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Page 1: Kunststoff-Lackieren — Weltspitze mit 8000 Teilen pro Tag

_L....--- _Kunststoff-Lackieren -

Weltspitze mit 8000 Teilen pro Tag

Audi und BMW heiBen die Kunden, die Peguform vom bayerischen

Neustadt an der Donau aus mit StoBfangern, Schwellern und anderen

Kunststoffteilen in Wagenfarbe versorgt. Die jetzt in Betrieb genomme­

ne Lackieranlage des Automobilzulieferers setzt MaBstabe; sie gilt als

eine der groBten, modernsten und umweltfreundlichsten ihrer Art.

Der Markt fur Kunststoff-Lackier­

anlagen wachst kontinuierlich.

Bereits 250 Kunststoff-Lackieranlagen

hat der Anlagenspezialist Eisenmann

zur Beschichtung von Stoflfangem,

Spoilern, Ttiren, Handy-Schalen oderTV-Gehausen installiert. Allein der

Automobilzulieferer Peguform mit

Hauptsitz in Botzingen bei Freiburg

bestellte in den vergangenen 20 Jahren

16 schltisselfertige Komplettsysteme

in Boblingen. Das jtingste Lackierwerk

fur die Stidbadener, das Eisenmann im

bayerischen Neustadt an der Donau als

Generalunternehmer inklusive Gebau­

de errichtete, stellt jedoch aile bisher

gebauten Kunststoff-Beschichtungsan­

lagen in den Schatten. Und zwar gleich

mit einer Vielzahl von Leistungsmerk­

malen und Kennzahlen, wie UlrichSchmid betont. Der Leiter des in Holz­

gerlingen angesiedelten Eisenmann­Verkaufsteams fur den Bereich Kunst­

stofflackierung bezeichnet die jetzt

hochgefahrene Anlage als eine der

weltweit groBten und modernsten.

Seine Einschatzung beruht vor

allem auf den beiden Disziplinen

Durchlaufkapazitat und Automatisie­

rungsgrad. Mit einem AusstoB von

tiber 8000 Teilen pro Tag und insge­

samt 26 Lackierrobotern belegt die

Neustadter Lackiererei laut Schmid in

der globalen Hitliste der Kunst­

stoffsparte einen Spitzenplatz. Weitere

Highlights finden sich im optimiertenEnergie- und Umweltkonzept sowie ­

fur die hohe Lackierqualitat an­

spruchsvoller Kunststoffteile unbe­dingt lebensnotwendig - in der auf­

wandigcn Reinraumtechnik.

Wie von Zauberhand:

Durchgangige Automatisierung

"Nur in der Auf- und Abgabe

mtissen die Werker noch richtig Hand

anlegen", hebt Schmid mit Nachdruck

hervor. Auch die Uberprufung des

In Neustadt an der Donau steht eine der we/lweit graBten und modernsten Kunststoff·Lackieranlagen

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Lackierprozess auf drei Ebenen: Auf- und Abgabe (unlen), Pufferspeicher (links

oben) und der vollkommen abgeschorrele Beschichtungsbereich (rechfs hinfen)

Roboler in Ak lion : Die voliou tomatlscne Lackierung erzieit eine deutlich boneteOuetitn: als die manuelle Beschichlung

fur so unterschiedliche Fahrzeugrei­

hen wie Audi A4 sowie BMW 3er, 5er

und 7er.

Erwin Limmer, Leiter des Bereichs

Exterieurs bei Peguform in Neustadt,rechnet dabei mit bis zu 100 Farbwech­

seln am Tag. Sie werden von der Lack­

versorgung in jeweils nur 60 Sekunden

bcwaltigt. Dabei halt sich der Lack­

verlust in minimalen Grenzen: Dank

molchbarem Potenzialtrennsystem

(siehe dazu Artikel in JOT 5/2003,S. 50 ff.) pendelt er sich im Durch­

schnitt bei unter 1,5 Litern pro Farb­

wechsel ein.

Ftir Peguform spiegelt sich die Los­

groBe im einzelnen Lackierskid wider.

Dieser fasst bis zu zehn StoBfiinger

oder eine zu beschichtende Flache vonacht Quadratmetern. Das aus Stan­

dardmodulen konstruierte Skidsystem

erweist sich in mehrfacher Hinsicht als

Innovation. Uber SenkrechtfOrderer

tiberwindet es auf engstem Raum

unterschiedliche Hohenniveaus.

Von der Aufgabe tiber die Lackier­

zur Trocknerebene und schlieBlichtiber den aufzwei Stockwerken verteil­

ten Zwischenpuffer transportiert es die

Werkstticke zurtick zur Ausgangsbasis.Dort befindet sich auch der Abnahme­

bereich. [eder Skid besitzt einen

so das von Eisenmann entwickelte IT­

System aufkurzfristige Anderungen im

flexiblen Lackierplan.

