das glykogen der ascomycetenpilze in seinen beziehungen zu der trehalose

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582 W. A. Tichomirow: Olykogen der Ascomycetenpilze. Bei der Ueberfiihrung diescr zweiten Krystallisation in daa Aurichlorid schieden sicli beim langsamen Verdunsten dcr alkoholischen Losung zunilchst die im vorstehenden beschriebeneii gelben Xadeln voni Schmp. 156-15’iO aus. Bei wciterer Vrr- dunstung erfolgtc jedocli cine Ausscheidung von tief granatrot gcfiirbten, kompakten Yrismen, u-elche lufttrocken bei 125” schmolzen. Diese, Krystallwasser enthaltcndcn Krystalle cr- innerten durchaus an die, welche 31 a k o s h i ails dcm i-Corydalin voni Schmp. 159O erhiclt. Es gewinnt daher den Anschcin. als ob auch hier bei der Rcduktion des naturellen Dehydrocorydaliii- ahlorids beide Formen des i-Corydalins, und zwar die vom Schmeb- punkt 136-136O als Hauptprodukt, die voni Schmp. l59O als Nebenprodukt, nebeneinander gebildet werden. Eine Uniwandlung dcs gclben Aurichlorids in das granatrote habe ich bei wiederholter Umkrystallisation und freiwilliger Vei - dunstung nicht beobachtet. Pas Glykogen der Ascomycetenpilze in seinen Beziehungen zu der Trehalose 9. - Von W. A. Tichomirow, Professor der Pharmakognosie und der Pharmazie an der Kaiserlichen Universitat Moskau. Die schonen Arbeiten dcr Herren E r r e r a, C 1 a u t r i a u, B o u r q u e 1 o t und anderer hervorragender Gelehrten iiber die Pibe beweisen die Wichtigkeit des Glykogens bei diesen I’flanzen. Man kcnnt ferner die Wiclitigkeit der Bcziehungen ds Glykogens zu der Maltose und der Dextrose in den1 Tierreicli seit dcr beriihmtcn Entdcckung von C l a u d e B e r n a r d im Jahrr 1857. Es ist klar, da13 das Studiuni der Beziehungen des Glykogens und dcr Trehalose in den Pilzrm ebenfalls ein groRes Intcressc hictct. Ich habc mich durcli das Verfahrcn von S c n f t2) von dcni Wert der mikrochemischen Reaktion der Rildung von Sphgriten l) lhehienen im Bulletin des sciences pharmacologiiques, KO. 4. April 1908. z, E m. S e n f t , Mikrochemischer Zuckernachweis durch essig- saures Phenylhydrazin; Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wissensch. Wien; math. naturw. K1. 113, 1. Februar 1904. __ --__

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Page 1: Das Glykogen der Ascomycetenpilze in seinen Beziehungen zu der Trehalose

582 W. A. Tichomirow: Olykogen der Ascomycetenpilze.

Bei der Ueberfiihrung diescr zweiten Krystallisation in daa Aurichlorid schieden sicli beim langsamen Verdunsten dcr alkoholischen Losung zunilchst die im vorstehenden beschriebeneii gelben Xadeln voni Schmp. 156-15’iO aus. Bei wciterer Vrr- dunstung erfolgtc jedocli cine Ausscheidung von tief granatrot gcfiirbten, kompakten Yrismen, u-elche lufttrocken bei 125” schmolzen. Diese, Krystallwasser enthaltcndcn Krystalle cr- innerten durchaus an die, welche 31 a k o s h i ails dcm i-Corydalin voni Schmp. 159O erhiclt. Es gewinnt daher den Anschcin. als ob auch hier bei der Rcduktion des naturellen Dehydrocorydaliii- ahlorids beide Formen des i-Corydalins, und zwar die vom Schmeb- punkt 136-136O als Hauptprodukt, die voni Schmp. l59O als Nebenprodukt, nebeneinander gebildet werden.

Eine Uniwandlung dcs gclben Aurichlorids in das granatrote habe ich bei wiederholter Umkrystallisation und freiwilliger Vei - dunstung nicht beobachtet.

Pas Glykogen der Ascomycetenpilze in seinen Beziehungen zu der Trehalose 9. -

Von W. A. T i c h o m i r o w , Professor der Pharmakognosie und der Pharmazie

an der Kaiserlichen Universitat Moskau.

