der einfluß von antiphlogistica auf das zellwachstum in vitro

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52 Kurzreferate anderer Zellen iiberdeckt. Die bei der Isolierung reiner Mastzellen nach Uv~Xs u. T~o~ 3 resultierende kleine Zellzahl erfordert eine polarographi- sche Messung des 02-Verbrauchs. Die Atmung von jewefls 3 • 105 Peritonealmastzellen der Ratte wurde in isotoniseher Salzl6sung unter Glucose (5,6.10 -3 m) vor und nach Zugabe yon 50 txg Compound 48/80 mit der 02-Mikro-Elektrode des Physiologischen Gasanalysators (Beckman, Model 160) fortlaufend registriert. Die Zellsuspension (0,1 ml) befand sich in der Biegung einer u-fSrmigen Pipette. Der eine Sehenkel diente zur Einffihrung der Elek- trode; der andere ermSgliehte eine yon diffusions- bzw. strSmungsbeding- ter Verzerrung freie Zugabe yon 2 ~1 48/80-LSsung. Es zeigte sieh keine Zunahme des 02-Verbrauchs w/~hrend der Hist- aminfreisetz ung. 10-- 12 min naeh 48/80 -Zugabe waren yon 6,9 ~ 2,0 m ~Mol Histamin (Base) pro 105 Mastzellen 4,5 ± 1,6 m~Mol freigesetzt (n = 5). Literatur 1 CHXK~AVXaTr, N. : Amer. J. Physiol. 208, 1193--1198 (1962). 2 D~ANT, B., and B. FREDItOL]H: Acta physiol, scand. 59, 193--198 (1963). 3 UvNXs, B., and I.-L. Trro~: Exp. Cell Res. 18, 512--520 (1959). Priv.-Doz. Dr. K. J. NETT~ und G.-F. KAI~L, Pharmakologisches Iastitu$ der UrSversitat, 2 Hamburg 20, Martinistr. 52 Der Einflul~ yon Antiphlogistica auf das Zellwachstum in vitro. Yon K. KARZEL Eine unerwiinsehte Nebenerscheinung, die bei der therapeutischen Anwendung antiphlogistisch und antirheumatisch wirksamer Arznei- mittel beobachtet wird, ist die Entstehung yon Magensehleimhaut- erosionen und Magenulcera. Die Ursaehe dieses Effektes ist unbekannt. Neben anderen zur Diskussion stehenden Hypothesen ist ein direkter Einflu$ auf die Vermehrungsrate der rasch wachsenden Magenschleim- hautzellen in Betraeht gezogen worden. Um zur K1/~rung dieser Frage beizutragen, wurde die Wirkung yon Antiphlogistica unterschiedlicher chemiseher Struktur auf das Zellwaehstum in vitro untersueht. Ffir die Zellen eines permanent in vitro wachsenden Stammes von Ehrlich- Aseitestumorzellen besitzt Aminopyrin unter allen gepriiften Verbindun- gen die geringste cytotoxisehe Aktivit/~t (wachstumshemmende I.D. 50 ca. 6 mM), es folgen die Salicylderivate (I.D. 50 ca. 2 raM), Phenaeetin (1,4 mM), Metamizol und Salieylaminophenazon (1,0raM), dann die weiteren Pyrazolderivate (Phenylbutazon, Oxyphenbutazon, Pheno- pyrazon: 0,3--0,1 mM) sowie Indomethazin, Naftipramid und Cincho- phen (etwa 0,2 raM); st/irker wirksam sind Mefenams/iure, Flufenam- s/~ure, Chinin und Chloroquin (I.D. 50 zwisehen 0,05 und 0,005 mM). Demnach tritt ein wachstumshemmender Effekt in vitro bei einigen Ver-

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Page 1: Der Einfluß von Antiphlogistica auf das Zellwachstum in vitro

52 Kurzreferate

anderer Zellen iiberdeckt. Die bei der Isolierung reiner Mastzellen nach Uv~Xs u. T~o~ 3 resultierende kleine Zellzahl erfordert eine polarographi- sche Messung des 02-Verbrauchs.

Die Atmung von jewefls 3 • 105 Peritonealmastzellen der Rat te wurde in isotoniseher Salzl6sung unter Glucose (5,6.10 -3 m) vor und nach Zugabe yon 50 txg Compound 48/80 mit der 02-Mikro-Elektrode des Physiologischen Gasanalysators (Beckman, Model 160) fortlaufend registriert. Die Zellsuspension (0,1 ml) befand sich in der Biegung einer u-fSrmigen Pipette. Der eine Sehenkel diente zur Einffihrung der Elek- trode; der andere ermSgliehte eine yon diffusions- bzw. strSmungsbeding- ter Verzerrung freie Zugabe yon 2 ~1 48/80-LSsung.

Es zeigte sieh keine Zunahme des 02-Verbrauchs w/~hrend der Hist- aminfreisetz ung. 10-- 12 min naeh 48/80 -Zugabe waren yon 6,9 ~ 2,0 m ~Mol Histamin (Base) pro 105 Mastzellen 4,5 ± 1,6 m~Mol freigesetzt (n = 5).

Literatur 1 CHXK~AVXaTr, N. : Amer. J. Physiol. 208, 1193--1198 (1962). 2 D~ANT, B., and B. FREDItOL]H: Acta physiol, scand. 59, 193--198 (1963). 3 UvNXs, B., and I.-L. Trro~: Exp. Cell Res. 18, 512--520 (1959).

