demonstration einer neuen methode zur herstellung von fleischkonserven

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4. Jahrgang. ] 73. Versammlung Deutscher Naturforscher u. Aerzte. 1169 31. Dezember 1901.j Demonstration einer neuen Methode zur Herstellung von Fleisehkonserven. Von Dr. Lanwer in Hamburg Vortragender erW~ihnt zun/ichst die Schwierigkeiten, welche in den Tropen und bei der Schiffsverpflegung die Beschaffung einwandsfreier Nahmngsmittel, insbeson- dere yon Fleischwaaren verursacht und die schweren Folgen, welche der Genuss min- derwerthiger oder in beginnender Zersetzung befindlicher Fleischwaaren nach sich zieht. Die Verfahren, welche bislang zur Beschaffung einwandsfreier Fleischwaaren an- gewendet werden, sind im Wesenflichen folgende: Die Anwendung yon Kiihlr~iumen mit Temperaturen yon 1.-40 C., die Sterilisirung in Blechdosen, die Verpackung in gekalkter Leinwand und die TrockenpSkelung. An ein wirklich brauchbares Konservirungsverfahren mfisste aber vor allen Dingen die Anforderung gestellt werden, dass durch dasselbc die betreffenden ~Tahrungsmittel in keiner Weise beeinflusst werden und neben unbeschr/inkter Haltbarkeit in ihrer ursprfinglichen Beschaffenheit in Bezug auf Frische, Wohlgeschmack und BekSmm- lichkeit erhalten bleiben. Durch ihre neue Konservirungsmethode glauben Dr. Lanwer und Rfiping dieses erreicht zu haben. Das Konservirungsverfahren ist nach dem Vortragenden z. B. ffir frisches Fleisch und Rauchwaaren folgendes: Frisches Fleisch wird durch kurzes Eintauchen in sieden- des Wasser, Rauchwaaren werden dutch das R/~uchern sterilisirt. Nachdem hierdurch die erste Vorbedingung die vollkommene Keimfreiheit erreicht ist, [? -- Ref.], werden die Fleischstficke mit geruch- und geschmacklosem Mineralfett bezw. Erdwaehs von einem Schmelzpunkt nicht unter 70 o C. fiberzogen und, da dieser Ueberzug sehr hart und in Folge dessen auch brfichig ist, welter mit einem Schutzmantel yon Gelatine, welche durch Formaldehyd geh/~rtet und dadurch unlSslich gemaeht ist, fiberzogen. Mit diesem Konservirungsverfahren seien in den beiden letzten Jahren im grossen Maassstabe Versuche seitens der Handels- und Kriegsmarine mit gutem Ergebniss angestell~. K. Lendrich. Ab~heilung '26: Thierheilkunde. Ueber die Bedeutung tier fllichtigen Sehwefelverbindungen der Muskulatur filr die Fleisehhygiene. Von Polizei~hierarz~ F. Glage in Hamburg. Vortragender berichtet zun~ichst fiber die yon Eber, Rubner, Stag'nitta- Balistreri, ~Tiemann und anderen gemachten Beobachtungen fiber das Vorkommen und Auftreten flfichtiger, den EiweisskSrpern entstammender Schwefelverbindungen in vegetabilischen und animalischen Nahrungsmitteln in Form von Mercaptanen und Schwefelwasserstoff und die verschiedenen Ursachen hierfiir, und weist an der Hand der Litteratur auf die besonders ffir die Fleischbeschau wichtige Thatsache bin, dass im Fleisch reichliche Mengen locker gebundener Schwefelverbindungen genannter Art enthalten seien; welche sowohl bakteriell als auch nicht bakteriell abgespalten werden. Anschliessend berichtet Vortragender fiber die yon ihm angestellten praktischen Versuche fiber Vorkommen und •achweis flfichtiger Schwefelverbindungen in frischen und konservirten Fleischwaaren und kommt dabei zu dem Ergebnisse, dass in beiden Fleischwaaren, schon beim einfachen Kochen derselben flfichtige Schwefe]verbindungen, N. 01. 74

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Page 1: Demonstration einer neuen Methode zur Herstellung von Fleischkonserven

4. Jahrgang. ] 73. Versammlung Deutscher Naturforscher u. Aerzte. 1169 31. Dezember 1901.j

D e m o n s t r a t i o n e i n e r n e u e n M e t h o d e z u r H e r s t e l l u n g v o n F l e i s e h k o n s e r v e n .