Die schonen Arbeiten dcr Herren E r r e r a, C 1 a u t r i a u, B o u r q u e 1 o t und anderer hervorragender Gelehrten iiber die Pibe beweisen die Wichtigkeit des Glykogens bei diesen I’flanzen. Man kcnnt ferner die Wiclitigkeit der Bcziehungen d s Glykogens zu der Maltose und der Dextrose in den1 Tierreicli seit dcr beriihmtcn Entdcckung von C l a u d e B e r n a r d im Jahrr 1857. Es ist klar, da13 das Studiuni der Beziehungen des Glykogens und dcr Trehalose in den Pilzrm ebenfalls ein groRes Intcressc hictct.

Ich habc mich durcli das Verfahrcn von S c n f t2) von dcni Wert der mikrochemischen Reaktion der Rildung von Sphgriten

l ) lhehienen im Bulletin des sciences pharmacologiiques, KO. 4. April 1908.

z , E m. S e n f t , Mikrochemischer Zuckernachweis durch essig- saures Phenylhydrazin; Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wissensch. Wien; math. naturw. K1. 113, 1 . Februar 1904.

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und gelbeii oder orangefarbenen Krystallen des Phenylosazons uberzeugen konnen, sowie von seiner leichtcn und empfindlichen Anwcndung auf den Zellinhalt des Parenchyms der Fruchte'), und ich habc irciter die Moglichkeit gehabt, das Glykogm vom Gesichts- punktc seiner Beziehungen zu den1 Zuckcr zu studieren. Obschon ich diese Frage nur streifen konnte, scheinen mir doch meine Re- obaclitungen fur die Leser dieser Zeitschrift eines gewissen Interesses nicht zu entbehren, urn so mehr als dcr Gegenstand sich auf zwei bisher in ihrer Struktur und in den gegcnseitipen Beziehungm des Glykogens und dcs Zuckers noch nicht studierte Spezies erstreckt. Unabhangig von den Ascomyceten habe ich aucli vom Gcsichtspunkte des Zuckers aus zwei Algenarten studiert : erstens den Nostoc prunijorme Ag. und zwcitens den Fucus platy- carpus T h u r e t. Die erstere dieser beiden Spezies entstammt dem Gouverneinent Smolensk (mittleres RuRland), die zweite dein Atlantisrhen Ozean, Arcachon und Biarritz.

Ich habc bei diesen Algen w B h r c n d i h r e s L e b e n s die Bildung von Sphariten des Phenylosazons auf mikrochemischem Wege beobachten kijnnen. Es war dies nicht besonders schwierig bei dem Nostoc pruniforme unserer Tciche, jedooh war cs nicht ebenso lcicht, sich den Fucus platycarpu von den Kiisten Frank- reichs nach der Mitte unserer groRcn russischen Ebene zu beschaffen.

Ich verdanke dimes Gliick der aul3erordentlichen Liebens- wiirdigkeit unseres korrespondierenden Mitgliedes der Kaiserlichen Gesellschaft der Naturforscher in Moskau, Ihrcr Exzellenz Frau C a t h a r i n a K a r n c e \v a, dank ihrcr edlen Weigung fur das Studium der Waturobjektc, unterstiitzt durch eine ticfc Gelehr- samkeit. Es ist mir daher eine ebenso angenehme, wie ehrcrbictige Pflicht, ihr durch diese Zeilcn meincn lebhaftcn und tiefcmpfundeneil Dank fiir die Sorge auszudrucken, wclche sie entfaltet hat, um mir 1 e b e n d einen Fucus platycarpus von dem Atlantischen Ozean untl auch Aswphyllum nodosum L e J o l i s nach Moskau gclangen xu lassen.

Die Xethode von E. S e n f t besteht bekanntlich in dcr An- wendung dcr E. F i s c h e r'schen Reaktion zum mikrochemischen Nachnreis. Man bereitet getrennt zwci Losungen : die eine von Katriumacetat, die andere von Phenylhydrazinhydroclilorid in

l ) Professor W I a d i m i r T i c h o m i r o w , Die johannisbrot- artigen Intracellular-Einschliel3ungen im Fruchtparenchym mancher siiBen Friichte im allgemeinon und bei einigcn Diospyros- Arten im besonderen etc.; Bull. de la SOC. imp. des natural. de MOSCOU 1905, KO. 4, 376-436, Moscou 1907.

