einst & jetzt: schwedt

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CULTURCON medien

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CULT UR C ON medien Texte: Anke Grodon Fotos: Karl-Heinz Wendland, Paul Lötzke Historische Aufnahmen: Stadtmuseum Schwedt Frank Mangelsdorf (Hg.)

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CULTURCON medienISBN 978-3-941092-36-5

„Eine alte Holzbrücke, mit hunderten von Menschen besetzt, sperrt uns den Weg; ein Fangseil fliegt über unsere Köpfe weg, dem Brückengeländer zu; der Dampfer legt an. Wir sind in Schwedt.“ Das schrieb Theodor Fontane in seine Wanderungen über seine Ankunft in Schwedt. Die Holzbrücke

gibt es nicht mehr. Jetzt führt eine moderne Brü-cke über die Oder. In diesem Band der „Edition Brandenburg“ wird die Veränderung der einstigen Garnisonstadt in eine moderne Industriestadt sicht-bar. Alte Postkarten vermitteln einen Eindruck von früher. Aktuelle Bilder verdeutlichen den Wandel.

Texte: Anke GrodonFotos: Karl-Heinz Wendland, Paul LötzkeHistorische Aufnahmen: Stadtmuseum Schwedt

Frank Mangelsdorf (Hg.)

Texte: Anke GrodonFotos: Karl-Heinz Wendland, Paul LötzkeHistorische Aufnahmen: Stadtmuseum Schwedt

Frank Mangelsdorf (Hg.)

ISBN 978-3-941092-37-2

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

CULTURCON medien Bernd Oeljeschläger Choriner Straße 1, 10119 Berlin Telefon 030 / 34398440, Telefax 030 / 34398442 Ottostraße 5, 27793 Wildeshausen Telefon 04431 / 9559878, Telefax 04431 / 9559879 www.culturcon.de

Redaktion: Andreas OppermannGestaltung: Kathrin Strahl, BerlinDruck: Print & Media, Dänschenburg, www.printundmedia-online.de

Berlin / Wildeshausen 2010Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-941092-37-2

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

CULTURCON medien Bernd Oeljeschläger Choriner Straße 1, 10119 Berlin Telefon 030 / 34398440, Telefax 030 / 34398442 Ottostraße 5, 27793 Wildeshausen Telefon 04431 / 9559878, Telefax 04431 / 9559879 www.culturcon.de

Redaktion: Andreas OppermannGestaltung: Kathrin Strahl, BerlinDruck: Print & Media, Dänschenburg, www.printundmedia-online.de

Berlin / Wildeshausen 2010Alle Rechte vorbehalten.

Bewegte Zeiten hat die Stadt Schwedt erlebt. Am Kreuzungspunkt der Straßen von Stettin und Prenzlau nach Berlin und Frankfurt (Oder) wech-selten Aufbau und Wohlstand mit Zerstörung und Leid. Zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) wurden nur noch 26 Bürger gezählt. Dreihundert Jahre später ließ der Zweite Weltkrieg vom alten Schwedt, 1265 erstmals urkundlich er-wähnt, kaum etwas übrig. 85 Prozent der Stadt la-gen in Trümmern. Nur wenige historische Gebäude blieben erhalten: Das Schloss war ausgebrannt, die Kanalbrücke war gesprengt. Doch das Verbliebene wird seit einigen Jahren wieder hoch geschätzt und wenn möglich wieder hergerichtet – so wie das jü-dische Ritualbad.

Seit der Wende 1989/90 verlor die Stadt fast ein Drittel ihrer Einwohner. Schwedt hat sich dem Schrumpfungsprozess gestellt. Es erwarb sich inzwischen einen weithin geachteten Namen als

„Plattenspieler“. Als erste in Deutschland begannen die Schwedter ganze Plattenbauquartiere umzu-bauen, tausende Wohnungen abzureißen, andere Quartiere lebenswerter umzubauen. Dafür haben sie Anerkennung und Preise geerntet. Längst do-minieren nicht mehr betongraue Mehrgeschosser das Stadtbild. Farbenfreudiger und lebendiger sind die Plattenbauten geworden. Planer und Bauleute

haben der Stadt am Nationalpark Unteres Oder-tal mutig und selbstbewusst einen neuen Mantel geschneidert.

Mit Lust und Leidenschaft wird in der Markgrafen-Residenz von einst auf märkischen Sand gebaut. Oder-Fischerei und Tabakanbau, den die Hugenot-ten in die Uckermark brachten, bestimmen nicht mehr die Stadt – es sind eher die Erdölraffinerie und die zwei Papierfabriken als größte Arbeitgeber. Und davon erzählen die Bilder in diesem Buch: Von der Liebe zur Heimat, von Fleiß und Sachverstand beim Städtebau und davon, wie sich im Zeitenwan-del Schwedt und die Schwedter gewandelt haben.

