der einfluß von edta auf die auswirkungen von kobalt in vivo

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V. EYBL et al. : Einfluß von EDTA auf Auswirkungen von Kobalt in vivo 199 daß eine einmalige prophylaktische, intravenöse Prednisolondosis von 8 mg/kg das Adrenalin- und Ammonchlorid-Lungenödem unterdrückt. Dies deutet auf Angriff von Prednisolon an den Lungencapillaren im Sinne einer gef~ßdichtenden Wirkung. In Übereinstimmung hiermit sah FI~GWL 1 bei eardialen Lungenödemen promptes Ansprechen auf Predni- solon. Neueste klinische Berichte über eindrucksvolle Erfolge bei Nitrose- vergiftungen2, a best£tigen unsere günstigen experimentellen Resultate mit der Prednisolontherapie. Literatur 1 FIEG~L, G. : Dtsch. med. J. 8,451 (1957). -- Medizinische 1908, 409. -- Persönl. Mitteilung v. 4.8. 1958. GAU_~ITIS, J. B. L. E., and J. B. NALL¥: New Engl. J. Med. 1958, 543. 3 LAon~IT, V. : Zbl. Arbeitsmed. 8, 177 (1958). 4 NICK~RSO~, M., and C. F. CVRRY: J. Pharmaeol. exp. Ther. 114, 138 (1955). 5 PRINeIOTTO, J. V., W. I. ttOWELL and C. F. MORGAN:Amer. J. Physiol. 171,758 {1952). ROS~NBLVTH, M. B., F. H. EPST~I~ and D. J. Fv, LDMA~: Proe. Soe. exp. Biol. (N.Y.) 80, 691 (1952). Diskussion. L. LENDLE (Göttingen): Wirken auch inhalierte Alkoholdämpfe über eine Sehaumbeseitigung beim toxischen Lungenödem? Könnte die klinisch oft empfohlene Verwendung von Hypophysin aus einer Verunreinigung mit oder Frei- setzung von ACTH, also über eine indirekte Cortisonwirkung ihre Begründung finden ? Il. F~T~.BEL (Bonn) zu LENDLE: Nach eigener Erfahrung befindet sich Hypo- physin in Hypophysenhinterlappen-haltigen Asthmamitteln in so geringer Kon- zentration, daß mit einer Hormonwirkung nicht gerechnet werden kann. ACTH k~me nur als Verunreinigung in Frage; diesbezügliche Wirkungen ließen sich ebenfalls nicht nachweisen. F. LEMBECK (Graz): Die therapeutische Wirkung von Chlorpromazin wurde vom Referenten auf die Atemhemmung zurückgeführt. Da Chlorpromazin jedoch auch eine ödemverhütende Wirkung (Rattenpfote) besitzt, könnte dies ebenfalls als Ursache anzusehen sein. Es wäre auch interessant in diesen Versuchen die Wirkung von Pyrazolon-Derivaten zu kennen. Schluflwort D. HENSCHLER(Würzburg) : Wir haben die Wirkung von Alkoholen auf Reizgasödeme nicht geprüft. Die Entsehäumerwirksamkeit von Siliconen liegt um Größenordnungen über der von Alkoholen. Vermutlich wird sich aber bei schwerer Vergiftung nach Alkoholinhalation ein ~hnlicher, ungünstiger Mechanis- mus ausbilden, wie für die Behandlung mit Siliconen besehrieben. Da Chlorpromazin -- wie bereits im Voßrag ausgeführt -- bei Anwendung nach der Vergiftung ohne Wirkung bleibt, glauben wir die Schutzwirkung durch Vorbehandlung mit der Atemdepression erklären zu können. -- Die Wirkung von Pyrazolonen bei Reizgasödemen zu prüfen, ist von uns nie erwogen worden. Ein Vergleich mit dem Rattenpfotenödem scheint nicht möglich. V. EYBL, J. SYKORA und ZD. KÖCHER (Pilsen) : Der Einfluß von EDTA aui die Auswirkungen von Kobalt in vivo Im Rahmen des Gesamtstudiums des Einflusses von EDTA auf die Auswirkungen der Metalle in vivo 2-4, 7-9 machen wir auch eine experi- mentelle Studie mit Kobalt.

