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„Es ist Zeit für mehr Menschlichkeit“

medianet

careernetworkWARNRUF FÜR DEN ARBEITSMARKT

Österreich hat Platz 1 im EU-Vergleich der Arbeitslosenraten an Deutschland verloren Seite 77

JOBSUCHE? SCHLAG NACH IM NETZ

Schon jeder dritte Internetnutzer informiert sich auf Bewertungsportalen wie kununu Seite 79

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inSide your buSineSS. today. freitag, 7. noVeMber 2014 – 75

Profil Elin-COO Oskar Kern setzt auf Werte

wie Bodenständig-keit und Hilfs-

bereitschaft. Seite 76

Sozialer Sprengstoff Migranten

sind mit ihren Jobs zunehmend unzufrieden. Seite 78

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INTERIM MANAGER

Österreichs Industrie braucht mehr Fachkräfte und Flexibilität. Das forderte der hochkarätige Interim-Management-Gipfel in Wien. Seite 77

TALENTE GESUCHT?neba.at/schnuppertage

22. OKT.> 21. NOV.

SHORT

Aufstieg. MSD-Geschäftsführe-rin Gabriele Grom ist seit dem 1.11. als Associate Vice Presi-dent auch mit der Leitung des Clusters Central Europe von MSD (Merck Sharp & Dohme) betraut und leitet ab sofort die Geschäfte der MSD-Region von Wien aus. (red)

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Wien. Als Sohn eines Briefträ ger-ehepaares besuchte Oskar Kerin im oberösterreichischen Liebenau die Hauptschule. „Mit 14 musste ich von zu Hause ausziehen, um in Linz die Höhere Tech nische Lehr-anstalt für Elektrotechnik besu-chen zu können“, erinnert er sich im Gespräch mit medianet. „Das war eine nicht ganz friktionsfreie Zeit für mich …“

Nach der HTL begann Kern bei Siemens und studierte berufsbe-gleitend Wirtschaftsingenieurwe-sen. Bei Siemens verlief sein Weg zügig: vom Zeichner zum Projekt-leiter, vom Senior Projektleiter (ver- antwortlich für Großprojekte) zum Trainer für Projektmanagement.

Kern baute die Projektkalkulation bei Siemens auf und studierte

„nebenbei“ weiter. Mit 28 Jahren wurde er Regionalmanager für Salz- burg und führte „seinen“ Bereich aus schweren pekuniären Kalami- täten innerhalb von sieben Jahren als Marktführer an die Spitze.

2009 gründete er seine Unterneh-mensberatungsfirma Oskar Kern Development consulting und er-hielt bereits im ersten Anlauf den Salzburger Landespreis für Inno-vation.

Weisheiten der Briefträger

Im Jahr 2011 wechselte Kern an die Spitze des größten öster-reichischen Gebäudetechnikkon-zerns Elin. „Karriere funktioniert nie über das Schielen nach Status oder wirtschaftlichen Vorteilen, sondern immer nur über die eigene

Ambition“, verrät er sein gar nicht so geheimes „Erfolgsgeheimnis“.

Nicht sein Einziges. „Öffne auch manchmal eine Tür, hinter der ein Hund bellt“, lautet ein weiterer Tipp und der stammt – erraten! – vom Vater, dem Landbriefträger. Kern hat die kleinen Weisheiten seiner Eltern nämlich in einem ungewöhnlichen Motivationsbuch zusammengefasst. Und darin er-zählt er eben u.a., wie sich sein Vater trotz diverser Bissattacken verärgerter Haushunde beim Zu-stellen von Briefen, Paketen und Prospekten nie einschüchtern ließ. Schließlich sei meist der Gedanke an das Objekt der Angst bedroh-licher als das Objekt selbst, meint Kern, oder anders ausgedrückt: Die wenigsten Hunde sind so schrecklich, wie sie klingen.