Dank vieler fleißiger Helfer ist es mit den folgen-den Seiten hoffentlich gelungen, Erinnerungen zu bewahren und Künftiges erahnen zu lassen. Ganz gewiss zeigt es, wie sehr jede Zeit und jede Gene-ration der Stadt ihren Stempel aufdrückt.

Frank MangelsdorfChefredakteur der Märkischen Oderzeitung

Liebe Leserin, lieber Leser,

als ich ein Kind war, gehörte das Stöbern in Foto- alben, das Betrachten von alten Familienaufnah-men und das Sammeln von historischen Ansichts-karten zu den schönsten Beschäftigungen, mit denen man sich an kalten Wintertagen die Zeit vertreiben konnte. Zu jedem Foto hatten meine Großeltern kleine Geschichten zu erzählen. Die Ge-danken gingen dabei wie von selbst auf Reisen in ferne Städte und fremde Länder. Dieser Bildband lädt Sie dazu ein, sich auf Entdeckungsreise durch die Vergangenheit und Gegenwart von Schwedt zu begeben. Sie werden überrascht sein, was es alles zu sehen und zu erfahren gibt von einer Stadt, die schon 745 Jahre alt ist und trotzdem den Eindruck erweckt, als wäre sie gerade erst in den märkischen Sand gebaut worden. Schwedt hat schon viele Wendezeiten erlebt und so manche Verwandlung vollzogen. Ackerbürger- und Tabak-stadt, Garnisonsstandort und markgräfliche Re-sidenz – viele Bezeichnungen treffen auf das alte Schwedt zu und vermitteln, wie unsere Vorfahren hier früher lebten. Auf zahlreichen Postkarten sind der Charme und die Beschaulichkeit der guten al-ten Zeit noch immer lebendig. Nicht ohne Grund bezeichneten die alteingesessenen Schwedter ihre Heimatstadt früher gern als Perle der Uckermark. Sie kommen noch heute bei ihren traditionellen Jahrestreffen ins Schwärmen und erzählen von

den Reizen des „lustigen Städtchens an der Oder“. Doch der letzte Weltkrieg zerstörte für immer das historisch gewachsene Stadtensemble. Er hin-terließ tiefe Narben. Der Wiederaufbau geschah unter neuen gesellschaftlichen Verhältnissen und bescherte Schwedt – fast über Nacht – eine stür-mische Entwicklung zur modernen sozialistischen Industriemetropole. Auch diese Etappe hinterließ ihre Spuren und drückte dem Stadtbild seinen ty- pischen Stempel auf. Die weithin sichtbare Indus-triesilhouette und die zahlreichen, wie auf dem Reißbrett angeordneten Neubaublöcke zeugen noch heute davon. Die letzten 20 Jahre haben Schwedt erneut verwandelt. Der Einwohnerrück-gang und die Veränderungen in der Arbeitswelt forderten die Stadtväter zum beherzten Handeln heraus. Sie leiteten einen Stadtumbauprozess ein, der bis dahin einmalig war. Besucher der Oderstadt sind erstaunt, wenn sie heute nach Schwedt kom-men. Farbenfrohe, abwechslungsreiche Häuserfas-saden und gepflegte Grünanlagen überraschen. Die neue Uferpromenade, die sich zum beliebtesten Treffpunkt der Stadt für Jung und Alt entwickelt hat, gehört zu meinen ganz persönlichen Favori-ten. Lassen auch Sie sich bei der Lektüre dieses Buches inspirieren – von dem alten und dem neuen Schwedt an der Oder.

