die manufaktur der asseburg-teppiche
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Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz
Die Manufaktur der Asseburg-TeppicheAuthor(s): Heinrich GöbelSource: Berliner Museen, 51. Jahrg., H. 1. (1930), pp. 11-14Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer KulturbesitzStable URL: http://www.jstor.org/stable/4237646 .
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BERICHTE AUS DEN PREUSS. KUNSTSAMML. 1I
Abb. 5 Sasanidisches Motiv
auf einer persischen Reliefkeraniik
in gewissem Sinne einheitlichen Charakter bei- getragen, der sich immer wieder in der vorder- asiatischen Kunst vom Altertum bis in die Neuzeit hinein bemerkbar macht. SARRE
Abb. 6 Belehnung Ardaschirs durch Ormusd Sasanidisches Felsrelief bei Persepolis
DIE MANUFAKTUR DER ASSEBURG-TEPPICHE
Die erste urkundliche Nachricht uber einen im Dienste der Herzoge von Braunschweig-Wolfen- biittel arbeitenden Teppichwirker datiert vom 30. August 1569.
Lorenz Schambs, zweifellos ein eingewanderter flmniischer Meister, verpflichtet sich gegenuber Herzog Julius (geb. 29. Juni 1528, Herzog seit 1568, gest. 13. Mai 1589) zunachst auf ein Jahr, getreulich und mit FleiB das Amt eines Teppich- machers zu versehen. Die Einzelheiten der nicht uninteressanten Anstellungsurkunde - Gehalt, Naturalvergiitungen usw. -, die eingehend Pflich- ten und Rechte der vertragschlieBenden Parteien regein, sind fur das vorliegende Thema ohne wesentliche Bedeutung. Der Umfang des Schambsschen Betriebes ist durch die Tatsache gekennzeichnet, daB er nicht allein, sondern mit einem Gehilfen (Knecht) und einem Jungen arbeitet 1).
Das Atelier schlieBt vor 1572 seine Pforten; zum mindesten spricht hierfuir die Tatsache, daB Jost Bodt dem Herzog unter dem 27. Marz 1572 seine Dienste als Teppichmacher anbietet: ,wie das ich eine lange Zeit meiner Kunst nach vonn Flandernn biB hiher gereiset und gezogenn bin, damit ich dieselbe meine Kunst E. F. G. erklerenn vnd offenbarenn ...... Bodt sitzt in >>Heinrich- stat vor der vestung Wulfenbuittel<; stark auf dem Trocknen und bittet de- und wehmutig, uber sein hervorragendes Konnen, das er eingehend erlau- tert und anpreist, gnadigst zu verfugen. Herzog Julius scheint seinen Versicherungen keinen son-
derlichen Glauben zu schenken; ein Anstellungs- vertrag kommt nicht zustande.
Wesentlich interessanter ist die Gestalt des ?Tappecier< Franz von der Rost, m6glicherweise ein Mitglied der bekannten Brusseler Wirker- familie Rost, die aus Glaubensgrunden der Heimat den Rucken kehrt und nach Italien (Ferrara, Florenz ') und Deutschland auswandert. Die Ein- gabe des Meisters vom 4. Juni 1583 laBt darauf schlieBen, daB er mindestens bereits ein Jahr lang in herzoglichen Diensten steht: >E. F. G. kann ich unangezeiget nicht lassen, daB derselben Ich aufs Neu Dreizehenn stuck Teppichte vnnd I stuck Turkisch, w i e d e r u m b nach vorzuglichem vlais Renovirt vnd auBgebeBert habe.. .< Die Instand- setzung des fTurkischen Teppichs< fallt auf. Kliarheit bringt emn Schreiben Rosts vom 9. Juli des gleichen Jahres, aus dem unzweideutig her- vorgeht, daB Meister Franz in erster Linie Teppich- knupfer, in zweiter erst Wirker ist2). Der zur Diskussion stehende Betrag von 400 Talern ist ungewohnlich hoch, es muB sich um besonders umfangreiche Arbeiten gehandelt haben, die dem Herzog zweifellos am Herzen lagen.
Erst mit dem Regierungsantritt (1589) des Herzogs Heinrich Julius (geb. 15. Oktober 1564, gest. 20. Juli 1613) kommt Stetigkeit in den Wolfenbutteler Bildwirkereibetrieb. Der neue Landesherr, durch glanzende Geistesgaben aus- gezeichnet - er betatigt sich zugleich als Bau- meister, Jurist und Dichter -, ist ein Freund h6fi- schen Prunkes. Ausgaben und Wunsche steigen.
