die nahrungsmittel der nordamerikanischen indianer

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J. R. Dodge, Dic Nnhrungeuiittd der N orunaierikoilisclicn lnrliuncr. 3rd Die NaJwunpmittel der Xordauierikanischea Indhner. Yon J. B. Dodge. (Ackerbnu -Bericht der Vereinigten Stanten von Nordamcrika f i r das Jahr 1870, benrbeitet ron A. Hirschberg.) Die hier aufznfarenden, von den nomadisirenden India- nern gebrauchten Nahrungsmittel sind bis hieher als solchc grosstentheils nnbekannt gewesen ; diese Nomaden sind nom- lich meist zu indolent fir einen regelmiissigen Ackerbaube- trieb, sehen denselben viclmehr mit einer gewissen Verachtnng an nnd sorgen in der Zeit, wo die zu ihrer Nahrung dienendcn wildwachsenden vegetabilischen Producte als Vorrath gesam- melt werden konnen, nur ausnahmsweise fur die Zeitcn der Noth. Kein Wunder also, dass in solchen Zeitcn cine grosse Sterblichkeit ihre Reihen lichtet und ist es fast IIU- glaublich, mit welchem durch den Hunger gesteigerten Scharf- sinn dieselben dann die gomeinsten und ekelhahesten Thiorc, Insecten, Wurzeln nnd Kriiuter sicb als Nahrungsmittel aneig- nen. Nichts wird verschmBlht, alles was auf der Erde wachst oder anf derselben lebt, es miissto denn absolut giftig sein, wird verschlnngen. Als Wohnungen dicnen diescn Menscben znweilen sogen. Wigwams, nicht selten abcr nur hohle Biiume oder Felsenhohlen, und die vor dem Winde geschutzte Seitc? eines Reisighanfene , von welcher dieselben ihre Lagerfeuor anmachen, iat after nur ihr und ihrer Familien einziges Obdach. Sie sind hiernaah mehr den Thieren ahnlich, denen sie den Wald atreitig machen, ein kkmpf um das Dasein, bei dem der Sieg nicht immer auf Seite des Nenschen bleibt. Wnrzeln nnd Knollen. Erdnuss, Apios tuberosa, die achte pomme de term der Franzosen, wiichst auf Flussbiinken nnd angenchwommtem Lande , wird von den Sioux - Indianern Mcdo genannt und gekocht vielfach genossen. D i l l , Anethum gravaoolens , Yampah der Indiancr, dic Jvnrsel, welche bci ihnen ein Handelwnrtikel id,, wild gciios- sen, der Samc als Gcwiirz gebraucht. 21 *

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Page 1: Die Nahrungsmittel der Nordamerikanischen Indianer

J. R. Dodge, Dic Nnhrungeuiittd der N orunaierikoilisclicn lnrliuncr. 3rd

Die NaJwunpmittel der Xordauierikanischea Indhner. Yon J. B. Dodge .

(Ackerbnu -Bericht der Vereinigten Stanten von Nordamcrika fir das Jahr 1870, benrbeitet ron A. Hirschberg . )

Die hier aufznfarenden, von den nomadisirenden India- nern gebrauchten Nahrungsmittel sind bis hieher als solchc grosstentheils nnbekannt gewesen ; diese Nomaden sind nom- lich meist zu indolent fir einen regelmiissigen Ackerbaube- trieb, sehen denselben viclmehr mit einer gewissen Verachtnng an nnd sorgen in der Zeit, wo die zu ihrer Nahrung dienendcn wildwachsenden vegetabilischen Producte als Vorrath gesam- melt werden konnen, nur ausnahmsweise fur die Zeitcn der Noth. Kein Wunder also, dass in solchen Zeitcn cine grosse Sterblichkeit ihre Reihen lichtet und ist es fast IIU-

