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Zeitschrift der Universität für Bodenkultur Wien ISSN 2078-4066 (Print), ISSN 2078-4074 (Online) Nr. 1 / April 2011 BOKU INSIGHT Fertigstellung des UFT in Tulln Niedrigenergiehaus mit innovativem Design Ein Lokalaugenschein Forschung BOKU-VIBT Imaging Center Das Europäische Forstinstitut Lehre Interaktive Studienreise Umwelt- und Bioressourcenmanagement

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Zeitschrift der Universität für Bodenkultur WienISSN 2078-4066 (Print), ISSN 2078-4074 (Online)

Nr. 1 / April 2011

BOKU INSIGHT

Fertigstellung des UFT in TullnNiedrigenergiehaus mit innovativem DesignEin Lokalaugenschein

ForschungBOKU-VIBT Imaging CenterDas Europäische Forstinstitut

LehreInteraktive StudienreiseUmwelt- und Bioressourcenmanagement

BOKU INSIGHT 1/20112

Inhalt ImpressumMedieninhaberin und Herausgeberin:

Universität für Bodenkultur Wien

Gregor-Mendel-Straße 33, 1180 Wien

Redaktion:

DI Hannelore Schopfhauser (Chefredakteurin)

Hermine Roth (Forschungsredakteurin)

Mag. Anita Knabl-Plöckinger MAS (Redakteurin)

Anna Schwarzbauer (Redakteurin)

Dr. Ingeborg Sperl (Redakteurin)

[email protected], www.boku.ac.at/insight.html

Auflage: 6.000

Letzte Ausgabe

Blattlinie:

BOKU INSIGHT versteht sich als Informationsmedium für

Angehörige, Freunde und Freundinnen der Universität für

Bodenkultur Wien und soll die interne und externe Kommu-

nikation fördern.

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung der

Autorin oder des Autors wieder und müssen mit der Auffas-

sung der Redaktion nicht übereinstimmen. Redaktionelle

Bearbeitung und Kürzung von Beiträgen aus Platzgründen

vorbehalten.

Forschungsbeiträge senden Sie bitte an den Forschungs-

service der BOKU, [email protected],

alle anderen Beiträge an [email protected].

Layout:

Instant, Design GmbH, www.instant.at

Druck:

AV+Astoria, www.av-astoria.at

Coverfoto:

Gefärbte HeLa-Zellen unter dem Mikroskop (Zellkern: cyan,

Mitochondrien: magenta, Mikrotubuli: grün, Actinfasern:

rot); Foto: BOKU-VIBT Imaging Center

2 Inhalt, Impressum

3 Editorial

Thema 4 Licht, Farbe und Kommunikation

7 Zwischen Geschichte und Innovation

Menschen 10 Juristische Unterstützung für BOKU-ForscherInnen

11 Neue Gefahren für unsere Wälder

Forschung 12 Die budgetäre Ausgestaltung als „Stresstest“

12 Forschung FAQ

13 Beyond CoReTech

13 Europa-Tagung 2010

14 Pilz für den Pflanzenschutz

15 BOKU-VIBT Imaging Center

16 Modular Antibody Engineering

17 Lebensmittelanalytik

18 Das Europäische Forstinstitut

19 News aus dem Forschungsservice

Lehre 20 Nach vorne schauen

21 Interaktive Studienreise

22 Projekte mit Studierenden

23 Sichtbare Qualität in der Hochschullehre

24 Wie ein Universitätslehrgang entsteht

26 BOKU-Studien

Entwicklung 28 Kostbare Ressource oder Armutsfalle

29 R4D Update

International 30 Kein Profit, nur Risiko – ein Expertengespräch

Diversity 32 Erfolgreiches Pilotprojekt BOKUfirst

Die BOKU von außen 33 HALLO IRRGAST

BOKU Intern 34 Forschung in Kürze

35 Die letzte Seite

BOKU INSIGHT 1/2011 3

Editorial

Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde und Freundinnen der BOKU!

Die Universität für Bodenkultur Wien ist bekanntlich die einzige Universität Österreichs, die sich umfassend

mit den wesentlichen Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen befasst. Sie ist als „Life Sciences Universi-

tät“ voller Dynamik und hat wegen ihrer großen Bedeutung für die Forschung und Lehre zurzeit im Vergleich

mit den übrigen österreichischen Universitäten auch die höchsten Zuwachsraten bei den Studierenden.

Entsprechend dieser Attraktivität sind die Kontroll- und Steuerungsaufgaben sowie die Aufsichtsfunktionen

des Universitätsrates der BOKU mit besonderer Verantwortung verbunden, um seiner Mittlerrolle zwischen

Staat, Gesellschaft und Universität möglichst effizient gerecht zu werden bzw. beizutragen, dass die strategi-

sche Ausrichtung und Entwicklung der Universität für Bodenkultur auch künftig den hohen Ansprüchen eines

modernen, zukunftsorientierten Lehr- und Forschungsbetriebes entspricht.

