der einfluß von tumorkochsaft auf die aktivität der leukocytenkatalase

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Zeitschrift fiir Krebsforschung, Bd. 60, S. 291~293 (1955). Aus dem Medizinisch-Chemischen Institut der Universit~t Wien und der Bundes- staatlichen Anstalt fiir experimentell-pharmakologische Untersuchungen Wien. Der Einflul~ yon Tumorkoehsaft auf die Aktivitiit der Leukoeytenkatalase. Von W. ]~RISCH-~IGGEMEYERu n d H. HOLLER. (Eingegangen am 9. Oktober 195~.) Seit ein~gen Jahren ist bekannt, dab verschiedene Carcinome und Sarkome Substanzen bilden und in den Organismus absondern, die imstande sind, die Katalase der Leber der betreffenden Versuehstiere stark zu hemmen 1-~. Auch bei Injektion yon Tumorextrakten in gesunde Versuchstiere konnte eine tIerabsetzung der Aktivit~t deren Leber- katalase festgestellt werden 5, 6. FUKUOKA und •AKAItARA arbeiteten schliel3lich mit einer teilweise gereinigten Pr/~paration aus TumorenL Sie bezeichneten die wirksame Substanz a]s ,,Toxohormon ''s, 9. Dieses erwies sich nicht nur als hitzestabil, sondern auch bestgndig gegen kochende 6 N SMzs~ure 1~ Durch Parabioseversuche konnte nachge- wiesen werden, dab die katalasehemmende Substanz in den Blutkreis- ]auf gelangt 1~. Sie scheint ausschlieBlich yon Tumoren gebildet zu )verden, da kein anderes Gewebe, auch nieht implantiertes Embryonal- gewebe, imstande war, die Leberkatalase der Versuchstiere zu beein- flussen 12. Es ist ziemlich unwahrseheinlich, dab Tumorextrakte nur auf die Kata]ase der Leber einwirken kSnnen. In ganz geringem Ausmag seheint allerdings auch die Nierenkatalase gehemmt zu werden 1~. Um festzustellen, ob noch andere Katalasen, insbesondere solche mensch- licher Herkunft, auch gehemmt werden, untersuchten wir die AktivitS~t der Katalase normaler menschlicher Leukocyten. Auf Erythrocyten- kata]ase scheint Toxohormon nur schwach einzuwirkcn 1~. Ihre Synthese scheint im Organismus anders zu verlaufen als die der sonstigen Gewebs- katalasen ~5. Als F.ffektorlSsung verwendeten wir einen Kochsaft aus dem Jensen-Sarkom der Ilatte~% Von tIARGR]~AVgS und DEUTSCI~ iv wurde dessen tterstellu~_g besehrieben und yon einer hemmenden Wir- kung auf kristallisierte Katalase aus Pferdeerytbroeyten und aueh auf andere Eisen-Porphyrinfermente beriehtet. Die Gewinnung der Leukoeyten gesehah naeh LI und OSaOOD is und ist ebenso wie die Aktivitfitsbestimmung der Xatalase nach GOLDBLITIt und PROCTOR TM an anderer Stelle ee genau beschrieben. Die Sarkcme wurden durch subeutane Transplantation hirsekorngroBer Tumor- stiick chert fibertragen. Der Tumcrkochsaft erwies sich als ~tul3erst aktiv und konnte Z. Krebsforsch. Bd. 60 20

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Zeitschrift fiir Krebsforschung, Bd. 60, S. 291~293 (1955).

Aus dem Medizinisch-Chemischen Institut der Universit~t Wien und der Bundes- staatlichen Anstalt fiir experimentell-pharmakologische Untersuchungen Wien.

Der Einflul~ yon Tumorkoehsaft auf die Aktivitiit der Leukoeytenkatalase.

Von W. ]~RISCH-~IGGEMEYER und H. HOLLER.

(Eingegangen am 9. Oktober 195~.)

