die seismizität der türkei

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103 Die Seismizit~t der T/irkei von NEVZ.T 0CAL l) Summary - Usingthe fromulae given by GUTENBERGand RICHTER, the writer has computed the magnitude and energy of 1804 earthquakes which occurred in Turkey during the period 1850-1960. For drawing the 'Isenerget', the formula ~ = logl0S has been used in accordance with the definitions given by TOPERCZER and TRaPP, where S ~ ~e~/F p represents the energy in erg/m 2 h corresponding to the surface element of 0.8 ~ Lat. • 0.5 ~ Long. Also the relation- ship between the seismicity and the tectonics of Turkey has been studied by drawing the maps of the epicenters, the focus-depths and the frequences of the earthquakes with various intensities. 1. Einleitung Bis heute wurde die Seismizit/it der Tiirkei nieht sehr h/iufig untersucht. Erst im Jahre 1932 hat A. SIEBERG die Erdbebenkarte der Tiirkei berechnet, 1941 hat SALO~aO~" CALVI eine Liste fiir die Erdbeben in der Ttirkei und in den Nachbarl/in- dern aufgestellt, 1944 haben N. EGERAN und E. LAHN (1944) eine Note fiir die Erd- bebenkarte der Tiirkei im MaBstab yon 1 : 2 400 000 ver6ffentlicht. Obwohl die Karte der Erdbebenzone in der Tiirkei, die yon einer Kommission im Bauministerium in Ankara hergestellt und im Jahre 1948 von dem milit/irischen kartographischen Generaldirektoriat publiziert wurde, nach den relativen Intensi- t/its- und Wirkungsgraden bet den Erdbeben berechnet ist, kann sie uns nur einen groben f3berblick fiber die seismische Struktur in unserem Land geben. N. PINAR und E. LAHN (1952) haben einen makroseismischen Erdbebenkatalog der Tiirkei ver6ffentlicht. S. OMOTE hat 1959 bet der VI. Tagnng der C.S.E. in Alicante die Seismizit/it der Tiirkei im Vortrag behandelt. Dieses Problem wurde yon OMOTE nur nach dem makroseismischen Material bearbeitet. Desgleichen haben wir das gleiche Problem in Angriff genommen und unter Zugrundelegung des reiche- ren Materials die Epizentren-, Energie-, Herdtiefen- und Frequenzkarten mit den verschiedenen St/irkegraden berechnet und die seismische Struktur der Tiirkei voll- st/indig untersucht. 2. Material Bet der Bearbeitung ftir diese Untersuchung haben wir in der Literatur etwa 40 Quellen benutzt und somit einen Erdbebenkatalog, der ffir die Zeitintervalle 1850 bis 1960 1804 Erdbeben mit den maximalen St/irkegraden I 0 > III M.S. ent- 1) Dr. NEVZATC)CAL, Kandilli-Observatorium, Istanbul, Tiirkei.

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Page 1: Die Seismizität der Türkei

103

Die S e i s m i z i t ~ t d e r T / i rke i

von NEVZ.T 0CAL l)

S u m m a r y - Usingthe fromulae given by GUTENBERG and RICHTER, the writer has computed the magnitude and energy of 1804 earthquakes which occurred in Turkey during the period 1850-1960. For drawing the 'Isenerget', the formula ~ = logl0S has been used in accordance with the definitions given by TOPERCZER and TRaPP, where S ~ ~ e ~ / F �9 p represents the energy in erg/m 2 h corresponding to the surface element of 0.8 ~ Lat. • 0.5 ~ Long. Also the relation- ship between the seismicity and the tectonics of Turkey has been studied by drawing the maps of the epicenters, the focus-depths and the frequences of the earthquakes with various intensities.

1. E i n l e i t u n g

Bis heu te wurde die Seismizi t / i t der Ti i rke i n ieh t sehr h/iufig un te r such t . E r s t im J a h r e 1932 ha t A. SIEBERG die E r d b e b e n k a r t e der Ti i rkei berechnet , 1941 h a t SALO~aO~" CALVI eine Lis te fiir die E r d b e b e n in der Tt i rkei und in den Nachbar l / in - dern aufges te l l t , 1944 h a b e n N. EGERAN und E. LAHN (1944) eine Note fiir die E rd - b e b e n k a r t e der Ti i rke i im MaBstab yon 1 : 2 400 000 ver6ffent l ich t .

