009: M=0,7, SD=2,7; 2013: M=0,6 SD=2,7; SPD: 2009: M=0,9, SD=2,4; 2013: M=1,0,

SD=2,3; Wahlabsicht für CDU/CSU: 2009: 25%; 2013: 27%; SPD: 2009: 15%; 2013: 18%).

TeilnehmerInnen, die ihre Stimme bereits vor dem TV-Duell per Briefwahl abgegeben hatten,

werden von der letztgenannten Analyse ausgeschlossen (2009: n=17; 2013: n=9).

5. Ergebnisse

5.1. Erklärung der Debattenrezeption und Effekte auf die Bewertung des Wahlkampfs

Die TV-Duelle waren auch 2009 und 2013 die medialen Top-Ereignisse des Wahlkampfs.

14,2 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer schalteten zur Diskussion zwischen Merkel

und Steinmeier ein (vgl. Zubayr et al. 2009), 17,7 Millionen Zuschauer zum TV-Duell

zwischen Merkel und Steinbrück (vgl. Gscheidle und Gerhard 2013). Damit waren die

Reichweiten allerdings geringer als vor den Bundestagswahlen 2002 und 2005, als über 20

Millionen ZuschauerInnen (mindestens) ein Duell sahen (vgl. Zubayr und Gerhard 2002;

Geese et al. 2005).1 Der Unterschied zwischen den Debatten 2009 und 2013 zeigt sich auch in

den Befragungsdaten: 2009 gaben 64% der Befragten an, die Debatte gesehen zu haben, 2013

waren es 71%. Das sehr hohe absolute Niveau der Debattenrezeption in den Befragungsdaten

sollte dabei nicht überinterpretiert werden. Es ergibt sich zum einen aus der Tendenz, dass

Personen in Befragungen generell zur Übertreibung ihrer (politischen) Mediennutzung

neigen. Zum anderen sind Personen mit (sehr) geringem politischen Interesse häufig nicht

dazu bereit, an politischen Umfragen teilzunehmen. Entsprechend sind Personen, die mit

geringerer Wahrscheinlichkeit das TV-Duell gesehen haben, in der Stichprobe

unterrepräsentiert (vgl. auch die ähnlichen Befunde von Maier und Faas 2011, S. 78-79).

Wie oben argumentiert ist jedoch nicht nur die Größe, sondern auch die Zusammensetzung des Publikums von TV-Debatten von Interesse.

Abbildung stellt die Reichweiten der TV-Duelle 2009 und 2013 in Teilgruppen der

Bevölkerung vergleichend gegenüber. Die Punkte zeigen den Anteil derjenigen, die in einer

1 Vor der Bundestagswahl 2002 gab es zwei TV-Duelle, die von jeweils ca. 15 Millionen Zuschauern gesehen wurden. Ca. 21 Millionen Zuschauer sahen mindestens eines der Duelle (Zubayr und Gerhard 2002).

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Gruppe das TV-Duell gesehen haben. Mit den Fehlerbalken sind die 95%-Konfidenzintervalle

verzeichnet. Die gestrichelten horizontalen Linien zeigen den Anteil der TV-Duell-

SeherInnen über alle Gruppen hinweg.

Die soziodemografische Zusammensetzung des Debattenpublikums wies 2009 und 2013

ähnliche Muster auf. In der Altersgruppe 60+ lag der Anteil der TV-Duell-ZuschauerInnen

mit 77% bzw. 79% deutlich über den Anteilen in den jüngeren Altersgruppen. Unter den

Berufstätigen sah ein geringerer Anteil (60% bzw. 66%) die Debatte als unter den nicht

Berufstätigen (69% bzw. 78%). Im Vergleich der Bildungsgruppen war der Anteil der

DebattenzuschauerInnen unter den Hochgebildeten ((Fach-)Abitur, 67% bzw. 75%) in beiden

Jahren am höchsten. Die Reichweiten der Duelle unter Männern und Frauen unterschieden

sich jeweils nur unwesentlich.

Abbildung 1: Charakteristika des Debattenpublikums im Vergleich

Anmerkungen: Anteil (mit 95%-Konfidenzintervallen) der TV-Duell-Seher in der jeweiligen Gruppe. Jahre in

den Spalten, Variablen in den Zeilen. Die vertikalen Linien zeigen den Anteil der TV-Duell-Seher in der

gesamten Stichprobe (2009: 64%; 2013: 71%).

2009 2013●

60+45−5930−4418−29

Weiblich

Männlich

hoch

mittel

niedrig

Ja

Nein

hoch

mittel

niedrig

positiv

neutral

negativ

positiv

neutral

negativ

andere ParteiSPD

CDU/CSUkeine PI

Alter

Geschlecht

Bildung

Berufstätig

PolitischesInteresse

Bewertung

Merkel

Bewertung

Stein...Parteiiden−tifikation

30% 40% 50% 60% 70% 80% 30% 40% 50% 60% 70% 80%Anteil der TV−Duell−Seher

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Einen klaren Zusammenhang gab es zwischen dem politischen Interesse und der TV-Duell-

Rezeption. Dies zeigte sich insbesondere für das TV-Duell 2009: Nur 33% der wenig

Interessierten und etwa die Hälfte der Personen mit mittlerem Interesse sahen die Debatte

zwischen Merkel und Steinmeier. Dagegen schalteten drei Viertel der stark Interessierten ein.

Auch 2013 zeigten sich Unterschiede je nach politischem Interesse, jedoch mit wesentlich

kleinerem Umfang. Immerhin 55% der wenig Interessierten und bereits 70% der Personen mit

mittlerem Interesse verfolgten die Diskussion zwischen Merkel und Steinbrück.

