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Entwerfen + Konstruieren - 3. Semester - Analyseübung Abgabe 15. Oktober 2007 - Casa Antônio Gerassi, São Paulo, Paulo Mendes da Rocha 1989 Dozenten: Barbara Burren, Alexander Fickert, Beat Rothen, Thomas Schregenberger - Studenten: Christian Füglistaller, Michael Nötzli, Gregor Schlup, Thomas Wolfer, Reto Züger

Paulo Mendes da Rocha

Am 25. Oktober 1928 wurde in Vitória Espíri-to Santo Paulo Mendes da Rocha geboren Er studierte an der Mackenzie-Universität in São Paulo. Eine Vielzahl seiner Bauten er-richtete er in São Paulo selbst. Er gehörte zu den Finalisten für das Centre Pompidou. Im Jahr 2000 erhielt er den Mies van der Rohe Preis für lateinamerikanische Architektur, 2006 hat er den Pritzker-Preis von der Hyatt-Stiftung aus den USA erhalten, der als Nobelpreis der Architektur gilt.Seine Wohnbauten stechen wegen ihrer kom-plexen und verschachtelten Gebäudeschnit-ten und Raumabfolgen hervor. Er schuf Ge-bäude mit offenen Erdgeschossen, mutigen Betonstrukturen und einer klaren eigenen Handschrift. Seine Gebäude lassen sich vor allem durch ihren Schnitt erklären, wie auf seinen ersten Skizzen von Raumideen zu entnehmen ist.

Situation

Das Casa Gerassi befi ndet sich in der Nähe des Stadtzentrums von São Paulo in Brasilien, namentlich im ‚Distibuidos Alto de Pinheiros‘. Dieses Gebiet scheint ein Villenviertel zu sein, denn die Parzellen sind verhältnismässig gross - die meisten Gebäude haben also einen grossen Garten mit Pool. Das Heim vom Ingenieuren Antonio Gerassi ist wie viele andere in diesem Quartier durch Mauern zu den Nach-barparzellen abgeschottet und gegen die Strasse durch ein Gitter geschützt, Sicherheit wird also gross geschrieben.

Munic ípio de São PauloRegião Metropolitana de São Paulo Distibuidos Alto de PinheirosEstado de São Paulo

Entwerfen + Konstruieren - 3. Semester - Analyseübung Abgabe 15. Oktober 2007 - Casa Antônio Gerassi, São Paulo, Paulo Mendes da Rocha 1989 Dozenten: Barbara Burren, Alexander Fickert, Beat Rothen, Thomas Schregenberger - Studenten: Christian Füglistaller, Michael Nötzli, Gregor Schlup, Thomas Wolfer, Reto Züger

Zementfl iesen

Im Obergeschoss ist die ganze Fläche des Bodens mit Zementfl iesen belegt. Zementfl iesen werden vorwiegend zur Gestaltung von Wänden und Böden verwendet. Der benötigte Baustoff stammt ur-sprünglich aus Frankreich und wird heute vorwie-gend in den westlichen Ländern des Mittelmeers verwendet.

VerwendungZementfl iesen gibt es einfarbig und mit Motiven. Durch die handwerkliche Fertigung ist es zunächst ein Produkt, das nicht eine „fabrikneu“ anmutende Ausstrahlung hat. Bei Zementfl iesen mit Motiven sind z.B. die Übergänge zwischen den Farbfeldern weich, das Farbenspiel ist natürlich, so dass der Eindruck entsteht, dass die verlegten Muster leben. Überhaupt ist dieses Material haptisch und optisch „weicher“ als gebrannte Keramikfl iesen, denn die Oberfl äche von Zementfl iesen bleibt leicht porös, da der Zement nicht bis zur Sinterung (Verschwimmen der Oberfl äche) gebrannt wird, sondern einfach mit dem Anmachwasser abbindet. Nach dem Verlegen werden Zementfl iesen in der Regel imprägniert und gewachst, dadurch wird die Oberfl äche unempfi ndlich gegenüber Flecken.

Produktion von Zementfl iesenEin stabiler Präzisionsrahmen und eine polierte Platte garantieren die spätere Maßhaltigkeit und die glatte Oberfl äche der Fliesen. Für jedes Motiv gibt es eine Metallschablone, die die verschiedenen Farbbe-reiche voneinander abtrennt. Diese Metallschablone wird in den Präzisionsrahmen eingesetzt danach werden die einzelnen Felder der Metallschablone mit einer pastösen Mischung aus Marmorstaub, Ze-ment, feinem Sand, Felsgranulat und Farbpigmenten gefüllt. Die Metallschablone wird vorsichtig entfernt, dabei entstehen die typisch weichen Übergänge zwi-schen den Dekorgrenzen.Das Muster der Fliese ist fertig und wird nochmals genau kontrolliert bevor die eingefärbte Nutz-schicht der Fliese schnell mit fast trockenem Mörtel bedeckt wird.Schliesslich wird der Stempel aufgesetzt und die Fliese anschließend unter hohem Druck hydraulisch gepresst. Der Stempel und der Rahmen werden ent-fernt, die Fliese wird sorgfältig aus der Form gelöst. Die Fliesen werden zur Trocknung und Aushärtung des Zements mehrere Wochen gelagert.

