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Einige Grundlagen der Einige Grundlagen der Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftslehre

––

… … sowie deren Kritiksowie deren Kritik

(H. Klimenta)(H. Klimenta)

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Volkswirtschaftslehre & KritikVolkswirtschaftslehre & Kritik

Inhalt:

1. Was ist Neoliberalismus

2. Konstituierende Elemente der Marktwirtschaft

3. Wesen von Globalisierung

4. Fallstricke der WiWis (3 mal 4 Beispiele)• Zu VWL allgemein• Zu Problemen der

Einführungsvorlesungen• Zur politischen Ökonomie

5. Alternativen: • Von Paecon über Lobby-Control zur

politischen Ökonomie

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Neoliberalismus Neoliberalismus – –

Was ist das? Was ist das?

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Was ist Neoliberalismus

• Wort geprägt auf Konferenz in Paris (1938) v. W. Röpke, W. Eucken, F. A. von Hayek u.a.

• Betonen des „klassischen Dogmas“: Es existieren ein Marktgleichgewicht und Markt neigt zu Stabilität

• Zunächst: Betonen des „Ordnungsrahmens“ durch Eucken u.a. (Schule des Ordoliberalismus): „Denkende Gestaltung der Ordnung ist nötig“

• Später: Hayek stellt Gedanken der Selbstorganisation immer mehr in den Vordergrund Selbst Wirtschaftsordnung wird evolutionärer Prozess

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Was ist „Neoliberalismus“?

Hayeks evolutorisches Denken: • In Konkurrenz zueinander entstehen höhere

Lebensformen • Selbstorganisierte Systeme sind allen anderen

überlegen• Auch die Rechtsordnung und unsere Handlungen

sind in evolutionären Prozessen so entstanden• Marktwirtschaft = selbstorganisierte

Wirtschaftsordnung, Zuwiderhandlung an Wettbewerb = Sabotage an

Gesellschaft Politische Ziele sind kontraproduktiv „Der Weg ist das Ziel“, es existiert kein

gesellschaftsweites Wohlfahrtsversprechen.Nach: K-Hz. Brodbeck, FH Würzburg,

Ralf Ptak, Uni Köln, u. a.

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Was ist „Neoliberalismus“?

Nach: K-Hz. Brodbeck, FH Würzburg, Ralf Ptak, Uni Köln, u. a.

Hayeks evolutorisches Denken: • Instrumentelles Verständnis von Freiheit,

abgekoppelt von politischer Freiheit Massive Bedenken über Funk-

tionsfähigkeit der Demokratie• Materieller Kern:

Umverteilung zu Gunsten der „Leistungsfähigen“ und Eliten

keine nivellierende Einkommenspolitik• Dogmen:

Freihandel Angebotspolitik Deregulierung, Privatisierung

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Etappen des Neoliberalismus

• 30er / 40er: Theroetische Ideologiebildung • Völlige Defensive in 50er /60er Jahren, „Warten auf

Krise“• Neoliberale Offensive ab Ende Bretton Woods, Chile,

Weltweiter Siegeszug ab 1979, Entthronung der Politik:

• Ausweitung der Politikberatung• Wissenschaftspolitik• Mediale Multiplikatoren gewinnen• Querfrontstrategien [z. B.: Staatskritik greift auch bei

Linken, Andocken an Individualismus, Freihandel & Antirasissmus…]

• Popularisierung in Altagskultur

Quelle: Ralf Ptak, Uni Köln

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Strategen neoliberaler Eliten: Macht gewinnen

• Langfristige Organisation von Elitennetzwerken; Start: Mont Pèlerin Gesellschaft (1947)(Heute: > 1000 Intellektuelle)

• Heute: Über 100 „ThinkTanks“: Bertelsmann-Stiftung, Heritage Foundation,

Feulner, Crane, Friedrich-Naumann-Stiftung, Doering, Cato-Institut, W.-Eucken-Institut, Institute of Economic Affairs, Adam Smith Inst., Frankfurter Institut Marktwirtschaft & Politik…

• Einflussreiche Medien: FAZ, NZZ, SZ-Wirtschaftsteil…

• Dominanz der Forschung• Berater überall: Staat, Kultur, Wirtschaftsverbände

Quelle: www.buena-vista-neoliberal.de

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Die Strategen des Neoliberalismus

ThinkTanks in Deutschland:

• Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft• Bürgerkonvent • Kronberger Kreis• Stiftung Marktwirtschaft• Initiative Deutschland packt‘s an• Projekt neue Wege• Aufbruch jetzt• Für ein attraktives Deutschland• Stiftung liberales Netzwerk• Marke Deutschland• Berlin police

Quelle: www.buena-vista-neoliberal.de

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Probleme im Neoliberalismus

• Empirisch gescheitert• Hayek: „Markt als Entdeckungsverfahren“ Marktpreise sind immer

sinnvoll und gesetzten Preisen überlegen Börsenblasen, Preise verhindern Anpassungsprozesse Öffentl. Güter, zukünftige Generationen nicht enthalten Neuerungen werden häufig gezielt herbeigeführt (und nicht

„Entdeckt“) Welche Preise führten zur „Entdeckung“ Hayeks Theorie? (es existiert

„universelles“ Hintergrundwissen) Innerhalb Konzernen: Planungen mit Wertschöpfungen im Umfang

mittelgroßer Industrienationen Kurzfristorientierung, Ausblenden aller nicht ökonomisch nutzbarer

Informationen• Probleme der neoklassischen Theorie (Marktgleichgewicht, Say, Ricardo…)

Quelle: K.-Hz. Brodbeck, Die fragwürdigen Grundlagen des Neoliberalismus

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Neoliberalismus und Deregulierung