Obwohl die K a r t e der E r d b e b e n z o n e in der Ti i rkei , die yon einer K o m m i s s i o n im B a u m i n i s t e r i u m in A n k a r a herges te l l t und im J a h r e 1948 von dem mil i t / i r i schen k a r t o g r a p h i s c h e n G e n e r a l d i r e k t o r i a t pub l i z ie r t wurde , nach den r e l a t iven In tens i - t / i ts- und W i r k u n g s g r a d e n bet den E r d b e b e n be rechne t ist, k a n n sie uns nur einen g roben f3berbl ick fiber die se ismische S t r u k t u r in unse rem L a n d geben.

N. PINAR und E. LAHN (1952) h a b e n einen makrose i smi schen E r d b e b e n k a t a l o g der Ti i rkei ver6ffent l icht . S. OMOTE h a t 1959 bet der VI. T a g n n g der C.S.E. in A l i can te die Seismizi t / i t der Ti i rkei im Vor t r ag behande l t . Dieses P r o b l e m wurde yon OMOTE nur nach dem makrose i smischen Mater ia l bea rbe i t e t . Desgle ichen h a b e n wir das gleiche P r o b l e m in Angr i f f g e n o m m e n und u n t e r Zugrunde l egung des reiche- ren Mater ia ls die Ep izen t r en - , Energie- , Herd t i e fen - und F r e q u e n z k a r t e n mi t den ve rsch iedenen S t / i rkegraden be rechne t und die seismische S t r u k t u r der Ti i rkei voll- s t / indig un te r such t .

2. M a t e r i a l

Bet der B e a r b e i t u n g ftir diese U n t e r s u c h u n g h a b e n wir in der L i t e r a t u r e twa 40 Quel len b e n u t z t und somi t e inen E r d b e b e n k a t a l o g , der ffir die Ze i t i n t e rva l l e 1850 bis 1960 1804 E r d b e b e n m i t den m a x i m a l e n S t / i rkegraden I 0 > I I I M.S. ent-

1) Dr. NEVZAT C)CAL, Kandilli-Observatorium, Istanbul, Tiirkei.

Page 2: Die Seismizität der Türkei

104 N. C)cal (Pageoph,

h~ilt, ffir welche Datum, Ort, geographische Koordinaten der Epizentren, Herdzeit und Intensit~t bestimmt sind, aufgestellt2).

3. Theorie

Die seismische Aktivit~it einer Gegend wird mit dem Wert ffir die Seismizit~it charakterisiert, die als in der Zeiteinheit in die Fl~eheneinheit fallende durchschnitt- liche Menge der Gesamtenergie, welche bei den Erdbeben in bestimmter Periode in dieser Gegend ausgel6st wird, berechnet wird. Wenn man die Flfiehe einer Gegend mit F, die Zeit mit p (Jahre) und die Gesamtenergie ftir diese Fl~che mit 22e be- zeichnet, kann man nach M. TOPERCZER (1953) die Seismizit~t mit der Formel

_re s = ~ . p (1)

definieren. B. GUTENBERG und C. F. RICHTER (1942) haben zwischen Maximalintensit/it I0,

Magnitude M und Energie e die folgenden empirischen Beziehungen gefunden:

M = 0,6 1 o + 1,3, (2)

Ioge = 12 + 1,8 M (3a)

oder loge = 11 + 1,6 M . (3b)

E. TRAPP (1954) hat ftir die Definition der Seismizit~it den dekadischen Loga- ri thmus v o n d e r in einer Stunde in die Fl~tche yon 1 m 2 fallenden und mit erg aus- gedrfickten Energiemenge, die nach Formel (1) berechnet wurde, zugrundegelegt. Die Energiekurven a = 0, 1, 2 . . . . . die die Fl~chenelemente mit den gleichen (~-Werten, welche nach der Formel

a = logloS (4)

berechnet wurden, verbinden, entsprechen den Isenergeten mit den Werten 1, 10, 100, 1 0 0 0 , . . . erg/m 2 h.

