der tagesgang der körpertemperatur beim menschen

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KLINISCHE-WOCHENSCHRIFT 33. JAHRGANG, HEFT 23/24 15. JUNI 1955 UBERSICHTEN. DER TAGESGANG DER KORPERTEMPERATUR BEIM MENSCHEN. Von JI)I~GEN ASCtIOFF. Aus dem 3iax-Planck-lnsti~u~ ffir Medizinische Forschung, Ins~i~ut fiir ]?hysiologie, IIeidelberg. Unter rund ~0 bislang am Menschen besehriebenen GrSgen mit tagesperiodisehem Verlauf gehSrt die KSrper-Kerntemperatur zu den ersten, die mittels forttaufender ~{essungen genauer erfaBt warden. Trotz zahlreicher Untersuehungen fiber die Tempe- raturkurve unter den verschiedensten Bedingungen gehen die Meinungen fiber Entstehungsweise, Ursaehen und Ablauf bis heute auseinander. Einige altere Beob- aehtungen sind vergessen oder in ihren Zusammen- hgngen verkannt worden. Die iolgende Ubersieht behandelt die Entwicklung der Temperaturamplitude beim Saugling, die gegensinnigen Temperaturggnge in Sehale und Kern des KSrpers und deren kausMe Verkniipfung sowie die Deutung der Temperatur- periodik Ms geregelte GrSBe. Zwei Punkte sind beson- ders berfieksiehtig~: 1. Die Temperaturkurve ist fast. aussehlieBlieh an der Kerntemperatur verfolgt worden; der Tagesgang der Obe.r/li~chentemperaturen ist jedoeh ebenso ausgeprggt und ffir das Verstgndnis der Vor- gange wichtig. 2. Unter den mSgliehen Ursachen der Temperaturperiodik hat -- nach frfihem Aussehlug gugerer Faktoren, des Sehlafes und der Nahrungs- aufnahme -- die Warmeproduktion (in Verbindung mit der Lebensweise) die Untersueher fast ausschlieB- lieh beschgftigt; der Tagesgang der Warmeabgabe seheint jedoeh weft bedeutungsvoIler zu sein. Historisches. Die ~ltesten regdmgBig beobachte~en Funktionen sind Puls und A~mung. AUTENRIET:ff (1801/02) bringt hierzu Zahlen und macht auch eine Anmerkung zur Temperatur- regulation: ,, £m Sehlaf finder sieh die W~rme des Mensehen meistens mn 1,50 geringer als bey Tage ... abends ist die W~rme etwas gTSBerals morgens." ~hnlieh guBert sich Bc~- I)aen (1838), jedoeh ohne Z~hlenangaben. G n ~ (1815) hatte entsprechende Messungen fiber ,,des variations diurnes assez sensibles dans Ia temperature des heroines et des ani- maux" angekfindigt, jedoch ~ficht vorgelegt. Es wird deshalb zuweilen C~ossA~r (1843) auf Grund seiner 3/[essungen der Tag- und Naehttemperatur yon Tauben als Entdeeker der ,,oscillation diurne °' genannt. Vor ihm hat iedoch GIE~SE (18~2) in einer hiibschen la~einisehen Dissertation an Hand ausftihrlicher Selbstversuche (Mundtemperatur) den vollen Gang der Temperaturkurve beschrieben: ,,Tempore nocturne igitur ealor animMLs minor est quam gempore pomeridiano 0,7~ 1~ °''. Die nach GIEI~SES Angaben auf C o nmgereehneten Werte ergeben die bekannte, yon Schlaf und Tgtigkeit weit- gehend nnabhgngige Tagesperiodik (Abb. 1). G.~ms~s Darstellnngen werden 2 Jahre sparer durch Selbstversuehe ttan53~Az~s (1844) bestEtigt. Die vorher yon DAvY (1839) erhobenen Befunde lassen keine Periodik er- kennen; erst in seiner 2. VerSffentliehung (1845) spricht er yon Tagesgang. Im selben Jahr behandelt Bm~c~Azcz¢ (1845) in seiner grundlegenden Arbeit zur physikatischen Temperatur- regulation dig Frage und kommt wie G~Et~Sm zu dem SchlnB, dag die regelmgBigen Sehwankungen der KOrpertemperatur unabh~ngig vom Gang der AuBentemperatur oder der kSrper- lichen Betgtigung erfolgen. Dieser Meinung schlieBt sich HSL~II~OLTZ (1846) ira eneyklop/idisehen WOr~erbueh der medieinischen Wissensehaf~en an. Klin. Wschr., 33. Jahrg, Die folgenden 50 Jahre bringen lediglich eine ~[~eihezusgtz~ licher Beob~chtungen: DiG Temperaturkurve enth~lt zwei Maxima (BxRE~rSP~¢Ne 1851), die Amplitude andert sich mit dem Alter (BXRENS:PRI~NG 1851, FrNnXYSON1869, t~AUDNITZ 1888 U.a.), dig Temperatur des ausgeschiedenen Urins hat einen ahnlichen G~ng wie die des I~ectums (P~]~BR~Y und NleOl~ 1898), bei Frauen liegt die Kurve pramenstruetI hSher als intelanenstruell (VIoAI~EnLI 1899). Amplitude und Form der Temperaturlcurve. Entwicklung beim Sgugling. Versehiedene An- gaben aus neuerer Zeit kSnnten vermuten lassen, dab regelmal3ige Temperatur/inderungen beim Kleinkinde / " "--/2-_ ~kbb. 1. Tagesgang der )/Iundtemperaturen nach GIEI~SE(1842). • Versuch veto 25, 6, 42, o ~ttel mehrerer Tage, erst in der zweiten Hglfte des ersten Lebensjahres zu beobaehten seien. Naeh ~LLI~ ~ (1939) sell die Temperaturkurve vom 6. Monat an regelmggig und erst veto 11. an yell entwickelt sein. Auch KLEIT~A~ (1947) legt Gewicht auf die Tatsache, dag die Kurve erst im 2. Lebensjahr ihre volle Amplitude erreicht. Seine eigenen Untersuchungen mit TITELBAUI~ und HOFFMANN (1937} zeigen jedoch, ,,that the diurnal variation increases in magnitude practically from birth on". Tatsgehlieh ist eine Temperaturperiodik vom 5. Lebenstage an nachweisbar. Die ausfiihr- liehsten Untersuehungen hierzu stammen yon JUZC- DEnL (1904). lX{an fibernimmt, wie Bt~ocI~ und 3/[it- arbeiter (1934)betonen, zweekmgBig nieht die yon JCZ~DEnL zusammenfassend genannten Zahlen, da er fiber die Megwerte m ehrerer Kinder gemittelt hat. Die Einzelwerte lassen bei einem Teil der Kinder regelmagige Sehwankungen sehon ab dem 4. Lebens- tag erkennen; naeh dem 10. Tag fehlt die Periodik selten. In Abb. 2 sind die MeBwerte je eines Kindes fiber mindestens 5 Tage gemittelt and jeweils die Kurven yon 6--3 Kindern gleieher Altersklasse zu- sammengezeiehnet. Bis zum 7. Lebenstag ist die Periodik an den ?¢Iittelwertskurven selten naehweisbar, danaeh tritt sie mit waehsender Amplitude deutlieh hervor. Zugleieh erkennt man den Anstieg der Tages- Mitteltemperaturen yon unter 37 ° auf fiber 37 °. ~¥eiter deutet diese Darsteltung bereits an, dab die Zunahme der Amplitude zwisehen dem 10. und 100. Le- benstag weniger auf einem Anstieg der Tages- als auf tieferem Absinken der Naehttemperaturen beruht (s. unten). 36

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Page 1: Der Tagesgang der Körpertemperatur beim Menschen

KLINISCHE-WOCHENSCHRIFT 33. J A H R G A N G , H E F T 23/24 15. J U N I 1955

U B E R S I C H T E N .