Schließlich wies das Publikum der Debatten hinsichtlich der politischen Einstellungen ein

erkennbares Profil auf. Personen mit einer positiven Meinung von den Spitzenkandidaten

schalteten überdurchschnittlich häufig in deren Diskussion ein. Ebenso war unter den

Anhängern der Parteien, deren Kandidaten in den Debatten vertreten waren, der Anteil der

Zuschauer höher als unter den Anhängern anderer Parteien oder den Personen ohne

Parteiidentifikation.

Im Vergleich der beiden Debatten fallen vor allem die Unterschiede hinsichtlich der

Altersgruppen und des politischen Interesses auf. Die Befunde können als ein Indiz aufgefasst

werden, dass die insgesamt größere Reichweite der Debatte vor der Bundestagswahl 2013

durch das größere Interesse unter den Unter-60-Jährigen und unter den Personen mit

niedrigem und mittlerem politischen Interesse zustande kam. Damit deuten die Profile der

DebattenzuschauerInnen an, dass das in Bezug auf die zu erwartende Konfrontation

spannendere TV-Duell 2013 in höherem Maße auch politikfernere Zuschauer anzog.

Bisher wurden lediglich die Reichweite der Debatten unter verschiedenen

Bevölkerungsgruppen bivariat verglichen. Um zu ermitteln, welche Faktoren die Rezeption

des TV-Duells unter Kontrolle anderer Einflüsse erklären (FF1b), ist eine multivariate

Analyse notwendig. Dabei soll auch explizit getestet werden, welche Faktoren 2009 und 2013

einen signifikant unterschiedlichen Einfluss hatten. Abbildung präsentiert hierzu die Befunde

einer logistischen Regression. Grundlage dieser (wie auch aller folgenden multivariaten)

Analysen ist ein Datensatz, der alle Befragten aus der 2009er und der 2013er Studie enthält.

Die bisher zur Beschreibung des Debattenpublikums bivariat präsentierten Variablen dienen

als Prädiktoren zur Erklärung der Debattenrezeption. Zusätzlich wird mit einer Dummy-

Variable operationalisiert, ob sich die Angaben auf das TV-Duell 2009 oder 2013 beziehen.

Durch die Interaktionen mit dieser Dummy-Variable wird getestet, ob sich die Effekte der

Prädiktoren zwischen den TV-Duellen signifikant unterscheiden. Die ersten beiden Spalten

der Abbildung zeigen die konditionalen Effekte der Prädiktoren für die Debatten 2009 und

2013 als Odds Ratios. Die dritte Spalte zeigt die Odds Ratios der Interaktionsterme, anhand

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11

derer die Unterschiede zwischen den Debatten getestet werden. Differenzen größer 1

bedeuten einen positiveren Effekt eines Prädiktors für die Rezeption des TV-Duells 2013,

Differenzen kleiner 1 weisen auf einen positiveren Effekt des Prädiktors für die Debatte 2009

hin.

Abbildung 2: Faktoren zur Erklärung der Debattenrezeption im Vergleich

Anmerkungen: Logistische Regression zur Erklärung der Debattenrezeption, n = 1820, McFadden-Pseudo-

R2 = .15, Odds Ratios mit 95%-Konfidenzintervallen.

Skalierung der Prädiktoren: Alter, Politisches Interesse, Bewertung der Spitzenkandidaten: z-standardisiert.

Bildung: Referenzausprägung „niedrig“. PI (Parteiidentifikation): Referenzausprägung „keine

Parteiidentifikation“.

Unter Kontrolle des politischen Interesses und der politischen Einstellung erweist sich der

Einfluss der Soziodemografie als relativ gering. 2009 findet sich nur ein signifikanter Effekt

des Alters: Mit steigendem Alter wuchs die Wahrscheinlichkeit, die Debatte zu sehen. 2013

war die Wahrscheinlichkeit der Debattenrezeption durch Hochgebildete im Vergleich zu den

Niedriggebildeten signifikant größer. Berufstätige sahen die Debatte mit geringerer

Wahrscheinlichkeit als Nicht-Berufstätige. Signifikante Unterschiede zwischen den Effekten

der Soziodemografie auf die Rezeption der TV-Duelle 2009 und 2013 zeigen sich nicht.

Das politische Interesse erweist sich in der multivariaten Betrachtung als ein wesentlicher

Prädiktor der Debattenrezeption. Mit der Steigerung des politischen Interesses um eine

Standardabweichung geht eine um das 1,8-fache (2009) bzw. 1,3-fache (2013) erhöhte

Wahrscheinlichkeit einher, das jeweilige TV-Duell zu verfolgen. Deutlich zu erkennen ist hier

auch der signifikant geringere Einfluss des politischen Interesses auf die Rezeption des TV-

Duells zwischen Merkel und Steinbrück.

Ein Blick auf die Effekte der politischen Einstellungen ergibt, dass die Bewertung von Merkel

in beiden Jahren signifikant positiv mit der Wahrscheinlichkeit, die Debatte zu verfolgen,

assoziiert ist. Dagegen trägt die Bewertung des Spitzenkandidaten der SPD nur 2013 zur

2009 2013 Differenz (2013 − 2009)

PI: anderePI: SPD

PI: CDU/CSUBewertung Stein...Bewertung Merkel

Politisches InteresseBerufstätig

Bildung: HochBildung: Mittel

WeiblichAlter

0 1 2 3 0 1 2 3 0 1 2 3Odds Ratio

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Erklärung der Debattenrezeption bei. Je positiver eine Person Steinbrück vor der Debatte

bewertete, desto wahrscheinlicher sah diese Person das TV-Duell. Der Unterschied zwischen

den Effekten der Bewertung Steinmeiers und Steinbrücks ist signifikant. Schließlich zeigt

sich, dass die Parteiidentifikation bei Kontrolle der Einstellung gegenüber den

Spitzenkandidaten keinen zusätzlichen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit der

Debattenrezeption hatte. Dieses Ergebnis scheint plausibel: Die Entscheidung, eine

Diskussion zwischen zwei PolitikerInnen zu sehen, hängt stärker von der direkten Bewertung

dieser PolitikerInnen als von der Identifikation mit ihren Parteien ab.