Priv.-Doz. Dr. K. J. NETT~ und G.-F. KAI~L, Pharmakologisches Iastitu$ der UrSversitat, 2 Hamburg 20, Martinistr. 52

Der Einflul~ yon Antiphlogistica auf das Zellwachstum in vitro. Yon K. KARZEL

Eine unerwiinsehte Nebenerscheinung, die bei der therapeutischen Anwendung antiphlogistisch und antirheumatisch wirksamer Arznei- mittel beobachtet wird, ist die Entstehung yon Magensehleimhaut- erosionen und Magenulcera. Die Ursaehe dieses Effektes ist unbekannt. Neben anderen zur Diskussion stehenden Hypothesen ist ein direkter Einflu$ auf die Vermehrungsrate der rasch wachsenden Magenschleim- hautzellen in Betraeht gezogen worden. Um zur K1/~rung dieser Frage beizutragen, wurde die Wirkung yon Antiphlogistica unterschiedlicher chemiseher Struktur auf das Zellwaehstum in vitro untersueht. Ffir die Zellen eines permanent in vitro wachsenden Stammes von Ehrlich- Aseitestumorzellen besitzt Aminopyrin unter allen gepriiften Verbindun- gen die geringste cytotoxisehe Aktivit/~t (wachstumshemmende I.D. 50 ca. 6 mM), es folgen die Salicylderivate (I.D. 50 ca. 2 raM), Phenaeetin (1,4 mM), Metamizol und Salieylaminophenazon (1,0raM), dann die weiteren Pyrazolderivate (Phenylbutazon, Oxyphenbutazon, Pheno- pyrazon: 0,3--0,1 mM) sowie Indomethazin, Naftipramid und Cincho- phen (etwa 0,2 raM); st/irker wirksam sind Mefenams/iure, Flufenam- s/~ure, Chinin und Chloroquin (I.D. 50 zwisehen 0,05 und 0,005 mM). Demnach tr i t t ein wachstumshemmender Effekt in vitro bei einigen Ver-

Page 2: Der Einfluß von Antiphlogistica auf das Zellwachstum in vitro

Kurzreferate 53

bindungen bereits in Konzentrat ionen auf, die dem therapeutisehen Blu~- plasmaspiegel entspreehen.

Dr. K. KARZ~L, Pharmakologisehes Institut der Universit~t, 53 Bonn, ReuterstraBe 2b

Eine unphysiologisehe Formaldehydreaktion in vivo. Von H. K~wrrz und F. WELSCH

Nach oraler Applikation oder bei ~u~erlicher Anwendung yon Form- aldehyd (FA) oder t texamethylentetramin (HMT) f~rbt sich das Fell yon Albinoratten gelb (HoT.Tz u. BRENDEL). Die Substanz, die durch eine Reaktion mit FA in einen gelben Farbstoff fibergeht, wurde mit Wasser bei 37°C fiber 24 Std aus Rattenhaaren extrahiert. Naeh Reinigung des Extraktes durch Aussehfitteln mit Chloroform erfolgte Gefriertrocknung und Aufnahme der 15slichen Bestandteile in Methanol. Aus dem nach ~therzusatz auftretenden Niederschlag liel~ sich dureh Chromatografie an Sephadex G 10 die gesuchte Verbindung isolieren. Sie f~rbte sieh naeh FA-Zusatz bei pH 7 und 37°C fiber Naeht gelb. Mit Hilfe der Absorp- tionsspektren im UV- und im IR-Bereich, der R~-Werte in drei LSsungs- mittelgemisehen, der Anf~rbbarkeit mit Ninhydrin und Ehrliehs Rea- genz sowie der Kupplungsf~higkeit mit diazotiertem Sulfanflamid nach Partly oder Eehtblausalz B wurde die Identi t~t mit authentisehem Kynurenin naehgewiesen. Der naeh der Reaktion der extrahierten Sub- stanz mit FA in Anwesenheit yon Ammoniak oder der Einwirkung yon HMT gebfldete gelbe Farbstoff hat die gleiehen Maxima und Minima im UV-Spektrum wie das genauso behandelte Kynurenin. Die hSehste Absorption finder sich bei 285 m~, eine nur etwa halb so starke bei 410 m~.

Die chemisehe Struktur des Farbstoffes ist noch nicht aufgekl~rt. Am lebenden Tier wird die Gelbf~rbung verst~rkt und besehleunigt durch eine induktive ErhShung der Konzentrat ion yon Tryptophanpyr- rolase, ausgelSst mit Hilfe von Tryptophan- oder Cortisoninjektionen. Auf Drahtrosten gehaltene Tiere zeigen naeh HMT-Gabe nur in der Um- gebung der HarnrShrenmfindung und am Perineum Gelbf~rbung, w~h- rend auf S£gesp~nen das Haarkleid fiber dem ganzen Bauch gelb wird. Folglich ist die Gelbf~rbung in diesem Fall zum groBen Tell durch ~uBere Einwirkung yon HMT bedingt, das fiberwiegend fiber die Niere ausge- sehieden wird und mit versehmiertem Harn auf das Fell gelangt.

Literatur BRENDEL, R. : Arzneimittel-Forseh. 14, 51 (1964). HOLTZ, F. : Nicht verSffentHehte Befunde.

Professor Dr. med. H. KEwrrz, Institut fiir Veterin~r-Pharmakologie, Abteilung Pharmakologie,

der Freien Universitat Berlin, 1 Berlin 33 (Dahlem), Bitterstr. 14/i6