DER TAGESGANG DER KORPERTEMPERATUR BEIM MENSCHEN.

V o n

J I ) I ~ G E N A S C t I O F F .

Aus dem 3iax-Planck-lnsti~u~ ffir Medizinische Forschung, Ins~i~ut fiir ]?hysiologie, IIeidelberg.

Unter rund ~0 bislang am Menschen besehriebenen GrSgen mit tagesperiodisehem Verlauf gehSrt die KSrper-Kerntemperatur zu den ersten, die mittels forttaufender ~{essungen genauer erfaBt warden. Trotz zahlreicher Untersuehungen fiber die Tempe- raturkurve unter den verschiedensten Bedingungen gehen die Meinungen fiber Entstehungsweise, Ursaehen und Ablauf bis heute auseinander. Einige altere Beob- aehtungen sind vergessen oder in ihren Zusammen- hgngen verkannt worden. Die iolgende Ubersieht behandelt die Entwicklung der Temperaturamplitude beim Saugling, die gegensinnigen Temperaturggnge in Sehale und Kern des KSrpers und deren kausMe Verkniipfung sowie die Deutung der Temperatur- periodik Ms geregelte GrSBe. Zwei Punkte sind beson- ders berfieksiehtig~: 1. Die Temperaturkurve ist fast. aussehlieBlieh an der Kerntemperatur verfolgt worden; der Tagesgang der Obe.r/li~chentemperaturen ist jedoeh ebenso ausgeprggt und ffir das Verstgndnis der Vor- gange wichtig. 2. Unter den mSgliehen Ursachen der Temperaturperiodik hat - - nach frfihem Aussehlug gugerer Faktoren, des Sehlafes und der Nahrungs- aufnahme - - die Warmeproduktion (in Verbindung mit der Lebensweise) die Untersueher fast ausschlieB- lieh beschgftigt; der Tagesgang der Warmeabgabe seheint jedoeh weft bedeutungsvoIler zu sein.

Historisches. Die ~ltesten regdmgBig beobachte~en Funktionen sind

Puls und A~mung. AUTENRIET:ff (1801/02) bringt hierzu Zahlen und macht auch eine Anmerkung zur Temperatur- regulation: ,, £m Sehlaf finder sieh die W~rme des Mensehen meistens mn 1,50 geringer als bey Tage . . . abends ist die W~rme etwas gTSBer als morgens." ~hnlieh guBert sich Bc~- I)aen (1838), jedoeh ohne Z~hlenangaben. G n ~ (1815) hatte entsprechende Messungen fiber ,,des variations diurnes assez sensibles dans Ia temperature des heroines et des ani- maux" angekfindigt, jedoch ~ficht vorgelegt. Es wird deshalb zuweilen C~ossA~r (1843) auf Grund seiner 3/[essungen der Tag- und Naehttemperatur yon Tauben als Entdeeker der ,,oscillation diurne °' genannt. Vor ihm hat iedoch GIE~SE (18~2) in einer hiibschen la~einisehen Dissertation an Hand ausftihrlicher Selbstversuche (Mundtemperatur) den vollen Gang der Temperaturkurve beschrieben: ,,Tempore nocturne igitur ealor animMLs minor est quam gempore pomeridiano 0,7~ 1~ °''. Die nach GIEI~SES Angaben auf C o nmgereehneten Werte ergeben die bekannte, yon Schlaf und Tgtigkeit weit- gehend nnabhgngige Tagesperiodik (Abb. 1).

G.~ms~s Darstellnngen werden 2 Jahre sparer durch Selbstversuehe ttan53~Az~s (1844) bestEtigt. Die vorher yon DAvY (1839) erhobenen Befunde lassen keine Periodik er- kennen; erst in seiner 2. VerSffentliehung (1845) spricht er yon Tagesgang. Im selben Jahr behandelt Bm~c~Azcz¢ (1845) in seiner grundlegenden Arbeit zur physikatischen Temperatur- regulation dig Frage und kommt wie G~Et~Sm zu dem SchlnB, dag die regelmgBigen Sehwankungen der KOrpertemperatur unabh~ngig vom Gang der AuBentemperatur oder der kSrper- lichen Betgtigung erfolgen. Dieser Meinung schlieBt sich HSL~II~OLTZ (1846) ira eneyklop/idisehen WOr~erbueh der medieinischen Wissensehaf~en an.

Klin. Wschr., 33. Jahrg,

Die folgenden 50 Jahre bringen lediglich eine ~[~eihe zusgtz~ licher Beob~chtungen: DiG Temperaturkurve enth~lt zwei Maxima (BxRE~rSP~¢Ne 1851), die Amplitude andert sich mit dem Alter (BXRENS:PRI~NG 1851, FrNnXYSON 1869, t~AUDNITZ 1888 U.a.), dig Temperatur des ausgeschiedenen Urins hat einen ahnlichen G~ng wie die des I~ectums (P~]~BR~Y und NleOl~ 1898), bei Frauen liegt die Kurve pramenstruetI hSher als intelanenstruell (VIoAI~EnLI 1899).

Amplitude und Form der Temperaturlcurve. Entwicklung beim Sgugling. Versehiedene An-

gaben aus neuerer Zeit kSnnten vermuten lassen, dab regelmal3ige Temperatur/inderungen beim Kleinkinde

/ " "--/2-_

~kbb. 1. Tagesgang der )/Iundtemperaturen nach GIEI~SE (1842). • Versuch veto 25, 6, 42, o ~ t t e l mehrerer Tage,

erst in der zweiten Hglfte des ersten Lebensjahres zu beobaehten seien. Naeh ~ L L I ~ ~ (1939) sell die Temperaturkurve vom 6. Monat an regelmggig und erst veto 11. an yell entwickelt sein. Auch KLEIT~A~ (1947) legt Gewicht auf die Tatsache, dag die Kurve erst im 2. Lebensjahr ihre volle Amplitude erreicht. Seine eigenen Untersuchungen mit TITELBAUI~ und HOFFMANN (1937} zeigen jedoch, ,,that the diurnal variation increases in magnitude practically from birth on". Tatsgehlieh ist eine Temperaturperiodik vom 5. Lebenstage an nachweisbar. Die ausfiihr- liehsten Untersuehungen hierzu stammen yon JUZC- DEnL (1904). lX{an fibernimmt, wie Bt~ocI~ und 3/[it- arbeiter (1934)betonen, zweekmgBig nieht die yon JCZ~DEnL zusammenfassend genannten Zahlen, da er fiber die Megwerte m ehrerer Kinder gemittelt hat. Die Einzelwerte lassen bei einem Teil der Kinder regelmagige Sehwankungen sehon ab dem 4. Lebens- tag erkennen; naeh dem 10. Tag fehlt die Periodik selten. In Abb. 2 sind die MeBwerte je eines Kindes fiber mindestens 5 Tage gemittelt and jeweils die Kurven yon 6--3 Kindern gleieher Altersklasse zu- sammengezeiehnet. Bis zum 7. Lebenstag ist die Periodik an den ?¢Iittelwertskurven selten naehweisbar, danaeh tri t t sie mit waehsender Amplitude deutlieh hervor. Zugleieh erkennt man den Anstieg der Tages- Mitteltemperaturen yon unter 37 ° auf fiber 37 °. ~¥eiter deutet diese Darsteltung bereits an, dab die Zunahme der Amplitude zwisehen dem 10. und 100. Le- benstag weniger auf einem Anstieg der Tages- als auf tieferem Absinken der Naehttemperaturen beruht (s. unten).

