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DPFA-Schulen gemeinnützige GmbH Fachschule für Sozialwesen Zwickau Fachbereich Sozialpädagogik Staatlich anerkannte Ersatzschule FACHARBEIT Die erzieherischen Möglichkeiten zur Förderung der Werteentwicklung durch Märchen bei Kindern im Alter von vier bis fünf Jahren Vorname Name: Isa Seiler Geburtsdatum: 29.01.1988 Klasse: ERZ 3/08 Datum: 10.12.2010

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DPFA-Schulen gemeinnützige GmbH

Fachschule für Sozialwesen Zwickau Fachbereich Sozialpädagogik

Staatlich anerkannte Ersatzschule

FACHARBEIT

Die erzieherischen Möglichkeiten zur Förderung der Werteentwicklung durch Märchen bei Kindern im Alter

von vier bis fünf Jahren Vorname Name: Isa Seiler

Geburtsdatum: 29.01.1988

Klasse: ERZ 3/08

Datum: 10.12.2010

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung .....................................................................................................................3 2 Theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema .................................................4 2.1 Werte – Grundlage für ethisches Handeln ....................................................................4 2.1.1 Entwicklung von Moral im Kindesalter ........................................................................5 2.1.2 Vermittlung von Werten im Kindesalter .......................................................................6 2.2 Märchen – ein Schatz aus der Vergangenheit ...............................................................7 2.2.1 Bezug zum Sächsischen Bildungsplan ..........................................................................8 2.2.2 Märchen in der Pädagogik.............................................................................................8 2.2.3 Die Bedeutung von Märchen für die kindliche Entwicklung........................................9 2.2.4 Deutung des Drei-Instanzen-Modells nach Freud in Bezug auf Märchen ..................10 2.3 Kindliches Denken und Problemlösungsstrategien des Märchens..............................11 2.4 Wertevermittlung durch Märchen ...............................................................................13 3 Empirische Untersuchungen zum Thema der Facharbeit ....................................14 3.1 Ziele der Empirie.........................................................................................................14 3.2 Verwendete Methoden und deren Durchführung........................................................14 3.2.1 Fragebögen für Eltern und Erzieher ............................................................................14 3.2.2 Tests mit ausgewählten Märchen ................................................................................15 3.2.2.1 Thema Wahrheit ..........................................................................................................16 3.2.2.2 Thema Gerechtigkeit ...................................................................................................16 3.2.2.3 Thema Solidarität, speziell das Teilen ........................................................................16 3.2.3 Beobachtungen zu den ausgewählten Werten .............................................................17 4 Ergebnisse der empirischen Untersuchungen ........................................................17 4.1 Auswertung der Tests und Beobachtungen.................................................................17 4.1.1 Der Wert Wahrheit ......................................................................................................17 4.1.2 Der Wert Gerechtigkeit ...............................................................................................18 4.1.3 Der Wert Solidarität ....................................................................................................19 4.2 Auswertung der Fragebögen .......................................................................................20 4.3 Schlussfolgerungen aus den empirischen Untersuchungen ........................................22 5 Fazit ............................................................................................................................23 6 Literatur- und Quellenverzeichnis ..........................................................................25 7 Anlagenverzeichnis....................................................................................................27

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1 Einleitung „Wie jammervoll und nüchtern erscheint mir doch eine Kinderstube, aus der das Märchen ver-

bannt ist.“ In diesem Zitat von Marie Freifrau von Eschenbach steckt eine Hochachtung vor dem,

was Märchen im Kindesalter bewirken können. Die Einflüsse dieser Erzählungen sind unglaub-

lich vielseitig. Märchen helfen Kindern, Ängste abzubauen, ermöglichen ihnen erste spirituelle

Erfahrungen, fördern Kreativität und Sprachvermögen – und vermitteln Normen und Werte. Um

dieses Thema, nämlich die Wertevermittlung durch Märchen, geht es in der vorliegenden Fach-

arbeit. Der Grund für die Auswahl dieses Gegenstands ist die Tatsache, dass die Verfasserin in

ihren bisherigen Praktika feststellen musste, dass Werte hauptsächlich in Form von Appellen

oder Zurechtweisungen weitergegeben wurden. Diese Art der Wertevermittlung zeigte sich aber

als wenig effektiv. Sie wollte einen Weg finden, Kindern Werte so zu vermitteln, dass sie diese

übernehmen und leben können. Im zweiten Blockpraktikum konnte sie Einblicke in die Mär-

chenpädagogik gewinnen und stellte fest, dass diese Form der Literatur zur Vermittlung von

Werten genutzt werden kann.

So stellte sich die Verfasserin die Frage, ob es den Märchen tatsächlich gelingen kann, Kindern

des 21. Jahrhunderts noch menschliche Werte zu vermitteln. Denn Märchen werden keineswegs

von allen Pädagogen als wertvoll eingeschätzt, Kritiker halten sie sogar als bedenklich für die

kindliche Entwicklung. Vor dem Hintergrund dieser kontroversen Diskussion scheint es unsicher,

ob Märchen für die Vermittlung von Werten geeignet sind. Die Verfasserin hat sich deshalb zum

Ziel gesetzt, gemeinsam mit vier- bis fünfjährigen Kindern mit Märchen zu arbeiten, um heraus-

zufinden, ob sie die Jungen und Mädchen auch heute noch für moralisches Denken und Handeln

sensibilisieren können. Da es ein großes Spektrum an menschlichen Werten gibt, musste die Ver-

fasserin eine Auswahl treffen. Sie entschied sich für eine Untersuchung der Werte Ehrlichkeit,

Gerechtigkeit und Solidarität. Beim letztgenannten Wert konzentrierte sie sich auf den Aspekt

des Teilens.

Um einen theoretischen Zugang zu diesem Thema zu bekommen, beschäftigte sich die Verfasse-

rin mit verschiedenen entwicklungspsychologischen Ansätzen sowie psychoanalytischen Unter-

suchungen zu Märchen. In den empirischen Untersuchungen führte sie Tests und Beobachtungen

zu den jeweiligen Werten durch und bezog auch Eltern und Erzieher in ihre Forschungsarbeit ein.

Die Verfasserin möchte mit dieser Facharbeit Anregungen für die pädagogische Arbeit von Er-

zieherinnen und Erziehern geben. Sie will aufzeigen, in welchem Rahmen Märchen zur Werte-

vermittlung eingesetzt werden können, aber auch, wo die Grenzen sind.

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2 Theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema Im folgenden Abschnitt geht die Verfasserin auf die einzelnen theoretischen Aspekte ein, die

dem Facharbeitsthema zugrunde liegen. Sie beleuchtet die einzelnen Thematiken Werte und

Märchen und beschreibt, wie Wertevermittlung allgemein und spezifisch durch Märchen erfol-

gen kann.

2.1 Werte – Grundlage für ethisches Handeln

Werte sind „… jene Vorstellungen, welche in einer Gesellschaft allgemein als wünschenswert

anerkannt sind und den Menschen Orientierung verleihen.“1 Der Sächsische Bildungsplan zeigt

im Bereich der sozialen Bildung eine allgemeine Unterscheidung in menschliche Werte und

weltanschaulich gebundene Werte auf. Erstere sind z.B. Ehrlichkeit, Liebe zu anderen Menschen,

Konfliktfähigkeit, Achtung vor der Natur, Verantwortungsfähigkeit, Hilfsbereitschaft, Ausdauer,

Mut, Gewaltlosigkeit und Toleranz. Weltanschaulich gebundene Werte sind z.B. an eine be-

stimmte Religion geknüpft.

Die Verfasserin merkt in diesem Zusammenhang an, dass sie sich bei der Erstellung der Fachar-

beit weniger mit dem sozialen Lernen und sozialen Kompetenzen beschäftigt hat, auch wenn

diese sich teilweise mit den menschlichen Werten überschneiden. Ihr Untersuchungsgegenstand

war die Vermittlung von Werten, die im alltäglichen Umgang miteinander von Bedeutung sind.

Doch wie wichtig sind diese Werte wirklich? Haben sie tatsächlich eine Bedeutung für die

Menschheit? Steven Carr Reuben schreibt dazu: „Was für Kinder wir großziehen, bestimmt dar-

über, in was für einer Welt sie leben werden.“2 Werte prägen also nicht nur das soziale Mitein-

ander in kleinen Gruppen wie Familie oder Kindergarten, sondern sind bedeutsam für das Zu-

sammenleben und Funktionieren einer ganzen Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund betrachtet,

bekommt die Wertevermittlung im Kindesalter ein erhebliches Gewicht. Werte geben Kindern

schon in frühen Jahren klare Strukturen und Sicherheit, so dass diese ein Vertrauen in sich selbst

und andere aufbauen können, was ihnen ein gestärktes Selbstbewusstsein schenkt. Außerdem

bleiben Werte, die in der Kindheit bereits verinnerlicht wurden, für das ganze Leben von Bedeu-

tung. „Aus den in der Kleinkindzeit erworbenen Wertvorstellungen entsteht das Fundament ihres

späteren Weltbildes, ihrer Wertewelt schlechthin.“3 Verbunden mit dem Zitat von Steven Carr

Reuben bedeutet das: Die Werte, die man Kindern heute vermittelt, prägen das gesellschaftliche

Zusammenleben der Zukunft.