Die kleinen, feinen Lebensweis-heiten aus Kerns Jugend kommen in seinem Buch nicht als die neues-ten Management-Tricks daher, son-dern als ganzheitliche Strategien, die Menschlichkeit als Erfolgsmo-dell in den Mittelpunkt rücken. „Ich will vor allem dazu motivieren, wieder darauf zu vertrauen, dass Menschlichkeit im pragmatischen Sinn des Wortes funktioniert – und zwar besser als alles, was uns her-kömmliche Karriereberater so emp-fehlen können.“

Ein weiterer guter Ratschlag lau-tet übrigens „Lass dich nicht ins Postamt locken.“ Damit rät Kern, sich nicht durch oberflächliche Karriereverlockungen von dem ab-halten zu lassen, was man am liebs- ten tut. So war sein Vater Briefträ-ger aus Überzeugung und schlug deshalb die besser dotierte und

vor allem im Winter wesentlich bequemere Option aus, im Postamt am Schalter zu arbeiten.

„Mach Pause, wenn du sie brauchst (und nicht, wenn es deine Urlaubsplanung vorsieht)“, lautet ein weiterer Tipp aus der rauen Gegend im Norden Oberöster-reichs. Denn Kern hat erlebt, wie sich sein Vater selbst im größten

Stress die Zeit nahm, seine Post-ler-Puch abzustellen und sich auf seinen Routen quer durch die Wäl-der und Wiesen unter einen Baum zu setzen. „So viele Menschen wollen ihre Erholung auf einen Zeitpunkt in der firmeninternen Urlaubsplanung festlegen“, sagt Kern. „So funktionieren Menschen aber nicht. Wenn jeder Mitarbeiter Pausen dann macht, wenn er sie braucht, ist das für ihn selbst und für sein Unternehmen besser, auch wenn er dafür einmal aus Zeitplä-nen ausschert.“

Glaube an dich, halte durch

Das Kapitel „Bist du dir deiner Sache sicher, folgen dir die an-deren irgendwann“ beschreibt den schwierigen Weg von Kerns

Mutter, die sich von der Putzfrau der Postfiliale zur angesehenen Briefträgerin hochgearbeitet hat. „Glaube an dich und halte durch“, fasst Kern die Essenz zusammen, die sich für Lehrlinge ebenso eig-net wie für Geschäftsführer. Pro-grammatisch laufen seine Tipps auf das sensible Wahrnehmen des jeweiligen Gegenüber und das eige-ne Teilsein eines größeren Ganzen hinaus. „Es geht nie um die Briefe, sondern immer nur um die Men-schen“, hat Oskar Kern (u.a.) von seinen Eltern gelernt … „Wenn man sich der Sorgen seiner Mitar-beiter annimmt, wird Menschlich-keit zum Erfolgsmodell.“

„Briefträgerkind“ ist in der edition a (ISBN: 978-3-99001-102-7) erschie-nen und kostet 19,95 €.

Der Reinerlös der Herzbuch-Son- deredition kommt den Herzkin-dern zugute: www.herzbuch.at

Die „kleinen Weisheiten Mensch + Manager“ gibt es auch als unge-wöhnlichen, lustigen und lehr-reichen Impulsvortrag bei Oskar Kern zu buchen.

76 – careernetwork Career portrait Freitag, 7. November 2014

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„Gib so viel du kannst, es kommt zu dir zurück“

Elin-COO Oskar Kern (demnächst 42) hat eine echte Tellerwäscherkarriere hingelegt. Dabei hat er sich mehrheitlich an die „Hausmittel“

seiner Eltern gehalten und diese sogar in einem Buch beschrieben.

PAUL CHRISTIAN JEZEK

10 FragenaN oSKar KerN

Als Kind wollte ich immer schon … … Techniker und Erfinder werden.

Erfolg ist: … wenn man die selbst gesteckten Ziele unter menschlichen Rahmenbedingungen erreicht und dabei die 3 F (Familie, Freunde, Firma) im Einklang hält

Für die Karriere ist wichtig … … ehrlich, offen, klar und kommunikativ zu sein – seiner Berufung zu folgen und daraus einen Beruf zu kreieren.

Mein Lebensmotto: Alles fügt sich!

Jungen Menschen würde ich raten … … an sich selbst zu glauben und den eigenen Weg zu gehen.

Die Bedeutung von Geld ist: … ein Zahlungsmittel und mehr nicht.

Ein Buch, das mich berührt hat: „Briefträgerkind“ – die kleinen Weisheiten meiner Eltern und die daraus entstandene Charityaktion Schenken mit Herz zuguns-ten herzkranker Kinder (www.herzbuch.at).