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waaserfreiem Glyzerin in einer Konzentration von 1 : 9. Man bringt zmei Tropfen von jeder Losung auf cinen Objekttrager, man mischt dieselben sorgfaltig mit Hilfe einer Xadel, taucht alsdann das Praparat in dieselbe ein und bedeckt sogleich mit einer diinnen Lanielle. In dem Vcrlauf der Zeit, bisweilen wechselnd von 8 bis 10 Stunden, in anderen Fallen von Tagen, Wochen, ja selbst Monaten, crhalt man eine mit blol3em Auge sichtbarc Gdbfiirbung, die bei der Betrachtung mit dem Mikroskop mehr oder minder reichlich Sphariten oder gelbe, bisweilen auf fast orangefarbene oder briiunliche Krystalle von Phenylosazon crkennen laat. Die Reaktion wird beschleunigt, wie E. S e n f t bewiesen hat, durch Erwarmung des Objekttragers. Diese Tatsache steht im Einklang mit meinen eigenen Beobachtungen, jedoch war das Ziel, dieselbe Praparation ebenso leicht in der Kiilte, wie in der Warme zu erreichen. Bei meinen eigenen Untersuchungen habe ich immer die Enviirmung vermieden und hatte ich mich niemals iiber diese Technik zu beklagenl).

Ich beginne mit den beiden Algen : I. Der Nostoc pruniforme ist uberall in ItuDland verbreitet.

Die Kolonien, deren ich mich bediente, entstammten einem grol3en Teiche des Gutes Koristino, Gouvernement Smolensk, Distrikt Jelnia. Sie gelangten im Monat September des Jahres 1907 gesund und unverletzt in ihrem lieimatlichen Wasser in meinen Besitz ; ihre olivenbraune Farbe war sehr hervortretend ; die kugelformigen Kolonien hatten Dimensionen wechselnd von 1-3 cm im Durchmesser. Ein Tropfen dea flussigen Schloimes des Inhalts der lebenden Kolonie wurde, ausgebreitet auf dem Objekttrager, je mit zwei Tropfen der Phenylhydrazinhydrochlorid- und Natriumacetatlosung 1 : 9 versetzt.

Erst nach Verlauf von zwei Monaten konnte ich das Auftreten von gelben Sphlriten des Phenylosazons um die gemeinsame Hiille des Rosenkranzfaden der Zellen herum beobachten (Fig. I, sph). Die Sphariten erschienen einzeln oder zu zweien vereinigt, sehr klein, nie man aus der Fig. 1 ersieht, vor allem, wenn man ihren Quer- hchnitt vergleichend mit denen der Mutterzellen des Nosloc, \velche 2-4 ( 1 nicht iiberschreiten, betrachtet.

11. Der Fucus platy car^ T h u r e t (typische Zwitterform) \-on Arcachon und Biarritz und der F. vesiculosus, welche dank der liebenswiirdigen Gefalligkeit von Frau K a r n e e n. a in Moskau in gutem Zustande angtlangt waren, nurden ebenfalls der Be- handlung mit Phenylhydrazin unterworfen ; nach Vcrlauf von

l ) 1. c., s. auch Compt. rend. 1906, No. 23, 922-924 u. f .

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zwei Monaten zeigten die Yraparate Spharite eines Osazons, welches init dem aus Nostoc identisch war (Fig. 2, sph). Wie bei dem Nostoc erschienen die Sphiiriten einzeln oder zu Paaren vereinigt in den Zwisc1ienrb;umen der Pseudoparenchymfasern der fraglichen Alge-

Um die chemische Natur des Zuckers unserer Algen feat- zustellen, habcn wir zwei Hypothesen aufgestellt :

1. Glykose oder d-Galaktose, diese bietet eine vollstandige ilnalogie rnit der d-Glykose; gemaIj ihrer Isomerie konnen sie als zwei Aldosen betrachtet werden, die befahigt sind, gclbe Spharite von Phenylosazon zu liefern’).