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Page 2: Der Tagesgang der Körpertemperatur beim Menschen

546 Jti~esN Asc~oss: Der Tagesgang der KOrpertemperatur beim Mensehen. Klinische Woehensohrift

Die fdihe Entwieldung der Periodik veto 5. Lebenstag an wird yon B):~ENSI, I~O (1851) bereits erw~hnt, yon F6~STEa (1862) und SO~HEa (1880) genauer beschrieben. Die, Kurven yon D~ RVDDEl~ und PET~SE~ (1935) mit einer Amplitude yon 0,450 stammen yon 1--3monatigen Siuglingen. Auch fiir andere GrSBen ist in diesem Alter der periodische Verlauf belegt, so fiir das KSrpergewicht (Pu~zm und VO~L~E~ 1924, SchlITZ 1940) und die motorische Unruhe. W/~hrend sieh die

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Abb. 2. EntwickIung der Tempera~uramplitude beim S~ugling. 5ede Kurve aus den Werten eines Kindes, fiber 5--8 Tage gemittelt.

(Nach JUNDELL 1904.)

fetMen Kindsbewegungen naeh Angaben yon t~ICHARDS und Mitarbeiter (1938) und aueh die des jungen S~uglings nach SzY~NSK~ (1922) regellos auf die 24 Std verteilen sollen, sind die yon Mxxcqms (1941) untersuehten S~uglinge (Alter ?) tags deutlieh unruhiger als naehts (Abstand zwischen 2 Fiitte- rungen bei freier ~rahl tags 2,86, naehts 3,61 Std). Die sehr ausfiihrlichen Messungen und Protokolle yon K~E~T~n~ und E~c~Nn~ (1953) best~tigen, dab sich beim S~ugling eine deutliehe Sehlaf-Waehperiodik bereits in den ersten 4 Woehen ausbildet.

Das groge Zahlenmater ia l yon JuNDELL (1904) gesta t te t weitere Aussagen fiber die Entwieklung der Ampli tude. J U N D ~ L ha t alle Megwerte der hellen

und der dunkten 12 Std einer Altersldasse get rennt gemittelt . Triigt ma n diese Zahlen sowie die Werte ffir das GesambTagesmi t te l der TemperaSur gegen eine wfllkfirlich gewahlte Zeitskala aui (Abbb. 3), so wird augenfiillig, dag die absinkenden Nach t t empera tu ren wesentlich am Ampli tudenzuwaehs beteiligt sind. Die Abb. 3 zeigt weiter den oft beschriebenen Anstieg des Gesamtmit te ls der Tempera tu r in den ersten Tagen. Der Kurve der Ampli tudenwerte sind nicht die gemit te l ten Hell- und Dunkelwerte zugl~ande gelegt, sondern (nach dem Vorgehen yon B~ooK und Mitarbeiter 1934=)die tats~chlich erreichten Maxima und Minima. Die so erreehneten Ampl i tuden sind demnach grSBer als der Abs tand der b d d e n Mittel- wer tskurven; auch nehmen sie, ira Gegensatz zu deren Gang, erst naeh dem 22. Lebensjahr langsam ab. Naeh KLEITMAN und Mitarbeitern (1937) wird die Ampli tude allerdings schon naeh dem 2. Lebensjahr wieder ldeiner. Ffir Greise werden Amp]i tuden yon 0,5 ° und weniger angegeben (BX~SPRUNG 1851).

DaB die Amplitude ihre anfi~ngliche Vergr6Berung dem Absinken der N~chttemperaturen verdankt, hat aueh ~[gLLI~ (1939) gefunden. Diese Feststellung iiberrascht im ersten Augenbliek, da es naheliegt, zun~ehst an einen fortschreitenden Zuwachs der Waehzeiten des naeh der Geburt ,,stgndig schlafenden" S~uglings und damit an eine aktiviti~tsgebundene Temperatursteigerung w~hrend der Lichtstunden zu denken. KLEITMAN und E~GL~A_~ {1953) betonen jedoeh, dab S~ug- linge yon Geburt an durchaus nieht soviel schlafen, wie haufig vermutet wird; in den ersten 24Woehen sind es im Mittel 14--15 Std/die. Vonder 3. zur 26. Woche nimmt der Nachtsehlaf yon 8,5 auf 10,5 Std / 12 Std zu, der Tagschlaf yon 6,36 auf 3,61 Std/12 Std ab. Sehr friih bildet sich ein Maximum der Sphlaftendenz gegen 1--3 Uhr aus. Insgesamt halten sich w~hrend der ersten 12 Wochen die _/nderungen des Tag- und Nachtschlafes anni~hernd die Waage, so dab der Ges~mtsehlaf/24 Std kaum abnimmt, w~hrend in den folgenden 12 Wochen bei gleichbleibendem Nachtsehlaf der Tagsehlaf welter verkiirzt wird. Das Sehwergewicht bei der Entwieklung der Tagesperiodik tiegt demnaeh auf der Aus- bildung der Minima, deren Lage aueh beim Erwaehsenen starker fixiert zu sein seheint ats die der M~xima; der Sehlaf wird ,,konzentriert" (und tiefer ?).

Form der Tageskurve. Die 24 Std-Periodik der Tiere ist in der fiberwiegenden h~ehrzahl ~ller Fiille du tch 2 Maxima ausgezeiehnet, die im allgemeinen einen Bigeminus bilden: Der Abs tand yon Haupt - zu Nebenm~ximum ist kleiner als der folgende yon Neben- zu H a u p t m a x i m u m (AscHOFr und M~YE~- L O ~ A N N 1954 a U. b). Die KSrper tempera tur maeh t hiervon nur scheinbar eine Ausnahme; bei Tieren folgt sie h iu f ig reeht genau dam Bigeminus ihrer Aktivi t~t (s. die Messungen an Staren yon HILD]~N und STS~- ~KcK 1916, an HfihneI~ von SI~'a~soh ~ 1911 u. a. m.). Oft allerdings finder man nur ein Maximum, zu dem die Temperat, ur fiber die Dauer der Aktivit~tszeit langsam ansteigt ; jedoeh ist aueh in diesen F~llen ein schwaehes Vormax imum hiuf ig angedeutet . Am 5iensehen sind, wie flit eine Reihe weiterer Funkt ionen ( ~ N Z E ~ 1952), ebenfMls 2 Maxima der Tempera tur naehgewiesen ( B : ~ s ~ o 1851, J i iR~NSE~ 1873, LI~BER~g~ST~a 1875, JOHA~SSO~ 1898 u .a . ) . Der Doppelgipfel wird leieht fibersehen, wenn in zu groBen Abst/ inden gemessen wird (so bei J U ~ L ~ 1904) ; am s t i rks ten seheint er bei Kindern ausgebildet zu sein ( G o ~ u ] ~ 1908, ~)E RuD~E~ und PE~RSE~ 1935, I~P~ATO und LA~DUCeI 1948). Da sieh die Lage der Maxima zueinander von Tag zu Tag etwas ~ndert, und zudem die zwisehengesehobene Senke nur fiaoh ist, verwiseht sieh die wahre F o r m der

Page 3: Der Tagesgang der Körpertemperatur beim Menschen

Jg.33, Heft 23124 J~ICGEN Ase~orF: Der Tagesgang der KSrpertemperatur beim Menschen. 54~7 15. g u n i 1955

Kurve, wenn fiber zuviel Tage gemittelt wird. Dies ist wohl der Grund, warum KnmTMA~ und t ~ - sA~ooP (19~8) an Hand ihres hervorragenden Zahlen- materials mehr zu ,,Pl&teaukurven" Ms zu Doppel- gipfeln gekommen sind.

