die glaubensgemeinschaft der zeugen jehovas während der sed-diktatur

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Europäische Hochschulschriften Waldemar Hirch Die Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas während der SED-Diktatur Unter besonderer Berücksichtigung ihrer Observierung und Unterdrückung durch das Ministerium für Staatssicherheit PETER LANG

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Waldemar HirchDie Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas während der SED-Diktatur2003

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Europische HochschulschriftenWaldemar HirchDie Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas whrend der SED-DiktaturUnter besonderer Bercksichtigung ihrer Observierung und Unterdrckung durch das Ministerium fr StaatssicherheitPETER LANG7InhaltsverzeichnisVorwort5Einleitung11I. Die Zeugen Jehovas. Beginn alsInternationale Bibelforscher-Vereinigung. 25I.1.Entstehungsgeschichte und Entwicklungin Deutschland 25I. 1. 1.Entstehung der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung 25I. 1. 2.Entwicklung der Glaubensgemeinschaft in Deutschland 28I. 1. 3.Gegnerschaft in der Zeit der Weimarer Republik 30I.2. Jehovas Zeugen in der Zeitdes Nationalsozialismus 35I. 2.1. Weg in die Illegalitt 35I. 2. 2. Ausdehnung der Verfolgungsaktionen des Staates 38I. 2. 3. Verweigerung des Wehrdienstes 42I. 2. 4. Ausma der Verfolgung 43I.3. Das Staats-, Neutralitts- undGlaubensverstndnis der Zeugen Jehovas 45I. 3.1. Missionsttigkeit und Glaubensansichten 45I. 3. 2. Grenzen des Gehorsams oder ist die Staatsloyalitt grenzenlos? 49I. 3. 3.Wehrdienstverweigerung der Zeugen Jehovas in der DDR 56II. Zeugen Jehovas in Deutschland -8. Mai 1945 bis 31. August 1950.63II. 1. Jahre der Legalitt 63II. 1.1. Euphorie in der Nachkriegszeit 63II. l. 2. Erfolge in der Missionsttigkeit 67II. l. 3. Widerstand der Zeugen Jehovas gegen Willkrmanahmenund Staatsdemagogie 71II. l. 4. Manahmen der SED zur weiteren Ausgrenzungder Zeugen Jehovas 75II. 1.5. Verbot der Glaubensgemeinschaft am31. August 1950 in der DDR 87II. l. 6. Staatlich inszenierte Pressekampagnenund Betriebsversammlungen 91II. l. 7. Bekanntgabe des Verbots durch die Medien 958III.Jehovas Zeugen in der DDR -31. August 1950 bis 14. Mrz 1990.97III. l. Jahre der Illegalitt bis zum Bau derBerliner Mauer 196197III. 1.1. Durchsetzung des Verbots vom 31. August 1950 97III. l. 2. Schauproze vom 3./4. Oktober 1950101III. l. 3. Neuorientierung nach dem Verbot 111III. 1. 4. Operativer Gruppenvorgang "Gesindel"113III. l. 5. Verschiedene operative Gruppenvorgnge mit demZiel der "Zersetzung" 116III. 1. 6. Das Ostbro der Zeugen Jehovas in Westberlin 120III. 1. 7. Operativer Gruppenvorgang "Kuriere" 124III. l. 8. Einbruch ins Ostbro in Westberlinam 20./21. Dezember 1958 133III. 1. 9. Ausma der Verfolgung136III. 2. Jahre der Illegalitt bis zum Fallder Berliner Mauer 1989 139III. 2. 1. Neuorientierung nach dem Mauerbau am 13. August 1961 139III. 2.2. Neue Methoden der "Zersetzung 144III. 2.3. Zentraler operativer Vorgang "Sumpf 146III. 2.4. Gegenmanahmen der deutschen Zentrale in Wiesbaden 154III. 2.5. Schule, Ausbildung und Beruf155III. 2.6. Bibelstudiengruppen 158III. 2.7. Endzeiterwartung der Zeugen Jehovas 1975 159III. 2.8. Aufgaben und Ziele der MfS-"Zersetzungsarbeit 162III. 2. 9. Ordnungsstrafen166III. 2. 10. Literatureinschleusung 172III. 2. 11.Str- und Verunsicherungsmanahmen bei der Gedchtnismahlfeier und permanente"Disziplinierungsgesprche durch das MfS 182IV.Die Chrisliche Verantwortung:Oppositionsorgan des MfS197IV. 1. "Christliche Verantwortung" unter Willy Mller 197IV. 1.1. Vorgeschichte Willy Mllers197IV. 1. 2. Beginn der Kollaboration 200IV. 1. 3. Erste Zersetzungsmanahmen Mllers in Gera 202IV. 1. 4. Briefversand Mllers unter Regie des MfS 208IV. 1. 5. Ausbau eines nationalen Netzwerks unter Mller 2179IV. 1. 6. Kontaktaufnahme Mllers zum Ostbro in Westberlin 223IV. 1. 7. Kurzzeitiger Rckzug Mllers aus der MfS-Arbeit 225IV. 1. 8. Exkurs: "Ich war Zeuge Jehovas, VEB Deutscher Zentralverlag, Berlin 1961. Autor: Gnther Pape? 228IV. 1. 9. Informationen aus MfS-Unterlagen 231IV. 1. 10. Resultate der frhen "Zersetzungsmanahmen 233IV. 2. Zeitschrift und Studiengruppe "Christliche Verantwortung" 235IV. 2. 1 Planung, Herausgabe und Aufgabe der Zeitschrift 235IV. 2. 2. Psychologischer Druck auf Mller 243IV. 2. 3. Forcieren der "Zersetzungsarbeit" unter Zuhilfenahme weiterer IM 246IV. 2. 4. CV-Artikel - 2 Beispiele 249IV. 2. 5. CV-Versand an Ostbro-Mitarbeiter 257IV. 2. 6. Erhhung der Auflage und Leserreaktionen 261IV. 2. 7. Ausbau eines internationalen Netzwerks unter Mller 267IV. 2. 8. Bekanntgabe des Gerichtsprozesses gegen das Leitungsgremium der Zeugen Jehovas im Jahre 1966 durch die Zeitschrift CV 279IV. 2. 9. Werbung neuer CV-Mitarbeiter 282IV. 2. 10. CV-Konzeption 284IV. 2. 11. Ernennung Mllers zum hauptamtlichen Mitarbeiter 286IV. 2. 12. Entbindung Mllers von den CV-Aufgaben 289IV. 3. "Christliche Verantwortung unter neuen Herausgebern -1970 bis 1990 291IV. 3. 1. Nachfolger Mllers: Karl-Heinz Simdorn alias Wolfgang Daum (FIM "Heini Turner", IME "Wolfgang") 291IV. 3. 2. Dieter Pape (IME 'Wilhelm") 293IV. 3. 3. Vorgeschichte Simdorns, alias Wolfgang Daum 297IV. 3. 4. Kontaktaufnahme Simdorns zu den IM Pape und Gebhard 300IV. 3. 5. Einarbeitung Simdorns in die Thematik der Zeugen Jehovas 302IV. 3. 6. "Die Zeugen Jehovas. Eine Dokumentation ber die Wachtturmgesellschaft". Entstehungsgeschichte eines speziell fr die "Zersetzungsarbeit geschriebenen Buches 304IV. 3. 6.1. Bewertung der Dokumentation aus der Sicht des offiziellen Herausgebers Manfred Gebhard 312IV. 3. 7. Frei konstruierte CV-Artikel 315IV. 3. 8. Sollvorgaben an die CV-Redaktion 322IV. 3. 9. CV-Jahresplne 326IV.3. 10. Private Verteidigungsinitiativen einzelner Zeugen Jehovas 331IV. 3. 11. Gehaltserhhung fr Daum und Erhhung der Auflage von CV 33510IV. 3. 12. Suche nach offiziellen Geldgebern fr CV336IV. 3. 13. CV-Tagungen342IV. 3. 14. CV-Redaktion 344IV. 3.15. Gegenseitige Bespitzelung in der CV-Redaktion346IV. 3.16. Fingierte Leserbriefe, Buchversand und geflschte Traktat 348IV. 3.17. Weitere Aufgabenstellungen von CV-Mitarbeitern 352IV. 3.18. Absetzung Daums als Herausgeber353IV. 3.19. Scheinbibelstudium - Scheintaufe.Der CV-Mitarbeiter Klaus-Peter Hnnicke 354IV. 3. 20. Neuer Herausgeber fr CV: Werner Struck359IV. 4. Kirchliches Interessean CV-Informationen363IV. 4. 1. CV und die evangelischen Landeskirchen363IV. 4.1.1. CV-Referate auf kirchlichen Tagungen367IV. 4. 2. CV und die katholische Kirche379IV. 4. 3.Propagierung der Friedenspolitik der Sowjetunion durch CV 382IV. 4. 4.Exkurs: Splittergruppen der Zeugen Jehovas und das MfS 385IV. 4. 4.1. Allgemeine Bibellehrvereinigung (ABL) /Vereinigung freistehender Christen (VFC)385IV. 4. 4. 2.Bund freistehender Christengemeinden (BFC)390IV. 4. 4. 3. Freie Christengemeinde (FC)394IV. 4. 5. Schlufolgerung398Zusammenfassung401Abkrzungsverzeichnis411Quellenverzeichnis41511EinleitungDieGlaubensgemeinschaftderZeugenJehovasbesteht,wennman dasGrndungsdatumaufdasJahr1879,dasJahrderHerausgabe ihrerMissionszeitschriftDerWachtturm,datiert,seitetwa125Jahren.TrotzihrerzahlenmigenBedeutungslosigkeitindenzwanziger JahrendesvergangenenJahrhundertshabenJehovasZeugenin DeutschlandbereitszudieserZeitmassiveKritikvonvlkischnationalerundvonkirchlicherSeiteerfahren.InderZeitdesNationalsozialismuswurdensievehementverfolgt.Bereits..,.Monate nachHitlersMachtantrittkameszueinemVerbotderGlaubensgemeinschaft.NachEndedesKriegeswurdensievonallenBesatzungsmchten alsOpferdesFaschismus(OdF)anerkannt.DochdaimOsten DeutschlandsschonbalderneuteindiktatorischesRegimeetabliert wurde,begannfrdieZeugenJehovasdortvonneuemeineZeitder Verfolgung und Ausgrenzung.Die40JahrederDeutschenDemokratischenRepublikzeichneten sichdurchpermanentbetriebeneZersetzungsmanahmendesStaatesgegenJehovasZeugenaus.DerDDR-Staatversuchte,wiezuvor schondasnationalsozialistischeDeutschland,einequantitativnicht bedeutende Glaubensgemeinschaft zu eliminieren.DieStrukturendestotalitrenStaateslassensichandenpermanentvollzogenenVerfolgungsmanahmendetailliertkonstruieren undsichtbarmachen.HierbeiwardasMfSmagebendbeteiligt. Jedochwurdengrundstzlichallestaatlichenundgesellschaftlichen Krfte,imbesonderendieJustizunddiePolizei,indieseAuseinandersetzungmiteinbezogen.DasMfS,alsdirektesAusfhrungsorgan derSED,nahminderBekmpfungseinerGegnerwahnhafteZge anundvermutetegrundstzlichinallenAndersdenkendeneinen Feind,deneszuliquidierengalt.EinAuszugauseinerRedeErich Mielkes,von1957bis1989MinisterderStaatssicherheit,machtdies deutlich:Der sozialistische Aufbau knnte sich wesentlich schneller vollziehen, wenn nicht die Imperialisten, ihre Geheimdienste, Agentenzentralen und sonstigen Beauftragten stndigversuchten,ihrefeindlichenSttzpunkteinderDeutschenDemokratischen Republik zu erhalten und von auen laufend neue Spione, Agenten und Saboteure zu12.... .- /. ../.,.,,.. t. ......,...; t. o,. ..s/././/...t./.,..t./...o./-,/.,... +//.-...//./....//.t//,...,.;t.///-..../-....//.t...t../.t.-//.t.,.///...//.o.,......./...t...../.../.../././. :,/. .. ..../WhrenddergesamtenSED-DiktaturwurdedieGlaubensgemeinschaftderZeugenJehovaszudiesenFeindengezhlt.Ihnenwurde vorgeworfen,imperialistischeSpionezuseinundpolitischideologischeDiversionzubetreiben.Daslagsicherlichzumeinenan ihremunkonventionellenBibelverstndnisundihrem kompromilosenBekenntnisdazu.2Andererseitsaberauchdaran, dadertotalitreStaatdietotaleKontrolleberdiesenonkonforme Minderheiterlangenwollte.JedeswiderstndigeVerhaltenwurde grundstzlichalsBedrohungderstaatlichenSicherheitinterpretiert. DieMachtausbungderSEDsollteoffenundkonspirativalle Lebensbereiche../.,.unddieMachtderSEDerhaltenund stabilisieren.NachdeinVerbotderGlaubensgemeinschaftvom31.August1950 inderDeutschenDemokratischenRepublik(DDR)warenzunchst hoheZuchthausstrafen,.,.ZeugenJehovasausgesprochenworden.Dochhattendiehohen,vonderParteiunddemMfSprjudizier- tenHaftstrafennichtdiegewnschteWirkung.Diewegenihres GlaubenseinsitzendenFrauenundMnnerwurdenalsMrtyrer geachtetundihrefreigewordenenFunktionenkonntenrelativ schnelldurchandereGlubigeausgeflltwerden.Daraufhinbegann dasMfS,seineMethodezundernund,,zurZersplitterung"der Glaubensgemeinschaftber.DieseMethodederZersplitterungoder ZersetzungwurdeimLaufederJahrzehnteimmerweiterausgebautundmodifiziert.DasZieldieserMethodewurdewiefolgtdefiniert:1ErichMielkeaufdemV.ParteitagderSED:GegenFeindttigkeitundideologischeDiversion",entnommenaus:KarlWilhelmFricke,MfSintern,S.83ff.Kln 1991.2Burski,Ulrichvon,DieZeugenJehovas.DieGewissensfreiheitunddasStraf- recht,S.3,Inaugural-DissertationanderRechts-undStaatswissenschaftlichen Fakultt der Universitt Freiburg/Breisgau, 1970.13,ZielderZersetzung]istdieZersplitterung,LhmungDesorganisierungund Isolierungfeindlich-negativerKrfte,umdadurchfeindlich-negativeHandlungen einschlielichderenAuswirkungenvorbeugendzuverhindern,wesentlicheinzuschrnkenodergnzlichzuunterbindenbzw.einedifferenziere politisch-ideologische Rckgewinnung zu ermglichen.DieMethodewurdeimLaufederJahrzehnteandiepolitischen Umstndeangepat.DurchdenGrundlagenvertragvomDezember 1972wurdedieDDRfaktischalseigenerdeutscherStaatvonder BRDanerkannt.1973wurdedieDDRMitgliedderUNO.1975 unterzeichneteErichHoneckerfrdieDDRdieSchluaktevon