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JAHRESBERICHT 2016

INHALT

2

2 Unsere Organisation

5 Vorwort

7 Programm International

9 Gewaltprävention

11 Bildung und Einkommen

13 Gesundheit

14 Projektländer und Ausgaben

17 Programm Schweiz

19 Entwicklungspolitik und Kampagnen

21 Bilanz

22 Betriebsrechnung

24 Ertrag und Aufwand

26 Organisationsstruktur

27 Wir danken

28 Impressum

UNSERE ORGANISATION

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Wir engagieren uns seit bald 60 Jahren für eine gerech-

tere Welt. Mit unserer Projektarbeit setzen wir uns in zehn

Ländern in Afrika und Lateinamerika für eine bessere

Lebenssituation von Jugendlichen ein. Dabei arbeiten wir

mit lokalen Organisationen zusammen. In der Schweiz stär-

ken wir das Bewusstsein für globale Zusammenhänge und

engagieren uns mit Informationskampagnen für gerech-

tere Nord-Süd-Beziehungen.

terre des hommes schweiz ist Mitglied der Internatio-

nalen Föderation Terre des Hommes, welche die terre des

hommes-Organisationen zahlreicher Länder vereint.

VORWORT – Gut aufgestellt in einem immer schwierigeren Umfeld

terre des hommes schweiz blickt auf ein bewegtes und erfolgreiches

Jahr zurück. In der Schweiz brachten wir 2016 mit verschiedenen Ak-

tionen die inakzeptable Situation der sahraouischen Jugendlichen in

den Flüchtlingslagern ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Unsere Re-

cherchen hatten ergeben, dass Marokko illegal Ressourcen in der be-

setzten Westsahara ausbeutet: Wir konnten belegen, dass Tomaten und

Melonen, die in Schweizer Supermärkten mit dem Herkunftsland Ma-

rokko deklariert waren, eigentlich aus der Westsahara stammten. Damit

lösten wir einiges Medieninteresse aus sowie die Ankündigung eines

Händlers, keine Produkte mehr aus diesem Gebiet zu beziehen.

Zudem beschäftigten wir uns weiterhin intensiv mit Menschen-

rechtsverletzungen rund um sportliche Grossanlässe. Im Vorfeld der Olympischen Spiele in Brasilien organisierten wir in Basel ein hoch-

karätig besetztes Podium. Zugleich zeigten wir – in einem prall gefüll-

ten Kinosaal – den von Terre des hommes produzierten preisgekrön-

ten Film The Fighter.In Basel ging im Juni wiederum das imagine Festival auf dem Bar-

füsserplatz über die Bühne. Auch dieses Jahr erreichten die jugend-

lichen Organisatorinnen und Organisatoren mit ihren Botschaften

gegen Rassismus und Diskriminierung rund 30 000 Besucherinnen

und Besucher. Ausserdem arbeiteten 40 unbegleitete minderjäh-

rige Asylsuchende tatkräftig am Festival mit.

Unsere Sensibilisierungsarbeit ist nur möglich dank starken

Partnerinnen und Partnern im Süden. Die vielen Erfolge der Jugend-

lichen in unseren Projekten und das tägliche Engagement unserer

Partnerorganisationen sind keineswegs selbstverständlich. In vielen

Ländern hat sich die Lage 2016 zugespitzt. Sei es in Moçambique, wo

in unseren Projektregionen kriegsähnliche Zustände herrschen. Sei

es in Zimbabwe, wo die Einführung von Bonds den freien Fall der

Wirtschaft beschleunigt. Und schliesslich erfüllt die aktuelle US-Mi-

grationspolitik uns und unsere Partnerinnen und Partner in Zent-

ralamerika, insbesondere in El Salvador, mit grosser Sorge.

Die Entwicklungszusammenarbeit per se stand in der Schweiz

im Rahmen der parlamentarischen Debatten um den Rahmenkredit

für die Internationale Zusammenarbeit unter starkem politischem

Druck. Gemeinsam mit anderen Organisationen schlossen wir uns

der Kampagne Weckruf gegen Armut an. Es gelang uns, die staat-

lichen Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit zu sichern. Ver-

suche, die Entwicklungshilfe für migrations- oder sicherheitspoli-

tische Zwecke zu instrumentalisieren wurden abgewehrt – vorerst,

denn bereits drohen neue Sparpakete.