„Es ist deshalb ein seltsamer Widerspruch in Hayeks Neoliberalismus, daß er einerseits die

unbewußte Evolution von Regeln behauptet und zum Verzicht auf konstruktivistische Eingriffe in den Wirtschaftsprozeß aufruft, andererseits

aber gerade die Beseitigung vieler Regeln fordert (»Deregulierung «). Auch die

Beseitigung von Regeln ist ein konstruktivistischer Eingriff in das System…“

Quelle: K.-Hz. Brodbeck, Die fragwürdigen Grundlagen des Neoliberalismus

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Konstituierende Konstituierende Prinzipien einer Prinzipien einer MarktwirtschaftMarktwirtschaft

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• Vertragsfreiheit• Haftung und

Rechtssicherheit• Innere und äußere

Sicherheit• Geldwertstabilität• Privateigentum an

Produktionsmitteln• Freier Zugang zu den

Märkten (Gewerbefreiheit)

• Staat garantiert Ordnungsrahmen und stellt Infrastruktur bereit

• Vermeidung von Härten und Ungerechtigkeiten durch ausgleichende Wirtschaftspolitik

• Verhinderung von Monopolbildung und wirtschaftliche Macht

Konstituierende Prinzipien einer Marktwirtschaft (Walter Eucken)

Staat muss gestalten können und wollen

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Wesentlich Neues der Wesentlich Neues der GlobalisierungGlobalisierung

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Exit-Option (Tausendfüßler)

Steigende (ökonomische und politische) Macht von Unternehmen

Größenwachstum

Ökonomische Globalisierung: Transnationalisierung der Konzerne

Aus Unternehmenswettbewerb wird Systemwettbewerb

Unterhöhlen demokratischer Institutionen (Lobbying, …)

& Aushöhlen des Ordnungsrahmens

(Standortwettbewerb)

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Mängel der VWLMängel der VWL

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Vorbemerkung: Nicht alles ist „neoliberal“

Nach: Thomas Dürmeier,www.thomasduermeier.de

Evolutorische

Experimentelle

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Zentrale Fallstricke der VWL: 6 Beispiele

1. Sozialwissenschaften sind reflexiv

2. Das mechanistische Weltbild3. Sonderbare Vereinfachungen4. Die fehlende Zeit5. Woher kommen welche

Bedürfnisse?6. Die Investitionsentscheidung7. Blendwerk Mathematik

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„Naturgesetze“ in der VWL: Sozialwissenschaften sind reflexiv

• Annahme: Gesellschaft würde auf Wirtschaftsweise hören, und der Sachverständigenrat (SVR) sagt höhere Arbeitslosigkeit voraus.

• Folgen: Unternehmen erwarten ungünstigere

Wirtschaftsentwicklung Arbeitslosigkeit steigt

• Aber: Zusammenhang nicht vorhanden Gesellschaft hört nicht auf SVR oder SVR ist

kein SVR.

Frage: Warum gibt es keine Haftungspflicht für Prognostiker?

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Nach: K-Hz. Brodbeck, Die Fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie

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„Naturgesetze“ in der VWL: Sozialwissenschaften sind reflexiv

• „Eine Untersuchung der Effektenbörsen würde wahrscheinlich die Effektenbörsen völlig durcheinanderbringen“ (H. Driesch, Alltagsrätsel des Seelenlebens)

• „Wie wahr immer ein kausales Gesetz menschlichen Verhaltens im Augenblick seiner Entdeckung sein mag, die Entdeckung und Feststellung eines kausalen Prinzips hat die sichere Tendenz, sich selbst unwahr zu machen“ (ebd.)

• Wäre die Neoklassik wahr, würde sie (aufgrund der von ihr behaupteten Rationalität) genutzt werden dann könnte sie nicht mehr gelten

Daraus folgt!: Neoklassik ist nutzlos

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Nach: K-Hz. Brodbeck, Die Fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie

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„Naturgesetze“ in der VWL: Überall Mechanik

• Nach Descartes ist Erde und sichtbare Welt nach Art einer Maschine zu beschreiben; Leibnitz: „Uhrwerk der Welt“

• Laplace: „Gebt mir nur die Gleichung der Bewegung und ich will euch die Zukunft des Universums zeigen“

• A. Smith: „Der natürliche Lauf der Dinge“, „Systeme entsprechen in vielerlei Hinsicht Maschinen“ – „Die Vervollkommnung der Verwaltung, die Ausbreitung des

Handels und der Manufaktur (…) bilden einen Teil des großen Systems der Regierung und die Räder der Staatmaschine scheinen mit ihrer Hilfe sich in größerer Harmonie und größerer Leichtigkeit zu bewegen. Es macht uns Vergnügen, die Vervollkommnung eines so schönen und großartigen Systems zu betrachten und wir sind nicht ruhig, bis wir jedes Hindernis, das auch nur im mindesten die Regelmäßigkeit seiner Bewegungen stören oder hemmen kann, beseitigt haben.“ (A. Smith)

• „Die Durchsetzung mechanischer Marktgesetze ohne staatliche Eingriffe (ist) selbst nur ein politisches Programm…“

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Nach: K-Hz. Brodbeck, Die Fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie, S. 37, 40, 48

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Vereinfachungen in der VWL:„for convenience let us assume“

„Wir nehmen hierbei von den kleinen verwirrenden Nebenumständen vorläufig Abstand, wie dies auch in der Physik und Mechanik gelegentlich des Widerstands des Mediums, der Reibung usw. geschieht“ (Leon Walras, Mathematische Theorie der Preisbestimmung wirtschaftlicher Güter, S. 7)