Das Resultat ist hohe Effizienz und

maximale Auslastung der Anlage:

Peguform kann nacheinander im bun­

ten Chargenmix StoBfiinger, Schweller

und Kleinkomponenten wie Ramm­

schutzleisten und Kennzeichentrager

durch die Kabinen fahren. Und zwar

Lackierergebnisses erfolge per mensch­licher Sichtkontrolle. Der Beschich­

tungsprozess mit den bei automobilem

Exterieur tiblichen drei Schichten,

Grundierung plus Basecoat und Clear­

coat, funktioniert samt Vorbehandlung,

Blas- und Ktihlzonen sowie Trocknung

dagegen vollkommen automatisch. In

der Beflammkabine zur Aktivierung

der Kunststoffoberflache arbeiten

ebenfalls ausschlieBlich Roboter. Die

separat eingeplanten manuellen

Arbeitsstationen in den drei Spritz­

kabinen sind als Back-up-Uisung furdie noch laufende Phase der Anlagen­

Inbetriebnahme und fur Nacharbeiten

gedacht. Peguform be halt sich vor, siesparer durch zusatzliche Lackier­

roboter zu ersetzen.

Der hohe Automatisierungsgrad dertiber ein PC-Netzwerk auf Windows

NT-Basis gesteuerten Anlage zeigt sich

nicht nur im durchgangigcn Roboter­einsatz, sondern auch in einer Reihe

weiterer pfiffiger Details. Dazu gchort

das komfortable Handling unter­schiedlicher Produkt- und Farbvarian­

ten. In Neustadt regelt namlich dieintelligente Software den Wechsel von

emer Artikelgruppe zur nachsten

gleichsam wie von Zauberhand. Inner­

halb weniger Sekunden stellt die Elek­tronik aile Parameter inklusive Werk­

stucktragcr und Farbselektion auf den

neuen Produkttyp um. 1m Nu reagiert

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Pfiffige Neuentwicklung : Die Zwischenblaszo ne mit individuell selektierba ren

Teleskop·Armen spOrt auch noch so versteckte Wassernester aus der Vorbe·

handlung auf

kodierten Identtragcr, der mit der

Anlagensteuerung kommuniziert. Da­

durch lasst sich jede Losgrofle tiber die

Visualisierung exakt verfolgen. Dahin­

ter verbirgt sich ein wichtiger Aspekt

der voll automatisierten Lackierschrit­

te: Farb- und Artikelwechsel sind an

das Skidverfolgungssystem gekoppelt.

Das Programm fur jeden Lackierrobo­

ter leitet jeder Skid von sich aus ein,

sobald er die jeweilige Lesestation

passiert.

100 Prozent Robotereinsatz und

durchgangige Automatisierung ftihren

zu hoherer Beschichtungsqualitat. Aus

einem einfachen Grund: Kein Personal

in den Kabinen bedeutet weniger Ver­

unreinigungen in der eigentlichen

Lackierzone. Dabei kommt ein Faktor

ins Spiel, der bei der Oberflachenbe-

handlung von Kunststoff em noch

groBeres Gewicht besitzt als bei

ihrem Metall-Pendant. "Gerade beim

Lackieren zeigt sich Kunststoff von

semer empfindlichen Seite", gibt

Schmid zu bedenken.

Die starke elektrostatische Aufla­

dung des Werkstoffes zieht Schmutz

und Staub geradezu magisch an. "Das

A und 0 bei der Lackierung hochwerti­

ger Kunststoffteile sehe ich in umfang­

reichen Vorkehrungen, die absolute

Sauberkeit garantieren. Schon deshalb

rate ich jedem Kunststofflackierer so

weit wie moglich zu automatisieren

und auf manuelle Prozesse zu verzich­

ten ", unterstreicht der Wirtschaftsinge­

nieur. Gleichzeitig verweist er auf die

in Neustadt realisierte Reinraumtech­

nik im Stil des von Eisenmann fur

die Automobillackierung entwickelten

"Clean-Room-Systems".

Reinheitsgebot sorgt fur

hervorragende First-Run-Oualitat

Es schottet die komplette Anlage

mit Ausnahme der Auf- und Abgabezo­

ne vollkommen von der AuBenwelt abo

Zu Wartungszwecken kann Personal

nur tiber spezielle Schleusen und mit

fusselfreier Kleidung den sensiblen

Lackierbereich betreten. Und: Aile

Kabinenwande bestehen aus groB­flachigcn Glaselementen, die Ablage­

rungen durch Staubpartikel auf ein

MindestmaB reduzieren.