Helsinki",inderdieTeilnehmerzurWahrungderMenschenrechte verpflichtetwurden.DaderStaatdenuerenScheinwahrenwollte, mutendieZersetzungsmethoden"desMfSsoverfeinertwerden, dasowohldieOpfer,alsauchBeobachterausdemAuslanddiese perfidenManahmenkaumnochzuordnenkonnten.DieDDRwollte alsRechtsstaatgelten.Defactowarsieesnurdort,woihrepolitischenInteressennichtberhrtwurden.SchonbeiVermutungder ,politisch-ideologischenDiversion"wandeltesichdieDDRschnellzu einem Unrechtsstaat totalitren Ausmaes.WieweitreichenddieZersetzungsarbeit"desMfSwar,wirddurch dieAnalyseundausfhrlicheDarstellungdesMfS-Organs ChristlicheVerantwortung"(CV)deutlich.CVwarauskleinen Anfngen,durchdiegeheimdienstlicheZusammenarbeitWillyMllersunddesMfShervorgegangen.InGefngnishafthattedasMfS Mller,derdenZeugenJehovasangehrte,vonderFalschheitseines missionarischenHandelnsberzeugen"knnen.Zunchsthatte MllerimAuftragdesMfSBriefeanZeugenJehovasgeschrieben, diedenGlubigenebenfallszeigensollten,dasiesichaufdemIrrwegbefanden.ImJahre1965wurdedanndieStudiengruppeCVmit gleichlautenderZeitschriftalsoffizielleOppositionsbewegunggegen ZeugenJehovasgegrndet.AufderGrundlageeinereinheitlichen MfS-KonzeptionwurdedieseideologischverbrmteKampfgruppe angeleitet.NebenMfS-OffizierenwurdenehemaligeZeugenJehovas3SiegfriedSuckut(Hrsg.),DasWrterbuchderStaatssicherheit.Definitionen zur politisch-operativen Arbeit", Stichwort: Zersetzung, operative, 2. Aufl., Berlin 1996.14genutzt,frdiediereligiseGedankenweltihrerehemaligenMitglubigennichtfremdwar.MitihrerHilfekonntenspeziellfiirZeugenJehovasentwickelte"Zersetzungsmanahmen"entwickeltwerden.DasMfSstreckteseineFhlerberCVsogarindenWestenaus, umderGlaubensgemeinschaftauchinternationalzuschaden.Ziel wares,einNetzwerkgegenJehovasZeugennationalundinternationalaufzubauen.DazuwurdenalledemGeheimdienstzurVerfgung stehendenMittelundWegegenutzt.Inanderenkommunistischen StaatenhattendieGeheimdiensteebenfallsvonihnenangeleitete Oppositionsgruppengeschaffen.IndenwestlichenLndernwurden schonbestehendeOppositionsgruppenundEinzelpersonenvomMfS untersttztundmit"Informationen"versorgt.DieMfS-Zeitschrift ChristlicheVerantwortung"wurdenebendemhauptschlich betriebenenkostenlosenVersandanJehovasZeugeninderDDRin verschiedeneLndergeschickt,unddieinCVenthaltenenHalbwahrheiten,Wahrheiten,LgenundUnterstellungenfandenEingangindasGedankengutvonKirchenundwestlichenAnti^Kult- Gruppen.DiessollindieserForschungsarbeitanhandeinerDarstellungvon CVbelegtwerden.DieSchilderungvonCVnimmteinengroenTeil dieserArbeitein,dadurchdieArbeitsweisevonundmitCVeinerhellenderEinblickindieauergewhnlichweitreichendenAktivitten desMfSerhltlichist.EinalschristlichtituliertesundvomMfSgesteuertesOrganwurdebenutzt,umeinerchristlichenGlaubensgemeinschaftvorzuwerfen,siewrdeeineIrrlehreverbreitenundgleichzeitig Spionage betreiben.DietotalitreStrukturunddieperfidenMachenschafteneines sozialistischenStaates,dervorgabeinRechtsstaatzusein,inWirklichkeitabereintotalitrerStaatsowjetischerPrgungwar,wird durch die Arbeitsweise von CV verdeutlicht.EswerdenauchdieFragenbeantwortet,inwieweitweiterestaatlicheInstanzeneingebundenwaren,umCVzuuntersttzenundzu decken?WerwarendieoffiziellenHerausgebervonCV.Werschrieb dieArtikelinderZeitschrift?WiewurdedieKontrolledurchdasMfS ausgebt?InwieweitlieensichSplittergruppenderZeugenJehovas in die Zersetzungsarbeit .. MfS einbeziehen?15BevordieseThemenbehandeltwerden,erfolgtzunchsteineDarstellungderGeschichtederZeugenJehovasinFormeinesberblicksbiszum:/1945.Zumberblickgehrteinekurze BetrachtungderVerhaltensweisederGlaubensgemeinschaft,sowohl derWeimarerRepublik,alsauchinderZeitdesNationalsozialismus.HierinenthaltenistauchdieDarstellungdesStaats-,Neutral- itts-undGlaubensverstndnissesdieserreligisenGemeinschaft. DieseKenntnisbildeteinewichtigeVoraussetzung,umihreHaltung indiktatorischenRegimengedanklichnachvollziehenzuknnen.Es muaufeinzelneGlaubenslehreneingegangen....ohnederen KenntnisderLeserdieHaltungunddasSelbstverstndnisderreligisenSondergemeinschaftnichtnachvollziehenkann.DieFremdheiteinerGlaubensrichtungltsichnurdadurchberwinden,in demmansichzumindestansatzweisemitihrauseinandersetzt. ObwohlderBegriffSekte"imtheologischenSinnewertneutrallediglicheineGemeinschaftbezeichnet,dieeineneueRichtunginder Religionsausbunggehtbzw.sichvondermagebendenKirche abgespaltenhat,wirddieserBegriffhiernurgebraucht,wenneraus denQuellendirektzitiertwird.Diesgeschieht,umpejorativeAssoziationen,dieimheutigenSprachgebrauchmitdemBegriffSekteverknpftsind,zuvermeiden.HierfindetstattdessenderBegriffGlaubens- oder Religionsgemeinschaft Anwendung.NachdiesemberblickerfolgteineUntersuchungderZeitvon 1945biszumVerbotam31.August1950.Hieristbesondersder UmstandvonInteresse,dadieAngehrigenderGlaubensgemeinschaftnachEndedesKriegesvondersowjetischenBesatzungsmacht alsOpferdesFaschismusanerkanntwurden.Innerhalbweniger JahrewurdeihnendieserStatusaberkannt.Stattdessenbezichtigte mansiederSpionagefrdieUSAundWestdeutschlands.EinVorgang, den es hier verstndlich zu machen gilt.DemschlietsichdieDarstellungderreligisbedingtenUntergrundttigkeitderZeugenJehovasan,sowiediegrundstzlichen Manahmen des WS bis zum Jahre 1989.Seiten 16-62 sind nur in der Kaufversion verfgbar.63Zeugen Jehovas in Deutschland - B. Mai 1945 bis 31. August 1950 Jahre der LegalittEuphorie in der NachkriegszeitNachdemEndedes2.WeltkriegesundderBefreiungderGefangenenausdenKonzentrationslagernwarfrdieberlebendendie Motivationgro,denWiederaufbauderReligionsgemeinschaftzu organisieren.JehovasZeugenfhltensichdurchausalsSieger,die demsatanischen"SystemgetrotztundestrotzgroerOpferberwundenhatten.DerberwiegendeTeilwarseinerchristlichenberzeugungtreugebliebenundhattesichvondenNationalsozialisten nicht vereinnahmen lassen.IndenerstenNachkriegsjahrengabesinOstdeutschlandkaum BehinderungeninderMissionsarbeitdurchdiesowjetischeBesatzungsmacht,diedieseGlaubensgemeinschaftkaumkannte,aber vonihremWiderstandgegendasnationalsozialistischeSystemwute.Seitdem22.September1945warenJehovasZeugenimAmtsgerichtMagdeburgunterderBezeichnungInternationaleBibelforscher,deutscherZweig,Magdeburg"rechtlichindasVereinsregister aufgenommenworden.128DieGebude,diederWachtturmgesellschaftgehrtenunddievondenNationalsozialistenkonfisziertwordenwaren,wurdenzurckgegeben.BereitsEnde1945warinWiesbadeneinprovisorischesZweigbroeingerichtetworden,daman nichtnurinOstdeutschlandkonzentriertbleibenwollte.Eswarder GlaubensgemeinschaftindieserZeitmglich,sichganzderVerkndigungzuwidmen,undsiestieenaufvielehrendeOhren.Viele MenschenfragteninderNachkriegszeitnachdemSinndesLebens, warenverzweifeltundbereit,berreligiseFragennachzudenken. Bereitsvom28.biszum30.September1946warderersteNachkriegskongrederZeugenJehovasinNrnbergaufderZeppelinwieseorganisiertworden.DaswarausgerechnetderOrt,andemdie nationalsozialistischenAufmrschestattgefundenhatten,derOrt,128 Arntagerieht Magdeburg, Vereinsregister Nr. 819, Auszug vom 24. September 1945, Geschichtsarchiv der WTG, Seltersffs.64den Hitler zu seinem Paradeplatz erwhlt hatte. Jetzt waren hier6.000ZeugenJehovasanwesend,zustzlichwurden3.000Besucher gezhlt.DaswarfrJehovasZeugeneinhistorischerMoment.Am letztenKongretag,derzugleichderTagderUrteilsverkndung beimNrnbergerKriegsverbrecherprozewar,sagtederKongrevorsitzende, Erich Frost, emotinal stark berhrt:+//. ... :, ..././.;. . .. .. :/. r../,. .. ,./.InderZeitvonSeptember1947biszumAugust1948,demDienst- ja.h.rderZeugenJehovas1948,konntediedurchschnittlicheZahl deraktivenPredigerinGesamtdeutschlandvon15.856(Dienstjahr 1947)auf29.172fastverdoppeltwerden.131FrdasDienstjahr1949 (Sept.1948bisAug.1949)wurdeschoneinedurchschnittlichePredigerzahlvon38.897gezhlt.132DiefrDeutschlandgedruckteLiteraturreichtenichtaus,umalledaranInteressiertenmitLiteraturzu versorgen.SomutedieLiteraturzunchstleihweiseabgegebenwerden.FrdasDienstjahr1948wirddavonberichtet,dadievorhandenen Zeitschriften 1.718.504 Mal entliehen wurden.133DadiewirtschaftlicheNotindiesenJahren,besondersinder sowjetischenBesatzungszone,teilweisenochgrerwaralsinder Kriegszeit,warendiedeutschenZeugenJehovasdankbarfrdie Untersttzung,diesievonGlaubensbrdernausdenUSA,aberauch ausanderenLndern,inFormvonCare-Paketenerhielten.134Insgesamtwurden22.000Care-Paketeund220TonnenKleidersendungen129 Jehovas Zeugen Verkndiger des Knigreiches Gottes, WTG, Selters/Ts.1993, S. 268.130EinDienstjahrwirdvonSeptembereinesJahresbiszumAugustdesfolgendenJahresgezhlt.IndenBerichteneinesDienstjahressindsmtlichePredigtdienstaktivitten der Glaubensgemeinschaft enthalten.131"DerWachtturm",1.Februar1949,a.a.0.,S.41,BerichtberdenFelddienst1948derZeugenJehovasaufderganzenErde."WeltweitnahmdieZahl derZeugenJehovasindiesemJahrvon181.071auf230.532zu,waseine Zunahme von 27% bedeutete.132"Der Wachtturm", 1. Februar 1950, a. a. 0., S. 44.133 "Der Wachtturm", 1. Februar 1949, a. a. 0., S. 48.134Vgl.M.Boldorf,SozialfrsorgeinderSBZ/DDR1945-1953.Ursachen,Ausma und Bewltigung der Nachkriegsarmut, Stuttgart 1998.65anZeugenJehovasverteilt.Daswarzwarlngstnichtausreichend, zeigtejedochdasInteressederinternationalenGlaubensgemeinschaft.13DereinsetzendekalteKriegzwischendenSiegermchtenwirkte sichnatrlichauchaufJehovasZeugenaus.EswarEndeJuni1948, imZusammenhangmitderEinfhrungderWhrungsreformin Deutschland,zurBlockadeWestberlinsdurchdieSowjetsgekommen. DiesewarenderAnsicht,,.Berlinsei,wirtschaftlichgesehen,ein TeildersowjetischenBesatzungszone,weshalbdieOstmarkauchin ganzBerlinzugeltenhabe.BeideSeitenwuten,daderjenige,der dieWhrungindieserStadtbestimmenkonnte,auchtonangebend frdasWirtschaftslebenwar.DashattendieWestmchtenicht akzeptierenknnenundhatteninWestberlindieWestmarkmit einemaufgestempeltenB"eingefhrt.DaraufhinhattendieSowjets dengesamtenVerkehrzuWasserundzuLand(StraenundSchienen)nachWestberlinstrengenKontrollenunterzogen,derPersonenverkehrwurdevlligunterbunden.NurnochdieVersorgungBerlins durchdieLuftwarmglich.DashiefrdieBerliner,Hungerund Klteertragenzumssen.Zudemwarennur6.500westallerteSoldateninderStadt,diedieseimVerteidigungsfallnichthttenhalten knnen.Schlielichstandihneneinezahlenmigweitberlegene Sowjetarmee,.,../.DieAmerikanerhattenindieserSituation nureinenTrumpf.SiehattendieAtombombe.DasiedemExpansionsdrangderSowjetsendgltigeinenRiegelvorschiebenwollten, warensieentschlossen,nichtzurckzuweichen.DieBlockadeBerlins wurdeerstam12.Mai1949beendet,hattefasteinganzesJahr gedauertundwardieschwersteNiederlage,diedieSowjetunionseit EndedesKriegeshattehinnehmenmssen.AberdiebeidenLager bliebenendgltiggespalten.DerkalteKrieghatteerstrichtigbegonnen.136SptestensabdieserZeitherrschteeinandererUmgangston derSMAD(SowjetischeMilitradministrationinDeutschland)gegenberJehovasZeugen.EinKongrederReligionsgemeinschaft,der135JahrbuchderZeugenJehovas1974,a.a.0.,S.216f.EswarenSpendenin Hhe von 140.000,00 Dollar von amerikanischen Zeugen Jehovas gesammelt worden. Dieses Geld wurde fr den Kauf von 22.000 Care-Paketen verwendet.136 Vgl. Gregor Schllgen, Geschichte der Weltpolitik von Hitler bis Gorbatschow 1941-1991, Mnchen1996, Berlin-Blockade und Luftbrcke, S. 53 ff.66imSommer1948inKasselundLeipzigstattfindensollte,wurdevon denrussischenMilitrbehrdeninLeipzignichtgenehmigt.Als ErsatzwhltemandieWaldbhneinBerlin-CharlottenburgimbritischenSektor.EineGenehmigungwurdeohneProblemeausgesprochen.AmletztenTagdesKongresseszhltemanalleininWestberlin etwa26.000Anwesende.137AbernichtimmerwardasVerhltnisder ZeugenJehovaszuderbritischenBesatzungsmachtunproblematisch