glaublich, mit welchem durch den Hunger gesteigerten Scharf- sinn dieselben dann die gomeinsten und ekelhahesten Thiorc, Insecten, Wurzeln nnd Kriiuter sicb als Nahrungsmittel aneig- nen. Nichts wird verschmBlht, alles was auf der Erde wachst oder anf derselben lebt, es miissto denn absolut giftig sein, wird verschlnngen. Als Wohnungen dicnen diescn Menscben znweilen sogen. Wigwams, nicht selten abcr nur hohle Biiume oder Felsenhohlen, und die vor dem Winde geschutzte Seitc? eines Reisighanfene , von welcher dieselben ihre Lagerfeuor anmachen, iat after nur ihr und ihrer Familien einziges Obdach. Sie sind hiernaah mehr den Thieren ahnlich, denen sie den Wald atreitig machen, ein kkmpf um das Dasein, bei dem der Sieg nicht immer auf Seite des Nenschen bleibt.

W n r z e l n nnd Knollen.

E r d n u s s , A p i o s tuberosa , die achte pomme de term der Franzosen, wiichst auf Flussbiinken nnd angenchwommtem Lande , wird von den Sioux - Indianern Mcdo genannt und gekocht vielfach genossen.

D i l l , Anethum gravaoolens , Yampah der Indiancr, dic Jvnrsel, welche bci ihnen ein Handelwnrtikel id,, wild gciios-

sen, der Samc als Gcwiirz gebraucht. 21 *

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324 J. R. Dodge, Dio Nahrungsmittel der Nordarneritanisehen Indianer.

Wolfsmi lch , A s c l e p i a s t u b e r o s a . Die gekochten Knollen werden gegessen , aus den wohlriechenden Bluthen bereiten die Sioux einen rohen Zucker, die griinen Sameu- kapseln werden mit Buffalofleisch gekocht , die jungen Triebe von einigen Indianerstammen gleich wie die Spargel genossen.

Ross k a s t a n i e v o n Calif o rn ien , Ae sc u l u s C a1 i - f o r n i c a. Ein zwerghafter Zierbaum , welcher eine grosse Yenge Friichte liefert. Dieselben werden gepulvert, und, um denselben ihre Bitterkeit zu nehmen, mit Wasser ansgelaugt ; von dem so dargestellten Mehl wird Brod gebacken. Die Californischen Indianer consumiren diese Bosskastanien in sehr grossen Mengen.

A m e r i k a n i s c h e Aloe, A g a v e amer i cana . Diese, im Ursprungslande Yescal genannte Pflanze , ist ein Haupt- nahrungsmittel dcr Indianer von Neu- Mexico, Arizona und Sonora, kann aber wegen ihres pfefferartigen Geschmacks nicht ungekocht genossen werden und wird der von den Zweigen befreite Stamm zerstiickelt in Gruben uber zuvor erhitzten Steinen rnit feuchtem Grase geschichtet. Nach drei Tagen hat sich der Inhalt der Gruben in eine braunliche, essbare, birnenartig schmeckende Masse verwandelt, welche, in Streifen geschnitten und getrocknet, sich jahrelang hiilt. Ails don verkohlten Astspitzen bereiten die Apachen die Farbe, mit welcher sie das Gesiclit bemalen; die getrockneten Zweige dienen statt des Tabaclrs zum Rauchen. Die Apachen und Papajos bereiten aus dem gerosteten Mark, nachdem dasselbe mit Wasser ubergossen und das Gemisch in Giihrung ver- setzt worden, durch Destillation den sehr beliebten und star- ken hleskal, Branntwcin von eigenthiimlichcm nicht unange- nehmem Geschmack, einc Yrocedur , welche sie sehr geheiln halten.

Ba l samor rh iza i n c a n a und B. h e l i a n t h o i d e s . C a l l i r r h o e p e d a t a . E d o s m i a montana . G l y -

o y r r h i x a l ep ido ta , H e l i a n t h u s tuberosus . Die Wur- zeln dicser Pflanzen werdcn von vcrschiedoncn Indianorstim- iueii miii TIieil gekocht, ziim Theil roh genossen.

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Die Wurzel, von der Grosse einer Wallnuss , sbenso wohlschmeckend ale nahrhaft , wird von den Indianer Kindern in Californien, Ari- zona und Utah als Confect genossen. Dieselbe wurde von den Mormonen in den ersten Jahren ihrer Niederlassung in Utah in grossen Massen consumirt.

