der humor aqueus des auges in seinen beziehungen zu blutdruck und nervenreizung

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14 S. Jesner: (Aas dem medicinisch-physikalischen Cabinet des Herrn Prof. C~ruenh~gen in KSnigsberg i. Pr O Der Humor aqueus des Auges in seinenBeziehungen zu Blutdruck und Nervenreizung. Vorl S. Jesner~ canal, med. Seitdem Schwalbe 1) durch den Nachweis offeuer Commu- nieationen zwischen der vorderen Augenkammer und den vorderen Ciliarvenen der Ansehaunng Bahn gebrochen hatte, dass der er- steren die Bedeutung eines Lymphraums zuzusprechen, der humor aqueus folglich als Lymphe aufzufassen set, sind dieser ursprting- lich auf rein anatomischen Grundlagen beruhenden u bald auch physiologische Sttitzen erwachsen, und wi~re wohl kaum ein nennenswerther Autor zu bezeichnen, weleher direct dieselbe be- kampft h~tte, trotzdem die anatomisehen Befunde Sehwalbe's in Leber-~) einen gewichtigen Gegner gefunden hatten. Erst neuerdings ist dureh Dogiel die Identificirung des humor aqueus mit Lymphe als uuzul~ssig bezeiehnet worden, und zwar desshalb, weil die Differenzen in der chemischen Zusammen- setzung beider Fltissigkeiten allzu erhcblich wi~ren. Gleiehzeitig theilt Doliel aber auch die Ergebnisse seiner Untersuchungen tiber die Abh~ngigkeit der im Kammerwasser ausgeschiedenen Ei- weissmenge vom Blutdrucke mit und gelangt dabci zu dem Sehlusse, dass ein Abhangigkeitsverh~ltniss fehle. Da indessen andere Au- toren hiertiber zu ganz abwelchenden Angaben gelangt sind, die Dogiel'sehen Versuehe ausserdem kaum als massgebend ftir die Entscheidung diescr Frage angesehen werden k5nnen, habe ieh dieselbe in etwas erweiterter Fassung einer erneuten l~ un- 1) G. Schwalbe, Max Schultze~s Archiv f. mieroscop. Anatomie 1870 Band VI pag. i und 261. 2) Leber~ Archiv fiir Ophthalmologie, Banal XIX Ab{heil, 2 pag. 87. 3) D ogiel~ Pfliiger~s Archiv f. Physiologie 1879 Banal XIX pag. 335.

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14 S. Je sne r :

(Aas dem medicinisch-physikalischen Cabinet des Herrn Prof. C~ruenh~gen in KSnigsberg i. Pr O

D e r H u m o r a q u e u s de s A u g e s in s e i n e n B e z i e h u n g e n

zu B l u t d r u c k u n d N e r v e n r e i z u n g .

Vorl

S. J e s n e r ~ canal, med.

Seitdem Schwa lbe 1) durch den Nachweis offeuer Commu- nieationen zwischen der vorderen Augenkammer und den vorderen Ciliarvenen der Ansehaunng Bahn gebrochen hatte, dass der er- steren die Bedeutung eines Lymphraums zuzusprechen, der humor aqueus folglich als Lymphe aufzufassen set, sind dieser ursprting- lich auf rein anatomischen Grundlagen beruhenden u bald auch physiologische Sttitzen erwachsen, und wi~re wohl kaum ein nennenswerther Autor zu bezeichnen, weleher direct dieselbe be- kampft h~tte, trotzdem die anatomisehen Befunde Sehwalbe 's in Leber-~) einen gewichtigen Gegner gefunden hatten.

Erst neuerdings ist dureh Dogie l �87 die Identificirung des humor aqueus mit Lymphe als uuzul~ssig bezeiehnet worden, und zwar desshalb, weil die Differenzen in der chemischen Zusammen- setzung beider Fltissigkeiten allzu erhcblich wi~ren. Gleiehzeitig theilt D o l i e l aber auch die Ergebnisse seiner Untersuchungen tiber die Abh~ngigkeit der im Kammerwasser ausgeschiedenen Ei- weissmenge vom Blutdrucke mit und gelangt dabci zu dem Sehlusse, dass ein Abhangigkeitsverh~ltniss fehle. Da indessen andere Au- toren hiertiber zu ganz abwelchenden Angaben gelangt sind, die Dogiel'sehen Versuehe ausserdem kaum als massgebend ftir die Entscheidung diescr Frage angesehen werden k5nnen, habe ieh dieselbe in etwas erweiterter Fassung einer erneuten l~ un-

1) G. Schwa lbe , Max Schultze~s Archiv f. mieroscop. Anatomie 1870 Band VI pag. i und 261.

2) Leber~ Archiv fiir Ophthalmologie, Banal XIX Ab{heil, 2 pag. 87. 3) D ogiel~ Pfliiger~s Archiv f. Physiologie 1879 Banal XIX pag. 335.

Der H. aqueus d. Auges i. sœ Beziehungen z. Blutdruek u. Nervenreizung. 15

terzogen und daran die Edirterung einiger neuen mit aufgefalle- nen Erseheinungen angesehlossen. Bevor ich jedoeh hierauf nicher eingehe, halte ieh es ftir zweekmiissig dem Fundament dœ ganzen Frage, der chœ234 Besehaffenheit des humor aqneus, eine kurze Betrachtung zu widmen und die eigenen Wahrnehmung•n zu sehildern, welehe von mir in Betreff seines Eiweiss-, Fibrin- und Zuekergehalts gewonnœ worden sind.

E i w e i s s g e h a l t .

Der normale h. a. enthalt stets Eiweiss, wie dieses sehon frtiher mehrfaeh von anderen Autoren hervorgehoben worden ist. Freilieh ist die Quantiti~t desselben nicht so bedeutend, wie die- jenig'e der Armlymphe oder der Lymphe des ductus thoracicus, andererseits aber aueh nicht so unerheblich, dass man das Eiweiss nicht ausnahmslos in Form einer floekigenAusscheidung dureh Er- hitzen mit nachtriiglichem Zusatz von wenig Essigs~ure nachzu- weisen vermSchte. Wie Dogie l in seiner oben citirten Abhand- lung behaupten kann, ihm wi~re der Eiweissgehalt seiner grossen Geringftigigkeit halber fast entgangen, wenn er sieh nicht naeh einer empfindlieheren Eiweissprobe umg'esehen und œ solchœ in der von Ad a m k i e w i e z beschriebenen Farbenrœ nach Zn- satz von Eisessig und eoneentrirter Schwefels~ure zu eiweisshalti- gen Fltissigkeiten gefundœ hi~ttœ ist mir unverst~ndlieh. Im h .a . si~mmtlieher von mir intersnchten Augen, mochte derselbe nun dem lebenden oder dem todten Thiere entnommen sein, trat beim Erhitzen eine deutliehe Trtibung ein, welchœ sieh bel Zusatz von kleinen Mengen Essigsiiure zu einer feinfloekigen Anssehei- dung gestaltete. Noeh sicherer und vollst~ndiger gelingt es Mue solche zu erhalten, wenn man, wie es tibrigens in der vorliegen- den Arbeit immer gesehehen ist, den aufgefangenen h. a. durch Zusatz von Glaubersalz in Substanz in eine eoncentrirte SalzlSsung verwandelt, sodann mit Essigsi~ure ansliuert und nun œ vor- siehtig erhitzt. Versuche den Eiweissgehalt des Kammerwassers mittelst des Wild'sehen Polaristrobometers quantitativ zu bestim- men haben zu keinem directen Ergebniss gefUhrt, aber wenigstens einen mittelbarœ Anfschluss gegeben. Um tiber grtissere Quantiti~- tœ des h. a., wie sie zut Ftillung der Ri~hre des Polaristrobometers gebraucht werden, zu vœ bediente ieh mich des in verhi~lt-

16 S. J e s n e r :

nissmiissig betrlichtlichen Mengen zu beschaffcnden h. a. frischer Rindsaugen. Als letzterer in der 200 mm langen R(ihre zwischen t'olariskop und polarisircndem 1Nieol eingeschaltet wurde, blieb dus ira ~atriumlicht erhellte Gesichtsfeld des Polaristrobometers ebenso frei von den charakteristischen Interferenzstreifen wie ver Einschaltung der zu prtifenden Fltissigkeit~ d. h. dieselbe drehte den polarisirten Lichtstrahl gar nieht. Es w~ire verfehlt hieraus deu Schluss zu ziehen, dass die Eiweissmenge der wiissrigen Fltis- sigkeit des Rindes keine merkliche Wirkung auf den polarisirten Lichtstrahl ausiibe. Wissen wir doeh seit den Untersuchungen von Chabbas 1), dass der frische h. a. vieler Thicre normaler Weise Zucker enthiilt, und gilt das gleiehe, wie ich auf Grund eigener Erfahrung schon jetzt mittheilen will, anch ftir den h. a. des Rin'des. Da Zucker und Eiweiss die Polarisationscbene aber ira entgegengesetzten Sinne drehen, se begreift sich, warum die ge�9 optisehe Unwirksamkeit des Kammerwassers dus Vor- handensein von merklichen Quantitiiten optisch wirksamer Sub- stanzen noch keineswegs auszusehliessen brancht. Fassen wir diese M~glichkeit aber ins Auge, so bietet sich aneh zugleich ein doppelter Weg die Eiweissmenge des Kammerwassers quantitativ durch den Polarisationsapparat zu ermitteln: erstens ein directer, welcher darauf hinausliefe den rechtsdrehenden Zucker zu enfler- nen und dann die Untersuchung mit dem Polaristrobomcter zu wiederholen~ zweitens ein indirecter, welcher zum Zielpunkt hiitte gerade umgekehrt dus links drehende Eiweiss auszufiillen und sich naehtriiglich von der Menge des tibriggebliebenen rechtsdre- hcnden Zuckers zu unterriehten.

Es bedarf keiner weitereu Auseinandersetzung, dass das zweite indirecte Verfahren grSssere technische Bequemlichkeiten bietet als dus erste directe, und wirklich ist denn auch nur jenes von mir eingeschlagen worden. Ich ent�9 demgemass dus Eiweiss nach der frtiher beschriebenen Methode aus dem Kammerwasser, b raeh te dieses danu in die 200 mm lange RiJhre des Polaristrobometers und konnte nun in der That eincn Zucker- gehalt von 0,16--0,2 % constatiren. Hiittcn nun Eiweiss nnd Zu-

1) C h ~ b b u s , Pfl[iger's Arch. 1877~ Bd. XVI p. 143. Ueber die Secretion d. h. a. i~ Bezug uuf die Frage nach d, Ursachen d. Lymphbildung. Dissertat. KSnigsberg 1878.

