die reihe die autoren das buch - meyer & meyer verlag · terrichtskonzept für nage no kata mit...

11

Upload: nguyendien

Post on 17-Sep-2018

216 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Mit diesem Buch wird im deutschsprachigen Raum erstmals ein effizientes Un-terrichtskonzept für Nage no Kata mit Hilfe einer neuen Systematik und moder-ner methodischer Ansätze vorgestellt. Es ist als Hilfestellung für Trainer gedacht, die ihren Schülern Nage no Kata neu beibringen wollen oder ihnen einen neuen Zugang zum Kata-Training aufzeigen wollen. Es kann Lehrgangsleitern neue Ide-en zum methodischen Aufbau ihres Unterrichts liefern und den Teilnehmern eine Gedächtnisstütze sein, das Erlernte zu wiederholen. Gleichzeitig soll es auch An-regung sein, selbst mit neuen Zugängen zum Kata-Training zu experimentieren.

Die Autoren greifen dabei auf ihre langjährige Unterrichtserfahrung und die ständige praktische Erprobung und Weiterentwicklungen der Methoden bei Kata-Lehrgängen auf allen Ebenen, vom Landesverband Bayern über den DJB bis auf internationale Ebene zurück.

Dr. Stefan Bernreuther, Jahrgang 1967, trägt den 5. Dan Judo und ist als Kata-Referent des DJB zuständig für die Aus- und Fortbil-dung von Kata-Wertungsrichtern und Mul-tiplikatoren auf Bundesebene. Er besitzt die Trainer B-Lizenzen für Judo-Leistungssport

und für Judo-Selbstverteidigung. Außerdem kann er auf mehr als 10 Jahre Erfahrung in der Aus- und Fortbildung im Lehr- und Prüfungswesen des Bayerischen Judo-Verbands zurückblicken.

Sven Keidel, Jahrgang 1967, trägt den 5. Dan Judo und ist Trainer mit B-Lizenz des DJB. Er ist seit 1991 als Funktionär im Bereich Prü-fungswesen tätig und seit 2004 Prüfungs-referent des Bayerischen Judo-Verbands. In dieser Zeit hat er etwa 1.700 Judoka zum

1. bis 5. Dan ausgebildet und unzählige weitere auf Kyuprüfun-gen vorbereitet. Als „kompletter“ Judoka tritt er bis heute auch im Shiai an, ist Kampfrichter und Kata-Bewerter und beschäftigt sich ausführlich mit Judoliteratur.

Die Autoren

das buch

die reihe

Diese und viele weitere Kampfsporttitel

aus unserem Programm finden Sie unter:

www.dersportverlag.de

e 16,95 [D]978-3-89899-807-9

www.dersportverlag.de

[Printed in Germany]

Randori bietet einen Leitfaden für

Vereinstrainer, um ein strukturier-

tes RANDORI-Training im Sinne

der Ausbildungs- und Prüfungs-

ordnung durchzuführen. Randori

bietet die Möglichkeit, technische

Fertigkeiten im Judo zu verbessern.

In diesem Buch, dem zweiten Band

der offiziellen Lehrreihe des Deut-

schen Judo-Bundes e. V., werden die

wichtigsten Lehrsysteme und Metho-

den, die zur Entwicklung des Judo-

sports im DJB beigetragen haben,

aufgezeigt und kritisch beleuchtet.

Lipp

man

n (R

ed.)/

Keid

el, B

ernr

euth

er (A

utor

en)

NA

GE

NO

KA

TA

LEH

REN

UN

D L

ERN

EN

Umschlag_Nage-No-Kata.indd 1 03.05.13 08:49

Inhalt

5

Inhalt

Vorwort von Ralf Lippmann, Lehr- und Prüfungsreferent im DJB . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Warum noch ein Buch zur Nage no Kata? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Warum benötigt man für die Nage no Kata eine eigene Lehrmethodik? . . . . . . . . . . 9

Teil 1 Wissenswertes – Herkunft und Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

1 Definition und Ursprung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2 Mehrperspektivische Betrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132.1 Kata als Basis-Techniktraining und Übungsform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132.2 Kata als Judodemonstration und Ritual . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132.3 Kata als Prüfungsfach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142.4 Kata als Wettkampfform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152.5 Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Teil 2 Praxisteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

3 Vorbemerkungen zur Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193.1 Struktur und Systematik der Kata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203.2 Methodisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

4 Nage no Kata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224.1 Shizen Hontai, Ayumi Ashi und Tsugi Ashi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224.2 Techniken aus der geraden „Drei-Schritt-Bewegung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

4.2.1 Harai Goshi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264.2.2 Tsuri Komi Goshi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354.2.3 Uki Otoshi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404.2.4 Kata Guruma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424.2.5 Sasae Tsuri Komi Ashi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 484.2.6 Yoko Gake . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