Jürgen PolzehlBürgermeister der Stadt Schwedt/Oder

Liebe Leserin, lieber Leser,

als ich ein Kind war, gehörte das Stöbern in Foto- alben, das Betrachten von alten Familienaufnah-men und das Sammeln von historischen Ansichts-karten zu den schönsten Beschäftigungen, mit denen man sich an kalten Wintertagen die Zeit vertreiben konnte. Zu jedem Foto hatten meine Großeltern kleine Geschichten zu erzählen. Die Ge-danken gingen dabei wie von selbst auf Reisen in ferne Städte und fremde Länder. Dieser Bildband lädt Sie dazu ein, sich auf Entdeckungsreise durch die Vergangenheit und Gegenwart von Schwedt zu begeben. Sie werden überrascht sein, was es alles zu sehen und zu erfahren gibt von einer Stadt, die schon 745 Jahre alt ist und trotzdem den Eindruck erweckt, als wäre sie gerade erst in den märkischen Sand gebaut worden. Schwedt hat schon viele Wendezeiten erlebt und so manche Verwandlung vollzogen. Ackerbürger- und Tabak-stadt, Garnisonsstandort und markgräfliche Re-sidenz – viele Bezeichnungen treffen auf das alte Schwedt zu und vermitteln, wie unsere Vorfahren hier früher lebten. Auf zahlreichen Postkarten sind der Charme und die Beschaulichkeit der guten al-ten Zeit noch immer lebendig. Nicht ohne Grund bezeichneten die alteingesessenen Schwedter ihre Heimatstadt früher gern als Perle der Uckermark. Sie kommen noch heute bei ihren traditionellen Jahrestreffen ins Schwärmen und erzählen von

den Reizen des „lustigen Städtchens an der Oder“. Doch der letzte Weltkrieg zerstörte für immer das historisch gewachsene Stadtensemble. Er hin-terließ tiefe Narben. Der Wiederaufbau geschah unter neuen gesellschaftlichen Verhältnissen und bescherte Schwedt – fast über Nacht – eine stür-mische Entwicklung zur modernen sozialistischen Industriemetropole. Auch diese Etappe hinterließ ihre Spuren und drückte dem Stadtbild seinen ty- pischen Stempel auf. Die weithin sichtbare Indus-triesilhouette und die zahlreichen, wie auf dem Reißbrett angeordneten Neubaublöcke zeugen noch heute davon. Die letzten 20 Jahre haben Schwedt erneut verwandelt. Der Einwohnerrück-gang und die Veränderungen in der Arbeitswelt forderten die Stadtväter zum beherzten Handeln heraus. Sie leiteten einen Stadtumbauprozess ein, der bis dahin einmalig war. Besucher der Oderstadt sind erstaunt, wenn sie heute nach Schwedt kom-men. Farbenfrohe, abwechslungsreiche Häuserfas-saden und gepflegte Grünanlagen überraschen. Die neue Uferpromenade, die sich zum beliebtesten Treffpunkt der Stadt für Jung und Alt entwickelt hat, gehört zu meinen ganz persönlichen Favori-ten. Lassen auch Sie sich bei der Lektüre dieses Buches inspirieren – von dem alten und dem neuen Schwedt an der Oder.

Jürgen PolzehlBürgermeister der Stadt Schwedt/Oder

Liebe Leserinnen und Leser,

ich möchte Sie einladen zu einem Bilderrätsel der besonderen Art: zur Gegenüberstellung von al-ten und neuen Schwedter Ansichten. Eine kleine Auswahl von Karten aus der Postkartensamm-lung des Stadtmuseums Schwedt/Oder zeugt von einer reichen Postkartenkultur. Die alten An-sichten zeigen die Schönheit der Stadt, bevor im Frühjahr 1945 etwa 80 Prozent von ihr zerstört wurden. Viele geschichtsbewusste Schwedter erzählen davon und schwelgen in Erinnerun-gen. Außerdem bereichern Schenkungen, wie die Postkartensammlung von Klaus-Theo Völ-ker, den Museumsbestand. Auch in den 1960er und 1970er Jahren dokumentierten Postkarten die Genese der Stadt. Die Bildmotive selbst ber- gen Stadtgeschichte, die nicht in Vergessenheit geraten darf.

Und was passiert, wenn Fotoreporter in der Gegen-wart auf Motivsuche gehen? Nur mit Hilfsmitteln wie alten Stadtplänen und Adressbüchern konn-ten einige historische Plätze aufgespürt werden. Eine weitere Schwierigkeitwar der Standpunkt des Fotografen. Das Motiv der Stadtbrücke ent-wickelte sich zu einer echten Herausforderung. Die Polizei sperrte kurzerhand die Straße, so-dass die Feuerwehr die große Leiter ausfahren konnte. Dann war der Mut des Fotografen ge-

fragt, als es darum ging, in schwindelerregen-de Höhen vorzudringen. An zahlreiche Türen in den „Berliner Scheiben“ musste geklingelt wer-den, um den richtigen Blick aus dem Fenster zu er- wischen. Auch spontane Hilfen, wie die Bereitstel-lung einer kleinen Leiter, um über das Tor auf die ehemalige Tabakfabrik Dieterle zu schauen, haben die Fotografen erfahren. Der Pfarrer der katholi-schen Kirche, Konrad Richter, griff auf dem Kirch-turm selbst zum Werkzeugkasten, um die Fenster zu öffnen.