Der H. aqueus d. Auges i. seineu Beziehungen z. Blutdraek u. Nervenreizung. 17

cker einen nahezu gleichen Drehungswinkel, wie es in der That wenigstens fur S› der Fall ist, so wttrde ans dem mitgetheilten Ergebniss indirect ein gleieher Procentgehalt von Serumalbumin im h. a. zu erschliessen sein. Die absolute in dem h. a. des Rindsauges auffindbare Eiweissmenge ist also je- denfalls betrgchflieh geringer als die in der Lymphe des ductus thoraeicus aufgelSste. Man wttrde jedoeh irre gehen, wenn man hieraus folgern wollte, dass der h. a. keine Lymphe sein kSnne. Denn der Eiweissgehalt der Lymphe unterliegt sieher je nach dem Orte ihrer Entstehung sehr erhebliehen Sehwankungen, und tiber- dies kennen wir noch andere Flttssigkeiten innerhalb des thieri- schen und menschliehen K5rpers, welehe zweifellos als Lymphab- sondernngen anzusehen, dabei aber ebenso arm an Eiweiss sind wie der h . a . Dahin geh5rt vor allem die eerebrospinale Fltis- sigkeit, deren Lymphnatur anatomisch liingst ausser Zwœ ge- stellt ist.

F i b r i n g e h a l t .

Abweiehend von den meisten Flttssigkeiten, die zur Katego- rie der Lymphflttssigkeiten gez~hlt werden, zeigt der h. a. des vollkommen normalen Auges, selbst wenn man ihn ans der vordœ ren Augenkammer entfœ keine Gerinnselbildung. Es wtirde die- ses wohl gegen die Ansicht, dass h. a. und Lymphe identisch seien, sehr ins Gewicht falten, wenn nicht auch hierin der h.a. ein Analogon in der cerebrospinalen Flttssigkeit hgtte, welehe ungeachtet ihrœ unbestreitbaren Lymphnatur ebentMls keine Oœ rinnungsfghigkeit besitzt. Es kann demnaeh das Fibrin nicht als constanter Bestandtheil der Lymphe angesehen werd› und ist datait wohl auch dieser Einwand gegen die IdentitKt des h. a. mit der Lymphe beseitigt. Ira Einklange mit der Unfghigkeit des normalen Kammerwassers zu gerinnen steht, dass sieh in demsel- ben auch durch die empfindliehste uns zu Gebote stehende Probe kein Fibrinferment nachweisen liisst. Einœ solche Probe stellt bekannttieh dasWasserstoffsuperoxyd dar, welehes sich baiGœ wart verschiedenartiger Fermente und aueh des Fibrinfœ sofort unter Freiwerden von Sauerstoff zersetzt. Um eine m5g- lichst concentrirte L5sung des genannten Reagens zu erhalten, leitet man der Vorschrift A. S chmidt's, gemiiss wiihrend mehrerer Stun-

E. Pflffger, Archiv f. Physiologie. Bd. XXIII. 2

18 S. d e s n e r :

den einen Kohlens~turestrom durch Barynmsuperoxyd, welehes, in destillirtes Wasser eingetragen, unter den bezeichneten Umstanden nnl5sliehen kohlensanren Baryt und 15sliches Wasserstoffsuperoxyd liefert. Setzt man nun eine ganz geringe Quantitat Blut oder irgend eine andere fermenthaltige Flt~ssigkeit zu der vom Boden- satz abgegossenen WasserstoffsuperoxydlSsung zu, so beginnt so- fort durch Zersetzung v•n Wasserstoffsnperoxyd eine Entwicklnng von Sauerstoffgas, welches in kleinen Blasehen in der Flttssigkeit in die HShe steigt, niemals dagegen bel Zusatz von normalem h. a., weleher demnaeh ganzlieh frei von Ferment sein dClrfte. Je- doeh nieht nur das Fibrinferment, aueh die anderen zum Zustande- kommen einer Fibrinbildung n5thigen Stoffe, die fibrinogene und fibrinoplastische Substanz, fehlen dem h. a., da derselbe selbst dann kein :Fibrineoagulum bildet, wenn man ihn mit etwas Blut und folglieh aueh mit Fibrinferment versetzt. Es ist demnaeh nicht allein der Mangel an Ferment, sondern die Abwesenheit aller Fibringeneratoren ttberhaupt als die Ursaehe der fehlenden Gerinnnngsfahigkeit anznsehen. Jedoeh gilt dieses alles nur von der unter normalen Verhaltnissen ausgeschiedenen wassrigen Feueh- tigkeit des Anges. Werden d~e Druekverh~ltnisse im Auge, etwa dureh Herabsetzung des Drneks in der vorderen Kammer gegn- dert, oder die Fluxion zum Auge dnreh Dilatation der Gefasse gesteigert, so tritt bei Thieren wenigstens sofort eine Ausscheidung aller Fibringeneratoren in der vorderen Kammer ein, der unter solehen Verh~ltnissen secernirte h. gerinnt, sobald er dem Auge entnommen ist. Bemerken will ieh hierbei, dass die Entleerung des h. a. behnfs Best�9 seines Fibringehalts stets nach dem Tode des Thieres vorgenommen wurde, nm die MSgliehkeit einer Aspiration von Blut bel der Entnahme des Inhalts der vorderen Augenkammer, wozu stets eine Pravaz 'sche Spritze mit feiner Holzhaner ' seher Stahleanttle gebraucht wurde, auszusehliessen. Ebenso wie Iterabsetzung des Drueks in der vorderen Augenkam- mer wirkt vermehrte Fluxion resp. Dilatation der Gef~sse~ welche man besonders leicht dureh Reizung des Corneoseleralrandes er- zielen kann. Aetzt man die Angen von Kaninehen oder Katzen ara Corneosleralrande mit HSllenstcin in Substanz und tSdtet dann das Thier nach ca. 1/2--1 Stnnde durch Nackenstieh oder Chloro- forminhalationen, so findet man in dem der vorderen Kammer des todten Thieres entnommenen h. a. stets massenhaft Fibrin, so dass

])er H. ~queus d. Auges i. seinen Beziehungen z. Blutdruek u. 17ervenreizung. 19

derselbe zu einer festen Masse gerinnt. - - Auf die Abhi~ngigkait der Fibrinproduetion von rein nervSsan Einfltissen~ insbesondere vom Trigaminus, komme ieh bai einer andaren Gelegenhait zurtiek.

H�9 will ieh noeh, dass bei allen Einffriffen, welche Fibrinausscheidung zur Folge hattan, der h.a. nie gerann, so lange er in dar vollkommen normalan vorderen Augenkammar verblieb. Es ergiabt sich hieraus~ dass dan Wandungen' dar letzteren der- selbe gerinnungshemmende Einfluss wie denjenigen dar lebanden Blut- und Lymphgefi~sse inwohnt, ein Moment mehr offenbar, welehes zu Gunsten dar Auffassung ins Gewicht F” dass die vordare Augenkammar die Bedeutung eines Lymphraums besitza.

Z u e k e r g e h a l t .

Die ersten Angaben tiber Zueker im h.a. sind, soweit meine literarischen 17achforsehungen reiehen~ von Chabbas in den oben eitirten Abhandlungan gamaeht worden. Vorher hat zwar sehon D e u t s e h m a n n 1) ira Auge einas Diabetisehen Zuekar nach- gawiesan, diesem Befund jedoch eine pathologiseha Bedeutung zu- gesehrieben, indem er ihn auf den bestahenden Diabetes zurtick- ftihrte. Chabbas rand im h. a. von Kaninchen, Hunden und Katzan stets Zucker, abar nur einmal beim Rinde; ich kann diase Angaben erhablieh erweitern, insofern es mit galungan ist ausser bei Ka- ninchen, Hundan und Katzan aueh ira h.a. dar Rindar-, Hammel- und Sehweinaaugen dia Anwesanheit von Zueker nachzuweisen, vorausgesatzt nur, dass ieh tiber ganz frisehe Augen' zu verfiigen hatte. Das abwaiehende Ergebniss der Ermittalungan von Chab- bas wird, sowait die Untarsuehungan sieh auf wirkliah frisehe Augen erstraektan, wohl auf Ungenauigkeiten in der Anstellung der von ihm und aueh von mir in Gebrauah gezogenen Trom- m er'sehan Zuekerproba beruhan.

In der That handalt es sieh hier um so garinge Quantitiiten, - - es wurden noch Zuckerproben mit 0�87 cern h.a., deren Zucker- gahalt also ungafi~hr 0,006 gr batri~gt~ angastell L - - dass man mit dem Zusatz des Kupfersalzas und des Kali nicht aufmerksam genug verfahren kann. So ist auch mir im Beginne meiner Unter-

1) D e u t s c h m a n � 9 v. Graefe's Archiv L Ophthulm. 1877 Banc[ XXIII

Theil 3 p. 143.

9,0 S. Jesner:

suchungen manche Probe misslungen, spater aber, als ich tiber die erforderlichen Zusatzmengen unterrichtet war�87 fast niemals.

Ganz besondere Vorsicht erheischt namentlich der Zusatz des Kalihydrats. Ist die Quantitiit desselben zu gross, so cntfarbt sich zwar dit lichtblaue Fltissigkeit beim Erw~rmen, es kommt indessen zu keiner gelbgef~rbten Ausf~llung, bis eine vorsiehtige Ansiiuerung mit Essig- oder Salzs~ure die Ausseheidung des dureh Kalitiber- sehuss in LSsung crhaltenen Kupferoxyduls bewirkt und jeden Zweifel an der Positivitiit des Reactionsergebnisses beseitigt. ]ch habe im Ganzen e. 160 Thieraugen auf Zuckergeha]t ira h.a. untersucht~ darunter nur 15 mal negative Resultate and diese letzteren beinahe s~mmtlich in der ersten Zeit raciner Arbeit erhalten. Ausser der Trommer~sehen Zuekerprobe habe ich mich mitunter aueh der von S a c h s s e empfohlenen Jodkali-Jodqueck- si]berl~isung bedient, jedoch bald eingesehen~ dass diesclbe zum sieheren Nachweise soleh' kleiner Zuekerquantitiiten, wie sic hier in Frage kommen, nieht ausrei'cht, und es ausserdem sehwieriger ist, Ausf~llungen von grauem Quccksilber- als von gelbem Kupfer- oxydnl zu erkennen. Um den negativen Ausfall der T rommer= sehen Probe zu erkl~ren, weleher ftir den h.a. der Wiederkiiuer- augen die Regel bildete, bat C h a b b a s angenommen, dass die vor dem Sehlaehten gew~hnlich li~ngere Zeit ohne Nahrung erhaltenen Thiere sich ira Hungerzustande be�9 hi~tten, wi~hrend des- selben aber der Zueker ira h.a. verschwiinde.

Hieran. ist riehtig, dass der Hunger allerdings den von C ha b b a s angezeigten Einfluss auf die ehemisehe Zusammensetzung des h.a. ausUbt; wenigstens vermisste aueh ieh den Zucker ira Kammerwasser bei Kaninehen, welche 36--48 Stunden vor dem Tode gehungert hatten; nieht riehtig dagegen ist, dass das Hnngern bei den Schlachthofthieren eine Rolle gespielt haben kann, da racine Untersuchungen, wie oben mitgetheilt, ira geraden Gegen- satze zu C h a b b a s der Regel nach zu positiven Ergebnissen hin- sichtlich des Zuckergehalts ftihrten.

