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Buch

Mit Allen Carr’s sensationeller und weltweit bekannter Methodekonnten zahlreiche Raucher in kürzester Zeit und ohne große Wil-lenskraft der Zigarette dauerhaft und aus Überzeugung den Rü-cken kehren. In seinem neuen Buch geht Allen Carr speziell auf dieUrsachen der Nikotinabhängigkeit und der dazugehörenden Ge-hirnwäsche bei Frauen ein. Frauen rauchen aus eigenen Gründenund haben einen anderen Bezug zur Zigarette als Männer. Dem Au-tor gelingt es, den Weg zur Unabhängigkeit noch gezielter aufFrauen abzustimmen und zu erleichtern. Er geht auf frauenspezi-fische Probleme ein und beantwortet die vielen Fragen, die Frauen

im Zusammenhang mit dem Rauchen immer wieder stellen.

Autor

Der Brite Allen Carr wurde mit der Entdeckung seiner Methode, mitdem Rauchen aufzuhören, über Nacht zum Erfolgsstar. Er gab sei-nen Job als Wirtschaftsprüfer auf und beschäftigt sich seither damit,Menschen auf sanfte, aber erfolgreiche Weise zu helfen, Suchtfallenzu entkommen. Durch den unübersehbaren, nachweislich großenErfolg seiner Methode erlangte Allen Carr internationales Ansehen.Inzwischen gibt es weltweit zahlreiche Allen Carr’s Easyway Stand-

orte mit speziell ausgebildeten Trainern.

Von Allen Carr außerdem bei Mosaik bei Goldmann

Endlich Nichtraucher! (13664, 16190, 16401)Für immer Nichtraucher! (16293)

Allen Carrs Nichtraucher-Tagebuch (16682)Endlich Wunschgewicht! (16117)

Endlich frei von Flugangst (16288)Endlich ohne Alkohol! (16503)

Endlich frei von Sorgen (16433, 16740)Endlich erfolgreich! (16818)Nie wieder Kater (16806)

Endlich Nichtraucher für Lesemuffel(16964)

Aus dem Englischen vonRenate Weinberger

Allen Carr

EndlichNichtraucherfür Frauen

Der einfache Weg, mit demRauchen Schluss zu machen

Die Ratschläge in diesem Buch sind von Autor und Verlag sorgfältigerwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernom-men werden. Eine Haftung des Autors bzw. Verlags und seiner Be-auftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist aus-

geschlossen.

Männer sind vom Mars.Mein besonderer Dank gilt Angela Jouanneau, die als eine unsererführenden Trainerinnen die »rauen Kanten« abgeschliffen und den

Venus-Touch eingebracht hat.

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte Papier Munken Print

liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.

10. AuflageDeutsche Erstausgabe Juli 2003

© 2003 der deutschsprachigen AusgabeWilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH© 2003, 2004 Allen Carr’s Easyway (International) Limited

Originaltitel: Why Women SmokeOriginalverlag: Arcturus Publishing Ltd., London

Umschlaggestaltung: Design Team MünchenUmschlagfoto: Guido Pretzl

Redaktion: Hildegard Adelmann, Renate WeinbergerSatz: Filmsatz Schröter, München

Druck und Bindung : GGP Media GmbH, PößneckKö/ue · Herstellung: Ina Hochbach

Printed in GermanyISBN 978-3-442-16542-1www.goldmann-verlag.de

SGS-COC-1940

Inhalt

Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Kapitel

1 Damen haben den Vortritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2 Ist die Flasche halb voll oder halb leer? . . . . . . . . . . . . 21

3 Wunder oder Zauberei? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

4 Wie können Sie je wissen, wann Sie geheilt sind? . . . . . 39

5 Mein Standpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

6 Verwüstung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

7 Warum funktioniert meine Methode nicht bei allen

Rauchern? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

8 Die Gehirnwäsche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

9 Nikotinsucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

10 Unser Immunsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

11 Das »große Monster« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

12 Was ist Ihr Lieblingsparfüm? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101

13 Hunger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

14 Glückliche Gelegenheitsraucher . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118

15 Mit dem Rauchen aufzuhören kostet Willenskraft . . . . 139

16 Welches ist das stärkere Geschlecht? . . . . . . . . . . . . . . . 152

17 Rauchen während der Schwangerschaft . . . . . . . . . . . . 159

18 Der Mythos: Rauchen hilft beim Abnehmen . . . . . . . . . 168

19 Wie viele Mythen haben wir aufgedeckt? . . . . . . . . . . . 188

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20 Trennen Sie sich von konditionierten Assoziationen . . . 211

21 »Die Leere!« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218

22 Hilfsmittel erschweren nur das Aufhören . . . . . . . . . . . 225

23 Die letzten Anweisungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230

24 Wie Sie für den Rest Ihres Lebens eine glückliche

Nichtraucherin bleiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244

Anweisungen, die es leichter machen, mit dem Rauchen

aufzuhören . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249

Anweisungen zum Lesen des Buches . . . . . . . . . . . . . . . . . 251

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 252

Allen Carr’s Easyway informiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258

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Einführung

Mein erstes Buch – »Endlich Nichtraucher!« – veröffentlichte ichim Jahr 1985. Seitdem habe ich praktisch jeden Tag etwas Neuesüber die Nikotinsucht gelernt. Um meine Methode aktuell undwirksam zu halten, ist all dieses Wissen in die überarbeitetenNachauflagen meiner Bücher eingeflossen.