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Page 1: Der Einfluß von EDTA auf die Auswirkungen von Kobalt in vivo

V. EYBL et al. : Einfluß von EDTA auf Auswirkungen von Kobalt in vivo 199

daß eine einmalige prophylakt ische , in t ravenöse Prednisolondosis von

8 mg/kg das Adrenal in- und Ammonch lo r id -Lungenödem unte rdrück t .

Dies deu te t au f Angriff von Prednisolon an den Lungencapi l la ren im

Sinne einer gef~ßdichtenden Wirkung. I n Übere ins t immung h ie rmi t sah FI~GWL 1 bei eardialen Lungenödemen p romptes Ansprechen auf Predni -

solon. Neues te klinische Ber ichte über e indrucksvol le Erfolge bei Nitrose- vergif tungen2, a bes t£t igen unsere günst igen exper imente l len Resu l t a t e

mi t der Prednisolontherapie . Literatur

1 FIEG~L, G. : Dtsch. med. J. 8,451 (1957). -- Medizinische 1908, 409. -- Persönl. Mitteilung v. 4.8. 1958.

GAU_~ITIS, J. B. L. E., and J. B. NALL¥: New Engl. J. Med. 1958, 543. 3 LAon~IT, V. : Zbl. Arbeitsmed. 8, 177 (1958). 4 NICK~RSO~, M., and C. F. CVRRY: J. Pharmaeol. exp. Ther. 114, 138 (1955). 5 PRINeIOTTO, J. V., W. I. ttOWELL and C. F. MORGAN: Amer. J. Physiol. 171,758

{1952). ROS~NBLVTH, M. B., F. H. EPST~I~ and D. J. Fv, LDMA~: Proe. Soe. exp. Biol.

(N.Y.) 80, 691 (1952).

Diskussion. L. LENDLE (Göttingen): Wirken auch inhalierte Alkoholdämpfe über eine Sehaumbeseitigung beim toxischen Lungenödem? Könnte die klinisch oft empfohlene Verwendung von Hypophysin aus einer Verunreinigung mit oder Frei- setzung von ACTH, also über eine indirekte Cortisonwirkung ihre Begründung finden ?

Il. F~T~.BEL (Bonn) zu LENDLE: Nach eigener Erfahrung befindet sich Hypo- physin in Hypophysenhinterlappen-haltigen Asthmamitteln in so geringer Kon- zentration, daß mit einer Hormonwirkung nicht gerechnet werden kann. ACTH k~me nur als Verunreinigung in Frage; diesbezügliche Wirkungen ließen sich ebenfalls nicht nachweisen.

F. LEMBECK (Graz): Die therapeutische Wirkung von Chlorpromazin wurde vom Referenten auf die Atemhemmung zurückgeführt. Da Chlorpromazin jedoch auch eine ödemverhütende Wirkung (Rattenpfote) besitzt, könnte dies ebenfalls als Ursache anzusehen sein. Es wäre auch interessant in diesen Versuchen die Wirkung von Pyrazolon-Derivaten zu kennen.

Schluflwort D. HENSCHLER (Würzburg) : Wir haben die Wirkung von Alkoholen auf Reizgasödeme nicht geprüft. Die Entsehäumerwirksamkeit von Siliconen liegt um Größenordnungen über der von Alkoholen. Vermutlich wird sich aber bei schwerer Vergiftung nach Alkoholinhalation ein ~hnlicher, ungünstiger Mechanis- mus ausbilden, wie für die Behandlung mit Siliconen besehrieben.

Da Chlorpromazin -- wie bereits im Voßrag ausgeführt -- bei Anwendung nach der Vergiftung ohne Wirkung bleibt, glauben wir die Schutzwirkung durch Vorbehandlung mit der Atemdepression erklären zu können. -- Die Wirkung von Pyrazolonen bei Reizgasödemen zu prüfen, ist von uns nie erwogen worden. Ein Vergleich mit dem Rattenpfotenödem scheint nicht möglich.