Daher pflegen die Mitglieder des Universitätsrates der BOKU in ihrem Selbstverständnis eine rege Koope-

ration und einen intensiven Erfahrungsaustausch mit dem Rektorat und dem Senat, den beiden Betriebsrats-

vorsitzenden, der Vorsitzenden des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen und natürlich auch mit der

ÖH BOKU und bei Bedarf auch mit den Leiterinnen und Leitern wissenschaftlicher und sonstiger Einrichtun-

gen, um möglichst transparente und einhellige Beschlüsse zum Wohle der Universität herbeizuführen.

In diesem Zusammenhang seien nur die Zielvereinbarungen erwähnt, die für das laufende Jahr vom Unirat

mit dem Rektorat ausgearbeitet werden konnten, um die positive Weiterentwicklung der BOKU sicherzustel-

len. Sie sind vom Bemühen getragen, die Rahmenbedingungen trotz des Sparzwanges so zu gestalten, dass

auch künftig die BOKU ihrem hervorragenden internationalen Ruf bei der Lösung aktueller Zukunftsthemen

zum Wohle der Menschen gerecht werden kann.

Mit großem Stolz kann diesbezüglich unsere Universität auf die beiden Promotionen unter den Auspizien

des Herrn Bundespräsidenten am 30. März 2011 aus dem Bereich der Lebensmittel- und Biotechnologie ver-

weisen, die wesentliche Impulse in der Impfstoffentwicklung gegen bakterielle Erkrankungen durch Strepto-

kokken bzw. für die mathematische Modellierung biologischer Prozesse liefern. Diese beiden Doktorarbeiten

wurden überdies vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung als beste Dissertationen des Jah-

res 2010 gekürt. Sie zeigen neben der hohen Wissenschaftlichkeit auch die gute Vernetzung der Forscherin-

nen und Forscher der BOKU mit der Wirtschaft und bestätigen, dass die Begeisterung und die Freude an der

Arbeit bei unseren Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern ungebrochen sind.

Auch die vorliegende Ausgabe von BOKU INSIGHT mit aktuellen Hintergrundinformationen über Men-

schen an der BOKU und deren vielfältige Aktivitäten unterstreicht, dass die Motivation der BOKU-Angehöri-

gen auch in der gegenwärtig schwierigen Situation nach wie vor hoch ist, zu bemerkenswerten Ergebnissen

in Lehre und Forschung führt und das Zusammenwirken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der BOKU

von großem Engagement getragen ist.

Und für dieses Engagement ist der Universitätsrat besonders dankbar.

Em. Univ.Prof. DI Dr. Werner Biffl, Vorsitzender des Universitätsrates

BOKU INSIGHT 1/20114

Thema

Was lange währt, wird endlich gut – und bald auch fertig: Das neue Universitäts- und Forschungszentrum (UFT) in Tulln, das im Sep-tember offiziell eröffnet werden wird, hat Gestalt angenommen.

Vorläufig ist das hektargroße Areal vor dem im-

ponierend ausladenden Gebäude noch eine Mond-

landschaft, durchwühlt von Baggern und Lastautos.

Schlamm, abgedeckte Gruben, Baucontainer be-

stimmen das Bild. „Hier soll eine Art Parklandschaft

entstehen“, berichtet Peter Tersch. Er ist der General-

planer des UFT. Als Mitglied des Büros Podsdensek

ZT Wien, das sich in Zusammenarbeit mit anderen

Firmen auf Laborbau spezialisiert hat, ist er die prä-

Text und Fotos: Ingeborg Sperl

Licht, Farbe und Kommunikation Universitäts- und Forschungszentrum Tulln (UFT)

zise Planung von technisch anspruchsvollen Bauten

gewohnt. Die geplante Parklandschaft wird übrigens

nicht mit exotischen Gehölzen bestückt werden, son-

dern mit einheimischen Obstbäumen und als boule-

vardesker Raum der gesamten Bevölkerung geöffnet

sein. Die Obstbäume sind auch ein Verweis auf die

Forschungen im Obst- und Weinbau, die im neu-

en UFT stattfinden werden. Die Autos werden zum

Großteil hinter das Gebäude verbannt.

Die Holz- und Glaskonstruktion... ... erreicht die Werte eines guten Niedrigenergiegebäudes.

Das Universitäts- und Forschungszentrum Tulln kurz vor der Fertigstellung: eine Mondlandschaft, durchwühlt von Lastautos und Baggern.