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• Paradigma „rationales Verhalten“, vollständige Information

• Paradigma „Gleichgewicht“ Krisen kommen kaum vor, Anpassungsprozesse kaum

erforscht, denkmögliche Anpassungsprozesse

stark reduziert• Fehlen von Institutionen &

Organisationen führt zu Aussagen wie „Weniger Staat ist besser“, „Mobilität des Faktors Arbeit erhöhen“

• Zu viele Konstanten • Konstanten sind nicht

konstant • Abweichungen sind groß• Abschätzen von Konstanten:

Wenn Zeitreihen lange genug andere Konstanten nicht mehr konstant, Zufallseinflüsse, etc.. jedes beliebige Ergebnis aus Zeitreihe herauszufiltern (Solow)

Nach: Uwe Klann, pers. Mitteilungen, K-Hz. Brodbeck, Die Fragwürdigen Grundlagen der

Ökonomie

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Zeit in der VWL

• Es existiert keine „Eigenzeit“, also keine Möglichkeit, „Beschleunigungen“ zu quantifizieren (analog etwa „Gravitation“ oder „Kraft“ in der Mechanik)

• Kurz-, Mittel- und Langfristbetrachtungen sind generell unbestimmt u. dasselbe „In the long run we‘re all dead. Economists set themselves too easy,

too useless a task if in tempestuous seasons they can only tell us that when the storm is long past the ocean is flat again“ (J. M. Keynes)

• In Modellen: plötzlich werden Anpassungsgeschwindigkeiten angenommen

• Kreativität zerstört jede Gesetzmäßigkeit und ist nicht „getaktet“

„Kein Ökonom war jemals darin erfolgreich, Waren auf der Basis von wissenschaftlichen prognostizierten Zukunftspreisen zu kaufen oder zu verkaufen (obgleich einige wenigstens darin erfolgreich waren, solche Prognosen zu verkaufen). (F. A. Hayek, Studies in Philosophy, Politics and Economics, S. 35)

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Nach: K-Hz. Brodbeck, Die Fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie

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Ungestellte Fragen in der VWL:Woher kommen welche

Bedürfnisse?• Neoklassik: Bedürfnisse vorhanden. „Die Marktwirtschaft führt

dazu, dass Produzenten Dinge produzieren, von denen wenn man sie sieht meint, sie schon immer gewollt zu haben.“

Etwas ehrlicher…• Die Konsumenten artikulieren nicht neue Bedürfnisse, und der

Markt nimmt danach passiv deren Signale auf; es ist umgekehrt so, dass „neue Bedürfnisse den Konsumenten von der Produktionsseite her anerzogen werden, so daß die Initiative bei der letzteren liegt“ (J. Schumpeter (Vater d. evolutorischen Ökonomie), zit. nach Brodbeck, fragw. Grundlagen, S. 244)

• Fehlt: Psychologie, Soziologie, Diskussion über Lebensstile, …

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Nach: U. Klann, pers. Mitteilungen, K-Hz. Brodbeck, Die Fragwürdigen Grundlagen der

Ökonomie

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Problem der Ökonomie: Die Investitionsentscheidung

Koordinierung von Investitionen über Finanzmärkte • Finanzmärkte nicht effizient, reagieren prozyklisch, Herdenverhalten,

…• Investiert wird in die Zukunft mit der höchsten (privatwirtschaftlichen)

Rendite, • Präferieren der kurzen Frist• Unternehmen planen Investitionen nach Marketingaspekten

Wie effizient ist der Koordinationsmechanismus „Rendite“? • Was „nützt“ einer Gesellschaft (Gemeinschaftsgüter,

Basisdienstleistungen) Marktversagen?• Unternehmerische Investitionen sind kollektive

Entscheidungsprozesse, AG gehört nicht einem Individuum• Für den „Stammtisch“: Was ist leichter zu planen: Siemens oder

Slowenien

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Mathematisierung in der VWL

„… mathematische Ökonomie ist nur ein Gebräu, ebenso unpräzise wie die anfänglichen Voraussetzungen, auf denen sie basiert und die dem (jeweiligen) Autor erlauben, den Blick für die Komplexität und Interdependenz der realen Welt in einer Masse überheblicher und

wertloser Symbole zu verstecken“ (J. M. Keynes, General Theory, S. 298)

Mathematische Ableitungen sind immer formal exakt Wer die Annahmen der Theorie akzeptiert, muss

auch die Ergebnisse akzeptieren

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Mängel der VWL-Mängel der VWL-EinführungsvorlesungEinführungsvorlesung

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Vorbemerkung: VWL – Einführungsvorlesungen &

Inhalte

• Wesentlich: Überwiegend werden nur Einführungsvorlesungen besucht!

• Erst im Hauptstudium: Vertiefungen; Forschung: Mängel der Theorie werden sehr wohl diskutiert! Aber: Politikberatung wird nicht von

Wissenschaftlern betrieben!

Hauptzweige im Grundstudium:• Mikroökonomie (Untersuchung von

Einzelmärkten)• Makroökonomie (gesamtwirtschaftliche

Phänomene)

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VWL – Einführungsvorlesungen: Inhalte

• Mikroökonomie (Untersuchung von Einzelmärkten): Budgetbeschränkung, Nutzen, Präferenzen, Gleichgewichte,

Stabilität, Pareto-Effizienz, Produktionsfunktion, Kostenrechnung, Mono- Oligopole, externe Effekte, öffentlische Güter, Außenhandel (Ricardo…) …

• Makroökonomie (gesamtwirtschaftliche Phänomene): BIP, Konjunktur, (Gleichgewicht), Beschäftigung, Preisentwicklung, Wechselkurse, Zahlungsbilanzen, Say'sche Theorem, Phillips-Kurve, Geldmarkt, IS-LM, Wirkungen v. Fiskal-, Geldpolitik, Zins, Wachstumspolitik …

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Folgt Makro aus Mikro?