2. Fukose, von T o 1 1 e n s - M u t h e r, durcli Hydrolyse der Laminaria, Laminaria digitata2), mit verdunnter Srhmefelsiiure oder Salzshure erhalten. Neben der Fukose konnten diese Chemiker cler Laminaria durch ein iihnliches Verfahren auch Glykose, Galak- tose, Arabinose und Mannit3) entziehen. Ascophyllum nodosum Tic J o l i s (Fucus mdosus L.) gibt auch, wic man wciIj, Fukose bci der Hydrolyse. Nun, kann die Fukoee sich bei unseren Algen auch in Glykose und Galaktose verwandeln ? Die Antwort hierauf ist unmoglich durch die Mikrochemie allein zu geben; man konnte es nur featstellen unter der Annalimc der Hydrolyse der Fukose durch eine noch nicht isolierte Diastase.

111. ] )as G l y k o g e n u n d s e i n e U m w a n d l u n g i n Z u c k e r b e i d e n P i l z e n . Rehandeln wir zuniichst da6 Studium der Ascomyceten und fangen wir in dieser Gruppe rnit Terfezia tranmaucasicu W. T i c h o m i r o w an. Ieh habe diese neue Spezies zum ersten Male erwahnt und bcschrieben in der Pharmazeutischen Zeitschrift fur RuIjland von St. Petersburg 1896, No. 12-2U, mit einer Tafel, unter deni Titel: Die kaukasische Truffel: Terfezia transcuucasica W. T i c h o m i r o w, und die Ver- falschung der franzosischen Handelstruffel in Moskau (Sonder- abzug 1-45.) Ich stiitzte damals auf diese Tatsaehe, daR meine Spezies verwandt sei mit T. Bowlieri und T . Hafizi A. C h a t i n4)- Der beriihmte Gelehrte hat die Identitat der Art, welche ihm von Tiflis mit T . Boudieri, war. arabicu geschirkt war, anerkannt. Neiner- seits habe ich offen die systematischc Verwandtschaft der T. trans-

l ) I; i p p in a n n , Chemie der Zuckorarten, IT., 1904. 2, L i p p m a n n , I. c. 1878. 3, In A~cophyllum nodosum, wolchen ich lebend aus Biarritz

durcli Frau K a r n e e w R erhielt, erschienen die sehr zahlreichcn Sphariten des Phenyloeazom schon in 10 Tagen in dern Pseudo- parenchym dos miinnlichen Conceptaculunis.

4, C. R. 1893, CVII.. 2. Semestcr.

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cawmica mit T. Hajizi bestltigt, insoweit, dal3 nian in geliisscn Fallen sic fur identisch halten konnte (1. c. S. 33 des Sonderabzugs). Diese Tatsachen sind dann definit.iv durch die Untersucliungen dcs groBen Mykologen Professor 0 r e s t e M a t t i r o 1 o in Turin festgestellt worden. I n seineni Rericlit erkennt er als identisclt a n 4'. Hafiz i A. C h a t i n und T. transcaucasica W. T i c h o in i r o w; e r hcbt auRerdem die weite Ausdehnung des botanischen Vater- landes dieser beiden, jetzt als eine erkannten Arten: T . Hafizi = T. Iranscaucasicu, hervor, in dem Kaukasus : Tiflis, Elisabethpol, Baku (T i c h o m i r o m), in Xesopotamien (C h 8 t i n), Tunis (P a t o u 11 i a r d) und in Portugal (M a t t i r o lo). Personlicli kann ich mich nur freuen, die Losung dieses Problems der Systematik vorhergesehen zu haben. Vom Gesichtspunkte der iiuf3eren Morphologie der Terjezia aus, geniigen die Fig. la, l b Tafel XIV und Fig. 1 Tafel XV des schonen Werkes von A. C h a t i n voll- kommen; die Asci sind dargestellt init noch jungen Sporen und mit reifen Sporen in Fig. 3 nieines Artikels.

Um mikrochemisch das Glykogen zur Anschauung zu bringen, habe icli hier, wie imnier, seine allgemein benutzte Reaktion an- gewendet, mit Jod eine weinrote Farbung zu licfern, eine Farbung, die nach Professor H a m m a r s t e n in Upalal) durch Zusatz einiger KrystLllchen von Chlornatrium noch verstLrkt wird. Vor allem sind es das hymeniale Gewebe und die jungen AEci von T. tra~~caucasica, wclclie sich rcich an Glykogen erniesen, einc fiir die jungen und fortpflanzendcn Gewebe der Pilze seit den schonen Arhriten von D c B a r y, E r r e r a und C 1 a u t r i a u wohl be- kannte Tatsache.