1 siehe Internetquelle 1 2 Reuben 1998, S. 13 3 Stöcklin-Meier 2008, S. 12

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Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Kindern durch die Vermittlung von menschlichen

Werten eine stabile Basis für ein selbstbestimmtes ethisches Handeln mit auf den Weg gegeben

wird. Ein selbstkritisches und sensibles Gewissen, die so genannte „innere Stimme“, „…hält

ständig Rücksprache mit ihrem moralischen Empfinden und teilt ihnen mit, ob ein bestimmtes

beabsichtigtes Verhalten mit ihrem Sinn für ‚richtig’ oder ‚falsch’ vereinbar ist oder nicht.“1 So

wachsen Kinder zu Menschen heran, in denen ein moralisches, ethisches Handeln fest verwurzelt

ist und die ihr Umfeld somit nachhaltig positiv beeinflussen können.

2.1.1 Entwicklung von Moral im Kindesalter

Im folgenden Abschnitt geht die Verfasserin näher darauf ein, wie sich die Entwicklung der Mo-

ral im Kindesalter vollzieht. Zuerst sei gesagt, dass eine Betrachtung der Entwicklung von Wert-

vorstellungen allein kaum möglich ist. Die Verfasserin bezieht sich deshalb auf den Begriff

„Moral“, der das System von unterschiedlichen Normen und Werten umfasst.

Nach dem Drei-Instanzen-Modell von Sigmund Freud beeinflussen den Menschen in seinen mo-

ralischen Entscheidungen drei Aspekte: Das „Über-Ich“, das „Ich“ und das „Es“.

Während es sich beim „Es“ um die Grundbedürfnisse und Triebe handelt, verbergen sich hinter

dem Begriff „Über-Ich“ die religiöse Überzeugung und die Wertvorstellungen eines Menschen.

Aufgabe des „Ich“ ist es nun, sich immer wieder neu zu entscheiden, von welcher dieser beiden

Instanzen es sich in seinen Entscheidungen beeinflussen lässt. Dabei spielen zusätzlich Charakter

und Persönlichkeit des „Ich“ eine tragende Rolle. Vom „Es“ geleitete Handlungen sind meist

egoistisch und dienen nur der Befriedigung persönlicher Bedürfnisse, während vom „Über-

Ich“ beeinflusstes Verhalten von einer verinnerlichten Moral und Sozialkompetenz zeugen. So

gesehen, lässt sich die Entwicklung der Moral kaum von der Entwicklung des Sozialverhaltens

trennen.

Auch Jean Piaget hat eine Theorie zur Moralentwicklung im Kindesalter entwickelt. Er teilt die-

se in insgesamt drei Stufen ein. Sie können keinem bestimmten Alter zugeordnet werden.

Die erste Stufe ist die vormoralische Stufe, auch einfacher moralischer Realismus genannt. Ein

Kind orientiert sich hierbei ausschließlich an eigenen Bedürfnissen und Interessen. Das Gewis-

sen ist fast noch nicht entwickelt und die Moral kaum vorhanden. Ein Kind unterlässt ein uner-

wünschtes Verhalten vor allem, um einer zu erwartenden Strafe zu entgehen.

In der zweiten, der fremdbestimmten Stufe, orientiert sich ein Kind daran, wie persönlich be-

kannte Personen handeln würden. Dies bezeichnet Piaget auch als heteronome Moral. Das, was

Bezugspersonen wie Eltern und Erzieher gutheißen, ist „erlaubt“, was diese ablehnen, ist in den

1 Reuben 1998, S. 21

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Augen des Kindes „verboten“. In dieser Stufe wird das Kind etwas aus dem Grund nicht tun,

weil es eine seiner Bezugspersonen verboten hat.

Die dritte, die selbstbestimmte Stufe, erreichen nicht alle Kinder, ja noch nicht einmal alle Er-

wachsenen. Piaget betitelt sie auch als die autonome Moral, denn in dieser Stufe ist ein Mensch

fähig, Entscheidungen nach seinem eigenen Gewissen zu beurteilen. Was er tut oder lässt, hängt

von seinen persönlichen Überzeugungen, seinen Wertvorstellungen und seinen moralischen I-

dealen ab. Wenn auch die meisten, so schafft doch nicht jeder den Sprung vom Wissen um Nor-

men und Werte zu der intrinsischen Motivation, seinem Wissen entsprechend zu handeln.

2.1.2 Vermittlung von Werten im Kindesalter

Die erste Vermittlung von Werten geschieht schon in sehr früher Kindheit im Familienkreis. In

allen Familien spielen Werte eine Rolle – wenn auch nicht überall die gleichen. Doch in fast je-

dem Familienverband wird auf gewisse Umgangsregeln „Wert“ gelegt, sei es Pünktlichkeit, Ehr-

lichkeit oder Respekt. Vermutlich geschieht die Förderung der Werteentwicklung in diesem

Rahmen oft unbewusst. Eltern geben durch ihr Vorbild ihren Kindern die Tugenden weiter, die

ihnen auch selbst wichtig sind. Dies ist der erste wichtige Punkt der Wertevermittlung: das Vor-

leben. Es gibt verschiedene Formen des Lernens. Kinder lernen sehr viel durch Nachahmung,

was auch als Modelllernen bezeichnet wird. Das, was von Bezugspersonen vorgelebt wird, wird

sich im Verhalten der Kinder widerspiegeln. Dies geschieht eben nicht nur beim nachahmenden

Spiel, z.B. beim Kochen in der Puppenküche, sondern auch bei der Entscheidung von morali-

schen Fragen („Was ist gut oder schlecht?“). Kinder beobachten ihre Eltern bzw. Bezugsperso-

nen sehr genau. Wenn ein Kind bemerkt, dass es die Eltern mit der Wahrheit nicht so genau

nehmen, wird es dieses Verhalten als allgemein gültig und wünschenswert anerkennen und über-

nehmen. Es ist also von größter Bedeutung, dass sich Eltern und Pädagogen dieser Vorbildfunk-

tion bewusst sind und sich darüber klar werden, welche Werte ihnen persönlich, aber auch in der

Erziehung der Kinder, wichtig sind.

In diesem Zusammenhang macht die Verfasserin auf die Wichtigkeit von Authentizität und Kon-

sequenz aufmerksam. Kinder merken sofort, wenn Erwachsene nicht authentisch leben, d.h. et-

was anderes vorgeben, als sie tatsächlich sind, denken und fühlen. Wenn Werte nur „vorge-

spielt“ und nicht aktiv gelebt werden, können sie kaum überzeugend auf Jungen und Mädchen

wirken. Dies ist auch der Fall, wenn Werte nicht konsequent gelebt werden, sondern Ausnahmen

gemacht werden, z.B. wenn Unfreundlichkeit gegenüber einem unsympathischen Menschen ak-

zeptiert wird.

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„Damit Werteerziehung nicht bei gut gemeinten Appellen stehen bleibt, muss sie also konkret,

praktisch und lebensnah werden.“1 Bei Kindern im Alter von vier bis fünf Jahren lässt sich dies

sehr gut durch Märchen umsetzen. Denn diese Erzählungen predigen keine Moral, sondern ver-

anschaulichen sie anhand von fantasievollen Handlungsverläufen. Auf die spezielle Wertever-

mittlung durch Märchen wird die Verfasserin im Punkt 2.4 noch ausführlich eingehen.

Eine weitere Möglichkeit ist das gemeinsame Aufstellen von Grenzen und Regeln, was auch

schon im Kindergartenalter durchführbar ist. Die Kinder erfahren somit eine Wertschätzung ihrer

eigenen Person und Meinung und erfahren gleichzeitig, was im Umgang miteinander wichtig

und bedeutsam ist.

Bedeutsam in der Wertevermittlung ist zudem die Schulung der Empathiefähigkeit der Kinder.

Hier lässt sich der kategorische Imperativ nach Immanuel Kant anführen. Vereinfacht besagt

dieser, dass der Mensch andere so behandeln soll, wie er selbst behandelt werden möchte. Doch

nur, wenn ein Kind empathiefähig ist, d.h. sich in andere hineinversetzen kann, kann es erkennen,

wie ein Anderer sich fühlt und demnach behandelt werden möchte.

2.2 Märchen – ein Schatz aus der Vergangenheit

Das Wort Märchen stammt aus dem Mittelhochdeutschen „Maere“ und bedeutet soviel wie Kun-

de oder Bericht. Märchen sind rein fiktive Prosaerzählungen, deren Handlung weder zeitlich

noch örtlich festgelegt ist. Ein weiteres Merkmal ist das Auftreten von fantastischen Elementen,

wie sprechenden Tieren, Riesen oder Hexen.

Märchen lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: Volksmärchen und Kunstmärchen.

Bei den Kunstmärchen ist der Verfasser meist bekannt. Zwar sind dies keine traditionellen Mär-

chen, jedoch steht auch hier das Wundersame und Unwirkliche im Mittelpunkt. Zum Teil sind

die Erzählungen auch an die Tradition der Volksmärchen angelehnt. Meist sind diese Märchen

mit einer konkreten psychologischen Zielsetzung verfasst. Bekannte Autoren von Kunstmärchen

sind Wilhelm Hauff, Hans Christian Andersen, Oscar Wilde und Charles Perrault.

Volksmärchen sind anonym und wurden oft mündlich überliefert. Sie treten in allen Kulturkrei-

sen auf. Zum Teil sind sich Märchen aus verschiedenen Erdteilen sehr ähnlich. In Deutschland

werden Volksmärchen oft mit den Gebrüdern Grimm in Verbindung gebracht, da diese die be-

kannte Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ (erstmals 1812 erschienen) zusammen stellten.