In diesem rauen Umfeld sind wir froh, dass wir unsere Geschäfts-

stelle in diesem Jahr zukunftsweisend und tragfähig neu strukturieren

konnten und uns unsere Spenderinnen und Spender das beste Einnah-

meergebnis in der Geschichte der Organisation bescherten. Dafür

möchten wir Ihnen herzlich danken!Dr. Brigitta Gerber, Präsidentin

Franziska Lauper, Geschäftsleiterin

4 5

Erfolgreiches Jahr und NeuausrichtungIn der internationalen Programmarbeit konnten wir 2016 noch mehr

Wirkung erzielen. Allein schon im südlichen Afrika profitierten nahezu

30 000 Jugendliche von unserem Angebot der psychosozialen Unter-

stützung (PSS). Diese Methode hilft ihnen bei der Bewältigung der viel-

fältigen Herausforderungen, die sich ihnen stellen. So trug PSS in Zim-

babwe beispielsweise dazu bei, die Medikamententreue von HIV-po-

sitiven Jugendlichen deutlich zu erhöhen und damit ihre Chancen auf

ein langfristiges Überleben zu verbessern. Die Versäumnisquote sank

um 22 Prozent. Zudem besuchen fast 3000 Kinder und Jugendliche aus

Tansania, die wegen HIV/Aids oder Armut die Schule abgebrochen

hatten, diese nun wieder.

In Südafrika unterstützen wir junge Frauen, die Opfer sexueller Ge-

walt wurden und dadurch einem hohen HIV-Ansteckungsrisiko ausgesetzt

waren. Dank breit angelegter Sensibilisierungskampagnen unserer

Partnerorganisationen suchten Opfer sexueller Gewalt innerhalb von

72 Stunden nach dem Übergriff eine Klinik auf. Dank der dadurch ab-

gegebenen Postexpositionsprophylaxe wurde in 77 Prozent der Fälle

eine HIV-Ansteckung verhindert.

Der Zugang zu Bildung und Ausbildung ist für benachteiligte Ju-

gendliche weiter eine grosse Herausforderung. Ein Berufsbildungs-

system ist in vielen Ländern nur marginal vorhanden und für Jugendli-

che aus armen Familien oder Gewaltkontexten oft nicht zugänglich.

2016 konnten sich 1160 Jugendliche aus Peru, El Salvador, Moçambi-

que, Nicaragua und Tansania mit unserer Unterstützung berufliche

Fertigkeiten aneignen. Ausserdem schafften es 430 Jugendliche, durch

ökonomische Initiativen ihr Einkommen wesentlich zu verbessern.

Anlass zu Hoffnung gibt uns zudem Kolumbien, wo sich verschie-

dene Jugendgruppen aktiv am Friedenprozess beteiligten. In Brasilien

mobilisierten sich Tausende Jugendliche gegen drastische staatliche

Budgetkürzungen in der Bildung, Gesundheit und Sozialpolitik.

Fokus auf drei HandlungsfelderDas Jahr 2016 nutzten wir für die Entwicklung einer neuen Programm-

strategie, die unser internationales Programm die nächsten vier Jahre

prägen wird. Ein wichtiger Referenzrahmen dafür ist die Agenda 2030

der Vereinten Nationen mit ihren 17 nachhaltigen Entwicklungszielen.

Unser Programm trägt direkt zur Erreichung von sieben Unterzielen

dieser Agenda bei. Unsere Programmarbeit konzentriert sich neu auf

drei strategische Handlungsfelder: Gesundheit, Bildung und Einkom- men sowie Gewaltprävention für die Jugendlichen.

Wir sind froh, dass wir dabei weiter auf die finanzielle Unter-

stützung der Direktion für Entwicklungszusammenarbeit (DEZA) zäh-

len können. Als Teil der Weltgemeinschaft haben wir es in der Hand,

die weltweite Armut zu überwinden und eine gerechtere und ge-

waltfreie Zukunft für alle zu ermöglichen. Ich danke Ihnen, dass Sie –

mit kleinen und grossen Taten – unsere Arbeit unterstützen.Gabriela Wichser, Leiterin Programme

PROGRAMM INTERNATIONAL

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8

PROGRAMM INTERNATIONAL – GEWALTPRÄVENTION

9

CIPÓ gibt Jugendlichen eine Stimme gegen GewaltDie Überwachungskamera eines Geschäftes hält fest, wie ein junger

