chemische charakterisierung von aktivkohleoberflächen

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tion, Membranverfahren, Kristallisation und chromatographischer Verfahren. Als neuer Ansatz werden anorgani- sche Materialien wie Layered Double Hydroxides (LDH) als Adsorbens zur Bindung von organischen Säuren unter- sucht. Ihr amphoterer Charakter, indu- strielle Verfügbarkeit, Regenerierbarkeit, Umweltverträglichkeit und Ausbleiben von Biofouling sprechen für ihren Ein- satz. Die Bindung von negativ gelade- nen Molekülen aus wässrigen Lösungen an LDH kann mittels Adsorption und Ionenaustausch erfolgen, da LDH so- wohl eine positive Netto-Oberflächen- ladung als auch austauschbare Gegen- ionen aufweisen. Hydrotalcite stellen die bekanntesten Vertreter dieser Ver- bindungsklasse dar und sind Gegen- stand der Untersuchungen. Die Anwendbarkeit von Hydrotalciten in chromatographischen Säulen ist auf- grund der sehr feinen pulverförmigen Kristalle unmöglich. Die Entwicklung einer Methode zur Herstellung von Gra- nulaten kann die Anwendung und Handhabung von Hydrotalciten verbes- sern. Eine Granulierung des Stoffgemi- sches aus Hydrotalcit, Bentonit und Wasser führt nach anschließender Kalzi- nierung zu einem porösen Material mit spezifischer Oberfläche von 150 m 2 g –1 . Die physikalische Stabilität der Granu- late wurde über 168 h in einer Chro- matographiesäule mit Wasser bestätigt. Adsorptionsversuche unter moderaten Versuchsbedingungen (10 g L –1 Bern- steinsäurelösung, pH 6,5) erzielen ähnli- che Adsorptionskapazitäten von 50 mg pro Gramm Granulat (85 Gew.-% Hy- drotalcit) wie die gleiche Menge an rei- nem Hydrotalcit. Die Arbeitskapazität ist vergleichbar mit Kunstharz-Ionen- austauscher mit quaternärem Ammoni- um als funktionelle Gruppe. In zwölf aufeinanderfolgenden Sorptionszyklen konnte in gravimetrischen Untersu- chungen weder eine signifikante Mas- senabnahme des Granulats noch eine Abnahme der Ausgangsadsorptionska- pazität über 10 % beobachtet werden. Die Granulate sind gegenüber der ver- wendeten Säurelösung und 1M Natron- lauge chemisch stabil. In Abhängigkeit des Volumenstroms können bis zu 95 % der zuvor am Granulat gebundenen or- ganischen Säure in der Desorptions- lösung wiedergefunden werden. P1.02 Chemische Charakterisierung von Aktivkohleoberflächen Dipl.-Ing. J. Treese 1) (E-Mail: [email protected]), Prof. Dr.-Ing. D. Bathen 1) , PD Dr.-Ing. M. Luckas 1) , Dr. rer. nat. C. Pasel 1) 1) Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Thermische Verfahrenstechnik, Lotharstraße 1, D-47057 Duisburg, Germany DOI: 10.1002/cite.201250628 Bei Aktivkohlen handelt es sich um technisch häufig genutzte Adsorbentien. Sie werden durch thermische oder che- mische Aktivierung bei hohen Tempera- turen aus einem kohlenstoffhaltigen Ausgangsmaterial hergestellt. Bei die- sem Prozess bilden sich die für die Ad- sorption erforderlichen physikalisch- chemischen Eigenschaften der Aktiv- kohle heraus: das Porensystem und die aktiven Zentren an der inneren Oberflä- che. Während es für die Charakterisie- rung des Porensystems bereits Metho- den gibt, ist die chemische Charak- terisierung von Aktivkohlen schwierig [1]. Bisherige Forschungsergebnisse zeig- ten, dass unpolare Substanzen an Aktiv- kohlen besser adsorbiert werden als polare Substanzen und aromatische Substanzen besser als nicht-aromatische [2]. Aufgrund dieser Erkenntnisse wird die folgende Modellvorstellung von der Aktivkohleoberfläche entwickelt. Die Oberfläche der Kohle stellt drei Arten von Bindungsplätzen zur Verfügung: aromatische, aliphatisch-polare und ali- phatisch-unpolare. Die chemische Cha- rakterisierung der Aktivkohle soll nun mithilfe von Adsorptionsisothermen bi- närer Gemische von ausgewählten Pro- bemolekülen in der flüssigen Phase er- folgen. Als Adsorptive werden Toluol (aromatisch), Aceton (polar) und Me- thylcyclohexan (unpolar) verwendet. Es wird angenommen, dass jedes der drei Moleküle bevorzugt eine Art der genannten Bindungsplätze besetzt. Als Untersuchungsgegenstand wurden Chemie Ingenieur Technik Chemie Ingenieur Technik 2013, 85, No. 9, 1361–1371 © 2013 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.cit-journal.com Abbildung. Gleichgewichtsisothermen für das System Toluol (Adsorptiv) in Methylcyclo- hexan (Lösungsmittel) an neun verschiedenen Aktivkohlen. 1 Adsorption 1367