Dass diese Kupfcroxyd l"educirende Substanz Zucker ist, hat schon C h a b b a s durch die Gi~hrungsprobe nachgewiesen, ich mSchte nur noeh hinzuftigen~ dass aueh die ira liquor cerebrospi- halls befindliche redueirende Substanz die Gahrnngsprobe giebt, also Zucker ist�87 was von H o p p e geleugnet wird. Man muss bei der Anstellung der Gi~hrangsprobe nur nicht vergessen, die alka-

Der H. aqueus d. Auges i. seinen Beziehungen z. Blutdruek u. Nervenreizung. 21

lisch reagirende eerebrospinale Fltissigkeit zu neutralisiren und~ wenn trotzdem die Kohlens~ureentwicklung ausbleibt, sieh damit geniigen lassen, dass die vor ttinzuftigung der Hefe gelingende Trommer ' sehe Probe nach mehrstt~ndigem Contact der betreffen- den LSsung mit den t�9 stets fehlsehlagt. Es ist eben sehr leieht mSglieh~ dass die bei dem sp~rliehen Gehalt der eerebro- spinalen Fltissiikeit an Zucker bel der Gahrung in so geringer Menge sich entwickelnde Kohlens~ure in L~sung erhalten wird.

Diese positiven Resultate bei der Untersuehung des h. a. auf Zueker erhalt man aber nnr, wenn man die Probe mit dem bald nach dem Tode des Thieres dem Auge entnommenen Kammer- wasser anstellt. Entleert man den h.a. erst 24--48 Stunden nach dem Tode oder ilberlasst man das frisch hœ vor Vertrocknung aber gesichcrte Auge e. 24--48 Stunden sich selbst und stellt dann erst die Zuckerprobe mit dem h.a. an, so erhalt man ein negatives Resultat. Es fiel mir dieses auf, so oft ich Rindsaugen vor dœ Untersuchung einen Tag liegen gelassen Mite, und konnte ich da nur an ein Versehwinden des Zuckers nach dem Tode denken. Um dieser Vermuthung eine positive Grund- lage zu geben, stellte ieh jedoch noch folgende Versuche an:

1) Von einer grSsseren Anzahl frischer Augen wurde den einen sogieieh der h. a. entnommen�87 den anderen naeh 24--48 Stunden.

2) Von den Augen desselben Thieres wurde das eine sofort nach dem Tode, das andere e. 24--48 Stunden spater ent- leert. Untersucht wurden in dieser Art Rinds-, Kaninehen- und Katzenaugen.

3) Es wurde aus der vorderen Kammer von Rinds-und Katzen- augen dureh eine Pravaz 'sche mit einer feinen (Holzhauer- schen) Stahleaniile versehenen Spritze so riel h. a. aufgesogen, als zur Anstellung einer Zuekerprobe genUgte, der gr5ssere Theil aber darin gelassen und 24--48 Stunden spgter entleert und untersueht.

4) Es wurde die vordere Kammer friseher Augen nach Ent- leerung des h.a. mit einer verdilnnten Traubenzuckerl5sung gefti!lt und letztere 24 Stunden sp~ter behufs Anstœ der Trommer'schen~Probe wieder entleert. Wenn sich die ab- siehtlich m5gliehst sehrag angelegte Stiehwunde der Cornea nicht sogleich von selbst dureh Aneinanderlegen der Wan-

22 S. J e s n e r :

dungen sehloss, wurde dus Ausfliessen des Inhalts durch Einlegen eines feinen Glasst~bchens verhtitet. Alle diese Vers•ehe ftihrten stets zu dem iibereinstimmenden

Ergebniss, dass ein postmortales Versehwinden von Zueker aus der vorderen Kammer stattfindet, du naeh 24sttindigem Verweilen der nattirlichen oder kiinstlichen zuckerhaltigen LiJsungen ira Auge die Trommer 'sche Probe entweder ganz resultatlos blieb, oder dureh die unverkennbar geringer gewordene Ausfi~llung von Kupfer- oxydul doch auf eine betriiehtliehe Verminderung des Zucker- gehalts schliessen liess.

Um jedem Missverstiindnisse vorzubeugen, muss indessen noeh ausdriicklich betont werden, dass der Zuckerschwund nur in dem mit dem Bulbusinnern in Bertihrung gebliebenen h. a. vor sich geht, in dem entleerten und ftir sieh allein aufbewahrten h.a. findet ein solcher dagegen niemals statt.

Bei dieser Gelegenbeit will ieh noch erw~hnen~ dass ieh wiederholt den GlaskSrper vert Rinds- und Kaninchenaugen auf Zueker untersucht und ebenfalls stets zuckerhaltig befunden habe. Ausserdem zeigt der Zucker des GlaskSrpers, ebenso wie derjenige des h. a�87 die Eigenthtimlicbkeit zu verschwinden, sobald dus corpus vitreum langere Zeit nach dem Tode ira Bulbus zurtiekbleibt. Es giebt daher die Trommer'sebe Probe regelmiissig eiu negatives Resultat, wenn man dieselbe mit einer dem Auge 24 Stunden post mortem entnommenen GlaskSrperflttssigkeit anstellt.

A b h ~ n g i g k e i t d e s E i w e i s s g e h t ~ l t e s v o m B l u t d r u e k .

D'ie ersten Angaben tiber eine zwisehen Blutdruck und Ei- weissgehalt des Kammerwassers bestehende Beziehung riihren von A d a m i i c k 1) her, sind aber mehr beili~ufiger :Natur. Seinen Be- funden gemiiss hiitte eine Steiierung des Blutdrucks auch eine solche der Eiweissausscheidung ira h. a. zur Folge. Hierauf folgten die riel bestimmterenAngaben der Chabba's'sohen Arbeit, die ira Wesentliehen mit den Adamtick'schen tibereinstimmen. Endlieh hat Dog ie l in seiner frtiher citirten Abhandlung, und zwar mit Hinblick auf die Chabbas'sche Mittheilung, die gleiche Frag'e beMndelt~ dabei aber ganz entgegengesetzte Ergebnisse erzidt.

I) Wiener Si~zungsberiohte 1869. Mth.-ntw. CI. Ab~heiL II. Bd. LIX.

Der H. aqueus d. Auges i. seinen Beziehungen z. Blutdruck u. ~ervenrdzung. 23

][ndem er die von A d a m k i e w i e z besehriebene Farbenreaction des Albumins nach Zusatz von eoneentrirter Sehwefels~iure und Eisessig zum qualitativen und quantitativen Naehweis des ira Kammerwasser vorhandenen Eiweisses verwerthete, gelangte er dahin�87 jedwede Abh~ngigkeit der Menge des letzteren vom Blut- drueke in Abrede zu stellen. Dieser Widersprueh der Meinungen war es denn, welcher mieh veranlasste, der ganzen Frage auf's neuœ n~ther zu treten, und will ieh gleieh hier voransehieken, dass das Ergebniss meiner Versuehe den Aussprttehen D o g i e l's un- gtinstig ausgefallen ist, dagegen mit den Angaben von Adamt i ek und Chabbas im Ganzen t~bereinstimmend lautet.

Was die negativen Resultate Dogiel ' s betrifft, so glaube ieh, dass dieselben dureh das von ihm eingeschlagene Versuehsver- fahren bed�9 sind, da diesem fur die Beantwortung der Frage, ob der Eiweissgehalt des h.a. vom Blutdrueke abh~ngig sei oder nieht, kœ maassgebende Bedeutung inwohnt. Denn offenbar kommt es zur L5sung des hier angeregten Problems weniger darauf an Versuehe anzustellen, bel welehen der gesammte intraoeulgre Blutdruek dureh gesteigerte Blutzufuhr erh~ht wird, wie von Dog ie l geschehen~ als solehe~ bel welehen die Differenz zwischen intraoeularem Blutdruck und Spannung" der Bulbuseontenta œ Aenderung unterworfen wird, weil ja doeh bel allen Filtrations- proeessen, und als ein soleher ist die Seeretion des h~ a. jedenfalls aufzufassen, lediglieh das Vorhandensein einer Druckdifferenz und die GrSsse derselben von Bedeutung ist. Erh5ht man aber mit D og ie l den Blutdruck innerhalb des Bulbus z. B. dureh Unter- bindung der Aorta deseendens, so nimmt zwar die Spannung des Bulbus, wie sehon fi'tther v. H i p p e l und G r t i n h a g e n 1) und Adamt t ck bewiesen haben�87 augenblieklieh durch Ansehwellen der mit Blut tiberftillten Chorioidealgefasse zu, dieses tibt aber auf den z+dsehen Blutgef~ss- und Augeninhalt bestehenden Druekunter- sehied, die Hauptbœ ftir die Ausseheidung des h. a. keinen irgendwie in Betraeht kommenden Einfluss aus.

Vœ derart, wie sie von D o g i el ausgefUhrt sind, k5nnen also zur Entscheidung der in Rede stehenden Frage niehts bei- tragen. Dazu bedarf .es besonderer Vorkehrungen, welehe es

1) Archiv f. Ophthalmol. 1868 Bd. XIu Abth. 3 pag. 214 und 1869 Bd. XV Abfh. 2 pag. 265.

24 S. J e s n e r :

ermSglichen, die in der vorderen Augenkammer herrschende Span- nung constant auf gleicher H5he zu e�9 wahrend der Seiten- druek des Blutes in den Augengef~issen innerhalb bestimmter Grenzen erh~ht oder herabgesetzt wird; dass D ogiel sieh solcher Vorkehrungen bedient hatte~ wird nirgends von ihm erw~ihnt und ist wohl aueh nicht anzunehmen. Mittel und Wege, den gestœ Anforderungen zu gentigen, giebt as indessen mehrere. So kr man z. B. die vordere Augenkammer mit einem Queeksilbermano- meter in Verbindung bringen, welehes dem normalen Augendrucke gerade das Gleichgewicht h~It, und nun erst die ErhShung des Blutdrueks mittelst der bekannten von Dog iel in Anwendung ge- zog'enen Eingriffe hervorrufen. Empfehlenswerth ist es jedoeh, dan umgekehrten Weg einzusehlagen und, wie von mir geschehen, den Blutdruek unver~indert zu lassen, dagegen den Druck in der vorderen Augenkammer um eine bestimmte GrOsse herabzusetzen beziehungsweise zu erh~hen und w~ihrend der ganzen Dauer des Versuehs ununterbrochen auf derselben H5he zu erhalten.