Die Herdtiefen wurden bei den Erdbeben, ftir welche die Isoseistenkarten vor- handen sind, mit dem Radius der Ftihlbarkeitsgrenze mit dem St~rkegrad I I I M.S. nach den Formeln y o n GUTENBERG, RICHTER u n d NEUBERGER makroseismisch mit den Einsatzzeiten t~ von P Phasen in n ( > 4) Stationen nach dem analytischen Ver- fahren y o n CALOI-PERONACI mikroseismisch berechnet.

4. Analysis

a) Die geographische Verteilung der Epizentren

Die Erdbeben haben wit nach St/irkegraden in vier Gruppen (Io _< V, V < Io < VII, VII < I0 --< IX, Io > IX) klassifiziert und jede Gruppe mit einem be- stimmten Kennzeichen charakterisiert. Somit wurde iedes Beben entsprechend sei-

2) Dieser Katalog ist unter den Publikationen der seismischen Abteilung des Observato- riums Kandilli, Istanbul, publiziert worden.

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Vol. 57, 1964/I) Die SeismizitS~t der Ttirkei 105

ner St~rke und den geographischen Koordinaten des Epizentrums mit eigenem Zei- chen auI der Karte bezeichnet (Figur 1).

Nach dieser Karte sind ganz Thrazien ausserhalb Edirne, Mfirefte und Gelibolu ; das Becken Ankara, die Gegend des Tuzg61a; Cihanbeyli und die Konyaebene; ganz Siidanatolien yon Antalya bis Malatya; die Gegend Gaziantep, Urfa und ~ard in in Sfidostanatolien aseismisch.

Figur I

Die Herde der starken Beben (Io > V) liegen in der Umgebung des Marmara- meeres, in West- und Stidwestanatolien, in Seyhan und Antakya und in Ostana- tolien - inbegriffen Malatya und Elazlg - und auf der seismotektonischen Linie in Nordanatoliem

Die Herde der katastrophalen Beben (Io >_ IX) Iinden wir in der Umgebung des Marmarameeres, in West- und Siidwestanatolien und auf der tektonischen Linie in Nordanatolien,

�89 o o .............. .

O 0 ~ o o i ......... ,

Figur 2

Page 4: Die Seismizität der Türkei

106 N. 0cal (Pageoph,

b) Die Herdtie/e~r

Aus der Herdtiefenkarte der Tfirkei (Figur 2) sieht man, dass die Herde ffir die Erdbeben in Westanatolien und ill der Gegend Adana-Antakya ziemlich ober- fl~ichennah sind (h < 50 km). Der grSsste Teil der Erdbeben in Ost- und Nordana- tolien besitzt Herdtiefen, die kleiner als 50 km sind. Bei den Erdbeben in der Zone des Marmarameeres liegen die Herdtiefen meistens zwischen 50 und 100 km. Im allgemeinen sind diese Tiefen im Mittelmeer grSsser als 100 km.

c) Energiekarte (die Isenergeten)

Bei der Untersuchung der Seismizit~it unseres Landes haben wir bei allen Beben, deren Herde ill den Elementarfl~ichen yon 0,5 ~ • 0,5 ~ liegen, die ausge- 15ste Totalenergie Ze nach den Formeln (2) und (3) abh~ingig yon M oder I0 be- st immt und ~ nach den Formeln (1) und (4) berechnet, dann die Werte 10. ~ auf der Karte markiert. Die Punkte fiir gleiche Werte ~ = 1, 2, 3 . . . . haben wir miteinan-

~ff - ~~ ' - - < 2 : - 5 - ? ~ 5o o g zoo N x,oo~m

Figur 3

der verbunden. Man nennt diese Kurven Ise~ergeten; sie stellen die geometrischen Ortslinien der Punkte mit 10, 100, 1000 . . . . erg/m 2 h in der Periode yon 110 Jahren dar (Figur 3).