Kontakt:DI Regina Plail

Wissenschaftliche Projektleitung

UFT

Büro:

c/o Institut für Bodenforschung

Peter-Jordan-Straße 82

1190 Wien

+43 1 47654-3111

[email protected]

BOKU INSIGHT 1/2011 5

Viel Glas und Holz Im großen Eingangsbereich scheint die massiv in

den Raum herunterkragende Brücke den Energief-

luss etwas zu hemmen – aber gleich dahinter tut sich

ein die Stockwerke durchbrechender, großer Raum

auf. Sein Charakteristikum sind die in den freien

Raum eingehängten, gleichsam schwebenden „Be-

sprechungsinseln“ aus Holz. An ihnen führen offene

Gänge vorbei. Diese Plattformen mit ihren niedrigen,

aber massiven Geländern laden auch jetzt schon

zum Verweilen ein, obwohl sie noch unmöbliert sind.

Da wird es nicht schwierig sein, sich zu informellen

Gesprächen zusammenzufinden, welche in ihrer Ver-

kürzung des Informationsflusses bekanntermaßen

viel Zeit ersparen können. Psychologisch wichtig ist

das durch die riesigen Glaswände von überall herein-

strömende Tageslicht. Wenn es zu grell wird, dämp-

fen automatisch gesteuerte Lochblech-Jalousien

den Lichteinfall. Und die Reinigung, die bei großen

Glasflächen immer wieder ein Thema ist, wurde hier

auch durch die Haustechnik gelöst. Wenn die Schei-

ben schmutzig sind, werden sie automatisch mit ei-

nem Reinigungsmittel eingesprüht und ein riesiger

„Scheibenwischer“ erledigt den Rest. Es musste, so

Tersch, „ein Kompromiss zwischen einer guten Be-

leuchtung durch Tageslicht und den Mehrkosten, die

durch große Glaswände entstehen, gefunden wer-

den und auch der Brandschutz ist eine bestimmende

Komponente.“

Cafeteria am Weg Was in der Eingangshalle noch auffällt, ist die

großzügige Holztreppe in die Obergeschosse, die

sich als eigene Skulptur emporwindet. Fast ein Gag

sind die Säulen im Eingangsbereich: Grau meliert,

glänzen sie so, dass man erst einmal den Eindruck

hat, es könnte sich um teuren Granit handeln. In

Wirklichkeit ist es simpler Beton, der in so sorgfäl-

tig gearbeitete Schalungen gegossen wurde, dass

die Oberfläche wie poliert glänzt. In der großen Halle

ist eine Cafeteria so eingeplant, dass sie „am Weg“

aber nicht „im Weg“ liegt. Sie verfügt über eine pro-

fessionell eingerichtete Küche und entsprechende

Lagerräume. Hier wird ganz gewiss nicht nur Kaffee

ausgeschenkt werden. Eine gut funktionierende Ver-

sorgungseinheit ist bei den rund 450 Beschäftigten

im Vollbetrieb unumgänglich.

An Farben orientieren Die Orientierung wird durch Farbcodes unter-

stützt. Rechts vom Eingang erstreckt sich das „Ter-

ritorium“ der BOKU. Frühlingsgrasgrüne Wände und

Türen, ein roter Terrakottaton für den Fußboden, so

weiß man gleich, wo man sich befindet; im gegen-

überliegenden Flügel für das AIT ist der Farbcode ge-

nau umgekehrt. Für die künstlerische Ausgestaltung

läuft gerade der Wettbewerb.

Der große Seminarraum im Erdgeschoß erinnert

ein wenig an einen gut durchforsteten Wald. Ne-

ben den tragenden geraden Säulen sind hier auch

die Säulenelemente integriert, die die Versorgungs-

schächte in den oberen Stockwerken stützen, erklärt

Tersch. Diese Säulen sind aber V-förmig im Boden

verankert, sodass der große Raum – wieder mit frei-

em Blick nach außen – rhythmisch belebt wirkt.

Büromöbel werden mit Tempo durch die Baustelle

gekarrt, und auf diese Weise schon jetzt einem Här-

tetest unterzogen. Apropos Büromöbel: In den Räu-

men, die jetzt gerade eingerichtet werden, kann man

sehen, dass die Vorderfront der Möbel eine Holz-

optik hat und zusammen mit der grasgrünen Rück-

wand der Regale wesentlich reizvoller wirkt als die

Thema

Die hochglänzenden Säulen sind aus simplem Beton – in ungewöhnlicher Verarbeitung.

Scheinbar frei im Raum schwebende Kommunikationsinseln aus Holz laden schon jetzt zum Verweilen ein – hier wird der informelle Informationsaustausch ganz natürlich stattfinden.