Es bietet dieses Verfahren, bai welehem jede Art von Druek- differenz hergestellt werden kann, mancherlei Vortheile. Erstens ist der operative Eingriff, weleher mit demselben verknUpft ist, ein verhaltnissm~issig geringer, da alle aufErh5hung des Blutdrueks abzielenden ~anipulationen, welche zum Theil, wie die Aortenun- terbinduug, Reizung des oberen ttalsmarks den normalen Ablauf der Lebensprozesse auf das Erhebliehste beeintraehtigen, zum Theil, wie die Durehsehneidung des ttalssympathieus, Reizung peripherer sensibler l~erven von zu sehwaeher und namentlieh zu wenig dauerhafter Wirkung sind, vollst~indi i fortfallen. Zweitens ist hier aber aueh der Grad der erzeugten Druekdiffereuz leichter zu messen und dureh Zahlen auszudrtieken, w~ihrend die bei ErhShung des Blutdrueks ira Aortensystem innerhalb der Augengefasse statt- findende Druekzunahme sich cirier genauen Sehgtzung so gut wie vollst~indig entzieht, und drittens endlieh ist das von mit bevor- zugte und aussehliesslieh in Anwendung gebraehte Verfahren aus- gezeichnet dureh die Leichtigkeit, mit der sich dasselbe handhaben lasst. Handelt es sieh doeh nur um die keineswegs sehwierige Einftihrung einer mit einer GlasrShre in Verbindung stehenden Stiehcaniile in die vordere Augenkammer.

Die grSsste Druekdifferenz erhKlt man nun nach der von mir ietibten Methode~ wenn man die vordere Kammer unter lqull-

])er H. aqueus d. Auges i. seinen Beziehungen z. Blutdruek u. :Nervenreizung. 25

Druek setzt~ d. h. eifie �9 in ein horizontales Glasrohr auslau- rende Stahlcantile in die Cornea einstSsst und dem h. a. freien Abfluss in ein kleines Sammelgefiiss gestattet. Um aber nicht nur den unter ~ulldruck sondern auch den unter anderen beliebig zu bestimmenden Druckwerthen seeernirten h. a. mit dem unter normalen Druekverhi~ltnissen ausgeschiedenen vergleichen zu kiinnen, modificirte ich die oben beschriebene Einstiehseantile mit dem horizontalen Glasrohr dahin, dass ich das letztere zwei mal unter einem rechten Winkel bog, ihm datait die Gestalt eines Winkel- maasses ertheilte, dessen beide horizontalen~ naeh entgegengesetzten Seiten auslaufenden, kurzen Schenkel durch ein li~ngeres vertical aufsteigendes Mittelsttick unter einander verbunden waren. Von solchcn Apparaten wurden mehrcre angefertigt, welche sich ven einander nur durch die grSssere eder geringere Lange des senk- rechten Steigrohrs unterschieden. Vor jedem Versuche wurde durch eine an dem oberen horizontalen Schenkel befestigte Kautschuek- rShre Wasser bis znm oberen Biegungspunkte des Steigrohrs auf- gesogen, das Ausfliessen der Fltissigkeit durch Anlegung einer Serrefine an dem Kautscbuckrohr verhindert, l~lach Einftihrung der Stahlcantile des Instruments in die vordere Kammer wurde die Serrefine abgenemmen, und es stellte dann die Wassersiiule des Steigrohrs die immer constant bleibende DruckhShe dar, unter welcher sich die vordere Augenkammer wiihrend der nun stattfin- denden Secretion des h. a. befand. Sollte der Versuch nach Ablauf einer genau bestimmten Zeit beendet werden, so wurde die Serre- fine wieder angelegt, und dann erst die Spitze des Apparats nus dem Auge herausgezogen. Es mussten dann die StahlcanUle und die tieferen Abschnitte des (verticalen) gli~sernen Abflussrohrs mit h. a. geftillt sein, welcher unter einem je naeh der von mir gew~hl- ten I-IShe des Verticalrohrs verschiedenen subnormalen eder selbst supranormalen Druek in der vorderen Augenkammer secernirt war. Letzterer betriigt normal nach den ziemlieh iibereinstimmenden Angaben v. Hippel ' s , Grt inhagen 's und Adamtick 's durch- schnittlich 22 mm Qnecksilber oder 29,7 cm Wasser. Ich benutzte zu meinen Versuchen RShren vert 7,5, 20, 40 cm HShc; es befand sich die vordere Kammer also nur bel Anwendung der letzten der drei AusflussrShren unter eincm supranormalcn Dr In diesem Falle stand folglich beim Oeffnen der Serrefine an dem Kautschuck- ende des oberen horizontalen Schenkels ein Sinken der Fltissigkeit

26 S. J e s n e r :

im vertiealen Rohre zu erwarten, wghrend in der Versuehsreihe mit dœ niedrigen SteigrShren die Wassers~ule emporgehoben werden und in den oberen horizontalen Sehœ tiberlaufen musste, zugleieh aber aueh in der Sehnelligkeit und Weite ihres Vorrtiekens ein Maass sowohl Nf die Gesehwindigkeit als aueh fttr die Menge des seeernirten Kammerwassers gew~hrte.

Wiœ sehon frUher bemerkt, nimmt der ausgesehiedene h. a. stets die untersten, der Qan~ile am n~ehsten gelegenen Absehnitte des Abflussrohres ein und kann in nahezu reinem d. h. unverdtinn- tem Zustande gewonnen werden, wenn man das bei der Entfernung der Einstiehseantile aus der vorderen Kammer stets zu sehliessende Gummirohr ara Ausflussende des Apparats wieder 5ffnet und soviel von dem fltissigen Inhalt dureh die Oeffnung der StahleanUle ab- tr~ufeln l~sst oder ausbli~st, bis die Wassers~ule auf das Niveau des Versuehsbeginnes angelangt ist. Die in der vorderen Kammer zurtiekgebliebœ Mengœ entleerte ieh mittelst einer Pravaz'sehen Spritze.

Was nun die Wahl der Versuehsthiere betrifft, so kann ieh, wenn man die Versuehe absolut rein haben will, besonders Katzen empfehlen, bel denen das EinNhren der CanUle als ein Eingriff von hSehst unbedeutender Reizwirkung angesehen werden darf. Bei Kauinehen besteht ein so gtinstiges Verh~ltniss nieht, da bel ihnen merkliehe Reizerseheinungen ara Auge fast niem~ls ausbleiben. Letztere sind aber auf den Eiweissgehalt des h. a. von bedeuten- dem Einflusse, da diœ gerade so wie der Gehalt an Fibrin in Folge meehaniseher oder ehemiseher Reizung der Cornea zunimmt. Energische Aetznng der Hornhaut am Seleralrande mittelst eines H511ensteinstiftes bedingt daher bel Kaninehen und Katzen zugleieh mit der Ausseheidung der Fibringeneratoren aueh einœ Vermehrung des Eiweisses ira Kammerwasser, und zwar auf dem gleiehen Wege, auf dem meiner Ansieht naeh die Bedingungen der Fibrin- production herbeigeftihrt werden, d. h. durch Reizung gef~ssdila- tirender Nerveu des Auges. FUr racine Versuehe folgt hieraus, dass die Einftihrung dœ StahleanUle in diœ vordere Kammer an und fur si~h sehon als mechanisehe,s Reizmoment :einen modifiei- renden Einfluss auf diœ ehemisehe Besehaffenheit des h. a. auszu- tiben vermag. Damit ist jedoch nieht gesagt, dass dieser Eingriff ftir die von mir verfolgten Zweeke uuzul~ssig sel Denn einerseits ist diœ dureh EinfUhrung dœ CanUle ausgettbte Reizung niemals

Der H. aqueus d. Auges i. seinen Beziehungen z. Blutdruck u. Nervenreizung. 27

aueh nur ann~hernd so stark wie die ehemisehe dureh An~tzen des Scleralrandes der Cornea hervorgerufene, andererseits ist aber aueh die durch Einfiihrung- der Cantile bewirkte Eiweissvermehrung bei allen angestellten Versuchen die gleiche; ist also in diesem Falle, wo es sich nicht um Bestimmung des absoluten, sondera des relativen Eiweissgehalts handelt, fiir die etwaigen aus den Versuehsergebnissen zu ziehenden Sehl~lsse von keinem Einflusse. Somit kSnnen aueh Kaninchen ~rotz der grSssern Reizbarkeit ihrer Augen zu Versuehen, wie sie die vorliegende Arbeit bring L benutzt werden.

Was nun die Methode zut Bestimmung der Eiweissmenge anlangt, so habe ieh hier ebenso wenig wie zum Naehweise des Eiweisses im h. a. ~berhaupt die von D o g i e l benutzte Adamkie- wiez'sche Probe nSthig gehabt, sondern bin jederzeit mit der vergleiehsweisen Seh~tzung der dureh Kochen des h. a. in einer anges~uerten GlaubersalzIGsung entstehenden Triibungen und Aus- F~llungen ausgekommen. Ja mir seheint es, wenn ieh naeh den Ergebnissen der D ogiel 'sehen Untersuehunffen urtheilen soll, iiberhaupt noeh zweifelhaft, oh die von ihm angewandte Probe sich ausser zum qualitativen h�9 von Eiweiss aueh zur quantita- tiven Bestimmung desselben eignet, d. h., ob die Farbennuaneen flir die Menge des Eiweisses wirklieh so eharacteristisch sind. Wenigstens kann ieh mir z.B. nur aus der Unzul~ngliehkeit der Probe den auffallenden Aussprueh D ogiel ' s erkl~ren, dass der Eiweissgehalt des GlaskSrpers ein versehwindend kleiner sel und von dem des h. a. bedeutend iibertroffen werde, w~hrend D eut s ch- mann 1), dem ich ~ibrigens ganz beipfliehte, doch sehon frtiher die Unrichtigkeit dieser bereit~ von Lo h m ey e �9 aufgestellten Behaup- tung bewiesen und den starken, denjenigen des h. a. bel weitem Uber- treffenden Eiweissgehalt des GlaskSrpers dargethan hat. Das von mir eingeschlagene Verfahren bat siel b so ungenau es auch ist, wenn es gilt geringe Differenzen der Eiweissausseheidung festzustellen, bel den sehr grossen Differenzen, mit welehen ich es hier zu thun hatte, als vollkommen ausreiehend erwiesen. .

Dies voraus gesehickt lasse ieh nunmehr die Protoeolle eines grossen Theils der zu dem in Rede stehenden Zweck angestellten Versuehe folgen, and bemerke nur noch, dass alle meine Versuchs- thiere dureh Curare bewegungslos gemaeht wurden.

1) Deutschmann~ Graefe~s Archiv f. Opht. 1879. Bd. XXV. Abth. 1.

28 S. J e s n e r :

I. Ver s u e h .

Sehr grosse Katze; Injection von 1 ccm der vorr~thigen CurarelSsung

in die venu jugularis externa dextra; kiinstllehe Athmung; Ein�9 der

Caniile ins reehte Auge. Wusserdruek 20 cm.

~o. der Vorriicken Beob- der Wasser-

si~ule in je Bemerkungen. aehtung. 5 Minuten.

27 mm 10 ,,

355 5, 355 , 3 4 , 4 .

3,5 ,, 3 5~

Kaniile ara Schluss des Versuches f~st vollsti~ndig undurchgiingig durch vers~opfende Gerinnsel.