gewesen.Dieseversuchtezunchst,inihrerZonediePredigtttigkeit zuunterbinden.I3sInEnglandhattenZeugenJehovas,wieinallen Lndern,denKriegsdienstverweigert.WhrenddesZweitenWeltkriegeswareninEngland1.593ZeugenJehovaswegenKriegsdienstverweigerungverurteiltworden.139GeradebeimMilitrwar mandeshalbnichtallzuschnellbereit,ihrenWnschennachzukommen.IneinemInformationsberichtbereinenVortragaufeinem KongrederZeugenJehovasinAltenburg(Thringen)wurdevon einemBeobachterausdenReihenderSEDberichtet,daderRedner "scharfgegendieWestmchte"redete,besondersgegenEngland,das Jehovas Zeugen die Arbeit sehr" erschweren wrde. Weiter hie es:Bei einer Protestkundgebung gegen den Befehlshaber der englischen Zone, General Robertson, seien mehrere ,Brder' verhaftet worden. Die Zeugen Jehovas wrden sich aber entschieden gegen diese Unterdrckung wehren, genau so, wie sie sich whrend des Krieges gegen Kriegsdienste gestemmt haben.a140Besonderswardem(n)Zuhrer(n)aufgefallen,dagegendie sowjetischeBesatzungsmacht"imVortrag"keinWort"fiel.Dagegen137Der Wachtturm", 1. Februar 1949, a. a. O, S. 48.138Vgl.DietrichHellmund,GeschichtederZeugenJehovasinderZeitvon 1870bis 1920. Mit einem Anhang: Geschichte der Zeugen Jehovas in Deutschland (bis1970),Dissertation,Hamburg1972.DievonHellmundinseinerArbeit gemachte Aussage, da in der Zeit nach dem Krieg bis zur Etablierung des deutschenStaatesdieAnti-Staats-undAnti-KriegsdienstpropagandaderZJMusik in den Ohren" der alliierten Sieger und den von ihnen eingesetzten deutschen Verwaltungen sein" mute, ist falsch.139Vgl.KurtHutten,Seher,Grbler,Enthusiasten,Stuttgart1960,QuellVerlag der Evangelischen Gesellschaft, 14. Auflage, Stuttgart 1989.140SAPMOBArchBerlin,SekretariatPaulMerker,BestandSEDZK,DY 30/IV2/2.022/32, Fiche 1, Bl. 45, Abt. Werbung, Presse, Rundfunk der SED, Informationsbericht des Landesvorstandes Thringen vom 6.2.1948.67berdieKirchenumsomehr,diedurchdieZusammenarbeitmitdem StaatunddurchdasSegnenderWaffenundSoldatenihre christliche"Heucheleigezeigthtten.Diesalles,bevordanndie christlichen Bomben" auf Deutschland fielen.i41t//,. .. ,/.NebenderPolemikgegendieKirchenfielendem(den)Spitzel(n)die zahlreichenAnwesendenauf.DerSaal,dernur600PersonenPlatz bot,warmitetwa800Personengefllt.Alsbengstigendwurde empfunden,dadieZeugenJehovasziemlichaktivgeworden" warenundauchunterunsererJugendAnhngergefunden"ht- te/1.142AusWittenbergewurdeebenfallsvoneinerbesonderenAktivittberichtet.SohttenineinergrerenVersammlun|jetwa1.000 Personenteilgenommen,darunterca.400Jugendliche".InBrandenburgkamesebenfallszueinergroenVersammlungvon960 Personen, darunter rund 200 Jugenfiche-144DasstarkeInteresseanderVerkndigungderZeugenJehovas erstauntedierussischenBehrdenundwarihnennichtgeheuer.In Gemeinden,dieausetwa30oder40ZeugenJehovasbestanden, wurdendieVortrgevon100bis160Menschenbesucht.InGrostdtenmitausetwa150GliedernbestehendenGemeindenzhlte man bis zu 1.000 Zuhrer. Gleichzeitig bemerkten die Referenten141 Ebd.142 Ebd., im Bericht heit es weiter ber die Vorbereitungsmanahmen zu diesemKongre,daeinebemerkenswerteAktivitt"entwickeltwurde.Esheit dort:TagevorhermachtenPlakateaufdenVortragaufmerksam, whrendam SonntagmorgendieStraenpassantenfastalle100Metervoneinem,Zeugen JehovaseinenZettelindie Handgedrcktbekamen.Die VVNhatam Sonntag. morgendieBevlkerungzueinerGedchtnisfeierfrdenGenossenOttoEngert aufgerufen, ein ,Zeuge Jehova stellte sich sogar keck vor die Eingangstr und gab jedemeinenZettel.So hatdieSekte zumindest erreicht, da die Bevlkerung auf sie aufmerksam wurde."143SAPMOBArchBerlin,SekretariatPaulMerker,BestandSEDZK,DY 3011V2/2.022132, Fiche 3, Bl. 224, Abt. Werbung, Presse, Rundfunk, vom16.8.1948,yerbreitungundTtigkeitreligiserSektenindersowjetischen Besatzungszone".144 Ebd68aberaucheinezunehmendeZahlanPolizeispitzeln,diedieVeranstaltungenbeobachteten.145ZeugenJehovaswareninallenostdeutschenLnderndurchdieInformationsabteilungenderSMADzugelassen.IndenLndernThringen,Mecklenburg-Vorpommern,BrandenburgundSachsen-AnhaltbestandenkeinerleirtlicheBefehle derSMADoderderrtlichenKommandanturenbezglichJehovas Zeugen.148ImLandSachsenwurdenjedochvondenKreis- KonunandanturenrtlichgebundeneAnweisungenschriftlicher undmndlicherArtandieVolkspolizeimter"erlassen.SowirdbeispielsweisevoneinemOberstleutnantKolossenkovonderZentralKommandanturDresdenberichtet,deram18.Juli1948undam4. Juni1949dieAnweisungerlassenhatte,dalautBefehlderSMAS vomSeptember1947ZusammenknftereligiserArtinPrivatwohnungenverbotensind,sowie,daHauspropagandader,Zeugen Jehovasebenfallsverbotenist".147InnerhalbdesLandesSachsen wurdedieGenehmigungzurDurchfhrungderVeranstaltungender ZeugenJehovasvonderausdrcklichenGenehmigung"derrtlichenKommandanturenabhngiggemacht.OhneGenehmigung keineGottesdienste.Veranstaltungenauerhalbnichtkirchlicher RumemutenvonFallzuFallentschiedenundgenehmigtwerden. DaJehovasZeugenihreGottesdiensteingemietetenffentlichen Slendurchfhrten,warhiereinwirksamesInstrumentariumvorhanden,umDisziplinierungsmanahmenbeiNichtbeachtungder Anweisungeneinzuleiten.AuerderHauptstelleinMagdeburg besaenJehovasZeugenindenLndernOstdeutschlands,keinerlei Grundbesitz.148145 Jahrbuch 1974, WTG, Wiesbaden 1974, S. 223.146BArchBerlin,MinisteriumdesInnern,HauptverwaltungDeutscheVolkspolizei,D01-11.0,AktenbandNr.860,El.117,Abt.VPReferat3anHauptabt.K, Referat 5, vom 29. Juni 1949.147Ebd.,Bl.117.Sieheauch:JahrbuchderZeugenJehovas1950,a.a.0.,S.142 IT.ZurKirchenpolitikvonSMADundKPDV:Vgl.J.J.Seidel,Neubeginn"inder Kirche?DieevangelischenLandes-undProvinzialkircheninderSBZ/DDRim gesellschaftspolitischenKontextderNachkriegszeit(1945.1953),Gttingen 1989.145BArchBerlin,D01-11.0,860,BI.174,ChefinspekteurderVPandasMinisterium des Innern, vom 25.9.1950.69Am24.Oktober1947erhieltderleitendePredigerderGemeinde Freiberg/Sachsen folgende Strafverfgung:s. //. am :::.: .. z. . :: t/ / :: t/ / ...//.c.,,......z..,.:./.c.,,../.,-o.. t.. t,/.../ .. //.//. ////. , ///. /. .. . .. ../. r. .. s./--.. .. .- r.,/ .- t./., / ,../-, . z. +///., ..,. ,. /.,. s. ...- .../. t//. .. c../-,.,.-,./ .. r./--.. ./ t/ ./ ,./.. c../ .. ....- .. t/.//. .. r.,/..- t./ .. t.//./., t/. ,. /. ... /... t./,. -/. s. / // DieStrafewurdeauf10RMfestgesetzt,ersatzweiseeinezweitgige Haftstrafe.NochweitergingmanimKreisFlhe,ebenfallsinSachsen.Laut AnweisungdesdortigenKommandantenvom3.Februar1949wurdensogaralleOrtsvorsitzendenderZeugenJehovasregistriert. AuerdemmutenallePrediger[dasheitalleZeugenJehovas,da siealleimPredigtdienstaktivsind]imBesitzeinesPredigerAusweises sein.InverschiedenenKreisenSachsenswurdenvondenrtlichen KommandanturenAnweisungenzurberwachungausgegeben. DasunterschiedsichallerdingsnichtsosehrvondenanderenLndern,daauchdorteineberwachungstattfand.ZeugenJehovas warentrotzihrerpolitischenNeutralittzuKonkurrentenderSED geworden,dasie,nachAuffassungderSED,eineunpolitischeWeltordnungpropagierten,derzufolgediepolitischenParteienundKirchengemeinschaften ihrer Machtansprche verlustig' gehen wrden,149StrafverfgungdesKreispoiizeiamtsFreiberg,Sa.,Reg.-Nr.09.03/1/47AH vom24.Oktober1947,zitiertaus:Hans-HermannDirksen,DieZeugenJehovas inderDDR,in:HansHesse(Hrsg.},Ammutigstenwarenimmer...",a.a.0.,S. 259, Fun. 13.70sobalddasReichGottesbeginnezuherrschen.150DieseVerkndigungwrdedieohnehinschonverbreitetepolitischeundwirtschaftlicheInaktivittderBevlkerungvergrernundderSEDdenMitgliederzuwachs behindern. Im Bericht hie es:InBrandenburgwirdvorallemausCallaubereinelebhafteAgitationder Augen Jehovas' berichtet, die dazu fhrte da sie eine groe Anhngerschaft gewannen,diesogarbisinunsereParteihineinreicht.AuchinGuben,Frankfurt/O.und Luckau ist die Sekte sehr aktiv und ./, :WiewenigdieSEDwirklichberJehovasZeugenundihrereligisenAnsichtenwuteoderwissenwollte,gehtauseinerweiteren MeldungimgleichenBerichthervor.SchonzudieserZeitwurden Verbindungen zum politischen westlichen Rivalen gezogen.Es erscheint nicht ausgeschlossen, da die Drahtzieher dieser Bewegung im Westen Deutschlands und darber hinaus in Amerika sitzen und das Volk bewut davon abgehaltenwerdensoll,sichmitdenProblemendestglichenDaseinskampfeszu beschftigen." 52UndinderTathieltensichsomancheReferentenderZeugen JehovasmitihrerMeinungberdiepolitischenSystemenicht150SAPMOBArchBerlin,SekretariatPaulMerker,BestandSEDZK,DY 30/IV2/2.022/32 Fiche 3, BI. 222, Abt. Werbung, Presse, Rundfunk vom 16.8.1948, VerbreitungundTtigkeitreligiserSektenindersowjetischenBesatzungszone".Schonam23.Mai1947hattedasBroderZeugenJehovasinMagdeburg auf eine Anfrage des damaligen Vorsitzenden der SED, Otto Grotewohl, bezglich seinesEntwurfsfreinedeutscheVerfassunganihngeschrieben,dasiewegen ihrerNeutralittkeinerVerfassungzustimmenknnen,dienichtdie theokratischeRechtssatzungalsobersteRichtlinieanerkenne.Weiterhie es explizit: Die absolute Haltung von Jehovas Zeugen in allen partei- und national-politischenStreitigkeitenistIhnenzweifellosbekannt.Wirsehenunsere Augabe allein in der weltweiten Verkndigung der frohen Botschaft vom Knigreich Gottes als einzige Hoffnung fr die Menschen. Sie werden darum eine StellungnahmezudenEinzelheitendesvonIhneneingesandtenEntwurfsnicht erwarten.SAPMOBerlin,BestandSEDZK,SekretariatPaulMerker,DY 30/IV2/14/250Fiche4,BI.289,JehovasZeugenInternationaleBibelforscherVereinigung Deutscher Zweig e.V. an die SED vom 23. Mai 1947.151SAPMOBArchBerlin,SekretariatPaulMerker,BestandSEDZK,DY 30/IV2/2.022/32, Fiche 3, BI. 224, Abt. Werbung, Presse, Rundfunk, vom16.8.1948,VerbreitungundTtigkeitreligiserSektenindersowjetischen Besatzungszone.152Ebd.71zurck.SouerteeinVortragsrednerinBlankenburg,daalle politischenParteienundOrganisationennurdieMenschentuschen" wrden.152EinweitererPredigerausMagdeburg:WahlensindentwederSchiebungenoderDiktatur.DurchWahlenwerdendievon SataneingesetztenMarionettenuntersttzt.BaldkommtderTag,wo GottJehovaherrschenundzugleichrichtenwird."154DieUnterschriftensammlungzumVolksbegehreni65wurdevonJehovasZeugen ebenfallsabgelehntundinverschiedenenVortrgenbehandelt.Da dieshauptschlicheinenreligisenundkeinenpolitischenHintergrundhatte,warfrdieSEDnebenschlich,damanAuswirkungen auf die eigene Politik befrchtete.r.....z..,.:./.,.,.r///.-/-. .. s..-,,.ParteikonformesVerhaltenwurdevonderSEDgefordert.AndersartigeMeinungenwurden,jemehrdieParteigefestigtwar,immer wenigergeduldet.DieBehinderungenihrerTtigkeit,insbesondere inSachsen,wolltenJehovasZeugennichtwiderstandsloshinnehmen.SiewandtensichdurchdasBroderGesellschaftinMagdeburg andieSMAD,dieihrenSitzinBerlin-Karlshorsthatte,umRechtsgleichheitindergesamtenSBZzuerreichen.Zunchstwolltesichdie MADinOstberlinaufnichtseinlassenundsichnichtindiertlichenAngelegenheitenderKommandantureneinmischen.Doches gelangdenVertreternderZeugenJehovasimJahre1947,eine BesttigungvonderSMADzuerhalten,daihreTtigkeitlegalsei. ZumindestineinigenKommandanturenkonntensieBeschrnkungenwiederrckgngigmachen.DieVertreterderSMADbesttigten, daJehovasZeugensichunterdenindersowjetischenBesatzungszoneerlaubtenSekten"befndeundsomiteinezugelasseneReligi153Ebd., Bl. 223.154BArchBerlin,DO267(keineNumerierunginderAkte,d.A.)Presse- Informationen,AmtfrInformationenderDDR,vom5.September1950,Sonderbeilage111,NeueBeweisefrdieverfassungswidrigeTtigkeitder,Zeugen Jehovas".155UnterschriftensammlungfrdasVolksbegehrenfrEinheitundgerechten Frieden" durchgefhrt in der Zeit vom 25.5.