• Zeitgeist: Mikrofundierung der Makroökonomie

• Der Dead-Lock: Hochhäuser & Straßenschluchten von oben

Fahrer sitzt im Auto, steht im Stau und wartet…

SIE sehen von oben drauf!• Blockade aufgrund zeitlicher

Abfolge und räumlicher Struktur

• Neoklassik ist so konstruiert, dass Dead-lock-Situationen nicht möglich (Pfadunabhängigkeit)

• Wie könnte ein „Unterbeschäftigungs-Dead-Lock aussehen?

Nach: Claus-Peter Pfeffer, „Wirtschaft einmal rational“, S. 27

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Zentrale Fallstricke der Einführungsvorlesungen: 5 Beispiele

1. Das Menschenbild vom „homo oeconomicus“

2. Effizienz ohne Aussagen zur Verteilung

3. Die Vision eines Gleichgewichtes

4. Der immer gute Freihandel5. Die fehlende Zinstheorie

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Probleme der Mikroökonomie: Der Mensch als

NutzenmaximiererHomo oeconomicus = • Uneingeschränkt rationales Verhalten, • Streben nach Nutzenmaximierung bzw.

Gewinnmaximierung, • Mehr ist immer besser, • lückenlos informiert, auch über Konsequenzen • bei Markttransparenz

Rationales Handeln: • Es existieren Präferenzen bei beschränkten

Budgets. Bei einem Budget werden Präferenzen optimiert. Der Mensch rechnet also unentwegt…

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Probleme der Mikroökonomie: Der Mensch als Nutzenmaximierer

Problem: Mehr ist immer besser?• Kaufmänner: Nutzenmaximieren = Geldmaximieren; Haushalte:

Bedürfnisse sind begrenzt (10 t Eis statt 9 t?)• Problem der Vermischung: Haushalte müssen sich in einer

Geldwirtschaft Bedürfnisbefriedigung „erkaufen“, werden in gewisser Weise zu Kaufmännern. Aber: Ökonomisches Rechnen ist nicht das Wesen des Menschen.

Weitere Probleme: • Faktisch Unkenntnis der Handlungsmöglichkeiten u. Budgets• Interdependenz von „Nutzenfunktionen“ – Positionsgüter:

Orientierung an anderen Menschen und Wechselwirkungen mit Nutzen anderer

• veränderbare Präferenzen – Nutzen wird Zeitabhängig• Mensch = soziales Wesen – Menschen kommunizieren – Gesellschaft

wird ausgeklammert (Erziehung, Lernen, Gruppenidentitäten)Mensch in der Mikroökonomie ist nicht einmal asozial, da es kein

gegenüber gibt

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Extrembeispiele der Orthodoxie: Das Menschenbild vom Nutzenmaximierer

„Die Mikroökonomie hat mit großen Erfolg auch das Denken über das Strafrecht verändert. Das Denken über die Kriminalgerichtsbarkeit in den 1950er und 1960er Jahren war durch Behauptungen beherrscht, daß Kriminelle durch Bestrafung nicht abgeschreckt werden können, weil sie geisteskrank oder der Gesellschaft entfremdet seien. … Feindselige Reaktionen gegen Richter und Mitglieder der Legislative, die den Verbrechern gegenüber als zu nachgiebig galten, und das Wiederaufleben der Todesstrafe signalisieren, daß die mikroökonomische Interpretation des kriminellen Verhaltens viele Anhänger gewonnen hat.“

Gary Becker, Warum wir nicht ohne Ökonomen leben können (1987)

Nach: Thomas Dürmeier,www.thomasduermeier.de

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Mikroökonomie: Einige Inhalte & Probleme

Effizienz = Pareto-Effizienz: Ein (Gleichgewichts-)Zustand, in dem niemand bessergestellt werden kann, ohne jemanden schlechter zu stellen. M. Friedman: „There is no free lunch“ Populistische Plausibilität / Knappheitsdiskurs Keinerlei Verteilungsmaß (sei „Aufgabe der Politik“) Die Reduktion auf das Pareto-Kriterium bereitet einer

kastrierten Ökonomie den Weg

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Existieren stabile Marktgleichgewichte

?

(Ist das Angebots-Nachfrage-Modell stabil u. eindeutig?)• Zentraler Begriff = Präferenzen: A lieber als B lieber als C

lieber als … ; spiegeln „Nutzenordnung“ wieder, Nutzen wird unter Budgetrestriktion maximiert

• Zentrale Voraussetzung: Präferenzen sind konstant transitiv konkav (abnehmender Grenznutzen; ich hab von zwei

Produkten lieber ähnlich viele; wenn ich von einem viel hab, verzichte ich leichter, als wenn ich wenig davon hab)

Mehr ist immer besser• Dann und nur dann ergibt sich: ein eindeutiges stabiles

Marktgleichgewicht.

CDs

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Sind Präferenzen transitiv?