Gesammtmenge des in 45 Minuten secernirten h. a. 0~6 cern.

Der in einem kleinen glisernen Standglas aufbewahrto h. a. erwies sieh

nach 24stiindigem Stehen dureh uad durch geronnen. Dus naeh LoslSsung

von der Wandung erheblich sehrumpfende Gerinnse] wird miitelst eines

feinen Drahtes giinzlich ent�9 Der se defibrinirte Rest des h.a. zeigte

einen die i o r m erheblich iibersteigenden Eiweissgehalt. Zu•kergehatt wie

gewShnlich.

II. V e r s u c h .

Grosse Katze, mit 1 ccm CurarelSsung vergifleL

aille las linke Auge. Wasserdruek 775 cm.

Einffihrung der Ca-

No. der u Beob- der Wasser- siiule ~n Bemerkungen.

achtung. 1 Minute.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11

50 mm 27 ,, 15,5 , 16 ,, 12 , 12 ,,

9 I l ,

955 5, 955 ,5 9,5 ,,

Kaniile am Schluss des Versuchs durch Gerinnsel fast ganz verstopft.

Gesammtmenge des in 11 Minuten secernirten h. a.: 1,8 ccm.

Die Uatersuchung des secernirten h. a. naeh 24sttlndigem Stehen ergiebt: sehr reiehliche Gerinaselbildung, Eiweiss in der defibrinirten Flilssigkeit noch bedeutend mehr als ira vorigen Versach, Zucker.

Der H. aqueus d. Auges i. seinen Beziehungen z. Blutdruck u. Nervenreizung. 29

III. V e r s u c h .

Grosse Katze, mit 0,8 cern CurarelSsung vergiftet. Einfiihrung der

Caniile ins linke Auge. Wasserdruek h0 cm (supranormal). Naeh Enfler-

nung der Serrefine tr i t t ein allm~liches Sinken der Wassers~ule œ

No. der Sinken der . IIWassers~ulell

.eoD- Ilin y Bemerkungen. aehfmng, llin je 5 Min.II

1 3 mm Das Auge bleibt frei von allen Reiz- 2 4 ,, 3 4 ,, Il erscheinungen. Unterbrechung des 4 3 , Versuchs naeh 30 Minuten. Der 5 3 , Inhalt der vordern Kammer wird 6 2 ,, nach dem Tode entnommen.

Die Untersuchung des ent]eerten Kammer-Inhalts ergiebt nach 24stiin-

digem Stehen: Kein Gerinnsel; ~usserst wenig Eiweiss (subnormal), Zucker.

IV. V e r s u e h .

Kleines Kaninehen 0,15 cem Curarel6sung in die vena jugularis externa

slnistra injieirt. Einfiihrung der Caniile ins linke Auge. Wasserdruck 20cm.

No. der !Vorrueken d.!

Beob- Wassers~ule Bemerkungen. /

aehtung, in je 5 Min.

] 5~2 mm 2 7,8 ,, Die Iris reagirt ara Ende des Ver- 3 11,4 ,, suehes noch vollkommen normal; 4 8,8 . die Kaniile noeh etwas durchg~ngig. 5 7,0 ,, Gesammtmenge des in 30 Minuten 6 6,6 ,; secernirten h. a. : 0,45 cern.

Die Untersuchung des h. a. naeh 24stiindigem Stehen ergiebt: Fibrin-

gerinnsel; Eiweiss in der defibrinirten Fliissigkeit bedeutœ mehr als nor- mal; Zucker.

V: V e r s u e h .

Mittelgrosses Kaninchen; 0~15ccm CurarelSsung injieirt; Einfiihrung

der CanUle iris linke Auge; Wasserdruck 20cm.

No. der Vorriiekend.

Beob- Wassersgule Bemerkungen. aehtung, in je 5 Min.

3,5 mm 6,5 ,, 8~0 ,, 6,0 , 4,0 ,, 4,0 ,:

Beim Einfiihren der Caniile waren einige kleine Luftblasen in die vor- dere Kammer mit eingedrungen. Der Versueh wurde unterbroehen, als Xqeizerscheinungen an der Iris sich bemerklieh maehten.

Gesammtmenge des in 30 Minuten secernirten h. a.- 0,~ cem.

30 S. J e s n e r :

Die Untersuchung nach 24stiindiger Au�9 des secernirten h.a. ergiebt: Fibringerinnsel; Eiweiss bedeutend mehr normul; Zucker.

VI. V e r s u e h . Mittelgrosses Kaninehen mit 0,15 Curare]Ssung vergiftet; Einfiihrung

der Caniile ins ]inke Auge. Wasserdruck: 20 cm.

No. der Vorriieken d. Beob- Wassers~ale Bemerkungen.

ach~ung, in je 5 Min.

7~5 Ini�9 8,0 , 5,0 , ,

4,0 ,,

Die Caniile ara Ende des Versuchs vollkommen verstopft. Gesummt- menge des in 20 Minuten secernir- ten h. u.: 0,25 cern.

Untersuchung des Secrets naeh 24 Stnnden ergiebt: Fibringerinnsel; Eiweiss raehr als normal; die Zuekerprobe der geringen Menge wegen nich~ anzustellen.

VII. Ve r su eh. Grosses Kaninchen; 0,25 cm CurarelSsung injieirt; Einffihrung der

Caniile ins linke Auge, dabei Eintrit t einiger Luftblasen. Wasserdruck

7,5 cm.

No. der Vorriieken d.

Beob- iWassers~ule uchtung, in 1 Minute.

Bemerkungen.

12,2 mm 4,3 ,, 4,3 , 3~5 ,, 3,5 ,, 3,5 ,, 1,8 ,,

Nach 7 Minuten die Caniile vollstiin- dig durch Gerinnsel verstopft. Im Auge ein Gerinnsel um Einstiehs- ende der Kuniile liegend. Gesammt- mange des in 7 Minuten seeernirten h. a.: 0,35ccm.

Die Untersuchung ergiebt 24 Stunden spiiter: Mussenhaftes Gerinnsel; massenhgft Eiweiss, unverh~ltnissmilssig vie1 mehr als in den Versuchen

IV--VI; Zucker.

VIII. V e r s u c h . Demselben Kaninehen wird die CanEle ins reehte Auge sofort nach

Beendigung des eben besehriebenen Versuches eingefiihrt. Wasserdruek 7,5 cm.

No. der Vorriiekend./i Beob- Wassersihfle i I

~ehtung.llin je l Min. l

1 18,5 mm ] 2 4,4 ,, 11

Bemerknngen.

Der H. aqueus d. Auges i. seinen Beziehungen z. Blutdruek u. Nervenreizung. 31

No. der Vorriicken d.

Bœ Wassers~ule Bemerkungen,

achtung, in je 1 Min.

3 4 5 6 7 8 9

10 11 12

3:3 mm 3~5 �87

3�87 , 3:5 , 3�87 , 3,0 , ,

1,5 , 1,0 ;, 1:0 , 1~0 ,

Caniile naeh 12 Minuten vollst~ndig verstop�9 auch ara iniraocularen Ende der Kaniile ein Gerinnsel.

Gesammtmenge des in 12 Minuten secernirten h. a.: 0:5 ccm.

Die Untersuchung nach 28 Stunden ergiebt: Massenhaft Fibrin, massen-

haft Eiweiss, Zucker.

IX. u

Mitre!grosses Kaninchen�87 0,2 ecm Curarel6sung; Einfiihrung der Caniile

ins linke Auge. Wasserdruek 7,5 cm.

No. der Beobach-

tung.

1 '2 3 4 5 6 7 8 9

10

Vorriicken in je

5 Minuten.

15~0 mm 10~0 ,: 4~5 , 7�87 , 8,5 ,, 8~0 , 5�87 �87 4�87 �87 2,0 , 1~5 ,

Bemerkungen.

Die Caniile ara Ende des Versuehs fast vollkommen durch Gerinnsel verlegt.

Gesammtmenge des in 5 Minuten secer- nirten h. a. 0,65 cern.

Dus Secret zeigt naeh 24stiindigem Stehen bel der Untersuchung:

Massenh~/ft Fibrin und Eiweiss; Zucker wie gewShnlieh.

X. V e r s u e h .

Grosses Kaninelaen; 0~25 CurarelSsung injicirt ; Einfiihrung der Caniile ins linke Auge. Wasserdruek: 7,5 cm.

No. der Vorrlicken Beobaeh- ~ter Wasser-

simule in je Bemerkungen. rang. 2 Minuten.

21~5 mm 6,5 �87 3~5 , 3~5 ,

Bei Beencligung des Versuchs die Caniile noeh etwas durchgiingig.

32 S. J e s n e r ;

No. der Vorrfioken Beobaeh- fier Wasser-

siiule in je Bemerkungen. tung. 2 Minuten.

5 6 7 8 9

10 11 12

3~5 m m 3,5 ,, 3,0 , 3,0 ,, 2,5 , 2,0 , 2,0 , 1,0 ,,

Gesammtmenge des in 26 Miuuten seeernirten h. a. 0,55 ecm.

Die Untersuchung des Secrets nach 26 Stunden ergiebt: Massenhaft

Fibrin und Eiweiss; Zueker wio normal.

Der la. a. des reehten, nieht operirten Auges wircl dureh Punktion

entleert und ergiebt naeh Ablauf von 24 Stunden bei der Untersuehung Ge-

rinnselbildung; ve rmehrbn Eiweissgehalt; Zueker.

XI. V e r s u e h .

Grosses Kaninchen; dureh Injection von 0,3 ccm CurarelSsung in die Jugularvene vergiftet; Einfiihrung der Caniile ins rechteAuge: Wasserdruck

40 cm, supranormal, es tr i t t fo]glieh kr Steigen, sondern ein Sinken der

Wassersiiule ein :

No. der ri Sinken dœ Beobach i Wassers~u]e Bemerkungen.

�9 "] in je ~ung. !! 5 Minuten

1 3,5 mm 2 3,5 , 3 3,0 , 4 6~0 , 5 4,0 , 6 4,5 ,

Nach 25 Minuten begann die Curare- wirkung aufzuhSren, dus Thier

�9 maehte mit dem Auge Bœ welehe wegen der fixirten Stellung der in letzterem befindliehen Caniile zu einer erhebliehen Zerrung und

dadureh Reizung des Auges Anlass geben mussten. Der Versuch wurde des-

hulb abgebrochen, der h. a. aus der vordern Kammer nach TSd~ung des Thiers entleert. Bei der 24 Stunden sp~ter vorgenommenen Untersuchung rand ieh: Kein FibringerinnseI, wohl aber eJnen abnorm gesteigerten Eiweiss- gehMt, Zueker wie gewShnlieh. Der vermehrte Eiweissgehalt in diesem Ver- suehe, bel welehem eher, analog dem Versuche III, eine Verminderung des

Eiweisses zu erwarten stand, kommt wohl auf l~eehnung der erw~}inten meehauisehen Reizung des Auges, welehe auf dus so leieht reizbare Kanin-

chenauge einwirkte.