Nage_no_Kata_899-807-9.indd 5 02.05.13 15:42

Nage no kata lehren und lernen

6

4.3 Techniken mit „abweichender Bewegung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 604.3.1 Tomoe Nage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 604.3.2 Okuri Ashi Barai . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 674.3.3 Uchi Mata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

4.4 Techniken nach „Schlag von Uke“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 774.4.1 Richtiges Schlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 774.4.2 Seoi Nage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 804.4.3 Uki Goshi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 834.4.4 Ura Nage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 874.4.5 Yoko Guruma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

4.5 Techniken aus „Jigotai-Position“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984.5.1 Sumi Gaeshi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1014.5.2 Uki Waza . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

4.6 Zeremoniell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1104.7 Formelle Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

4.7.1 Reihenfolge in der Nage no Kata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1174.7.2 Positionen und Bewegungen in der Nage no Kata . . . . . . . . . . . . . . . . 118

Teil 3 Ergänzende Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126

5 Ergänzende methodische Ansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

6 Ergänzende Feinheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138

Nage_no_Kata_899-807-9.indd 6 02.05.13 15:42

Vorwort

7

Vorwort

Liebe Leser,

viele Judoka, und da bin ich selbst keine Ausnahme, sind in ihrer Judolaufbahn nur am Rande mit Kata konfrontiert worden, nämlich ausschließlich in der Vorbereitung von und zu diversen Dan-Prüfungen. Mein alter Judolehrer, Wolfgang Hofmann, der das Lehrwesen im Deutschen Judo-Bund in den 1970er Jahren entscheidend geprägt hat, schreibt in seinem Buch:

„Das Studium der Kata, der Form, eines Wurfs oder einer Folge von Würfen ist für die Entwicklung einer ausgefeilten Technik genauso wichtig, wie das Lernen grammatischer Regeln beim Studium einer Fremdsprache. Kata ist die Grammatik des Judo. Der Partner weiß genau, was mit ihm geschieht, wie er sich zu bewegen hat, damit die zu studierende Technik überhaupt angewandt werden kann und wie er sich anders bewegen – sprich ver-teidigen müßte, damit sie unmöglich wäre. Die Kata-Methode garantiert, daß trotz Vielfalt der möglichen Varianten und der persönlichen Eigenheiten der Lehrer ein gewisser Stan-dard in den Techniken überall erhalten bleibt und verbreitet wird (1978).“ Hier wird die Wichtigkeit der Kata als Trainingsmethode im ursprünglichen Sinne Kanos hervorgehoben und auf moderne trainingswissenschaftliche Erkenntnisse übertragen, und dies bedeutet nichts anderes, als dass Kata als eine Form des Technikerwerbstrainings alltagstauglich ist. Um diese Trainingsform aber aus der für viele exotischen Ecke der Dan-Vorbereitung herauszuholen, bedarf es methodischer Hilfe. Dies kann und soll das nun vorliegende Werk der beiden Autoren leisten.

Die ausgewiesenen Kata-Experten Dr. Stefan Bernreuther und Sven Keidel beschreiben nicht, wie viele Autoren zuvor, Nage no Kata, sondern geben methodische Hilfen zum täglichen Kata-Unterricht. Dies ist sowohl eine Anleitung zum besseren Verständnis der Technikfunktionen als auch ein wunderbares Beispiel zu weiteren methodischen Ansätzen des Techniktrainings und des Kata-Studiums.

Der Deutsche Judo-Bund gibt dieses hervorragende Werk in seiner Methodikreihe heraus und empfiehlt es ausdrücklich als offizielles Lehrmaterial zum Kata-Training, zur Prüfungs-vorbereitung, aber insbesondere zur Erweiterung des methodischen Repertoires von Judo-lehrern und -trainern.

Ralf LippmannLehr- und Prüfungsreferent im Deutschen Judo Bund e.V.

Nage_no_Kata_899-807-9.indd 7 02.05.13 15:42

Nage no kata lehren und lernen

60

4.3 Techniken mit „abweichender Bewegung“

• Tomoe Nage• Okuri Ashi Barai• Uchi Mata

Unter diese Rubrik fallen Wurftechniken, die nicht aus der oben geschilderten, geraden „Drei-Schritt-Bewegung“ erfolgen, sondern in der Nage no Kata aus anderer Situation geworfen werden. Tomoe Nage wird zwar auf derselben Achse28, wie die geschilderten Würfe, ausgeführt, hat jedoch eine abweichende Schrittfolge. Okuri Ashi Barai wird, ob-wohl mit drei Schritten, aus einer Bewegung senkrecht zur Kata-Achse geworfen und Uchi Mata erfolgt aus der Kreisbewegung in der Mattenmitte.