Arrows Unmöglichkeitstheorem:• Familie Urlaub; 3 Personen, 3 Meinungen

Vater: Lieber nach A als nach B oder C, B lieber als C

Vater: A > B > C Mutter: C > A > B Sohn: B > C > A

• Jetzt: demokratisch abstimmen: Was wollt ihr lieber: A lieber als B? (2 pro, 1 contra für A) B lieber als C? (2 pro, 1 contra für B) C lieber als A? (2 pro, 1 contra für C)

• Präferenzordnung = A > B > C > A daheim bleiben…

Nach: V. Böventer, Einführung in die Mikroökonomie, S. 66

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Probleme in der VWL:

MikroökonomieAber: • Präferenzen sind nicht konstant

Dann kann man nicht mehr sagen, warum z. B. eine Mengenänderung stattfand! Denn: Haben sich die Preise oder die Präferenzen geändert

• Präferenzen nicht transitiv, Zirkel sind normal• Mehr ist nicht immer besser (statt 8 t Eis 9 t Eis?) –

oder Degradieren zu Trivialität (Haushalt Unternehmen)

• Bei weitem nicht immer: abnehmender Grenznutzen• Prozess des „Nutzenmaximierens“ nicht üblich bei

HaushaltenFolge:• Keine eindeutigen Markt-GGW • Beweis eines stabilen Markt-GGW: Arrow

(Überprüfung: Tautologie)

CDs

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Ricardos Theorie der komparativen Kostenvorteile

• Anwältin kann auch am besten tippen trotzdem Sekretärin?

• Ricardo: Wein & Tuch in Portugal billiger als in GB Spezialisierung trotzdem sinnvoll

Summe der produzierten Güter / Dienstleistungen steigt

Löhne können steigen „Bei Öffnung der Grenzen für den

int. Handel Handel steigt das Volkseinkommen aller Länder, die sich daran beteiligen“ (Samuelson, S. 781)

Probleme (theoretische Voraussetzungen):

• Faktorknappheit: keine Arbeitslosigkeit, keine Kapitalressourcen

„übrig“, • Flexible Preise & Löhne• Geschlossene

Kapitalmärkte• Leistungsbilanzausgleich

Dynamische komparative Vorteile: Ausgleich nur, wenn Erfahrungsschatz internationales

öffentliches Gut

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Welthandel ... Theorie

• Wann entsteht Handel: Unterschiedliche Nachfrage, Unterschiedliche Produktivität (Ricardo), Unterschiedliche Faktorausstattung (Ausstattung in

Boden, Arbeit, Kapital) (Heckscher-Ohlin), Intraindustrieller Handel (Autos-Autos: mehr Farbe;

Monopolpreise), A. Smith: Überkapazitäten ins Ausland

• Theoretische Grundannahmen: flexible Faktormärkte, dann Anpassungsprozesse

• „Handel ist immer gut“ Grundlage: Handel ist Kaldor-Hicks-Effizient (Handel ist dann gut, wenn die Menschen im Durchschnitt besser gestellt werden (nach Ausgleichszahlungen ist niemand schlechter gestellt schwächer als Pareto-Effizienz)

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Welthandel …und Praxis

• Komparativer Handel: immer Strukturanpassungen Gewinner & Verlierer Wie lange dauern Anpassungsprozesse?

• Faktormärkte sind reguliert: Arbeitslosigkeit kann entstehen, Bevölkerungsschichten können dauerhaft schlechter gestellt werden

• Falsche Wanderungsbewegungen, Cluster-Effekte: Humankapital geht dorthin, wo schon viel Humankapital ist Entlohnung in unterschiedlichen

Regionen wird noch ungleicher• Ökologie? – Patente? – Macht?

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Welthandel …und Praxis

EU: • Nach Gründung: Intraindustrieller Handel zw.

Industriestaaten, • Heute: Komparativer Handel

Folge:Anpassungsprozesse Sind Ausgleichszahlungen zwischen

Gewinnern und Verlierern noch gewollt?

• Unterschiedliche Faktorausstattung: Z. B.: Anpassungsprozess führt zu Lohnsenkung, aber Erhöhung der Verzinsung in kapitalreichem Land (allg.: Lerner-Samuelson-Theorem). Da Vermögen ungleich: Viele Verlierer,

wenig Gewinner.

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Fallstrick ZinstheorieWas ist Zins? (Ein natürliches Etwas, institutionenabhängig,

nützlich oder Ausdruck eines Machtverhältnisses?)• Zeitpräferenzen: Geringschätzung der Zukunft?

Positiver Zins heißt: Der Konsum zukünftiger Generationen ist weniger Wert als gegenwärtiger

Führt zu systematischer Unterversorgung in Zukunft „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“ Gilt nur in Wachstumsmodellen mit ewig lebenden Individuen //

Samuelson: Überlappende Generationen Positiver Zins nur bei Bevölkerungswachstum und technischem Fortschritt zu erklären

• Es existiert kein einheitlicher Zins (Projekte haben unterschiedl. Eigenzinsen, diese können nicht den Banken-Realzinssatz erklären)

• Nach-Keynes-Zeit: Zins als Resultat einer Geldverfassung (K. Knies: „Geld ist Geschöpf der Rechtsordnung“)

5

Quelle: K-Hz. Brodbeck, „Interest will not lie“, in „praxis perspektiven 6 (2003), S.