Der g. aqueus d. Auges i. seine¡ Beziehungen z. Blutdruok u. Nervenreizung. 33

XII. V e r s u c h .

Grosses Kaninchen; 0,3 ccm CurarelSsung injicirt. Einfiihrung einer Stiehc~niile mit einfaeh horizontalem Glasrohr ins linke Auge. Druck in der vorderen Kammer ulso ~ 0.

No. der [] Vorriieken Beobaeh- ] in Bemerkungen.

tung. 1 Minute.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17

45,0 mm 5,0 ,, 6,0 , 5,0 ,, 5,0 ,, 5,0 , 6,0 , 5,0 , 5,0 , 5,0 ,, 5,0 , 5,0 , 5,0 , 5,0 ,, 4,5 ,, 4,0 , 4,0 ,,

Der Versueh wird unterbroeheu naeh 17 Minuten, da das Thier sieh zu bewegen beginnt. Die Caniile noch etwas durchg~ngig.

Gesammtmenge des in 17 Minuten secernirten h. a. : 0,8 ecm.

Die 24 Stunden sp~ter ausgefiihrte Untersuchung ergiebt: Fibrin und Eiweiss in solcher Menge, wie in keinem der friiheren u Zucker wie gewShnlich. - -

Vergleiehen wir nun die Ergebnisse der im Vorstehenden

mitgetheilten Versuche, so folgt fur den Eiweissgehalt der Kammer-

flUssilkeit zweifellos ganz allgemein, dass derselbe zunimmt, wenn

der Druek in der vorderen Augenkammer herabgesetzt wird, dass

derse lbe also in der That mit der Differenz zwischen Blutdruck

und Druck in der vorderen Kammer w~ehst. Die Eiweissproben,

welche den verschiedenen EinzelF~llen des unter weehselnden

Druekverh~ltnissen secernirten b. a. entspraehen, zeigten deutliche

Abstufungen von einer geringen floekigen Trtibung, wie sie der

normale h. a. giebt, bis zu einem massenhaften undurchsichtigen

Niederschlag, wie in Versuch II, V ] I - - X , besonders aber in Ver-

sueh XII . Ausserdem liefern die Versuche auch einen deutliehen Beweis fiir die Abhani igkei t der Quantit~t des h. a. vom Blutdrueke.

W~hrend hei den Versuehen I und I V - - V I bei einem Diueke von 20 cm Wasser in der Minute eine mittlere Menge von 0,013 cem h. a. seeernirt wurde, erreiehte in den Versuehen I I und V I I - X ,

E. Pfl/iger, Archiv f. Physiologie, Bd. XXIII, 3

34 S. Jesner:

wo die vordere Kammer sich unter dem geringen Drucke œ 7,5 cm hohen Wassers~ule befand, die Ausscheidung von h. a. in der Minute den Mittelwerth von 0,037 cern, also fast den dreifachen Betrag, und in Versuch XII, wo der Druck in der vorderen Kammer gleich Null war, sogar den von 0,05 cern. Die Schnelligkeit, mit welcher die Verstopfung der CanUle durch Gerinnselbildung erfolgt, h~ngt erstens von der Menge des ausgesehiedenen Fibrins ab; der Zeitpunkt, zu welchem die g~nzliehe Sperrung des Abfiussrohres in unsern Versuehen stattfindet, f'~llt dementspreehend um so frtiher, je geringer der Druek in der vorderen Kammer, je grSsser also die Druekdifferenz bemessen war, unter weleher die Secretion des h. a. vor sieh gehen sollte. Zweitens h~ngt der friihere oder sp~tere Eintritt der Cantilenverstopfung jedoch auch von der zuf~lligen Configuration und Luge des Gerinnsels ab, so dass bel Secretion unter gleichen Druekverh~ltnissen der Eintritt des h. a. in die R~hre bald fl'iiher bald sp~ter behindert wurde.

Hiermit schliessen die Beobachtungen ab, welche von mir betreffs der Frage iiber die zwischen Blutdruck und chemischer Bœ des h. a. bestehenden Beziehungen gesammelt worden sind und wohl zur Gentige die Unzul~nglichkeit des fr~iher citirten D ogiel'sehen Ausspruchs beweisen. Einer besonderen Besprechung bedtirfen indessen noch zwei Erfahrungen, welche ich bei Gelegen- heit der oben mitgetheilten Versuche gemacht habe, deren eine sich auf den Einfluss der Curarevergiftung auf die Fibrinproduction in der vorderen Kammer bezieht, dœ anderœ von einem bis jetzt unbekannt gr Zusammenhang der Kammerwasseraussehei- dung beider Augen handelt.

Es war mir bei einigen Versuchen, welche nur das Auge der einen Seite betrafen, aufgefallen, dass der h. a. des anderen uicht operirten Auges eine auff~llige Vermehrung seines Eiweissgehaltes wahrnœ liess und ferner, ebenfalls ganz abweiehend von der Norm~ nach mehrstiindigem Stehn ein Fibrincoagulum ausschied. Eine Erkl~rung fur diese Thatsache, auf welche ich in Versuch X ausdriicklich aufmerksam gemacht habe, konnte naeh zwei Rich- tunien iesucht werden. Einmal liess sieh denken, dass die abnorme Beschaffenheit des h. a. eine unvorhergesehene Folge der Curare- vergiftung w~re, andr bestand abcr auch die M~glichkeit, dass der operativœ Eingriff auf dem einen Auge mit seinen die normale Secretion ~ndernden Folgen ~hnliche Wirkungen, obschon

Der H. uqueus d. Auges i. seinen Beziehungen z. Blutdruck u, Nervenreizung. 35

sehwaeheren Grades, aueh in dem Auge der anderen Seite ausge- 10st haben k~nnte. Wie sich bei n~herer PrUfung der in Rede stehenden Angelegenhœ herausstellte, kommen in der That beide angedeuteten Momente in Betraeht.

E in f lu s s der C u r a r e v e r g i f t u n g au f den h. a.

Um den Einfluss der Curarevergiftung auf die chemisehe Zusam- mensetzung der Augenfltissigkeit allein far sieh sehgtzen zu k~nnen, musste natttrlieh jedwede andere Reizung des Auges vermieden wer- den. Ich besehrankte mieh daher darauf, in allen hierher geh~rigen Versuehen die vena jugularis externa blosszulegen, i n dieselbe dis zut ~ar~otisirung erforderliehe Curaremenge zu injiciren, sodann ktinstliehe Athmung einzuleiten und eine Stunde lang ohne Unter- breehung fortzusetzen. Hierauf wurde das Thier dureh Sistirung des Lufteinblasens gett~dtet, der h. a. naeh erfolgtem Tode entleert und naeh 24sttindigem Stehen auf Fibrin- und Eiweissgehalt untersueht. Das Ergebniss in allen von mir angestellten Experimenten war, dass bei mit Curare vergifteten Kaninehen eine, wenn aueh geringe Ausseheidung von Fibrin neben gleiehzeitiger Vermehrung des normalen Eiweissgehalts zu eonstatiren ist. Um endlieh noch eine m~gliehe Reizung des bel der Curarevergiftung offert stehenden Auges dureh Staubpartikelehen oder Eintroeknung auszusehliessen, riehtete ieh einige Versuehe derart ein, dass ieh das eine der Augen dureh Lidsuturen vern~hte, ohne jedoeh ein anderes Resul�87 tat als das sehon angegebene zu erzielen; denn aueh hier war Fibrin und eine Steigerung des Eiweissgehaltes ira h. a. beider Augen unverkennbar vorhanden. Man wird sieh folglieh dem Sehlusse nieht entziehen k~nnen, dass diese abnorme Besehaffenheit des h. a. dureh die Curarevergiftung bedingt ist, welehe wahr- seheinlieh dureh Aenderung der Cireulationsverh~tltnisse im Auge (Erregung gefassdilatirender ~erven) far die Fibrinproduction und Eiweissvermehrung giinstige Verh~ltnisse sehafft. Selbstverst~ndlieh wird hiœ das Ergebniss unserer Versuehe zur Ermitfl` des zwisehen Eiweissgehalt des h. a. und Blutdruck bestehenden Abh~ngigkeitsverh~ltnisses in .keiner Weise bertthrt, da bei den- selben alle Thiere in gleieher Weise eurarisirt wurden und a]so zur vergleiehsweisen Feststellung der gesuehten Relation zweifellos verwerthbar waren.

36 S. J e ©

W e e h s e l b e z i e h u n g ' e n b e i d e r Augen h i n s i c h t l i e h i h r e r s e c r e t o r i s e h e n Vorg~nge .

Es ist zwar eben naehgewiesen worden, dass an dem Auf- treten von Fibrin in der Kammerittissigkeit neben gleichzeitiger Vermehrung des Eiweissgehalts auk beiden Augen, von denen aber nur das eine durch den operativen Eingriff in wesentlieh ver~nderte Bedingunffen gebracht worden war, das gleiehzœ Bestehn der Curarevergiftung sicherlieh von Einfluss gewesen sein kann. Datait sind wir aber noch keineswegs berechtigt~ die andere zur Erl~u- terung des in Rede stehenden Vorgangs aufgestellte Hypothese, wš von der Annahme einer funetionellen Wechselbeziehung in den Erni~hrungsprocessen beider Augen ausging~ ftir definitiv abge- wiesen anzusehen. Vielm•hr bedarf dieselbe einer besonderen Priifung~ der ieh sie in folgender Art unterzogen habe. Zunitehst ~itzte ieh bel sonst vollkommen gesunden Kaninehen die Cornea des einen Auges ara Corneoseleralrande mit H511enstein in Substanz, entfernte, um unbeabsiehtigte weitere Aetzungen zu verhfiten, den Uebersehuss des Aetzmittels dureh Ueberrieselung mit 1 % Koeh- salzlSsunoE, um sehliesslich nach Ablauf von 1/2--1 Stunde das Thier zu t5dten und den h. a. sodann jedem Auge besonders mittelst einer feinen, aufs sorgf~ltigste gereinigten Pravaz'sehen Spritze zu entnehmen. Die in ein sehmales Sammelgefiiss tiberge- ftillte Fltissigkeit wurde 24 Stunden ruhig stehen gelassen~ damit etwaige Fibringerinnsel sich votlstiindiff absetzen kSnnten. Das Erffebniss, zu welchem ich auf dem bezeichneten Wege ge]angte, war ebenso tiberrasehend als constant. Au s n ah m s 1 o s e n t h i c It d e r h. a. des ge l iz ten Auges F i b r i n a n d m a s s e n h a f t E i w e i s s , ebenso , w e n n a u e h in g e r i n g e r e r Menge d e r j e n i g e d e s u n v e r s e h r t g e b l i e b e n e n . Von andern Thieren habe ieh nnr noch Katzen dem gleichen Experiment unterworfen und bin auch hier zum gleiehen Resultate wie beim Kaninehen gelangt.