Wohin ich unbedingt reisen möchte … mit meiner Familie nach Thailand oder ins Mühlviertel.

Woran ich glaube … An das Gute im Menschen und dass sich diese Kraft durchsetzen wird.

In 20 Jahren werde ich … … jungen Menschen und Unternehmern dabei helfen, ihren eigenen Weg zu finden.

„Es ist Zeit für mehr

Menschlichkeit und

weniger Gewinn.“

OSKAR KERN

„Alles, was ich

brauche, habe ich von

meinen Eltern gelernt.“

OSKAR KERN

ZUR PERSON

Oskar Kern (geb. am 14.11.1972) „kämpfte sich nach oben“: Nach der Hauptschule in Liebenau ging er in die HTL für Elektrotechnik in Linz und studierte berufsbegleitend Wirt-schaftsingenieurwissen. Seit vier Jahren ist er COO (Chief Operating Officer) für das gesamte operative Projektge-schäft der Elin-Gruppe, dem marktführenden Elektrotechnikspezialisten in Österreich.Kern ist verheiratet und hat zwei Kinder.

ZUm UNTERNEHmEN

Die Elin GmbH & Co KG (4030 Linz, Emil-Rathenau-Straße 4) befasst sich mit Anlagenbau und Systemintegration für Elek-trotechnik und erwirtschaftete zuletzt mit rund 1.600 Mitarbeitern etwa 250 Mio. € Umsatz.

Entwicklung in der letzten Dekade:•  Weltweite Integration der VA Tech in den 

Siemens-Konzern•  VA Tech Elin EBG unter der Verant wortung 

von Siemens Österreich•  Facility Management der Elin EBG seit 

1.6.2006 in die Siemens Gebäudema-nagement & Services integriert•  Industriegeschäft  der  Elin  EBG  seit 

1.10.2006 in die Bereiche der Siemens AG Österreich integriert•  Das Gebäudeprojektgeschäft verbleibt in 

der Elin EBG und tritt unter dem Namen Siemens Elin Buildings and Infrastructure GmbH & Co (B&I) am Markt auf•  Ab 8.8.2008 ein Unternehmen der Ortner

Gruppe und der Siemens AG Österreich, seit Oktober 2008 unter dem Namen Elin GmbH & Co KG auf dem Markt•  Seit 30.11.2011 ein Unternehmen der 

Ortner Gruppe

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careernetwork – 77personal & managementFreitag, 7. November 2014

Christian Gsöll

Institut Allergosan

Christian Gsöll ver­stärkt als Head of

Marketing and Business Development das Team des Instituts Allergosan. Er verfügt über lang­jährige Marketingerfah­rung und war zuletzt als Head of Marketing bei Apomedica tätig.

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Robert Klenkhart

Aon Risk Solutions

Robert Klenk­hart (43) ist neuer Chief Financial

Officer der Aon Gruppe in Österreich und zieht auch in die Geschäfts­führung von Aon Risk Solutions ein. Der stu­dierte Betriebswirt war zuvor u.a. bei der Austin Powder GmbH tätig.

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Martin Scheiber

Erste-Sparinvest KAG

Martin Scheiber (36) ver stärkt als Senior Sales

Manager das institutio­nelle Vertriebs­Team der Erste­Sparinvest KAG in Österreich. Er wird speziell Pensionskassen, Kammern und Groß­unternehmen in Öster­reich betreuen.

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Alex. Schmidecker

Leaseurope

Alexander Schmidecker (48), CEO der Raiffeisen­

Leasing, wurde zum Vor­standsmitglied des euro­päischen Dachverbands Leaseurope gewählt und wird ab Dezember für 2 Jahre für den Cluster Österreich­CEE verant­wortlich zeichnen.

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Die Auf- und Umsteiger der Woche im Kurz- porträt.

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Warnruf 1 Interim-Management-Gipfel in Wien: Österreichs Industrie braucht mehr Fachkräfte und Flexibilität

gefahr für die IndustrieWien. Beim zweitägigen Interim-Management-Gipfel erörterten in-ternationale Managementexperten und Wirtschaftsvertreter im Rah-men eines Executive Dinner und eines Round Table-Talks aktuelle Handlungsnotwendigkeiten des Industrie-Standorts Österreich.