Es gibt jedoch noch viele weitere deutsche Märchen, die die Gebrüder nicht aufzeichnen konnten.

Im Ursprung wurden die meisten Märchen nicht für Kinder, sondern für Erwachsene geschrieben.

1 Stöcklin-Meier 2008, S. 12

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Jakob Grimm schrieb in einem Brief an Achim von Arnim: "Das Märchenbuch ist mir daher gar

nicht für Kinder geschrieben, aber es kommt ihnen recht erwünscht, und das freut mich sehr."1

2.2.1 Bezug zum Sächsischen Bildungsplan

Märchen lassen sich im Sächsischen Bildungsplan in den Bereich der kommunikativen Bildung

einordnen. In der Kindertagesstätte sollten frühe Erfahrungen mit Medien ermöglicht werden.

Sie werden hier sogar als „gesellschaftliche ‚Miterzieher’“2 bezeichnet. Die Pädagogen haben

die Aufgabe, die Kinder bei dem Bekanntwerden mit Literatur zu unterstützen.

Den Vorlesesituationen wird im Bereich der Literalitätsförderung große Bedeutung zugespro-

chen, da sie zusammen mit dem anschließenden Gespräch über das Gehörte zur Leseförderung

beitragen.3 Somit regen auch Märchen das „[literarische] Verstehen und Genießen“4 der Kinder

an.

2.2.2 Märchen in der Pädagogik

Die Verwendung von Märchen in der Pädagogik wird sehr kontrovers diskutiert. Kritiker be-

haupten, Märchen seien dahingehend ungeeignet, da sie Grausamkeiten darstellen und nicht die

Realität des 21. Jahrhunderts widerspiegeln. Außerdem könnten Kinder den Unterschied zwi-

schen Märchen- und realer Welt nicht für sich selbst erkennen. Doch Gegenargumente – beson-

ders aus den Reihen der Märchenpädagogen – gibt es genug.

Märchen gelten sogar als sehr wichtig für die ganzheitliche kindliche Entwicklung. Der Neuro-

loge Gerald Hüther deklariert sie als „Superdoping für Kinderhirne“. Er bezeichnet Märchen als

„… Zaubermittel, das [das] Kind stillsitzen und aufmerksam zuhören lässt, das gleichzeitig Fan-

tasie beflügelt und seinen Sprachschatz erweitert, das darüber hinaus auch noch sein Vertrauen

stärkt und es mit Mut und Zuversicht in die Zukunft schauen lässt.“5 Märchen sind mehr als ein-

fach nur Erzählungen, denn sie bergen einen Schatz an Weisheiten, der über die Jahrhunderte

nichts an Bedeutung und Aktualität verloren hat.

Dass Märchen zum Teil grausam sind, lässt sich allerdings nicht leugnen. Bei Rotkäppchen

schlitzt der Jäger den Bauch des Wolfes auf; Schneewittchen soll getötet werden und Hänsel und

Gretel verbrennen die Hexe im Ofen. Doch die Bösewichte aus dem Märchen verkörpern nicht

die Realität, sondern „stehen symbolisch für all das Bedrohliche, Vernichtende, Angstmachende,

1 siehe Internetquelle 2 2 SfsS 2007, S. 74 3 vgl. SfsS 2007, S. 74 f 4 SfsS 2007, S. 75 5 Stöcklin-Meier 2008, S. 28

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das auch schon kleinen Kindern durchaus bekannt ist. … Ob wir wollen oder nicht, sie werden

nicht nur Geborgenheit und Liebe, Freundschaft und Friede kennenlernen. Sehr bald schon erle-

ben sie auch die Schattenseiten menschlicher Existenz, spüren Gefühle von Ohnmacht, Wut,

Eifersucht oder Trauer.“1 Diese Gefühle, die so negativ auf das Kind einwirken, stellen durchaus

eine Art Bedrohung dar, die das Kind nicht klar definieren kann. Märchen können dahingehend

eine Hilfe sein, weil hier diese Bedrohung personifiziert wird. Kinder können diese Person (oder

Tier, Fantasiegestalt, …) als „Ablassventil“ für ihre eigenen Gefühle verwenden. „Die Angst

muß nicht mehr im Bauch bleiben, sie kann, zum Bild geworden, ausgesprochen werden: ‚Der

Wolf ist da!’ Und mit einem ‚Wolf’ kann man umgehen, von ihm erzählen, ihn malen, spielen,

verfolgen …“2 Somit vermitteln Märchen stets die Hoffnung auf ein gutes Ende. Denn die Bö-

sewichte und alle Bedrohung unterliegen am Ende stets der Gerechtigkeit. Auch wenn es grau-

sam ist, dass der Wolf im Brunnen ertrinken muss, so hat er diese Strafe doch verdient. Im Mär-

chen steht nicht die Grausamkeit im Vordergrund, sondern der Aspekt der ausgleichenden Ge-

rechtigkeit. Das Gute siegt und schafft trotz aller Gefahren ein glückliches Ende des Märchens.

Genau deshalb ist es so wichtig, für Kinder nur Märchen mit einem guten Ende auszuwählen.

Auch wenn es für Erwachsene zum Teil schwer nachvollziehbar ist, so können Kinder doch er-

kennen, dass die Märchenwelt nicht in der Wirklichkeit existiert. Schon die Anfangssätze „Es

war einmal …“ oder „Zu der Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat …“ deuten auf eine reine

Fantasiewelt hin, in der sich die Geschichte abspielt. Gewisse Formeln, die im Verlauf des Mär-

chens auftauchen, unterstreichen die Fiktion des Märchens. Rituale, wie der „Eintritt ins Mär-

chenland“ durch einen geschmückten Hula-Hoop-Reifen oder das Sitzen um einen Mittelpunkt,

verstärken dies noch zusätzlich. Eine symbolische Mitte kann aus einer Kerze, bunten Tüchern

oder auch Gegenständen bestehen, die im Verlauf der Handlung vorkommen.

2.2.3 Die Bedeutung von Märchen für die kindliche Entwicklung

Nach diesen Beispielen für kontrovers diskutierte Merkmale des Märchens zeichnet die Verfas-

serin nun die Bedeutung des Märchens für die kindliche Entwicklung nach, die Reinhold und

Cordula Pertler in ihrem Buch „Kinder erleben Märchen“ erläutert haben.

Märchen können Kindern dabei helfen, Ängste und Konflikte abzubauen. Wie die Verfasserin an

späterer Stelle noch ausführlich erklärt, können sich Kinder mit den Hauptfiguren bestimmter

Märchen identifizieren. Der Verlauf der Handlung und der letztendliche Sieg des Helden

„…vermitteln das Vertrauen auf die eigenen Kräfte, Zuversicht und die Hoffnung auf einen

1 Schieder 2004, S. 12 2 Schieder 2004, S. 13

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glücklichen Ausgang.“1 So werden durch Märchen Handlungsmuster und Lösungsstrategien er-

lebt, die zwar nicht immer auf die Realität übertragbar sind, aber Mut machen. Das Kind sieht,

dass es sich lohnt, Schwierigkeiten und Problemen tapfer zu begegnen.

Weiterhin werden Kinder durch Märchen im emotionalen und spirituellen Bereich gefördert.

Gefühle haben großen Einfluss auf die Gestaltung der zwischenmenschlichen Beziehungen. Jun-

gen und Mädchen entdecken im Märchen ihnen bekannte Gefühlsregungen, die sie selbst schon

erlebt haben; erfahren so aber auch neue, ihnen unbekannte Emotionen. Manche Erzählungen

„… weisen auf den spirituell, göttlichen Ursprung allen Lebens hin“, was für ein Kind eine erste

Erfahrung mit Übersinnlichkeit oder Transzendenz darstellen kann. Insofern können Märchen

eine Art von religiöser Propädeutik, also ein Einstieg in Religion und Gotteserfahrung sein.

Außerdem sind Märchen förderlich für die Entwicklung von Kreativität und Sprachvermögen.

Da sie mit ihrer hohen Symbolhaltigkeit besonders am Unterbewusstsein ansetzen, treffen sie die

Kinder genau da, wo Fantasie und Kreativität angeregt werden. Märchen gelten als eigene kleine

Kunstform der Literatur. Die besondere sprachliche Gestaltung im Originaltext gibt Kindern

vielfältige Anregung zur Erweiterung des Wortschatzes und zum Ausbau der sprachlichen Fä-

higkeiten. Diese werden weiterhin durch das selbständige Nacherzählen von Märchen gefördert.