Im iibrigen lie0 sich aueh hier, wie anderswo, das Glykogen unter dem Mikroskop dprch sein starkes I ~ i c h t b r e c l ~ u r i ~ s v e ~ m o g ~ ~ . urd duroh seine Vr'iderstandsfiihigkeit gegcm die Einwirkung von Kalileuge erkennen, welclic ihm gestattetc, noch mit, Jod die charakterist,ischc Braunfarbung zii liefern. Die Fiq. 3 A zeigt eine Verzweigung von hynicnialcii Hyphen des T . tmiwa.ucusica, ver- sehen mit drei Awi in einem vcrschiedenen Ent,wickelungsstadium : a) dau jiingste, b) etwas iilter, cj noch etwas iilter. In diescni letztcren heobaclitet nian schon zwei wohl geformtc Sporm ar? Stelle der acht normalen, B. spr.. . .. Der Inhalt dieser Asci und ihrer Stiele zcigt unter der Einwirkung von Jocl (J + K J + XaC1 4- H,O) cine intensive rotbraune Farbiiiig, hiel. und da sogar in Violctt spielend. Man sieht das Glykogen, voll-

l) Lohrbuch d. physiol. Chem., 6. Aufl., 1907.

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stlndig dcn Inhalt der Asci ( A und B der Fig. 3 A) und der Stick erfiillend, wogegen in C sich die rotbraune Masse des Glykogens durch Plasniolyse iiin die Sporen begrenzt. Dicsc blciben blaflgelb, mit Aiisnahme des Glykogcns; ihre Plrbung wird bedingt durcli dic Einn-irkung des Jodq auf die ciweifiartige Substnnz, wclche sic einschliefien.

Dcr Ascus B zeipt uns seine acht Sporen (normale Zahl) noch schr jung; sic sind blafigelb, zerstreut in der Maase des Glykopcns, welclics sich gelb durch das Jod farbt. Dicses Glykogen ver- scliwindet vollstiindig ivahrend der Reifung der Sporen, und die Asci werden vollkommcn leer.

Die Fig. 3c stcllt eine reife Spore von T. trunscaucnsim dar; sie ist kugelformig, knum brgunlich geflrbt; ihr E p i s p o r i u ni ist init sehr geradeu, zahlreiche Knnalchen bildenderi Porcn rer- schen. Von vorn geschen, bieten die reifen Sporen don Anblick cines zarbcn Nctzes, dessen polygonale Nascheii das Relief des Epispoiiunis sind.

Nit Phenylhydrazin (nach dcnt Verfahren von S e n f t , s. uben) behandclt, zcigten die Schnitte von T. transcauccrsicu gelbe Spharite des Phcnylosazone der Trchalose. Dime Spharitc naren unlijslich in JVasser, Glyzcrin uiid Aethylalkohol, sic zcigten Iloppel- brechung und warcn anisotrop. Diesc Charakkre genugten im all- gemeinen, uni sic im Verlauf meiner 1.1ntemuchungen zu erkenncn. Ich konnte in diescr Beziehung 5”. transr~72~easicu im getrockneten und ini Alliohol konservierten Zustande stuciieren.

Die andercn Spezies von Terfeziu, welchc ich Grlegenheit hatte zu studieren, waren T . Boudieri A. C h a. t i n, so nahest.ehend deni T. f lnfizi C 11 a t i n, mit ihm selbst identisch ini Y’. 1ra72.9- Caum.cica M a t t i r o 1 o und T . Leonis T u 1 a s n c uon Sardinien. Ich verdankc sie beidc der Gefdligkeit dcs Herrn Profcssor M a t t i r o 1 0 ; sic gingcn mir getrocknet, in sehr gutem Zustandc zu.

Bei Y’erfeziu Rowlieti gab das Plicnylliydrazin nach der Methode von S c 11 f t nach znei Nonaten gclbe, sehr kleine Sphiirite eines Phenylosazons, ebenso \vie bei T. trunscuucasicu. Der Aufent- halt der Praparstc in F e I: 1 i n g’schcr L6sung (in Glyzerin) zeigte, selbst rtui Endc vun zwei Monaten, dalj dcr Inhalt der Asci, niit Ausnnhriie dcr Sporen, noch fiir einzclne hlau war: fur die Rlehrzahl dagegen rot. durch einen ziegelrden Niedcrschlng von Kupfer- oxydul geworden war.