- 13.6.1948.72onsgemeinschaftsei.156Am24.Juni1949stelltedieInformationsabteilungderSMADdenZeugenJehovaserneutdenStatuseiner erlaubten Glaubensgemeinschaft aus. In der Genehmigung hie es:Der Verwaltung der Sekte ,Bibelforscher' (Jehovas Zeugen) wird mitgeteilt da sie sich unter den in der sowjetischen Besatzungszone erlaubten Sekten beftn.det."DochnichtberallzeigteeinsolchesDokumentWirkung.Ein Bericht der Zeugen Jehovas ber diese Zeit sagt folgendes:Wenn es zu Behinderungen kam, half es in einigen Fllen, dieses Dokument vorzuweisen,aberandereBeamteschienenzumeinen,dasHauptquartierseiweitweg und sie seien ihr eigener Herr. "15BAusdiesemGrundprotestiertendieZeugenJehovasauchauf ihremvom29.bis31.Juli1949inWestberlinstattfindendenBezirkskongreberdieinSachsendurchgefhrtenschikansenBehandlungen.Sowurdez.B.imKreisDbelneineKreisversammlungder ZeugenJehovasinletzterMinuteverboten.AuchinBautzenwares zu willkrlichen Verboten gekommen. In einer am 30. Juli 1949 vor18.000ZuhrernverlesenenResolutionaufdemBezirkskongrehie es:Achzehntausend Zeugen Jehovas aus allen Gebieten der stlichen Besatzungszone Deutschlands sind in der Waldbhne Berlin zusammengekommen"....1Sie erheben Protest gegen die undenwkratischen und verfassungswidrigen Verbote und EinschrnkungenihrerGottesdiensteinSachsenunddieBeschlagnahmederhierfr benutztenRume.Sieprotestierengegendiebrutale,gewaltsameSprengungihrer gottesdienstlichen ZusammenknftedurchungesetzlichePolizeiaktionen,wiesie im Kreise Bautzen vorkommen. Sie protestieren gegen die von intoleranten, fanatisierten GegnernentfachtepolitischeundreligiseHetze,diesichnichtscheutdenSpuren einervergangenenSchmutzpressenachArteines,Strmers'undeines,Schwarzen Korps'(frherefaschistischeNazibltter)zufolgen,undeinechristlicheGemein156BStU Berlin, HA )0C/4, Archiv Nr. 49, Auskunft SMAD vom 24.6.1947.157BArchBerlin,DO1-11.0,Aktenband860,Bl.118,SchreibenderVolkspolizei an die Hauptabteilung K, vom 29. Juni 1949.158Jahrbuch der ZJ 1974, a. a. 0., S. 222.73schaltaufrichtigglubigerMnnerundFrauenalseine,Mord-Organisation459zu bezeichnen und fr vogelfrei zu erhltirent..ISie protestieren in aller Entschiedenheit dagegen, in bewut verleumderischer Weise als Kriegshetzer und als Feinde des Friedens bezeichnetzuwerden,undweisendaraufhin,dasie dieeinzigeOrganisation friedliebender Menschen sind, deren Angehrige nahezu hundertprozentig den Kriegsdienst in jeder Form verweigert haben.' 60DieseResolutionwurdeam3.August1949andieSMADgesandt, zustzlichan4.176Persnlichkeiten^esffentlichenLebenssowiean Rundfunkanstalten und Zeitungen.169Infolgeeinertraumatischen,schwerenKriegsverletzungundoffenbarinfolge einerBeziehungskrisehatteeinMann,dergarkeinZeugeJehovaswar,seine EhefrauaufgrausameWeiseinBelmsdorfbeiBischofswerdaumgebrachtund wardarberwahnsinniggeworden.DabeihatteerwiederholtdenNamen Jehova"ausgesprochen.DieswurdealsBeweisdafrangefhrt,daJehovas Zeugen zu Bluttaten aufrufen wrden. Daraufhin wurde eine inszenierte Kampagne gegen Jehovas Zeugen eingeleitet. Der Wachttuns", 1. April 1950, a. a. 0., S.110.160Ebd., S. 110.161JahrbuchderZJ1974,a.a.0.,S.224.berdieseResolutionberichteten sowohlderRIAS,alsauchfastalleWestberlinerZeitungen.SohieesInder WestberlinerTageszeitungDerTagesspiegel"vom2.8.1949:DiekommunistischenStaatsorgane,sosagteFrost,httendurchundemokratischeundverfassungswidrigeVerbotedieAbhaltungvonGottesdienstenbehindert,undsiehttenVersammlungenderOrganisationmitHolzknppelnauseinandergetrieben. FrostwarntedieSED,dasieeinhnlichesSchicksalwiedieNationalsozialisten erleiden knnte." Zitiert in: Der Wachtturm vom 1. April 1949, S. 111. In der OstberlinerTageszeitungBerlinerZeitung",ebenfalls am2.August erschienen, hieesdagegen:ReligiseSektensprieenwiePilzeausdemBoden.ImallgemeinensolltemanihnendieMiachtungschenken,diesievedienen.Wennsie aber, wie die ,Zeugen Jehovas', getarnt durch einen Schwall religiser Phrasen, eifrigdieGeschftederKriegstreiberundderFeindederEinheitDeutschlands besorgen,darfesnichtbeidieserMiachtungbleiben.[...]BeidenWahlenzum VolkskongreundbeimVolksbegehrenfrdieEinheitDeutschlandshabendie ,Zeugen Jehovas' durch ihre Whlereien deutlich genug gezeigt, dass sie gar nicht beabsichtigen,sichnurals,ZeugenJehovas'zubettigen.[...]Solchekonkreten Auftrge pflegennicht aus dem himmlischen Jenseits zu kommen, wohl aber aus einemgewissenLandejenseitsdesAtlantikundvoneinigenseinerEinwohner, derenobersteGottheitnichtJehova,sondernMammonheit.".Zitiertin:Der Wachtturm", 1. April 1949, S. 111.74SchonderWegzurKongresttteinWestberlinwardenZeugen Jehovasschwergemachtworden.Trotzdergrerwerdenden SchwierigkeitenbeiderfreienReligionsausbungkonntenachtSonderzgeausverschiedenenRegionenderSBZfrdieFahrtnach Berlingeordertwerden.Fretwa8.000TeilnehmerwardieSumme von100.000MarkfrdieFahrscheinebezahltworden.WenigeStundenvorderAbfahrtwurdendieSonderzgejedochabgesagt.Hinzu kamnoch,dasichdieReichsbahnweigerte,daseingezahlteGeld vorAblaufvonzweiWochenzurckzuerstatten.Daswarein geschickterSchachzug,dahierdurchvieleBesucherdesKongresses ausGeldmangelnichtmehrinderLagewaren,aufeinanderes Transportmittelumzusteigen.Frdiejenigen,diejetztmitBus,Auto oderLastwagendochnochversuchten,nachBerlinzukommen,hatte diePolizeischondienchsteberraschungparat.AlleZufahrtswege nachBerlinwarenvonderPolizeiabgesperrtworden.Smtliche Fahrzeugewurdenuntersucht,umdiePersonalienderZeugenJehovaszuerhaltenunddieNamenderBeamtenfestzustellen,diein wohlwollenderWeisedieReisepapiereausgestellthatten.Eskamzu Durchsuchungen,BeschlagnahmungenvonAutosundmehrstndigen Verhaftungen. Dennoch waren schon am ersten Kongretag16.000Besucheranwesend.AmzweitenTagkamen17.000undam drittenundletztenTag,wahrscheinlichauchdurchdievermehrte MedienberichterstattungundausNeugierde,33.000Menschen.SolcheKontrollmanahmenwurdenbeiKongressenderZeugenJehovas absofortroutinemigdurchgefhrt.IneinemSchreibenandie ChefsderLandesbehrdenderVolkspolizeivom23.8.1950,somit nochvordemVerbotderReligionsgemeinschaftvom31.August 1950,wurdeaufeinenKongrederZeugenJehovasinBerlinhingewiesen, der vom 28.9. bis 1.10.1950 stattfinden sollte. Es heit dort:t. c/./ .. to.t .... ,./.. ../ t/.., . .,./... /-. .. :.//-. ...-r,. ../ ,/... .. s./. . ..- c./. .. ttt .. ../...'ZudenReichsbahn-Direktionen,zuAutotransportgesellschaften undzuprivatenFuhrunternehmernsollteVerbindungaufgenommen werden,umzuerreichen,dakeinerleiFahrtmglichkeitenzumKongre bestehen wrden.162BArchBerlin,D01-11.0,860,Bl.143,HauptverwaltungDeutscheVolkspolizei an die Chefs der LBdVP vom 23.8.1950.75/-. .. stt .. .... +.,..., .. z..,. :./.AuchschonvorGrndungderDDR,am7.Oktober1949,hattedie SEDsichalsstalinistischeParteimitabsolutemFhrungsanspruch gezeigt.BereitszuBeginndesJahres1949wurdenkeineAbweichungenvomSED-Kursmehrgeduldet.DasBekenntniszurfhrenden RollederUdSSRunddieVerehrungStalinswurdenzurEhrenpflicht erhoben.DieParteikontrollkommissionenzeigtendeutlichdieLinie auf:t. -.//. t-,./-. /... .. .. r.//., . .- zu .../. .. r././..,,/.. ../..... t./// /. . .. u .. u../-,,. ,.,. .. /. u .. t... ,.,. .. s... +//. ./ .... ,... .. st .. //..-/. .. //. t...//. .. ../..-.. .. .. .//-../: /.../.. t/. .. .. /.r-,/.-..t/.t..//..:./.s/.-/.+,.. .. /..//. t/.-.. - t... .. -.//. t-,./-. .. -/.... .../t+,... ... t// ../. .. t./. ... t. /.. t/ //. c.,. . -. ..-..// .. .../// .. r-,/ ,./ / .... DieGewerkschaften,dieFDJundderKulturbundwurdengleichgeschaltet.DassollteauchmitdenKirchenundGlaubensgemeinschaften gesche.hen.Am13.September1949tagtedasPolitbro,um,unteranderem, berdasVorgehengegenZeugenJehovaszuentscheiden.EinganzerManahmenkatalogwurdevorgestellt,demauchzugestimmt wurde.BerichterstatterwarWalterUlbricht.165ImProtokolldieser Sitzungheites,daJehovasZeugeneinebesondersraffinierte PropagandadesamerikanischenMonopolkapitalismus"anwenden wrden.EinigeFllevonSpionagehttenaufgedecktwerdenkn163 SAPMOBArch Berlin,DY 30/1V2/2.022/13,Fiche2,Nr. 138. Entschlieung der Tagung der Parteikontrollorgane am 3. und 4. September 1949.164Vgl.ClemensVollnhals(Hrsg.),DieKirchenpolitikvonSEDundStaatssi- scherheit, Berlin 1996.165UlbrichtwarzudieserZeitstellvertretenderParteivorsitzenderundMitglied des Zentralsekretariats und des Politbros der SED.76nen.DiesstandimeindeutigenWiderspruchzudervonderKriminalpolizeiermitteltenFakten.IneinemBerichtderDVP,HauptabteilungK,vom11.August1950,somitnachfasteinjhrigenErmittlungen, hie es ausdrcklich:r../ /../ .. .,... ../ . .. o, z..,. :./. .. s,,..../. ././. s,,.,. ...... .. t.. .-.., .- /.,... . .. u.,. ..z..,. :./. / .-.//./..t.o.../...+,....s,,.,/... +.,. :./. /. //. ../ .. r-/,/.. / .// .....'BesondereBedenkenfanddieTatsache,dader MitgliederzuwachsbeidieserOrganisationindenletztenMonaten rapidegestiegen"sei,"wassichvorallemindendemokratischenMassenorganisationen(DFDundFDJ),zumTeilauchschoninderPartei bemerkbar"machenwrde.ZehnsichergnzendeManahmenwurden beschlossen:1.DieMediensolltenalleeweise"frdieimperialistischePropaganda der Zeugen Jehovas sofort entlarven.2.DieLiteraturderGlaubensgemeinschaftdrfenurmitdem aufgedruckten Lizenzstempel vertrieben werden.3.SmtlichestaatlichenundkommunistischenVerwaltungensolltenaufAnweisungdesDVdIfrVeranstaltungenderZeugenJehovas nicht mehr zur Verfgung stehen.4.RumederParteiundderdemokratischenOrganisationendrftenebenfallsnichtmehranJehovasZeugenvergebenwerden.Die Medien sollten keine Zeugen Jehovas einstellen.5.FrdieVeranstaltungenderZeugenJehovassollteeineAnmeldepflichtbestehen.AllenichtangemeldetenVeranstaltungenwren zu verbieten oder aufzulsen.6.SolltensichReferentengegendieetabliertedemokratischeOrdnungaussprechen,wrendiegesetzlichenStrafbestimungenanzuwenden.166SAPMOBArchBerlin,DY30/W2/2/44Fiche1,Nr.2,8,9,"Organisation ,ZeugenJehovas'",AniagezumProtokollNr.44vom13.September1949:'ber die Manahmen gegen die Organisation ,Zeugen Jehovas' ".167BArchBerlin,MinisteriumdesInnern,HauptverwaltungDeutscheVolkspolizei, D01-11.0, 860, Bl. 140, Ttigkeitsbericht der Kriminalpolizei vom11.8.1950.777.AlleFunktionrederZeugenJehovassolltenmitNamenund Adresse identifiziert werden.8.IndenGebieten,indenen..besondereAktivittderReligionsgemeinschaftverzeichnetwrde,solltendieJugendorganisationenmitbesonderenkulturellenVeranstaltungenEinfluaufdie Jugend ausben.9.DieFrauenabteilungsolltezusammenmitdemDFDunterden ZeuginnenJehovasbesondereManahmenergreifen,umdiese anzusprechen.10.JehovasZeugensolltenausdenMassenorganisationenentfernt werden.InSachsenwardiesesVorgehenschonanderTagesordnung.Hier hattenJehovasZeugendiegrtenSchwierigkeitenundreagierten ../mitdenmglichenjuristischenSchritten.Darberinformierte dasRechtsbroauchdenJustizministervonSachsen,Johannes Dieckmann,umderweiterenAusbreitungderstrafbarenHandlungenundeinerAusdehnungdesreligisenHafeldzugesgegenJehovasZeugenzubegegnen.Erwurdedringlichstersucht,,zum SchutzedergesetzlichenOrdnungundderverfassungsmigverbrgtenFreiheitenderRede,desGewissensunddesGottesdienstes sichpersnlichderSacheanzunelunen.Diesnutztejedochwenig, dadieinGanggesetztestaatlicheKampagnepolitischmotiviertund geplantwar.NichtnurdieRechtsabteilungderZeugenJehovas wurdeaktiv.AucheinzelnefhrendePredigerbeschrittenden Rechtsweg,inderHoffnung,beiderJustizHilfe,.,.dieWillkrmanahmenzuerhalten.StrafanzeigewegenVerhinderungderReligionsausbungundbreitangelegterHetzewurdebeispielsweisebei derOberstaatsanwaltshaftinBautzenvomPredigerWaltherEspenhainausBautzenerstattet.170WegenLandfriedensbruchs,Entfa- chungreligisenHasses(Art.8,4,VerfassungSachsen),Beein168SAPMOBArchBerlin,DY30/P/2/2/44Fiche1,Nr.2,8,9,'Organisation ,Zeugen Jehovas' , Anlage zum Protokoll Nr. 44 vom 13. September 