Abschließend wird untersucht, ob die Rezeption einer TV-Debatte die retrospektive

Bewertung des Wahlkampfs beeinflusste (FF1c). In der Nachwahl-Panelwelle gaben die

Befragten an, inwieweit sie den Wahlkampf für interessant (0 = sehr uninteressant bis 3 sehr

interessant) und für hilfreich für ihre Wahlentscheidung (0 = überhaupt nicht hilfreich bis 3 =

sehr hilfreich) empfanden. Ein einfacher Vergleich der Mittelwerte zeigt, dass die

ZuschauerInnen der TV-Debatten den Wahlkampf in beiden Jahren für etwas interessanter

(2009: M=1,4, SD=0,8; 2013: M=1,7, SD=0,9) und hilfreicher (2009: M=0,9, SD=0,8; 2013:

M=1,0, SD=0,8) hielten als Personen, die das TV-Duell nicht gesehen hatten (interessant:

2009: M=1,3, SD=0,8; 2013: M=1,5, SD=0,9; hilfreich: 2009: M=0,7, SD=0,8; 2013: M=0,8,

SD=0,8). Die Unterschiede bleiben auch bestehen, wenn die Einflüsse auf die Rezeption des

TV-Duells, insbesondere das politische Interesse, in multivariaten Modellen kontrolliert

werden. Die ZuschauerInnen der TV-Duelle bewerteten den Wahlkampf um 0,15 (2009,

SE=0,06, p=.013) bzw. 0,21 (2013, SE=0,06, p=.001) Skalenpunkte interessanter und um

0,16 (2009, SE=0,06, p=.005) bzw. 0,28 (2013, SE=0,06, p<.001) Skalenpunkte hilfreicher

(vgl. Abbildung A11 und Abbildung A2 im Anhang). Einschränkend muss jedoch

festgehalten werden, dass die Effekte eher klein und die Mittelwerte in allen Gruppen recht

gering sind. Offenbar waren die Wahlkämpfe 2009 und 2013 aus Sicht der Bevölkerung

weder besonders interessant, noch besonders hilfreich – das Urteil der TV-Duell-

ZuschauerInnen fällt nur relativ gesehen geringfügig positiver aus.

Fassen wir die Befunde zum ersten Fragenkomplex mit Blick auf die Vorüberlegungen

zusammen: Das TV-Duell 2013 versprach vor allem durch die Positionierung des SPD-

Spitzenkandidaten Steinbrück eine konfrontativere, spannendere Diskussion als das Gespräch

der Regierungskollegen Merkel und Steinmeier. Die Ergebnisse zur Debattenrezeption sind

gut mit diesen Erwartungen in Einklang zu bringen. Aus dem signifikant geringerem Einfluss

des politischen Interesses im Jahr 2013 folgt im Umkehrschluss, dass auch weniger

Interessierte mit größerer Wahrscheinlichkeit das TV-Duell verfolgten. Zudem wirkte der

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Kandidat Steinbrück selbst mobilisierend: Je besser eine Person ihn bewertete, desto

wahrscheinlicher schaltete sie oder er zur TV-Debatte ein. Keine Unterschiede ergeben sich

im Vergleich der Effekte der Debattenrezeption auf die retrospektive Bewertung des

Wahlkampfs. 2009 und 2013 nahmen die ZuschauerInnen des TV-Duells den Wahlkampf als

etwas interessanter und hilfreicher wahr als diejenigen, die die Debatten nicht verfolgt hatten.

Allerdings waren diese Effekte recht schwach und auch das Niveau der Bewertungen durch

die TV-Duell-SeherInnen niedrig.

5.2. Effekte auf politische Einstellungen und die Wahlentscheidung

Um die Effekte der Debattenrezeption auf die Einstellungen gegenüber den KandidatInnen

und ihren Parteien sowie auf die Wahlentscheidung zu untersuchen, werden die Angaben der

Befragten vor der Debattenrezeption mit ihren Antworten aus der Nachwahl-Panelwelle

verglichen. Dabei wird unterschieden zwischen den Personen, die das TV-Duell gesehen bzw.

nicht gesehen hatten. Das Panel-Design ermöglicht in multivariaten Modellen zudem eine

Kontrolle der Voreinstellungen und der Variablen, welche die Debattenrezeption erklären.

Das Studiendesign und der analytische Ansatz erlauben so recht gut abgesicherte

Kausalschlüsse. Außerdem werden die Debatteneffekte einem sehr anspruchsvollen Test

unterzogen. Viele der Wirkungsstudien, in denen dieselben Befragten direkt vor und nach

einem TV-Duell befragt wurden, weisen (teils starke) Effekte der Debattenrezeption nach.

Dies gilt vor allem für die Einstellungen gegenüber den Spitzenkandidaten (vgl. z.B. Maier

und Faas 2003; Maurer und Reinemann 2003; Maier 2007; Bachl 2013; Maier et al. 2014;).