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Page 1: Chemische Charakterisierung von Aktivkohleoberflächen

tion, Membranverfahren, Kristallisationund chromatographischer Verfahren.

Als neuer Ansatz werden anorgani-sche Materialien wie Layered DoubleHydroxides (LDH) als Adsorbens zurBindung von organischen Säuren unter-sucht. Ihr amphoterer Charakter, indu-strielle Verfügbarkeit, Regenerierbarkeit,Umweltverträglichkeit und Ausbleibenvon Biofouling sprechen für ihren Ein-satz. Die Bindung von negativ gelade-nen Molekülen aus wässrigen Lösungenan LDH kann mittels Adsorption undIonenaustausch erfolgen, da LDH so-wohl eine positive Netto-Oberflächen-ladung als auch austauschbare Gegen-ionen aufweisen. Hydrotalcite stellendie bekanntesten Vertreter dieser Ver-bindungsklasse dar und sind Gegen-stand der Untersuchungen.

Die Anwendbarkeit von Hydrotalcitenin chromatographischen Säulen ist auf-grund der sehr feinen pulverförmigenKristalle unmöglich. Die Entwicklungeiner Methode zur Herstellung von Gra-nulaten kann die Anwendung undHandhabung von Hydrotalciten verbes-sern. Eine Granulierung des Stoffgemi-sches aus Hydrotalcit, Bentonit undWasser führt nach anschließender Kalzi-nierung zu einem porösen Material mitspezifischer Oberfläche von ∼ 150 m2g–1.Die physikalische Stabilität der Granu-late wurde über 168 h in einer Chro-matographiesäule mit Wasser bestätigt.Adsorptionsversuche unter moderatenVersuchsbedingungen (10 g L–1 Bern-steinsäurelösung, pH 6,5) erzielen ähnli-che Adsorptionskapazitäten von ∼ 50 mgpro Gramm Granulat (85 Gew.-% Hy-

drotalcit) wie die gleiche Menge an rei-nem Hydrotalcit. Die Arbeitskapazitätist vergleichbar mit Kunstharz-Ionen-austauscher mit quaternärem Ammoni-um als funktionelle Gruppe. In zwölfaufeinanderfolgenden Sorptionszyklenkonnte in gravimetrischen Untersu-chungen weder eine signifikante Mas-senabnahme des Granulats noch eineAbnahme der Ausgangsadsorptionska-pazität über 10 % beobachtet werden.Die Granulate sind gegenüber der ver-wendeten Säurelösung und 1M Natron-lauge chemisch stabil. In Abhängigkeitdes Volumenstroms können bis zu 95 %der zuvor am Granulat gebundenen or-ganischen Säure in der Desorptions-lösung wiedergefunden werden.