65ff

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Fallstrick Zinstheorie

Steuern Zentralbanken den Zins? sonst wäre Streit unnötig…

• „Der Zins als relativer Preis, als Verbindungsglied zwischen Gegenwart und Zukunft stammt aus der Welt der realen Wirtschaft. Seine Höhe wird durch das Verhältnis von Sparen und Investieren bestimmt.“ (O. Issing, Chefvolkswirt der EZB, in: FAZ, 20.11.1993)

Aber: Es werden mehr Kredite ausgegeben als gespart wir, Unternehmensgewinne werden ebenfalls investiert…

• Kurz- und langfristige Zinssätze laufen zumeist parallel (außer: Umbruchphasen)

• Es gibt keinen „durchschnittlichen“ Zinssatz

5

Zins kein natürliches Phänomen (Märkte auch kein natürliches Phänome)

• Schumpeter: Gewinn in stati-scher Wirtschaft verschwinden (Wettbewerb!) positiver Zins nur in Wachstumsökonomie

• W-G-W G-W-G+G (Marx‘ Kapitalformel): G ist Zins aufgrund der Vermittlung des Tausches (Aus Tauschver-mittlung wurde Selbstzweck)

• „Verzinsung eingesetzten Kapitals“ ist keine rationale Handlung(ssteuerung) sondern irrationale Leidenschaft: Geldgier

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Fallstrick ZinstheorieAristoteles: Zins ist Missbrauch der sozialen

Funktion des Geldes

Unterscheide reale und monetäre Zinstheorie: A) Real: (Angebot (sparen) – Nachfrage (investieren): Schnittpunkt der

Kurven = r• Nutzungstheorie (Say, Menger): Entschädigung des Kapitalgebers f.

Verzicht auf Nutzung d. Geldes. Ähnlich: Abstinez-, Wartetheorie• Ausbeutungstheorie (Ricardo, Proudhon, Marx): Kapital entsteht aus

„vorgetaner Arbeit“, Zins ist „ein Stück Mehrwert plus dem Verschleiß des fixen Kapitals“ (Marx, Kapital, Bd. II, S. 475)

• Agio-Theorie (Böhm-Bawerk): Gespart wird nur, wenn Entgelt für zusätzlichen Zukunftskonsum gezahlt wird

• Dynamische Zinstheorie (Schumpeter): Unternehmer können nur in dynamischen Umfeld Innovationen durchsetzen, Zins als Instrument zur „Durchsetzung neuer Kombinationen“,

• Grenznutzentheorie (Menger, Jevons, Walras, Mayer): Zins = Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals. Zinssatz so, dass sicher zu erzielenden Nettoerlöse einer Anlageinvestition deren Anschaffungskosten entsprechen

5

Quellen: Schaal, Geldtheorie & Geldpolitik, Gabler VW-Lexikon

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Fallstrick Zinstheorie

B) Monetär: (Bankensystem)• Wicksell: Banken können bei „natürlichem Zins“ (= Vollbesch.)

Kreditvolumen ausdehnen und Expansionsprozess in Gang setzen.• Liquiditätspräferenztheorie (Keynes): Zins = Entschädigung f. Aufgabe v.

Liquidität, Geldangebot zinsunabhängig, Geldnachfrage aus zinsunabhängiger und -abhängiger Komponente, Liquiditätsfalle, Rückwirkungen in Realwirtschaft,

• Post-Keynesianisch (Hicks): Zins als Schnittpunkt der LM-IS-Kurve LM: Mögliche Gleichgewichtspunkte aus Geldangebot und Nachfrage (bei

verschiedenem Zins) IS: Mögliche Gleichgewichtspunkte aus Sparen und Investieren (bei

verschiedenem Zins)• Portfoliotheorie (J. Tobin): Zinsstruktur & Risikostruktur • Loanable-Funds-Theory: Erweiterung/Variation der IS-LM-Theorie

[Annahmen: Spar- & Invest.volumen nur v. Zins, nicht v. Entwicklung des Volkseinkommens abhängig, aber: Zinsen in Theorie Ergebnis solcher Entwicklungen]

5

Quellen: Schaal, Geldtheorie & Geldpolitik, Gabler VW-Lexikon

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Politische Ökonomie

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Politische Ökonomie

1. Wachstum & Ökologie2. Finanzmärkte3. Welthandel

Fehlt:1. Soziales2. Gestaltung von Arbeitsmärkten3. Angebotsorientierung und Say'sche

Theorem4. …

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Was ist „Natur“ für uns?

• „Mit diesem Planeten ist das menschliche Geschlecht in Kampf: es sucht ihm abzugewinnen, was es nur vermag“ (Adam Müller)

• Descartes: Denkendes Bewußtsein vs. Welt unbelebter Dinge

• „Die Arbeiterklasse hat die Natur erobert, jetzt muss sie die Menschen erobern“ (K. Marx)

• Werttheorie: „Werth (ist) das Mass des zu überwindenden Naturwiderstandes (Carey) Heute: „Knappheit“

• Preise haben die Aufgabe, die „Ausbeutung natürlicher Ressourcen“ zu steuern (H. Hotelling)

Alle Zitate aus K-Hz. Brodbeck, Die Fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie, S.

125-133

• „Darum ist auch die Kriegskunst von Natur eine Art von Erwerbskunst, … die man anwenden muss gegen die Tiere“ (Aristoteles)

• Naturreligion vs. Christentum: Gott (= Handwerker) jenseits der Natur Krieg gegen Natur erst möglich („Bevölkert die Erde, unterwerft sie euch“ [Gen 1, 29])

• „Daß der Mensch in seiner Vorstellung das Ich haben kann, erhebt ihn unendlich über alle andere auf Erden lebende Wesen“ (Kant)

• „Die Naturgegenstände nämlich sind mächtig und leisten mannigfachen Widerstand“ (Hegel)

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Die ökologischen Grenzen des Wachstums

"Es gibt keine Grenzen des Wachstums. ... Wir werden den Wert der bewohnten Welt steigern, und zwar ohne Ende." Paul M. Romer, US-Ökonom

Ökologie?- Glaube an unbegrenzte technische

Möglichkeiten- Konservativismus d. Unternehmen- Ethik im entfesselten Standortwettbewerb- Relativer Wohlstand als Bedingung f.