Allerdings ist anzunehmen, dass es sich hierbei zumindest teilweise um kurzfristige

Veränderungen unter dem Eindruck des gerade Gesehenen handelt. Ob diese Effekte bis zum

Wahltermin anhalten und somit letztendlich die Wahlentscheidung beeinflussen können,

bleibt in diesen Analysen offen. Im Gegensatz dazu werden in den vorliegenden Analysen

nach der Wahl erhobene Einstellungen und das (berichtete) Wahlverhalten erklärt. So lassen

sich die nachhaltigen Wirkungen der TV-Duelle nachweisen. In den folgenden Abschnitten

werden die relevanten Effekte der multivariaten Analysen im Text aufgegriffen. Detaillierte

Berichte aller Modelle finden sich im Anhang.

Abbildung 33 zeigt zunächst deskriptiv, wie sich die mittleren Bewertungen der

SpitzenkandidatInnen und ihrer Parteien verändert haben. Die beiden Linien in einer Facette

differenzieren nach der TV-Duell-Rezeption. Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass die

Einstellung gegenüber der Kanzlerin nicht von der Debattenrezeption beeinflusst wurde. Die

Linien von TV-Duell-SeherInnen und Nicht-SeherInnen verlaufen in beiden Jahren nahezu

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parallel. 2009 blieb ihre Bewertung stabil, 2013 verbesserte sich ihre Bewertung in beiden

Gruppen gleichermaßen. Die Bewertung von Steinmeier unterschied sich kaum zwischen den

beiden Befragungszeitpunkten – unabhängig von der Debattenrezeption. Einen – wenn auch

schwachen – Effekt hatte das TV-Duell 2013 auf die Bewertung von Steinbrück. Unter den

ZuschauerInnen der Debatte verbesserte sich seine Bewertung etwas stärker als unter den

Personen, die das TV-Duell nicht sahen. Unter Kontrolle der Bewertung Steinbrücks vor der

Debatte (vgl. Abbildung A44) macht die Differenz immerhin einen halben Skalenpunkt auf

dem elfstufigen Politiker-Skalometer aus (b = 0,49, SE=0,14, p<.001). Damit war Steinbrücks

Debattenauftritt signifikant erfolgreicher als der von Steinmeier (Differenz: b = 0,53,

SE=0,20, p=.008). Auf die Bewertungen der Parteien hatte die Debattenrezeption keine

nachweisbare Wirkung. Zwar findet sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Effekten

der TV-Duelle 2009 und 2013 auf die Bewertung der SPD (b = 0,40; SE=0,19, p=.036). Da

aber die konditionalen Effekte der Debatten weder 2009 noch 2013 signifikant sind, kann der

Unterschied nicht sinnvoll interpretiert werden (vgl. Brambor et al. 2006).

Abbildung 3: Bewertung der Kandidaten und Parteien vor und nach den TV-Duellen

Anmerkung: Mittelwerte (mit 95%-Konfidenzintervallen). Gesamte Skala reicht von –5 bis 5.

In Bezug auf die Wahlabsicht bzw. Wahlentscheidung zugunsten der CDU oder CSU und der

SPD zeigt sich in beiden Jahren ein Anstieg von der Vorwahl- zur Nachwahlbefragung (vgl.

Abbildung 44). Dies erklärt sich durch die Operationalisierung der Variablen. Im Gegensatz

zur bekannten medialen Darstellung der Wahlumfragen sind hier die Anteile an allen

Befragten, also inklusive der noch Unentschiedenen (Vorwahl-Welle) bzw. der Nicht-Wähler

(Nachwahl-Welle), ausgewiesen. Da sich viele der vor den TV-Duellen noch

2009 2013

● ●

●●

●●

●●

●●

0

1

2

0

1

2

0

1

2

0

1

2

Merkel

Stein...CDU/CSU

SPD

Vor der Debatte Nach der Wahl Vor der Debatte Nach der Wahl

Mitt

lere

Bew

ertu

ng (S

kalo

met

er v

on −

5 bi

s +5

)

TV−Duell−Rezeption

● nein

ja

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15

Unentschiedenen später für eine Wahl der CDU/CSU oder SPD entschieden, steigen die

Anteile beider Parteien an allen Befragten an.

Auf eine Wahl der CDU oder CSU hatte die Debattenrezeption keinen Einfluss. Zwar stieg

2013 der Anteil der CDU/CSU-Wähler unter den TV-Duell-Zuschauern deskriptiv betrachtet

etwas stärker an, der Effekt der Debattenrezeption ist jedoch nicht signifikant. Wie schon bei

der Bewertung der Spitzenkandidaten deuten auch die Befunde zur Wahl der SPD auf einen

relativen Erfolg von Steinbrücks Debattenauftritt hin. Unter Kontrolle der Einstellungen vor

dem TV-Duell, insbesondere einer schon bestehenden Wahlabsicht zugunsten der SPD, war

die Wahrscheinlichkeit, die SPD zu wählen, unter den Zuschauern der Debatte 1,8 mal so

hoch wie unter den Nicht-Sehern (OR = 1,77, b = 0,57, SE=0,24, p=.018). Einen ähnlichen

Erfolg konnte Steinmeier 2009 nicht erreichen. Der Unterschied zwischen den

Debatteneffekten 2009 und 2013 ist allerdings knapp nicht signifikant (OR = 1,90, b = 0,64,

SE=0,35, p=.068).