Bisher habe ich immer alles aus meiner Perspektive geschrieben.In diesem Buch jedoch halte ich mich mit meinen persönlichenWahrnehmungen etwas zurück und lasse den Erfahrungen und Er-kenntnissen von Raucherinnen den Vortritt. Ich mache mich zumSprachrohr jener Frauen, die mithilfe meiner Methode mit demRauchen endgültig aufgehört haben. Die meisten Menschen, dieunsere Nichtraucher-Kurse besuchen, sind Frauen. Und das ist eintriftiger Grund, ein Buch über meine Raucherentwöhnungsmetho-de ausschließlich Frauen zu widmen. Nicht wahr?

Ich wurde gefragt, ob es notwendig – oder sogar politisch kor-rekt, wenn man sich das gesellschaftliche Klima ansieht – sei, spe-ziell über Frauen & Rauchen zu schreiben. Schließlich behaupteich ja, dass sich meine Methode für jeden rauchenden Men-schen eignet, unabhängig vom Geschlecht. Aber aus eigener Er-fahrung und aus Gesprächen mit unseren Trainern kenne ichnatürlich die Besonderheiten, die bei Frauen, die mit dem Rau-chen aufhören möchten, eine gewichtige Rolle spielen. In unse-ren Kursen können wir direkt darauf eingehen. Mit diesem Buchmöchte ich einer breit gefächerten weiblichen Leserschaft zei-gen, wie meine Methode Frauen tatsächlich hilft, trotz ihrer ge-schlechtsspezifischen Sorgen, alle Hürden zu nehmen, um mitdem Rauchen Schluss zu machen.

Sind Frauen und Männer wirklich so verschieden? Ja undnein. Aber Frauen fürchten sich mehr vor der Raucherentwöh-nung als Männer. Das zeigt sich in den Anliegen und Bedenken,

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die Frauen in unseren Kursen immer wieder äußern. Ich bin mirsicher, dieser Unterschied liegt keineswegs daran, dass Männersich eher scheuen, ihre Ängste an den Tag zu legen, sondernweil sie ganz einfach die Befürchtungen der Frauen nicht teilen.

Die Gründe, warum bei Frauen solche Ängste auftauchen,nehme ich in den folgenden Kapiteln unter die Lupe. Vorab nurso viel: Für Raucherinnen zählen Zigaretten zu dem Sicher-heitsnetz, das offenbar ein fester Bestandteil ihres Lebens dar-stellt und anscheinend unlösbar mit ihrem Selbstverständnisverbunden ist. Das trifft insbesondere auf Frauen zu, die in-tensiv auf ihr Gewicht beziehungsweise auf ihre Figur achten.Allein schon der Gedanke, die Maschen ihres schützenden Net-zes könnten sich lockern, versetzt Raucherinnen in Panik –auch wenn es so aussieht, als würden sie sonst alles mit linksschaffen.

Das besondere Verhältnis der Frauen zu Zigaretten und zumRauchen ist nicht nur mit dem Wie und Warum »Frauen sosind, wie sie sind« verknüpft, sondern auch mit ihren unter-schiedlichen – erworbenen – Ansichten, wie sie im Leben ambesten zurechtkommen. Die Tabakindustrie weiß diese viel-schichtigen Zusammenhänge zu nutzen. Nicht umsonst gabund gibt sie für die Erstellung psychologischer FrauenprofileGeld in Millionenhöhe aus. Dieser Industriezweig setzt allesdaran, in das Innerste der Frauenköpfe vorzudringen, um he-rauszufinden, wie Frauen die Dinge sehen, wie sie denken undwie sie sich psychologisch von den Männern unterscheiden.

An dem wahren elementaren Kern der Nikotinsucht, den ichmit meiner Methode angehe, wird sich wohl niemals etwas än-dern. Gewechselt haben aber die Wege, auf denen Frauen in dieSuchtfalle tappen. Frauen, die sich aus dieser Falle befreienmöchten, müssen sich darüber bewusst sein, um dieser Falleauf Dauer zu entkommen.

Bei diesem Wechsel hatte die Tabakindustrie ihre Hand imSpiel, jedoch auch der Wandel der sozialen Verhältnisse – undnicht zuletzt – die Veränderung der Frauen selbst. Die sozialenUmwälzungen, die in den 1960er Jahren begannen, züchteten

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der Industrie ertragreiche Melkkühe heran. Auf der einen Sei-te verlor die Branche mehr männliche Raucher als nachkamen,auf der anderen Seite tat sich aber ein neuer, lukrativer Marktauf: die Raucherinnen. Und dabei handelte es sich vor allemum junge Frauen. Es ist schon eine Ironie des Schicksals, dassdie damals in vielerlei Hinsicht befreiten, sich emanzipierendenFrauen von einer Versklavung in die andere gerieten. Das er-kläre ich später noch ausführlicher und nachvollziehbarer.

Eines ist jedoch glasklar: Wenn Sie einmal die Wahrheit überdie Nikotinfalle bei Licht betrachten, werden Sie verstehen,warum ich die Welt von dieser Plage befreien möchte. Ich hof-fe, Sie übernehmen dabei Ihren Part, indem Sie aufhören zurauchen oder dieses Buch für eine Frau kaufen, auf deren Ge-sundheit Sie Wert legen.

Auf jeden Fall lege ich alle Fakten auf den Tisch, und ichhoffe, ich kann Sie damit überzeugen, wie leicht es ist, alleHürden der Raucherentwöhnung zu nehmen. Wenn Sie dasGanze einmal verstanden haben, werden Sie wissen, dass mei-ne Methode wirklich ein einfacher Weg ist.