Märchen sind zudem förderlich für die Sozialentwicklung eines Kindes. Besonders durch das

Verkörpern von Märchenfiguren im Rollenspiel werden verschiedene Sichtweisen und Gefühls-

lagen erlebt. So wächst die Empathie und die Fähigkeit, „… Situationen auch aus der Sicht des

Gegenübers wahrzunehmen, die Voraussetzung für eine Zunahme an Verständnis und Einklang

im sozialen Miteinander.“2

Nicht zuletzt dienen Märchen der Vermittlung von Normen und Werten. Oftmals wird in der

Handlung ein Kampf der Gegensätze dargestellt: gut und böse, fleißig und faul, dumm und

schlau. Bedeutend ist, dass der Sieg den positiven Kräften zufällt. Märchen vermitteln somit die

Wichtigkeit und Tragweite positiver Eigenschaften und menschlicher Werte in einer Zeit, die so

oft von Ungerechtigkeit, Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit gekennzeichnet ist. Sie geben die

Hoffnung, dass trotz momentaner „schlechter Zeiten“ ein gutes Ende für die Welt und die Ge-

sellschaft folgen kann.3

2.2.4 Deutung des Drei-Instanzen-Modells nach Freud in Bezug auf Märchen

Im Kapitel 2.1.1 beschrieb die Verfasserin das Drei-Instanzen-Modell nach Sigmund Freud mit

den Instanzen „Es“, „Ich“ und „Über-Ich“. Auch Bruno Bettelheim nimmt in seinem Buch „Kin-

1 Pertler 1998, S. 14 2 Pertler 1998, S. 15 3 vgl. Pertler 1998, S. 14 ff

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der brauchen Märchen“ auf dieses Modell Bezug. Er schreibt: „Da es in [den Märchen] um uni-

verselle menschliche Probleme geht und ganz besonders um solche, die das kindliche Gemüt

beschäftigen, fördern sie die Entfaltung des aufkeimenden Ich; zugleich lösen sie vorbewußte

und unbewußte Spannungen. Sie verleihen den Es-Spannungen Gestalt und Glaubwürdigkeit und

zeigen Möglichkeiten auf, diese in Übereinstimmung mit den Erfordernissen des Ichs und des

Über-Ichs zu lösen.“1 Das „Es“ erscheint laut Bettelheim stets in Form eines Tieres. Auf dieses

kann ein Kind sowohl seine positiven als auch seine negativen Triebe oder Gefühle, wie z.B.

Wut oder Angst, übertragen. Dies entlastet das Kind insofern, da es Abstand zu diesen Gefühlen

schaffen kann. Das „Ich“ findet sich im Protagonist des Märchens wieder, die meist vor dem

glücklichen Ende verschiedene Bewährungsproben bestehen muss. Das „Über-Ich“ wird oft

durch mächtige oder weise Gestalten im Märchen symbolisiert, beispielsweise durch Könige.2 So

erklärt sich, dass gerade diese Märchen, die ein Kind immer wieder hören will, ein Hinweis auf

Themen und Probleme sein können, die es momentan beschäftigen, denn Kinder identifizieren

sich insbesondere mit den Hauptakteuren ihrer jeweiligen Lieblingsmärchen. Je nach Märchen

bzw. mitwirkenden Figuren kann ein Kind Gefühlslagen oder innere Spannungen auf die Akteu-

re im Märchen übertragen. Der Held, der durch verschiedene Prüfungen geht und am Ende alle

glücklich besteht, vermittelt dem Kind stets die Hoffnung, dass auch seine Ängste überwindbar

oder Probleme lösbar sind.

Diese Identifikation mit Figuren wird vor allem dadurch erleichtert, dass im Märchen selten Na-

men für Personen verwendet werden. Diese werden oft durch Berufe, ihre gesellschaftliche Stel-

lung oder Eigenschaften charakterisiert, z.B. der arme Fischer oder das Rotkäppchen. Hinzu

kommt, dass häufig das sächliche Pronomen für den Protagonist gewählt wird, z.B. das tapfere

Schneiderlein oder das Aschenputtel.

2.3 Kindliches Denken und Problemlösungsstrategien des Märchens

Piaget entwickelte seinerzeit ein Stufenmodell zur kognitiven Entwicklung. Dies ist in vier Pha-

sen unterteilt, und zwar die Periode der sensumotorischen Intelligenz (null bis zwei Jahre), die

präoperationale Phase (zweites bis siebentes Lebensjahr), die konkret-operationale Phase (sie-

bentes bis elftes Lebensjahr) und die formal-operationale Phase (elftes bis fünfzehntes Lebens-

jahr). Die Facharbeit bezieht sich auf das Alter von vier und fünf Jahren. Die an den empirischen

Untersuchungen beteiligten Kinder befanden sich also laut Piaget in der präoperationalen Phase.

1 Bettelheim 2001, S. 12 2 vgl. Pertler 1998. S. 19

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Diese Phase besitzt eine Vielzahl von speziellen Merkmalen und Verhaltensmustern, die Verfas-

serin möchte sich jedoch auf die beschränken, die bedeutsam für das Verständnis von Werten

und Moral sind.

Die präoperationale Phase ist laut Piaget von Egozentrismus geprägt. Das Kind stellt sich selbst

mit seinen persönlichen Bedürfnissen in den Mittelpunkt seines Denkens. Daraus folgt das feh-

lende Verständnis dafür, andere Sichtweisen als die eigene zu erkennen oder zu verstehen. Das

Kind geht davon aus, dass andere Menschen so denken und entscheiden wie es selbst.

In diesem Stadium entwickelt sich auch das logische Denkvermögen eines Kindes. Gegenstände

werden zweckentfremdet und symbolhaft benutzt. So wird z.B. im Rollenspiel der Topf zum

Zylinder umfunktioniert.

Ein weiteres Merkmal dieser Phase ist der Anthropomorphismus, auch animistisches Denken

genannt. Dies bezeichnet das „Vermenschlichen“ von Gegenständen, indem ihnen menschliche

Eigenschaften zugeschrieben werden. Kinder verleihen den Dingen in ihrer Umwelt Lebendig-

keit und Seele. Auch Bettelheim beleuchtet diesen Aspekt: „Für das Kind gibt es keine scharfe

Trennungslinie zwischen leblosen Gegenständen und lebendigen Wesen; und was lebendig ist,

hat ein unserem eigenen sehr ähnliches Leben. Wenn wir nicht verstehen, was Felsen und Bäume

und Tiere uns zu sagen haben, so nur, weil wir nicht genügend auf sie abgestimmt sind.“1 Der

Erwachsene denkt rational. Auch wenn er selbst mit seinem Teddy Gespräche geführt hat, so

weiß er doch jetzt, dass nur er allein gesprochen hat. Doch für Kinder sind solche Situationen

real. „Das Kind ist überzeugt, dass das Tier es versteht und mit ihm fühlt, auch wenn es das nicht

offen zeigen kann.“2 Aus diesem Grund kann Kindern in solchen Fällen auch nicht vorgeworfen

werden, sie würden lügen. Für sie ist die Situation, wie z.B. das Gespräch mit dem Teddybär,

absolut real und existent. Zusammenfassend betrachtet, ist es deshalb keineswegs unangebracht,

Kinder mit fiktiven Figuren oder sprechenden Tieren aus dem Märchen zu konfrontieren. Für sie

ist dies mit ihrer eigenen animistischen Fantasie vereinbar und näher an der kindlichen Wirklich-

keit als manche realen Erzählungen, die gut gemeint, aber für das kindliche Denkvermögen zu

rational sind. So scheinen einem Erwachsenen die Lösungen des Märchens vielleicht völlig un-

realistisch und deshalb für Kinder ungeeignet, da sie nicht so umsetzbar sind. Doch brauchen

diese nicht immer eine konkrete, abstrakte Antwort auf ihre Fragen, sondern eher eine fantasie-

volle, die ihrer Art zu denken besser entspricht.

1 Bettelheim 2001, S. 57 2 Bettelheim 2001, S. 57

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2.4 Wertevermittlung durch Märchen

„Erzähle es mir - und ich werde es vergessen. Zeige es mir – und ich werde mich erinnern. Lass

es mich tun – und ich werde es verstehen.“ Dieses Zitat von Konfuzius verdeutlicht nochmals,

wie eine Vermittlung von Werten am effektivsten ist. Eine unbedingte Voraussetzung für eine

gesunde Werteentwicklung der Kinder ist es, als Pädagoge selbst ein Vorbild zu sein und

menschliche Werte im Tagesablauf authentisch zu leben. Kinder werden Werte nicht allein durch

gut gemeinte Appelle verinnerlichen, sondern vor allem durch das Vorleben durch ihre

Bezugspersonen.

Warum sollten also Märchen überhaupt eine Rolle für die Wertevermittlung spielen? Susanne

Stöcklin-Meier begründet es folgendermaßen: „Märchen … eignen sich gut dafür, weil die Kin-

der dort anhand der Märchenfiguren die Konsequenzen erleben können, wenn man sich auf eine

bestimmte Weise verhält.“1 Auf den Erwachsenen wirken diese Erzählungen deshalb so „holz-

schnittartig“2, weil sie die Komplexität des realen Lebens kennen. Märchen sind davon oft weit

entfernt. Doch gerade diese einfache Struktur der Märchenwelt ist so wichtig für Kinder. „Kinder

sind … gerade erst dabei, bestimmte Zusammenhänge zu erkennen. Die häufig schwarz-weiß

aufgebaute Welt der Märchen hilft ihnen, sich zu orientieren.“3 Das bedeutet also, dass in den

Märchen viel mehr steckt, als auf den ersten Blick zu vermuten ist. Außerdem scheint eine „ver-

packte“ Wertevermittlung Kinder deshalb so gut zu erreichen, weil es ihrer Art zu denken besser

entspricht. Darauf wurde bereits im Punkt 2.3 näher eingegangen. In den Märchen werden Werte

nicht theoretisch diskutiert – sie werden anhand von Beispielen verständlich und erfahrbar ge-

macht. Dies unterstreicht auch Bettelheims Aussage: „Nicht die Tatsache, daß die Tugend am

Ende siegt, fördert die Moral, sondern daß der Held für das Kind am attraktivsten ist.“4 Märchen

setzen eben nicht am Verstand, sondern an der Vorstellungskraft an. Da Kinder die Welt aus

ihrer Fantasie heraus entdecken, greifen sie gern auf Märchen zurück, um individuelle und aktu-

elle Themen zu reflektieren. Es ist ein guter Ansatz für Pädagogen, Beliebtes zu nutzen. Diese

Erzählungen beinhalten verschiedenste Fragen und Probleme und sind gerade deshalb wertvoll

für die Wertevermittlung.