Von Dr. Lanwer in Hamburg

Vortragender erW~ihnt zun/ichst die Schwierigkeiten, welche in den Tropen und bei der Schiffsverpflegung die Beschaffung einwandsfreier Nahmngsmittel, insbeson- dere yon Fleischwaaren verursacht und die schweren Folgen, welche der Genuss min- derwerthiger oder in beginnender Zersetzung befindlicher Fleischwaaren nach sich zieht.

Die Verfahren, welche bislang zur Beschaffung einwandsfreier Fleischwaaren an- gewendet werden, sind im Wesenflichen folgende: Die Anwendung yon Kiihlr~iumen mit Temperaturen yon 1.-40 C., die Sterilisirung in Blechdosen, die Verpackung in gekalkter Leinwand und die TrockenpSkelung.

An ein wirklich brauchbares Konservirungsverfahren mfisste aber vor allen Dingen die Anforderung gestellt werden, dass durch dasselbc die betreffenden ~Tahrungsmittel in keiner Weise beeinflusst werden und neben unbeschr/inkter Haltbarkeit in ihrer ursprfinglichen Beschaffenheit in Bezug auf Frische, Wohlgeschmack und BekSmm- lichkeit erhalten bleiben.

Durch ihre neue Konservirungsmethode glauben Dr. L a n w e r und R f i p i n g dieses erreicht zu haben.

Das Konservirungsverfahren ist nach dem Vortragenden z. B. ffir frisches Fleisch und Rauchwaaren folgendes: Frisches Fleisch wird durch kurzes Eintauchen in sieden- des Wasser, Rauchwaaren werden dutch das R/~uchern sterilisirt. Nachdem hierdurch die erste Vorbedingung die vollkommene Keimfreiheit erreicht ist, [? - - Ref.], werden die Fleischstficke mit geruch- und geschmacklosem Mineralfett bezw. Erdwaehs von einem Schmelzpunkt nicht unter 70 o C. fiberzogen und, da dieser Ueberzug sehr hart und in Folge dessen auch brfichig ist, welter mit einem Schutzmantel yon Gelatine, welche durch Formaldehyd geh/~rtet und dadurch unlSslich gemaeht ist, fiberzogen.

Mit diesem Konservirungsverfahren seien in den beiden letzten Jahren im grossen Maassstabe Versuche seitens der Handels- und Kriegsmarine mit gutem Ergebniss angestell~. K. Lendrich.

Ab~hei lung '26: Thierhei lkunde.

U e b e r d i e B e d e u t u n g tier f l l i c h t i g e n S e h w e f e l v e r b i n d u n g e n der M u s k u l a t u r f i l r d i e F l e i s e h h y g i e n e .

Von Polizei~hierarz~ F. Glage in Hamburg.

Vortragender berichtet zun~ichst fiber die yon E b e r , R u b n e r , S t a g ' n i t t a - B a l i s t r e r i , ~Tiemann und anderen gemachten Beobachtungen fiber das Vorkommen und Auftreten flfichtiger, den EiweisskSrpern entstammender Schwefelverbindungen in vegetabilischen und animalischen Nahrungsmitteln in Form von Mercaptanen und Schwefelwasserstoff und die verschiedenen Ursachen hierfiir, und weist an der Hand der Litteratur auf die besonders ffir die Fleischbeschau wichtige Thatsache bin, dass im Fleisch reichliche Mengen locker gebundener Schwefelverbindungen genannter Art enthalten seien; welche sowohl bakteriell als auch nicht bakteriell abgespalten werden.

Anschliessend berichtet Vortragender fiber die yon ihm angestellten praktischen Versuche fiber Vorkommen und •achweis flfichtiger Schwefelverbindungen in frischen und konservirten Fleischwaaren und kommt dabei zu dem Ergebnisse, dass in beiden Fleischwaaren, schon beim einfachen Kochen derselben flfichtige Schwefe]verbindungen,

N. 01. 74