Zur Umsetzung des von der EU-Kommission formulierten Ziels, den Industrieanteil auf 20% des BIP zu steigern, sei Flexibilität auch im Humankapital-Bereich erforderlich, so der Tenor des Treffens, zu dem der Interims-Management-Anbieter Atlas ein-geladen hatte. So forderte Egston-Geschäftsführer Frank Wolfinger mit Blick auf den Fachkräfteman-gel eine „Vervielfachung der Tech-nik-Absolventen“: In Deutschland, Österreich und der Schweiz fehlen derzeit rund 160.000 Absolventen, trotz der Zusammenarbeit mit Uni-versitäten in der D-A-CH-Region könne der Bedarf nicht abgedeckt werden.

Bewegung wird bestraft

IV-Chefökonom Christian Hel-menstein verwies auf die hohe Bereitschaft zur Mobilität der Ar-beitskräfte in den USA. In Europa gelte hingegen: „Wer sich bewegt, wird bestraft.“ Der IV-Chefökonom warnte vor dem Verlust von weib-lichem Humankapital durch man-gelnde Kinderbetreuungsplätze. Dabei gehe es aber nicht um Be-treuungsplätze für drei- bis sechs-jährige Kinder. Helmenstein: „Für Frauen zählt, ob sie nach sechs

Monaten wieder im Job sind – oder nicht.“ Weiters legte er den Be-darf an qualifizierten Stellen dar: In Deutschland würden aufgrund demografischer Gegebenheiten in den nächsten zwölf Jahren 5,5 Mio. Jobs offen bleiben; eine Ab-wanderung aus Österreich ist da-her die logische Folge.

Rechtsanwalt Andreas Hable machte auf die Notwendigkeit der räumlichen Flexibilität von Ar-beitskräften aufmerksam: Human- kapital müsse dort verfügbar sein, wo Bedarf bestehe. Er sprach sich außerdem für ein verpflichtendes Auslandsjahr während der Ausbil-dung aus.

Angelo Vergani, GF von Contract- Manager, berichtete, italienische

Unternehmen hätten den Nutzen von Interims-Management bereits vor 25 Jahren verstanden, um im entscheidenden Moment Fachkräf-te am richtigen Ort zu haben.

Plädoyer für Interimisti

Atlas-GF Gert Keuschnigg ver-wies auf die Potenziale des Interim Managements, um richtiges Know-how und Umsetzungskraft schnell und dort, wo benötigt verfügbar zu machen. Denn es entsteht mittler-weile ein neues Karrierebild: Die traditionelle Linienkarriere wird von einer Projektkarriere abgelöst.

Die Interimsmanager werden zu-dem immer jünger: Im Atlas-Pool ist das Durchschnittsalter von 55

auf 45 Jahre gesunken. Atlas-GF Oliver Loisel warnte, dass es un-mittelbar wirkender Maßnahmen bedürfe. Die Firmen müssten sich darum kümmern, wie sie in Zu-kunft kreativ Ressourcen allokie-ren, wo sie diese brauchen. Bei den Arbeitskräften müsse laufende Weiterbildung am Programm ste-hen und die Politik müsse handeln.

UBIT-Obmann Alfred Harl sprach sich für eine Zertifizierung aus: „Interim Management muss klare Konturen aufweisen, damit es z.B. von Projektmanagement abgegrenzt werden kann.“ Quali-tätsprovider und eine öffentlich anerkannte Zertifizierung eröffnen daher neue Chancen. (pj) www.atmg.at

Zur Erreichung des EU-Reindustrialisierungsziels ist Humankapital unbedingt vonnöten.©

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Wiener Interim-Management-Gipfel: „Mangel an Technik-Absolventen bedeutet Gefahr für den gesamten Industriestandort.“

Warnruf 2 Gleitsmann: Deutsche Reformen greifen, Handlungsbedarf in Österreich – thermische Sanierung verlängern

alarmierendes signal für den arbeitsmarktWien. Im EU-Vergleich der Arbeits-losenraten wurde Österreich, lange Nummer 1, nun von Deutschland überholt, wie aktuelle Eurostat-Da-ten belegen. „Das muss alle Alarm- glocken läuten lassen“, betont Mar-tin Gleitsmann, Leiter der Abtei-lung für Sozialpolitik in der Wirt-schaftskammer Österreich (WKO).