Dabei ist es wichtig für den pädagogischen Prozess, die Märchen nicht unreflektiert zu lassen.

Denn hier steckt der Kern der Wertevermittlung: das konkrete Ansprechen. Mit einfachen Fragen

kann der Pädagoge die Kinder auf ein spezielles Thema lenken, z.B.: „Haben die Stiefschwestern

ihre Strafe verdient?“ So können die Kinder über ihre Eindrücke, Gefühle und Erfahrungen spre-

1 Stöcklin-Meier 2008, S. 12 2 Stöcklin-Meier 2008, S. 12 3 Stöcklin-Meier 2008, S. 13 4 Bettelheim 2001, S. 15

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chen, die sie beim Thema Gerechtigkeit in Bezug auf das Märchen, aber auch in Bezug auf die

Realität haben. Dies kann ihnen helfen, aktuelle Themen oder Probleme zu bewältigen.

3 Empirische Untersuchungen zum Thema der Facharbeit Die Verfasserin führte zum Thema der Facharbeit empirische Untersuchungen in der Kinderta-

gesstätte Zwergenhaus im Reinsdorfer Ortsteil Vielau durch. Während dieser Zeit arbeitete sie in

einer Gruppe von insgesamt 18 vier- bis fünfjährigen Kindern. Da die Empirie während der

Herbstferien stattfand, waren pro Tag allerdings nur zehn bis zwölf Kinder anwesend.

Nachfolgend wird die Verfasserin darlegen, welche Methoden sie verwendete und welche Er-

gebnisse diese lieferten.

3.1 Ziele der Empirie

Die Verfasserin wollte zum einen herausfinden, ob eine pädagogische Arbeit mit Märchen dem

Zweck der Wertevermittlung und somit der Förderung der Werteentwicklung dienen kann. Ihr

Ziel war es, aufzuzeigen, ob diese Erzählungen mit ihren moralischen Intentionen tatsächlich die

Wertvorstellungen der Kinder und vor allem deren Umsetzung im Alltagshandeln beeinflussen.

Weiterhin wollte die Verfasserin durch gezielte Umfragen die Meinungen und Einstellungen von

Eltern, Erziehern und Erzieherinnen zum Thema Wertevermittlung durch Märchen in Erfahrung

bringen.

3.2 Verwendete Methoden und deren Durchführung

Die Verfasserin bediente sich während der Untersuchungen zum Thema der Facharbeit verschie-

dener empirischer Methoden: Fragebögen, Tests und Beobachtungen. Im folgenden Kapitel wird

sie die Vorbereitung und Durchführung dieser Methoden kurz beleuchten.

3.2.1 Fragebögen für Eltern und Erzieher

Im Vorfeld hatte die Verfasserin Fragebögen für Eltern1 und Erzieher2 erstellt und diese von der

Leitung der Kindertagesstätte genehmigen lassen. Mit dieser Methode wollte sie zum einen he-

rausfinden, welche Werte den Eltern in ihrer Erziehung wichtig sind und ob sie glauben, dass

eine Vermittlung durch Märchen möglich bzw. sinnvoll ist. Zum anderen wollte die Verfasserin 1 Anlage 1 2 Anlage 2

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Einblicke in die pädagogische Arbeit der Mitarbeiter/innen erhalten, z.B. ob überhaupt mit Mär-

chen gearbeitet wird und auf welche Werte besonders geachtet wird.

3.2.2 Tests mit ausgewählten Märchen

Die Verfasserin führte mit den Kindern drei Tests zu insgesamt drei Werten durch. Sie hatte sich

im Vorfeld bestimmte Werte ausgewählt, um die Beobachtungen konkret auf die Themen der

Angebote ausrichten zu können. Sie entschied sich für die Werte Wahrheit, Gerechtigkeit und

Solidarität. Für diese Tests hatte die Verfasserin zwei bekannte sowie ein für die Kinder unbe-

kanntes Märchen ausgewählt, welche den jeweils gewählten Wert thematisierten. Diese Auswahl

basiert auf Märchendeutungen und Erfahrungen von Susanne Stöcklin-Meier und Rufus Beck.

Um die Gruppe auf die Erzählsituation einzustimmen, hatte die Verfasserin verschiedene Rituale

eingeführt. Aus einem Reifen hatte sie ein „Tor zur Märchenwelt“ gestaltet, durch das die Kinder

diese zauberhafte Welt betreten konnten. Zum Erzählen des Märchens sammelten sich alle um

ein „Märchenlicht“, was sich in der Mitte des Sitzkreises befand. Der Raum war abgedunkelt,

sodass dieses kleine Licht eine behagliche Stimmung verbreitete.1

Die Märchen wurden von der Verfasserin stets frei erzählt, um gezielt auf Reaktionen der Kinder

eingehen und diese mit in die Geschichte einbinden zu können. In der Vorbereitung hatte sie sich

deshalb mit den Originaltexten der Märchen auseinandergesetzt, um keine Details zu vergessen.

Das freie Erzählen übte sie im Vorfeld, jedoch ohne den Text auswendig zu lernen.

Das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ kannten die Kinder bis dahin noch nicht, außerdem

handelte es sich hierbei um ein Kunstmärchen. Die Verfasserin konnte jedoch keine Unterschie-

de in der Konzentration während des Erzählens im Vergleich zu bekannten Volksmärchen aus-

machen. Die Gruppe hörte gespannt zu und konzentrierte sich auf den Verlauf der unbekannten

Geschichte. Die Kinder reagierten jedoch weniger auf das Erzählte als bei den bekannten Mär-

chen, wo sie schon einige Textpassagen mitsprechen konnten oder wussten, was als nächstes

passieren würde.

Nach dem Erzählen und Besprechen des Märchens hatten die Kinder die Möglichkeit, in ver-

schiedenen Aktivitäten die Handlung oder die Thematik des Märchens nochmals aufzugreifen.

1 Anlage 3

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3.2.2.1 Thema Wahrheit

Zum Wert Wahrheit bzw. Ehrlichkeit hatte die Verfasserin das Märchen Des Kaisers neue Klei-

der1 ausgewählt. Hier wird der Kaiser für die Unehrlichkeit gegenüber seinen Ministern und den

Betrügern mit der Blamage bestraft, dass ihn das ganze Volk nackt sieht.

Die Verfasserin hatte geplant, dass die Kinder sich im Anschluss selbst eine Geschichte ausden-

ken dürfen, wobei die anderen Kinder erraten sollen, ob sie stimmt oder erlogen ist. Dieses An-

gebot weckte bei den Kindern jedoch kein Interesse, sodass die Verfasserin stattdessen spontan

ein Lügenmärchen erzählte, bei dem die Jungen und Mädchen alle Unwahrheiten

„entlarven“ konnten.

3.2.2.2 Thema Gerechtigkeit

Zu diesem Wert wählte die Verfasserin das Märchen Aschenputtel2 aus. Das Aschenputtel wird

von der Stiefmutter und den bösen Stiefschwestern sehr ungerecht behandelt, wofür diese jedoch

am Ende des Märchens durch Aschenputtels Tauben eine gerechte Strafe erhalten.

Nach dem Erzählen legten die Kinder die Szene, den Ort oder die Person, die sie am meisten

beeindruckt hatte, als Bodenbild auf. Dazu stellte ihnen die Verfasserin verschiedene Materialien

zur Verfügung, die sonst selten genutzt werden, z.B. Korken, Muscheln, Fäden oder Märchen-

wolle.3 Die Kinder waren sehr motiviert und gestalteten die Bodenbilder mit viel Ausdauer und

Einfallsreichtum. Am Schluss durfte jedes Kind sein Bild vorstellen und wurde mit einem

Applaus belohnt.

3.2.2.3 Thema Solidarität, speziell das Teilen

Der Wert Solidarität ist in seinen Auswirkungen letztendlich sehr vielschichtig. Deshalb be-

schloss die Verfasserin, speziell auf das Teilen als partiellen Inhalt der Solidarität einzugehen.

Das Märchen vom Sterntaler4 erschien ihr zu diesem Thema besonders geeignet. Das Mädchen

teilt freigiebig mit anderen, obwohl es selbst nicht viel besitzt. Dafür wird es reichlich mit Gold-

talern belohnt.

Nach dem Hören des Märchens konnten die Kinder mit Knete Gegenstände oder Personen aus

dem Märchen formen. Dies wurde begeistert angenommen. Im Anschluss wurden die fertigen

Figuren vor dem Gruppenraum für die Eltern ausgestellt.

1 Anlage 4 2 Anlage 5 3 Anlage 6 4 Anlage 7

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3.2.3 Beobachtungen zu den ausgewählten Werten

Die Verfasserin führte in der Zeit der empirischen Untersuchungen zum großen Teil nicht-

teilnehmende Beobachtungen durch. Sie achtete hierbei besonders auf Handlungen oder Äuße-

rungen der Kinder, die darauf hindeuteten, dass die drei Werte aus den Tests mit in den Alltag

und das Freispiel genommen wurden. So wollte sie darüber Aufschluss gewinnen, ob diese Wer-

te für die Kinder in diesem Alter überhaupt greifbar sind und ob sie die Mädchen und Jungen

tatsächlich in ihrem Denken und Tun beeinflussen können.