Abbildung 4: Wahlabsicht vor und nach den TV-Duellen

Anmerkung: Anteile (mit 95%-Konfidenzintervallen).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die TV-Duelle 2009 und 2013 keinen

nachweisbaren Einfluss auf die Bewertung der Bundeskanzlerin und ihrer Partei sowie auf die

Wahlentscheidung zugunsten der CDU oder CSU hatten. Merkel wurde in beiden

Wahlkämpfen bereits vor den Debatten sehr positiv bewertet. Eine weitere Verbesserung ihres

Images unter den ZuschauerInnen wäre so nur schwer möglich gewesen. Unter der Annahme

einer Wirkungskette, nach der durch die TV-Duell-Rezeption zuerst das Image der

KandidatInnen und dann die Bewertung ihrer Parteien und die Wahlabsicht verändert werden,

überrascht das Ausbleiben von Effekten auf dem KandidatInnenimage nachgelagerte

Einstellungen kaum. Allerdings hatten die TV-Duelle auch keine negative Wirkung auf das

2009 2013

●●

20%

30%

40%

20%

30%

40%

CDU/CSU

SPD

Vor der Debatte Nach der Wahl Vor der Debatte Nach der Wahl

Ante

il

TV−Duell−Rezeption

● nein

ja

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Ansehen Merkels. Weder die sehr verhaltene Kritik von Steinmeier noch die etwas

prononcierteren Angriffe von Steinbrück konnten der Kanzlerin etwas anhaben.

Der Vergleich der Effekte auf die Einstellungen gegenüber den SPD-Spitzenkandidaten und

ihrer Partei sowie der Wahlentscheidung zugunsten der SPD ergab einige Unterschiede.

Während der Aufritt von Steinmeier 2009 kaum für Veränderungen sorgte, war Steinbrück

erfolgreicher. Er selbst wurde von den ZuschauerInnen nach der Debatte positiver bewertet,

und die DebattenzuschauerInnen wählten mit größerer Wahrscheinlichkeit die SPD. Dies

deckt sich mit den Befunden der kontrollierten Rezeptionsstudie von Maier et al. (2014),

Steinbrück habe durch die Debatte „[a]ufgeholt, aber nicht aufgeschlossen“ (S. 38). Auch

nach der Debatte kam er nicht an die äußerst positive Bewertung von Merkel heran und die

SPD lag weiter klar hinter der CDU/CSU.

Schließlich bleibt festzuhalten, dass die Stärke der hier beschriebenen Effekte recht gering

war. Wie oben ausführlicher erläutert, stellt das hier angewandte Analysedesign sehr hohe

Anforderungen an die Debatteneffekte. Die berichteten Wirkungen waren jedoch auch nach

der Bundestagswahl und unter Kontrolle der Einstellungen vor den TV-Duellen noch

nachweisbar. Betrachtet man die multivariaten Analysen genauer, so fällt vor allem die

intraindividuelle Stabilität der politischen Einstellungen und der Wahlabsicht auf (vgl.

Abbildungen A3 bis A8 im Anhang). Die Bewertungen der KandidatInnen und Parteien sowie

die Wahlabsicht vor der Debatte beeinflussten in ganz erheblichem Maße die Bewertungen

bzw. die Wahlentscheidung nach der Debatte. Zusätzlich spielte auch die langfristig wirksame

Parteiidentifikation eine wichtige Rolle. In diesem Kontext sind die nachweisbaren Effekte

des TV-Duells 2013 auf die Bewertung von Steinbrück und die Wahlabsicht zugunsten der

SPD durchaus bemerkenswert.

6. Diskussion

TV-Duelle zwischen den SpitzenkandidatInnen, in Bundestagswahlkämpfen insbesondere die

Kanzlerduelle, gelten als Höhepunkte des Medienwahlkampfs. Ihre Sonderstellung ergibt sich

zum einen aus ihrem großen Publikum, das auch viele eher politikfernere Bürger umfasst.

Zum anderen wird den Debatten das Potenzial zugeschrieben, wichtige politische

Einstellungen und unter Umständen auch das Wahlverhalten zu beeinflussen. Haben die TV-

Duelle 2009 und 2013, die im Rahmen relativ spannungsarmer Wahlkämpfe stattfanden, diese

Erwartungen erfüllt? Der vorliegende Beitrag versuchte, diese Frage durch einen Vergleich

ihrer Rezeption und Wirkung zu beantworten.

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Betrachtet man alleine die Größe des Publikums, so ist ein Rückgang gegenüber den

Reichweiten der TV-Duelle 2002 und 2005 zu erkennen. Dies gilt insbesondere für das TV-

Duell 2009. Nichtsdestotrotz waren beide Kanzlerduelle die medialen Top-Ereignisse des

Wahlkampfs. Nicht nur hinsichtlich der absoluten Reichweite, auch hinsichtlich der

Zusammensetzung des Publikums und der Erklärung der Rezeptionsentscheidung zeigten sich

einige bemerkenswerte Unterschiede zwischen den untersuchten Debatten. Das TV-Duell

2009 erreichte in den jüngeren Altersgruppen und unter den nicht Hochinteressierten deutlich

weniger ZuschauerInnen als in den jeweiligen Vergleichsgruppen. Dieses Muster bestand

zwar auch 2013, es war jedoch weit weniger stark ausgeprägt. Unter gegenseitiger Kontrolle

der Einflussfaktoren in der multivariaten Analyse trat vor allem der Effekt des politischen

Interesses hervor. Es war 2009 ein wesentlich bedeutenderer Prädiktor der Debattenrezeption

als 2013. Zudem wirkte der Kandidat Steinbrück im Gegensatz zu seinem Vorgänger

Steinmeier mobilisierend.

Diese Befunde stützen die These, dass die Aussicht auf eine konfliktreichere Konfrontation

die Attraktivität des Formats „Kanzlerduell“ gerade für die weniger Interessierten steigerte.