P1.02

Chemische Charakterisierung von AktivkohleoberflächenDipl.-Ing. J. Treese1) (E-Mail: [email protected]), Prof. Dr.-Ing. D. Bathen1), PD Dr.-Ing. M. Luckas1), Dr. rer. nat. C. Pasel1)

1)Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Thermische Verfahrenstechnik, Lotharstraße 1, D-47057 Duisburg, Germany

DOI: 10.1002/cite.201250628

Bei Aktivkohlen handelt es sich umtechnisch häufig genutzte Adsorbentien.Sie werden durch thermische oder che-mische Aktivierung bei hohen Tempera-turen aus einem kohlenstoffhaltigenAusgangsmaterial hergestellt. Bei die-sem Prozess bilden sich die für die Ad-sorption erforderlichen physikalisch-chemischen Eigenschaften der Aktiv-kohle heraus: das Porensystem und dieaktiven Zentren an der inneren Oberflä-che. Während es für die Charakterisie-rung des Porensystems bereits Metho-den gibt, ist die chemische Charak-terisierung von Aktivkohlen schwierig[1].

Bisherige Forschungsergebnisse zeig-ten, dass unpolare Substanzen an Aktiv-kohlen besser adsorbiert werden alspolare Substanzen und aromatischeSubstanzen besser als nicht-aromatische[2]. Aufgrund dieser Erkenntnisse wirddie folgende Modellvorstellung von derAktivkohleoberfläche entwickelt. DieOberfläche der Kohle stellt drei Artenvon Bindungsplätzen zur Verfügung:aromatische, aliphatisch-polare und ali-

phatisch-unpolare. Die chemische Cha-rakterisierung der Aktivkohle soll nunmithilfe von Adsorptionsisothermen bi-närer Gemische von ausgewählten Pro-bemolekülen in der flüssigen Phase er-folgen. Als Adsorptive werden Toluol

(aromatisch), Aceton (polar) und Me-thylcyclohexan (unpolar) verwendet. Eswird angenommen, dass jedes der dreiMoleküle bevorzugt eine Art dergenannten Bindungsplätze besetzt.Als Untersuchungsgegenstand wurden

ChemieIngenieurTechnik

Chemie Ingenieur Technik 2013, 85, No. 9, 1361–1371 © 2013 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.cit-journal.com

Abbildung. Gleichgewichtsisothermen für das System Toluol (Adsorptiv) in Methylcyclo-hexan (Lösungsmittel) an neun verschiedenen Aktivkohlen.

1 Adsorption 1367

Page 2: Chemische Charakterisierung von Aktivkohleoberflächen

neun Aktivkohlen der Firma Norit ge-wählt.

Bisher gemessene Adsorptionsisother-men im Spurenbereich zeigen deutlicheUnterschiede zwischen den verwende-ten Aktivkohlen. Die Beladungskapazi-täten für Toluol unterscheiden sich deut-lich. Daraus wird geschlossen, dasseinige der Kohlen deutlich mehr aroma-tische Bindungsplätze zur Verfügungstellen als andere (Abb.). Weitere Ergeb-

nisse zeigen ebenfalls stark verschie-dene Kapazitäten für Aceton.

In Folgestudien sollen die gemesse-nen Adsorptionsisothermen qualitativund quantitativ diskutiert werden. Essoll untersucht werden, inwieweit sichdie gemessenen Beladungen der Probe-moleküle als ein Maß für die Anzahl derentsprechenden Bindungsstellen aufder Oberfläche interpretieren lassen.Mit einer solchen Information kann ein

Gruppenbeitragsansatz zur Modellie-rung der Flüssigphasenadsorption anAktivkohlen entwickelt werden.

[1] T. J. Bandosz, Activated Carbon Surfacesin Environmental Remediation, Elsevier,Oxford 2006.

[2] T. Gräf, Dissertation, Universität Duis-burg-Essen 2011.