Aus dieser Karte ersieht man die seismisch aktiven Zonen der Tiirkei sehr deut- lich. Die aktiven Zentren sind in Thrazien in Edirne; in Mittelanatolien in Kirsehir, Yozgat und Kayseri; in Siidanatolien in Adana und Antakya; in Sfidostanatolien in Cizre (Siirt), Semdinli (Hakkari) und Van. Sehr aktive Kerne finden wir in West- anatolien in Ayvahk und Dikili, Izmir, Karaburun und auf den Inseln Chios, Aydm und SSke und entlang der Menderesebene. Ziemlich grol3e und aktive Felder liegen in der Grenzzone zwischen Mittel- und Westanatolien, das heisst in Konya (Ilgln, Arglthan und Aksehir), Eskisehir, Afyon, Usak und Denizli; in Siidwestanatolien in Mugla, Bodrum, Fethiye, KSycegiz, Marmaris und Rhodos; im Marmaragebiet in Bursa, Erdek, Yenice, GSnen, ~anakkale und Gelibolu. Die Isenergeten umschlies-

Page 5: Die Seismizität der Türkei

VoI. 57, 1964/I) Die SeismizitS~t der Tiirkei 107

sen Malatya, Diyarbaklr , Elazlg, Bing61, Tunceli, Bitlis, Mus, Agri, Kars, Erzurum und Erzincan in Ost- und Siidostanatolien und setzen sich entlang der tektonischen Linie in Nordanatolien vom Osten bis zum Marmaragebiet im Westen fort. Sie brin- gen in diesem Tell der Ttirkei aktive und geschlossene Zentren in den Gebieten von Malatya, Diyarbak~r, Erzurum-Hasanka le , Erzincan, E rbaa -Samsun , Kastamonu, Bo lu-Mudurnu-Aban t hervor.

d) Die Frequemkarten /r verschiedem I1~tensitdte~

Die Erdbeben haben wir naeh den Intensit~itsgraden (V-VI, v i i -v i i i , IX-X-Xl, in drei Gruppen klassifiziert und fiir jede Gruppe die Frequenzkarten berechnet (Figuren 4, 5, 6). Da die Frequenzwerte ftir die drit te Gruppe viel zu klein sind, konnten wir die Kurven nicht zeichnen; deshalb wurde auf der Kar te die Wieder- holung durch Aufeinanderschreiben ausgedrtickt.

Figur 4

Die Frequenzkurven fiir V bis VI wurden fiir ~ = 3 h (k = 1, 2, 3, . . .) gezeich- net. Die Frequenz hat den h6chsten Weft in der Umgebung von Izmir und Mugla,

= 50, ~ = 37. Die Kurve n = 3 schliesst im Gebiet yon Marmara und im west- lichen Tell der tektonischen Linie in Nordanatolien die Kerne mit den maximalen Frequenzen 19 und 16 ein. In diesem Oebiet sind die Kerne mit den maximalen Frequenzen 16 in der N~ihe von Bergama und Dikili, 10 in ~ankm, 8 in Amasya und Klrsehir, 7 in Adana und Antakya vorhanden, und dieselbe Kurve umschliesst gleichzeitig das Zentrum in Mugla mit dem Wert 37, Denizli 15 und Eskisehir 14. In Ostanatolien liegt Erzincan ausserhalb der Frequenzkurve n = 3, die den Kern Bing61-Kigi mit dem Wert 15 und die anderen aktiven Zentren in diesem Gebiet umschliesst. Das erkl~irt sich jedoch nur aus der Unvollst~indigkeit des Beobach- tungsmaterials. In diesem Gebiet bilden die Zentren E r z u r u m - K a r s mit dem hohen Wert die Kerne einer akt iven Zone ausserhalb von Bing61-Kigi.

Page 6: Die Seismizität der Türkei

108 N. 0cal (Pageoph,

Auf der Figur 5 Iiir die Maximalintensit&ten VII bis VIII beh~iit das Zentrum

Izmir seinen Platz mit dem Wert n = II, dagegen verlagert sich das Zentrum

Mugla mit dem Weft n = 3 an einen Ort westlich der Insel Rhodos. Bursa-Bilecik-

Adapazan-lzmit bestimmen mit den Werten n = 2-4; Kastamonu-r mit

n = 3-4; r mit n = 2-3; Malatya-Elazlg mit ~ = 2;

Seyhan-Antakya mit n = 3 die akdven Zentren. In Ostanatolien schliesst die

Kurve n = 2 die Kerne Kars-Erzurum mit dem maximalen Wert n = 4 und die

aktiven Gebiete Susehri, Erzincan, Varto, Patnos ein.