Mann auf seinem Motorrad von der Polizei angehalten und wider-

standslos festgenommen wird. Erst viel später tauchen Leichenteile

des gefolterten Geovane Mascarenhas in einem Park auf. Die Polizei

streitet ab, etwas mit seinem Tod zu tun haben. Solche Vorkommnis-

se sind im Elendsviertel Subúrbio in Salvador de Bahia alltäglich. Das

Vorgehen der Polizei wird mit dem Kampf gegen das organisierte Ver-

brechen gerechtfertigt. Die wahre Ursache der Gewalt ist der in Brasi-

lien weitverbreitete Rassismus und die allgemeine Meinung, dass die

Bewohner der Armenviertel alle Drogendealer und kriminell sind. So ist

Mord die häufigste Todesursache von jungen schwarzen Brasilianern.

Mut und Selbstvertrauen findenUnsere Partnerorganisation CIPÓ (Comunicação Interativa) engagiert

sich in Subúrbio für und mit Jugendlichen gegen diese Gewalt. Bei CIPÓ erlernen Jugendliche den Umgang mit verschiedenen Kommuni-

kationsmitteln und -formen, um sich in die öffentliche Diskussion ein-

zubringen. Sie sollen ihre Rechte und Bedürfnisse erkennen und diese

auch einfordern können. Die Erfahrung zeigt, dass die Mitsprache eines

der wirksamsten Mittel gegen die massive Gewalteskalation in den

Armenvierteln der brasilianischen Grossstädte ist.

Im November 2016 stellte das Fernsehen SRF in der Sendung mitenand den jungen Aktivisten Adriano Correia und das von terre des

hommes schweiz unterstützte Projekt Schwarze Jugend und politische Partizipation vor (im Internet zu sehen unter https://goo.gl/1DMZd1).

Wie Geovane Mascarenhas ist der junge Aktivist Adriano Correia auch

22 Jahre alt. Die Gewalt könnte jederzeit auch ihn treffen. Er ist seit län-

gerer Zeit bei CIPÓ und diesem Projekt aktiv. Mit seiner Jugendgruppe

produzierte er einen Dokumentarfilm zu den Morden an jungen Män-

nern aus dem Viertel. Sie führten viele Interviews und dokumentier-

ten Fälle, wie denjenigen Geovane Mascarenhas. In ihrem Film entlar-

ven sie den zugrunde liegenden Rassismus der brasilianischen Ge-

sellschaft und fordern, dass die Rechte der marginalisierten Bevöl-

kerung Subúrbios respektiert werden.

Diese aktiv einzufordern, ist für viele schwarze Jugendliche aller-

dings schwierig, wird ihnen doch von Anfang an beigebracht, dass sie

Menschen zweiter Klasse sind. So müssen die Jugendlichen bei CIPÓ erst

wieder Mut und Vertrauen zu sich selbst finden und Stolz auf ihre eige-

ne schwarze Identität entwickeln.

Adriano Correia und seine Kolleginnen und Kollegen gehen – un-

terstützt durch CIPÓ – noch einen Schritt weiter: Sie wollen auch bei der

Gestaltung der sie selbst betreffenden Politik mitreden. Sie versuchen,

mit Politikern ins Gespräch zu kommen und so ihr Quartier mitzuge-

stalten. Denn im Gegensatz zur repressiven Staatsmacht, die die Ge-

waltspirale noch befeuert, haben die Jugendlichen echte und effek-

tive Vorschläge für die Senkung der Gewalt in ihrem Viertel.Annette Mokler, Programmkoordinatorin Brasilien

PROGRAMM INTERNATIONAL – BILDUNG UND EINKOMMEN

11

Amudem – ökonomische Stütze für Mädchen und FrauenMädchen und Frauen sind im ländlichen Moçambique wegen ihres Ge-