Anmerkung der Redaktion: Dieses Buch wendet sich speziellan Frauen, daher wird der Begriff Raucherin benutzt, wenn esdirekt um die Belange weiblicher Betroffener geht. Jedoch beiThemen oder Aussagen, die sowohl die rauchenden Frauen alsauch die rauchenden Männer betreffen, wird in der Regel derallgemeine Begriff »Raucher« verwendet, um den Leseflussnicht durch Formulierungen wie »alle Raucher und Rauche-rinnen« zu erschweren.

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Damen haben den Vortritt

Nach unzähligen Generationen in der Abhängigkeit haben dieFrauen der westlichen Welt endlich die Gleichberechtigung errun-gen. Und das nicht nur am Arbeitsplatz, wo sie jetzt sogar in denvorher von Männern dominierten Berufen vertreten sind, sondernin allen anderen Bereichen des Lebens. Wenige Menschen bestrei-ten das heute und viele sagen: »Das war aber auch höchste Zeit.«Im Hinblick auf die Frage, warum Frauen rauchen, interessiertmich an diesem Erfolg vor allem, wie die großen Vorkämpferinnender Gleichberechtigung das Blatt wendeten.

Diese Frauen wagten es, allgemeingültige Auffassungen und Re-geln anzufechten. Sie weigerten sich, die Situation einfach als»normal« hinzunehmen, und gingen – mit triftigen Argumentenbewaffnet – auf die Barrikaden, um die Grundfesten des manifes-tierten traditionellen Frauenbildes einzureißen. Natürlich gab esviele Frauen, die im Geheimen ihren »Schwestern« beistanden,aber zu ängstlich waren, ihrem Beispiel zu folgen. Daneben exis-tierten aber auch noch sehr viele weibliche Wesen, die sich still-schweigend in die gewohnte Frauenrolle fügten.

Es ist schon sonderbar, dass wir häufig die Irrtümer im Lebenerst wahrnehmen, wenn wir etwas in Frage stellen. Ziehen wirnichts in Zweifel, akzeptieren wir alles – ganz gleich, was es ist.Praktisch alle Lebensbereiche werden von der Gehirnwäsche be-herrscht. In diesem Buch sind für uns nur zwei Aspekte der Ge-hirnwäsche von Belang: die Gehirnwäsche in Zusammenhang mitdem Rauchen und in Bezug auf die Unterschiede zwischen Män-nern und Frauen.

Unter Gehirnwäsche verstehe ich Folgendes: Das Bewirken ei-

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ner grundlegenden Veränderung der Vorstellungen und Überzeu-gungen einer Person.

Sie fragen sich jetzt vielleicht, was das alles mit der Raucherent-wöhnung zu tun hat. Jeder weiß, dass Rauchen eine schmutzige, ab-scheuliche »Gewohnheit« ist, die unsere Gesundheit und unserWohlbefinden schädigt. Sogar die Raucher und Raucherinnen be-trachten das Rauchen heutzutage als eine nichtgesellschaftsfähigeAngelegenheit. Also, warum müssen Sie Ihre Ansichten und Über-zeugungen ändern, um mit dem Rauchen aufzuhören? Bestimmtgibt es eine Wunderpille oder einen Trick, um das Verlangen nacheiner Zigarette zu unterbinden. Oder etwa nicht? Ihnen erscheint essicherlich auch schleierhaft, wie das Lesen eines Buches Ihnen hel-fen kann, Nichtraucherin zu werden. Ich erkläre es Ihnen:

Was wollen Sie tatsächlich erreichen? Logisch: Sie möchten Ih-re letzte Zigarette ausdrücken und nie wieder den Wunsch haben,eine neue anzuzünden.

Sicher kennen Sie viele Exraucher, die erfolgreich zu rauchenaufgehört haben. Aber: Mussten die meisten nicht mehrere An-läufe nehmen? Und selbst als sie Erfolg hatten, hat es sie nichtunheimlich viel Willenskraft gekostet und die Hilfe von Pillen,Pflastern oder Kaugummis? Und mussten sie nicht trotzdem Ta-ge, Wochen, Monate oder Jahre Qualen erleiden? Wie viele dieserGeplagten verlangten – oder erbettelten gar – gelegentlich eine Zi-garette von Ihnen? Wie viele haben das Gefühl, dass das Essenoder gesellige Ereignisse ohne eine Zigarette weniger Spaß ma-chen? Und das, obwohl sie es vorziehen, Nichtraucher zu sein.Wie viele greifen immer wieder automatisch nach der nicht mehrvorhandenen Zigarettenschachtel?

Ist es wirklich das, was Sie erreichen wollen?Vergessen Sie jetzt mal für einen Moment einfach Ihre Absicht,

nie wieder zu rauchen. Versuchen Sie lieber, folgende wichtigeFrage zu beantworten: Was ist der Unterschied zwischen einemRaucher und einem Nichtraucher?