Die Wurzeln dersel- ben gelten bei den Oregon - Indianern als Leckerbissen. Die schwarzen Knollen springen beim Kochen der Lange nach auf, das Innere derselben ist schneeweies, mehlig und von mildem, leicht petersilienartigen Geschmack. Die Cultur die- ser Wurzel ist sehr zu empfehlen.

Diese prachtige, in den was- serarmen Wiisteneien des Westens wachsende Pflanze wird wegen ihrer Grosse und Gestalt gewohnlich Manns - Wurzel oder Erd - Yann genannt. Einige Indianerstamme geniessen, wenn sie durch Hunger genothigt , die gerostete, keineswegs schmackhafte oder nahrhafte Wurzel.

Spatulum der Californischcn In- dianer. Die grosse, spindelformige, ausscn schwame, inwendig weiese mehlige Wurzel ist ein sehr concentrirtes Nahrungs- mittel, von welchem getrocknet eine Unze (engl.) zu einer Mahlzeit hinreicht.

G i n s e n g , P a n a x hor r idum. Die Wurzel dieser l’flanze stebt bei den Ala8ka-Indianern in dem Rufe iiber- naturlicher Krafte ; von ihren Zauberern genossen, sol1 sie denselben Gewalt iiber Andere verleihen ; sie gehort desshalb zu den Hauptrequisiten der Medicin - Manner.

N u p h a r a d v e n a . Die Wurzel wachst 4-5 Fuss tief unter Wasser, ist 1 bis 2 Fuss lang, wird von den In- dianerinnen mittelst Untertauchens gesammelt, enthalt vie1 Schleim und wird gekocht oder gerostet genossen. Die Sa- men werden zu Brod verbacken, oder als Griitze auch gerostet gegessen.

P e u c e d a n u m ambiguum. Die Wurzel giebt eiu gutes Mehl, aus welchem 1/4 bis Zoll dicke, einen Fuss breite , 3 Fuss langliche Kuchen gebacken, welche in der

W i l d e r Sago, C a l o c h o r t u s lu teus .

H e l o s c i a d i u m C a1 if o r n i c um.

I p o m o e a l e p t o p h y l l a .

L e w i s i a r e d i v i v a.

Verdient angebaut zu werden.

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3% J. 8. Dodge, Dic Nal.ritngmit~ul ih r Nurclaitierihuriiechcn Ldiuncr.

Mitte mit einem Loch versehen als Provision auf Reisen an dcxn Sattcl befcstigt nerden.

Die hiihnerei- groese Wurzcl liefert von ihren iiusseren Hillen befreit und gctrocknet ein gelblich weisscs Mehl, wird von den Indianern in Kcbraska und Kansas als cin Luxusartikel angesehen und yon dcaeu am St. Croixfluss dcm grossen Gcist als Friedens- gabe dargebracht.

l ’ te r i s aqui l ina . Das Innere der Wurzel, welches gerostet wie Weizcnteig aiissieh t , wird von den Indianern des Nordens genossen, die der Wurzel eigenthumlicho Scharfe von ihnen nicht beachtet und scheint cs, dass die Wnrzol nahrhaft sei.

Die Wurzol wird von mehrercn Tndianerstiimmen theils roh, theils als Mehl zu Brod ver- backen, gern genossen; das Mchl dersolben ist weiss, siiss imd sehr nahrhaft, gequetscht und mit Waseer gekocht, giebt dieselbe einen guten Syrop, gelraut sol1 sie sowohl nahr- haft als ein Xittel gegen den Durst sein, wesshalb die In- dianer von Arizona dieselbe als Reiseprovision gebrauchen.

P f e i 1 s pit ze , S a g i t t a r i a v a r i a b i l i s, die langlichen hiihnereigrossen Knollen dieses , auch in den Atlantischen Staatcn vorkommendcn Wassergewachses sind gelbweiss mit vier schwarzen Ringen bezeichnet nnd besitzen im frischen Zustandc einen bitterlichen Geschmack , welcher sich beim Kochen verliert. Sonohl die Indianer ale die Wasservogel stellon diesen Knollen sehr nach und fallen letztere hierbei den ersteren zurBeute. Cm dic Knollon zu sammeln, geheu die Indianer in die betr. Gewiisser und reisson dieselben niit den Zehen ab, worauf die Knollen auf der Oberflache des Wassers sich erhebcn.