Man kann diese Techniken also völlig getrennt von den anderen unterrichten, sie eignen sich aber auch als Ergänzung folgender Reihen:

• Okuri Ashi Barai kann an die „Drei-Schritt-Techniken“ angeschlossen werden, da der Rhythmus hier ähnlich ist und sich nur Distanz und Bewegungsrichtung ändert.

• Tomoe Nage lässt sich auch nach den beiden Sutemi-Techniken Sumi Gaeshi und Uki Waza gut unterrichten, da die Wurfvorbereitung und Methodik denen bei Sumi Gaeshi ähnelt und natürlich Uke seine Falltechnik in ähnlicher Weise ausführen muss.

• Einzig der Uchi Mata passt in keines der anderen Schemata.

4.3.1 Tomoe Nage

Eine wichtige Voraussetzung für Tomoe Nage ist die Beherrschung der Judorolle vorwärts29 für Uke. Dazu kann man auch im Rahmen des Aufwärmprogramms viele Spiel- und Übungsformen einsetzen. Eine wichtige Situation sollte dabei auf jeden

28 Kata-Achse: Verbindungslinie zwischen Tori und Uke an deren Ausgangspositionen.

29 Japanisch: Mae Mawari Ukemi.

Abb. 127: Toris Fuß wird an Ukes Gürtelknoten platziert.

Nage_no_Kata_899-807-9.indd 60 02.05.13 15:43

Praxisteil

61

Fall geübt werden, damit Uke später weiß, wie er über Toris Körper zu fallen hat. Tori nimmt die Wurfposition von Tomoe Nage vor Uke ein und hat sein Standbein am Boden, wogegen er sein Spielbein gleich an Ukes Gürtelknoten ansetzt und passiv während Ukes Judorolle mitführt. Toris Zehen werden dabei mit geradem Bein knapp unterhalb von Ukes Gürtelknoten platziert. Uke startet im Parallelstand, sodass Toris Unterkörper zwischen sei-nen Beinen liegt. Er muss nun lernen, das andere Bein, welches Tori als Spielbein benutzt, einen Schritt nach vorne zu setzen und dann eine große Judorolle über Tori auszuführen. Die Rolle muss Uke natürlich über die Schulterseite ausführen, wo er auch sein Bein nach vorn gesetzt hat. Er soll nach der Rolle wiederum in Shizentai-Position stehen.

Abb. 128-130: Uke rollt selbstständig über Tori. Man beachte, dass Uke das, in Bezug auf Toris angesetzten Fuß, richtige Bein nach vorne zum Schritt nimmt.

Nage_no_Kata_899-807-9.indd 61 02.05.13 15:43

Nage no kata lehren und lernen

62

Nun wenden wir eine weitere methodische Idee an, indem wir die Situation „rückwärts“ lernen. Wir beginnen also zusammen mit unserem Partner in der Ausgangsstellung, wo wir uns kurz vor der Wurftechnik befinden – nennen wir diese Position im folgenden „remis“, weil beide gleich viel Druck ausüben und sich nicht mehr weiter zurückschieben können.

Beide Partner stehen sich in Schrittstellung (Migi oder Hidari Shizentai) gegenüber und versuchen, einander wegzudrücken. Der Druck kommt hierbei wie immer nicht aus den Armen, sondern aus der Hüfte. Dieser gegenseitige Druck ist wichtig und später wird vor allem Uke dafür sorgen müssen, diesen aufzubauen. Tori greift nun, aus-gehend vom Standardgriff, um, indem er seine am Ärmel Ukes gegriffene Hand un-ter dessen Arm hindurch an dessen Revers führt. Gleichzeitig löst er so seinen eigenen Druck auf, setzt seinen hinteren Fuß nach vorne parallel zu seinem schon dort plat-

Abb. 131: „Remis“-Position mit gegenseitigem Druck aus der Hüfte

Abb. 132: Tori „löst“ die Position auf.

Abb. 133: Die Zehen von Tori und Uke stehen auf einer Linie.

Nage_no_Kata_899-807-9.indd 62 02.05.13 15:43

Praxisteil

63

zierten Fuß und zieht Uke an beiden Revers nach vorn30. Auch senkt Tori dabei seinen Schwerpunkt ab, sodass er in enger Fußposition mit gebeugten Knien zwischen den Füßen Ukes steht. Da Uke selbst weiterhin Druck ausübt, wird er seinen hinteren Fuß nach vorne bringen, sobald Tori mit dem Druck nachlässt. Uke steht dann ebenfalls im Parallelstand und die großen Zehen von Uke und Tori befinden sich ungefähr auf einer Linie. Würden beide Partner so bleiben, würden sie beide im nächsten Moment ihr Gleichgewicht verlie-ren (Tori nach hinten und Uke nach vorn).

Diese Übung kann man sehr gut in Uchi-Komi31-Form mit hoher Wiederholungszahl üben.