Die Antwort scheint natürlich ganz klar zu sein: Der eine raucht,der andere nicht. Das ist wahr, aber ganz so einfach ist es eben

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nicht. Niemand zwingt Sie, sich jemals eine Zigarette anzuzünden.Also zünden sich Raucher eine Zigarette nur an, weil sie es wol-len? Nein! Sie wissen selbst sehr gut, dass Sie zuweilen aus purerGewohnheit zu einer Zigarette greifen und nicht, weil Sie wollen.Die meisten starken Raucher geben offen zu, dass sie von zwanzigZigaretten vielleicht nur zwei wirklich genießen – der Rest ist nurGewohnheit. Wäre das tatsächlich wahr, müsste es doch ein Kin-derspiel sein, unseren Verbrauch einzudämmen. Wir könnten un-sere Zigaretten in einer verschließbaren Schublade aufbewahren,und wenn uns das Verlangen überfällt, gäbe dieses praktische Hin-dernis uns Zeit zum Nachdenken. Während wir überlegen, wo derSchlüssel liegt, könnten wir uns fragen: Hole ich mir jetzt eine Zi-garette, um sie zu genießen, oder nur aus reiner Gewohnheit?Wenn es sich einfach nur um Gewohnheit handeln würde, wäre esziemlich unsinnig, diese Zigarette zu rauchen.

Mit dieser einfachen List würde ein Raucher, der normalerweisezwanzig Zigaretten am Tag raucht, nur zwei rauchen – ohne ir-gendwelche Nebenwirkungen. Falls Sie diesen oder ähnliche Tricksschon einmal angewendet haben, kennen Sie gewiss die begrenz-te Haltbarkeitsdauer derartiger Finten; sie funktionieren nur solange, bis Ihre Willenskraft erschöpft ist. Haben Sie je versucht,die Aufbewahrung Ihrer Zigaretten Ihren Kindern, Enkeln oderIhrem besten Freund anzuvertrauen? Ja? Dann wissen Sie nur zugut, nach welcher Zeit Sie die Zigaretten zurückfordern, trotz Ih-rer Ankündigung, Ihr Bitten zu ignorieren, wenn das VerlangenSie überkommt. Egal, wie entschlossen Ihre Treuhänder sind, Ih-nen die Zigaretten nicht herauszugeben, nichts kann der Panik,dem Einfallsreichtum und der Entschlossenheit eines Raucherswiderstehen, der JETZT eine Zigarette will.

Frauen sind für ihren beschützenden Mutterinstinkt bekannt,aber auch für ihren Drang nach Vergeltung, wenn ihnen ein Un-recht angetan wird. Trotzdem lesen wir immer wieder Horror-geschichten über Mütter, die ihre Kinder zu Hause sich selbst über-lassen, während sie sich auswärts vergnügen oder sogar ins Auslandreisen. Wir verachten und verspotten solche Frauen wegen ihresMangels an Verantwortungsgefühl. Doch wenn Sie rigoros ehrlich

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mit sich sind, fallen Ihnen wahrscheinlich einige »Vernachlässi-gungssünden« ein: Sind Sie nicht schon mal schnell aus dem Hausgeschlüpft, während Ihre Kinder schliefen, um an der Tankstelle Zi-garetten zu kaufen? Haben Sie nie Ihre Kinder im Auto – mangelsParkplatz mit laufendem Motor und in zweiter Reihe – warten las-sen, um in den Zigarettenladen an der Ecke zu rennen?

Oder nehmen wir den Fall einer frisch gebackenen Mutter, vondem ich gehört habe. Die Frau befand sich noch auf der Entbin-dungsstation und gierte so verzweifelt nach einer Zigarette, dass sieeine Krankenschwester bat, auf das neugeborene Baby zu achten,während sie sich eine Packung Zigaretten besorgte. Die überarbei-tete Krankenschwester weigerte sich. Unnötig zu sagen, dass sieNichtraucherin war, also jemand, der, im Gegensatz zu einem Ex-raucher, nie geraucht hat. Ihre Kommentare – »Sie wissen, dass Sienicht wirklich eine brauchen«, »Es ist nicht gut für Ihre Gesundheitund die Ihres Kindes« und »Sie sind über eine 14-stündige Entbin-dung ohne eine hinweggekommen« – verschlimmerten lediglich dieSchuldgefühle der Frau. Das hielt die junge Mutter jedoch nicht vonihrem Vorhaben ab. Sogar die kurz zuvor durchgegebene Nachrichtüber die Entführung eines Neugeborenen aus einer Klinik bremstesie nicht. Als die Mutter zurückkam, war ihr Baby verschwunden.Die darauf folgende Panik sowie ihre Schreie brachten das ganzeKrankenhaus in Aufruhr. Zum Glück erwiesen sich ihre Ängste alsunbegründet, denn es stellte sich heraus, dass eine andere Kran-kenschwester das Baby in einen anderen Teil der Station verlegthatte.

Ich habe dieses Beispiel aus zwei Gründen gewählt. Zum einenveranschaulicht es gut die Wirkung und die Kraft der Gehirnwä-sche. Denken Sie nur mal an die jungen Frauen, die ihre Freun-dinnen verächtlich kritisieren, wenn diese während der Schwan-gerschaft nicht zu rauchen aufhören, aber genau denselben Feh-ler begehen, wenn sie selbst an der Reihe sind.

Wie kann eine verantwortungsbewusste Mutter so wie in dembeschriebenen Vorfall handeln? Bevor Sie den Stab über der jun-gen Mutter brechen, fragen Sie sich selbst: Sind Sie noch nienachts kilometerweit gefahren, um eine geöffnete Tankstelle zu

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finden, weil Sie keine Zigaretten mehr hatten? Sind Sie noch niefast durchgedreht, weil Ihre Zigaretten zu Ende gingen oder garausgegangen waren? Selbstverständlich kennen Sie das alles. Wennes Ihnen egal wäre, ob Sie Zigaretten haben oder nicht (wie vieleRaucher vorgeben), warum um Himmels willen lesen Sie danndieses Buch? Sie lesen es aus einem Grund und nur diesem einenGrund:

ANGST!