Die weisse zwicbelartige nallnussgrosso Wurzel schmeckt roh mild und schleimig , gekocht fast wie Kartoffeln. Die Indianer rosten dicnclbc mchrerc Tage in Gruben zwischen heissen Steinon, wodurch diesclbc in weichc lcinlartigo siisse Uassc verwan- delt wird. Dic gokochten Wnrxcln werden auch zu Maesen

Die Kuclien schmecken fade. B r o d w u r x e l , P s o r a l o a e scu len ta.

S c i r p u s 1 a c u s t r i s.

W i 1 d o H y a c i n t h e (Camassia esculenta).

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J. R. Dodge, Die Nahrungsmittcl dur Nord;inicrikanischen Indinner. 327

gepresst, welche in der Some getrocknet, m a r eine unappe- titliche Farbe annehmen, aber suss und nahrhaft bleiben und wird diese Wurzel von mehreren Indianerstammen reichlich genossen.

S c o r z o n e l l a p t i l a p h o r a Die Wurzel dieser Pflanze wird ungeachtet ihres bitterlich schmeckenden Milchsaftes von den Nez-Percds roh verzehrt.

D o d g e halt diese Species fur die Mutterpflanze der cultivirten Kartoffel. E r fand dieselbe in grosser Menge in Neu- Mexico zwischen Fort Wingate und Fort Defiance, einer Gegend, welche von den Navajo Indianern bewohnt wird, denen im Winter diesa Kartoffel als Nahrung dient. Die Knollen sind klein, haben meistentheils nur einen Durchmesser von - 3/4 Zoll und schmecken nussartig. Die Indianerinnen durchwuhlen beim Aufsuchen der Knollen den Boden mit sehr primitiven Ge- rathen in allen Richtungen und verzehren die Indianer diese Knollen in so grossen Quantitaten auf einmal, dass sie zur Unterstiutzung des Verdauungswerkes bei solchen Mahlzeiten gleichzeitig kleine Mengen einer magnesiahaltigen Erde zu sich nehmen. - Im Jahre 1869 ist diese Kartoffel mit Er- folg in Nordamerika oultivirt worden.

W i l d e r B a l d r i a n , V a l e r i a n a e d u l i s , Tabacks- wurzel der Indianer. Die Wurzel riccht und schmeckt frisch wiederlich wie Kautaback uud der starkste Hunger nur hat zur Entdeckung ihrer Eigenschaft als Nahrungsmittel fiihren konnen. Im frischen Zustande ist dieselbe giftig, verliert aber durch zweitagiges Rosten diese Eigenschaft und bietet dann eine nahrsame Speise dar, der Gestank der frischen Wurzel tritt namentlich hervor, wenn sie zu Brod oder zu Suppen verbraucht wird, nichts desto wcniger ist dieselbe eine Lieblingsspeioe der IndianFr des Nordene und des Nord- Westens.

Kar to f f e ln , S o l a n u m F e n d l e r i .

G e t r o c k n e t e F r i i c h t e u n d Niisse.

E i c h e 1 n , Quercus agrifolia , Q,. Emoryi , Q oblongifoIia und &. Hudsii eind die hauptsiicblichsten Eichon , welche den

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3'3 J. B. Dodge , Die N:hrungeniitlul der Kordmicrikuiiwheu kdiancr.

Indianern ihre Friichte liefem, dic roh oder gcrostet genossen acrden. Aus dem mit Wasser angemachten Mehl der gctrockneten oder gerosteten Eicheln machen sie auch Kuchcn, vdche in der Sonue getrocknet oder in heigser Aschc gebacken werden. Die Goldgriibcr unter don Indianern verwahren die Eicheln in grossen Weidenkorben ais Wintcrvorrath welche sie mit Erde und Gras bedecken. Die Friichtc der in Neu- mexico vorkommenden Zwergeiche sind weniger bitter, manclie Species sogar von siisslichem G cschmack und kommen diese in Arizona und Neumexico unter dem Namen Bayatis als Handelsartikel vor.