Seit ein~gen Jahren ist bekannt, dab verschiedene Carcinome und Sarkome Substanzen bilden und in den Organismus absondern, die imstande sind, die Katalase der Leber der betreffenden Versuehstiere stark zu hemmen 1-~. Auch bei Injektion yon Tumorextrakten in gesunde Versuchstiere konnte eine tIerabsetzung der Aktivit~t deren Leber- katalase festgestellt werden 5, 6. FUKUOKA und •AKAItARA arbeiteten schliel3lich mit einer teilweise gereinigten Pr/~paration aus TumorenL Sie bezeichneten die wirksame Substanz a]s , , T o x o h o r m o n ''s, 9. Dieses erwies sich nicht nur als hitzestabil, sondern auch bestgndig gegen kochende 6 N SMzs~ure 1~ Durch Parabioseversuche konnte nachge- wiesen werden, dab die katalasehemmende Substanz in den Blutkreis- ]auf gelangt 1~. Sie scheint ausschlieBlich yon Tumoren gebildet zu )verden, da kein anderes Gewebe, auch nieht implantiertes Embryonal- gewebe, imstande war, die Leberkatalase der Versuchstiere z u beein- flussen 12.

Es ist ziemlich unwahrseheinlich, dab Tumorextrakte nur auf die Kata]ase der Leber einwirken kSnnen. In ganz geringem Ausmag seheint allerdings auch die Nierenkatalase gehemmt zu werden 1~. Um festzustellen, ob noch andere Katalasen, insbesondere solche mensch- licher Herkunft, auch gehemmt werden, untersuchten wir die AktivitS~t der Katalase normaler menschlicher Leukocyten. Auf Erythrocyten- kata]ase scheint Toxohormon nur schwach einzuwirkcn 1~. Ihre Synthese scheint im Organismus anders zu verlaufen als die der sonstigen Gewebs- katalasen ~5. Als F.ffektorlSsung verwendeten wir einen Kochsaft aus dem Jensen-Sarkom der Ilatte~% Von tIARGR]~AVgS und DEUTSCI~ iv wurde dessen tterstellu~_g besehrieben und yon einer hemmenden Wir- kung auf kristallisierte Katalase aus Pferdeerytbroeyten und aueh auf andere Eisen-Porphyrinfermente beriehtet.

Die Gewinnung der Leukoeyten gesehah naeh LI und OSaOOD is und ist ebenso wie die Aktivitfitsbestimmung der Xatalase nach GOLDBLITIt und PROCTOR TM an anderer Stelle ee genau beschrieben.

Die Sarkcme wurden durch subeutane Transplantation hirsekorngroBer Tumor- stiick chert fibertragen. Der Tumcrkochsaft erwies sich als ~tul3erst aktiv und konnte

Z. Krebsforsch. Bd. 60 20

292 W . FRISCH-NIGGEMEYER u n d I t . H(DLLER:

daher in etwas grS$erer Verdiinnung als bei HARGREAVES und DEUTSCH hergestellt werden: Ein etwa pflaumengroBes Sarkom wurde mit der vierfaehen Menge destil- lierten Wassers im Potter Homogenizer in kleineren Portionen homogenisiert. Hierauf wttrden die Zel]reste abzentrifugiert und dann die iiberstehende LSsung 15 rain lang bei Itleiner Flamme gekocht. Das ausgefaltene EiweiB wurde nun ebenfal]s abzentrifugiert und die LOsung im Kfihlsehrank aufbewahrt. Sie behs ih~ antik~t~latische Wirkung viele Woehen lang. Es empfiehIt sieh, nach einigen Tagen nochmMs zu zentrifugieren, da erst dann die Partikel einer ko]loiden Triibung agglutinieren.

Die Einwirkung des auf diese Weise gewonnenen Kochsaftes auf die Katalase geschah so, dal~ gleiehe Mengen naeh (20) gewonnener, aufgetauter Leukocyten- suspension und Tumorkochsaft wahrend einer halben Stunde bei 20 ~ inkubiert wurden. W~hrend dieser Zeit wurde die Aktivitht der Leukoeytensuspension ohne Zusatz yon Tumorkoehsaft gemessen und gleich ansehlieBend daran die Aktivit~t der obigen Mischung bestimmt. Tumorkochsaft allein zeigte keine katalatisehe Aktivit~t.

Tabelle 1. Einwirl~uny vort T~morl~ochs~/t (TKS) a~/ L~ocyte~d~cttalase.