schlechts politisch, sozial und vor allem ökonomisch stark benachtei-

ligt. Unsere Partnerorganisation Amudem bietet ihnen mit Spargruppen

eine Chance, sich aus der Abhängigkeit von ihren Partnern oder Fami-

lien zu lösen. Milange, wo sich Amudem engagiert, ist eine abgelegene

Stadt im äussersten Nordwesten des Landes. Hier gibt es kaum Arbeits-

möglichkeiten. Entsprechend gross ist die Armut, die vor allem Frauen,

Kinder und Jugendliche hart trifft. Das Leben der Frauen dreht sich um

die Versorgung der Kinder sowie die Land- und Hausarbeit. Meist sind

sie vom Einkommen der Männer abhängig. Erwirtschaften sie ihr eige-

nes Geld, verprasst es ihr Partner oft für Alkohol und Zigaretten. So er-

ging es auch Daunisa Molenga. «Wir lebten in grosser Armut. Mein

Mann war kaum zu Hause. Sein Einkommen reichte nicht, um die Familie

durchzubringen», erzählt die vierfache Mutter. Damals beobachtete sie,

wie sich eine Gruppe von Frauen jede Woche in ihrer Nachbarschaft traf

und fragte nach, was sie tun. «Sie waren sehr offen und herzlich und er-

zählten mir von ihrer Spargruppe.» Eine Spargruppe? Davon hatte sie

noch nie etwas gehört.

Sparen und Erspartes schützenDas Prinzip ist einfach, für die beteiligten Frauen aber von grosser Be-

deutung. Amudem hatte in ihrer langjährigen Arbeit mit Mädchen und

Frauen beobachtet, dass die ökonomische Abhängigkeit sie in einer unü-

berwindbaren Armutsspirale festhält. Ihre Erkenntnis: Wollen Frauen

Rücklagen machen und zugleich sicher sein, dass ihr Geld Ende Monat

noch da ist, müssen sie es zum Schutz vor ihren Partnern ausser Haus

aufbewahren. Deshalb begann Amudem, Frauen darin zu unterstützen,

sich mit Spargruppen eine eigene ökonomische Basis zu schaffen. Die

Gruppen treffen sich wöchentlich und die Frauen zahlen ein, was ihnen

möglich ist. Braucht eine Frau Geld, kann sie es kurzfristig aus dem Topf

ausleihen und es binnen eines Monats mit 10 Prozent Zinsen zurück-

zahlen. Alle sechs Monate werden die Ersparnisse mit Zinsen ausge-

zahlt. Der Erfolg gibt Amudem Recht: 2012 startete die Organisation

die erste Spargruppe mit 15 Mitgliedern. 2016 nahmen doppelt so viele

Frauen an dieser Gruppe teil. Aus einer Gruppe sind mittlerweile fünf

entstanden.

Daunisa Molenga war sofort begeistert von diesem Konzept und

trat der Gruppe bei. Anfangs konnte sie nur wenig einzahlen. Aber al-

lein schon der Austausch mit den anderen Frauen und deren Solidarität

taten ihr gut. Mit den ersten Ersparnissen kaufte sie die Zutaten, um

Currys zu kochen und diese am Strassenrand zu verkaufen. Das Geschäft

lief gut und sie konnte immer mehr Geld einzahlen. Damit ist sie ihrem

Traum von einem festen Essensstand einen grossen Schritt näher ge-

kommen. Und auch in der Familie hat sich einiges verändert. Sie hat

es dank der Spargruppe von Amudem geschafft, sich aus ihrer unter-

drückenden Beziehung zu lösen und sich Gehör zu verschaffen.Catherine Hollinger, Programmkoordinatorin Moçambique

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PROGRAMM INTERNATIONAL – GESUNDHEIT

Ebli – Perspektiven trotz FrühschwangerschaftJung, schwanger und auf sich alleine gestellt: Eine Frühschwangerschaft

führt Mädchen und junge Frauen in Tansania oft in eine aussichtslose

Situation. Sie müssen die Schule abbrechen und werden von ihren Fa-

milien verstossen. Ebli, eine Partnerorganisation von terre des hommes schweiz, bietet ihnen mit einem speziellen Ausbildungsprogramm eine

Alternative zur Perspektivenlosigkeit und zum drohenden Abstieg in Ar-

mut.«Ich möchte nur, dass es mein Kind einmal besser hat als ich», sagt

Adela Mazengo und schaukelt lächelnd ihre kleine Tochter auf dem

Schoss hin und her.

Die 20-jährige Tansanierin hat schwere Zeiten hinter sich. Adela

Mazengo wurde bereits mit 17 Jahren schwanger. Ab dem siebten Mo-

nat konnte sie ihre Schwangerschaft nicht mehr verbergen und muss-

te die Schule verlassen. Unterstützung von zu Hause konnte sie keine

erwarten, denn ihre Eltern hatte sie schon früh verloren und ihre Tante

wollte sie nicht unterstützen. So war die junge Mutter komplett auf

sich selbst gestellt und musste ihr Kind alleine versorgen. Ohne Schul-

abschluss gab ihr niemand eine Chance.

Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte Trotzdem hatte Adela Mazengo Glück. Jemand aus ihrer Gemeinde er-

zählte ihr von der Organisation Ebli, die sich in Zusammenarbeit mit terre des hommes schweiz dafür engagiert, dass Mädchen und junge

Mütter ohne Schulabschluss mit Aus- und Weiterbildungen aus eige-

ner Kraft der Armut entkommen. Ähnlich wie Adela Mazengo ergeht es

in Tansania unzähligen Mädchen und Frauen. Sie werden kaum aufge-

klärt und wissen nicht, wie sie sich vor ungewollten Schwangerschaf-

ten oder sexuell übertragbaren Krankheiten schützen können. Dieses

Wissen wäre für sie aber lebenswichtig, da sie aus der Armut heraus oft

gezwungen sind, mit älteren Männern sexuelle Beziehungen einzuge-

hen. Diese nutzen die Machtlosigkeit und die Hoffnungen der jungen

Frauen schamlos aus. Wird ein Mädchen schwanger, lassen sie es meist

einfach im Stich.

Wie jedes Jahr bot Ebli auch 2016 hundert minderjährigen Müttern

ohne Schulabschluss die Möglichkeit, an einem ökonomischen Trainings-

programm mit täglichem Unterricht teilzunehmen. Nach erfolgreichem

Abschluss erhalten sie ein offizielles Zertifikat und damit die Zulassung

zu einem weiterführenden Training in Unternehmensführung. Damit er-

langen die jungen Mütter die grundlegenden Fähigkeiten, ein eigenes

Geschäft aufzubauen. Als Adela Mazengo von Ebli hörte, ergriff sie

gleich die Chance und ergatterte einen der wenigen freien Plätze im

Trainingsprogramm. So startete sie 2014 ihren ersten Kurs, schloss ihn

ein Jahr später erfolgreich ab und absolvierte daraufhin auch noch das

Training in Unternehmensführung mit Bravour. Nun hat sie 2016 ihr

eigenes kleines Geschäft eröffnet und verkauft in ihrer Nachbarschaft

frittierten Fisch. Damit hat sie nun ein regelmässiges Einkommen, mit

dem sie für sich und ihr Kind sorgen kann.Catherine Hollinger, Programmkoordinatorin Tansania

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AUSGABEN INLAND 2015

Brasilien CHF 399 999

Südafrika CHF 320 272

Tansania CHF 615 591

Nicaragua CHF 430 547

Peru CHF 459 337

Westsahara CHF 80 326

Schweiz CHF 1 011 578

Moçambique CHF 376 898

Zimbabwe CHF 295 789

Kolumbien CHF 504 605

El Salvador CHF 480 722

Weitere länderübergreifende Projekte: CHF 396 506Total Projektausgaben: CHF 5 372 170

PROJEKTLÄNDER UND AUSGABEN

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PROGRAMM SCHWEIZ

imagine – Mut zur Begegnungimagine – unser Jugendprojekt für Vielfalt und gegen Diskriminie-

rung – begeisterte auch 2016. Wie in den letzten Jahren war das ima- gine Festival, das am ersten Juniwochenende stattfand, wiederum ein

Erfolg. Es stand dieses Mal unter dem Motto Nur Mut und lockte

30 000 Besucherinnen und Besucher zum Basler Barfüsserplatz, die dort

ein abwechslungsreiches Programm mit viel Musik, Information und

friedlicher Stimmung genossen.

Ein besonderes Highlight am Festival war der imagine Corner: Dort

präsentierten sich zahlreiche Organisationen, die sich lokal für Flücht-

linge engagieren. Darunter auch das Projekt Speak out! von der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände, das jun-

gen Migrantinnen und Migranten in der Schweiz seit 2010 eine Stim-

me gibt. Jugendliche von Speak out! präsentierten am imagine Festival

verschiedene Tanz- und Theaterdarbietungen und interviewten Besu-

cherinnen und Besucher des Festivals.