') Landeshauptarchiv Wolfenbiittel, Bestallntngen 1, J. 150.
1) H. Gobel, Wandteppiche, II. Teil. Die romaniischen Lan- der, Leipzig 1928, Band 1. Ferrara und Florenz S. 371, 378-382.
27 *Durchlauchtigster hochgeborener fiirst etc.. . . nicht vorenthalten da E. F. G. Cammerknecht Hans viet mir etzliche stucke Turckischen Tepicht verdiengt hatt, vnd mir dauon 400 Thaler zugesaget. Darauff ehr mir versprochen ein schrifft- lichen schein vnnd beweis zu geben, was ehr mir von wapen s. g. fursten vnnd herrn zugesaget. Vnd das ich gleich ander handwergsleute alle 3 wochen mein Arbeitslon bekommen solte, solchs alles ist noch bis auf diese Zeit verblieben und nicht geschehen.4
2*
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12 BERLINER MUSEEN
1590 tritt der Gr?nder der bedeutendsten Wolfen- b?tteler Manufaktur, Boldewin von Br?ssel, in
Erscheinung. Der Meister ?bt seit geraumer Zeit in Halberstadt seine Kunst, er bezeichnet sich in seinem Schreiben vom 20. April 1591 ausdr?cklich als Teppichmacher und Burgher zu Halberstadt?. Leider zeitigten die Archivforschungen in Halber- stadt nicht den geringsten Erfolg. Die Akten der in Frage kommenden Zeitspanne sind nicht mehr erhalten oder unvollst?ndig. Wahrscheinlich stand Boldewin von Br?ssel schon in Halberstadt in
Verbindung mit Herzog Heinrich Julius, der be-
reits vor seinem Regierungsantritt das Bistum Halberstadt musterhaft verwaltete.
Wie dem auch sei, der Ruf Meister Boldewins mu? gen?gt haben, den Herzog zu veranlassen, am 14. September 1590 den Anstellungsvertrag zu unterzeichnen und erst zu Beginn 1593 die
ausbedungenen Probearbeiten zu verlangen ?- ? ? der Berufungsurkunde wird Boldewin von
Br?ssel als Teppich- und Schalunmacher verpflich- tet. Schon die letztere Bezeichnung gen?gt zum
Beweise, da? der Meister sich l?ngere Zeit in
Halberstadt ? ob zuvor in Braunschweig, dem Zentrum der Salunenmacherei ? ? aufgehalten haben mu?, wahrscheinlich auch Mitglied einer
Salunenmacherinnung gewesen ist. Die Salunen- macher sind ein f?r das Braunschweiger Land ?
insbesondere im XVI. Jahrhundert ? typisches und
wichtiges Gewerbe. Schalun leitet sich von Cha- lons her; die Salunenmacher fertigten in Weberei-
technik, in Nachahmung des franz?sischen Er-
zeugnisses, langhaarige, ungek?perte Stoffe aus
Scherwolle und grobem Leinengarn, besonders aber auch aus Tierhaaren, wie sie bei den Betrieben der Gerber und Schuhmacher sich als Abfallstoffe
ergaben'2). Dies nur nebenbei. Im ?brigen hat
sich Boldewin von Br?ssel im Dienste des Herzogs nie als Salunenmacher, sondern lediglich als
Teppichwirker bet?tigt. Der entgegenkommend abgefa?te Anstellungsvertrag ? es ist die Rede von unserem lieben getreuen Boldewin von Br?ssel ? sichert dem Meister weitergehende Rechte zu
als seinem Vorg?nger Schambs. Boldewin be-
zieht f?r die pflegliche Unterhaltung des herzog- lichen Textilienschatzes neben einem Jahressold von 50 Talern an Naturalien 4 Scheffel Roggen, 4 Scheffel Gerste, 2 Schweine, ein Rind, ein
Sommer- und ein Wintergewand; er hat freie
Kost zu Hofe, freie Wohnung und Werkstatt.