Terfeziu Leonis (Sardinicn) zeigte sicli reich an Glyltogrn. Viek Teilc dee Pruktifikationsapparates des Pilzee ini allyenieinen, die jungen Asci im besondercn (mit Ausnahnie der Sporen) be-

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kundeten unter der Einwirkung von Jod, das typische Rraun des Glykogens. Der Reichtum an Zucker (ohne Zweifel Trehalose) nach der einmonatlichen Rehandlung mit Phenylhydrazin, lieS eine Menge von orangefarbenen Phenylosazonkrystallen ersrheinen, zum Teil in isolierten Prismen, zum Teil zu Garben oder Sterncn vereinigt (Pig 4 a, b) .

Choiromyces meandriformis V i t t a n d i n i, bei uns in der Umgebung des Klosters der Trinitat: Troitza, 80 Kilometer VOR

Moskau, verbreitet, wird als Nahrungsniittel und vor allem als Verfalschung der wirklichen franzosisclien Triiffel gebraucht. Ch. meandriformis ist neuerdings von Frau C. J. K a r n r c w a in ihrem eigenen Park des Gutes Kudinowo, Gouvernement Nischni-Nowgorod, Distrikt Bogorodsk, 40 Kilometer von Moskau, entdeckt worden. Die Pilze sproBten in geringer Tiefe, fast auf dem Niveau der Bodenoberflache, in nachster Nachbarschaft der Linden (Tilia purvifoZia E h r b.).

Dieser Fund war vor allem wcgen der Jugend der geaammelten Pilze bernerkenswert, die mir das Studium der jungen Sporen in einem Stadium gestattete, in welchem sie noch nicht beobachtet waren: ein Faktum von groDem Wert.

Man weiB, daB die Sporen von Choiromyces kugelformig, braunlich und auf deni Episporium mit zahlreichen Dornen in Gestalt von Hakchen, die oft gegabelt, versehen sind.

In der ganzen Ernte von Frau K a r n e e w a waren die Sporen ungefiirbt, kaum briiunlich, v o 11 s t a n d i g g 1 a t t , keinc Spur der Dornen der reifen Sporen besitzend; die Asei hatten im Gegenteil schon die Form der ausgewachsenen Sporangien : elliptische, an jhrer Basis angeheftete Sacke, etwas bauchig am entgegengesetzten Pole, acht Sporcn in der Roscnkranzlinie zeigend. Die Jodreaktion auf Glykogcii war sehr intensiv, namentlich mit dem Inhalt der jungen Asci; die Sporen waren jedoch, wie immer, auDer dem Bereich. Nach einem Monat der Behandlung mit Phenylhydrazin, konnte man auch die Gegenwart von wenig zahlreichen Sphariten eines P!wnylosazons konstatieren. (Fig. 5, sph.) Das F c 11 1 i n g’schc Reagens lieferte nach einem Monat einen Yiederschlag von Kupfer- oxydul. Der Pilz mar ini trockenen und im Alkohol konservierten Zustande studiert worden.

Hydnotria carnea Z o b e l (Fig. 6) wurde lebend und in Alkohol konserviert beobachtet. Die Muster waren von Herrn Dr. S t c 11 e r b a t s c 11 o w, 20 Kilometer von Noskau, lings der Eisenbahnlinie Moskau-Brest, in der Mitte eines Birken- 11 aldes (Betula alba I,.) und eines Tannenhochwaldes (Picea vulgaris

(Fig. 5.)

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L i n k = Pinus Picea D u r o i) auf einem bloI3gelcgttq fast gaiiz von Kraut freien Boden, sowie von mir selbst in Kudinono geerntet worden. Die jungen, Asci der llydnotria carnea erschienen vor der Sporenbildung vollgestopft mit Glykogen ; sie nalimen durch Jod eine tiefbraune, selbst in Violett ubergeliende Fiirbung an (Fig. 6, A, g k ) , wahrend die reifen Asci schon vollstandig geleert warcn. (asc und Pig. 6 B, asc.)