Österreich liege bei wichtigen Reformen hinter dem Nachbarn zurück. „In Deutschland hingegen wurden mutig Arbeitsmarktrefor-men durchgezogen, die nun greifen, Stichwort Hartz IV. Außerdem sind die Lohnnebenkosten in Deutsch-land spürbar niedriger als bei uns.“ Gleichzeitig gelang es der Politik in Deutschland, den Beitragssatz in der Arbeitslosenversicherung in den letzten zehn Jahren von 6,5

auf derzeit 3% zu senken. „All diese Schritte haben die Beschäftigung in Deutschland nachhaltig ange-kurbelt“, erklärt Gleitsmann.

Dringender Reformbedarf

Angesichts der jüngsten Wifo- Daten, die belegen, dass das Wirt- schaftswachstum in Österreich zum Stillstand gekommen ist, seien Strukturreformen und Wachstums- impulse überfällig. Erste Schritte in die richtige Richtung habe es be- reits gegeben, jetzt müssten rasch weitere folgen, verweist Gleits-mann auf die dringend erforder- liche Verlängerung der Thermi-schen Sanierung und auf die Nut-zung der 180 Mio. € „liegengeblie-bener“ Wohnbauförderung. (red)

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WKO-Experte Martin Gleitsmann: „Österreich hat seinen Spitzenplatz verloren.“

Daumentauglich?Das Smartphone: Fast jeder hat eines – fast jeder spielt zu viel damit herum. Wofür werden die schlauen Telefone aber im Detail genutzt? Eine aktuelle, repräsentative kar-riere.at-Studie, durchgeführt von Marketagent.com, gießt den Mobile-Trend – auch was Jobsuche betrifft – in Zahlen:

85% der webaffinen Ös-terreicher zwischen 18 und 55 besitzen ein Smartphone – und sie nehmen es nicht nur zum Telefonieren, Mails checken und SMS schreiben zur Hand. Knapp jeder vierte Studienteilnehmer (511 Be-fragte) gab an, bei einer all-fälligen Jobsuche das Smart-phone nutzen zu wollen, 20% würden per Tablet nach Stel-lenangeboten suchen.

Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der Smart-phone-Jobsucher – wenig überraschend – bei den Jun-gen: 29% der 18- bis 29-Jäh-rigen greifen bevorzugt zum Handy, wenn es um einen neuen Job geht. Und es wird nicht nur nach Stellenan-geboten gesucht! Fast jeder Zweite (45%) will auch auf dem kleinen Screen Hinter-grundinfos zu Arbeitgebern aufbereitet sehen.

Jürgen Smid, Geschäfts-führer von karriere.at, ana-lysiert: „Die Generation, die in den kommenden Jahren in den Arbeitsmarkt eintritt, ist mit Smartphone und Tablet aufgewachsen und geht auch bei der Jobsuche so vor, wie sie es bei einer Hotelbuchung oder dem Online-Einkauf ma-chen würde: Alle Infos wer-den sofort recherchiert und nicht erst dann, wenn man wieder Laptop oder Stand-rechner hochfährt. Will man diese Zielgruppe ansprechen, muss man natürlich auch auf deren Erwartungshaltung eingehen und Unternehmens-infos ‚daumentauglich‘ kom-munizieren.“

Karriere-Inside mit: Christoph Weissenböck

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Page 4: career 0711

Wien. Während Arbeitsalltag und Arbeitsumfeld durchwegs positiv bewertet werden, hapert es bei den Berufstätigen mit Migrationshin-tergrund hierzulande beim Gehalt und bei den beruflichen Karriere-perspektiven deutlich.

Derzeit arbeiten die meisten Mi-granten in der Sachgüterprodukti-on, im Handel und in der Gastro-nomie. Viele zieht es aber in die krisensicher scheinenden Bereiche öffentlicher Dienst, Sozialwesen und Finanzwirtschaft. Bedenklich: Nahezu ein Viertel der Zuwanderer empfindet Benachteiligung am Ar-beitsplatz aufgrund der Herkunft.