Neuausf?hrungen werden gesondert verg?tet, der
Herzog liefert die erforderlichen Rohmaterialien:
Gold, Seide und Wolle. Boldewin von Br?ssel siedelt nach Wolfenb?ttel
?ber und schl?gt im Gotteslager? im ?langen Geb?ude? seine Werkstatt auf. Er scheint, wie
die meisten ausgewanderten Flamen, ein Quer-
kopf gewesen zu sein. Unter dem 20. April 1591
bombardiert er seinen f?rstlichen Herrn mit Son-
derw?nschen, er verlangt gr??ere R?ume und
bringt Umbauten in Vorschlag. Kaum 4 Monate
sp?ter (Schreiben vom 18. August 1591) liegt er
sich mit dem Weinschenken im langen Geb?ude in den Haaren und bekommt Recht.
Die Arbeiten, die der Meister f?r Herzog Hein-
rich Julius durchf?hrt, m?ssen recht erheblich ge- wesen sein. Die Kammer-Rechnung von 1603/04 ') berichtet: ?Boldewin von Brussell Teppichmacher Rest mit vermuge Johannes Wolters Abrechnungen f?r alle handt verferdigete arbeith bis Wei-
nachten 1601 al? 400 Gulden 10 gr. darauff
nun nach Zeiten au? der F?rstlichen Cammer
empfangen.127 Gulden
Restiret.273 fl. 10 gr.? Leider wird weder in diesem noch in einem
anderen Falle das Motiv der abgelieferten Teppiche
genannt, eine um so bedauerlichere Tatsache, als
mir St?cke aus der landesherrlichen T?tigkeit Meister Boldewins bislang nicht zu Gesicht ge- kommen sind. Die Wahrscheinlichkeit, da? die
Erzeugnisse von Br?ssels in den Wirren des
Drei?igj?hrigen Krieges, der Schlo? und Stadt
Wolfenb?ttel des ?fteren sehr ?bel mitspielte, der Vernichtung anheimfielen, liegt sehr nahe.
Boldewin von Br?ssel wird in der Folgezeit (seit 1592) nicht mehr als herzoglicher Diener
gef?hrt, trotzdem das Atelier nach wie vor be-
steht. Das Anstellungsverh?ltnis scheint f?r den Meister mit der st?rker wachsenden Privatpraxis den Reiz verloren zu haben. Immerhin erscheint Boldewin dauernd in den Kammerrechnungen ?
wenn auch nicht mehr mit so betr?chtlichen Summen ? in der Zeit von 1603 bis 1609. Wahrscheinlich verbot in den letzten Regierungs- jahren des Herzogs die dr?ckende Geldlage des
Landes, nicht zum wenigsten durch die Prunk- liebe Heinrich Julius* verschuldet, kostspielige Auftr?ge. Boldewin von Br?ssel scheint sich voll- kommen auf Privatauftr?ge umgestellt zu haben. An der Tatsache, da? das Atelier des Meisters das bedeutendste Wirkereiunternehmen der Braun-
schweiger Lande war, besteht keinerlei Zweifel. In welcher Verbindung stehen nun die Asseburg zu dem herzoglichen Hof und der Br?sselschen
Werkstatt? Die Frage, ob und wie eng das Ge-
schlecht der von der Asseburg mit dem Wolfen-
x) Staatsarchiv Hannover, Hannover Des. 76e. Wolfenb?ttel- sche Kammerregister. Al) Jahrgang 1592/93 ?Ausgabe Extra- ordinarie, fol. 169, 26. Aprilis 1593. Boldewin von Br?ssel Teppichmacher off etzliche Muster, die Meinem G. F. und hern er anfertigen soll 5 Taler.9 Gulden.?
2) Otto Dreyer, Die Salunenmacher, ein vergessenes Hand- werk : Braunschweigisches Magazin, 1923, Nr. 3, November und Dezember.
x) Staatsarchiv Hannover. Hannover Des. 76e. Wolfenb?ttel- sche Kammerregister. Al) Jahrgang 1603/04, Ausgabe Extraor- dinarie, fol. 181, Nr. 12.
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BERICHTE AUS DEN PREUSS. KUNSTSAMML. 13
b?tteler Herzogshaus verkn?pft war, beantwor-
tet die verdienstvolle Asseburgsche Familienge-
schichte Trippenbachs '). Im ?brigen geben auch die
Kammerrechnungen ausf?hrlichen Aufschlu?. Die
Asseburg waren die Geldgeber; Herzog Heinrich
Julius war der Schuldner. Augustus von der
Asseburg und Fredeke, die Tochter Bernhards VIII. von der Asseburg, leihen in den Jahren 1592, 1593, 1594, 1596, 1597 usw. dem Herzog betr?cht- liche Summen. Es liegt naturgem?? nahe, da? die Asseburg bei deh engen Verbindungen mit dem Herzogshause und mit der Residenz Wolfen- b?ttel sich ohne weiteres der bekannten Manu-
faktur des Boldewin von Br?ssel bedienten. Der
schl?ssige, durch Urkunden erh?rtete Beweis fehlt;
das Asseburgsche Archiv schweigt sich gr?ndlich aus ?ber die Erwerbung gewirkter Teppiche und
Tischdecken im beginnenden 17. S?kulum.