Es ist uns aufgefallen, dass die Fugenbilder exakt mit dem Rastermass abgestimmt sind. Das heisst, dass die Fliesengrösse genau auf die Raumgrösse passt. Es gibt keine angeschnittenen Fliesen, auch nicht im Bereich des Oberlichtes. Wie man auf dem Foto sieht ist die Grösse des Oberlichtes auch stark abhängig von der Fliesengrösse. Das verlangt na-türlich, dass beim Entwurf der Architekt bereits wissen musste was für einen Bodenbelag er ver-wenden möchte. Und auch die Ungenauigkeiten die beim Bauen entstehen müssen bereits im Vorfeld berücksichtigt werden.

Einbauten

Das ursprüngliche Casa Gerassi bestand aus drei Schlafzimmer mit dazugehörigen Nasszellen, einer Küche und einem grossen Wohnzimmer. Eine Möglichkeit ein solches durchdachte Haus zu erweitern, fi ndet sich im Erdge-schoss. Für die wachsenden Kin-der wurde dort ein zusätzlicher Raum geschaffen, welcher ihnen eine eigene Privatsphäre bietet. Dieser Raum wurde in blauer Farbe und mit schräg abgewin-kelten Ecken in Richtung Nordos-ten erstellt.Wie auch die anderen Einbauten, berührt er die Decke im Erd-geschoss nicht. Dieser Raum verfügt aber über eine eigene Decke.

NGrundriss EG 1:50

Schnitt 1:50

Entwerfen + Konstruieren - 3. Semester - Analyseübung Abgabe 15. Oktober 2007 - Casa Antônio Gerassi, São Paulo, Paulo Mendes da Rocha 1989 Dozenten: Barbara Burren, Alexander Fickert, Beat Rothen, Thomas Schregenberger - Studenten: Christian Füglistaller, Michael Nötzli, Gregor Schlup, Thomas Wolfer, Reto Züger

Konstruktion

Die tragende Struktur des Hauses für Antonio Ge-rassi ist wie die meisten Werke von Paulo Mendes da Rocha in Beton konstruiert. Unüblich für die Bauten von Mendes da Rocha ist jedoch, dass es aus vorfab-rizierten Betonelementen gefertigt wurde, was auch im Endzustand noch gut zu erkennen ist.Wie bei einem Eisberg eröffnet sich dem Betrachter nur ein kleiner Teil der Konstruktion. Ein eben so grosser und mindestens so wichtiger Teil der Kons-truktion liegt unter dem Terrain verborgen. Um die gesamte Grundfl äche frei zu überspannen ist eine enorme Fundation von Nöten. Die Primär-struktur besteht aus drei Rahmen, welche am Bau zusammengefügt wurden und in ebenfalls vorfab-rizierten Köcherfundamenten eingespannt wurden. Als Sekundärstruktur sind die Boden- und Dachele-mente an die Hauptträger gehängt. Die weiteren Elemente wie Innen- und Aussenwände haben keine statische Funktion und sind unabhängig eingesetzt.

Grundriss OG 1:50

Schnitt 1:20

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Primärstruktur

Sekundärstruktur

Füllelemente

Zur Raumkonzeption

Eine massive Mauer trennt das Haus von den Nachbargrundstücken. Zur Stras-se hin wird es von einem ebenso massiven jedoch transparenten Zaun markiert. Die Steinplatten führen vom Zaun bis zur gegenüber liegenden Seite des Grund-stückes und bilden zusammen mit dem Swimmingpool den fl iessenden Übergang von Aussenraum zu überdachtem Aussenraum. In diesem Raum markiert die Treppe wie bei monumentalen Kolonialbauten den Eingang, ist jedoch räumlich im Schnitt und nicht im Grundriss angeordnet. Wie eine Skulptur steht sie, klar vom Obergeschoss getrennt, unter dem Gebäude. Am Ende der Treppe betritt man einen Innenraum, welcher durch ein Oberlicht und einem exakt darunter lie-genden Stahlgitter geprägt ist. Das Oberlicht hat nicht nur die Funktion den tiefen Raum mit Tageslicht zu versorgen, sondern zoniert ihn sanft in Erschliessungs- und Wohnraum. Im Grundriss kann dieser Teil des Gebäudes mit dem Begriff des Raumkontinuums beschrieben werden. Er ist eine Komposition aus Eingangsbe-reich, Wohn- und Essraum, und auch zur Küche ist er nicht streng abgetrennt. Die Zimmerschicht wird raffi niert durch die Anordnung von Schrank- und Sani-tärräumen an den Tagesbereich angeschlossen. Im Grundriss sind die Nebenräu-me eher klassisch angeordnet, durch die Ausbildung der raumhohen Türen ohne Sturz fl iesst der Ganze Raum beinahe zusammen. Die vorher erwähnte Anordnung der Nebenräume bewirkt auch bei offenen Türen eine natürliche Distanz zwischen den unterschiedlichen Räumen.

Nord-Ost Fassade Nord-West Fassade Süd-Ost Fassade Süd-West Fassade


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