~iD,,;-t sc~tviAez- ~ Mffe I .

Meet 2 3 '/<

" .--0 J -~-.4 ~ , . . , _ ~ . . . . . . ' c - y

Figur 5

x

I [ " - ~ - + =. X . ~ a ' + X } a

~ 277 +,< ~ a ,< +,< "-, / ~ - ~ ~ K + , . . . . . . . . ')

------ I~ X+ *'

) 5o o 5o zqe 75.o2.ook~

Figur 6

Page 7: Die Seismizität der Türkei

Vol. 57, 1964/I) Die SeismizitXt der Tiirkei 109

Die Htiufigkeitszentren fiir die Intensit~iten I X - X - X I wurden im Gebiet yon Marmara in Adapazan - Izmi t , Ineg61-Bursa, Yenice-GOnen, ~anakkale und Miirefte; in Westanatolien auf der Insel Chios, in Karaburun, Izmir, Dikili, in der Ebene yon Menderes, in Fetiiiye und Rtlodos; in Mittelanatolien in Klrsehir, Kayseri, Malatya; in Nordanatolien in Ardaiian, Kars, Horasan, Pasinler, Erzurum, Erzincan, Re- fahiye, Susehri, Erbaa, Kastamonu, Kursunlu und Bolu; in Ostanatolien in Tunceli, Karllova, Varto, Malazgirt, Bitlis und Van gefunden.

5. Die A'~derung der seismischen A ktivitdt mit der Zeit

a) Statistische Un~ersuchu~,g

1804 Erdbeben in 110 Jaiiren in der Tfirkei haben wir nacii den Magnitudenwer- ten klassifiziert und die Totalenergie fiir jedes Magnitudenintervall bereciinet. In Tabelle 1 bedeutet M die Magnitude, n ~ die Totalzaii1 der Beben for jedes M, in der drit ten SpaRe die Prozentwerte dieser Zaiilen, n" die durciischnittlichen Werte pro Jaiir und E' die Menge der Totalenergie.

Tabelle i

Die Zcd~len u~d E~zergie der Erdbebe.~r i~z der Tigrkei in der Periode yon 110 Jahren

iV1 ~' (110 Jahre) % s" (1 Jahr) E' (erg)

2,5-3,4 305 16,9 2,8 3,5-4,4 1032 57,2 9,4 4,5-5,4 213 11,8 1,9 5,5-6,4 187 10,4 1,7 6,5-7,4 61 3,4 0,6 7,5-8,4 6 0,3 0,05

208,4 1018 220,9 1020 155,1 1021 104,6 102~ 286,6 10 z4 162,2 1024

Summe 1804 100,0 16,4 460 �9 1024

In der Figur 7, die die Frequenzkurve n' = / ( M ) darstellt, ist ein Maximum yon 57,2~o bei M = 4 erkennbar. Das bedeutet , dass der gr6sste Teil der Beben in der Tiirkei die Magnitude 4 oder die Intensit~it 4,5 hat.

50

~0

3O

2O

lO

0 J ; 6 7 eM

Figur 7

Page 8: Die Seismizität der Türkei

Die Herdtiefe haben wir nur ffir wenige Beben berechnet, zum Teil ist sie der Li tera tur entnommen. In Tabelle 2 werden fiir 100 Beben, nach Intervallen yon 10 km unterteilt , die Frequenzen, also die prozentuale H~iufigkeit der Herdtiefen aufgezeigt. Diese Werte sind in Figur 8 graphisch dargestellt.

Tabelle 2

Die Herdtiefenfrequenzen

25

n'%

20

h 10-20 20-30 30-40 40-50 50-60

n 5 22 18 13 12

h 60-70 70-80 80-90 90-100 >100

n 10 3 2 7 8

Das H~iufigkeitsmaximum findet sich mit 22% bei 20 < h < 30 km und das Minimum mit 20/0 bei 80 < h < 90 km.