Der Auftritt der „Regierungskollegen“ Merkel und Steinmeier versprach nur wenig

Konfliktpotenzial und wurde entsprechend vor allem von den ohnehin am Wahlkampf und an

Politik Interessierten verfolgt. Das Duell zwischen der Amtsinhaberin und Oppositionsführer

Steinbrück lockte dagegen nicht nur insgesamt ein größeres Publikum vor die

Fernsehschirme, sondern es erreichte auch wieder in höherem Maße die weniger Involvierten.

Der Effekt der Debattenrezeption auf die retrospektive Bewertung des Wahlkampfs fiel 2009

und 2013 ähnlich aus. Die Zuschauer eines TV-Duells nahmen den jeweiligen Wahlkampf als

etwas interessanter und hilfreicher wahr. Auch wenn die Unterschiede und das absolute

Niveau der Bewertungen gering waren, trugen die TV-Duelle doch zu einer gewissen

Steigerung der Attraktivität der Wahlkämpfe für die WählerInnen bei.

Die Effekte der TV-Duell-Rezeption auf politische Einstellungen und das Wahlverhalten

wurden mit Panel-Analysen unter Kontrolle der bereits vor den Debatten bestehenden

Prädispositionen untersucht. Die Befunde lassen sich gut im Einklang mit den

Vorüberlegungen zur kommunikativen Strategie der SpitzenkandidatInnen und ihrer Parteien

interpretieren. Die vielversprechende Ausgangslage Merkels und der CDU/CSU legte ein

wenig konfrontatives Auftreten der Kandidatin in den Wahlkämpfen und den Debatten nahe.

Damit konnte sie ihre Ausgangsposition verteidigen. Es fanden sich aber auch keine positiven

Effekte der Debattenrezeption auf die Einstellungen zu ihr, ihrer Partei oder die

Wahlentscheidung zugunsten der CDU/CSU. Im Vergleich der SPD-Spitzenkandidaten war

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Steinbrück, der aus der Opposition heraus aggressiver agieren konnte, erfolgreicher als der

damalige Vize-Kanzler Steinmeier. Die Debattenrezeption hatte auch am Wahltag 2013 noch

einen positiven Effekt auf Steinbrücks Bewertung und auf die Wahlentscheidung zugunsten

der SPD. Allerdings konnte dies den Rückstand auf Merkel und die CDU/CSU nur

geringfügig verringern.

Die vorliegende Arbeit unterliegt wie jede empirische Analyse Einschränkungen, die bei der

Einordnung der Befunde berücksichtigt werden müssen. Zwei besonders wichtige Punkte

sollen im Folgenden angesprochen werden. Zum einen ist bei der Interpretation der

Unterschiede zwischen den Ergebnissen zu den TV-Duellen 2009 und 2013 Vorsicht geboten.

In diesem Beitrag wurden die Unterschiede mit den Ausgangslagen der Parteien und

Spitzenkandidaten vor den Debatten und den damit einhergehenden kommunikativen

Positionierungen in Verbindung gebracht. Die so erzielten Interpretationen erscheinen

plausibel, sind jedoch nicht empirisch gegen alternative Erklärungen abgesichert. Im Hinblick

auf die Attraktivität der TV-Duelle für jüngere und politisch weniger interessierte Bürger ist

insbesondere auf die Veränderungen in der Zusammensetzung der Moderatoren hinzuweisen.

2013 nominierte Mit-Veranstalter ProSiebenSat.1 den vor allem aus Unterhaltungsformaten

bekannten Stefan Raab als Moderator der Debatte. In Ergänzung zu den übrigen, aus

Nachrichtensendungen und politischen Diskussionsrunden bekannten ModeratorInnen sollte

er das TV-Duell auch für eine jüngere, weniger an Politik interessierte Zielgruppe attraktiver

machen. In seiner Gesprächsführung hob er sich dann auch von seinen KollegInnen ab (vgl.

Tapper und Quandt 2015). Die hier präsentierten Befunde zur Zusammensetzung des

Publikums lassen sich auch gut in Übereinstimmung mit dieser Veränderung gegenüber dem

TV-Duell 2009 interpretieren.

Zum anderen sind auch die kausalen Schlüsse zur Erklärung der Debattenrezeption und zu

den Effekten der Debatte nicht über alle Zweifel erhaben. Durch das Panel-Design wurde

lediglich die zeitliche Abfolge der Messungen sichergestellt. Alle Prädiktoren wurden vor den

TV-Duellen gemessen. Eine Beeinflussung dieser Variablen durch die Debattenrezeption ist

somit unmöglich. Bei der Analyse der Debatteneffekte kann jedoch eine Konfundierung durch

zeitlich nachfolgende Einflüsse, die mit der Debattenrezeption korrelieren, nicht

ausgeschlossen werden. So ist es beispielsweise wahrscheinlich, dass Personen, die das TV-

Duell gesehen haben, auch häufiger die Folgeberichterstattung über die Debatte verfolgt oder

mit anderen über die Debatte gesprochen haben. Die Effekte dieser Stimuli können im

vorliegenden Design nicht vollständig von Effekten, die von der Rezeption der Debatten

selbst ausgingen, getrennt werden. Allerdings wurde immerhin ein Teil dieser Konfundierung

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kontrolliert, indem alle Variablen, die zur Erklärung der Debattenrezeption herangezogen

wurden, auch in die multivariaten Modelle der Debatteneffekte eingingen. Trotz der

genannten Einschränkungen hat die vorliegende empirische Analyse Vorteile gegenüber

anderen verbreiteten Designs. Anders als kontrollierte Rezeptionsstudien liegt hier eine

repräsentative Stichprobe zugrunde und die Debattenrezeption fand im natürlichen Umfeld

der Befragten statt. Im Vergleich zu Querschnittsanalysen ist die zumindest teilweise

abgesicherte Kausalität der berichteten Effekte hervorzuheben.