Um die Aetzung bel Katzen vorzunehmen, wurden dieselben durch Chloroform beti~ubt, naeh ihrem Wiedererwaehen noeh eine Stunde leben gelassen, dann dureh erneute Chloroforminhalationen get5dtet; der entleerte h. a. wurde in der oben erwiihnten Weise behandelt. Fibrin und Eiweissvermehrung waren aueh in dem gesunden Auge stets deutlieh naehweisbar.

Der tt. aqueus d. Auges i, seinen Beziehungen z. Blutdruck u. 7Nervenreimmg. 37

Suehen wir nun die Frage zu beantworten, auf welchem Wege diese sympathisehe Vermehrung des Eiweissgehalts und Anssehei- dung der Fibringeneratoren in beiden Augen zu Stande kommt~ in welches Gebiet physiologischer oder pathologiseher Prozesse dieser kurz als S y m p a t h i e zu bezeiehnende Vorgang einzureihen sein dtirfte, so ist roi" allem klar, dass eine ungeaehtet der relativen Entlegenheit des Reizes so schnell eintretende Secretionsiinderung nur dnrch das ~ervensystem vermittelt sein kann.

Absolut undenkbar erseheint mir~ d~ss eine etwaige dureh die Reizung auf dem einen Auge hervorgerufene Entztindung sich in so kurzer Zeit �8 das andere Auge �9 haben kiinnte. tIalten wir nun daran i'est, dass nur nervSse Einfitisse die Vermittler der geschilderten sympathischenVorgiinge beider Augen sein k~innen, so wird unsere Aufmerksamkeit naturgem~ss auf die am. Orte der Reizung, also am Corneoseleralrande, verlaufenden nn. eiliares, deren Fasern bekanntlieh dem ramus ophthalmieus n. trigemini entstam- men, gelenkt, und datait zu der weiteren Frage Anlass geboten, in wieweit der ramus ophthalmieus des Quintus an dem ganzen Vorgan betheiligt ist. Unsere Aufgabe wird es also sein miissen~ das chemisehe Verhalten der Aug'enfltissigkeit nach Durchsehnei- dung beziehungsweise Reizung des ram. ophthalm, oder des Tri- geminus s› einer ni~heren Priifung zu unterwerfen. Die opera- tiven Eingriffe~ welehe hierzu erforderlieh sind, kSnnen bekanntlich au versehiedenen Stellen des Quintusverlaufes vorgenommen werden: entweder ara Ursprung des Trigeminus in der medulla oblongata, oder an dem alle drei Aeste umfassenden Stamme~ oder endlieh am Augenaste alleiu.

Obgleieh Versuehe der letzterwi~hnten Kategorie zur Entschei- dung der angeregten Frage gentigen wtirden, habe ich dennoeh neben der intracraniellen Durchtrennung des ramus ophthalmieus auch diejenige der hinteren 'Quintuswurzeln in der medulla oblongata wiederholt ausgeftihrt und ihre Wirkung auf die chemisehe Be- sehaffenheit des h. a. geprti�9 Als Anhaltspunkte ftir die ge]ungene Ausfiih�9 der tibrigens nur an Kaninehen unternommenen Ope- ration dienten mir die soibrt eintretende vermehrte Spannung des Bulbus~ die starke Verengerung der Pupille und die freilich zuweilen nur partielle Anaesthesie der Cornea. Ausserdem wurde selbst- verstandlich auch nicht versiiumt, die ~latur des Eingriffs nach dem Tode des Thieres durch die Section zu controliren. Dieses

38 S. J e s n e r :

vorausgeschickt lasse ich jetzt dic Protocolle eines Theils der von mir angcste]ltcn Versuchc folgen.

V e r s u e h I, II, III.

Intr9er9nielle Durehsehneidung des r9mus ophth91mieus trigemini links; Corne9 sofort an~sthetisch~ Pupille verengt. Tod nach 1 Stunde durch Naekenstich.

Die Untersuehung des beiden Augen getrennt entnommenen h. a. ergiebt

n9ch 24 Stunden: h.a. des linken Auges (operirte Seite):

Massenhaft Fibrin und Eiweiss. h.a. des rechten Auges:

Viel Fibrin, bedeutend vermehrter Eiweissgeha]t.

V e r s u e h IV.

Intr9eranielle Durehsehneidung des ramus ophthalmicus trigemini linker- seits mit vollkommenem Erfolg. Tod n9ch 24 Stunden dureh Naekenstich.

Result9t : h.a. des linken Auges (operirte Seite):

u Fibrin und Eiweiss. h.a. des reehten Auges:

Geringes Gerinnsel, Eiweiss etwas verraehrt.

V e r s u c h V.

Intraoranielle Durchschneidung des r9mus ophthalmicus trigemini mit vollkommenem Erfolg. Aetzung der linken ani~sthetischen Cornea 24 Stunden sp~ter; Tod~ 1 Stunde n9ch der Aetzung, dureh Nackenstieh.

Result9t: h.a. des llnken Auges (operirte Seite):

Starke Gerinnselbildung, erhebliche Eiweissvermehrung. h.a. des rechten Auges:

Wenig Gerinnsel~ etwas vermehrter Eiweissgeh91t.

V e r s u e h VI u. VIL

Versueh den ramus ophthalmicus trigemini linkerseits intr~eraniell zu durehsehneiden mit unvollkommenem Erfolg, d9 die 9nfgngs st9rk vermin- derte Sensibilit~t der Cornea b91d fgst g9nz wiederkehrt. T~dtung 1 Stunde sp~ter dureh N9ekenstich. Die Section ergiebt nur eine Quetsehung des Trigeminus. Ira h. a. beider Augen findet sich nach mehrstfindigem ruhigem Stehen Abscheidung eines Fibrinco9gulums und Yermehrung des Eiweissgehalts.

])er H. aqueus d. Auges i. seinen Beziehungen z. Blutdruek u. Nervenreizung 39

V e r s u e h VIII, IX.

In~raeranielle Durchsehneidung des ramus ophthalmieus trigemini linkerseits mit vollkommenem Erfolge. Das linke Auge zugen~ht. Nach 10 Tagen wird die vollkommen an~sthetisehe und etwas getriibte linke Cornea geiitzt. TSdtung 1 Stunde spi~ter durch Nackenstieh.

Resultat : h. a. des linken Auges:

Massenhaft Fibrin und Eiweiss. h. a. des reehten Auges:

Geringes Gerinnsel, geringe Vermehrung des Eiweissgehalts.

V e r s u e h X.

Intracranielle Durchschneidung des ramus ophthalmicus trlgemini linker- seits mit vollkommenem Erre]ge. 10 Tage spi~ter wird dus Thier bel voll- kommen an~sthetiseher etwas triiber Cornea des linken, dureh Suturen ver- sehlossen gewesenen Auges mittelst Chloro�9 getlidtet:

Resultat : h. a. des tinken Auges :

Massenhaft Fibrin und Eiweiss. h. a. des rechten Auges:

Geringes Gerinnsel; geringe Yermehrung des Eiweissgehalts.

V e r s u c h XI.

Operation wie ira Versueh X. Cornea vollkommen vereitert nach 10 Tagen. Resultat wie in Yersuch X.

Versuch XII, XIII, XIV, XV.

An einem Kanlnehen wird die membrana atlanto-oeeipitalis freigelegt und erSffnet, die eerebrospinale Fliissigkeit abgelassen�87 danu die linke Hi~lfte der medulla oblongata oberhalb des ealamus seriptorius durehtrenat. Die erhShte S�9 Yerengerung der Pupille und Ani~sthesie der Cornea auf dem linken Auge beweist, dass die beabsichtigte Durehtrennung der hinteren Quintuswurzel gehngen ist. Tod cler Thiere in Versueh XII bald naeh der 0peration, in Yersueh XIII 1 Tag, Versueh XIV 3 Tage, Versueh XV 4 Tage naeh der 0peration. Die Untersuchung des beiden Augen jedesmal getrennt nach dem Tode entnommenen h.a. nach mehrstiindigem Stehen ergiebt dus folgende iibereinstimmende Resulta~:

h. a. des linken Auges (operirte Seite): Reiehliches Gerinnsel, bedeutende Vermehrang des Eiweissgehalts.

h.a. des reehten Auges : Gerinnsel�87 aber weniger betriichtlieh als auf der operirten Seite�87 Eiweiss gegen

die ]Norm vermehrt.

40 S. J e s n e r :

Fassen wir nun das Ergebniss dieser Versuche kurz zusam- men, so ge]aligen wir zn ib]genden Siitzen: bTach intrac�9 Durehschneidung oder Reizung (u VII) eines ramus ophthalmicas n. trigemilii oder der hinteren Wurzeln desselb• in der medulla oblongata finden wir naeh 1/~--1 Stunde beiderseits eine dentliehe Vermehrulig des Eiweissgehalts mit abnormer Fibrinprodliction in der vorderen Augenkammer, und zwar in starkerem Maasse auf dem Auge der operirten Seite. Diese abnorme Beschaffenheit des h. a. hi~lt mehrere, ili einigen F~llen bis zu 10 Tagen, an, nimmt jedoeh ira Laufe der Zeit mehr und mehr ab. War der Trigeminns au�9 einer Seite dnrehschnitten, so wurde dureh Aetzung des ent- spreehenden Auges eine weitere Zuliahme d•s an und fiir sieh schon vermehrten Eiweissgehalts und der Fibrinausseheidnng ira an- deren Auge nieht mehr erzielt (vergL V, VIII, IX). - - Der Schluss, deu wir ans diesen Ergebnissen zn zieheli bereehtigt sind, ist also folgender: Es besteht zwisehen den vom n. trigeminns vermittel- ten Innervationsvorgangen und der chemisehen Besehaffeliheit des h. a. irgend ein directer oder indireeter Zusammenhang, die Bah- nen des Trigeminus sind es, dureh welche die Secretionssympa- thieen beider Aiigen vermittelt werden.

Dieses �9 bleibt lins noch tibrig zu nntersuchen, wel- cher bTatlir die von so eigenartigen Wirkungen begleiteten Inner- vationsvorg:~tnge des Trigeminus sind. Die Functionen des ramus ophthalmicus n. trigemini silid bekanntlich voli v�9 Art, ausser sensib]en Nervenfasern fiihrt er dem Auge noeh vasodilata- torische, naeh manchen Autoren aueh motorische far den sphincter iridis, troph~sche ftir die Cornea IInd endlich secretorisehe Fasern ftir die Drtisen der Orbita zu. Von diesen functionell so verschie- delien Elemeliten des Quintus kSnnen meines Eraehtens hier nur die vasodilatatoriseh wirkenden, deren Vorhandensein IIaeh den Untersuehungen v. H i p p e 1 s und G r ri n h a g e n s die auf Rei- znng des Trigeminusstammes eintretende excessive int�9 Drucksteigerung mit bedingt, in Betracht kommen. Auf dali vor- liegš Fall bezogen h�9 wir uns also vorzustellen, dass in Folge einer durch dis oben beschriebenen Eingriffe hervorgerufe- rien activen Gefiisserweiterung die Verhiiltnisse ftir dic Filtration des Eiweisses und der Fibringeneratoren sieh gtinstiger gestalten, und mithin direct sowohl zu ciller Vermehrnng der Eiweissaus- seheidulig als aueh znr Fibrinproductioli im h. a. Anlass geben.