Die Tr/~gheit a]].er Wgrmeausgleichsvorggnge mul~ ffir die Form tier Temperatnrkurve bedeutungsvo]l sein. h{otiIit/~t, zirkulierende Bestandteile des Blutes und seine Menge, Puls und viele andere Funktionen kSnnen sehnetler vergndert werden als die Xe~mtemperatur. Beim S/~ug]ing mit gr6Berer Oberflgehe im Verh/iltnis zur kleiner~ Masse sind frequente Sehwankungen tier Temperatur eher zu erwar~en; mit aus diesem Grunde ist der Doppelgipfel beim Kinde deutlieher als beim Erwaehsenen. Im 1. Lebe~sjahr soll das Vormittags- maximum das Abendmaximnm sogar fibertreffen (DE t~UDDEI~ und P~w~SE~ 1935, I3fPEtgATO und LA~cD~rce:~ 1948); der sehne]le Anstieg der ~Iorgentemperaturen beim Kinde ist bemerkenswerg (P~z 1851 und spgtere). Beim Erwachsenen Heft das I-I~uptmaximum (in Umkehr der Bigeminus-Merk- male liehtaktiver Lebewesen) in der 2. Tagesh/~lfte; der An- stieg erfolgt meist langsam fiber den ganzen Tag hin, der Abfa.U in den ersten Naehtstunden steil irmerhMb kurzer Zeit.

Kern und Schale. Untersuchungen fiber den T&gesgang der KSrpertemperatur beschrgnken sich fast ansschliel31ich auf die Kerntemperatur, rectal oder unter der Zunge, zuweilen a, ueh axillar gemessen. Es ist aber gerade ffir die Deutung der Temperatur- periodik yon nieht geringem Wert, auch fiber die Oberflgehentemperaturen Aussagen machen zu kSnnen.

Die oft b enfitzte,,mittlereI-Iauttemperatur" ist hier fiir nicht unbedingt geeignet; ihre unregelmgBigen Schwan- kungen verteilen sieh ,,ohne bestimmte Gesetzm~Big- kei t" fiber den Tag ( S c g ~ c ~ 1940). Der Grund hierffir liegt vermutlieh in der Mittelung i~ber xlle/3- werte zweier Oberjli~ehengebiete, die h~iu]ig einen genau gegensinnigen Temperaturgang haben: Igumpf (mit Kopf) und Extremit~ten. Gemessen an ihrer Bedeu- tung ffir die Wgrmeabgabe und an ihrer Beteiligung an der SchMendurehblutung fiir Belange der Tempe- raturregulation sind nur die Extremiti~ten roll zur Sehale zu reehnen; die l~umpfoberflgehe gehSrt weir mehr zum Kern (Asogoss 19~7e). Auch der Kopf, obwoM mit dem Gesieht nicht unerheblieh an der Wi~rmeabgabe beteiligt (Faschingsmaskeneffekt), folgt mehr dem Kern, wie an der Stirntemperatur zu erkennen.

Kern und Oberflgehe haben oft einen reziproken Temperaturgang. Die Ursaehen liegen in Vergnde- rungen tier Schalendurchblutung, die den V~grme - abstrom vom Kern an die Oberflgehe (Wgrmedureh- gang) maBgeblieh bestimmt. Wird die Durehblutung der SchMe gedrosselt, so verringert sich der W~rme- durehgang und die H&uttemperatur sinkt; gleieh- zeitig steigt bei unvergnderter Wgrmebildung die Kerntemper&tur &n. (EinzetheitenbeiAscHoss 19~7b, 19~8a). In ParMlele hierzu finder man bei fortlaufen- der ~essung verschiedener Oberflgehengebiete auf- fMlend oft Temperaturanstiege am I~umpf bei fMlenden Extremit/~tentemperaturen und umgekehrt (Asc~rOFr, nieht verSffentlicht), offenbar eine Folge der unter- sehiedliehen Zuordnung beider Gebiete zu Kern und Schale. Der Versueh, diese Zusammenhgnge an Hand 24stfindiger Messungen darzustellen, ist selten gemaeht worden. I-I~ISg~ und COrtEs (1933) haben 5 Versuehspersonen 7 Tage ]ang laufend untersueht (Abb. ~). 5{und-, Hats- nnd Stirntemperaturen ver- halten sieh wie Kerntemperaturen; die Extremit/~ten- temperaturen bewegen sieh spiegetbildlieh dazu. Be- merkenswert ist, dab der Temperatur&nstieg der Ex-

tremit~ten am Abend mehrere Stunden vor dem Ab- fall der Kerntemperaturen einsetzt. HmD]~BRANDT und ENCEL]3]~RTZ (1953) haben bei iVfittelung der MeBwerte von 4 Versuehspersonen im groBen ganzen vergleichbare Ergebnisse erzielt. Der Anstieg der

r . . . . .

' 1 0 1. 2. 8. 2.-5.

Monet Jahr t Abb. 3. .~I i t te l temperaturen fitr die hellen (o) und dunk len ( • ) 12 Std, sowie f(ir den ganzen T a g ( × ) in Yerschiedenen Altersklassen, dazu die

w a h r e n T e m p e r a t m ' a m p l i t u d e n . . . . . (Na.ch JVgD~5L 190{.)

Temperaturen an Fingerkuppe und Fugrfieken be- ginnt nach ihrerDarstellung um 15 Uhr, der Abfall der Kerntemperaturen (Rectum und Stirn) 3 Std spgter ; das Minimum der Ext remi~tentempera turen f/~llt mit

~ 3 6 9 12 75 78 27 2q Uhr /VEZ

Abb 4. Tempera tm-ku rven fib" 7 KOrpers~ellen, gemi~tel t yon 6 Personen ; jeder P u n k t 54- -62 Messungen. (Nach ltv, ISER und COHEh ~ 1933.)

dem stetigen Anstieg der Kerntemperaturen fiber Mit- tag zusammen. Der Tagesgang der Haut tempera turen variiert verst/indlicherweise starker als der der I~ectal- temperatur, sowoht yon Tag zu Tag wie yon Person zu Person, und ist daher sehwerer auf eine bestimmte Form festzulegen. Die yon HEISE~ und Co~IE~ be- schriebene GesetzmgBigkeit kann jedoch eine gewisse Allgemeingiiltigkeit beanspruehen. Auch die IIaut- temperaturen des yon KLOKE~¢ (1954) untersuchten

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Page 4: Der Tagesgang der Körpertemperatur beim Menschen

548 Jt2I~C-EN ASeHOF~: Der Tagesg~ng der KSrpertemperatur beim Mensehen. Klinische Wochenschrift

Personenkreises (mi'~ drei I~eaktionstypen des peri- pheren Kreislaufs) seheinen in der Mehrzahl dem Ver- lauf der Abb. 4 zu entspreehen.