Abschließend stellt sich die Frage, inwieweit dieser Vergleich der beiden jüngsten

Kanzlerduelle Prognosen hinsichtlich der Zukunft des Formats erlaubt. Jede Vorhersage auf

der Basis von nur zwei Ereignissen ist natürlich mit aller Vorsicht zu genießen. Die

vorliegenden Befunde deuten im Rahmen dieser Limitation darauf hin, dass eine Debatte

zwischen zwei KandidatInnen, die an der Spitze zweier klar voneinander abzugrenzenden

Lager stehen, für das Publikum attraktiver ist. Dies gilt vermutlich besonders für diejenigen

Bürgerinnen und Bürger, die den Wahlkampf weniger aufmerksam verfolgen. Für den

konfrontativer auftretenden Kandidaten fanden sich auch Effekte der Debattenrezeption, die

bis zum Wahltag anhielten.

Wie attraktiv das kommende TV-Duell für die (auch weniger politikinteressierten)

BürgerInnen sein wird und welche Wirkungen von ihm ausgehen können, wird demnach auch

von der Ausgangslage vor der Debatte abhängen. Wie 2009 wird der nächste Wahlkampf um

die Kanzlerschaft höchstwahrscheinlich aus einer Großen Koalition heraus geführt werden.

Dem Spitzenkandidaten oder der Spitzenkandidatin der SPD sind damit Grenzen gesetzt, was

die Kritik an den vergangenen Leistungen der Regierung angeht. Ein konfrontativerer

Wahlkampf und damit auch ein spannenderes TV-Duell können sich so nur aus einer

Auseinandersetzung um die zukünftigen politischen Vorhaben entwickeln. Voraussetzung für

eine solche Kontroverse ist jedoch die echte Konkurrenz um die Führung der künftigen

Regierung. Dazu müssen sich die politischen Kräfteverhältnisse deutlich verändern – sei es

beispielsweise durch eine Verringerung des Abstands zwischen CDU/CSU und SPD oder die

Erweiterung des rot-grünen Lagers um Die Linke. Unter diesen Voraussetzungen stünden die

Chancen nicht schlecht, im nächsten Bundestagswahlkampf wieder ein für ein breites

Publikum attraktives TV-Duell, von dem potenziell auch wahlentscheidende Wirkungen

ausgehen können, zu beobachten. Anderenfalls wäre durchaus infrage zu stellen, ob ein

Kanzlerduell, in dem jedoch nur eine/r der TeilnehmerInnen eine realistische Chance auf das

Kanzleramt hat, weiterhin ein attraktives TV-Format darstellt.

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Anhang

Abbildung A1: Effekt der TV-Duell-Rezeption auf wahrgenommenen Interessantheit des Wahlkampfs

Anmerkungen: Lineare Regression zur Erklärung der wahrgenommenen Interessantheit des Wahlkampfs,

n=1809, korr. R2=.14, Regressionskoeffizienten (B) mit 95%-Konfidenzintervallen.

Skalierung der Prädiktoren: Alter, Politisches Interesse, Bewertung der Spitzenkandidaten: z-standardisiert.

Bildung: Referenzausprägung „niedrig“. PI (Parteiidentifikation): Referenzausprägung „keine

Parteiidentifikation“.

Abbildung A2: Effekt der TV-Duell-Rezeption auf wahrgenommene Hilfestellung durch den Wahlkampf

Anmerkungen: Lineare Regression zur Erklärung der wahrgenommenen Hilfestellung durch den Wahlkampf,

n=1719, korr. R2=.06, Regressionskoeffizienten (B) mit 95%-Konfidenzintervallen.

Skalierung der Prädiktoren: Alter, Politisches Interesse, Bewertung der Spitzenkandidaten: z-standardisiert.

Bildung: Referenzausprägung „niedrig“. PI (Parteiidentifikation): Referenzausprägung „keine

Parteiidentifikation“.

2009 2013 Differenz (2013 − 2009)

PI: anderePI: SPD

PI: CDU/CSUBewertung Stein...Bewertung Merkel

Politisches InteresseBerufstätig

Bildung: HochBildung: Mittel

WeiblichAlter

TV−Duell−Rezeption

−0.6 −0.4 −0.2 0.0 0.2 −0.6 −0.4 −0.2 0.0 0.2 −0.6 −0.4 −0.2 0.0 0.2Linearer Regressionskoeffizient (B)

2009 2013 Differenz (2013 − 2009)

PI: anderePI: SPD

PI: CDU/CSUBewertung Stein...Bewertung Merkel

Politisches InteresseBerufstätig

Bildung: HochBildung: Mittel

WeiblichAlter

TV−Duell−Rezeption

−0.4 −0.2 0.0 0.2 0.4 −0.4 −0.2 0.0 0.2 0.4 −0.4 −0.2 0.0 0.2 0.4Linearer Regressionskoeffizient (B)

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Abbildung A3: Effekt der TV-Duell-Rezeption auf die Bewertung von Angela Merkel

Anmerkungen: Lineare Regression zur Erklärung der Bewertung von Merkel in der Nachwahl-Panelwelle,

n=1815, korr. R2=.62, Regressionskoeffizienten (B) mit 95%-Konfidenzintervallen.

Skalierung der Prädiktoren: Alter, Politisches Interesse, Bewertung der Spitzenkandidaten: z-standardisiert.

Bildung: Referenzausprägung „niedrig“. PI (Parteiidentifikation): Referenzausprägung „keine

Parteiidentifikation“.