Der H. aqueus d. Auges i. seinen Beziehungen z. Blutdruck u. ~�9 41

Hiermit ist ausgesprochen, dass die fragliehen Vorg~nge auf einem gesteiger'ten Erregungszustand des Trigeminus beruhen~ aine An- nahme, der sieh die Versuche VI und VII, bel welehen zweifellos nur eine Reizung des ramus ophthalmieus statt hatte, auf die bequœ Art ftigen. Einer besonderen Erliiuterung bedarf es aber noeh, ob die von mit gemaehteVoraussetzunff auch ftir diejenigenVersuehe in in - sprueh genommen werden kann, bœ welehen der Quintus in seinem Verlaufe oder Ursprunge durchtrennt wurde, also Bedingungen her- gestellt wurden, unter denen sonst Liihmung nerv(iser Einfltisse ein- zutreten pflegt. Kurz es handelt sieh jetzt um die Entseheidung der Frage, ob die Continuiti~tstrennung des Quintus dureh Aufhebung bestimmter :Nervenwirkungœ ihren modifieirenden Einfluss auf die ehemische Besehaffenheit des h. a. austtbt, oder ob wir dem dureh die Durchsehneidung selbst gegebenen und sie eventuell llingere Zeit tiberdauernden meehanisehen Reize die entsprechende Bedeu- tung beizulegen haben. Man erkennt leieht~ dass die eben aufge- worfene Frage dureh das Ergebniss derjenigen Versuehe beant- wortet ist, welehe ganz zweifellos als Reizversuehe angesehen wer- den kSnnen und entweder nur auf einer offenbaren Reizung des Quintus (vergl. Versuehe VI, VII), oder auf einer ehemisehen oder mechanisehen Reizung der Hornhaut beruhen. Denn wenn wir bereehtigt sind jene Eingriffe als Reizmittel fttr vasodilatatorisehe Trigeminusfasern aufzufassen, so ist wegen der Gleiehartigkeit der Folgezustitnde dieses aueh hinsiehtlieh der intracraniellen Trigemi- nusdurchsehneidung gestattet. Ware die Wirkung der letzteren die Folge cirier ~qeuroparalyse, so mtisste sie derjenigen, die durch die offenbaren Reizversuche erzielt wurde, entgeg~ngesetzt sein. Aber es sprechen auch noch Grtinde anderer Art dafiir~ dass die Yeriinderungen, welche die Zusammensetzung des h. a. naeh Tri- geminusdurchsehneidung erleidet, als Reizerseheinungen angesehen werden miissen. Erstens finden wir einen solehen Grund in dem Umstande, dass die Fibrinausscheidung und die Vermehrung des Eiweissgehalts im h. a., welehe die erwiihnte Operation hervorruft, vortibergehender Natur sind. Dies geht aus Versuchen hervor, bel welehen es gelingt, dureh die Lidnaht jeder entztindliehen Veri~n- derung der afigsthetischen Cornea vorzubeugen. Die abnorme Be- schaffenheit des h. a. nimmt nach einigen Tagen immer mehr ab, und kann Sehliesslich ganz versehwifiden.

Dieselbe auf Erregungen zu beziehen, welche von der intra-

42 S. Jesner:

craniellen Schnittstelle ara ~ervenstumpf ausgelSst werden�87 nicht aber als Folge einer totalen Neuroparalyse anzusehen~ ist also unumg~nglich nothwendig. Ein zweites Moment, welches ftir un- sere Auffassung spricht, liegt aber in der Thatsache der von mir wahrgenommenen Seeretionssympathie beider Augen. Die beste Vorstellung, welehe man sieh tiber das Zustandekommen derselben zu bilden vermag, diirfte wohl die folgende sein: Die Reizungen, welche durch das Aniitzen des Cornealrandes in den nn. ciliares oder durch die operativen Eingriffe in den intracraniellen Verlauf des Quintus oder seines Ursprunges bedingt werden, geben theils indirect au�9 reflectorischem Wege durch die jedenfalls mit betrof- fenen sensiblen Trigeminusfasern, theils, wie in den letzten beiden F~llen anzunehmen ist~ auch direct zu einer Erregung der zweifel- tos im ramus ophthalmicus n. trigemini enthaltenen vasodilatato- risehen Fasern Anlass. Die anf dem Wege des Reflexes zu Stande gekommenen Erregungen der gefi~sserweiternden Trigeminusfasern bleiben aber nicht auf die Seite des reizenden Eingriffs besehri~nkt, sondern irradiiren aueh in der medulla oblongata auf die entspre- ehenden Fasern des andersseitigen Trigeminus.

Der Voraussetzung, von welcher wir das Auftreten von Fibrin und die abnorme Steigerung des Eiweissgehalts im h. a. abhiingig machten~ sehen wir also in beiden Augen entsproehen. Dass die Reaetion des primiir afficirten Auges stiirker ausf'allt, als diejenige des seeundar in Mitleidensehaft gezogenen zweiten Au- ges, ist wohl leicht erkl~rlich. -- Begreifiieherweise steht und fi~llt die eben gegebene Erkli~rung fiir die an Katzen und Kanin- ehen beobaehtete Secretionssympathie beider Augen mit der von mit beftirworteten Annahme, dass nicht n•r die Aetzung der Tri- geminusenden in der Hornhaut, sondern auch die Durehsehneidung des Quintus an seinem Ursprunge oder in seinem Stamme einen l~n- gere Zeit anhaltenden Reizzustand wenigstens eines Theiles seiner Fasern hervorzurufen verm(ige.

Wiiren wir gezwungen, den intracraniellen Durchtrennungen einen ausschliesslich li~hmenden Einfluss zuzuerkennen und die Secretionsanomalieen des h. ~. fiir denAusdruek eines paralytisehen Zustandes zu halten, so wtirden wir keine M~iglichkeit sehen, das zwisehen beiden Augen bestehende Abh~ngigkeitsverhiiltniss zn denken. Denn so leieht man sieh auf Grund geli~ufiger physiolo- gischer Vorstellungen ein Bild davon machen kann, wie ein ner-

Der H. aqueus d. Auges i. seinen Bezi• z. Blutdruek u. Nervenreizung. 43

v~iser Reizvorgang eentripetal fortgeleitet und auf symmetriseh gelegene bTervenursprtinge im Centrum iibertragen werden kann, so nnm~iglieh seheint es, einem L~hmungszustand peripherer ~er- ven die gleiche Verbreitungsffthigkeit zuzusehreiben. Davon, dass sieh eine ira durehsehnittenen Nerven entstandene Degeneration odcr Entztindung eentralwi~rts fortgepflanzt haben mSehte, k a n n hier, wo die Wirkungen dem ursi~ehIiehen Eingriffe fast momen- tan folgen, fiiglieh keine Rede sein.

Findet nun aber aueh diese von mir gegebene Erkli~rung, welehe den beobaehteten Erseheinungseomplex auf eine Reizung gei'” ~erven zurUekftihrt, in dem eben angeftihrten Momente eine bedeutende Stiitze, so soll damit doch nieht gesagt sein, dass sie die einzig mSgliehe wiire and soll ebensowenig der hypothetisehe Charaeter derselben verhehlt werden. Ferner soll hier nur beili~ufig angedeutet aber nicht genauer angeftihrt werden, wie sehr nahe es liige, die von mir beobaehtete Sympathie beider Augen in Beziehung zu der sogenannten sympathisehen Ophthal- mie zu bringen. Dagegen halte ieh es fiir angœ zum Schlusse meiner Arbeit die von mir ermittelten Thatsachen, wie folgt, zu- sammenzustellen.

R e s u l t a t e .

1. Der vollkommen normale h. a. enthiilt stets Eiweiss und Zucker, aber keine Fibringeneratoren. Der Zueker verschwindet naeh dem Tode innerhalb 24--48 Stunden, wenn der h. a. in un- gestSrter Bertihrung mit den Butbusgeweben bleibt.

2. Der GlaskSrper ist eiwe�9 a]s der h. a. und ent- hiilt ebenfalls Zucker, weleher beztiglieh seines Verbleibens ira todten Auge das gleiehe u zeigt, wie derjenige des h. a .

3. Fibrinproduction in der vorderen Kammer wird hervor- gerufen durch Aenderungen in den Druckverhi~ltnissen des Auges und dureh Reize, welehe das Auge treffen; letztere bewirken Ge- flissdilatation.

4. Die Quantifier des Eiweisses im h . a . wiichst mit der Diierenz zwisehen Blutdruek und Druck in der vorderen Augen- kammer.

5. Ebenso wie ehemische und meehanisehe Reizung des Au- ges, ffihrt aueh die Curarevergiftung bel Einleitunff kiinstlieher

44 R u d o l f Boehm:

Athmung zu einer Ausscheidung der Fibringeneratorœ im h. a. und zu einer abnormen Vermehrung des Eiweissgehaltes.

6. Der Trigeminus ftihrt dem Auge vasodilatatorische Fa- sern zu, deren Reizung gesteigerten Blutzufluss zum Auge mit eonseeutiver Ausseheidung der Fibringeneratoren und Steigœ des Eiweissgehaltes ira h. a. hervorruft.

7. Reize, welehe die nn. eiliares resp. den Trigeminus der einen Seite treffen, rufen zu gleieher Zeit Erweiterung der GeFasse auf dem Auge der anderen Seite mit allen ihren Folgen hervor.

Zum Schluss nehme ieh Gelegenheit meinem hoehverehrten Lehrer tterrn Prof. Dr. A. G r u e n h a g e n far dit freundliehe Un- tersttitzung bel dieser Arbeit meinen bœ Dank abzustatten.

U e b e r das Verha l t en des G l y c o g e n s u n d der lVlilchs/~ure i m

Muske l f l e i s ch m i t b e s o n d e r e r B e r i i c k s i c h t i g u n g der Todtenstarre .

Von

Prof. Dr. R u d o l f B o e h m

in Dorpat.

Die ira Naehsteheuden mitzutheilenden Untersuehungen ver- folgen den Zweek, die gegenw~rtig herrsehenden Ansiehten tiber das Verhalten des Glyeogens und der Milehs~ure ira fl'isehœ und todtenstarren Muskel einer Experimentalkritik zu unterwerfen. Es sollte dureh diese Vorarbeit die Grundlage gesehaffen werden fur die weitere Fortsetzung der Untersuehungen iiber den Kohle- hydratstoffweehsel, welehe ich "~n Gemeinsehaft mit F. A. Hoff- mann (Areh. f. exp. Path. u. Pharm. Bd. VIII. IX.) ver(iffentlieht habe. Die bereits vor 21/2 Jahren begonnene Arbeit hat in Folge unerwarteter Sehwierigkeiten einen grossen Zeitaufwand erfordert.