Von hier aus wird dann erstmals die Wurftechnik ausgeführt, indem sich Tori mit seinem Körpergewicht quasi an Uke hängt, sein Gesäß nahe an seine eigenen Fersen bringt und

30 Siehe Hinweise zum Hubarm in Kap. 4.1.

31 Uchi Komi (wörtlich „einrammen“, „einschlagen“): Erlernen einer Teilbewegung mit hoher Wiederholungs-zahl am Partner.

Abb. 134: Toris Gesäß wird zu seinen Fersen geführt, er wirft mit geradem Rücken.

Abb. 135: Tori wirft zunächst ohne Einsatz des Spiel-beins.

Nage_no_Kata_899-807-9.indd 63 02.05.13 15:43

Nage no kata lehren und lernen

64

sich nach hinten flach auf seinen Rücken fallen lässt32. Tori führt dabei seine Hände gera-de über seinen Kopf und lässt Uke danach los, damit dieser eine Judorolle vorwärts zum Stand ausführen kann. Uke wird also über Toris Körper gerissen und muss unbedingt noch einen Schritt vorwärts machen, um richtig rollen zu können. Diese Übung wird mehrmals, ohne Beineinsatz von Tori, durchgeführt.

Im nächsten Schritt setzt Tori sein Spielbein nun wie in der Vorübung an den Gürtelknoten Ukes. Hierbei kann er das aber erst tun, wenn er schon fast auf dem Boden liegt, damit er genügend Raum zwischen sich und Uke hat, um sein Bein nach oben bringen zu kön-nen. Die zeitliche Reihenfolge ist hier sehr wichtig: Zunächst lässt sich Tori fallen und dann erst platziert er sein Bein an Ukes Gürtelknoten. Für Uke ist noch einmal der Hinweis entscheidend, dass er, ausgehend

32 In anderen Randori-Situationen wird Tomoe Nage oft mit rundem Rücken ausgeführt, was hier nicht der Fall sein sollte.

Abb. 136: Uke muss unbedingt einen weiteren Schritt vorwärts ausführen, um rollen zu können.

Abb. 137: Wurfausführung Tomoe Nage

Abb. 138: Ausgangsposition für Tomoe Nage – Uke und Tori treffen sich in der Mattenmitte.

Nage_no_Kata_899-807-9.indd 64 02.05.13 15:43

Praxisteil

65

von der Schrittstellung beider Partner und gegenseitigem Druck, noch einmal zwei Schritte vorwärts machen muss33, um rollen zu können.

Wie kommen die Judoka nun in die „Remis“-Position? Beide treffen sich zu Beginn der Ma- Sutemi-Gruppe in der Mattenmitte und nehmen Schrittstellung mit Standardgriff ein (beide in Migi oder Hidari Shizentai). Tori beginnt nun, Uke zurückzuschieben, indem er

33 Mit jedem Fuß einen Schritt.

Abb. 140: Tori startet nun seine Schubbewegung mit dem eigenen vorderen Fuß.

Abb. 139: Beide machen einen kleinen Schritt aufeinander zu (hier in Migi Shizentai) und fassen sich in Ai-Yotsu-Auslage.

Abb. 141: Tori schiebt weiter. Uke baut langsam Gegendruck auf.

Abb. 142: Ukes Gegendruck ist so hoch, dass die „Remis“-Position erreicht wird.

Nage_no_Kata_899-807-9.indd 65 02.05.13 15:43

Nage no kata lehren und lernen

66

seinen vorderen Fuß noch einen halben Schritt weiter nach vorne schiebt. Es folgen zwei weitere Schritte von Tori in Ayumi Ashi34, womit er Uke durch Druck aus der Hüfte weiter zurückdrängt35. Uke führt diese Schritte mit dem jeweils anderen Fuß rückwärts aus und baut in dieser Zeit Gegendruck auf.

Er hat die Aufgabe, bis zur „Remis“-Position, also nach zweieinhalb Schritten, so viel Druck entgegenzusetzen, dass Tori ihn nicht weiter zurückdrängen kann. Und genau hier setzt dann Tori zur Wurfvorbereitung an, indem er den Druck, wie oben beschrieben, auflöst und Tomoe Nage wirft.

34 „Normale Schritte“, einen nach dem anderen, im Gegensatz zu Tsugi Ashi (Nachstellschritte).

35 Indizien für korrekten Druck aus der Hüfte sind aufrechter Oberkörper und gebeugte Arme.

Abb. 143: Falsche Körperhaltung, die Judoka dürfen sich nicht abbeugen.

Abb. 144: Falsche Körperhaltung, Uke soll bei Gegenschub nicht nach hinten gelehnt stehen.

Nage_no_Kata_899-807-9.indd 66 02.05.13 15:43