V. EYBL, J. SYKORA und ZD. KÖCHER (Pilsen) : Der Einfluß von E D T A aui die Auswirkungen von Kobalt in vivo

I m R a h m e n des Gesamts tud iums des Einflusses von E D T A auf die Auswirkungen der Metal le in v ivo 2-4, 7-9 machen wir auch eine experi-

mente l le Studie m i t Koba l t .

Page 2: Der Einfluß von EDTA auf die Auswirkungen von Kobalt in vivo

200 V. EY~L, J. SYKORA und ZD. KöCnER:

Wir haben toxische Dosen von CoC1 e verabreicht, und zwar 150 und 300 mg/ lkg s.c. CaNaeEDTA haben wir gleichzeitig i.p. in einer 10°/o Lösung in Dosen von 500, 1000 und 1500 mg/1 kg applizicrt. Wir haben die Sterblichkeit der Tiere während einer Dauer von 7 Tagen verfolgt.

Aus diesen Versuchen geht hervor, daß CaNa2EDTA bei der experi- mentellen akuten Kobaltvergif tung eine hoch signifikantc Schutzwirkung besitzt. Mit der steigenden Dosis von CaNa2EDTA sinkt die Sterblichkeit der Tiere bei beiden Dosen von CoC12.

In einer weiteren Versuchsreihe haben wir dieAusscheidung desKobalts bei Rat ten nach gleichzeitiger Applikation von subletalen Dosen von CoC12 s.c. und CaNa2EDTA i.p. verfolgt. Einmal in 24 Std wurden Urin- und Stuhlproben genommen und auf ihren Kobaltgehalt mittels der colori- metrischen Methode mit «-Nitroso-/%Naphthol analysiert 5.

Kobal t wird vorwiegend im Urin ausgeschieden, und zwar praktisch in den ersten 24 Std nach der Applikation. Die Verabreiehung von CaNa 2- EDTA hat die Ausschcidung von Kobal t nicht signifikant beeinflußt.

In dem Urin der Rat ten haben wir den Komplex CoNa2EDTA nach- gewiesen. Durch Papierelektrophorese haben wir in diesem Urin kein kathodisch wanderndes Kobal t nachgewiesen.

Den Komplex CoNa2EDTA , der sich im Organismus bei der Therapie der Kobaltvergif tung mit CaNa~EDTA bildet, haben wir zubereitet und seine Toxicität geprüft.

LD»0 von CoNa2EDTA in einem Versuch an weißen Mäusen beträgt 1948 mg/kg i.p., d. i. 192,8 mg Co/kg. Diese Toxieität kann man durch einen Zusatz von Ascorbinsäurc oder Zitrõnensäure herabsetzen.

Das Kobal t wird nach Applikation von CoNa2EDTA vorwiegend im Urin in den ersten 24 Std ausgeschieden. Während dieses Zeitabschnittcs wurden durch den Urin durchschnittlich 66°/0 Co der verabreichten Dosis ausgeschieden.

In dem Urin der Ratten, denen wir CoNa~EDTA verabreicht hatten, haben wir wieder, wie in den oben angcführten Versuchen, CoNa2EDTA nachgewiesen. Bei der Elektrophorese haben wir kein kathodisch wan- derndes Kobalt vorgefunden.

W. GRA~z u. F. H. SCH~LTZ I haben in dem Urin von Menschen nach Applikation von Cobaltyl (Fa. Weiss & Co., K.G.), das CoI~aeEDTA ent- spricht, von dem insgesamt applizierten Kobalt 12--35°/o ionisiertes Kobalt sichergestellt.

Auch nach Applikation von Cobaltyl fanden wir in den Urinproben der Ratten kein kathodiseh wanderndes Kobalt.

Die Resultate von GI~A~¢z u. SCHvLz können wir demnach experi- mentell nicht bestätigen und wir sind der Meinung, daß die Niehtüber- einstimmung durch die ungünstige Methode, die von den Autoren an- gewandt wurde, verursacht worden ist.