DerBruder des herzoglichenGeldgebersAugustus ist Ludwig III. von der Asseburg, verm?hlt mit
Anna von Westphal. Das Ehepaar bestellt mit
liebevollem Sinn die Tischwirkereien, die jeweilig der Tochter und Braut als k?stlichste Hochzeits-
gabe in die Lade gelegt werden.
Da? es sich um Geschenke der Eltern des Braut-
paares handelt, beweisen die von dem Lorbeer-
kranz umrahmten Allianzwappen der von der
Asseburg und von Westphal. Die erste gewirkte Tischdecke (im Schlo?museum zu Berlin) wird
Gewirkte Tischdecke. Manufaktur: Wolfenb?ttel Werkstatt: Boldewin von Br?ssel. 1608
Berlin, Schlo?museum
*) Hahn, Hannover Verlag 1910. Ich bin Herrn Pfarrer Trippenbach f?r seine vielfachen Ausk?nfte zu besonderem Danke verpflichtet.
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14 BERLINER MUSEEN
Anna von der Asseburg zuteil, die 1608 den ehe- lichen Bund mit einem von Hanstein schlie?t.
Sinngem?? erscheint ?ber der Helmzier der Asse-
burg die Legende: . ANNA ? V ? D ? A ? 1608. Der zweite, genau ?bereinstimmende Teppich
(im Besitze des Grafen Friedrich von der Asse-
burg-Falkenstein auf Schlo? Falkenstein im Harz) tr?gt die gleiche Inschrift, jedoch mit der Jahres- zahl 1610. Es kann wiederum nur Anna von der
Asseburg in Frage kommen, die nach kurzer Ehe den zweiten Lebensbund mit Gangolt von Tangel*) schlie?t. Ob ihre dritte Heirat (1624) ? sie lebte
als Witwe von Tangeis wieder bei den Eltern zu
Wallhausen ? mit Dietrich von und zu Schachten auf Amelgotzen nach gutem altem Brauch durch
die ?berreichung der Hochzeitsdecke gefeiert wurde, steht dahin.
Der dritte Teppich (im Kunsthandel oder in
nicht n?her ermitteltem Privatbesitz) tr?gt die In-
schrift Gisela von der Asseburg 1617. Er nimmt
Bezug auf die Verm?hlung der Tochter Ludwigs von der Asseburg mit Chr. J. von Hoym2). Her-
mann Schmitz spricht ohne n?here Angaben von
einem vierten Brautteppich im K?lner Privatbesitz3). Sollte es sich nicht vielleicht doch um die dritte
Decke handeln, die mehrfach im Kunsthandel auftauchte und den Besitzer wechselte? Ande-
rerseits ist die M?glichkeit, da? eine weitere
Asseburgtochter in Frage kommt, gegeben; der
Ehe des Stifterpaares entstammten au?er den Ge-
nannten noch vier M?dchen (Helene, Clara, Katha-
rina, Dorothea). Die Decken sind, wie gesagt, bis auf die wech*
selnden Inschriften in Zeichnung und Farbenge-
bung vollkommen ?bereinstimmend. Der Zeich-
ner des Kartons besa? zweifelsohne gewisse Kenntnisse der niederl?ndischen Bildwirkertechnik.
Aller Wahrscheinlichkeit nach stellte ihm Bolde-
win von Br?ssel geeignete, aus der Heimat ?ber-
nommene Vorlagen zur Verf?gung. Trotzdem ist
die ?berarbeitung und Abwandlung so weitgehend, das Gesamtgepr?ge mit allen seinen H?rten so
ausgesprochen nieders?chsisch, da? nur ein im
braunschweigisch-wolfenb?tteler Lande einge- sessener K?nstler in Frage kommt. Noch st?rker
f?r die Annahme spricht die bunte Farbengebung. Scharf heben sich Braun, Gelb, Blau und Gr?n
von dem dunkelblaugr?nen Hintergrunde ab, un-
vermittelt stehen die Farbwerte nebeneinander.