Machen Sie sich keine Sorgen, Angst ist der einzige Grund, wa-rum ein Raucher immer weiterraucht. Jene Frau hat nicht ihr Babywegen des Genusses, krebserregenden Rauch durch ihre Lungenzu ziehen, aufs Spiel gesetzt. Nein, sie tat es, weil sie ohne Ziga-retten in panische Angst geraten war.

Stellen Sie sich einen Heroinsüchtigen ohne Heroin vor. Ma-chen Sie sich ein Bild von der Panik, dem Zittern, der Angst. Dannhalten Sie sich die Erleichterung des Süchtigen vor Augen, wenner sich Heroin in eine Vene seines Armes, der aussieht wie eine alteZielscheibe, schießen darf. Glauben Sie wirklich, Heroinsüchtigegenießen es, sich zu spritzen? Als Nichtheroinsüchtiger kann mandas kaum nachvollziehen. Für Nichtraucher ist es schwer zu ver-stehen, dass Raucher Genuss empfinden, wenn sie todbringendenRauch in ihre Lungen saugen. Ihnen ging es genauso, bevor Sievom Nikotin abhängig wurden.

Aufgrund der Gehirnwäsche glaubte ich tatsächlich, Heroin-süchtige würden sich spritzen, um unglaublich angenehme Hallu-zinationen oder Träume zu erleben. Aber in Wirklichkeit tun siees nur, um die erschreckenden, erschütternden, unsicheren Gefüh-le, unter denen sie leiden, wenn ihr Körper die Droge abbaut, zubeenden.

Zu den vielen weit verbreiteten Missverständnissen über Dro-gensucht gehört die Meinung, dass Süchtige nur dann unter Ent-zugserscheinungen leiden, wenn sie versuchen, sich von der Drogezu befreien. In Wahrheit setzt die Qual bereits in dem Moment ein,in dem die Wirkung der allerersten Dosis nachlässt. Und der einzi-

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ge Grund für die nächste Dosis ist das Bestreben, das leere, unsi-chere Gefühl, das die vorhergehende Dosis geschaffen hat, loszu-werden.

Nichtheroinsüchtige kennen dieses Panikgefühl nicht. Mit demRauchen verhält es sich genauso. Nichtrauchern erscheint es voll-kommen schleierhaft, warum sich jemand tatsächlich wünschenkann, solch einen scheußlichen Rauch einzuatmen. Ganz zuschweigen von dem Vermögen, das der blaue Dunst kostet, undder Gefahr, sich entsetzliche Krankheiten zuzuziehen. Aber dasLeben eines Babys zu riskieren, statt eine Stunde länger zu war-ten, ist für Nichtraucher nicht nur schändlich, sondern völlig un-verständlich. Selbst als Mitsüchtiger finde ich das Verhalten derjungen Mutter unverzeihlich. Aber ich bemitleide sie. Es ist nichtbesonders angenehm, eine Plastiktüte über Ihrem Kopf zu haben,selbst wenn Sie wissen, dass man sie jederzeit entfernen kann. Dochwenn jemand anderer, selbst jemand, der Sie liebt, diese Tüte überIhren Kopf hält, ist es ein Gräuel. Besonders wenn dieser Jemandglaubt, Ihnen damit einen Gefallen zu tun!

Lassen Sie uns ein paar Minuten über das Gesagte nachdenken.Ich bat Sie, den Unterschied zwischen einem Raucher und einemNichtraucher zu erklären. Die offensichtliche Antwort lautet: Dereine raucht, der andere nicht. Das ist auch zufällig die richtige Ant-wort, und da sie sowohl offensichtlich als auch richtig ist, zäumenwir das Pferd unabsichtlich von hinten nach vorne auf. Mit ande-ren Worten, wir versuchen, das Problem zu lösen, indem wir niewieder rauchen. Das mag Ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunktnoch logisch erscheinen. Ich werde Ihnen erklären, warum dasnicht zutrifft!

Lassen Sie mich dazu ein anderes Problem darstellen: Auf demDach Ihres Hauses fehlt ein Ziegel. Jedes Mal, wenn es regnet, bil-det sich auf Ihrem teuren Teppich ein feuchter Fleck. Wie lösen Siedieses Problem? Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten: Sie könntenIhren Teppich wegnehmen oder ständig einen Eimer auf der Stellestehen lassen, damit er den Regen auffängt. Oder Sie könnten so-gar den drastischen Entschluss fassen, umzuziehen. Keine dieserMaßnahmen würde jedoch das Problem lösen. Die vernünftigste

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und billigste Lösung wäre, die Ursache des Problems zu entfernen,indem Sie den fehlenden Dachziegel ersetzen.

Wir neigen dazu, dasselbe Prinzip – eine Sache nicht von Grundauf anzupacken – auf andere Probleme unseres Lebens anzuwen-den. Hat ein Reifen Ihres Autos oder Fahrrads Luft verloren, hof-fen Sie wahrscheinlich, das Problem mit Aufpumpen lösen zu kön-nen. Ist der Reifen nach ein paar Tagen wieder platt, und Sie sindbequem oder Optimist oder, wie ich, beides, werden Sie ihn sicherwieder aufpumpen und diesen Vorgang mehrere Male wiederholen.Aber egal, wie bequem oder optimistisch wir sind, wenn der Reifenein zweites Mal platt ist, wissen wir, dass wir eine echte Panne ha-ben und nur die Reparatur des Reifens das Problem löst.