ökologisches Bewußtsein- Nachhaltigkeit als Restgröße - China? ...Wachstum kein Ziel, sondern Freiheit

und Gerechtigkeit (A. Sen)

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Wachstumsraten auf der Erde(Ausgangsjahr = 100)

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Quelle: Joachim Jahnke - Deutschland global? - 2005

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Schrumpfung auf der Erde

1,3,4 und 5: Ausgangsjahr = 100

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Quelle: Joachim Jahnke - Deutschland global? - 2005

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Finanzmärkte: Theorie oder Praxis

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Märkte:1) Primärmärkte

2) Börsen

3) Devisenmärkte

4) Derivatmärkte

Der Aufbau der Finanzmärkte

Akteure:1) Banken, Investmentbanken

• Kreditgeschäfte• Investments• Devisenhandel• Derivatehandel

2) Versicherungen3) Investment- & Hedgefonds4) Privatpersonen5) Internationale Finanz-

organisationen • IMF , WB, BIS

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BRUNNHUBERwww.attac.deStefan Brunnhuber / Harald Klimenta

Wie wir wirtschaften werden

• Bankenkrisen• Währungskrisen• Verschuldungskrisen• Wechselkurskapriolen• Börsenkrisen• Konjunkturzyklen• Volatilität• Liquiditätsfallen• Derivate: Hedge-Fonds• Kreditzyklus: Positive

Rückkoppelung• Vermögenskonzentration

Kurz-fristig

InstabilSozialkapital

Wachs-tum

Ver-mögen

Finanz-system

Eines ist sicher: Die nächste Krise

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BRUNNHUBERwww.attac.deStefan Brunnhuber / Harald Klimenta

Wie wir wirtschaften werden

• Japan 1990• Europäisches Währungssystem 1992• Mexiko-Krise 1994• Südostasientkrise 1997• Russland 1998• Brasilien 1999• Dot-Com-Bubble 1996-2000• Argentinien 2000• …

Entfesseltes Jahrzehnt

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Harald Schumann, 2003

Das Cayman-Wunder_________________________________

14 Quadratkilometer

15.000 Einwohner

500 Banken

Bankeinlagen: 500 Milliarden $

BIP/Kopf: 24.000$/a

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Finanzmärkte: Theorie oder Praxis

• Finanzmarkteffizienz: Schnellstmöglich Marktpreise zu allen Fristen Auch neoklassische Analyse zeigt: Finanzmärkte nicht effizient (u.a.:

Robert Shiller, „Irrationaler Überschwang“; Börsen: Irrationale Preise)

• Macht durch Kapitalakkumulation – Disziplinierung demokratischer Gemeinwesen durch int. Finanzmärkte

• Shareholder-Value• Unterschiedliche Systemzeiten, Präferenz kurzer Fristen: Heuschrecken• Steigende Zinssätze durch größere Märkte = Ineffizient• Bail-in kostet Menschenleben (IWF als Garant „funktionsfähiger“

Märkte)• Schuldenkrisen, Consensus v. Washington

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Wie die „Naturgesetze“ des Marktes „demokratisch“

durchgesetzt werden:Beispiel WTO

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GATTAbbau von Zöllen

und nicht-tariffären

Handelshemmnissen.

1947 erste Handelsrunde

auch Verträge zu - Dumping,- Subventionen, etc. - Landwirtschaft, - Textil und

Bekleidung

GATSDienstleistungs-

abkommen

Explizit sämtliche Dienstleistungen, die nicht in Ausübung hoheitlicher Gewalt

v. a. staatliche Regelun-gen werden harmonisiert

Progressive Liberalisierung

Erweiterungsrunde seit Februar 2000

TRIPsSchutz geistigen

Eigentums

Patentschutz (z.B. auf Medikamente)

MarkenschutzBetriebsgeheimnis

seLayout integrierter

SchaltkreiseUrheberrechtePatente auf

Lebewesen

WTO Dispute Settelement Body: Streitschlichtungsverfahren

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Power-Politics in der WTO: Demokratie ist nur unter gleichen möglich (I)

Drohungen: Finanzielle Versprechen bei „Ja“-Wort Kredithebel: Frisches Geld via Weltbank oder

Währungsfonds nur im Falle des Jaworts Streichen v. Handelspräferenzen Streichen v. Entwicklungshilfeleistungen Streichen v. Militärhilfe: z. B. im Rahmen des Krieges

gegen den Terror (Pakistan) Nikolaus-Methode: Erstellen schwarzer Listen anti-

amerikanischer Länder

„Effizienz geht vor Rechenschaftspflicht – das ist einer der harten Fakten des Lebens“

Pascal Lamy in der Financial Times

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Power-Politics in der WTO:

• Green-Room-Gespräche Vorver-abredete Empfehlungen (Singapur…)

• Einladen von „Vertretern“ zu Green-Room-Gesprächen

• Taktik der Endlos-Debatten …Übermüdung macht

gleichgültig Wer ermattet schneller? EU =

300-köpfig, Burkina Faso = 1. Abgelehnte Texte tauchen

morgens um 4 wieder auf• Problem der Überforderung von EL:

Durchschnittlich 8 Tagungen pro Tag in Genf

Demokratie ist nur unter gleichen möglich (II)

• Moralische Appelle (Ablehnung verstärkt Rezession)

• Setzen kurzer Fristen, spätes Aussenden von Vorlagen

• Geschickte Bestimmung der Verhandlungsführer /-führung

M. More neben Süd-vertreter Abwechselnde Beiträge von

pol. Repräsentanten und Experten

• Weichkochen der EL od. v. Einzelper-sonen in Einzelsitzungen / Telefonaten

• Anruf in Hauptstadt: „Verhandlungs-führer schadet Entwicklungsland“Konsensprinzip nur für Industriestaaten gut

Quellen: U. a. Weed-Arbeitspapier „Auf dem Weg nach Cancun“ von Pia Eberhard; ila-Dossier Finanzpolitik IV – WTO.