200 Jugendliche erreichtNeben dem Festival erreichte das imagine Team mit seinen Workshops

zu Themen wie soziale Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus

an Schulen und in Jugendgruppen über 200 Jugendliche. 24 Jugendli-

che von imagine beteiligten sich an der Leitung dieser Workshops, in

denen eine Radiosendung, ein Web-Blog, eine Schülerzeitung und eine

Ausstellung erarbeitet wurden. Die Arbeitsgruppe side events organi-

sierte über das ganze Jahr mehrere Anlässe: unter anderem ein Band-

contest, an dem sieben Bands teilnahmen, dessen Gewinner am ima- gine Festival spielten, vier thematische Filmabende mit anschliessen-

den Diskussionsrunden sowie zwei Living Libraries, an denen sich die

teilnehmenden Menschen für Gespräche ausleihen konnten.imagine motivierte auch 2016 viele Jugendliche. So engagierte

sich dieses Jahr eine Rekordzahl Freiwilliger: 50 Jugendliche im Alter

zwischen 16 und 26 Jahren arbeiteten das ganze Jahr über im Organi-

sationskomitee und in den Arbeitsgruppen mit.

2017 stehen für imagine grosse Veränderungen an. Wegen des Um-

baus des Barfüsserplatzes wird das imagine Festival an einem neuen

Ort stattfinden müssen. Diese Tatsache nutzte das Team, um das Fun-

dament des Projektes imagine grundlegend im Gesamtteam zu disku-

tieren und spannende neue Ideen für die Zukunft zu entwickeln.

Seit mehreren Jahren engagiert sich terre des hommes schweiz zum

Thema Migration, was sich auch im Bereich Jugend und Entwicklung

deutlich niederschlägt. Unsere Mitarbeitenden des Bereichs Jugend und Entwicklung haben 2016 ein neues Projekt mit unbegleiteten minderjährigen Migrantinnen und Migranten (Mineurs non accompa- gnés, MNA) entwickelt. Dafür wurde ausserdem mit dem Service Social International ein kompetenter Partner gefunden. Geplant ist im kom-

menden Jahr, gemeinsam ein Projekt für MNA und weitere jugendliche

Flüchtlinge umzusetzen.Sabin Müller, Jugend und Entwicklung

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ENTWICKLUNGSPOLITIK UND KAMPAGNEN

Konflikt-Tomaten und menschenwürdige Sportevents2016 beschäftigte uns die zunehmend schwieriger werdende Lage der

jungen Sahraouis in den Flüchtlingslagern weiter. Die unrechtmässige

Ausbeutung der natürlichen Ressourcen durch die Besatzungsmacht

Marokko in der Westsahara war deshalb eines unserer wichtigsten

Kampagnenthemen. terre des hommes schweiz recherchierte, dass Ma-

rokko in der besetzten Westsahara widerrechtlich Tomaten und Melo-

nen produziert, die auch in Schweizer Supermärkten vertrieben werden.

Der Kassensturz berichtete über die Konflikt-Tomaten. Zudem schickten

Konsumenten und Konsumentinnen über die Webseite von terre des hom- mes schweiz Protestbriefe an die Detailhändler. Ein Händler kündigte

an, dass er ab 2017 keine Produkte mehr aus diesem Gebiet bezieht.

Anlässlich der Weltklimakonferenz in Marrakesch beteiligte sich terre des hommes schweiz ausserdem an der Veröffentlichung eines

Berichtes zum Thema Windkraftanlagen in der besetzten Westsaha-

ra. Marokko präsentierte sich an der Konferenz als Vorreiter in grü-

ner Energie. Wie der Bericht jedoch belegt, stehen viele der Anlagen

in besetztem Gebiet, was gegen internationales Recht verstösst.

Sport nicht ohne KinderrechteEin weiteres Thema, zu dem wir in der Kampagnenarbeit aktiv wur-

den, waren die Olympischen Spiele in Rio 2016: Diese wurden durch

massive Menschenrechtsverletzungen, Zwangsvertreibungen und bru-

tale Niederschlagungen von Protesten überschattet. terre des hommes

schweiz engagierte sich 2016 weiterhin an Children Win, der Kam-

pagne verschiedener Terre des hommes-Organisationen, die sich für

die Wahrung von Kinderrechten im Zusammenhang mit sportlichen

Grossanlässen stark macht. Terre des hommes steht im Rahmen von Children Win mit den grossen Sportverbänden in Kontakt und konnte

ihre Politik zum Teil beeinflussen. So kündigte das Olympische Komi- tee an, für die Spiele 2024 Standards zu Menschenrechten in die Ver-