Die braunen Sporen hatten ihre dicken Membranen und besaflen nur noch vereinzelte und kurzc typische Protuberanzen des Genus Hydnotria (Fig. a , B, spr). Die Sporen waren rosen- krarizartig angeordnet.

Die wiihrend 1 y2 Monat ausgedehnte Einuirkung des Phenyl- hydrazins gestattete die Gegenwart von Zucker durcli das Auf- treten gelber Spharite eines Yhenylosazons in dem Inlialt dcr Paraphysen und der Asci zu konstatieren (Fig. 6, ps, sph). Nach den1 Aufltochen in 3’ c h 1 i n g’scher Losung trat keine Reduktion ein; nacli zwei Monaten waren die Priiparate noch blttu gefarbt, jedoch fand sich him und da eine geringe Menge reduzjerten Kupfers, infolge Spaltung der Trehalose in Glykose.

Gewisse Triiffeln, welche ich studieren konntc, langten im getrockneten Zustandc, dank der Gefiilligkeit von Herrn Professor Af a t t i r o 1 o in Turin, an. Es sind dies Tuber melanosporum V i t t.. T. brumale V i t t., T. rufum V i t t., T. Borchii V i t t., T. macu- datum V i t t., 1’. magnuturn P i c o - V i t t., T. aestivum V i t t. und T. excavatum V i t t.

Alle diese Arten, mit Ausnahme von II‘. macuiaium, besal3eii schon reife Sporen und entliielten kein Glykogen; die jungen Asci dieser letzteren Spezies enthielten dagegen davon reiclilich (Fig. 7, A , glc). Der Ein\\irkung von Jod, unter Zusatz von Chlornatrium, unterworfen, farbtc sich der Inhalt dieser Asci weinrot; die mehr oder niinder gelb gefarbten Sporen bewahrten ihre dunkelgelbe Farbung (Fzy . 7, A . s p r ) ; die reifen Asci (Fig. B, asc, spr) waren bereits leer.

In Beriihrung mit Phenylhydrazin gebracht, zeigten die Praparatc in eincm Monat die Gcgenwart von Zucker an: gelbe SphBrite von Phcnylosazon in den Stielen dcr ausgemaohsencn Asci und in ihrem Inhalt (Fig. 8, sph).

Ein Schnitt von T. melanosporum, mit F c h 1 i n g’sclier Losung gckocht, bewahrte vollkommen die blaue Parbe in den1 Inhalt seiner reifen Asci und selbst in dcm Pscudoparencliym dcs Pilzgewebes : cin Beweis fur die chcmische Unveranderthcit der Trehalose und deren Nichtspaltung in zwei Molekulr Glykose, eine Spaltung, welclie sich sofort unter dem EinfluLl dee den Pilzen eigen-

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tiirnlichen Fermentes (der T r e 11 a 1 a s c von E m. B o u r q u e 1 o t,) oder durch geniigend langes Kochen vollzieht.

Alle andercn, oben crwiihnten Triiffel-Spezies bekundeten unter dem zwei oder drei Monate fortgesetzten EinfluR des Plienylhydrazins die Gegenwart von Zucker in Gestalt von sehr kleinen, gelben Sphariten dw Phenylosazons, die im allgcmeinen wenig zahlreich, jedoch in jeder Beziehung den Spharitcn der Fig. 8, spli Lhnlich auftraten, und die als Derivate der durch Spaltung der Trehalose gebildeten Glykose zu betrachten sind.

Hesiimieren nnd versuchen wir die biologischen Beziehungen zwischen den1 Glykogen und dem Zucker bei den Ascomyceten, welche ich studiert habc, zu prazisiercn.

Nach den Arbeiten der Herren E r r e r a, C l a u t r i a u und vieler andercr miissen wir das Glykogen als cinen Iteserve- nahrungsstoff betrachen, welchcr durch Spaltung Zucker licfert. Nun ist abcr der Zucker der Pilze par excellence die T r e - 11 a 1 o s e : C,,H,,O,, + 2 H,O, welche F e h 1 i n g’sche Losung nicht reduziert; einc H i o s e, die sicli jcdtwh in zwei Nolekiile D c x t r o s e : C,H,,O,, spaltet. Diese ist in ihrcr Eigrnscliaft als A 1 d o s e fahig mit Phenylhydrazin ein Osazon zu liefern, wo- gegcn die Trehalose erst nach Spaltung in zwei Molekiile Dextrose ein Osazon liefert. Die hierzu notwendigen Bcdingungen sind ein liingeres Kochen niit vcrdunntcn Siuren oder biologisch, die Einwirkung cines spcziellen Enzyms, der T r e h a 1 :L s e von E m. B o u r q u e 1 o t oder von einem andercn, nocli unbekanntcn Ferment.