Sie alle haben dieses interessante Projekt unter-stützt. Dafür ein großes Dankeschön!

Anke GrodonStadtmuseum Schwedt/Oder

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Einführung von Frank Mangelsdorf Chefredakteur der Märkischen Oderzeitung

Vorwort von Jürgen Polzehl Bürgermeister der Stadt Schwedt/Oder

Danksagung von Anke Grodon Stadtmuseum Schwedt/Oder

8 _ Altes Rathaus

10 _ Busbahnhof

12 _ Firma „Theodor Hahn & Co. Schwedt“

14 _ Lindenallee

16 _ Kaserne der Dragoner

18 _ Musikcorps der Dragoner

20 _ Offizier-Kasino

22 _ Sporthalle „Neue Zeit“

24 _ Waldbad

26 _ Vierradener Platz

28 _ Hohenzollernstrasse

30 _ Kietz

32 _ Französische Kirche

34 _ Leninallee

36 _ Park Monplaisir

38 _ Arbeiterwohnheim

40 _ Amtsgericht

42 _ Am Flinkenberg

44 _ Prenzlauer Straße

46 _ Karthausplatz

48 _ Stadtbrücke

50 _ CENTRUM-Warenhaus

52 _ Club der Chemiearbeiter

54 _ Ruder-Club

56 _ Denkmal der Dragoner

58 _ Hauptwache der Dragoner

60 _ Schwedter Schloss

62 _ Karlsplatz

64 _ Berliner Straße

66 _ Augustiner Tor

68 _ Aufenthalt von Prinz Friedrich Heinrich

70 _ Mädchenschule

72 _ Bahnhof

74 _ Klubgaststätte „Centra“

76 _ Zigarrenfabrik Dieterle

78 _ Kindergarten

80 _ Am Kniebusch

82 _ Fliegeraufnahme

84 _ Ständige Ausstellung

86 _ Erdölverarbeitungswerk

88 _ Ernst-Thälmann-Straße

90 _ Schlossfreiheit

92 _ Evangelische Kirche und Postamt

Die ehemalige Schlossstraße führte direkt auf den Marktplatz mit dem alten Rathaus. Sie verlief parallel zwischen der Orangen- und Berliner Straße. 1580 ließ Martin Graf von Hohenstein ein neues Rathaus mit Trinkstube auf dem Marktplatz bauen. Das Gebäude wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Unter Markgraf Philipp Wilhelm (1669 – 1711) erfolgte 1699 der Wiederaufbau. Am 4. Juli 1699 wurde durch einen Sturm der obere Teil des Rathausturmes he-runtergeschleudert. Der Landbaumeister Georg Wilhelm Berlischky erhielt von Markgraf Friedrich Heinrich (1709 – 1788) den Auftrag, den Turm zu er-neuern. Da das ganze Gebäude jedoch dem Einsturz nahe war, wurden die alten Gebäudeteile abgeris-

sen und bis 1776 durch einen neuen massiven Bau-körper ersetzt. Am 1. November 1830 bezog die neu gegründete „Sparkasse zu Schwedt“ ihr Domizil im Rathaus. Zahlreiche Instandsetzungsarbeiten und Umbauten folgten. Bis zur Zerstörung im Frühjahr1945 befanden sich im Haus die Sparkasse mit Tre-soranlage, die Polizeiverwaltung mit Arresträumen und eine öffentliche Toilette. In den 1950er Jahrenbegann das Beräumen des ehemaligen Marktes. Mit den Trümmern wurden die Keller verfüllt und die Reste über eine Lorenbahn abtransportiert. Esblieb nur das Wohnhaus der Kaufmannsfamilie Orlob Am Markt 4 stehen.

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Am 1. September 1963 zog das Stadt- und Kreis-museum zum fünften Mal um. Das neue Domizil befand sich Am Markt 4 im ehemaligen Orlob- schen Haus. Bis 1966 konnte das Museum nur den Mittelstock des Gebäudes nutzen. Annegret Lin-dow löste Otto Borriss (1881 – 1975), den beliebten Lehrer, Heimatforscher und Mitbegründer des Mu-seums, ab. Lindow leitete die Geschicke des Hau-ses bis 1974. 1966 erfolgte die feierliche Übergabe des neuen Busbahnhofs an den VEB Kraftverkehr. Im dazugehörigen Gebäude befanden sich der Fahr-kartenschalter, eine Toilettenanlage, Ausstellungs-räume und eine Wartehalle. Unter der Rufnummer 2 33 30 standen den Fahrgästen seit 1959 neun