Vorstellungen tiber Wechselbeziehungen zwisehen Kern und Sohale und deren Bedeutung far die Temper~turregulation hat B ~ g ~ (1845, 1847) als erster entwickelt (s. Ase~oF~ 1948b). Sic sind trotz ihrer weiteren Bearbeitung dutch FIeK (1866) wieder vergessen worden. Ers~ B~gmo~ (1935) und K6ma (19t3) haben die Auswirkungen weehseinder Seha- lendurehblutnng wieder erkannt und reziproke Temperatur- ggnge an Kern nnd Oberfli4ebe damit erklgrt. Bei ~nderungen der AuBen~emperatur ist die paradoxe Xnderung der Kern- temperatnr desto deutlieher, je starker das vom Temperatur- reiz betroffene Oberflgchengebiet an der Warmeabgabe beteiligt ist, bzw. je mehr die vasomotorisehen Xnderungen des W~rmedurchganges den einfaehen Ausgleieh der geanderten Temperaturgefglle nach auBen iibertreffen (AseHo~s 1944a und spgter). Abet auch bei gleiehbleibenden Anl3entempera- turen kann infolge Minderung des Wgrmedurehganges die Ita, uttemperatur sinken nnd die Kerntemperatur stdgen. Unter Umstgnden geniigt hierzu ein Lageweehseh beim ~bergang yon der W~agereehten zur Senkrechten folgt der druekregulatorisehen Vasoconstriction in der ttuut der An- stieg der Kerntemperagur (AscHo~s 1944b). S c H 6 ~ I e ~ t und I~ILDEBI~A:NI)T (1951) h~ben ghnliche Weehselwirkungen im Pyrifer~ersueh besehrieben: Dem AbfalI der Hauttempe- raturen folgt nach 0,5 Std der Anstieg der Kerntemperatur; die Minima der ttauttemperatur sind nach 2, die M~xima der Kerntemperatur naeh 4 Std erreieht; bei der folgenden Ent- wgrmung geht der Anstieg der I-Iauttemperatnren dem Abfall der Kerntemperaturen um 0,5 Std voraus. Diese Beispiele, die sieh beliebig vermehren liegen, sgtitzen die Deutung der T~gestemperatarkurven yon ttaut nnd Rectum aus der Weehselwirkung yon Sehale and Kern (s. aueh weiter unten).

Deutung und Ursachen &r Temperaturlcurve. Die beteitigten Gr6/3en. Schon die ersten Unter-

sueher haben festgestellt, dab Sehlaf nieht die eigent- liehe Ursaehe des ngehtlichen Temperatursturzes ist, wenn SehlaI auch zu jeder Zeit die Kerntempera tur absinken lgl3t. Der Riickfiihrung auf Sehwankungen der Augentemperatur (DAVY 1939) hat bereits B:SRG- MaNN (1845) widersproehen. Nahrungsaufnahme be- einfluBt weniger die Kern- als die Haut temperatur (Aso~OFF 1947a, s. alleh Abb. 5), und ist ftir den eigentliehen Tagesgang bedeutungslos (CHossAT 1843 und viele sp~tere, besonders J f f~e~-snx 1873). Der Hungerkiinstler Succi hatte am 29. t tungertag ein Maximum der KSrpertemperatur um 20Uhr, ein Minimum um 5 Uhr ( L u c I ~ I 1890).

Wesenttieher ist das Ausmag der kSrperliehen Betgtigung, jedoch bleibt bekarmtlieh die Temperatur- periodik aueh bei v611iger Bet t ruhe bestehen. Weit- gehende Aussehaltung jeder Muskelbewegung (Jo- gaNSSON 1898) und protrahierte Sehlaflosigkei~ (KLEIT- ~A~'~ 1923) mindern tediglich die Amplitude. Wghrend J o ~ s s o ~ (1897) urspriinglich glaubte, alle Muskel- bewegungen vermieden zu haben, korrigierte er sieh sp/iter (1898) dahin, dab ,,aueh bei ira Bert liegenden Personen so grebe Sehwankungen der Muskeltgtigkeit stattfinden, dab man die beobachteten Sehwankungen der KSrpertemperatur in dieser Weise erklgren k a n n . . . " . Im Grunde ist die Frage, wieweit Muskel- bewegungen oder -intonierungen an der bei KSrper- ruhe verbleibenden Temperaturamplitude beteiligt sind, zweitrangiger Natur. Die Kerntemperatur ist in ]edem Fall eine Resultante aus Wgrmebildung und Wiirmeabgabe, wobei es gleichgiiltig ist, ob die W~irme aus Sto//wechselprozessen des Muslcels oder anderer Gewebe herstammt. Im fibrigen geh6rt der reflektori- sehe Muskeltonus sieher genau so zu den tagesperiodi-

sehen Gr6i3en wie alle anderen nervSs gesteuerten Funktionen; marl darf also yon vorneherein annehmen, dal~ sich mit ihm auch der Muskelstoffweehset in Grenzen periodiseh gndert, selbst wenn sieh das bei Umsatzbestimmungen am ganzen Organismus nieht naehweisen lieBe.

Gleiehgtiltig, welehe Quetle der K6rperwgrme am Temperaturgang beteiligt sind und ob sis dutch zusgtzliehe MaBnahmen wie Muskeltgtigkeit oder Sehlaf modifiziert werden: sic stehen ebenso wie die Organe der Wgrmeabgabe unter der Kontrolle des regulierenden Zentrums, in dem der eigentliehe Sitz der Periodik zu suehen ist. Die Kerntemperatur ist eine geregelte GrS[3e, ihre tagesperiodischen Schwankungen sind nichts ancleres als regelmii/3ige Verstellungen des Sollwertes. Die Amplitude ist nicht die l~olge einer ,,fiberschieBenden Regulation", wie sie fiir integral arbeitende I~egelkreise gilt, deren RegelgrSBe um den Sollwert pendelt (Thermostat fiblicher Art). Im proportional arbeitenden t~egelkreis der Temperatur- regulation (wie auch des Blutdruekes und anderer RegelgrSBen, siehe Asc~oFF 1954b) ~'erden die Stell- glieder nach Bedarf auf den Sollwert abgestimmt, der wiederum nach Mal3gabe der Belange des Organismus verstellt werden kann (z. B. Steigerung der Kern- temperatur bei schwerer Arbeit). Letztlich ist jeder tagesperiodische Vorgang Ausdruck zentralnervSser Umstellungen, die im Regelkreis den Verstellungen des Sollwertes entsprechen.

V~etehe der tagesperiodisch ~btaufenden KSrperfunktionen in diesem Sinne MeBwert eines Regelkreises, welche nur abhgngige Funktionen sind, lgBt sich heute noch in den wenigsten :P~llen sicher entscheiden. Vielfgltig sind die gegen- seitigen Weehselwirkungen und ~berschneidungen. Selbst die wechselnde Intensit/it des ,,Wachzustandes" ist zum Teil nur Begleiterseheinung periodiseher Vorggnge in den Zentren und weder Folge noah Ursaehe parallel ~blaufender Vor- ggnge (s. hiel~u AscHoFr 1955). 8o seheint es aueh im tIin- bliek auf die Temperaturregulation wenig sinnvoll, spezielle Teiterscheinungen, etwa die wechselnde kSrperliehe Befgtigung oder gar die Nierentgtigkeit, zur ursgchlichen Erklgrung heranzuziehen. In der Gesamtheit der gesteuerten und ge- regelten tagesperiodischen Gr6gen kSnnen die Weehselwirkun- gen Mlerdings erheblich sein, aueh da, we hinsiehttieh der Grundperiodik ein k~usMer Zusammenhang nicht gegeben ist (Unabh~ngigkeit der Temperaturperiodik yon der Sehlaf- periodik einerseits; leichteres Einschlafen bei hoher Extre- mitgten- und fMtender Kerntemperatur bzw. Versteilerung des ngchtliehen Temper~tursturzes dureh Sehlaf andererseits).