Bei den Tests selbst beobachtete die Verfasserin teilnehmend, fertigte jedoch zur späteren Über-

prüfung Tonaufnahmen an. So konnte sie im Nachhinein die verbalen Reaktionen nochmals

nachvollziehen.

4 Ergebnisse der empirischen Untersuchungen Im folgenden Punkt wird die Verfasserin darstellen, zu welchen Ergebnissen sie mit Hilfe der

empirischen Untersuchungsmethoden gekommen ist. Zur besseren Überschaubarkeit wurden die

Ergebnisse der Tests und Beobachtungen zusammengefasst.

4.1 Auswertung der Tests und Beobachtungen

Nachfolgend geht die Verfasserin auf die Ergebnisse der Tests und Beobachtungen ein. Diese

sind nochmals nach den einzelnen Werten aufgeschlüsselt, weil die Resultate zum Teil deutliche

Unterschiede zeigen.

4.1.1 Der Wert Wahrheit

Der Wert Wahrheit wurde den Kindern mit dem Märchen Des Kaisers neue Kleider näher ge-

bracht. Die Jungen und Mädchen waren gefesselt vom Verlauf der Handlung und von der Atmo-

sphäre im Raum, die durch das „Tor zu Märchenwelt“ und das „Märchenlicht“ geschaffen wurde.

Im anschließenden Gespräch waren sie in der Lage, die Personen zu benennen, die gelogen hat-

ten und stellten fest, dass Lügen etwas sehr Unschönes ist. Fast jedes Kind aus der Gruppe sagte,

es sei auch schon einmal belogen worden. Bei der Frage, ob die Kinder selbst schon einmal eine

Lüge erzählt hätten, traute sich nur ein Mädchen zu erzählen, dass sie schon einmal ihre Schwes-

ter angelogen hatte. Die anderen Jungen und Mädchen behaupteten, sie hätten noch nie gelogen.

Dies könnte zum einen bedeuten, dass die Kinder in ihrem Denken noch nicht so weit entwickelt

sind, um wirklich bewusst zu lügen und sich dieser Tatsache bewusst zu sein. Zum anderen

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könnte es darauf hindeuten, dass das Gewissen der Kinder schon bis zu einem bestimmten Grad

entwickelt ist und ihnen „kleine Sünden“, wie eine Lüge, durchaus bewusst sind. Die Vernei-

nung der Frage: „Hast du schon einmal gelogen?“ dient dann dem reinen Selbstschutz, um eige-

ne Fehler nicht eingestehen zu müssen.

Die Verfasserin konnte zu diesem Thema nur sehr wenige Beobachtungen machen. Die Kinder

sagten nur selten bewusst die Unwahrheit. Bewusste Lügen der Kinder stellten für diese aber

stets einen Eigenschutz dar, wie das folgende Beispiel zeigt. Die Erzieherin sieht, dass L. die

kleinen Gartentische achtlos auf die Wiese geworfen hat und fordert ihn auf, sie ordentlich über-

einander zu stellen. Darauf entgegnet L.: „Das war ich nicht, das war M..“ Es wird deutlich, dass

L. versucht, das Aufräumen auf ein anderes Kind abzuwälzen, um sich selbst vor der unange-

nehmen Aufgabe und vor weiteren Ermahnungen durch die Erzieherin zu schützen. Lügen sollen

vorrangig dem eigenen Vorteil dienen.

Zusammenfassend betrachtet, ist dieser Wert für Kinder in diesem Alter noch nicht greifbar.

Zwar wissen sie, dass Lügen nichts Schönes ist und möchten auch selbst nicht angelogen werden.

Doch in diesem Alter ist das animistische Denken stark ausgeprägt, sodass die Kinder in Alltag

und Freispiel oft zwischen Realität und Fiktion wechseln. Sie können in dieser Entwicklungs-

phase gar nicht immer definieren, was nun der Wahrheit entspricht und was sie sich nur ausge-

dacht haben, da das Erdachte ihnen eben so real erscheint. Deshalb geschieht das bewusste Lü-

gen nur selten. Da dieser Wert in seinem theoretischen Inhalt für die Kinder schwer zu erfassen

war, wurde er nach dem Märchen Des Kaisers neue Kleider nicht im Spiel übernommen oder

thematisiert. Hierin mag auch der Grund liegen, warum die Spielanregung „Lügengeschich-

te“ nicht angenommen wurde.1

4.1.2 Der Wert Gerechtigkeit

Den Wert Gerechtigkeit lernten die Kinder durch das Aschenputtel kennen. Sie kannten das Mär-

chen und konnten verschiedene Textpassagen mitsprechen. Im anschließenden Gespräch wurde

deutlich, dass die Jungen und Mädchen die Strafe für die bösen Stiefschwestern trotz ihrer Grau-

samkeit als gerecht empfanden. Als die Kinder später das Märchen als Bodenbild legten, durfte

die Bestrafung, wenn auch in abgewandelter Form, als ausgleichende Gerechtigkeit nicht fehlen.

L. verkündete: „Ich bau’ das Gefängnis für die bösen Schwestern.“

Dass die Kinder die Strafen im Märchen als wichtig und gerecht empfinden, verdeutlicht auch

ein anderes Beispiel. Die Kinder wollten Bilder von dem Märchen Der Wolf und die sieben

Geißlein malen. Ein Großteil der Kinder malte nur einen Brunnen oder hatte einen solchen in die

1 vgl. 3.2.2.1

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Zeichnung eingebaut. Es zeigte sich, dass die Bestrafung des Bösewichts, in diesem Fall durch

den Sturz in den Brunnen, die Kinder beeindruckt hatte und nicht etwa als unwichtig abgetan

wurde.

Die Kinder thematisierten den Wert Gerechtigkeit nicht im Alltag, es war aber zu beobachten,

dass sie durchaus in der Lage sind, Ungerechtigkeit festzustellen und auszusprechen. Oft geht es

dabei um Ungerechtigkeit, die dem Kind selbst widerfährt. Dies liegt laut Piaget vor allem daran,

dass sich Kinder in diesem Alter noch nicht in ihr Gegenüber hineinversetzen und somit erken-

nen können, wann er etwas als ungerecht empfindet. Die Verfasserin konnte oft beobachten, dass

sich Kinder ungerecht behandelt fühlten, wenn es um Spielzeug ging. Zum Beispiel wendet sich

E. an die Erzieherin: „M. hat schon die ganze Zeit den Traktor. Der ist doch für alle da.“ E.

möchte mit dem Traktor spielen und empfindet es als ungerecht, dass M. schon so lange unge-

stört damit fährt. Hierbei wird deutlich, dass E. sogar schon die Bedürfnisse der anderen Kinder

mit im Blick hat, denn der Traktor ist „für alle“ da und nicht nur für eine Person.

Gesamt gesehen ist zu bemerken, dass dieser Test mit dem thematisierten Wert die Kinder zwar

erreicht hat, das beabsichtigte Ziel – die Vermittlung von Gerechtigkeit – jedoch nicht erreicht

werden konnte. Auch wenn die Kinder intuitiv gerecht handelten, so fiel es ihnen doch schwer,

darüber zu sprechen. Die Kinder konnten diese Thematik von ihrem kognitiven Entwicklungs-

stand her noch nicht erfassen.

4.1.3 Der Wert Solidarität

Wie schon erwähnt, beschränkte sich die Verfasserin beim Wert Solidarität auf den Aspekt des

Teilens und wählte dazu das Märchen vom Sterntaler. Auch dieses Märchen war den Kindern

bekannt. Sie konnten im anschließenden Gespräch viele Dinge aufzählen, die miteinander geteilt

werden können und stellten fest, dass es Spaß macht, anderen etwas abzugeben. Die Verfasserin

fügte hinzu, dass auch noch andere Dinge geteilt werden können und unterbreitete den Kindern

den Vorschlag, an diesem Tag durch ein Lächeln ihre Freude miteinander zu teilen. Die Jungen

und Mädchen konnten sehr gut über dieses Thema sprechen und hatten viele Ideen, wie man

diesen Wert im Alltag umsetzen kann. Das Thema war für sie verständlich und interessant.

Vor dem Test mit dem „Sterntaler“ hatte die Verfasserin keine Situationen beobachten können,

in denen die Kinder aus freiem Antrieb Spielzeug oder Alltagsmaterial miteinander geteilt hätten.

Doch sie stellte einen großen Unterschied in den Tagen vor bzw. nach dem Erzählen des Mär-

chens fest. Die Kinder fassten das Thema des Märchens auf und übernahmen es intensiv in ihr

Freispiel und alltägliche Situationen.1 Eine schöne Begebenheit fand sich am Tag nach dem Test.

1 Anlage 8

- 20 -

Zwei Mädchen kamen zur Erzieherin, umarmten und küssten sie und riefen: „Wir teilen unsere

Liebe mit dir.“ Doch auch den Jungen war das Thema Teilen wichtig geworden. Der fünfjährige

L. winkte im Garten der Erzieherin zu und verkündete: „Ich hab geteilt mit dem P..“

Insgesamt gesehen, war Sterntaler das Märchen, mit dem die Verfasserin ihr Anliegen mit den

Kindern am besten umsetzen konnte. Sie waren dem Thema gegenüber offen und aufgeschlossen

und beteiligten sich rege am Gespräch, sodass erkennbar war, dass sie die Bedeutung des Teilens

verstanden hatten. Dieser Wert war für die Jungen und Mädchen aktuell und vor allem greifbar.