Der tatsächliche Unterschied zwischen einem Raucher und ei-nem Nichtraucher besteht nicht darin, dass der eine raucht und derandere nicht. Das Anzünden einer Zigarette ist lediglich die Folgedes eigentlichen Problems. Zu hoffen, das Rauchen »aufzugeben«,indem Sie nie wieder eine Zigarette rauchen, ist das Gleiche wie ei-nen Eimer unter das Loch im Dach zu stellen, statt den Ziegel zuersetzen, oder Ihren Fahrradreifen alle paar Tage aufzupumpen,statt die Sache mittels Reparatur aus der Welt zu schaffen.

Der wirkliche Unterschied zwischen einem Raucher und einemNichtraucher ist, dass der Raucher ein Bedürfnis oder Verlangen zurauchen hat und der Nichtraucher nicht. Das ist das wirkliche Pro-blem: gleichbedeutend mit dem fehlenden Ziegel oder der Reifen-panne. Akzeptieren Sie einfach diese unbestreitbare Tatsache: Nie-mand außer uns selbst zwingt uns, eine Zigarette anzuzünden. Selbstwenn andere Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um uns dar-an zu hindern, werden wir einen Weg finden, ihnen auszuweichen.Akzeptieren Sie auch folgende unbestreitbare Tatsache. Selbst wennwir versuchen, weniger oder gar nicht mehr zu rauchen, sagt ein an-derer Teil unseres Gehirns: »Ich will aber eine Zigarette!« Wäre dasnicht wahr, liefe die Raucherentwöhnung wie ein Kinderspiel ab.Wahrscheinlich werden Sie es nicht glauben, aber mit dem Rauchenaufzuhören ist in der Tat für jeden Raucher leicht. Auch für Sie –vorausgesetzt, Sie gehen die Sache richtig an.

Also, um mit dem Rauchen aufzuhören, müssen wir das Pro-

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blem an der Wurzel packen: Wir müssen das Verlangen oder denWunsch zu rauchen beseitigen, und zwar nicht nur für ein paarStunden, Tage oder Jahre, sondern für immer. Selbst Experten kön-nen kaum glauben, dass es möglich ist, ohne Willenskraft mit demRauchen Schluss zu machen. Aber denken Sie einmal nach: WennSie nie wieder das Bedürfnis oder den Wunsch hätten, eine Ziga-rette anzuzünden, wozu bräuchten Sie dann Willenskraft?

Wahrscheinlich denken Sie nun: »Das ist alles schön und gut,und ich kann nicht widerlegen, was Sie sagen. Tatsächlich kann ichnur bestätigen, dass mich niemand zum Rauchen zwingt. Da musssich bei meiner Zeugung eine Neigung zur Selbstzerstörung einge-schlichen haben. Wie kann ein Buch in der Lage sein, solch eineNeigung zu beseitigen?«

HURRA! Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Bei demfehlenden Ziegel und der Reifenpanne steht uns sowohl die Ur-sache als auch die Lösung des Problems klar vor Augen. Genausoklar sehen wir, dass beim Rauchen die Lösung in der – dauerhaften– Beseitigung des Wunsches zu rauchen liegt. Leicht gesagt, aberwie machen wir das?

Wir müssen einen Schritt weiter gehen. Bevor wir dieses Bedürf-nis oder den Wunsch zu rauchen beseitigen können, müssen wir erstverstehen, warum es/er überhaupt besteht. Schließlich sind wirnicht damit auf die Welt gekommen. Die menschliche Rasse hathunderttausende von Jahren ohne das Rauchen überlebt. Sicherglaubt niemand, dass das Einatmen von verpestetem, krebserre-gendem Rauch irgendetwas Natürliches darstellt. Tatsache ist, dassniemand von uns ein Bedürfnis zu rauchen hatte, bis wir die ersteZigarette anzündeten. Wenn Sie zu den Unglücklichen zählen, dieschon in so jungen Jahren in die Falle gegangen sind, dass sie sichnicht mehr an die Zeit ohne Rauchbedürfnis erinnern können, ma-chen Sie sich keine Gedanken. Hätten Sie das Gefühl gehabt, etwaszu vermissen, würden Sie sich daran erinnern! Im vorhergehendenAbschnitt habe ich den Begriff Gehirnwäsche so definiert: Das Be-wirken einer grundlegenden Veränderung der Vorstellungen undÜberzeugungen einer Person.

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Von Geburt an werden wir täglich mit so genannten »Tatsachen«bombardiert. Handelt es sich ums Rauchen, erklärt man uns, dasses entspannt, die Konzentration fördert sowie Stress und Lange-weile erleichtert. Man sagt uns aber auch, es sei eine schmutzige,widerliche Gewohnheit, die uns gefangen nimmt und unsere Ge-sundheit und unser Wohlergehen ruiniert, wenn wir dumm genugsind, uns darauf einzulassen. Die Menschen, die der negativen Sei-te den größten Nachdruck verleihen – unsere Eltern –, qualmenironischerweise häufig ungerührt vor sich hin, während sie ihreWeisheiten von sich geben. Wir glauben ihnen. Doch auch wennsie den Rauchteufel noch so groß an die Wand malen, sind wir kei-ne Dummköpfe. Wir wissen genau, dass Mama jedes Mal, wennsie nervös wird, nach ihrer Zigarettenschachtel greifen muss, unddass Papa nicht den Telefonhörer aufnehmen kann, ohne eine Zi-garette anzuzünden. Wie häufig haben wir gehört: »Ich lechzenach einer Zigarette!« oder »Lass uns hier rausgehen, ich braucheeine Zigarette!« Oder im Fall eines Versuchs, das Rauchen aufzu-hören: »Ich könnte morden für eine Zigarette!« Und immer spieltdabei schlechte Laune und gereizte Stimmung die Begleitmusik.