Zu wenig Geld

Derzeit sind rund 782.000 Per-sonen mit Migrationshintergrund in Österreich berufstätig. „Für ih-re volle Integration ist noch viel zu tun“, sieht Inge Schulz, Leite-rin Human Resources der Allianz Gruppe in Österreich, beachtlichen Handlungsbedarf. Im Durchschnitt geben die Migranten ihrem Ar-beitsplatz die Schulnote 2,2, wäh-rend die Gesamtbevölkerung mit 1,8 wertet. Lücken tun sich vor allem beim Gehalt auf: Nur 47% der Befragten fühlen sich leistungs- gerecht entlohnt – also nicht ein-mal die Hälfte!

Auf der Habenseite stehen „net-te Arbeitskollegen“ und eine „gute Vereinbarkeit von Beruf und Fa-milie“. „Deutlich zeigt die Umfra-ge auch, dass Berufszufriedenheit und Heimatgefühl mit guter Kennt-nis der deutschen Sprache Hand in Hand gehen“, sagt Schulz.

Nicht alle Herkunftsgruppen sind mit ihrem Berufsleben in Ös-terreich gleich zufrieden. So be-werten die Menschen türkischer Abstammung, die mit 155.000 Zu-

wanderern die zweitgrößte Gruppe nach den Deutschen stellen, als einzige ihren hiesigen Arbeitsplatz schlechter als jenen im früheren Heimatland. Nur 42% von ihnen fühlen sich hier völlig heimisch, während dieser Wert im Schnitt aller Migranten bei 59% liegt. Und öfter als alle anderen klagen Türken über Diskriminierung am Arbeitsplatz.

Mäßige Karrierechancen

Enttäuscht sind 61% der Men-schen mit Migrationshintergrund von den Karriereperspektiven, die sich ihnen in Österreichs Unterneh-men bieten; 33% sehen sich diesbe-züglich aufgrund ihrer Herkunft zurückgesetzt. 37% klagen, dass ih-nen weniger verantwortungsvolle Tätigkeiten übergeben werden als gleich qualifizierten Personen ös-terreichischer Abstammung. „Für mehr als die Hälfte der Migranten hat die berufliche Weiterentwick-lung einen hohen Stellenwert, eine Führungsposition streben aller-dings nur 13 Prozent an“, berichtet Allianz-Expertin Schulz über die Umfrageergebnisse.

Während 74% der erwerbstätigen

Gesamtbevölkerung in Österreich vollzeitbeschäftigt sind, sind dies bei den Berufstätigen mit Migra-tionshintergrund nur knapp zwei Drittel. Zuwanderer der ersten Generation finden sich vor allem als Arbeiter in Produktionsbetrie-ben, während bereits in Österreich Geborene mehrheitlich in Handel und Gastronomie anzutreffen sind. Wie die Allianz-Umfrage beweist, vereint viele von ihnen der Traum nach einem sicheren – und gut be-zahlten – beruflichen Hafen, den man am ehesten im öffentlichen Dienst, dem Gesundheitswesen oder bei Banken und Versiche-rungen vermutet.

Höhere Arbeitslosigkeit

Die Statistik zeigt weiters, dass Personen mit ausländischer Staats-bürgerschaft von Arbeitslosigkeit mit 10,7% stärker betroffen sind als der Durchschnitt der österrei-chischen Bevölkerung (7,0%). Im europaweiten Vergleich liegt Öster-reich mit seiner Ausländer-Arbeits-losenquote dennoch relativ gut. Bei den ausländischen Staatsangehöri-gen fällt zudem auf, dass der Anteil jener Personen, die lediglich einen

Pflichtschulabschluss besitzen, mit 56% doppelt so hoch ist wie bei den Österreichern. Den höchsten Anteil an Zuwanderern hat übri-gens Wien mit 40%, gefolgt von Vorarlberg (23) und Salzburg (20%).

Selbstbild der Migranten

„Die Kroaten grenzen sich ganz klar von den anderen Zuwanderer-gruppen vom Balkan ab und sehen sich als Teil der westlichen Welt – mit den dazugehörigen Eigen-schaften ‚modern‘, ‚fortschrittlich‘ und ‚weltoffen‘, fasst Migrations-forscherin Doris Kostera eine wei-tere Studie – durchgeführt von GfK Austria – zusammen. Hier wurde bei den größten Migrantengrup-pen nachgefragt, welches Bild die einheimische Bevölkerung ihrer Einschätzung nach von ihnen hat.