Diese theoretischen Winke stehen vollkommen irn Einklang mit den oben erwahnten Tatsachen. Der Zuoker der shdierten Ascomyccten wird nicht durch F e 11 1 i n g’sche Losung angegriffen, selbst nichl nach liingcrem Kochen. Die gelben Sphiriten des Phenylosazons erscheinen bei den beobachteten Ascomyccten- prkparaten erst nach zwei oder drei Monaten. Sic konnen nur als Erzeugnisse der Spaltungsprodukte der T r e h a 1 o s e bctrachtet werden, welche ihrerscits durch das in den jungen Pilzgeweben gebildetc G 1 y k o g e n erzeugt ist.

Erliiuterung der Figuren l). Fig. 1. Nostoc puniforme A g.

Kolonie rosenkranzartiger Zellenfden, eingeschlossen in ihre Gallerthiille; mg: Hiille; 2: Zellcn in Teilung; hlrc: Hetcrocyste;

I ) Alle Zoichnungen sind Originale und nach dem Verfasser: Bullotin des sciences pharmacologiques, Xo. 4, April 1908.

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W. A. Tichomirow: Glykogen der Ascomycetciipilze. ,591

sph: gelbe Sphariten des Plienylosazons, einzeln und zu Yaaren. Vg: 1200 Hartnark.

Fig. 2. Fucus platycurpus T 11 u r e t. Schnitt des Fruchtbodens. Lockere Fiiden des Pscudo-

parcnchyms ; sph: gelbe Spharitc des l'henylosazons. Vg : 580 H.

Fig. 3. Terfezia trailscaucasica W. 9. T i c 11 o m i r o w. A . a , b, c : jungc Asci; hph: hymeniale Hyphen; ac: Ascus,

asc niclir entwickelt, zwci Sporcn enthaltend, spr, noch nicht reif; $c: ('rlykogenc ; B. jungcr Ascus niit aclit Sporen; h p h : Hyphen ; p d c : Stiel dcs Ascus; spr: Sporen; glc: Glykogene; C. reife isolierte Sporc. Vg: A und B 580; C: 1200 H.

Fig. 4. Terfezia Lconis T u 1. Orangefarbene prismatisclie Einzelkrystalle und zu stern-

fiisiiiigen Gruppen vercinigtes Phenylosazon; a : einzeln, b : in Gruppm. Vg: 580 H.

Fig. 5. Choiromyces measidriformis V i t t a d i n i. iteife, isoliertc Spore, niit den charakteristischen Staclicln

verschen, in Glyzerin beobachtet ; shp: gelbe Sphlrite dcs Phenyl- o$azons. Vg: 580 H.

Fig. 6. IIydiwtria carnea Z o b e 1. A. Zwci Asci: 1. jung, vor dcr Sposenbildung, vollgestopft

niit Glykogen, durch Jod braun geflrbt, g l c ; 2 . Ascus, asc, seine Sporen, spr, auf derii Wege der Ent\\ickclung besitzend; prs : Parapliysrn; hmn: Hymenium. B. Die andere Halftc dcs Frukti- fikationsapparates ; asc : Ascus ; prs : Paraphysen ; sph : gelbe SpliArite von Phenylosazon. Vg: 580 H.

Fig. 7. Tuber muculatum V i t t. A . Junger Ascus, vom Gipfel aus geselicn; gk: GIykogen,

dusch .Jod weinrot gcfLbt. B. lteifer Ascus mit seinen vics Sporen in1 typischen Netz. C. Reife, isolierte Spore. Vg: A und B 680 H; C. 1200 H.

Fig. 8. Tuber melanosporum V i t t. -4sc: Ascus mit seincm Sticl; spr: drei Sporen mit ihren

Dornen, die viertc Sporc niclit entwjckelt ; sph : gelbe SphLriten von Phenylosazon in dem Inhalt des Ascus, seinem Stiel und seiner Nachbarscliaft. Vg : 580 H.