träge mit den Austragungsstädten aufzunehmen. Zudem hat die UEFA

ihre Ausschreibungsdokumente im Hinblick auf Menschenrechte ver-

bessert. Mit der FIFA stehen wir dazu in intensivem Dialog. Ausserdem

kontaktierte die UEFA Terre des hommes für eine Beratung zum Be-

werbungsprozess der EURO 2024. Im Rahmen der Kampagne entstand

auch der preisgekrönte Dokumentarfilm The Fighter, der die Geschich-

te eines jungen Mädchens erzählt, das sich mit ihrer Gemeinde in Rio

erfolglos gegen die Zwangsräumung wehrte. terre des hommes schweiz zeigte den Film anfangs 2016 in Basel, wo er – wie die anschlies-

sende Podiumsdiskussion – auf grosses Publikumsinteresse stiess. terre des hommes schweiz beteiligte sich 2016 auch an der Un-

terschriftensammlung und Informationsarbeit für die Konzernverant-wortungsinitiative (KOVI). Im Oktober konnten die Initianten bei der

Bundeskanzlei die KOVI mit 120 000 Unterschriften einreichen. Die Ini-

tiative fordert, dass Firmen mit Sitz in der Schweiz den Schutz von Men-

schenrechten und die Einhaltung von Umweltstandards beachten müssen.

Sylvia Valentin, Entwicklungspolitische Kampagnen

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20 21

BILANZ PER 31. 12. 20162016 CHF5 667 093 2 617 863

29 655427 489

8 742 100

38 0955 905

19 86032 28596 145

8 838 245

2016 CHF123 723119 429

97 517135 815923 460

1 399 945

434 877388 462

94 379917 718

6 000 000510 000280 915

-270 3336 520 582

8 838 245

2015 CHF6 069 6102 528 089

12 747357 483

8 967 927

38 0665 905

39 54448 426

131 941

9 099 868

2015 CHF107 682118 192

43 090267 526923 460

1 459 950

476 034291 680

81 289849 004

6 000 000510 000453 871

-172 9576 790 915

9 099 868

AKTIVENFlüssige MittelWertschriftenForderungenAktive RechnungsabgrenzungUmlaufvermögen

Darlehen, FinanzanlagenLangfristige Forderungen SachanlagenImmaterielle AnlagenAnlagevermögen

TOTAL AKTIVEN

PASSIVENKreditorenRückstellungen für Ferien- und GleitzeitsaldoNachtragszahlungen an ProjektePassive RechnungsabgrenzungRückstellung für Legat mit AuflageKurzfristiges Fremdkapital

Fonds für Projekte AuslandDiverse themengebundene FondsFonds für Nothilfe und UnvorhergesehenesFondskapital

Freier FondsWertschwankungsreservenErarbeitetes VereinsvermögenJahresverlust-/gewinnOrganisationskapital

TOTAL PASSIVEN

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BETRIEBSRECHNUNG 01. 01. – 31. 12. 2016

ERTRAGFreie Spenden und Legate von PrivatpersonenZweckgebundene Spenden und Legate von PrivatpersonenProjektbeiträgeErtrag aus Zuwendungen

Programmbeitrag DEZAErtrag aus erbrachten Leistungen

VeranstaltungenSonstiger ErtragÜbriger Betriebsertrag

TOTAL BETRIEBSERTRAG

2016 CHF4 180 013

994 128946 570

6 120 710

2 500 0002 500 000

66 7205 113

71 834

8 692 544

2015 CHF3 918 576

947 6581 653 601

6 519 835

2 000 0002 000 000

82 2421 859

84 101

8 603 937

AUFWANDAfrikaLateinamerikaRegionalprogrammeProgrammbegleitungTotal Programm International

Programm Schweiz – Information und Sensibilisierung

Administrativer AufwandMittelbeschaffungTotal Geschäftstelle

TOTAL BETRIEBSAUFWAND

2015 CHF1 555 7892 277 449

419 815805 126

5 058 179

1 461 724

877 4501 426 106

2 303 556

8 823 460

2016 CHF1 688 876 2 275 210

396 506743 780

5 104 372

1 508 182

893 2751 552 941

2 446 216

9 058 770

Bei einzelnen Zwischensummen ergeben sich Rundungsabweichungen vonmaximal 1 CHF. Download der gesamten Jahresrechnung unterwww.terredeshommesschweiz.ch

Betriebsergebnis (Differenz Betriebsertrag zum Betriebsaufwand)

Finanzergebnis

Ausserordentlicher Erfolg

Ergebnis vor Fondsveränderungen

Fonds für Projekte AuslandDiverse themengebundene FondsNothilfe FondsTotal Fondsveränderungen