Es ist kaum anzunehmen, da? Boldewin von
Br?ssel aus freiem Willen so weit von dem ihm
in Fleisch und Blut ?bergegangenen weichen, vermittelnden niederl?ndischen Farbenzirkel ab-
gewichen ist. Er hat getreulich die ihm zur Ver-
f?gung gestellte, in Wasserfarben durchgef?hrte
Patrone kopiert. Welcher K?nstler kommt als
Entwerfer der Asseburg-Teppiche in Frage? Der
einzige Maler im Dienste des Herzogs Heinrich
Julius, der in den letzten Jahren des ersten De-
zenniums (namentlich 1608/09) mit ungew?hnlich
hohen geldlichen Zuweisungen, einem betr?cht-
lichen Jahressold, bedacht wird, ist Joachim Nolte.
Johann Blum d?rfte ausscheiden, m?glicherweise kommt noch Christoph Gaertner (Gerdtner), der
sich als Maler und Schnitzer im Dienste des F?rsten
bet?tigte, in Frage. Die Zuschreibung des Ent-
wurfes der Asseburg-Teppiche an Nolte oder
Gaertner ist, ohne weitere Beweise, nat?rlich
vorerst reine Annahmel). Im ?brigen ist mit den
gewirkten Tischdecken der Asseburg das Lebens-
werk Meister Boldewins keineswegs ersch?pft. Im engsten Zusammenhang mit den vorauf be-
sprochenen St?cken steht das bekannte ?Abrahams
Opfer? vom Jahre 1600, ein Teppich im Knochen-
haueramtshaus zu Hildesheim. Hier wie dort
ersetzen Ahnenwappen die Bord?re, die diesmal
auf Anna Elisabeth von Schachten2) als Auftrag-
geberin oder als Beschenkte Bezug nehmen.
Technik und Farbengebung gehen so eng zu-
sammen, da? an der Herstellung in der gleichen Werkstatt nicht der geringste Zweifel besteht.
Typisch in allen F?llen ist das gew?hlte Material, die grobf?dige, weichfaserige Wolle, die die Auf-
traggeber sicherlich der heimischen Zucht ent-
nahmen. Die kostspielige Seide f?llt aus; in
sparsamster Weise macht sich hie und da der
Goldfaden unauff?llig bemerkbar. Weitere Zu-
schreibungen an das Atelier Boldewin von Br?ssels
mu? ich mir an dieser Stelle, dem mir zur Ver-
f?gung stehenden Raum und dem Thema ent-
sprechend, vorerst versagen. HEINRICH G?BEL
x) Vizehofrichter zu Leipzig und Hauptmann zu Sachsen- burg, Langensalza und Thamsbr?ck.
2) Abgebildet: Deutscher Herold, 1895, S. 76. !) Hermann Schmitz, Bildteppiche, Berlin, O. J. S. 156.
EINE OVENSZEICHNUNG ZUR ?VERSCHW?RUNG DER BATAVER
Unter italienischen Barockzeichnungen hatte sich im Berliner Kabinett die hier abgebildete Skizze
verborgen. Ihre Bestimmung auf J?rgen Ovens bedarf aber wohl keiner n?heren Begr?ndung: wir
haben einen Entwurf f?r sein Civilisbild im Amster-
damer Rathaus vor uns. In seiner ?vandyckischen? Pinsel-und Federtechnik und in seiner nachl?ssigen Formengebung (H?nde) gleicht er den Studien zur
Xantener Schlacht (Hamburg)3), ?bertrifft sie aber
in der Gr??e (29,9 ? 32,3 cm)4), an gleichm??iger
x) Vgl. auch Schmitz, a. a. O. S. 156. Zeichnungen (Teppich- entw?rfe) des Warburger Kupferstechers Eisenholt.
8) Hermann Schmitz, a. a. O. S. 156. :{) H. Schneider, Oud Holland XLII, 1925, 220ff. 4) Unser Blatt mu? durch Beschneidung etwas an H?he
eingeb??t haben, wie der Vergleich mit den Proportionen des L?nettenfeldes ergibt. Vielleicht dehnte sich der Vordergrund weiter aus : an dem Bestimmungsort im Umgang des Rathauses kragt n?mlich das Gesims unter der Lunette ?beraus stark vor ; bei der Untersicht wird deshalb das Bildfeld durch eine kr?ftige
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