P1.03

Ad- und Desorption von Schwefelverbindungen ausmethanreichen GasenV. Chowanietz1) (E-Mail: [email protected]), Prof. Dr.-Ing. D. Bathen1), Dr. rer. nat. C. Pasel1)

1)Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Thermische Verfahrenstechnik, Lotharstraße 1, D-47057 Duisburg, Germany

DOI: 10.1002/cite.201250585

Erd- und Biogas enthalten organischeund anorganische Schwefelverbindun-gen (z. B. H2S, COS, CH3SH, C2H5SH),die aufgrund ihrer toxischen und korro-siven Eigenschaften abgeschieden wer-den müssen, bevor eine technischeNutzung möglich ist. Ein verbreitetesVerfahren zur Entschwefelung ist dieAdsorption. Für eine optimierte Ausle-gung solcher Adsorptionsprozesse ist esnötig, genaue Kenntnis über die Ad-und Desorptionseigenschaften der ein-gesetzten Adsorbentien zu haben. DasZiel dieses Forschungsvorhabens ist es,in Kooperation mit einem Industriepart-

ner das Ad- und Desorptionsverhaltenkommerziell verfügbarer Adsorbentienbezüglich der o. g. Schwefelverbindun-gen bei unterschiedlichen Temperatu-ren zu untersuchen.

Für die Durchführung der Messungwurde eine Versuchsanlage mit einemFestbett-Adsorber konstruiert, die esermöglicht, Prozesstemperaturen zwi-schen 25 °C und 300 °C einzustellen. Indiesem Temperaturfeld werden zu-nächst Durchbruchskurven für binäreStoffsysteme aus einem Trägergas undeinem Adsorptiv vermessen. Aus denDurchbruchskurven werden mittels

Massenbilanzen die Adsorptionsisother-men berechnet. Anschließend werdenVersuche zur Charakterisierung des De-sorptionsverhaltens durchgeführt. DieDurchbruchskurven werden basierendauf Stoff- und Energiebilanzen für diefeste und fluide Phase mit dem Soft-ware-Tool Aspen Custom Modeler dy-namisch simuliert. Man erhält unterVerwendung des LDF-Ansatzes einen ef-fektiven Stoffdurchgangskoeffizienten,mit dem die Kinetik der Adsorption imbetrachteten Temperaturfeld beschrie-ben werden kann.

P1.04

Adsorptive Wasserentfernung aus organischenLösungsmitteln im unteren ppmw-BereichM. Sc. B. Burrichter1) (E-Mail: [email protected]), Dr. C. Pasel1), Dr. M. Luckas1), Prof. Dr. D. Bathen1)

1)Universität Duisburg-Essen, Lotharstraße 1, D-47057 Duisburg, Germany

DOI: 10.1002/cite.201250587

In der verarbeitenden Industrie wächstzusehends der Bedarf an extrem tro-ckenen organischen Lösungsmitteln.Wasser führt zu ungewünschten Neben-reaktionen und kann Katalysatoren ver-giften, daher muss es aus vielen Flüssig-keiten nahezu vollständig entferntwerden. Ein vielfach in der Praxis ange-wendetes Verfahren ist die adsorptiveTrocknung an Zeolithen, Silicagelen

und Aluminiumoxiden. Entgegen seinerVerbreitung wurde die Adsorption vonWasser aus der Flüssigphase wissen-schaftlich bislang wenig untersucht, so-dass es an systematischen Betrachtun-gen der relevanten Einflussparametermangelt [1].

Im Rahmen dieses Projektes werdenzum einen anhand von Schüttelkolben-versuchen Adsorptionsgleichgewichte

von Wasser aus verschiedenen Lösungs-mitteln an 3A- und 4A-Zeolithen aufge-nommen. Die Analytik wird extraktivmittels coulometrischer Karl-Fischer-Titration durchgeführt, die verlässlicheMessungen bis in den Bereich< 10 ppmw ermöglicht. Zum anderensollen an einer kontinuierlich durch-strömten Adsorptionsanlage Durch-bruchskurven für die Adsorption von

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1368 1 Adsorption