Die Bosnier, die in Österreich leben, zeichnen wie die Kroaten ebenfalls ein sehr positives Bild von sich selbst und glauben, mit starker Familienorientierung, Gastfreundlichkeit und Genuss-freude punkten zu können. Fröh-lichkeit und Geselligkeit sind wei-tere Eigenschaften, die sie ihrer Einschätzung nach hierzulande zu einer beliebten Gruppe machen.

Eher zweigeteilt ist dagegen die

Sicht der Serben auf sich selbst: Auf der positiven Seite denken sie zwar, als optimistischer und ak-tiver Menschenschlag geschätzt zu werden, auf der negativen Seite glauben sie aber, als fremdenfeind-lich zu gelten.

Türkische Selbstzweifel

Die Österreicher würden eher negativ konnotierte Eigenschaften auswählen, um sie zu beschreiben, gaben schließlich die Türkisch-stämmigen bei der GfK-Umfrage an. Viel häufiger als die anderen Migranten sind sie der Ansicht, von den Österreichern als „fremden-feindlich“, „religiös“, „intolerant“, „konservativ“ und „schwach“ gese-hen zu werden; ihnen werde auch am häufigsten unterstellt, das Sozi-alsystem ausnutzen zu wollen.

Dabei ist es vor allem die jüngere zweite Türken-Generation, die schon hier geboren ist, die meint, dass die Österreicher sie für religi-ös und intolerant halten, während die erste Generation mehr davon ausgeht, als schwach angesehen zu werden. „Den Türken ist sehr bewusst, dass sie bei den Österrei-chern häufig negative Gefühle aus-lösen“, sagt Migrationsforscherin Kostera. http://bit.ly/1tZFNdy

78 – careernetwork PERSONAL & MANAGEMENT Freitag, 7. November 2014

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Sozialer Sprengstoff Menschen türkischer Herkunft fühlen sich am häufigsten benachteiligt – viele Zuwanderer wollen in den öffentlichen Dienst

Die unzufriedenen MigrantenÖsterreichs Berufstätige mit Migrationshintergrund sind mit ihrem Job weniger zufrieden als der Durchschnitt der Bevölkerung.

BENACHTEILIGT?

Österreichs Berufstätige mit Migrationshinter-grund sind mit ihrem Job weniger zufrieden als der Durchschnitt der Bevölkerung. Während Arbeitsalltag und Arbeits-umfeld durchwegs positiv bewertet werden, hapert es beim Gehalt und bei den beruflichen Karriereperspektiven.

„Die Allianz setzt im Rahmen ihres Diversity-Konzepts auf kulturelle Vielfalt“, sagt Allianz-Expertin Inge Schulz. Derzeit haben 5,6% der mehr als 3.000 Angestellten der Allianz keine österreichische Staatsbürgerschaft, etwa ein Drittel arbeitet im Vertrieb. „Wir liegen damit deutlich über dem Branchendurchschnitt“, so Schulz. Insgesamt sind zurzeit nur 2% der Menschen mit Migrationshintergrund in der Finanzwirtschaft tätig. „Wichtig ist für uns die Sprachkompetenz; als individuell agierende Versicherung müssen wir

die gleiche Sprache wie unsere Kunden spre-chen. Und immerhin sind knapp ein Fünftel der Bewohner unseres Landes Menschen mit Migrationshintergrund“, erklärt die HR-Chefin der Allianz. Besonders im Außendienst würden daher die Persönlichkeit und sogenannte Soft Skills oft mehr zählen als eine mögliche Vor-bildung, die man im Unternehmen durchaus noch nachholen könne. Die Vertrautheit mit der Kultur einer Bevölkerungsgruppe und ein entsprechendes Kontaktnetzwerk seien von besonderem Vorteil, so Schulz.

„WICHTIG IST DIE SPRACHKOMPETENZ“

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„Für die volle Inte-

gration der Personen

mit Migrations-

hintergrund ist noch

viel zu tun.“

INGE SCHULZ, ALLIANZ LEITERIN HUMAN RESOURCES

Page 5: career 0711

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AUS- & WEITERBILDUNG careernetwork – 79Freitag, 7. November 2014

Bewertungsportale Arbeitgeber-Bewertungen sind eine zunehmend wichtige Informationsquelle für Bewerber sowie ein Werkzeug für Unternehmen

Jobsuche? Schlag nach im Netz!Wien. Laut einer repräsentativen Umfrage des Hightech-Verbands Bitkom suchen bereits drei von zehn Internetnutzern (29%) Platt-formen wie kununu.com auf und informieren sich über die Erfah-rungen anderer Beschäftigter.