5 I

00 70 3O 5O 7O 90 100 h

110 N. 0cal (Pageoph,

Figur 8

b) Die langperiodische A'nderung der Frequenzen

In Tabelle 3 wurde die Anzahl der Beben ffir jedes Jahr , in Tabelle 4 ffir die Intervalle von 5 Jahren ftir 1850 bis 1960 zusammengestell t und in den Figuren 9 und 10 die graphischen Darstellungen der langperiodischen ~nderungen yon diesen Zahlen gegeben. In beiden Figuren lassen sich die Unstetigkeiten im Jahre 1940 nur durch die Zunahme der Nachrichtenm6glichkeiten erkl~ren.

Der Mittelwert ist 16. Figur 9 zeigt die j~hrliche H~ufigkeit. Sie ist maximal in den Jahren 1875, 1895,

1900, 1905, 1908, 1926, 1928, 1942, 1948, 1953, 1956, minimal in den Jahren 1853, 1861, 1879, 1882, 1892, 1898, 1902, 1907, 1911, 1913, 1922, 1927, 1932, 1937, 1946, 1951, 1954, 1959.

In Figur 10 sieht man, dass die Werte in den Intervallen 1855-1860, 1870-1875, 1905-1910, 1925-1930, 1940-1945 maximal und 1860-1865, 1910-1915, 1935-1940, 1950-1955 minimal sind.

Page 9: Die Seismizität der Türkei

Vol. 57, 1964/I) Die Seismizit~t der Tfirkei 111

Tabelle 3

Die langperiodische A'nderung der Bebenfrequenz

Jahre n J ah re n J a h r e n J ah re n

1850 8 1875 19 1905 26 1930 20 1851 6 1876 5 1906 10 1931 20 1852 5 1877 5 1907 5 1932 7 1853 2 1878 4 1908 17 1933 15 1854 3 1879 1 1909 4 1934 14

1855 11 1880 6 1910 4 1935 14 1856 6 1881 11 1911 1 1936 10 1857 11 1882 2 1912 3 1937 6 1858 8 1883 5 1913 t 1938 13 1859 9 1884 9 1914 2 1939 12

1860 6 1885 10 t915 2 1940 36 1861 4 1886 10 1916 3 1914 62 1862 6 1887 11 1917 8 1942 72 1863 6 1888 6 1918 11 1943 61 1864 5 1889 4 1919 10 1944 56

1865 9 1890 8 1920 7 1945 48 1866 12 1891 8 1921 6 1946 26 1867 10 1892 1 1922 5 1947 30 1868 8 1893 4 1923 6 1948 64 1869 6 1894 11 1924 21 1949 59

1870 9 1895 22 1925 22 1950 48 1871 9 1896 11 1926 24 1951 33 1872 11 1897 9 1927 7 1952 45 1873 9 1898 5 1928 25 1953 52 1874 12 1899 6 1929 21 1954 35

1900 16 1955 42 1901 6 1956 65 1902 5 1957 55 1903 9 1958 55 1904 8 1959 37

Tabelle 4

Zeit intervalle n I Zeit intervalle n

1850-1854 24 1855-1859 45 1860-1864 27 1865-1869 45 1870-1874 50 1875-1879 34 1880-1884 33 1885-1889 41 1890-1894 32 1895-1899 53 1900-1904 44

1905-1909 62 1910-1914 11 1915-1919 34 1920-1924 45 1925-1929 99 1930-1934 76 1935-1939 55 1940-1944 287 1945.-1949 227 1950-1954 213 1955-1959 254