Zu diesem Zeitpunkt kann man noch nicht von Gehirnwäschereden, denn unsere Vorstellungen, Ansichten und Überzeugungenwerden eher geformt als verändert. Natürlich hat dieses Bombar-dement von Informationen – sowohl der Pros als auch derKontras – nicht die geringste Wirkung auf uns. In dieser Phase glau-ben wir beiden Seiten. Aber bevor wir abhängig werden, verspürenwir weder das Bedürfnis noch den Wunsch zu rauchen, und wirkönnen gesellige Ereignisse genießen und Stress bewältigen, ohneeine Zigarette anzünden zu müssen. Demzufolge sind wir in derglücklichen Lage, durchs Rauchen absolut nichts zu gewinnen, je-doch viel zu verlieren.

Auf der ganzen Welt gibt es nicht einen einzigen Raucher und– um es genau zu sagen – auch nicht einen einzigen Alkoholikeroder Drogensüchtigen, der glaubte, er würde jemals süchtig wer-den. Hätte einer an diese Möglichkeit geglaubt, hätte er nie jene ers-te Dosis zu sich genommen. Nur weil die erste Zigarette – das ers-te Glas Alkohol oder die erste Drogendosis – so schlecht schmeckt,

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werden wir zu dem Glauben verleitet, dass wir niemals abhängigwerden.

Erst nachdem wir in die Falle gegangen sind, wird die Gehirn-wäsche wirksam. Mit anderen Worten: Bevor wir auf den Leim ge-hen, erscheint uns das Rauchen als eine schmutzige, ungesunde undteure Gewohnheit. Die erste Zigarette bestätigt nicht nur diese Vor-stellung, sie zerstört auch die Illusion, Rauchen sei ein angenehmeroder genussreicher Zeitvertreib. Trotz allem, zu keiner Zeit scheintRauchen angenehm, entspannend und ein wirklich verlässlicherAntrieb zu sein. Doch schnell werden wir die Zigaretten als unent-behrlich empfinden, und es dauert nicht lange, bis wir ohne sienicht mehr auskommen. Egal, wie rasch oder langsam dieser Pro-zess vor sich geht, wir scheinen ihn nicht wahrzunehmen. Leugnenkann man allerdings nicht, dass sich unsere Wahrnehmung gewan-delt hat. Für einen Optimisten ist die Flasche halb voll. Der Pessi-mist sieht sie halb leer. Wer hat nun recht?

IST DIE FLASCHE HALB VOLL ODER HALB LEER?

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Ist die Flasche halb volloder halb leer?

Wenn die Flasche genau 50 Prozent ihres Fassungsvermögens ent-hält, hat sowohl der Optimist als auch der Pessimist Recht. Beidehaben eine andere Sichtweise derselben Tatsache. Jeder hat einRecht auf seine eigene Meinung, aber in diesem Buch interessierenuns nicht Meinungen, sondern nur Fakten. Enthält die Flasche nunmehr oder weniger als die Hälfte ihres Fassungsvermögens, habensowohl der Optimist als auch der Pessimist eine falsche Einschät-zung der wirklichen Lage. Manche Exraucher, die an meinen Kur-sen teilgenommen haben, werden auf die Frage »Wie hat Allen CarrIhnen geholfen, mit dem Rauchen aufzuhören?« antworten: »Erhat mich einer Gehirnwäsche unterzogen, bis ich glaubte, nie wie-der rauchen zu müssen.« Diese Antwort bestürzt mich. Sie läuftdarauf hinaus, dass ich Taktiken anwende, wie sie bei manchenSekten, zum Beispiel den »Moonies«, in ähnlicher Art üblich sind,und – was noch beunruhigender ist –, dass jemand den Spieß ein-fach umdrehen kann und den Raucher überzeugt, er müsse wiederrauchen.

Zu unserem Kursprogramm gehört ein Entspannungsteil, unddie Teilnehmer verlassen uns fest davon überzeugt, dass sie nie wie-der eine Zigarette wollen. Stellen ihnen jedoch Raucher oder Nicht-raucher forschende Fragen über das, was in diesen Kursen eigent-lich abläuft, dann sind die meisten nicht in der Lage, eine Erklärungabzugeben, und es endet schließlich mit einer nicht sehr auf-schlussreichen Antwort wie: »Ich weiß nicht warum, aber es funk-tioniert.«

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Ich kann Ihnen versichern, es hat nichts mit Zauberei zu tun.Nichts könnte der Wahrheit ferner liegen. Ali Baba fand sich wahr-scheinlich großartig, als er sich mit einem »Sesam, öffne dich!« Zu-gang zur Schatzkammer verschaffte. Aber müssen Sie sich wirklichmit Zauberei befassen, um Ihre Haustür zu öffnen? Fühlen Sie sichnicht sicherer mit einem Schloss und einem Schlüssel, den nur Siebesitzen? Mein Interesse gilt nur Tatsachen. Ich möchte nach-drücklich betonen: Ich benutze nie Verfahren der Gehirnwäsche.Ganz im Gegenteil, meine Methode stützt sich auf Gegen-Gehirn-wäsche.