Abbildung A4: Effekt der TV-Duell-Rezeption auf die Bewertung von Frank-Walter Steinmeier (2009) und Peer Steinbrück (2013)

Anmerkungen: Lineare Regression zur Erklärung der Bewertung von Steinmeier und Steinbrück in der

Nachwahl-Panelwelle, n=1811, korr. R2=.41, Regressionskoeffizienten (B) mit 95%-Konfidenzintervallen.

Skalierung der Prädiktoren: Alter, Politisches Interesse, Bewertung der Spitzenkandidaten: z-standardisiert.

Bildung: Referenzausprägung „niedrig“. PI (Parteiidentifikation): Referenzausprägung „keine

Parteiidentifikation“.

2009 2013 Differenz (2013 − 2009)

PI: anderePI: SPD

PI: CDU/CSUBewertung Stein...

Politisches InteresseBerufstätig

Bildung: HochBildung: Mittel

WeiblichAlter

Bewertung MerkelTV−Duell−Rezeption

0 1 2 0 1 2 0 1 2Linearer Regressionskoeffizient (B)

2009 2013 Differenz (2013 − 2009)

PI: anderePI: SPD

PI: CDU/CSUBewertung Merkel

Politisches InteresseBerufstätig

Bildung: HochBildung: Mittel

WeiblichAlter

Bewertung Stein...TV−Duell−Rezeption

−1 0 1 −1 0 1 −1 0 1Linearer Regressionskoeffizient (B)

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Abbildung A5: Effekt der TV-Duell-Rezeption auf die Bewertung der CDU/CSU

Anmerkungen: Lineare Regression zur Erklärung der Bewertung der CDU/CSU in der Nachwahl-Panelwelle,

n=1806, korr. R2=.62, Regressionskoeffizienten (B) mit 95%-Konfidenzintervallen.

Skalierung der Prädiktoren: Alter, Politisches Interesse, Bewertung der Spitzenkandidaten und der CDU/CSU: z-

standardisiert. Bildung: Referenzausprägung „niedrig“. PI (Parteiidentifikation): Referenzausprägung „keine

Parteiidentifikation“.

Abbildung A6: Effekt der TV-Duell-Rezeption auf die Bewertung der SPD

Anmerkungen: Lineare Regression zur Erklärung der Bewertung der SPD in der Nachwahl-Panelwelle, n=1803,

korr. R2=.44, Regressionskoeffizienten (B) mit 95%-Konfidenzintervallen.

Skalierung der Prädiktoren: Alter, Politisches Interesse, Bewertung der Spitzenkandidaten und der SPD: z-

standardisiert. Bildung: Referenzausprägung „niedrig“. PI (Parteiidentifikation): Referenzausprägung „keine

Parteiidentifikation“.

2009 2013 Differenz (2013 − 2009)

PI: anderePI: SPD

PI: CDU/CSUBewertung Stein...Bewertung Merkel

Politisches InteresseBerufstätig

Bildung: HochBildung: Mittel

WeiblichAlter

Bewertung CDU/CSUTV−Duell−Rezeption

−1 0 1 2 −1 0 1 2 −1 0 1 2Linearer Regressionskoeffizient (B)

2009 2013 Differenz (2013 − 2009)

PI: anderePI: SPD

PI: CDU/CSUBewertung Stein...Bewertung Merkel

Politisches InteresseBerufstätig

Bildung: HochBildung: Mittel

WeiblichAlter

Bewertung SPDTV−Duell−Rezeption

−1.0 −0.5 0.0 0.5 1.0 1.5−1.0 −0.5 0.0 0.5 1.0 1.5−1.0 −0.5 0.0 0.5 1.0 1.5Linearer Regressionskoeffizient (B)

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Abbildung A7: Effekt der TV-Duell-Rezeption auf die Wahl der CDU oder CSU

Anmerkungen: Logistische Regression zur Erklärung der Wahlentscheidung zugunsten der CDU oder CSU,

n=1737, McFadden-Pseudo-R2=.52, Odds Ratios mit 95%-Konfidenzintervallen.

Skalierung der Prädiktoren: Alter, Politisches Interesse, Bewertung der Spitzenkandidaten: z-standardisiert.

Bildung: Referenzausprägung „niedrig“. PI (Parteiidentifikation): Referenzausprägung „keine

Parteiidentifikation“.

Abbildung A8: Effekt der TV-Duell-Rezeption auf die Wahl der SPD

Anmerkungen: Logistische Regression zur Erklärung der Wahlentscheidung zugunsten der SPD, n=1737,

McFadden-Pseudo-R2=.44, Odds Ratios mit 95%-Konfidenzintervallen.

Skalierung der Prädiktoren: Alter, Politisches Interesse, Bewertung der Spitzenkandidaten: z-standardisiert.

Bildung: Referenzausprägung „niedrig“. PI (Parteiidentifikation): Referenzausprägung „keine

Parteiidentifikation“.

2009 2013 Differenz (2013 − 2009)

PI: anderePI: SPD

PI: CDU/CSUBewertung Stein...Bewertung Merkel

Politisches InteresseBerufstätig

Bildung: HochBildung: Mittel

WeiblichAlter

Wahlabsicht CDU/CSUTV−Duell−Rezeption

0 5 10 15 20 0 5 10 15 20 0 5 10 15 20Odds Ratio

2009 2013 Differenz (2013 − 2009)

PI: anderePI: SPD

PI: CDU/CSUBewertung Stein...Bewertung Merkel

Politisches InteresseBerufstätig

Bildung: HochBildung: Mittel

WeiblichAlter

Wahlabsicht SPDTV−Duell−Rezeption

0 5 10 15 0 5 10 15 0 5 10 15Odds Ratio