Neben der Staubgefahr gibt es eine

Reihe weiterer Punkte, die das

Lackierergebnis beeinflussen. Dazu

zahlen in die Spritzkabine verschlepp­

te Wassernester. Ihre Entstehung wird

durch die hohe Oberflachenspannung

von Kunststoff begtinstigt. Die Folge:

Restwasser zieht sich zu groBeren Was­

sertropfen zusammen. 1m Extremfall

gentigt ein einziger, in zahlreiche Ein­

zelteile zersraubender Tropfen, um

eine gesamte Skidbesttickung zu zer­

storen.

Zur Ausschaltung dieses Risikos

konzipierten die Ingenieure von

Eisenmann ein komplexes System von

Blaszonen, um die Werkstticke von

allen Wasserrtlckstanden zu befreien.

Den Vogel schieBt dabei die in Neu-

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NASSLACKIEREN

lari -li c n r

larlac -S

Baslslack-Sp tz a n

.ablna

Nichl nur (Orden gesamlen Lackierbereich von Pequtotm, sondern eucn (Ordas Gebeuoe der nellen Lackiererei war

Eisenmann als Generetuniemenmer verantwortlich

stadt erstmals umgesetzte Zwischen­

blaszone mit individuell selektierbaren

Teleskoparmen ab. Das innovative

Handling-Geriit beseitigt selbst hart­

niickige Wassernester, die sich gern imInnern emes Kunststoffteils ver­

stecken.

Der Lohn soleh aufwiindiger MaB­nahmen drtickt sich in der First-Run-i,­

Or-Rate aus, die der neuen Peguform­

Lackiererei auch in punkto Qualitiit

den ersten Platz sichert. In Neustadt

fallt das Ergebnis so klar aus, dass

Rucklaufcr oder intensive Nacharbeit

fast schon als Fremdwort gelten, wie

Schmid anmerkt: "Unsere Anlage er­zielt eine hervorragende First-Run­

Quote, " Er fuhrt dieses positive Resul­

tat auch auf die in den Spritzkabinenvorherrschenden konstanten Klimabe­

dingungen zuruck. "Stabile Prozess­

zustiinde beztiglich Temperatur und

Feuchte tragen zum perfekten Finishder Kunststoffkomponenten bei."

Energie-Optimierung

senkt Betriebskosten

Die von Eisenmann favorisierte

UmluftfUhrung spart Betriebs- und

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Investitionskosten. Gleichzeitig er­

weist sie sich als zentraler Baustein fur

das Energiekonzept, mit dem die Neu­stadter Anlage - last but not least ­

auch in okologischer Hinsicht punktet.

"Neben minimalem Lackverbrauch

reizten wir auch aile Moglichkeiten zur

Energieeinsparung aus. Ich glaube, das

ist uns gelungen ", freut sich der Ver­kaufsleiter von Eisenmann,

In Zahlen ausgedrtickt: Der Anteil

der Wiirmertickgewinnung betriigt ins­gesamt 2500 Kilowatt, Er liegt so hoch,

dass sich nicht nur die Anlagenteile

untereinander im gegenseitigen Ener­

gieaustausch versorgen konnen, son­

dern dass sogar noch ein Uberschuss

fur die Hallenbeltiftung anfallt. Die

Umluftanlage gibt dem System 1800

Kilowatt an Warrne zurtick, die aus der

besonders effizienten Kiilteerzeugung

tiber Direktverdampfer resultiert.

Wie bei der Energie-Rtickgewin­

nung spielt das Umluftsystem auch bei

der Entsorgung fltichtiger Losemitteleine entscheidende Rolle, Peguform

verwendet in allen drei Lackierschrit­

ten losemittelarrnen Wasserlack, undzwar 2-K-Hydro-Primer, l-K-Hydro­

Basislack und 2-K-PUR-Clearcoat.

Deren Losemittelanteile - sie betragen

noch 10, 15 und 55 Prozent - entsorgt

die Eisenmann-Umwelttechnik.

Der besondere Clou: Die zur Abluf­

treinigung eingesetzte RegenerativeNachverbrennung (RNV) funktioniert

autotherrn. Die tiber die Umluftanlage

zugefUhrten Losemittel aus dem Ab­

luftstrom von Abdunstzonen, Spritzka­

binen und Trocknern reichen aus, um

den gewtinschten Oxidationsprozess in

Gang zu setzen.

Ein weiterer Energieeintrag ist

nicht erforderlich. Zum Starten der

RNV benotigt der Anlagenbetreiber

weder Gas noch sonstigen Primar­Brennstoff, Und: Mit ihrem Wirkungs­

grad von 99 Prozent arbeitet die RNV

so grtindlich, dass die Emissionen

deutlich den Wert unterschreiten, den

der Gesetzgeber in seiner neuesten

VOC-Richtlinie zulasst. Angesichts all

dieser Kennzahlen ist die Lackiererei

fur die hohe Produktqualitat von Pegu­form bestens gertistet,

Kontakt: Eisenmann, Boblinqen,

Tel. 0 70 31 /78 - 0,

e-mail: info @eisenmann.de


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