Für den Zweck dieses Buches müssen wir Gehirnwäsche neu defi-nieren: Eine Person wirksam überzeugen, dass bestimmte Tatsa-chen und Vorstellungen wahr sind, obwohl sie in Wirklichkeitfalsch sind.

Gegen-Gehirnwäsche möchte ich folgendermaßen definieren: EinVerfahren, Gehirnwäsche zu beseitigen, damit eine Person die wah-re Lage erkennen kann.

Vielleicht sagen Sie nun zu sich selbst: »Oh, nein, jetzt wird er mirdoch nicht erklären, dass Rauchen eine schmutzige, abscheulicheGewohnheit ist, die meine Gesundheit ruiniert und mich ein Ver-mögen kostet.«

Ich versichere Ihnen, dass meine Methode nicht auf solchenTaktiken basiert. Sie sind sich ja bereits bewusst, wie schädlichRauchen für Ihre Gesundheit ist, und dieses Wissen lässt Sorgenaufkommen. Was machen Raucher, wenn sie gestresst sind? Rich-tig: Sie greifen zu einer Zigarette. Die Gesellschaft neigt im All-gemeinen dazu, Raucher als Menschen mit schlichtem Verstandund schwacher Willenskraft zu betrachten und sie wie Aussätzigezu behandeln. Die Mehrzahl der Raucher sieht sich in einem ähn-lichen Licht. Immerhin sind Sie ein fähiger Mensch, und den größ-ten Teil Ihrer täglichen Angelegenheiten haben Sie unter Kontrol-le. Doch wenn es um Zigaretten geht, stehen Sie auf verlorenemPosten. Auch das ist alles ein Teil der Gehirnwäsche. In Wirklich-

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keit verfügen Sie über so viel Willenskraft – vielleicht sogar mehr –wie jeder andere Mensch, sei er Nichtraucher oder Exraucher. ZurZeit jedoch ist Ihre Willenskraft falsch gepolt.

Manche der Dinge, die ich sage, können Sie vielleicht schwerglauben. Ab und zu kommen Sie wahrscheinlich sogar in Versu-chung, das Buch in den Mülleimer zu befördern. Bitte nicht! Ich er-zähle Ihnen keine Schauergeschichten. Im Gegenteil, ich habe nurgute Nachrichten für Sie. Allerdings lässt sich die Situation mit derFrage »Wer war zuerst da? Das Huhn oder das Ei?« vergleichen.Der Hauptgrund, der Raucher davon abhält, auch nur zu versu-chen, mit dem Rauchen aufzuhören, ist Angst. Diese Angst ist echtund zeigt sich in vielen Formen: Die Angst, über eine unbestimmteZeit Qualen und Schrecken erleiden zu müssen, um Erfolg zu ha-ben. Die Angst, bis zum Erfolg nicht genug Willenskraft aufzu-bringen. Die Angst vor Misserfolg. Es ist schon Ironie, aber diegrößte Angst ist die Angst vor dem Erfolg – die Angst, dass für denRest des Lebens Mahlzeiten und gesellige Anlässe nie wieder so an-genehm sein werden wie zuvor. Schließlich haben Sie gesehen, wieFreunde all das durchmachten. Wer will schon diesen Leidensweggehen? Und da gibt es noch die Angst, wir könnten ohne eine Zi-garette nicht mehr vernünftig telefonieren oder unseren Stress meis-tern. Hinzu kommt die Angst, wir würden – falls es uns gelingt, er-folgreich zu sein – zu einem dieser winselnden Exraucher mutierenund den Rest unseres Lebens damit verbringen, uns darüber zu be-klagen, dass wir es nicht wagen, auch nur eine einzige Zigarette an-zuzünden.

Ich will Ihnen keineswegs weismachen, dass diese Ängste nichtexistieren. Sie sind ebenso echt wie mächtig. Falls Sie je mit eigenerWillenskraft versucht haben, das Rauchen »aufzugeben«, wie iches viele Male tat, werden Sie wissen, dass das Gefühl, das Rauchen»aufzugeben«, gar nicht so vorherrscht. Viel stärker in den Vorder-grund tritt das Empfinden, Sie müssten Ihre Lebensweise und vorallem einen die Lage meisternden Mechanismus – Ihre Stütze –»aufgeben«. An diesem Punkt wollen wir akzeptieren, dass eineoder mehrere dieser Ängste in Ihnen stecken. Wir akzeptieren auch,dass ein Versuch, mit dem Rauchen Schluss zu machen, echten Mut

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Allen Carr

Endlich Nichtraucher - für FrauenDer einfache Weg, mit dem Rauchen Schluss zu machen

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Taschenbuch, Broschur, 272 Seiten, 12,5 x 18,3 cmISBN: 978-3-442-16542-1

Mosaik bei Goldmann

Erscheinungstermin: Juli 2003

Hektik im Job, Stress zu Hause, Langeweile oder Geselligkeit - es gibt viele Gründe, warumimmer mehr Frauen zur Zigarette greifen. Mit Allen Carrs weltweit bekannter Methodehaben es schon Tausende von Rauchern in wenigen Wochen und ohne übermenschlicheWillensanstrengung und heftige Entzugserscheinungen geschafft, endgültig mit dem Rauchenaufzuhören. In seinem neuen Buch geht Carr auf die Motive, Fragen und Probleme speziellweiblicher Raucher ein und zeigt ihnen den Weg aus der Nikotinsucht.