Deshalb nahmen sie das Thema mit in den Alltag und das Spiel. Der große Unterschied in den

Beobachtungen vor und nach dem Test zeigt auf, dass die Arbeit mit dem Sterntaler die Kinder

in ihrem Denken und ihrem moralischen Empfinden beeinflusst hat. Das Teilen wurde plötzlich

thematisiert und Inhalt verschiedener Handlungen. Somit war die Förderung der Werteentwick-

lung erfolgreich.

4.2 Auswertung der Fragebögen

Die Verfasserin hatte sowohl an Eltern als auch an Erzieher Fragebögen ausgeteilt. Da die Empi-

rie während den Herbstferien stattfand, besuchten weniger Kinder die Einrichtung als sonst. So-

mit standen nur wenige Eltern für das Ausfüllen der Fragebögen zur Verfügung. Die Erzieherin-

nen und Erzieher beteiligten sich rege an der Umfrage.

An der Umfrage für Eltern beteiligten sich sieben Personen im Alter von 29 bis 42 Jahren. Die

Antworten zeigten deutlich, dass alle Befragten Märchen offen gegenüber stehen und keine

grundsätzliche Abneigung gegen sie haben.1

Alle Kinder der Gruppe kommen auch zu Hause mit Märchen in Berührung. Fast die Hälfte der

Eltern gab an, dass ihre Kinder zuhause täglich Märchen hören. Die Verfasserin war positiv ü-

berrascht über diese hohe Prozentzahl und dass im Grunde keines der Kinder ohne Märchen

aufwächst. Dies ist ein sehr gutes Zeichen dafür, dass Märchen in heutiger Zeit noch wertge-

schätzt und als pädagogisch wertvoll eingestuft werden.

Die Frage, ob die Eltern glauben, dass Märchen den Kindern des 21. Jahrhunderts noch Werte

vermitteln können, wurde zu 100 Prozent bejaht und begründet. Keiner der Befragten hatte

Zweifel an den moralisch wertvollen Inhalten und Intentionen der Märchen. Dies bestärkt die

Verfasserin, Märchen als Mittel zur Wertevermittlung zu empfehlen.

Besonders interessant war für die Verfasserin die Frage, in welcher Form den Kindern zu Hause

Märchen vermittelt werden. Den ersten Platz belegte das Vorlesen aus dem Märchenbuch; an

zweiter Stelle stand das Anschauen von Videos und DVDs. Schlusslicht bildete die Vermittlung

1 Anlage 9

- 21 -

über Kassette und CD und das freie Erzählen.1 Auffallend ist die hohe Prozentzahl an Eltern, die

ihrem Kind Märchen über das Fernsehen vermitteln. Der Nachteil bei diesem Medium besteht

vor allem darin, dass das Gesehene unreflektiert bleibt, wenn die Kinder allein fernsehen. Das

TV-Gerät kann nicht auf die Emotionen und Reaktionen der Kinder eingehen und mit ihnen in

Interaktion treten. Dies ist auch bei Hörspielen der Fall. Die Verfasserin sieht auch die niedrige

Prozentzahl beim freien Erzählen kritisch. Dies könnte bedeuten, dass die Eltern sich kaum mit

Märchen befassen und diese daher auch nicht auswendig erzählen können. Somit ergibt sich eine

Gelegenheit weniger, in der Erzählsituation mit dem Kind kommunikativ zu interagieren und auf

dessen Bedürfnisse und Ansichten Bezug zu nehmen.

Außerdem wurde erfragt, welche Werte die Eltern für besonders bedeutend halten. In dieser

Rangordnung wurde Treue als am wichtigsten empfunden, gefolgt von Gerechtigkeit, Pünktlich-

keit, Verantwortung und familiärer Zusammengehörigkeit. Die Verfasserin hätte nicht damit

gerechnet, dass Treue in der Wichtigkeit der Werte an erster Stelle stehen würde, empfindet dies

aber als sehr positiv.

An der Umfrage für die Mitarbeiter der Kindertagesstätte nahmen elf Erzieherinnen und ein Er-

zieher teil. Der Erfahrungsschatz der Beteiligten ist recht unterschiedlich, da 42 Prozent der

Fachkräfte schon über 20 Jahre im Erzieherberuf tätig sind, dagegen 33 Prozent seit weniger als

zehn Jahren in diesem Berufsfeld arbeiten. Für die Verfasserin war besonders interessant, ob die

Erzieher und Erzieherinnen Märchen in ihrer pädagogischen Arbeit verwenden. Alle Befragten

verwenden diese Erzählungen, zwei Drittel von ihnen sogar oft.2 Die Einschätzung des pädago-

gischen Werts von Märchen auf einer Skala von null (nicht wertvoll) bis zehn (sehr wertvoll)

ergab einen Durchschnittswert von sieben. Das Fachpersonal der Einrichtung beurteilt diese Er-

zählungen als wertvoll und wichtig für die Arbeit in der Kindertagesstätte. Dieses Resultat ent-

spricht den Erwartungen der Verfasserin.

Alle Teilnehmer der Umfrage bejahten die Frage, ob Märchen den Kindern des 21. Jahrhunderts

noch Werte vermitteln können. Zwei der Befragten meldeten jedoch trotzdem Bedenken an, dass

dargestellte Brutalität und die Realitätsferne der Handlung die Vermittlung von Werten beein-

trächtigen können. Die Verfasserin hatte damit gerechnet, dass diese Frage von den Erzieherin-

nen und Erziehern in diesem Sinne beantwortet wird. Sie hätte aber nicht gedacht, dass die Reali-

tätsferne als Grund für eine weniger vorteilhafte Wertevermittlung angegeben wird.

1 Anlage 10 2 Anlage 11

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4.3 Schlussfolgerungen aus den empirischen Untersuchungen

Die empirischen Untersuchungen konnten in ihrer geplanten Struktur durchgeführt werden. Die

Verfasserin erhielt große Unterstützung von Seiten der Erzieher, der Eltern und auch der Kinder.

Im Rückblick auf die Empirie kann die Verfasserin sagen, dass das Thema Werteentwicklung

durch Märchen sehr interessant und vielschichtig ist.

In diesem konkreten Fall verhielt es sich so, dass das Thema Wahrheit für die Kinder, die sich

laut Piaget noch in der animistischen Phase befanden, zu abstrakt war. Sie konnten darüber spre-

chen, doch hat dieser Wert im alltäglichen Umgang noch keine große Bedeutung. Die Gerechtig-

keit wurde von den vier- bis fünfjährigen Kindern schon intuitiv ausgeübt und gelebt, bevorzugt

jedoch in Situationen, in denen sie sich selbst ungerecht behandelt oder benachteiligt fühlten. Ein

Unterschied durch die Arbeit mit dem Märchen „Aschenputtel“ konnte nicht festgestellt werden.

Ganz andere Erfahrungen hat die Verfasserin allerdings mit dem Wert Solidarität, speziell dem

Teilen, gemacht. Die Kinder fassten dieses Thema aus dem „Sterntaler“ auf und verarbeiteten es

in vielen verschiedenen Variationen im Alltagsgeschehen und im Spiel. In diesem Fall wird

deutlich, dass Wertevermittlung durch Märchen möglich und sinnvoll ist. Die Kinder themati-

sierten das Teilen nicht nur am Tag des Tests, sondern auch noch in der darauf folgenden Woche.

Dieses Motiv weckte nicht nur kurzzeitig die Aufmerksamkeit der Kinder, sondern beschäftigte

sie längerfristig. Die Arbeit mit diesem Märchen konnte also die Werteentwicklung der Kinder

fördern. Die Verfasserin schließt daraus, dass das Teilen als zu vermittelnder Wert dem Alter der

Kinder entsprochen hat, während Ehrlichkeit und Gerechtigkeit später besser vermittelt werden

können, wenn die kognitive und moralische Entwicklung der Jungen und Mädchen noch weiter

fortgeschritten ist. Ein anderer Aspekt könnte aber auch sein, dass die Märchen nicht passend

zum jeweiligen Wert ausgewählt wurden. Es bliebe der Versuch, die selben Werte nochmals

aufzugreifen – aber mit anderen Märchen.

Doch auch wenn die Verfasserin nicht immer das vermitteln konnte, was sie geplant hatte, heißt

das deshalb nicht, dass sie durch die Arbeit mit den Märchen gar nichts erreicht hat. Die Kinder

haben das Märchen für sich selbst interpretiert und können sich ganz andere Dinge herausge-

nommen haben, die sie für sich persönlich als wichtig erachteten. Die Verfasserin hatte ihre Be-

obachtungen jedoch auf die Werte beschränkt und konnte deshalb keine Unterschiede im Verhal-

ten der Kinder bemerken.

Zudem hat die Verfasserin festgestellt, dass die Kinder sowohl in der Einrichtung als auch zu

Hause die Möglichkeit haben, Märchen zu hören. Dies sind gute Voraussetzungen dafür, dass

moralische Inhalte aus den Märchen angesprochen und verinnerlicht werden können.