1949: ber die Manahmen gegen die Organisation ,Zeugen Jehovas' .169HauptstaatsarchivDresden,LRS,MinisteriumderJustiz,Akten-Nr.34, WachtturmgesellschaftMagdeburganJustizministerDieckmannvom9.Juli 1949.170Ebd.78trchtigungderGlaubens-undReligionsfreiheit,Krperverletzung undHausfriedensbrucherstattetederPredigerErnstPietzkoStrafanzeigebeiderAmtsanwaltschaftBischofswerda.DainBischofswerdadieMittter,womglichsogardieUrheber,beiderdortigen Kriminalpolizeivermutetwurden,dieseabermitdenErmittlungen betrautwordenwaren,sahsichdasRechtsbroderZeugenJehovas inMagdeburgdazugezwungen,dieStrafanzeigevonPietzkoebenfallsandieOberstaatsanwaltschaftinBautzenweiterzuleiten. Dieser Fall war besonders bemerkenswert.Am28.Mai1949wareszunchstzueinerillegalenFlugblattAktiongegenJehovasZeugengekommen.InBischofswerdahingen schonmorgensum6.00UhrHundertedieserBltterandenSchaufenstern von Geschften, Mauern, Husern und an anderen Orten.171DieBlttertrugendenTitelBestialischerMordinBelmsdorr.Die Tragweite dieser Vorwrfe wurde aus dem Flugblatt ersichtlich:AmMittwoch,dem25.Mai1949,infrherMorgenstunde,vollbrachteder Bibelforscher Lbelt eine grausame Mordtat. Wenn nach den Grnden gefragt wird, die zu der grausamen Mordtat gefhrt haben, so gibt es nur eine Antwort Die Zeugen Jehovasmachennurdaswahr,wassieinihrenBibelstundenlehren,nmlichttet GreiseundKinder!WiedieseMordtatbeweist,gehensieweiterundopfernihre eigenen Ehefrauen in ihrem religisen Wahn.Einwohner von Bischofswerda!Wollt Ihr diesem Treiben tatenlos zusehen!Heute sind es Angehrige, die den Zeugen Jehovas zum Opfer fallen, eines Tages suchen sie sich ihre Opfer unter der Bevlkerung.Darum Schlu mit Jehovas Zeugen (Bibelforschern)!VerhindertdasSprechenderBibelforscherbeiderBeerdigungheuteaufdem Friedhof wo Abgesandte von Zeugen Jehovas ihre blutrnstige Tat verherrlichen wol- ienl 72Wie lange wollen deutsche Dienststellen diesem Treiben zusehen?WirfordernsofortigeAuflsungdieserMordorganisation! Die Freunde der Wahrheit."171HauptstaatsarchivDresden,LRS,MinisteriumderJustiz,Akten-Nr.34, AnzeigedesPredigersE.PietzkoandieAmtsanwaltschaftbeimAmtsgericht Bischofswerda vom 24. Juni 1949.172WennmanJehovasZeugenhttesprechenlassen,wreherausgekommen, da der Betreffende gar kein Zeuge Jehovas war und da selbstverstndlich einesolcheTatvonJehovasZeugen,wievonallenMenschenmiteinemGewissen,aufs schrfste verurteilt wird. Das sollte von vornherein verhindert werden.79Am12.Juni1949waresamBahnhofvonBischofswerdazuVerhaftungenvonJehovasZeugendurchdieKripogekommen.Eskam zuBeschlagnahmungen,LeibesvisitationenundwstenBeschimpfungen"durchdiePolizei.AlsamfolgendenTagzweiZeugenJehovasaufdiePolizeiwachegingen,umdengenauenGrundfrdie BeschlagnahmeihrerLiteraturzuerfahren,kameserneutzuBeleidigungendurchdiePolizei.Obwohlauchhierwiederholtwurde,da derTterausBelmsdorfkeinZeugeJehovassei,undeinerderZeugenJehovasbetonte,dasiefrdenFriedenseienundschlielich deshalbvondenNazisindieKonzentrationslagergestecktwurden, ersogarseinenOdF-Ausweisvorzeigte,entgegnetederVolkspolizist Hbner: / ..,.. t./ - rz . ..,.DaraufhinerfolgtegegenHbnerunddieanwesendenPolizisten eineAnzeigevonseitenderbeidenZeugenJehovas.Angemietete VersammlungsrumeinGaststttenwurdenkurzfristigvonden Gastwirtenwiedergekndigt,daihnenmitKonzessionsentzugund Lokalsperrunggedrohtwordenwar.AlseineGruppevonZeugen JehovasinRumeeineranderenGaststtteumziehenwollte,wurde auchdortderWirtunterDruckgesetzt.DiedennochdortanwesendenZeugenJehovaswurdenvomaufgebrachtenPbelblutig geschlagen". Anwesende Polizei sah tatenlos zu".VoreinemkleinenangemietetenSchaufenstereinesFriseursalons, indemJehovasZeugeneineLutherbibelundverschiedenePredigttexteausgestellthatten,versammeltensichetwa60-80Personen, zumeistKinder,auchPioniere",undverlangtendieHerausgabedieser Literatur. Dabei .... . Sprechchor organisiert und alle riefen:r// t/ -... r// t/ . - ... c.. t/. .. r.. .-.. r// t/ ./. . . . ..- t.. .. o/./ /..//. c./ .. o/././t/s/. .- ... r.. s/.//./. /./--.173Am 11.9.1950 konnteman in derthringischenLandes-Zeitung"lesen: Die VerfolgtendesNaziregimes,diegegenimperialistischenKriegundfaschistische Diktatur kmpfen, haben aus dem von der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik auf Grund der Verfassung ausgesprochenen Verbot der amerikanischen Spionageorganisation die richtige Schlufolgerung gezogen und aus ihrer Mitte die ,Zeugen Jehovas ausgeschlossen." Die Opfer der Zeugen Jehovas in der NS-Zeit wurden geleugnet und die Opfer des Faschismus hauptschlich auf kommunistische Widerstandskmpfer reduziert.80DieserAufruhrhieltetwaeineStundean.AuchhiersaheinPolizistlediglichtatenloszu.AmselbenTagversuchtenetwa50-60 meistaufgehetzteKinder"gegen17.00UhrgewaltsamindasHaus desGemeindevorstehersderZeugenJehovasinBischofswerdaeinzudringen.AnschlieendzogderPbelzumBahnhofundschrieParolen wie:r// t/ . .. z..,. :./. ../. ....AuchgegendieRedakteurezweierZeitungenergingeineAnzeige,da siemitihrentendenzisenArtikelnberWeltuntergangsprophezeiungen,denMordfallunddieVorkommnisseinBischofswerdadie GewaltaktedesPbelsgeistigvorbereitet"htten.174Ebenfalls gegendieBrgermeisterinausBelmsdorf,Frausterreich,war Anzeigeerstattetworden,dasiebeieinerBrgerversammlungein schonvorbereitetesHetzschreiben"vorlegte,indemdieZeugen JehovasmitderMordtatinVerbindunggebrachtwurden.Aufdieser VersammlungwurdesogardieForderungaufgestellt,daZeugen JehovasBelmsdorfnichtmehrbetretendrften.Diehnlichkeitzu derJudengesetzgebungdesDrittenReiches"warfrappierend,woraufinderAnzeigeauchhingewiesenwurde.Gegenredenwurden durchDrohungenunterbunden.Alsam26.Juni1949JehovasZeugendortimPredigtdienstunterwegswaren,wurdensieerneutvom Pbel,dervonderBrgermeisterininAufruhrversetztwurde,angegriffen,verhhntundgeschlagen.175DadieinderAnzeigegemachtenAngabenderWahrheitentsprachen,wurdedurcheinenInformationsbericht der SED besttigt. Hier heit es:t/-/./ : /., - ...//. .// - ... ../. .. t. .. t.//., .. z..,. :./. o... .. c/... t,./ /. .. z..,. :./. /. _..//. t.-. ....,. /. ,./// / ..,. .. t./ .. o//.///. .. /..//, z.--..,.c--/.,. . .. +./,. - ///. ./174HauptstaatsarchivDresden,LRS,MinisteriumderJustiz,Akten-Nr.34, StrafanzeigedesE.PietzkoandieAmtsanwaltschaftbeimAmtsgerichtin Bischofswerda vom 24. Juni 1949.175Hauptstaatsarchiv Dresden, LRS, Ministerium der Justiz, Akten-Nr. 34, Ergnzende Anzeige zu Pietzko von Ernst Wauer vom 6. Juli 1949.81- Besitzer dieser Lden sahen sich gezwungen, ihre Auslagen zu rumen- Zusammenrottungen der Bevlkerung und verbale und ttliche Angriffe gegen die Zeugen Jehovas (wegen ihres aufdringlichen Verhaltens)-ZusammenrottungvordemHausdesGruppendienersderZeugenJehovasin Bischoftwerda, Haufe, Auflsung erst, nachdem die Polizei gerufen wurde, die aber nicht eingriff sondern Auflsung ,durch einen Funktionr einer Massenorganisation'- Organisation von Betriebsversammlungen gegen die Zeugen Jehovas.0 6Trotzdem Jehovas Zeugen sich sogleich von dieser grausamen Tatdistanzierthattenunderklrten,daderTternieeinZeugeJehovasgewesensei,fhrtedieKampagneam9.Juli1949zueinem VerbotderReligionsgemeinschaftimKreisBautzen.ErstnachstarkenProtestendurchZeugenJehovasandieLandesregierungwurde dasregionaleVerbotam14.November1949wiederaufgehoben.In derZwischenzeithattensichJehovasZeugennichtveranlatgesehen, dieses Verbot zu beachten und hatten versucht, weiterhin Missi-77onsarbeit zu leisten.Auchkamesvor,daprivatgenutzteRumevonZeugenJehovas durchGerichtsbeschlugewaltsamgerumtwurden.Daswarauch beigemietetenVersammlungsrumenderFall,diefrGottesdienste gebrauchtwurden.Hierbrauchte,fallsderRechtstrgerdieSED war,lediglichEigenbedarfangemeldetzuwerden,undschonstand einerschnellenRumungnichtsmehrimWege.118DieProtesteund BeschwerdenderZeugenJehovasbewirktenoffenbarnichts.Sie176HauptstaatsarchivDresden,Bezirksparteiarchiv,SED-Bezirksleitung,SED- Landesleitung-Sachsen,Abt.Agitation,Akten-Nr.A/396,Nochmalszuden Ereignissen in Bischofswerda (aus der Sicht der SED)", Informationsbericht 52.177Vgl.Jens-UweLahrtz,MaulwrfeunterreligiserTarnung":Manahmen gegen die Zeugen Jehovas in Sachsen whrend ihrer Verfolgung durch die nationalsozialistischeDiktaturunddurchdenSED-Staat,in:SchsischeJustizgeschichte,Bd.8:SchsischeJustizindersowjetischenBesatzungszoneundder frhen DDR. 1945 bis 1957, Dresden 1998, S. 59-92.178StaatsarchivDresden,LRSD,MinisteriumdesInnern,Akten-Nr.1911, RechtshilfeinEinzelfllen,KreispredigerPaulConddanMaxSeydewitz,MinisterprsidentdesLandesSachsen,vom18.8.1949undebd.,JehovasZeugen Gruppe Hoyerswerda I. A. Paul Gotsche an das Amtsgericht Hoyerswerda, vom16.8.1949.Hierwirddavonberichtet,daeinam1.Nov.1948beginnender,fr dreiJahregltigerMietvertrag,durchGerichtsbeschlugesetzwidriggekndigt wurde. Die in schlechtem Zustand angemieteten Rume wurden von Jehovas Zeu82hattenschlielichauchkeineanderenMglichkeiten,alsdievorhandenenRechtsmittelauszuschpfen.DaimOstenDeutschlandsunter sowjetischerBesatzungsmachtaberkeinerechtsstaatlichenVerhltnisseherrschtenundbestehendeGesetzeignoriertwerdenkonnten, fruchtetendieEingabenwenig.MitderEtablierungdesStaatesDDR ndertesichfrZeugenJehovasnichtszumPositiven.ImGegenteil, dieGottesdienstfreiheitwurdeimgesamtenTerritoriumderDDR immerweitereingeschrnkt.EswurdenVerbotezurDurchfhrung vonBibelstudienerlassen.GottesdienstewurdenvonderPolizeiweiterhingewaltsamaufgelst.Zeugenhovasausstaatlichenund kommunalenArbeitspltzenentlassen.EinePetitionderWTGvom 18.Februar1950andieRegierungderDDRzur"Gewhrleistung wahrerGottesdienstfreiheit"zeigtekeinerleiWirkung.EskamweiterhinzugesetzwidrigenAuflsungenvonGottesdiensten,BeschlagnahmevonLiteraturundsogarzurVerhaftungeinigerleitenderPrediger.180SogareinEntfhrungsfallistbekannt.Am25.Februar 1950,zweiTagenachZustellungderPetitionandieRegierungder DDRwarderMissionsdienstleiterderZentralederZeugenJehovasin Magdeburg,PaulGromann,unteraufsehenerregendenUmstnden pltzlichverschwunden".GromannwarunterderNazi-Herrschaft neunJahreinGefngnissenundKonzentrationslagerneingesperrt gewesen.DasBroinMagdeburgwandtesichdirektanMinisterprsidentGrotewohl,umbeiderAufklrungdesFallsUntersttzungzu erhalten. Im Schreiben an Grotewohl heit es:r//../....//.....-..,/./.c....//. .../..t././../......r-,/,.,...///gen in Eigenleistung renoviert. Mehr als zwei Jahre vor Ablauf des Vertrages und trotzEingabeeinerBeschwerdegegendenunrechtmigenGerichtsbeschlu, wurde auf Veranlassung von SED Funktionren durch einen Schlosser der Raum am 16.8.49 gewaltsam geffnet, das Mobiliar entfernt und der Raum durch diese Zwangsrumung widerrechtlich in den Besitz der SED berfhrt. Zudem war die Miete schon bis einschlielich August bezahlt worden.179 Jahrbuch der ZJ 1974, a. a. 0., S. 224 f. Vgl. Politische Strafjustiz in der frheren DDR: Zeugen Jehovas Der Fall Erna B. (1950), Zusammengestellt durch die LandesjustizverwaltungenderLnderBerlin,Brandenburg,MecklenburgVorpommern,Sachsen,Sachsen-AnhaltundThringen,HerstellungDruckerei d80Justizvollzugsanstalt Hohenleuben, im Oktober 1996, S. 53-67.Jahrbuch der ZJ 1974, a. a. 0., S. 225.83/.://./..//.t/.,./././t//,...-..-//.t-,/.././c./..-/..,.t..//./../. . .. r.../...,., ..,. ...//. c/./. .. .. ,/./. t/....,., /. t./. ../.. .. /. / .. .. u/.t.,..,,.:./ . u .. /.. .