Tagesgang des W&'mehaushaltes (Bilanz). Die Kerntemperatur ist nur dadurch regelbar, dal~ Wgrme- produktion und -abgabe aufeinander abgestimmt werden. Hierzu geniigt die Steuerung einer der beiden GrSften, sofern die andere laufend veto Organismus gemessen wird. Die ngehstliegende Annahme ist allerdings, dab beide Seiten als Stellglieder des RegeL kreises aueh zu tCegelung herangezogen werden. Man muB jedoeh beriieksichtigen, dag die W~rmebildung als Folge einer grol~en Zaht yon Stoffwechselprozessen, die zu sehr unterschiedlichen Zwecken in Gang gesetzt werden, Iiir Eingriffe im Sinne des Regelkreises hgufig ausfgllt; sie untersteht anderen Notwendig- keiten und 15st gerade dadurch Regelvorggnge aus, fiir die dann nur das Stellglied ,,W~rmeabgabe" zur Veriiigung steht. Im l~egelkreis der Temperatur- regulation ist die ~VgiTaeabgabe das eigentlich frei bewegliche Stellglied. Die hier sieh abzeiehnende Be- deutung der physikalischen Temperaturregulation lgl3t sieh sehSn am Beispiel der Temperaturadaptation

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Jg. 8a, lteft 28t24 J ~ R ~ Ase~o~: Der Tagesgang der K6rpertemperatur beim Menschen. 549 15. J v ~ i 1955

und Akklimatisation verfolgen (ScHo~a~DER und 5iitarbeiter 1950). Aueh der Tagesgang der K6rper- temperatur kSnnte bei vSllig konstant bleibender W~rmebildung rein aus Sehwankungen der W/~rme- abga,be (des W/irmedurehganges) erkl~rt werden. Trotzdem hat bislang die Suehe naeh Sehwankungen der W~rmebildung vSllig im Vordergrund gestanden. Tatsaehtieh lassen sieh gewisse ~nderungen des Sauer- stoffverbrauehes naehweisen, sehr vial grSBer und eindeu~iger seheinen jedoeh die tagliehen Sehwan- kungen der W~rmeabgabe zu sein.

Die ersten Angaben fiber Unterschiede in der CO~-Abgabe zwischen Tag mad Naeh~ st~mmen yon PRelim (1813). Sp~.ter- hin haben eine Reihe yon Untersuehern eine wenn aueh gering- ffigige Stoffwechselperiodik wahrseheiMich gemacht (So~D~ und TmE~ST~DT 1895, JOI~NSSO~ 1898, B~EDICm t915, BOR~S~E~ und V6~K~a 1926). Ffir deren Unabh~ngigkeit yon Sehlaf und ~{uskelt~tigkeit gilt das oben fiber die Tem- peratur Gesagte. Jo~z~sso~ (1898) geht ausfiihrlieh auf das Problem unwillkfirlieher Muskelbewegungen ein, deren Unter- drtiekung zu den versehiede~en Tageszeiten untersehiedlieh leicht fMIe: ,,Die erforderliche psyehisehe Einstellung ist leichter zu erTeiehen, je weniger man yon der Umgebung beeinflugt wird, am bes~en a.lso in der Nacht". Dies ist gewissermaBen die Xehrseite der erwghnten Schw~nkungen des ,,Wachzust~ndes"; psychisehe und 10hysisehe Periodik gehe ineinander fiber. - - Bei sonst mwergnderten Bedingungen sinkt der Tffmsatz mit steigender Mveota~er COe-Sp~mmng (M~i55E~ und Mitarbeiter 1943); dies geschieht nicht nur im Schlaf, sondern ebenfMls unabhfi.ngig t&gesperiodiseh (M~LLS 1953). Demnach ist an einer Beteiligung des Umsatzes an der Temperaturiaeriodik kanm zu zweifeln. Alle diese Befunde k6nnen aber nieht darfiber hinwegt~uschen, dab die beob- achteten Sehw&nkungen bei vSlliger K6rperruhe recht gering sind und schwerlich zur ,,kausMen °' ErM~rung der Temper~tur- periodik ansreiehen.

Der Tagesgang der Wgrmeabgabe ist wenig nnter- sueht, bei vieten Ans~tzen zur Deutung der Tempe- raturperiodik kaum beriieksiehtigt. Lediglieh B~s~- D~cm und CA~SE~TE~ (1918) haben gleiehzeitig Gas- weehset und Ges&mtw~rmeabgabe fiber eine aus- reiehend lange Spanne des Tages gemessen. Die Zahlen der indirekten CMoNmetrie gesta~ten keine siehere Aussage iiber gesetzm~Bige Xndernngen des Um- satzes, der eher konstant genannt werden muB. Um so eindrneksvoller ist in allen Versuehen die Ver- ringerung der ~Z~,rmeabga, be yon den ~{orgenstunden bis zum frfihen Naehmittag. Die aus dan angegebenen Werten erreehenbare Bilanz steigt yon morgens 8 Uhr bis 16 Uhr stetig an. Die Zaht der l~nger fort- gefiihrten Versuehe ist leider gering, so dag der Um- kehrpunkt zu abnehmenden Werten der Bilanz (An- stieg der ~¢Vgrmeabggbe) nut ann~hernd bei 18 Uhr ermittelt werden kann. Fortlaufende eMorimetrisehe Bestimmungen der Wgrmeabgabe yon den I-I~nden ans neuerer Zeit bestgtigen, dab die eonstrietorisehe, wi~rmesparende Periode des Vormittages gegen 18 Uhr relativ seharf yon einer massiven Zunahme der W~rmeverluste abgelSst wird (Ascgo~s 1947a.). In Abb. 5 (obere Hglfte) ist dig W~rmeabgabe der Hgnde gegen fliegendes Wasser bei Einnahme der fibliehen 5Iahlzeiten fiber den Tag hin eingetragen. Trotz der jeweils krgftigen Anfheizung der K6rpersehMe Ms Folge der Nahrungsaufnahme ist ein Tagesgang unver- kennbar. Kl~rer ergibt er sieh a, ns den i~{el~werten zweier Versuehe bei yeller N~ehternheit unter kon- stanten guBeren Bedingungen (Abb. 5, untere H/~tfte; konst~nte Temperatur, Kunstlieht). SehMe und Kern zeigen das bereits erSrterte Weehselspiel. Bis 16 oder 18Uhr wird zunehmend W£rme eingesp~rt; dann

s~eigt die Wgrmeabgabe unvermittelt und steil ffir etwa 4 Std weir fiber den Tagesdurehsehnitt an. Der AbIM1 der geetMtemperaturen beginnt rued 2 Std, naehdem die Wgrmeabgabe ihr Minimum dureh- sehritten hat; die Zeit des steilsten Temperatur- sturzes fgllt etwa mit der der maximMen Wgrmeabgabe zusammen. Wenn hier 4iberhaupt yon kausalen Zu- saramenhgngen gesprochen werden sell, so t;ann die Sehlu13[olgerung nut 8ein : Die Bewegungen der Kern- temperatur sind zu einem wesentlichen Tell die Folge entsprechender Bewegungen der IW~rmeabgabe. Zu- mindest l~l?t sieh aus den bier nnd bei BE~-~D~Cm

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Uhr MEZ Abb. 5. W~irmeabg~be der t t~nde gegen strOmondes Wasser . Oben 3 Tages- versache gegen 300 - - , 320 .... urtd 340 . . . . mit Einnahme yon 3 1K~hlzeiten; unfed: 2 Tagea~ersuche~ gege~ 32 ~ ~n~er kons~s.n~en

Umgebungsbedi~gangen, ~diehtern, mit gleichzeitiger ?¢Iessung der l~ectaltemperatur.

angeffihrten ~[eBwerten der Wiirmeabgabe in Ver- bindung mit den Anguben fiber Oberfl~ehentempe- raturen der Extremitgten uuf eine ausgesprochene Tagesperiodik der physikMischen Temperaturregu- lation schlieBen, deren Amplitude die der chemischen Regulation fibertrifft.