Page 10: Die Seismizität der Türkei

1 1 2 N. Ocal (Pageoph,

n

70

65

5O

~5

#0

35

30

75

7O

5

i i , i

185055 60 65 70 75 80 85 90 95 7900 05 10 75 20 25 30 35 z~O 45 50 55 80

Eahre

Figur 9

n 280

260

2~0

220

2O0

160

160

126

7OO

~0

785055 80 65 70 75 80 85 9 9 190005 10 75 20 25 30 35 40 /+5 50 55 60

Oahre

Figur I0

Page 11: Die Seismizität der Türkei

Vol. 57, 1964/I) Die SeismizitS~t der Ttirkei 113

c) Die ]'dhrliche A'~derung der Beben/requem

Die Tabelle 5 gibt die j ihr l iche Anderung der Bebenfrequenz. In dieser Tabelle wurde in der ersten Reihe die Vertei lung der Bebenzahl nach den Monaten, in der zweiten Reihe die Reduk t ion dieser Zahlen auf Monate yon 30 Tagen, in cler dr i t ten Reihe die Verh~ltnisse dieser Wer te zur Tota lzahl in Promille (relative H~iufigkeit) und in der le tzten Reihe die abgerunde ten Wer te dieser H~ufigkeiteri nach der For- reel (a + b + c)/3 gegeben. In Figur 11 ist die Vertei lung dieser abgerunde ten Werte der relat iven H/iufigkeit nach den Monaten, das heisst die j~hrliche Nnderung der Bebenfrequenz graphisch dargestellt . Man sieht, dass diese Anderung den Charakter einer ordent l ichen Welle hat.

Tabelle 5 Die jdhrliche 3nderung der Bebenfrequenz

Alle Beben 145 122 162 162 198 134 169 146 126 145 120 158 1802 Reduzierte XNerte 140 131 187 162 192 134 164 141 126 140 120 151 1758 Relative Hgufig-

keit ~ o 79 74 89 92 109 76 93 80 72 79 68 86 Ausgeglichene Werte

der relativen Hgm figkeit ~ o 80 81 85 97 92 93 83 82 77 73 78 78

Die halbjtthrliche H{iufigkeit ftir den Winte r (Oktober-M~trz) ist 47,5~ ftir den Sommer 52,50/0 . Somit ist die zweite Zahl die gr6ssere.

Wie man aus der Tabelle 5 sieht, ist die relat ive Htiufigkeit im Friihling (Apri l- Juni) 27,7; im Sommer (Ju l i -September) 24,5; im Herbs t (Oktober-Dezember) 23,3 und im Winte r ( Januar -Mgrz) 24,20/0. Es gibt keine grossen Unterschiede bei der jahreszeit l ichen Vertei lung der relat iven H/iufigkeit.

700 %0

80 k~-

40

a:::

20

8 P A G E O P H 57 (1964]I)

I /T V ~ VD ~ ~

Figur 11

X Vonate

Page 12: Die Seismizität der Türkei

114 N. Ocal (Pageoph,

d) Die tggliche A'nderung der Beben/requenz

Da in unserem Erdbebenkatalog die Herdzeiten fiir manche Beben nicht fest- gesetzt wurden, haben wit bei der Untersuchung der tfiglichen Anderung der Beben- ffequenz nur 1242 Beben benutzt. Diese Beben und besonders die starken Beben haben wir nach den Herdzeiten klassifiziert und somit die Tabelle 6a erhalten. In Tabelle 6b haben wir die relative H~ufigkeit in Promille fiir beide Gruppen der Beben und in Tabelle 6c die abgerundeten Werte der relativen H~ufigkeit nach der Formel (a + b + c)/3 zusammengestellt.