//,., .,.,. hat."l-S1EineWochenachEingabederPetitionwurdeinMckenbergein ordnungsgemgemeldeterKreiskongrederZeugenJehovas^unter EinsatzeinesgrerenPolizeiaufgebotsgewaltsamgesprengt".Ein hnlicherFallwurdeausElsterwerdagemeldet.Derordnungsgem angemeldeteKreiskongrevom30.Junibis2.Juli1950wurdevon Volkspolizei-BeamtenimVereinmitintolerantenParteiFunktionren"mitseltenerBrutalittgesprengt".Auchhierhatte mandenWirteinesgroenVersammlungsraumesunterAndrohung desKonzessionsentzugesunterDruckgesetzt.Dieserhattesichnicht einschchternlassenunddenZeugenJehovasdenversprochenen Raumgewhrt.DaraufhinwurdeerinPolizeihaftgenommen,whrenddieVersammlungdurchdasAbsingenvonstrendenLiedern, welchezusammengetrommelteHalbwchsigeimVorraumdesSaales brllten",amGottesdienstgehindertwurde.EskamzuVerhaftungen undSchlieungdesSaalesdurchdiePolizei. 18aInverschiedenen anderenOrtenwurdenebenfallsKreiskongressegestrtundverhindert.InCoswigdrangenam16.Juli1950etwa15KripobeamtewhrendeinesGottesdienstesindieausetwa1.000Personenbestehende KreisversammlungderZeugenJehovaseinundstrtendurchBrllendieAndachtundveranlatendurchSignalisierungmitTrillerp- fgifeni_da_glwa2_bereitstehende Polizeimannschaften den Saal181 BArch Berlin, D01-11.0, Aktenband 860, Bl. 123 ff., Rechtsabteilung der ZentraleinMagdeburganGrotewohlvom15.3.1950.ImJahrbuchderZJhiees: ,EinesTages verschwandein Brudervom Bethel in Magdeburg, von der GPU in eine Falle gelockt." Jahrbuch der ZJ 1951, S. 134. Gromann starb nach wenigen Jahren in einem Zuchthaus der DDR, wohin er verschleppt worden war. Aussage vom Zeitzeugen Richard Rudolf aus Schwerin am 11. Februar 1999 an den Verfasser. Rudolf sa zur selben Ziet im selben Zuchtbaus ein wie Gromann.182Ebd., B1.124.183BArchBerlin,D01-11.0,Aktenband860,Bl.138f.,BezirkspredigerPietzko andenstellvertretendenMinisterprsidentenNuachkevom10.Juli1950. Verbot des Kreisgottesdienstes in Elsterwerda und Grditz und Auflsung desselben durch Polizeieinsatz."84184 Istrmten,derdanninradikalsterWeiseausgerumtwurde". a11 dieseStrmanverkonntenjedochdieAktivittderZeugenJehovas nichtlhmen.SiesteigertendenEinsatzsogarnoch.SohattedieKriminalpolizei am 11. August in einem Bericht festgehalten:Die Hauptabteilung K stellte fest, da im 1. Halbjahr 1950 die ,Zeugen Jehovas in der gesamten Deutschen Demokratischen Republik in verstrktem Mae ihre Agitations- und Versammlungsttigkeit steigerten."Zugleichwurdefestgestellt,dadieGesetzedurchdieZeugen Jehovasnichtkorrekteingehaltenwurden.Z.B.wurdeimmerwieder SchriftmaterialohneLizenznummer"aufgefunden.Wegender WeitergabenichtlizenzierterZeitschriftenkamesimmerwiederzu polizeilichenStrafverfgungenundGerichtsprozessen.Geldstrafen biszueinerHhevon250,00Markwurdenausgesprochen.BegrndetwurdensievomGerichtmitderbertretungdesBefehls105der SMADvom6.Juni1948sowiedemVerstogegendiePolizeiordnung vom20.August1948berdieErteilungvonVertriebsgenehmigungenfrperiodischeDruckschriften.Am26.Juni1950erhieltdieZeuginJehovasChristaP.wegenZeitschriftenverbreitungeineGeld-184BArchBerlin,D01-11.0,860,Bl.146.,ProtestschreibenvonPietzkoandie Regierung der DDR, z. H. Herrn Grnbaum vom 16. August 1950.185RegionalwurdeineinigenFlleneineGenehmigungerteilt.Z.B.erteiltedas VolksbildungsamtinQuedlinburgdieGenehmigungzurVerbreitungeinerBroschre.BArchBerlin,1)01-11.0,Aktenband866,Bl.8,Hauptabt.VA,anMinisteriumdesInnernundanMfS,vom6.Juli1950.Bereitsam16.Dezember1949 wariminternenInformationsdienstfrdieGemeindeverantwortlichenberdie VerbreitungderLiteraturohneLizenzberichtetworden.Dorthiees,dadas weltweiteWerkdesPredigensmndlichkaumdurchgefhrtwerdenknne.Wenn wirdiesimAugehaben,wissenwir,waswirzutunhaben."Auchberiefensiesich darauf,dasiedieZeitschriftennichtzugewerblichenZweckenverbreitenwrden.DieLizenzverordnungwreauchnichtneu.AuchunterderSMADhabesie bestanden.HierhatteallerdingsniemandetwasgegendieVerbreitungderLiteratureinzuwenden.ZudemgarantieredieVerfassungderDDRdieGlaubens-, Presse-,Meinungs-undGottesdienstfreiheit.BStUHalle,Allg.P795/56,Bl.94 ff.,BroinMagdeburg,andieGemeindediener,vom16.12.1949.Hierdachtedie Justizanders.IneinemUrteilhiees:"DernachderPolizeiverordnungverbotene VertriebvonZeitschriftenbrauchtauchwedergewerbsmignochentgeltlichzu geschehen.Esgengt,wenndurchdenVertriebeineMglichkeitzurKenntnisnahmevondemInhaltderZeitschriftengeschaffenwird."BArchBerlin,DP1/VA 1110, Bl. 348, Revisionsverhandlung gegen Urteil vom 14. Juni 1950.385strafevon150,00Mark.Beiihrwarenetwa8-9Zeitschriften,Der Wachtturm gefunden" worden. Sie hatte diese Zeitschriften fr ihreBibelvortrge benutzt und auerdem an Interessenten unverkuflich18weitergegeben"-r.,.ZeitschriftenverbreitungerhieltderRentnerMaxW.100,00MarkGeldstrafe.DerAngeklagtesolltedurch dieseangemesseneShne"begreifen,dadieVerbreitungnichtli- zenzierterZeitschriften,diegeeignetsind,staatsgefhrlichenInhalt zuverbreiten",nichtmehrdurchgefhrtwerdendrfe.187Einweiterer Angeklagter, Rudolf Sch., hatte am 19. Januar 1950 zwischen20.00Uhrund2120UhreineBibelstundefrAnhngerder ,Zeugen:./.ineinerGaststtteabgehalten.berwachtwurde diesevoneinemVolkspolizeiwachtmeister.AlsGrundlagefrdie BibelstundehttehierdieLiteraturderZeugenJehovasgedient:Die inderWestzonegedruckte,inderDDRnichtzugelasseneZeitschrift :derWachtturm." 188SeineGeldstrafebetrug30,00Mark.Whrend einerHausdurchsuchungwarenbeiErichSch.ausBrandenburg163 Zeitschriftenentdecktworden.SeineGeldstrafewurdeauf250,00 Mark festgelegt.189NichtimmerwardieBeschlagnahmederLiteraturunddieFestnahmenfriedlichverlaufen.SowirdineinerAnklageschriftgegen sechsZeugenJehovasdavonberichtet,danacherneuterBeschlagnahmevonZeitschriftendurchdieVolkspolizeieszuttlichenAuseinandersetzungenkam.ManwehrtesichgegendiesealsSchikanen empfundenenManahmenmitaktivemWiderstand"gegendie Staatsgewalt.EinigeVolkspolizistenerhieltennachGerichtsaufzeichnungenSchlge"undwurdenmitFengetreten".Eskamsogarso weit,daeinigenVolkspolizistendieAbzeichenderDeutschSowjetischenFreundschaft,SchulterstckeundBinderabgerissen, UniformmtzenundHemdkragenzerrissenu.einUhrenglaseingeschlagenwurde".InwieweitdieVolkspolizei,diesonstauchnicht186 BArch Berlin, DP1NA 1110, Bl. 370 f., Proze vom 26. Juni 1950.187Ebd., BI. 334, Sitzug vom 21. August 1950.188BArch Berlin, DP1NA 1110, BI. 342 ff., Berufungsinstanz vom 7.8.1950 wegen Urteils vom 12.4.1950.189Ebd., Bl. 347 f., Amtsgericht Brandenburg, vom 14. Juni 1950.86geradezurckhaltendwar,ebenfallszugeschlagenhatte,gehtaus derAnklageschriftnichthervor19Geldstrafenwurdenauchverhngt,wenn,wieimFalledesPredigersLotharKurtW.,jemand erklrte,lediglichhalbtagsarbeitenzuwollen,daersichfrdas Missionswerkeinsetzenwolle.Dieswurdenichtakzeptiert,dadie PredigerderZeugenJehovasihrAmtnurnebenberuflichausben wrden.DerArbeitszwangsanordnungdesArbeitsamtesmssedeshalbunterallenUmstndennachgekommenwerden,damitder Volkswirtschaftsplanerflltwerdenknne.DieGeldstrafefrW. betrug 150,00 Mark, ersatzweise 30 Tage Haft.Wasebensoschwerzhltewar,datrotzverfassungsmig garantierterMeinungsfreiheiteinigeZeugenJehovasihreMeinung auchberdieRegierungffentlichuerten.SoberichtetedieKripo, dabeieinerAuflsungeinerangeblichnichtgenehmigtenVeranstaltungeinPredigerinHallegeuerthabe,dainHalledieDemokratieaufgehoben"wre.InMagdeburghabeeinPredigergeuert, dadieBevlkerungderDeutschenDemokratischenRepublikvon einerdnnenSchichtunterdrcktwrde".192VonderKripowurde immerwiederfestgestellt,dadieGesetzedesDDR-StaatesvonJehovasZeugenunterlaufenwrden.Siewrdensichnurandie GesetzeihresGottes"halten.193Zudemwrdegeradeimffentlichen VerkndigungswerkimmerwiederberdieungerechtfertigtenVerbote und Einschrnkungen durch die Regierung gesprochen.DieSED-RegierungbliebbeiihremeingeschlagenenKursund setzteberdiegleichgeschaltetePresseeineVerleumdungskampagne inGang,umanderweiterenDiskreditierungderZeugenJehovaszu arbeiten. Gegen diese Pressekampagne hatte die Rechtsabteilung derReligionsgemeinschaft schon im Schreiben an Grotewohl vom 15.190 Ebd., Bl. 349 ff. Anklage im Schnellverfahren gegen sechs Angeklagte vom 9.8.1950.Ebd., Bl. 358 ff., Urteilsbegrndung.8 92BArch Berlin, D01-11.0, 860, Bl. 140/2 f., Ttigkeitsbericht der Kriminalpolizei vom 11.8.1950.893BArchBerlin,D01-11.0,860,B1.140/2.Richtigmteeshierheien:Wenn diesestaatlichenGesetzesichnichtmitdenGesetzenGottesdeckenwrden, wrden sie die Gesetze Gottes einhalten.87Mrz1950protestiert,dasieinihreinesystematischeHetzpropaganda"erkannteundhiermitunwahrenBerichtenundunfairen Mitteln gegen Jehovas Zeugen operiert" wiirde.IneinerweiterenPetitionvom10.Juli1950wurdenklareForderungenandenStaatgestellt,endlichfrdiegarantiertenFreiheiten einzustehenundsiedurchzusetzen.AufdieseWeisewolltemansich gegendenimmerstrkerwerdendenstaatlichenDruckzurWehrsetzen.DochdieFrontenwareninzwischenverhrtet,undsohieesin der Petition:r//./..+,.,/../.../. .,.,..//.; r. ... :. - .. .//,., ,.,. . ..,./. .... . .. r.///.///. //./ .... . .. ..-//. o.., .. t./. ./// .. t../. t.-//. t.,./// / ./. ... .. . ./ .. /... s,. . t./. . ../.... t.. ... ,.,. .. . o./.... ././. ..,. . r....//./. . .-./.. .. .. ../.. .. /..///. /./././... . - ..,,.. r., ,./-,/ //. t. t..., .. ,.//... .//,.,. .. :,. .... .. +// ..,. .. t/. .. ./. . ../ . ../..//. Gesetz c. ..../ .../..c/./.,.-.//-::+.,.:... tttJehovasZeugenwarensichderbrisantenLagebewut,indersie sichbefanden.DieDDRwarnichtdaseinzigekommunistischeLand, indemsieSchwierigkeitenhatten.InderVolksstimme",demOrgan derSEDinSachsen-Anhalt,hattemaninderAusgabevom8.Juli 1950davonberichtet,dainPolenmehrereleitendeZeugenJehovas wegenSpionagettigkeitverhaftetwordenwaren.DieinLodzgelegene Zentrale sei aufgelst, geschlossen und versiegelt worden.196mBArch,SAPMO,D01-11.19, Aktenband 860, Bl. 123 ff., Rechtsabteilung derZJ an Grotewohl vom 15.3.1950.195BStUAStHalle,Allg.P795/56,Bl.33ff.,JehovasZeugenBroBerlin.An Behrden, Organisationen und Persnlichkeiten des ffentlichen Lebens!" vom 10. Juli 1950.196BStUAStHalle,Allg.P795/56,Bl.87,Volksstimme",vom8.7.1950,Nr. 156,zitiertaus:BriefderWTGMagdeburganalleKreis-undStadtdienerder Zeugen Jehovas vom 15.7.1950.88Etwa 6.000 der 18.000 Anhnger waren verhaftet worden. Davon197wurdenvielemihandelt,einigesogarzuTodegefoltert.InEstlandhattenbereitsabAugust1948Verfolgungsmanahmeneingesetzt. Fnf leitende Zeugen Jehovas wurden vom KGB verhaftet. Am1.Juni1949wurdeeineResolutionwegendieserGlaubensverfolgungandiehchsteStellederEstnischenSozialistischenSowjetrepublikundandenVorsitzendendesPrsidiumsdesOberstenSowjets derUdSSRgeschickt.DiesesProtestschreibenhattemanvondort auch an Stalin weitergeleitet. Darin hie es auszugsweise:r /.. . :./. Zeugen . ..- c./, /.,./. .... .. /. .//,., .,..// .. t. o, . :./. c .... ../ .. r/.. o//. . : s., //. ,.. .... //. t./. .. s... .,./.. .. ,.. o// . :./. r,./ zu ,..,. . .. :./. .. s... .. .. /--./. t. .//., ../. :.sEtwazurselbenZeitsetzteauchinderSowjetunionselbstdieVerfolgungein.DerBesitzvonbibelerklrenderLiteraturderZeugen Jehovaswurdemitbiszu25JahrenHaftbestraft.ImSommer1951 wurdenfastalleZeugenJehovasnachSibiriendeportiert.199Inder Tschechoslowakeiwar1948dergesamteLeitungsstabverhaftetund zuzweiJahrenArbeitslagerverurteiltworden.TrotzdieserManahmehattesichdieZahlderZeugenJehovasvon1.209imJahre 1948 auf 2.882 Glieder im Jahre 1950 erhhtsoInRumnienwardasZweigbroderWTG1949geschlossenworden.DiefhrendenMnnerwurdenzulangjhrigenHaftstrafenin Arbeitslagernverurteilt.EbenfallswarinBulgarienundAlbanien einVerboterfolgt.AuchinJugoslawienwareszuVerhaftungender fhrendenMnnergekommen,diezwischen3und20JahrenHaft erhielten.201197 Hutten, Seher, a. a. 0., 5.117.198Erwart,22.Februar1999,WTG,Selters/Ts.,S.10ff.,Auszgeausder Resolutionhierabgedruckt,LebensberichtvonLernbitToom,EinhalbesJahrhundert unter totalitrer Gewaltherrschaft".199,,DerWachtturm",1.Mrz1999,a.a.0.,S.24ff.,LebensberichtvonMichail Wasilewitech Sawitskij, ber 40 Jahre unter kommunistischem Verbot".200 Hutten, Seher, a. a. 0., S. 117.201 -Der Wachtturm", 1. November 1950, a. a. 0., 5.330.89InderinternenInformationsschriftderWTG,vom15.Juli1950, analleKreis-undStadtdienerwurdendiesedarberunterrichtet, damanZeugenJehovasdieOdF-Ausweiseentziehe.Diesenwrden auchdieSchwerbehinderten-AusweisesowiediedamitinVerbindung stehendenRentenund...VergnstigungenalsVerfolgtedes Faschismusaberkannt.ManmssemitweiterenGewaltmanahmen rechnen.