Der abendliche Anstieg der Extremit~tentemperaturen ist oft mit den bei Schlafbeginn bcobachtbaren Temperatur- ~nderungen zus~mmengeworfen worden. K L E r r ~ und ~iita.rbeiter (1948) tehnen eine echte Vasodilatation ,,due to a. decrease in sympathetic activity" Ms Ursache der plStzlichen abendlichen Temperatursteigerungen ausdrtick]ich ab und ffihren diese auf die eingenommene Abendmahlzeit und muskulare Entspannung zuriick. Auch M~G~cSSE~ (1939) der an 27 bettl/~gerigen Personen 24stfindige Messungen durch- geffihrt hat und zeigt, dab die peripheren Temper~turanstiege 1--2 Std vor Seh]a.fbeginn einsetzen, h/~lt an ,,irgendeiner Verbindung zum Schlaf" lest. Dabeiist auch in seiner sp~teren Arbeit (1943) fiber 3 F/~lle yon Narkolepsie (140 Std Tempe- raturmessung) die Periodik der Extremit~tentemperaturen im Sinne der Abb. 4 und 5 eindeutig. Ein Zusammenhang dieser lange vor dem Sohlaf (und in anderen Untersuehungen ohne Sehlal, Abb. 5) einsetzenden Temperatur- und Wi~rmeabgabe- bewegungen mit dem Schlaf kann laSchstens in dee oben erSrt~rten Shin zeitlieh parMMer periodiseher Sehwankmlgen yon Temperatur und ,,Wachzustand" verstanden werden.

Die Zeitspanne zwisehen Beginn der starken W&rme- verluste nnd AbfMt der Kerntemperatur entsprielat einer Reihe

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550 J~a(~E~ ASeHO~F: Der Tagesgang der KSrpertemperatur beim Mensehen. Kl~nische Wochenschrif~

von Erfahrungen fiber die Latenz der W~rmeaustausch- vorg/~nge zwisehen Kern und Sehale (s. den entspreehenden Abschnitt dieser Arbeit). Gerade dieses IntervMles wegen kommen jedoeh METZ und ANI)LA~E~ (1949) dazu, ,,d'exlure tout accroissement de la d@erdition de ehaleur par voi sensible. Set([ une augmentation de l'~v~poration eutan@e peut expliquer ee refroidessement progressif de l'6nveloppe eutanSe entrainant la chute de la temp@rature du noyau central". Berticksiehtigt man die Wechselbeziehungen zwi- sehen Sehale undKern, so ist nieht einzusehen, warum die dem reetalen Temperatursturz vorangehenden W~rmeverluste der SehMe - - deren Maximum zudem mit dem steilsten Teil der reetalen Temperaturkurve zusammenf~llt - - zur Erkl~rung der Vorg/~nge nieht ausreiehen sotlten. Dabei ist zu bedenken, dal~ sieh die yon ME'rZ und A~DnA~J~ gemessene mittlere Hauttemperatur wieder aus Werten des Kopfes, des Rumpfes und der Extremit~ten zus~mmensetzt; der gemittelte Weft ist also aus Kern- und Sehalentemperaturen gemiseht und gibt sehon deshalb, abgesehen yon den grunds~tzliehen Sehwierig- keiten der Ausdeutung yon Temperaturen hinsiehtlieh des W~rmestromes, nicht so sichere Aufschliisse fiber die W~rme- abgabe wie die direkte Calorimetric. Gegen ihre Annahme einer besonders starken Verdunstung zwisehen 20 und 24 Uhr sprieht auch, dag dies gerade die Zeit maximaler KSrper- gewichte und geringster Gewiehtsverluste ist (I%E~L t822, Pu~zm und VOLLN~ 1924, Sc~r~TZ 1940). Abgesehen yon dieser Teilfrage kommen die Autoren ebenfalls zu dem SehinB, dag unter den Ursaehea der Temperaturperiodik die ehemisehe Regulation v611ig hinter der physikalischen zuriiektritt. Dag diese eine Rolle spielt, haben seinerzeit sogar jene nicht fiber- sehen, die dem Tagesgang des Umsat~es am genauesten naeh- spfirten. ,,Wir geben aber zu, dab in der Periode yon 8 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags ein Faktor sich geltend maeht, der die Wi~rmeabgabe des K6rpers herabsetzt" (JoHA~SSON 1898). Sehr Mar hat wiederum B~O~AN~ (1845) aueh diese Zusammenh/inge erkannt und an Selbstbeoba.ehtungen er- l~utert: ,,Ich babe unter anderem h~ufig des Abends, gerade w~hrend des Sinkens der inneren Temperatur, eine besonders warme, morgens w&hrend des Steigens eine kfihle ttaut beob- aehte~. Wenn die ~iuBere Temperatur und die Bekleidung in beiden F~llen gMchgesetzt wird, und das waren sic h~ufig, so ist wohl anzunehmen, dab bei dem so geringen Steigen der (inneren) Temperatur morgens weniger W~rme(bitdung) zur Bewirkung dieses Steigens verwandt, als dureh die ktiMe Itau£, im Vergleieh zum Abend, gespart wird."

Schlu[3[otgerungen. Der Tagesgang der KSrper tempera tur ist eine

yon rund 40 tagesperiodisehen Funktionen und Ms solehe Ausdruck yon Veranderungen, deren Sitz im zentralen Nervensystem und den mi t ibm verknfipften endokrinen Systemen zu suehen ist. Die Periodik der Zentren i~ul3ert sich im Psychischen wie im Physi- sehen. Der Anstieg der KSrper temperatur am Tage, Waehsein und muskulare Aktivit~t sind im Grunde keine voneinander abh~ngigen Erseheinungen, sondern alle drei Begleit- und Folgeerseheinungen der zentralen Vorg~nge. (Das sehlieBt nieht aus, dab die mit dem Wachzustand verknfipften bewuBten und unbewuBten Einstellungen und t tand]ungen zur VergrSl.~erung der Temperaturampli tude beitragen kSnnen.) So sieher weder Aktivi ta t noch Schlaf zur Bildung eines Tages- ganges der Tempera tur notwendig sind, so wenig laBt sich allerdings die vSllige ,,Unabh~ngigl~eit" des Temperaturganges von,,waeh"oder,,schlafrig"naehwei- sen,da aueh derWaehzustand tagesperiodisch sehwankt ; eine Untersuehung der Temperaturperiodik bei vSllig unver~nderter , ,Wachheit" ist unmSglich. Auch die yon TIGERSTEDT (1897) im stupor5sen Dauersch]ai gefundene Umsatzperiodik m a t yon einem periodi- sehen ~¥eehsel der SeMaftiefe begleitet gewesen sein.