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Die WTO: Freihandel als Dogma

„Die WTO ist vergleichbar mit einem Verkehrspolizisten, der es als seine Aufgabe ansieht, das Verkehrsaufkommen ständig zu

erhöhen und dabei das Setzen von Verkehrsregeln den Fahrern der dicksten Autos zu überlassen“.

(Ein britischer Landwirt)

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10 Jahre WTO – 10 kapitale Fehler

1. Herrschaft der wenigen (obwohl Konsensprinzip)

2. Undemokratische u. unscharfe Strukturen (Lamy: „Mittelalterliche Strukturen, NGOs ausgeschlossen)

3. Fehlende Transparenz (Tagesgeschäft beinahe völlig im dunklen)

4. Übermacht aufgrund eigener Gerichtsbarkeit (kleine Länder können selbst Urteile zu ihren Gunsten kaum durchsetzen)

5. Kuhhandel6. Kernarbeitsnormen u. Ökologie

werden ignoriertHandel an und für sich führt nicht zwangsläufig zu Wohlstandsmehrung!

7. Permanentes Erweitern der Kompetenz (Investitionsschutz, Patentsysteme auf alles, … )

8. Veraltetes Regelwerk (Inländerbehandlung u. Meistbegünstigung in ihrer gegenwärtigen Auslegung verhindern Öko- oder Sozialstandards)

9. WTO-System dient Konzernen10.Sonderbehandlung f. EL (special

and differential treatment) mickrig, keine Einigung über Vorschläge der EL über solche differenzierte Behandlungen

Quelle: Jürgen Knirsch, Greenpeace e.V.,

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Alternativen?!

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Wichtige Reformelemente aus der Sicht von Attac

• Dauerhafte Entschuldung der Länder des Südens

• Gerechten Welthandel durchsetzen• Einfluss der Finanzmärkte reduzieren • Macht der Konzerne begrenzen• Durchsetzten einer gerechten

Steuerpolitik• Soziale Sicherungssysteme erhalten

International

National

Gegenwart: Eines ist sicher – Die nächste Krise

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Konventionelle Gestaltungselemente:

• Währungskooperation• Verbesserte

Risikoallokation• Reform int. Institutionen

• Eindämmen von Geldwäsche

• Bekämpfung von Steuerflucht

• Internationale Steuern• Alphabetisierung und

Anlegerverhalten• Corporate Citzenship• Nationale Steuern• Mikrokredite• Bildungsfonds

Deregulierung ohne Rahmensetzung

• Bankgeheimnis 9400 Mrd. US-Dollar „Offshore“, D: 13 % der Vermögen in 3 Oasen (S+L+L=500 Mrd. €)

Industrie & Steuerkonkurrenz• 3 Mio. Firmen in Steueroasen (Enron

allein 881, davon 692: Cayman-inseln),• Interne Verrechnungspreise• Quellenlandbesteuerung und

steuerliche Abschirmung• Doppelbesteuerungsabkommen und

steuerfreie Rückführung von Gewinnen aus NiedrigsteuerländernCaritas: Auf 1 € missbrauchte Sozialhilfe 540 € hinterzogene

Steuern(ca. 120 Mio. € Sozialhilfemissbrauch, ca. 2200 Mio. € nicht in Anspruch

genommene Sozialhilfe, ca. 65.000 Mio. € Steuerhinterziehung.

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Interdisziplinarität

Ökonomie für den Menschen• Mensch kein Nutzenmaximierer: Psychologie• Menschen leben in Gesellschaft: Soziologie• Gesellschaften koordinieren: Politologie• Mensch hat Geschichte und philosophiert

Ökonomie nur kleiner Teil, auf diesen Teil reduzieren

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Fehlender Diskurs: Macht

• Einfluss von Macht auf Märkte

• Lobbys kanalysieren Lobby-Control Lobbys institutionalisieren Medienvielfalt

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Alternative: Ein Post-Autistisches Studium

• Grundstudium:Marko, Mikro, BWL (ohne z. B. Marketing), Recht, Mathe, Statistik und Methodik (inkl. Einf. Hermeutik, Epistomologie, quantitative Methodik,…) VGR/FiBu+KLAR, Einführung VWL (Wissenschaftstheorie, Geschichte des ökonomischen Denkens,…) mit Prüfung (vgl. HU Berlin)

• Fundierung der Modelle und Wegfall der Mythologie

• Hauptstudium (Pflicht): Wirtschaftsgeschichte Wirtschaftssoziologie, Projektstudium, Planspiele,…

• Lehraufträge und Gastvorträge zu aktuellen Entwicklungen wie Evolutorische Ökonomie, kulturelle Ökonomie, …

• Aufbaustudium: z. B. Umweltökonomie, inkl. ökolog. Ökonomik, nachhaltige Entwicklung, Gastvortrag eines Geographen und Biologen, aktuelle Forschungsfragen

Vgl.: Thomas Dürmeier,www.thomasduermeier.dewww.paecon.de

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„2. Stufe“: Kapitalismuskritik

• Prinzipielle Instabilität u. Ungerechtigkeit [Produktiv-] Vermögensverteilung, Finanzmärkte, …

• Wachstumszwänge, getrieben durch Konkurrenz & Neid, (nicht mehr kulturell unterdrückt, da positiv) Shareholder-Value, Verschuldungsspirale

• Gesellschaftszersetzung Präferieren von Konkurrenz statt von Kooperation Zerstörung

von Sozialkapital

Kernprobleme: Wer/was steuert wie Investitionen?

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