N e s q u i t e , A l g a r o b i a g l a n d u l o s a . Dic bohnen- glcichen Samen dieses in Wildnissen sehr hliufigen Baums Bind cin wichtiges Nahrunpmittel der Indianer. Die 6 bis '3 Zoll langen rothlich gelben Sclioten reifen im Juni, werden von Indianern und Weissen auf FLeiven genosscn, i n d nahr- haft , von susssiiuerlichem Gesclimack und durstloschend. G equetscht und mit Wasser angemacht giebt das Gemisch nach einigen Stunden eiiie dickliche Briihe , . welche von den 111n diese Lieblingsspeise versammelten Indianern mit der liohlen Hand zum Munde gcfuhrt wird und bictet es einen grotesken Anblick eine solche Versamrnlung , deren Theilneh- iner in kurzer Zeit uber und uber rnit dieser Briihe beschmiert sind und deren Haar auch cben nicht den Eindruck der Rein- lichkeit macht, zu beobachten. Weder Rang7 noch Geschlecht, noch Alter macht hierbei einen Unterschied j die strahlenden Gesichtsziige und die aufgetriebenen BBuche der Tischgenos- sen zeugen einerseits von dem Wohlbehagen dereelben, audrerseits von den colossalen Massen, welche dieselben zu sich genommen. Die getrockneten Schoten sind lange Zeit haltbar und bilden fiir eine game Reihe von Indianerstiim- men einen Luxuliartikel. Das Nehl derselben wird mit Was- s w zu Iiuchen geformt und werden diese dann in dcr Some gctrocknet ; ist das Xchl nicht sorgRltig bereitet , so wird dasselbe von einem Insect, aus der Species Bruchus, ange- griffen, was aber die Indianer niclit hindert, dasselbe, welchcs damn bald einc lebende Xasse clarstellt, sammt den Insecten

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J. B, Dodge, Dic Nahrullgemitlal dcr h’ordumerikiruisohen Indicmcr. 329

zu geniessen. Das gute Mehl gicbt mit Wasser, umgegohren und gegohren , ein angenehmes Getriink. Bus den Schoten wird ein guter Essig bereitet und sind dieselben fiir Pferde und Rindvieh ein nahrhaftes Futter. Das aus dem Baume ansfliessende Gummi wird ebenfdls genosscn, mit Lehm vcr- mischt, dient es den Indianern in Arizona, indem sie ihre Uiiupter mit diesem Gemisch bedeckcn, ihr Haar von den dasselbe heimsuchenden Parasiten zu befreien. Bus der Rinde des Baums werden Flechtwerke und Stricke gemacht. Wenn die Mesquite Ernte fehl sohlagt, so tritt grosse Noth untcr den Indianern ein.*)

W a c h o l d e r , J u n i p e r u s occ iden ta l i s . Diem grossen, knolligen, siissen und nahrltaften Friichte werden von allen Indianerstiimmen von Arizona und Neuniesico , welche dieselben in grossen Massen zum Wintervorrath sammeln, gcnossen. Dieselben werden getrocknet, gemahlen und wird das Mehl dam mit Wasser gemischt verarbeitet. Die solchor- art erhaltene und in der Some getrocknete spreuerfiillte, fiir den weissen Mann ungeniessbare Mhiasse wird trotz a r e s starken Wacholdergeruchs und Gcschmacks von den Indianern in groesen Mengen consuniirt. Die Analyse dieses leichten und leicht verdaulichen Brodes ergab in 100 Theilen: Wasser 14,34 ; protei’nhaltige Substanz 5,69; Stiirkemehl 17,87 ; Zucker l0,66 ; Cellulose, Gummi, Fett 47,58 ; Asche 3,86.