Die Temperaturperiodik entsteht mi t der Ent- wicklung des Mensehen zum lichtaktiven Wesen. I m se]ben MaB, in dem sich beim Sgugling die angeborene Bevorzugung der Lichtzeit in seinen Lebens~iugerun-

gen bemerkbar machO, bildet sich auch die Amplitude der Temperaturkurve aus. GO~FERJ~ (1908) nennt es die ,,erwachende Anteilnahme an der Umwelt" , zu der sgmtliche Sinnesreize beitragen (Licht, Ger~useh, Ffitterung, Handhabung dureh die N[utter usw.). Es braucht an dieser S~elle nicht erSrtert zu werden, ob diese Sinnesreize dem nervSsen Zentrum die Periodik ]angsam aufpr~gen, oder ob sic dort auf eine ange- borene Anlage mi t Tendenz zur 24 Std-Periodik stogen (s. hierzu AscHorr 1955). Die Ausbildung der Amplitude ab dem 5. Lebenstag spricht in Verbindung ,nit Beobachtungen yon GESELL 1945 und KL~ITMAN und E~GEL:~ANN 1953 sowie mit dem Nachweis angeborener Periodik beim Kficken (AscHoFF und l~{EYE~-Loma~-~ 19540) ffir die 2. Annahme. In jedem Fall bes t immt die Summe der periodisehen" Reize Ms Zeitgeber die Phasenlage (Asc~oFr 1954a). Auch ffir den Erwaehsenen behalten sie ihre Bedeu- tung, wobei das Bewul3tsein der Umweltvorg~nge und der Uhrzeit eine ausseMaggebende golle spielt. t I ieraus ergibt sich die scheinbar strenge Zuordnung der Periodik zur Ortszeit (ausf/ihrlich behandelt bei ASCHOrF 1955). Unbekannte terrestrische oder kosmisehe Kr~fte sind zur Erkl~trung der 24 Std- Periodik unn6tig und bislang aueh nieht wahrsehein- lich gemaeht worden; die Summe der an Tier und Menseh erhobenen experimentellen Befunde spricht gegen die Existenz soleher Kr~fte.

Aueh zur Erkl~rung des Tagesganges der Tempe- ra tur bedarf es niehg irgendweleher besonderer Ele- mente noch der Rfiekffihrung auf tagesperiodisehe Funktionen einzelner Organe. Die Temperaturkurve ist die Resultante Mler Steuerungsvorggnge ffir W~rmebildung und -abgabe, die Ms Regelstreeke dem Temperaturregelkreis angehSren. Der Sollwert dieses Regelkreises ist eine tagesperiodische Funkt ion der nervSsen Zentren. Es ist eine Frage zweiter Ordnung, ob zu den Steuervorg~ngen bei Verstellung des SoIL wertes mehr die ~¢V~rmeabgabe oder die W~rme- bildung herangezogen wird. Diese Zusammenh~nge hat in einzigartiger Weise vor fiber 50 Jahren I:~ICHET (1898) erkannt, dessenArtikel ,,Chaleur" im Dietionaire de physiologie eine grebe Zahl unver~ndert gfiltiger und heute noeh beherzigenswerter Stellen enth~lt: ,,I1 ne parai t n@cessaire d' introduire un ~16ment partieulier. Ce n 'est pas t au t la production de ehaleur qui change que le niveau auquel le syst~me nerveaux mNnt ient t'@quilibre de l 'organisme. Le mat in (4 heures), notre organisme se rggle £ 36,5% Le soir (4 heures), notre organisme se r~gle & 37,5 °. Suivant l 'heure, ee niveau r~gulateur se modifie, et alors il faut ehereher la cause de eette modification non pas t au t dane ]es conditions thermoggne (Mimentation, travail museulMre) que dans les conditions de r@gulation. Ainsi il me parai t bien @vident que le systgme nerveux traverse, dans le eours d 'une p@riode de vingt- quatre heures, des phases d 'excitat ion et de d@res- sion, qui se traduisent par un niveau variable de rdgulation thermique."

Zusammen]assung. Die Tageskurve der K6rper- temperatur , yon G I ~ S E 1842 zuerst mit fortlaufender hiessung festgestellt, ist beim S~ugling vom 5. bis 10. Lebenstag an nachweisbar. Die Amplitude wgehst in den ersten Monaten im wesentliehen dureh Ab- sinken der Nacht tempera turen; sic erreicht im 2. Lebensjahr ihr Maximum. Bei Kindern ist der

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Jg. 33, Hef~ 23/24 H. ENKE und G. GEI~CKEN: Der seelische BeIund bei essentiellen Hypertonikern. 551 15. guni 1955

morgendliche Anst ieg steiler, der Doppelgipfel an Vor- u n d Nachmi t t ag deutl icher ausgepragt.

Am Tagesgang s ind Kern- u n d Oberfl~.chentempe- r a tu ren beteiligt. Die t I a u t t e m p e r a t u r e n am Kopf und zum Tell auch die am Ruml0f folgen weitgehend denen des I~erns; die I - Iau t tempera turen der Ext re- miti~ten verhMten sieh spiegelbildlich dazu. ])as erMi~rt sich daraus, dab n u r die Ex t r emi t~ t en yell zur t empera tur regula tor i sehen Sehale des K6rpers zu reehnen sind. Wechselwirkungen zwischen Sehale und K e r n b e s t i m m e n den gegensinnigen Verlauf der beiden Tempera tu rku rven .

Die KSrpe rke rn t empera tu r ist eine geregelte Gr6ge, deren Sollwert ~agesperiodisch verstetl t wird. Beide Stellglieder der Regetstrecke - - Wi~rmeproduktion und -abgabe - - sind an diesen Vorg/~ngen beteiligt. Allem Anschein nach sind aber die Ampl i tuden der physikMischen Temperaturregula , t ion wei~ gr613er Ms die des Stoffweehsels. Die VerzSgerung zwisehen abendl ichem Anst ieg der W/~rmeabgabe und Abfall der K e r n t e m p e r a t u r erkl~rt sich aus den b e k a n n t e n Beziehungen zwisehen Schale u n d Kern .

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ORIGINALIEN. D E R SEELISCHE B E F U N D BEI E S S E N T I E L L E N H Y P E R T O N I K E R N .

Psychodiagnostisch- statistische Untersuehungen.

Von H. ENKE u n d G. GV, RCKEN.

Aus der .~iedizinischen Universit/its-Poliklinik Freiburg i. Br. (Direktor: Prof. Dr. H. J. SAlltCE) und dem Institut ftir Psyehologie und Charakterologie der Universit~t Freibarg i. Br. (Direktor: Prof. Dr. 1~. HEISS).

I. Einleitur~g. Die Frageste l lung dieser Arbe i t wird yon der

Ause inanderse tzung der khss i schen Medizin mi t der anthropologischen 5{edizin (V. v. WEIZSAV.CKE~ 41) iediglich in der ~Iethodenfrage ber i ihr t : Die Arbeits- weisen der naturwissensehaf t l ich-kl inischen Medizin sind an Objekt iv i t~ t u n d Exak the i t denen der psycho- logischen - - bier psychosomat ischen - - Forschung welt fiberlegen. Das liegt insofern an der Saehe selbst, Ms patho-physiologische Abl~ufe sich der wissenschaft- l ichen Beobach tung sinnfglliger stellen als seelische Ph~nomene. NIITSO~E~LICH ~5 ha t zweifellos recht,

wenn er sag~: , ,Ein Stehenble iben auf der Spa l tung yon Organforschung und Psyehologie geniigt den Beobach tungen n ich t m e h r " ; er i r r t aber, wenn er for tf~hrt : , ,auch wenn m a n in Reehnung setzt, dab eine der Differenzierung Imturwissenschaft l icher Me- thoden entsprechende Psychologie hie versueht wurde" . Indessen s tehen in den pro jek t iven Tes tme thoden der Psyehodiagnost ik die I n s t r u m e n t e zu einer differenzierenden u n d objek t iv ie rbaren U n t e r s u e h u n g bereit. Diese 3£ethoden er lauben eine Reduzierung seelischer Ta tbes t~nde auf ,,Zeichen" und ,,Zeiehen- syndrome" (I-IEISS), die eine fests tehende seelische