Taxen zur Verfügung. Die Taxiruf-Telefonzelle be-fand sich am „Alten Markt“. Seit dem 2. September 1974 waren die Bussteige überdacht, sodass Rei-sende die Wartezeit trocken überstehen konnten. Eine Erweiterung erhielt das Ensemble durch die Einrichtung eines Verkehrsbüros im Oktober 1988. Die Gebäude am „Alten Markt“ wurden Ende 1995, die Straßen- und Haltestellenflächen 2007 zurück-gebaut. Es entstand eine Multifunktionsfläche für Stadt- und Straßenfeste. Das alte Museumsgebäu-de wurde gesperrt und 1998/99 abgerissen. Anstel-le des erst geplanten „bunten Hauses“ baute die Wohnbauten GmbH das Haus „Polderblick“.

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Die Postkarte von 1908 zeigt das zweite Geschäfts-haus der Firma „Theodor Hahn & Co. Schwedt“. Es handelt sich um das Eckhaus Berliner Straße 2/ Ecke Predigerstraße. Theodor Friedrich Hahn (1829 – 1895) gründete 1857 die „Chemisch-techni-sche Parfümerie- & Specialseifen-Fabrik“. Im Brief-kopf des Unternehmens waren alle Teilbereiche grafisch zusammengefasst: das Stammhaus mit Hauptcomptoir und Warenhaus in der Chaussee-straße, das Fabrikgebäude in der Monplaisirstraße, das Petrolium-Privat-Transit-Lager und der Waren-speicher an der Oder. In den 1890er Jahren übergab Hahn das Unternehmen an seinen Sohn Johannes

Ernst Herrmann (1866 – 1922). 1912 wurde es von der Märkischen Reisstärke GmbH übernommen. Zehn Jahre später musste die Firma schließen. Herrmann Hahn nahm sich 1922 in seiner Schwed-ter Wohnung Berliner Straße 2 das Leben. Am 17. November 1945 wurden die Berliner Straße und die Prinz-Heinrich-Straße in Ernst-Thälmann-Straße umbenannt. 1962 entstand Ecke Ernst-Thälmann-Straße/Oderstraße der Wohnblock 62 bis 67. Die Wohnungen wurden an Mitglieder der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG: heute WOBAG) „Friedenswacht“ vergeben.

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Die Lindenallee ist die verlängerte Schlossfreiheitund führt direkt zum Lustschloss Monplaisir. Ecke Helbigstraße in der Nr. 20 befand sich das Bauge-schäft des Maurermeisters August Schönicke. Auch die Familie Oppenheimer wohnte in der „Korten-beutelschen Villa“. Herr Oppenheimer leitete 1923 als Studienrat das Reform-Realgymnasium. In der Nr. 26 bot Paul Daubitz privaten Musikunterricht an. In der verlängerten Lindenallee lag die Gärtne-rei von Hermann Oltersdorff. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen die von der Flucht zurückgekehr-ten Menschen in die noch intakten Gebäude. Der Wiederaufbau der Villen begann. Der Architekt Herbert Barg entwarf einen Wiederaufbauplan.

Die Lindenallee 30 bezeichnete der Volksmund als „Villa Käthe“. Hier sollte im Zuge der Errichtung des Erdölverarbeitungswerkes ein Intelligenzheim eröffnen. Doch es kam anders. Die Villen wurden abgerissen, die Straße mit Festlegung der Stadt-verordnetenversammlung vom 8. November 1962 in Leninallee umbenannt. Es entstanden die „Ber-liner Scheiben Z 105“. Nach einem Besuch von Bau- minister Wolfgang Junkers wurden Wohnblöcke vom Berliner Bauprogramm für Schwedt abge-zweigt. Der Transport der Großblöcke und Groß-blockteile erfolgte von Berlin auf dem Wasserweg. Im Oktober 1966 war der zweite Block in der Lenin-allee bezugsfertig.

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CULTURCON medienISBN 978-3-941092-37-2

„Eine alte Holzbrücke, mit hunderten von Menschen besetzt, sperrt uns den Weg; ein Fangseil fliegt über unsere Köpfe weg, dem Brückengeländer zu; der Dampfer legt an. Wir sind in Schwedt.“ Das schrieb Theodor Fontane in seine Wanderungen über seine Ankunft in Schwedt. Die Holzbrücke

gibt es nicht mehr. Jetzt führt eine moderne Brü-cke über die Oder. In diesem Band der „Edition Brandenburg“ wird die Veränderung der einstigen Garnisonstadt in eine moderne Industriestadt sicht-bar. Alte Postkarten vermitteln einen Eindruck von früher. Aktuelle Bilder verdeutlichen den Wandel.

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