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Die Verfasserin stellte fest, dass Märchen – trotz häufig kritisierter Punkte wie Grausamkeit –

für die pädagogische Arbeit mit Kindern geeignet sind. Speziell im Bereich der Wertevermitt-

lung und somit der Förderung der Werteentwicklung können Märchen eine tragende Rolle über-

nehmen. Obwohl diese Erzählungen schon so alt sind, gelingt es ihnen immer noch, Kinder des

21. Jahrhunderts für menschliche Werte zu sensibilisieren.

5 Fazit Wie schon in den vorangegangenen Kapiteln geschildert, ist Wertevermittlung durch Märchen

also nicht nur möglich, sondern kann sogar sehr effektiv sein. Im Hinblick auf die theoretischen

Aspekte und die Ergebnisse der Empirie kann gesagt werden, dass die Arbeit mit Märchen viel

zur Förderung der Werteentwicklung von Kindern im Alter von vier bis fünf Jahren beitragen

kann. Die Theorie zeigt, dass Jungen und Mädchen ihre Moralvorstellungen daraus entwickeln,

was ihnen von Erwachsenen vorgelebt und vermittelt wird. Die Auswertung der empirischen

Untersuchungen verdeutlicht zudem, wie eine pädagogische Märchenarbeit dazu beitragen kann,

Kindern Werte zu vermitteln. Die Verfasserin schlussfolgert nun aus diesem Gesamtbild, dass

die Werteentwicklung im Kindesalter durch Märchen nachhaltig beeinflusst werden kann. Be-

deutend dabei ist, dass der zu vermittelnde Wert dem Alter und damit verbunden dem geistigen

Entwicklungsstand der Kinder entspricht, um von ihnen wirklich verstanden und übernommen

zu werden. Ist das Thema für sie nicht greifbar, werden sie sich auch nicht damit beschäftigen.

Kann es jedoch – ausgehend vom moralischen Entwicklungsstand und dem Denkvermögen der

Kinder – erfasst, verarbeitet und verinnerlicht werden, so sind Märchen eine hervorragende Me-

thode, diese Werte zu vermitteln.

Erzieherinnen und Erzieher haben hier durch ihre Kenntnisse über professionelle Beobach-

tungsmethoden sehr gute Voraussetzungen. So können aktuelle Problemlagen und Themen der

Gruppe herausgefiltert und individuelle Entwicklungsschritte nachvollzogen werden. Diese Beo-

bachtungsinhalte können Ansätze für die Auswahl eines Märchens und des darin thematisierten

Wertes bieten. Wertevermittlung macht nur Sinn, wenn sie an aktuellen Themen der Gruppe und

individuellen Bedürfnissen des einzelnen Kindes ansetzt.

Weiterhin empfiehlt die Verfasserin für die pädagogische Arbeit feste Rituale, die das Erzählen

eines Märchens begleiten, da sie selbst sehr gute Erfahrungen damit gemacht hat. Solche festen

Bestandteile im Ablauf eines Angebots geben Kindern Sicherheit und können im Fall des Mär-

chen-Erzählens eine Atmosphäre der Geborgenheit und des Vertrauens, aber auch eine besonde-

re und fantasieanregende Stimmung erzeugen. Die Rituale können natürlich je nach Alter und

Gruppenstruktur verschieden sein.

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Bei der zielgerichteten Arbeit mit Märchen sollten diese Geschichten möglichst frei erzählt wer-

den. So kann auch zwischendurch auf Reaktionen der Kinder eingegangen und diese in den wei-

teren Erzählverlauf eingebunden werden. Außerdem können die Jungen und Mädchen durch

Zwischenfragen zum Nachdenken oder Sprechen angeregt werden. Diese Gelegenheiten bieten

sich bei einem Hörspiel oder einem Film nicht.

In der Elternarbeit sollte im Vorfeld eine Situationsanalyse durchgeführt werden. Sind Märchen

bereits in den Familien präsent, könnte ein weiterer Schritt sein, die Medien, die zur Vermittlung

genutzt werden, kritisch zu hinterfragen. So könnte z.B. über die Wichtigkeit des Vorlesens in-

formiert werden oder Kopien von Märchentexten, auf denen keine Rechte mehr liegen, verteilt

werden.

Bei Bedenken zu gewissen kritisierten Aspekten des Märchens besteht die Möglichkeit, einen

Informationsabend für Eltern und das Erzieherteam zu organisieren, zu dem ein oder mehrere

Fachreferenten eingeladen werden. So können Unsicherheiten und Fragen mit einer ausgebilde-

ten Fachkraft geklärt werden, die mit der Thematik vertraut ist und fachlich fundierte Antworten

geben kann.

Gezeigt wurde auch die Wichtigkeit der Vorbildfunktion der Bezugspersonen, also vornehmlich

Eltern und Erziehern. Wertevermittlung kann kaum funktionieren, wenn nicht die pädagogische

Fachkraft selbst verinnerlicht hat und authentisch vorlebt, was sie den Kindern vermitteln möch-

te. Märchen können noch so wertvolle moralische Inhalte haben – die Kinder werden sie nicht

behalten, wenn ihnen der Erzieher etwas anderes vorlebt. Ein Märchen kann einen Wert nicht

ausschließlich allein vermitteln, es benötigt einen Pädagogen, der mit den Kindern darüber

spricht und gemeinsam mit ihnen das Gehörte reflektiert. So kann das moralische Fazit der Ge-

schichte die Jungen und Mädchen auch wirklich in ihrem Denken erreichen und somit ihre

Handlungen beeinflussen.

Die Verfasserin wird Märchen auch weiterhin in ihrer pädagogischen Arbeit einsetzen. Sie hat

bisher durchweg positive Erfahrungen damit gemacht und möchte gern weitere Einsichten in

diesen Bereich der Pädagogik erlangen. Sie würde bestimmte Tests nochmals mit älteren Kin-

dern durchführen, um die Empfänglichkeit für gewisse Werte besser einschätzen zu können.

Um noch einmal auf das Eingangszitat Bezug zu nehmen: Märchen werden von Kindern geliebt

und stecken so voller Förderungsmöglichkeiten und moralischer Inhalte, dass es tatsächlich

„jammervoll“ wäre, sie als Erzieherin oder Erzieher in der pädagogischen Arbeit mit Kindern

nicht einzusetzen.

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6 Literatur- und Quellenverzeichnis Literatur Beck, Rufus: Kinder lieben Märchen … und entdecken Werte. München, Knaur Ratgeber Verlag 2007 Bettelheim, Bruno: Kinder brauchen Märchen. 23. Auflage, München, Deutscher Taschenbuch Verlag 2001 Halfar, Susanne (Hrsg.): Brüder Grimm. Die schönsten Märchen. 1. Auflage, Renningen, garant Verlag 2009 Kast, Verena: Sich wandeln und sich neu entdecken. 6. Auflage, Freiburg, Herder Verlag 1996 Mell, Christine: Es war einmal … Die Werkstatt zu Märchen. Mühlheim an der Ruhr, Verlag an der Ruhr 2000 Pertler, Cordula u. Reinhold: Kinder erleben Märchen. 2. Auflage, München, Don Bosco Verlag 1998 Reuben, Steven Carr: Charakterstarke Kinder kommen weiter – Welche Werte unsere Kinder brauchen. Freiburg, Herder Verlag 1998 Sächsisches Staatsministerium für Soziales (SsfS) (Hrsg.): Der Sächsische Bildungsplan. Dres-den, SV Saxonia Verlag 2007 Schaufelberger, Hildegard: Märchenkunde für Erzieher – Grundwissen für den Umgang mit Märchen. 5. Auflage, Freiburg, Herder Verlag 1994 Stöcklin-Meier, Susanne: Von der Weisheit der Märchen – Kinder entdecken Werte mit Märchen und Geschichten. 2. Auflage, München, Kösel-Verlag 2008 Internetquellen

Internetquelle 1 – http://www.brainworker.ch/programm/Rechts_Ordnung.html, [Stand: 02.12.2010] Internetquelle 2 – http://www.haeselbarth.de/maerch2.htm, [Stand: 08.09.2010] Internetquelle 3 – http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Fachbeitrag/

a_Erziehungsbereiche/s_382.html, [Stand: 28.08.2010] Internetquelle 4 – http://www.win-future.de/downloads/

weshalbkindermaerchenbrauchengeraldhuether.pdf, [Stand: 01.09.2010] Internetquelle 5 – www.spielundzukunft.de/index.php?StoryID=1475, [Stand: 01.09.2010]

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Internetquelle 6 – http://www.maerchen.net/classic/a-k_kleider.htm, [Stand: 02.09.2010] Internetquelle 7 – http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Fachbeitrag/ a_Erziehungsbereiche

/M%C3%A4rchen/s_2430.html, [Stand: 27.08.2010] Internetquelle 8 – http://www.ifp.bayern.de/projekte/laufende/kasten-werte.html,

[Stand: 29.11.2010]

Internetquelle 9 – http://dk.akis.at/entwicklungspsychologie.html#6, [Stand: 1.12.2010]

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7 Anlagenverzeichnis Anlage 1 – Fragebogen für Eltern

Anlage 2 – Fragebogen für Erzieher

Anlage 3 – Fotos vom Tor zur Märchenwelt und der Erzählsituation

Anlage 4 – Des Kaisers neue Kleider

Anlage 5 – Aschenputtel

Anlage 6 – Fotos von den Bodenbildern zum Märchen Aschenputtel

Anlage 7 – Sterntaler

Anlage 8 – Beobachtungen zum Thema Teilen

Anlage 9 – Diagramm: Persönliche Einstellung der Eltern zu Märchen

Anlage 10 – Diagramm: Arten der Vermittlung von Märchen

Anlage 11 – Diagramm: Verwendung von Märchen in der pädagogischen Arbeit