Tabelle 6 a

Die liigliche Jf nderung der Bebenfrequenz

Stunden 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06

Alle Beben 67 57 68 58 50 64 Heftige Beben 17 9 10 14 10 9

S tunden 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12

Alle Beben 56 55 46 53 52 50 Heftige Beben 12 11 10 13 18 11

S tunden 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18

Alle Beben 53 42 36 52 37 35 Heft ige Beben 9 10 10 13 7 10

S tunden 18-19 19-20 20-21 21-22 22-23 23-24

Alle Beben 44 48 51 45 61 62 Heft ige Beben 9 15 13 8 14 9

Tabelle 6 b

Relative Hiiufigkeit (in ~

S tunden 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06

Alle Beben 54 46 55 47 40 52 Heft ige Beben 63 33 37 52 37 33

S tunden 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12

Alle Beben 45 44 37 43 42 40 Heft ige Beben 44 41 37 48 66 41

S tunden 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18

Alle Beben 43 34 29 42 30 28 Heft ige Beben 33 37 37 48 26 37

S tunden 18-19 19-20 20-21 21-22 22-23 23-24

Alle Beben 36 38 41 36 49 50 Heft ige Beben 33 55 48 30 52 33

Page 13: Die Seismizität der Türkei

Vol. 57, 1964/I) Die SeismizitS.t der Tiirkei 115

Tabelle 6 c

A usgeglichene Werte de~" relcdiven Hdufigkeit (in ~

Stunden 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05 05-06

Alle Beben 60 64 61 59 87 87 Heftige Beben 12 12 11 11 11 10

Stuuden 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12

Alle Beben 58 52 51 50 52 52 Heftige Beben 11 11 11 14 14 13

Stunden I2-13 13-14 14-15 15-I6 16-17 17-18

Alle Beben 48 44 43 42 41 39 Heltige Beben 10 10 11 10 10 9

Stunden 18-19 19-20 20-21 21-22 22-23 23-24

Alle Beben 42 48 48 52 56 63 Heftige Beben 11 12 12 12 10 13

A u s de r F i g u r 12 a, w e l c h e die t~igliche ~ n d e r u n g der B e b e n f r e q u e n z in S t u n d e n -

i n t e r v a l l e n g r a p h i s c h da r s t e l l t , s i eh t m a n , dass die t t tg l iche F r e q u e n z be i t o t a l e n B e b e n z w i s c h e n 2 3 0 0 u n d 0 2 0 0 u n d 0 3 0 0 U h r G.M.T. m a x i m a l , z w i s c h e n 1700 u n d 1800 U h r m i n i m a I ist . Be i de r F r e q u e n z a n d e r u n g f/Jr s t a r k e B e b e n i s t es un -

m6g l i ch , e ine k l a r e E i g e n s c h a f t f e s t zus t e l l en .

7O

%0

8O

5O

4O

3o

26

lO

00 o) 8tunden

F~gur 12

Page 14: Die Seismizität der Türkei

116 N. Ocal

6. D i s k u s s i o n

W e n n m a n die Epizen t ra l - , Energie- und F r e q u e n z k a r t e n der Tfirkei z u s a m m e n

un te r such t , e rkenn t man, dass in Ost-, West - und Nordana to l i en und in der Zone des Marmarameeres , in den Gebie ten von Klrsehir , Kayser i , Seyhan und A n t a k y a in

Mittel- und Sf idanatol ien grosse Aktivit~it herrscht , dass die Energ ieke rne in West -

und der Ene rg i ekana l in Nordana to l i en s ta rk v o m tek ton i schen Aufbau unseres

Landes abhfingen und somi t die Beben in der Ttirkei t ek ton i schen Charak te r be-

sitzen.

LITERATURVERZEICHNIS

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N. PINAR and 17;. LAItN, Catalog of the Earthquakes of Turkey (in turkish) (Ankara 1952). M. TOP~RCZER, Zur Definition der Seismizitiit, Arch. Meteor. Geophys. Bioklimat., Serie A,

Bd. V, H. 4 (1953), S. 377. ]3. GUCEI~BERG and C. F. RICI~TER, Earthquake Magnitude, Intensity Acceleration and Energy,

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Zur Tektonik der Tiirkei :

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M. M. BLUMENTHAL, Die neue geologisehe Karte der Ti~rkei und einige ihrer stratigraphiseh- tektonischen Grundzi~ge, Eclogae geol. Helv. 39 (1947), S. 2.

I. KETIN, Notice explicative de la carte tectonique de Turquie au 1 : 2 500 000, Bull. Min. Res. Explor. Inst. Turkey, Nr. 54 (1960).

t~. LAI-IN, Les zones sismiques de l'Anatolie Orientale (Turquie), UGGI, S6rie A, Travaux Scien- tifiques, Fasc. 18 (1952).

~T. PAVONI, Die nordanatolische Horizontalverschiebung, Geol. Rdsch. 51, 122, und Mitt. Inst. Geophysik ETH Ziirich, Nr. 41 (1961).

(Eingegangen am 12. Juni 1963; erg~nzt am 31. August 1963)