Page 3: Der Einfluß von EDTA auf die Auswirkungen von Kobalt in vivo

Einfluß von EDTA auf die Auswirkungen von Kobalt in vivo 201

Es ist bekannt, daß Kobalt bei der Cyanidvergiftung durch Bildung von Komplexen eine Schutzwirkung besitzt. Es hat uns interessiert, ob auch in Form von CoNa~EDTA verabreiehtes Kobalt eine ähnliche Wirkung hat.

CoNa2EDTA , die in einer nicht toxisehen Dosis (20 mg Co/1 kg) s.e. gleichzeitig in einer Spritze mit einer toxischen Dosis von NaCN (12 mg/1 kg) verabreicht wurde, setzt die toxisehe Wirkung von NaCN herab, wenn auch nicht so ausdrucksvoll wie CoClz.

Dieselbe Dosis von CoNa2EDTA besitzt keine Sehutzwirkung, wenn sie i.p. und NaCN 20 min nach ihr verabreicht wurde. Nicht einmaleine weitere Erhöhung der Dosis von CoNa2EDTA schützte die Tiere vor dem Verenden.

Aus den Arbeiten von G. SCHWARZE~BAC~~ ist bekannt, daß CoNa 2- EDTA in vitro mit NaCN einen Na3CoEDTACN-Komplex bildet. In einem solchen Komplex ist CN recht labil gebunden.

Diese Labilität haben wir auchin vivo nachgewiesen. Das Gemisch von CoNa2EDTA d- NaCN ist toxischer als CoC12 d- NaCN.

CoNa~EDTA, die vor NaCN appliziert wurde, schützt die Tiere nicht vor der toxischen Wirkung des NaCN. Aus diesem Versuch läßt sich einerseits schließen, daß sich der Komplex CoNaaEDTACN in vivo nicht bildet und weiter, daß nach der Applikation von CoNa2EDTA im 0rganis- mus kein Kobalt in freier Form vorhanden ist.

An Hand unserer Versuche haben wir die hoch signifikante Schutz- wirkung von CaNa~EDTA bei akuter Kobaltvergiftung nachgewiesen. Die Ausscheidung von Kobalt hat sich aber durch den Einfluß von CaNa~EDTA nicht wesentlich erhöht. Wir sind daher der Ansicht, daß die Wirkung von CaNa~EDTA bei der akuten Kobaltvergiftung bloß auf der Bildung eines relativ niehttoxischen Komplexes beruht, den wir im Urin chemisch nachgewiesen haben.

Die Versuche mit NaCN zeigen, daß sich nach Verabreichung von CoNa~EDTA im Organismus nicht genügend dissoziiertes Kobalt be- findet, das für die Detoxikation des Cyanids notwendig ist.

Nach Verabreichung von CoNa2EDTA bleibt einTeil des verabreichten Kobalts im Organismus. Dieses Kobalt ist aber gebunden. Gemeinsam mit CoNa2EDTA wird aus dem Organismus kein Kobalt in ionisierter Form ausgeschieden.

Literatur 1 GRA~Z, W., u. F. H. Sc~vLZ: Z. ges. inn. Med. 4, 149 (1956). 2 KöCHE~, Z., V. EYBL u. J. S~KORA: Arch. int. Pharmacodyn. 115, 164 (1958). 3 KöC~~R, Z., V. EYBL U. J. S~2XORA: Arch. int. Pharmacodyn 115, 169 (1958).

Köc~v.~, Z., V. EYBL, J. S~KORA U. V. MAJSR: Arch. int. Pharmacodyn. 1958 (im Druck).

5 MÄLAT, ]V1. : Kolorimetrie-Praha 1956, ~SAV. s SC~WARZ]~~BACt~, G. : Helv. chim. Acta 82,839 (1949). 7 S~~:ORA, J., u. V. EYBL: Arch. int. Pharmacodyn. 113, 148 (1957). s S~KORA, J., Z. Köc~]~~ u. V. E:~BL: Arch. int. Pharmacodyn. 115, 158 (1958). 3 S~?KORX, J., Z. K öeH~R and V. EYBL : A.M.A. Arch. industr. Hlth 1958 (im Druck).