Vor einem Jahr hatten noch 26% der Internetnutzer solche Bewer-tungsportale genutzt.

Völlig neue Transparenz

Ergänzend wurde zuletzt erho-ben, dass sich mehr als zwei Drit-tel (70%) durch die Bewertungen in ihrer Jobentscheidung beein-flussen lassen, und 40% aufgrund der Bewertung keinen Jobwechsel vornehmen – und so anderen Un-ternehmen den Vorzug geben.

Florian Mann, Geschäftsfüh-rer von kununu.com, bestätigt die Erkenntnisse der Bitkom-Studie: „Das Schreiben und Lesen von Ar-beitgeber-Bewertungen hat eine

völlig neue Transparenz in die Ar-beitswelt gebracht, die mittlerwei-le fester Bestandteil der Jobsuche geworden ist. Die Erfahrungsbe-richte von anderen Mitarbeitern lassen authentische Einblicke zu und sind daher eine unverzicht-bare Ergänzung zu offiziellen Fir-meninformationen.“

Diesen Trend machen sich auch immer mehr Firmen für ihr Em-ployer Branding zunutze: Allianz, IngDiBa oder Trenkwalder rea-gieren auf den Wissensdurst der Bewerber und stellen neben den Erfahrungsberichten der Mitar-beiter weitere Informationen wie Benefits, Fotos vom Arbeitsall-

tag oder Stellenangebote bereit. Mann erklärt die Zugkraft der Employer Branding-Profile: „Die Erfahrungsberichte prägen das Image eines Arbeitgebers stark mit. Je nach Performance des Un-ternehmens wird der Besucher zum Bewerber oder gibt einer an-deren Firma den Vorzug. Aufgrund des bereits bestehenden Lehrlings- und Fachkräftemangels müssen die Unternehmen um die Gunst der Bewerber buhlen. Und dabei haben nur jene Firmen langfristig Erfolg, die offen und authentisch ihre Stärken als Arbeitgeber vermitteln können.“ (pj) www.kununu.com

Schon jeder dritte Internetnutzer informiert sich auf Bewertungsportalen.

NEBA Berufliche Assistenz

Mehr ServiceWien. Das NEBA Netzwerk Berufli-che Assistenz hat in den vergange-nen Jahren seine Unterstützungs-leistungen noch ausgeweitet. Damit eine Integration von Menschen mit Einschränkungen ins Berufsleben gelingt, bietet das Sozialministeri-umservice eine Vielzahl von Leis-tungen, die vom Zuschuss zu den Lohnkosten bis zur intensiven Be-gleitung von Lehrlingen in deren Ausbildungszeit reichen.

Besonders deutlich wurde das zuletzt bei den NEBA-Schnupper-tagen für Jugendliche mit Beein-trächtigungen. Zahlreiche Firmen stellten mehr als 1.300 Schnupper- tage für Jugendliche zur Verfügung, rund 300 Berufsbilder konnten vorgestellt und die eigenen Talente dabei abgetestet werden

Es geht um die Fähigkeiten

„Mögliche künftige Arbeitskräf-te sind eine wertvolle Ressource“, begründet Ernst Wurz, Leiter Per-sonalentwicklung bei Pollmann, die Teilnahme seines Betriebs bei den NEBA-Schnuppertagen. „Jeder Mensch hat Talente, die man nur entdecken und fördern muss, um dann auch entsprechend eingesetzt werden zu können.“

Einen weiteren Aspekt nennt Kai-Uwe Böhrnsen, Betriebsleiter bei Reiwag Facility Services: „Eine Einschränkung bedeutet doch nicht automatisch einen Hinde-rungsgrund. Wir setzen bei un-seren Mitarbeitern auf Fähigkei-ten – und nicht in erster Linie auf Lebensläufe.“ www.neba.at

kununu-Geschäftsführer Florian Mann: „Jeder Dritte informiert sich auf Portalen.“

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Die NEBA-Angebote sind wichtige Tools für die Jugendlichen und für die Firmen.

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