JAHRESVERLUST / -GEWINN

2016 CHF-366 226

164 607

0

-201 619

41 157-96 782-13 090-68 714

-270 333

2015 CHF-219 523

-5 571

17 828

-207 266

-58 46985 468

7 310-34 309

-172 957

24 25

Spenden 4 070 631 CHF 46,8 % Erbschaften und Legate 471 602 CHF 5,4 %Glückskette 31 846 CHF 0,4 % Veranstaltungen 66 720 CHF 0,7 % Kirchgemeinden 51 012 CHF 0,6 %Organisationen 492 459 CHF 5,7 %Sonstiger Ertrag 5 113 CHF 0 % Kantone und Gemeinden 371 253 CHF 4,3 % Projektpatenschaften 631 908 CHF 7,3 % Programmbeitrag DEZA 2 500 000 CHF 28,8 %

Total Betriebsertrag 8 692 544 CHF 100 %

Programm International 5 104 372 CHF 56,0 % Programm Schweiz – Informationund Sensibilisierung 1 508 182 CHF 17,0 % Mittelbeschaffung 1 552 941 CHF 17,0 % Administrativer Aufwand 893 275 CHF 10,0 %

Total Aufwand 9 058 770 CHF 100 %

ERTRAG AUFWAND

DIE VERANTWORTLICHEN VON TERRE DES HOMMES SCHWEIZ

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ORGANISATIONSSTRUKTUR

Generalversammlung

Vorstand

• Information• Privates und Institutionelles Fundraising

• Informatik

• Programme International• Programme Schweiz

• Fachstellen und Themen

Administration

Kommunikation und Mittelbeschaffung

Leiter Richard Geer

ProgrammeLeiterin

Gabriela Wichser

GeschäftsleitungLeiterin Franziska Lauper

Entwicklungspolitik

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VORSTAND:

Dr. Brigitta Gerber Ethnologin und Historikerin, Präsidentin seit 2007

Jan Goepfert Jurist und Historiker, Mitglied seit 2009

Marianne Gujer Ethnologin, Mitglied seit 2008

Karin Haeberli Romanistin und Anglistin, Mitglied seit 2009

Dr. Marianne Meier Historikerin und Sportpädagogin, Mitglied seit 2011

Jürg Schönenberger Typografischer Gestalter, Mitglied seit 2003

Sandra Soland Historikerin, Mitglied seit 2013

Zeynep Yerdelen Lehrerin, Mitglied seit 2003

GESCHÄFTSLEITUNG:

Franziska Lauper Geschäftsleiterin

Gabriela Wichser Leiterin Programme, Mitglied der Geschäftsleitung

Richard Geer Leiter Kommunikation und Mittelbeschaffung, Mitglied der Geschäftsleitung

WIR DANKEN

Ein grosser Dank geht an alle unsere Spenderinnen und Spender, die uns

seit vielen Jahren treu unterstützen. Ohne ihre grosszügigen Beiträge

wäre die Arbeit von terre des hommes schweiz nicht möglich.

Speziell möchten wir uns bei allen öffentlichen und privaten Insti-

tutionen bedanken, die unsere Arbeit im Jahr 2016 mit 10 000 CHF oder

mehr unterstützt haben:

• Berti Wicke-Stiftung, Zürich• CHARISMA Stiftung für nachhaltige Entwicklung, Dornach• Christian Bachschuster Stiftung, Rapperswil-Jona• Christoph Merian Stiftung, Basel• DEZA, Bern• Evang.-ref. Kirchgemeinde Münsingen• Georg u. Monique Diem-Schülin Stiftung, Basel• Gemeinde Riehen• GGG Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige, Basel• Glückskette, Genf• Kanton Basel-Landschaft• Kanton Basel-Stadt• Kanton Solothurn• Kanton Zürich• Maya Behn-Eschenburg Stiftung, Zürich• Medicor Foundation, Triesen• Sekundarschule Leonhard, Basel• Stiftung Temperatio, Kilchberg• UBS AG, Zürich• Uniscientia Stiftung, Vaduz• Verein Tschutti-Heftli, Luzern

ImpressumRedaktion: Sascha TankervilleFotos: Archiv terre des hommes schweizGestaltung: homberger minet graphic design baselDruck: printgraphic AG, BernAuflage 1400 Ex.

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