Z R" ]~ (+ T K S ) K a t . v �9 10 ~~ K a t . v �9 10 ~~ Res t :" Mill. (+ T K S ) aktivit~t%

5,00 1,45 3,16 4,25 5,33 2,07 3,20

0,0369 0,0180 0,0307 0,0229 0,0403 0,0185 0,0275

0,0260 0,0075 0,0220 0,0137 0,0342 0,0092 0,0158

74 82 97 54 76 90 86

52 70 52 63 70 72 32 59 64 84 45 50 49 58 Geschwindigkeitskon- Z ~ Anzahl der Leukoeyten im Versuehsans~tz,

stante, Kat.v = Katalaseverm6gen ~ K/Z. K =

Aus der Tabelle ist zu ersehen, dal] der Tumorkochs~ft auf die KatMase menschlicher Leukocyten eine betr~chtliche H e m m w i r k u n g ausfibt. Bei unseren Versuchsbedingungen betrug die K e m m u n g durc h- schnit t l ich 35%. Analog hergestellte Kochs~fte aus gesunden O r ga ne n der •at te (Muskel, Leber, Niere) waren nicht in der L~ge, die Ka ta las e wesentlich zu beeinflussen. Die Tatsache, da~ nicht n u t die K a t a l a s e der Leber gegenfiber derart igen Tumorex t r ak t en empfindlich ist, ge- meinsam mi t dem Befund einer Hemmwirkung auf andere E i sen ,Por - phyrin~ermente 1~ ]iil~t es n icht ausgeschlossen crscheinen, dal~ diesem Hemmstoff aus Sarkomen u n d Carcinomen eine wesentliche Bedeu tung ffir den Stoffwechsel des Krebskranken zukommt.

Liieratur. 1GREENSTEI~-, J. P.: J. Nat. Canc. Inst. 2, 345 (1943). --2ADAMS, D. H. :Brit.

J. Canc. 4, 183 (1950). - - ~WEIL-MALHERBE, H., and R. SCHADE: Biochemic. J. 43, 118 (1949). - - aEuLER, H., n. L. HELLEIr Z. Krebsforsch. 56, 393 (1949). - - GREENFIELD, R.E., and A. MEISTER: Cane. Res. 10, 222 (1950). - - ~ADA~S, D. H. : Brit. Jo Canc. 5, 409 {1951). - - 7FUKUOKA, F., u. W. NAKAHARA: Gann. (jap.)

EinfluB yon Tumorkochsaft auf die Aktivitat der Leukoeytenkatalase. 293

42, 55 (1951). - - 8•AKAHARA, W., u. F. FUKUOKA: Gann. (jap.) 40, 45 (1949). - - 9NAKA~A~A, W., u. F. FVXUOKA: Gann. (jap.) 41, 47 (1950). --I~ R. E., and A. MnISTEn: J. Nat. Cane, Inst. 11, 997 (1951). - - nLvc~]~, B., M. BER- WICK and I. ZEC~N~R: J. Nat. Canc. Inst. 13, 681 (1952). --1~ G~EE~STEI~, J. P., and H. B. A~n~RvO~T: J. Nat. Cane. Inst. 4, 283 (1943). --laGREE~S~EI~, J. P., W. V. JENRETTE and J. WroTE: J. Nat. Cane. Inst. 2, 283 (1941). --14 GREENSTEIi~, J. P., H. B. A~DERVO~ and J. W. T~oMPso~: J. Hat. Cane. Inst. 2, 589 (1942). - - 15TttEORELL, It., N. BEZNAK, R. BONNICtISEN, K. G. PAUL U. A. AKESOIg: Aeta chem. scand. (Copenh.) 5, 445 (1951). --16JENsElV, C. 0 . : Z. Krebsforsch. 7, 45 (1908). --17HARGREAYES, A. B., and H. F. ])EUTSCH: Cane. Res. 12, 720 (1952). - - 18LI, J. , and E. E. OsGoo]): Blood 4, 670 (1949). - - 19 GOLDBLITtt, S. A., and B. E. Pl~oc~ro~: J. of Biol. Chem. 187, 705 (1950). - - ~aFRISOK-NIC~GEMEYEI~, W.: Im Druck 1954.

Dr. W. FRISCH-NIGGEMEYER, Pub]. Health Laboratory, General Hospital, Northampton (England).

Dr. H. H6LLER, Bundesstaatl. Anstalt fiir experimentelle pharmakologisehe und balneologische Untersuchungen, Wien IX, Wi~hringerstral3e 12.