H i c k o r y Niisse , C a r y a a l b a ; P e c a n Niisso, C a r ya o l i v a e form is; H a s e ln i i s s e, Corylns americana; Wal ln i i sse , Jug lans n i g r a ; alle diese Niisse sind in den iietlich vom Missouri gelegenen Staaten sehr haufig und wnrden, bevor die Indianer aus diesen Staaten weiter nach Westen translocirt worden, von denaelbon in unglaublich grossen, fur einen mehr civilisirten Magen jedenfalls verderb- lichen Mengen genossen.

*) In Tcxaa ist das Gummi, waa in Klumpen bis zu cinem Pfundc Gcwicht GUB der Rinde aueschwitzt, ain Handelsmtikcl, von welchcm im Jahre 1871 40,000 Pfund an den Markt kamen.

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330 J. B. Dodp, Dio Nahruiigsmiltcl dcr Nordamrrikauischcn Indianer.

E i e e n h o l z b a u m , O l n e y a t e s o t a , wiichst in den trostlosesten und felsigsten Wildnissen von Arizona und Sonora. Die Samen, welche Behnlichkeit mit Erbsen haben, werden von den Indianern roh oder gerostet gegessen.

F i c h t e n - S a m e n , P i n u s S a b i n i a n a , P. m o n o - p h y l l a , P. P a r r a y a n a , Y. L a m b e r t i a n a f l e x i l i s , Y. c o u 1 t e ri. Die olreichen, widerlich schmeckenden, aber sehr nahrhaften Samen werden von den: Indianern in Califor- nien, Nevada und Utah nichts desto weniger gern genossen und sind ein Hauptnahrungsmittcl derselben.

E s s b a r e F i c h t e , P i n u s e d u l i s , wachst auf den wasserlosen Felsengebirgen von Reum exico und wird dort Pinon genannt. Der olreiche Samen schmeckt nicht ucan- genehm, wird meist gerostet, oft aber auch roh genossen und bildet in Neumexico und Arizona einen Handelsartikel. Die Indianer von Alaska verzehren die Cambium - Schicht von Pinus contorta frisch oder auch getrocknet ; der Geschmack dor erstgenannten ist nicht unangeuehm, dieselbe wirkt in diesem Zustande gelind abfuhrend, mit der Zeit nimmt die trocknc Yasse einen scharf bittern Terpenthingeschluack an.

S e i f e n - B e e r o, Sapindus margirtatus, geben in Was- 8er geweicht eine seifenartige Substanz ab und umschliessen in einer klaren, dicklichen, gelben, leimartigen Yarke grosee, harte, schwarze Samen. Die Alaska- Indianer formen aus den gequetschten Beeren sammt den Samen rundliche Ku- chen, welche sie iiber Feuer troclmen. Diese widerlich schmeckenden und aussehenden Kuchen konnen unbedingt als das ekelhafteste Nahrungemittel der Indianer gelten, in welchem nur der Eiweissgehalt der Samen das Nahrhafte ist. Die Kuchen enthalten in 100 Theilen: Wasser 18,lG; Prote’in - Subetanz 14,44; Stiirkemehl 12,lO; Zucker 14,71; Cellulose, Gummi, Fett etc. 36,98 ; Aschenbestandtheile 3,61.

S c h r a u b e n b o h n e , S t r o m b o c a r p u s p u b e s c e n s , von der Gestalt der Friichtestiindc so genannt, ist in reifem Zustande fist geschmacklos , dagegen im halbreifen SUSS und wohlschmeckend und wird von den Indianern in Arizona u d

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J. B. Dodge, Die Nalirungsmiltc4 der Nordanierikanischcn Indiancr. 331

Utah als Nahrungsmittel hochgeschatzt. Aurh dem Mehl dieser Bohne wird von einer Bruchusart nachgestellt , was aber die Indianer nicht hindert, dasselbe sammt den Insec- tenlarven zu verbacken. Das Mehl hat die Eigenschaften des Mehls der Mesquite (5. oben).

R i e s e n - L e b e n s b a u m , T h u j a g i g a n t e a , die In- diauer am Cohmbiafluuss und in Oregon gebrauchen dio Cambial - Rindenschicht dieses Baumes, gleich wie die in Alaska die von Pinus contorta, frisch und auch getrocknet als Nah- rungsmittel.

(Fortsetenng folgt.)