=EinigeTagespterwandtesichdasBroinMagdeburg erneutandenstellvertretendenMinisterprsidentenNuschke,umdie AnklagepunktegegenJehovasZeugenzuerfahren.Biszudiesem ZeitpunktwarvonRegierungsseitenichtsverlautbartworden,was irgendwiestichhaltiggewesenwre.EswrdenlediglichvonderPolizeiAllemglichenundefinierbarenundunbegrndetenBeschuldigungenerhoben,dierestlosunzutreffendsind".Voneinemt./msseerwartetwerdenknnen,dadieBeschuldigtendie Anklagepunkteerfahren,andernfallsrichtensichdieAnklger selbst".203ErneutwurdeineinerResolutionvom1.August1950,aufeinem KongrederZeugenJehovasimYankee-StadioninNewYork,auf dieuerstschwierigenUmstndeindenkommunistischenLndern aufmerksam gemacht. Dort hie es unter anderem:^ Vielmehr erheben wir vereint Protest gegen die Verfolgung von Jehovas Zeugen durch die Kommunisten- und andere Regierungsmchte und wir erklren die Verfolgungirgendeiner religisen Minderheit durch politische Regierungen und mchtige religise Hierarchien als unrecht und unchristlich, und wir werden uns an solchem nicht beteiligen".204202 BStU Halle, Allg. P 795/56, Bl. 88, Brief der WTG Magdeburg an alle Kreis- und Stadtdiener der Zeugen Jehovas, vom 15.71950.203BArchBerlin,D01-11.0,860,Bl.134,BroMagdeburganNuschke,vom 18.71950.204DerWachtturm, 1.November 1950,a.a. 0.,S.332 f.Besonders interessant ist,daJehovasZeugensichgleichzeitigindenUSAgegendenbesondersvon katholischerSeiteerhobenenVowurfkommunistischzusein,wehrenmuten. InamerikanischenkatholischenZeitungenerschienenmassiveVorwrfe,da JehovasZeugenmitKommunistenzusammenarbeitenwrden.Sowarzulesen: PolnischeRotefinanzierenJehova-Agenten'.Unterdieserberschriftwurde berichtet:Warschau-DieatheistischeRegierungvonPolenfinanziertSekten wie die Zeugen Jehovas in dem Bemhen, die Katholizitt des Volkes zu vernichten. ,Wachtturm'-Verkufer machen in den Wohnungen die Runde mit Paraphle-90DenForderungennachAufklrungundStellungnahmezuden ManahmenkamdieRegierungnichtnach.DieReaktionerfolgtein FormeinesgewaltsamenEindringensindieZentralederZeugen Jehovas,demBethelinMagdeburg.Am30.August1950,somiteinen TagvordemVerbotderReligionsgemeinschaft,drangenMitarbeiter derStaatssicherheitunterFhrungzweiersowjetischerOffizierezwischen4.00Uhrund5.00UhrmorgensindieZentralederReligionsgemeinschaft,demBethel,e1/1.Vondendortanwesenden28ZeugenJehovaswurden27verhaftet.Einerbliebzurckundmuteals Hausmeisterfungieren.206SmtlicheLiteraturwurdebeschlagnahmtundabtransportiert.AuchdieinderKchegelagerten Lebensmittelwurdenmitgenommen.207DieseVerhaftungsaktionwar nicht nur auf das Bethel beschrnkt. Am selben Morgen zwischen4.00Uhrund6.00Uhrwarenlandesweitetwa400ZeugenJehovas verhaftetworden. 205BeiderFestnahmegingmannichtzimperlich mitdenGefangenenum.Siewurdenmihandeltundberaubt".in einemKrankenhausverstarbeinZeugeJehovas,derseinenbeider VerhaftungzugefgtenVerletzungenerlegenwar.60weitereVerhaftetemuteninKrankenhusernbehandeltwerdenVoneinem ZeugenJehovaswirdberichtet,daer,daerseineVerhaftungten,diedieKirchebeschimpfen.Sonntagsvortrgewerdenzudemorganisiert, worinderKatholizismusheruntergemachtundderKommunismusverherrlicht wird.".CatholicChronicle,Ohio,USA,vom27.Februar1948in:DerWachturm,1. November 1950, S. 327.205BArchBerlin,HVDVP,Nr.860,Bl.158ff.Vgl.JahrbuchderZJ1974,a.a.0., S.225.berdieManahmenderRegierungwurdeimJahrbuchgeschrieben,da dieKommunistendanachtrachtenwrden,dortweiterzufahren,wodieNazis aufgehrthatten,indemsiedurchnochgrereBrutalitt,Grausamkeit,Furcht undSchreckendiewahreAnbetungJehovasindiesemLandeauszulschenversuchen".JahrbuchderZJ1951,a.a.0.,S.133.ManbeseBerichte,wonachdie ZustndeinOstdeutschlandsogardieGrausamkeitdesNaziregimesbertreffen" wrden. Ebd., S. 132.206 Jahrbuch der ZJ 1974, a. a. 0., 5.225.207Ebd., S. 226.208Vgl. Hans-Hermann Dirksen, Die Zeugen Jehovas, a. a. 0., S. 262 f.209DerWachtturm",1.April1951,a.a.0.,Gefngnis,MarterundTodfrdie Zeugen in der Sowjetzone", S. 112.91erwartethatte,diePolizeiindengestreiftenZebra-Kleidern"empfing,dieerschonimKonzentrationslagerderNazistragenmute.zio EinenTagnachdieserGewaltaktion,am31.August1950,verfate derdamaligeInnenministerDr.SteinhoffdasVerbotderZeugen JehovasfrdasGebietderDDR.DieZeugenJehovas,heitesdort, werdenmitdemheutigenTageausderListedererlaubtenReligionsgemeinschaftenimBereichderDeutschenDemokratischenRepublikundinGro-Berlingestrichenundsindsomitverboten".Eswre klarbewiesen",daJehovasZeugenihreTtigkeitalsReligionsgemeinschaftfrverfassungswidrigeZweckemibrauchen"wrden. SiehttengegendiebestehendedemokratischeOrdnung"eine systematischeHetze"betrieben,httenillegalSchriftenmaterialverbreitet,undzudemseifestgestelltworden,dasiedemSpionagedienst einer imperialistischen Macht dienstbar" seien 211s//....t../-,,...o../..--/.,.ErstnachdemdasInnenministeriumzusammenmitdemMfSTatsachengeschaffenhatte,wurdedieBevlkerungdurchPresseartikel undaufBetriebsversammlungenmassivaufdasnochnichtverffentlichteVerbotvorbereitet.SokonntemaninZeitungenlesen:Die Werkttigenantworten.ManahmengegendieKriegsapostelgefordert."IndemZeitungsberichthiees,dadieVolksfeindlicheund verbrecherischeTtigkeitderZeugenJehovas"beidenWerkttigen UnwillenundEmprung"ausgelsthtte.DeshalbwrdenjetztProtestversammlungendurchgefhrtwerden.VerschiedeneBetriebsBelegschaftenwurdenzitiert,z.B.dieWerkttigendesGummiwerkesBlausiegel,diesichaufdasEntschiedenste"gegendie Machenschaften"derZeugenJehovasverwahrenwrden.Siehtten./dadieseTtigkeitzuneuenKriegen,zuBombenteppichenundVlkermorden"fuhrenwrde.212ImNeuesDeutschland"210Jahrbuch der 7J, 1974, a. a. 0., S. 226.211BArchBerlin,D01-11.0,860,Bl.149,VerbotdesInnenministersSteinhoff an die WTG in Magdeburg vom 31. August 1950.Das Volk" vom 31.8.1950, Nr. 202.92hieesberJehovasZeugen,sieseiendieApostelderAtombombe" undAgentenderWall-Street".213WeitereSchlagzeilenwaren: KriegstreiberhinterscheinreligiserFassade"EnergischeManahmengefordert",ZeugeJehovasmorder216,DasdeutscheVolk istkeinOpferlamm."217,Spionagezentrale:NewYork,117Adams Street"[AdressederZentralederZeugenJehovasinBrooldyn]218, FalscheProphetenmssenzurOrdnunggerufenwerden"219und DiefalschenProphetensindberfhrt.IndenUSAausgebildetzur Whlarbeit Judenhetze wie bei Hitler"220.DieArtikelberJehovasZeugen,immerimselbenStilgehalten undmitgleichenAussagen,wurdenindergesamtenneuenRepublikverbreitet.DiePerfidiederVerfolgungsbehrdenerreichteeinen weiterenHhepunktmiteinemvertraulichenSchreibendesGeneralstaatsanwaltsvom4.September1950andieOberstaatsanwlte desBezirkB221,indemsieaufgefordertwurden,aufgrundderPresseverffentlichungenzuenergischenManahmenzugreifen.Eshie im Betreff Staatsfeinde ,Zeugen Jehovas " vom 4. September 1950:In Anbetracht der in letzter Zeit in der Presse verffentlichten Meldungen ber staatsfeindliche Ttigkeit der Angehrigen der Sekte ,Zeugen Jelumatsr, hat sich das Ministerium fr Staatssicherheit veranlat gesehen, zu energischen Abwehrmanah213Neues Deutschland" vom 30.8.1950.214Rundschau" vom 1.9.1950.215Ebd., 1.9.1950.216Volkstimme" aus Magdeburg vom 31.8.1950.217Volksstimme"ausMagdeburg,vom30.8.1950.HierwarderMordvorber einemJahrinBelmsdorf(inderZeitungwurdederOrtBimsdorfbeiBischofswerdagenannt.DerTterhieindemBerichtLebelt,nichtLbelt)wiederaufgewrmt worden und wurde so beschrieben, als sei es eine frische Tat.218Neue Zeit" vom 31.8.1950.219 Freiheit vom 31.8.1950.220 Freiheit vom 1.9.1950. Das war eine besonders perfide Unterstellung.221BStUBerlin,MfSHAXX/4,Zentralarchiv,Nr.1865,Bl.117f.,vertraulicher BriefdesGeneralstaatsanwaltsandieOberstaatsanwltedesBezirksundan denLeiterderstaatsanwaltachaftlichenZweigstelleinEisenachvom4.September 1950.93-. .. ,./. t.. /-. .. ..- /. s/./. /.../. .. /. t...., ../ .. s/..//,.,/./.. .. c./. .. .. s.///. z. o././., //. ///... .//. ../. / ,.- .. t./.,./., - :: +.,. :. ..//. -.. t..//. / .. ..//. t ... o.,./., //. ich ././// .. .../. c..../.--.,. ,././ .. .. r/., .. ..-//. c...///. .-,//. ... t.. .. ///..-//. o.., .. s/....././.+///...-/.///../.,..u./.,. ../ .. z..,. :./. .. ,.,. .. t../. t.-//. t.,./// ,./. . / ././/. :,/. .. /./. .. ...- t// - /.//..,. .//. .. +/../., zu /,. . t. o./.. .. ..- /. s/./. .. .. ./,. t/.....//. /./. ....- . .,//. t...., .. ,../. ./. ///... .//. .. ./.../.. + - -// t- .. s--.//./. ./., .. ,./.DiealsAuftragsarbeitdurchdiegleichgeschaltetePresseverffentlichtenArtikelwurdenbenutzt,umdenStrafverfolgungsbehrdeneineArgumentationshilfefreinrigorosesBestrafungsverhalten gegenJehovasZeugenzubieten.DieOberstaatsanwlteselbst warendurchdieDienstbesprechungvom17.August1950schonim VorfeldaufeinsolchesVorgehenvorbereitetundeingestimmtworden.SobehaupteteADNineinerMeldungvom1.September1950,auf BetriebsversammlungenhttendieArbeitergefordert,das verbrecherischeTreiben"derZeugenJehovaszuverbieten,die sogargeforderthtten,dieArbeitniederzulegenundsich^gcheinmalauszuleben,dadieWeltinKrzeuntergehe"[sic?]^Essei unverstndlich,soeinCDU-MitgliedaufeineranderenBetriebsversammlung,dasichdieZeugenJehovasgegendieUnterschriftensammlungzurchtungderAtomwaffestellen,daalleaufrechten Christenbestrebtsind,denFriedenzuerhalten"[sic).Dieser scheinreligisen Sekte" msse das Handwerk gelegt werden.223In einer ADN-Meldung aus Halle hie es :222 BArch Berlin, DO 4, 267, keine Blattnummerierung, ADN- Meldung vom1.9.1950, Nr.1 63, Halle, ,werkttige von dessau fordern verbot der ,zeugen jeho- vad ". Die Verbreitung von Lgen gegen den Gegner war ganz offenbar erlaubt, da die Zeugen Jehovas eine solch absurde Aufforderung nie von sich gegeben hatten.223Ebd.,Idpundcdu-mitgliederfordernmassnahmnegegendiezeugenjehovas". ADN-Meldung vom 1.9.1960, Nr. 809.94tsofortigeVerbotderSekte,ZeugenJehovas'undstrengsteBestrafungder Leiter der Sekte fordern die 12.000 Bergarbeiter des Bitterfelder Braunkohlereviers. In einer Erklrung der Bitterfelder Kumpel wird festgestellt, da sick die Sekte durch ihreHetzegegendendemokratischenAufbauinderDeutschenDemokratischen RepublikunddurchihreTtigkeitalsWegbereitereineranglo-amerikanischen AggressionalswillenlosesWerkzeugdeswestlichenImperialismuserwiesenhat" [se_ 224SolcheVerlautbarungenberBetriebsabstimmungenkonnten subjektivdieMeinungprgen,dieBevlkerungstehegeschlossen hinterdiesemVerbot.225DahierabernichtunbedingtdietatschlicheMeinungallerAnwesendenwiedergegeben,sonderneineselektierteundzensierteMeinungswiedergabeerfolgte,wirddurchden BerichteinesV-Mannesdeutlich,derberdenV.ParteitagderCDU vom 14.-17. September 1950 berichtete. Dort heit es auszugsweise:,,BeiderAussprachedesPfarrersMehrtenwurdevoneinemDelegierteninder zweiten Reihe vor mir geuert: ,Der wird uns den Frieden auch nicht bringen'. ,Mit der Angelegenheit der Zeugen Jehovas waren viele Mitglieder unserer Partei nicht einverstanden. Ich mchte nur wissen, wer diese Sache eingefdelt hat. 226ImJahrbuchderZeugenJehovasausdemJahr1951wurdeber eineweitereBetriebsversammlungausdieserZeitberichtet,dievon zweikommunistischenFunktionreneinberufenwurde.Indieser sollteberdieEntlassungeinesZeugenJehovasabgestimmtwerden, dochstimmten98%gegeneineEntlassungdiesesMannes.Alses224Ebd.,werktaetigefordernverbotdersektezeugenjehovas"ADN-Meldung vom 1.9.1950, Nr. 114.225DieZeitzeuginFrauGertraudeH.ausSchwerin,jetztwohnhaftinSaarlouis, schlosssicham31.Oktober1948denZeugenJehovasan.ImJahre1957wurde siezudreiJahrenZuchthausverurteilt.SieberichtetihreEindrckeberdiese Betriebsversammlungen:DieWerkttigenwurdenbefragt,obmandafrsei,die OrganisationderZeugenJehovaszuverbietenunddieseStaatsfeindeindie Zuchthusereinzuliefern.DieseBefragungwurdepraktischeinstimmigangenommen.DiearbeitendeBevlkerungstimmtealsodemVerbotderZeugenJehovas undderenInhaftierungzu.Dieknnensichdanichtreinwaschen."Interviewvom 20.12.1997mitGertraudeH.,durchgefhrtvomKreisaufseherderZJFrank Meerwald. Schriftliche Abfassung im Besitz des Verfassers.226 Bericht eines V-Mannes des MfS ber den Parteitag der CDU 1950, vom18.9.1950,aus:SiegfriedSuckut,DieDDR-BlockparteienimLichteneuererQuellen,in:JrgenWeber(Hrsg.),DerSED-Staat,Olzog-Verlag,Mnchen1994,S. 99-197, hier: S. 128.95daraufhinzueinererregtenDiskussionzwischendenbeidenFunktionrenundderBelegschafkam,wurdesogarvoneinemArbeiter die Abstimmung ber die Entlassung dieser Funktionre gefordert.227Verffentlichungen,diedenEindruckerweckensollten,daselbst KZ-berlebendeeinVerbotderZeugenJehovasfordernwrden, hatteneinenbesondersheimtckischenCharakter.Schlielichwar allgemeinbekannt,daJehovasZeugenvondenNazisindieKZs gesperrtwurden.EshieineinerADN-Mitteilungvom3.September 1950:,DieFriedenstagungderFraueninFuerstenberg-Ravensbrueckricheteandie Regierung der Deutschen Demokratischen Republik ein Telegramm, in dem es heisst:, Wir auf der Friedenskonferenz in Ravensbrueck anwesenden 3 Delegierten fordern das Verbot der ,Zeugen Jehovas' aus der Erkenntnis, da die Mitglieder dieser Sekte die ihnen in der Verfassung gewaehrten Freiheiten mibrauchen. Wir dulden in unsere.friedliebendenDeutschenDemokratischenRepublikkeineFluesterpropaganda, die im Auftrag der Anglo-Amerikaner unseren Aufbau sabotieren will'".228o./,/. .. ./ ../ .. ...ErstnachdemberdieMedienundberinszenierteBetriebsversammlungeneinefeindlicheStimmungknstlichgeschrtworden war,wurdeindenZeitungendasVerbotderZeugenJehovas bekanntgegeben:Die ffentlichkeit unserer Deutschen Demokratischen Republik wird es begren, da der Minister des Inneren das Verbot der Sekte Zeugen Jehovas bekanntgegeben hat. Es hatte sich bereits eine betrchtliche Mistimmung darber angesammelt, daesdenAngehrigendieserOrganisationerlaubtseinsollte,alledieWertezu bekmpfenundindenDreckzutreten,dieunsererschaffendenBevlkerungdie hchsten sind, insbesondere den Kampf um den Frieden und den friedlichen Aufbau inderErfllungunsererWirtschaftsplne.1...IDieTatsachen,dieindenletzten Wochen bekanntgeworden sind, lassen keinen Zweifel darber, da die Zeugen Jeho- vw den Namen einer Religionsgemeinschaft in grbster Weise fr verfassungswidrige Zweckemibrauchthaben.BeiLeiternvonZeugenJehovasfandmangleichzeitig faschistische Literatur und betrchtliche Lager von Lebensmitteln und Gebrauchsgtern amerikanischer Herkunft, mit denen die ,Zeugen fr politische Zwecke des ame-227 Jahrbuch der ZJ 1951, a. a. 0., S. 135. Es werden hier keine genauen Angaben zu Ort und zum Datum genannt.228 BArch Berlin, DO 4, 267, ADN-Meldung Nr. 133 vom 3.9.1950.96//. t-,./-. ,./.. ....::sr /... ..- r... ,.,. ... ..-//. t.,.., .. /... ./ .. /..../., .. s///-. t...,,.// .. .. s/,. .. r//. - : o//.t: t- ...///... t.,..,,/./.., .. +/./: ,.. s/., .. ./. ./,. t./. t. .-. / .. .///. t./, -./ /.. / .,.,. .. - ..- ./ .. c/..- .. /-..,. +,..,/. - t. .. r.,./. ../. .//.::.EssolltederEindruckerwecktwerden,alshandeltedieStaatssicherheitimAuftragdesVolkes.DieDDR-Regierungwolltesichunter keinenUmstndenalsreligionsfeindlichprsentieren.Schlielich herrschteinderDDRnachauenhinReligionsfreiheit,undam15. Oktober1950standendie"Volkswahlen"an.Gleichzeitigwarfrdie betroffenenZeugenJehovasdieVorgehensweiserechtdurchsichtig. MitVerfolgungsmanahmenmutensierechnenundnahmendiese in Kauf.EbensowutendieSED-Funktionre,danureinVerbotden WirkungsgradderZeugenJehovaseindmmenknnte.Teilverbote wieetwadasVerbotihrerLiteraturfruchtetennicht,ebensowenig EinschrnkungenundSchikanendurchVersammlungsverboteund Hausdurchsuchungen.SolltedieseanderMissionsttigkeitorientierteGlaubensgemeinschaftliquidiert"werden,konntediesnur ber ein Verbot erfolgen.DieKommentareausdieserZeitindenWestmedienbesttigten dieAuffassungderZeugenJehovas.DerKommentarinder"Neuen Zeitung" aus Westberlin stand stellvertretend fr viele Westberichte:/ ././,. ,,,./. /..., //. .. ///. .. o.. .. s//, ,././ .. ..- ..-/ / .../. t.. .. .. ,.. o, ./ .. +//,.// /, t. z..,. :./. .. //. t.. - ..,.//. o..//.., ../... s./. .... ,.. ../ .. .../. t.-. s./// /. . c./. .. t../. t.-//. t.,./// ../. .. /. .... o.,., ..,/+./ .. /./. t.. .. ,.,. .. z..,. :./. .//.. +/./.,., ./ ,./ .// . .. r--.. .. o,.. /.. t./.,/. .. .. o.. ./.229 Berliner Zeitung", 5. September 1950, Zum Verbot der Zeugen Jehovas' Landes-Zeitung" Thringen vom 5.9.1950: ,Zeugen Jehovas' verboten. Eine Forderung der friedliebenden Bevlkerung erfllt - Fr Agenten kein Platz." Eben falls dort vom 11.9.1950: ,Bruder' Martin spionierte fr den CIC. Wieder ,Zeugen Jehovas' als Ami-Spione enttarnt - Anklams Bevlkerung begrt Verbot."97ade Mitglieder der Sekte von ihren Glaubensbrdern erhielten, mssen als Beweise fr staatsfeindliche Verbindungen mit dem Ausland herhalten. Den wahren Grund ibr das Verbot enthllt unfreiwillig das Zentralorgan der LPD, der ,Morgen; mit der Erklrung, die ,Zeugen Jehovas' htitten eine ablehnende Haltung zu der Aufbauarbeit der DDR eingenommen". Noch deutlicher wird der Charakter der Aktion als eines von oben befohlenen und gelenkten Manvers durch die Hetzkampagne bezeichnet, die dem Verbot vorherging. Eine von der gesamten Ostpresse betriebene Greuelpropaganda,dienichtmitblutrnstigenMordgeschichtensparte,solltedieBevlkerung psychologischvorbereiten.Der,SturmderEntrstung,derdaraufhininForm bestellter Resolutionen aus allen Teilen der Zone ausbrach, gab dann der Regierung dieHandhabe,diedieVolkspolizeitrotzBespitzelungundHaussuchungennicht hatte schaffen knnen. 30230 Neue Zeitung", Westberlin, Nr. 208, Heute wie damals" vom 6.9.1950.i99Jehovas Zeugen in der DDR - 31. August 1950 bis 14. Mrz 1990Jahre der Illegalitt bis zum Bau der Berliner Mauer 1961t./..., .. ./ .- :: +.,. :.EinsolchesVerbotliesichnurmitGewaltanwendungdurchsetzen. IndenerstenTagennachdemVerbotversuchtenJehovasZeugen, ihreGottesdiensteundihrePredigtttigkeitwiegewohntfortzufhren.Dochmutensieschnellfeststellen,daderStaatesmitder DurchsetzungdesVerbotsnursehrernstmeinte.Schlielichwaren HundertevonZeugenJehovasschoneingesperrtworden.DieTtigkeitdersichnochinFreiheitbefindendenZeugenJehovaswurde strengstensbeobachtet.AusallenLnderngingenvondenLandesbehrdenderVolkspolizei(LBdVP)BerichteberdieDurchsetzung desVerbotsandasMinisteriumdesInnern.Auchhierstanddas LandSachsenimVordergrund.Insgesamtwurdenbiszum6.September19501.791ZJberprft,davonwurden15Personeninhaftiert. Beschlagnahmt wurden bei diesen Aktionen:s/ r... : s/ u-.- c s/ t.//. s s/ s/./-/.:::: s/ ...//,.,.-.ZustzlichnocheinebeachtlicheMengeanBromaterial.Die LBdVPThringenmeldete,dainGeraeinHoteleigentmer,derein Zeuge Jehovas war, die Gottesdienste weiterhin in einem der Hotel-231BArchBerlin,D01-11.0,860,BI.168ff.,DurchgefhrteManahmenzum VerbotderSekteZeugenJehovas,vom9.9.1950,LBdVPSachsen.DieSchreibmaschinen und das Bromaterial wurden besonders fr das Schreiben von Elnla- dungen gebraucht. Manfred K. schrieb in seinem Erlebnisbericht ber diese Zeit, dadieDruckereiennichtmehrbereitwaren,EinladungenderZeugenJehovas fr die Vortrge zu drucken, da das MfS Druck auf sie ausbte. So sah man sich gezwungen, die Einladungen selbst zu schreiben, entweder auf Schreibmaschinen oder mit der Hand. Erlebnisbericht Manfred K. aus Lbz, Interview am 1.4.1996 durchdenKreisaufseherderZeugenJehovas,FrankMeerwald,Interviewim Besitz des Verfassers.100sledurchfhrenwollte.Erbegrndetediesdamit,dadieZusammenkunftaufGeheiGotteszustandekmeunddeshalbdurchgefhrtwerdenmsse.DerLeiterderVersammlungkonntesich,nach zwangsmigerAuflsungdesGottesdienstes,nichtzurckhaltenzu sagen,daschondieNationalsozialistensichdurchdieVerfolgung derZJinseigeneFleischgeschnitten"httenundauchihrwerdet euch ins eigene Fleisch schneiden".AusderLBdVPSchwerin,zustndigfrMecklenburg,wurde berichtet,daes31Hausdurchsuchungengab.233Eskonntezwar Schriftenmaterialsichergestelltwerden,abereingroerTeilderMitgliederlistenwrevordemZugriffderPolizeivondenleitendenPredigernvernichtetworden.Versammlungenseienauchweiterhin geplant,doch.diePolizeihtteschonGegenmanahmeneingeleitet. Eswrenzustzlichetwa150AnhngerundSympathisantenvom Volkspolizeiamt(VPA)undderStaatssicherheitzueinerInformationsveranstaltungdurchKurzreferateberdiewirklichenZieleund AbsichtenderWTGgeladenworden.AlsErfolgsmeldungverbuchte diePolizei,daetwa95%"derAnwesendenberdieZielederSekte emprt"gewesenwrenundihrenWillenzumFriedenzumAusdruck gebrachthtten.AusdemBerichtgehtnichthervor,inwiefern WunschdenkenundProfilierungssuchtbeiderErstellungdes BerichtsdurchdiePolizeieineRollegespielthatten.Dochdahier einunrealistischerBerichtverfasstwurde,istalleinschondurchdie angegebene Prozentzahl mehr als wahrscheinlich.InSachsen-AnhaltstelltemanebenfallsnochZusammenknfte vonAnhngernderGlaubensgemeinschaftfest.234Eserfolgtenin diesemZusammenhang8FestnahmensowieBeschlagnahmevon Literatur.EinZeugeJehovaswreverhaftetworden,nachdemdie Polizeifestgestellthtte,daerindenWestenflchtenwollte.Zwei grereKartonsmitLiteraturwrenbeiihmsichergestelltworden. DieLBdVPmeldete,danebenverschiedenerLiteraturauchMitgliederlisten und Karteien sichergestellt werden konnten. In mehreren232 BArch Berlin, D01-11.0, 860, Bl. 166, Durchgerhrte Manahmen zum Verbot der Sekte Zeugen Jehovas", vom 9.9.1950, LBdVP Thringen.Ebd., B1.167, LBdVP Schwerin.Ebd., BL 167 f., LBdVP Sachsen-Anhalt.234101KreisenseiendieLeiterderZeugenJehovasschonvonihrenvorgesetztenStelleninformiertwordenundhttensmtlichesMaterialentwedernachWestberlingebrachtoderverbrannt.Auchhierwurde von3Verhaftungengeschrieben,einedavon..,.einesvermuteten Wirtschaftsverbrechens.236s/.,. .- :: o//. :.DasVerbothieltdieZeugenJehovasnichtzurck,ihreMissionsttigkeitfortzusetzen.DasMfSbefrchtete,da,wenndiezustndigen LandgerichtedieProzefhrungbernehmenwrden,dieStrafen nichthochgenugausfielen.Weiterwurdebefrchtet,dadieUnhaltbarkeitderAnklagenoffenbarwrde.Deshalbsolltezunchstein SchauprozevordemOberstenGerichtderDDRinOstberlindurchgefhrtwerden,beidemeinGrundsatzurteilgeflltwerdensollte,als VorgabeundRichtliniefruntergeordneteGerichte.DieserProze fand-3.14.Oktober1950inOstberlinstatt.DieAnklagevertretung wurdevonGeneralstaatsanwaltErnstMelsheimerpersnlichbernommen.Am3.OktobertrugervorlaufendenKamerasfolgende Anklage vor:t. ,.. +,.//,. .... . - ,.//, ../ +, ,.,. .. s///-. +,,.// .. +/., .. +-.//. .. /..//. t.//., .. .../. //. .. .. t... .. r./ ././// ,.//.. .. //. s. //. - +./,. .. -.//. t-,./-. /,... s,,. o,//... .. r.,,,,. ,../. ..; - /..,./. ./ .../; .. o..//.., .. t../. t.-//. t.,./// . .. //.//. - : o//. :. /..//. s. //. ../..-../ ,.,. .. //. .. s... .. .. .//..-//. t.. ,./.. .. .- . /...////. .. /..//. .// .. ... //. ,. ::cNachdieserpropagandistischenRedeMelsheimerswurdedieFilmapparatu