Photovoltaikanlage mit 900 m2 – eine der größten Österreichs Grasgrün für die Wände, ziegelrot für den Boden im BOKU-Bereich Offene Gänge verbinden die Besprechungsinseln

BOKU INSIGHT 1/20116

Thema

grauenvolle Eintönigkeit, mit der man üblicherweise

terrorisiert wird.

Das UFT ist ein Zweckbau, der symmetrisch ge-

gliedert, in der Draufsicht ein großes H bildet. Die

Gänge haben ein einfaches Schema: auf der eine

Seite Labors, auf der anderen die Büros, dazwischen

die Versorgungsschächte. In den meisten Labors

bleiben die Installationen an der Decke sichtbar, nur

in den Reinraumlabors werden sie verkleidet. Aber

auch hier wurde an Kommunikation gedacht. In klei-

nen Atrien, die ihr Licht von oben erhalten, gibt es

Kaffeeküchen mit Besprechungsecken.

Haustechnik am Dach und im Keller Derzeit gleicht der Gang durch die Stockwerke

noch einem Hindernislauf. Die Bauarbeiter unter-

halten sich in allen denkbaren östlichen Sprachen;

es herrscht ein strukturiertes Chaos, nur für Tersch

durchschaubar, der sich „mindestens ein Mal, manch-

mal aber auch drei Mal pro Woche nach Tulln“ begibt.

Im Dachgeschoss sind die Be- und Entlüftungsanla-

gen positioniert, ein Ambiente, das Assoziationen an

Science-Fiction-Filme hervorruft. Ganz zu schweigen

vom Anblick der Photovoltaikanlage auf den Dach-

schrägen der Gebäudeflügel. Sie ist mit über 900m2

eine der größten Anlagen dieser Art in Österreich.

Nicht weniger beeindruckend ist der Anblick im

Keller: Hier geht es um Heizen und Kühlen. Der hohe

Grundwasserspiegel in Tulln ermöglicht es, Was-

ser sowohl für die Fußbodenheizung als auch für

die Klimatisierung im Sommer zu nützen. Tersch ist

zum Glück für die künftigen Benützer kein Anhänger

von Klimaanlagen. Es gibt zwar eine automatisierte

Haustechnik, „aber in gewissen Grenzen können die

einzelnen Nutzer selbst individuelle Einstellungen

vornehmen“. Wie viele Kilometer Rohre, Kabel und

Leitungen verlegt wurden, kann nicht einmal Peter

Tersch abschätzen.

Die Außenhülle des UFT erscheint in einem küh-

len Dunkelgrau. Die durch Erker strukturierte Fas-

sade wird jedoch in einem schönen Kontrast mit

vorgelagerten schmalen Linien aus Lärchenholz auf-

gelockert, optisch „erwärmt“ und gegliedert. Man wird

sehen, wie sich dieses unbehandelte Holz im Laufe

der Jahre farblich verändern wird. Jetzt schimmert es

noch honigbraun.

An der Rückseite des Baus erfolgen alle Zuliefe-

rungen. Das Glashaus für die Pflanzen ist in seiner

äußeren Gestalt schon fertig, ebenso das anschlie-

ßende Groblabor. Daneben zeichnen sich die Fun-

damente für das Holztechnikum ab. Dahinter befindet

sich unverbautes Grünland, anschließend Felder, die

bereits jetzt von den PflanzenzüchterInnen genutzt

werden.

Es gab in der UFT-Baugeschichte Verzögerungen,

Umplanungen, Reduktionen, was, so Tersch „nicht im-

mer einfach zu bewältigen war“. Dass man jetzt trotz

allem im Zeitplan liegt und die 15.000 m2 rechtzeitig

bezogen werden können, ist auch das Verdienst der

BOKU-MitarbeiterInnen in der Projektleitung. Man

wird sie noch öfter vor den Vorhang bitten.

Errichtung und Betrieb gefördert vom Land

Niederösterreich und vom Bund

ProjektverantwortungLIG: Projektauftraggeber/Bauträger

NÖLR: Trägerin politischer Verantwortung für

wirtschaftliche Aktivitäten im Land

ProjektpartnerInnenLand NÖ vertreten durch LAD3

Universität für Bodenkultur Wien (BOKU)

Austrian Institute of Technology (AIT)

Stadtgemeinde Tulln

Entwurf und GeneralplanungArchitekt Podsedensek ZT GmbH, Wien

Baukosten & ZeitschieneLandtagsbeschluss vom 24. Mai 2007:

Land NÖ investiert rund 45 Mio. Euro in das

Bauprojekt Universitäres Forschungszentrum Tull

Unterzeichnung des Rahmenvertrages am 25.4.2007.

Zusage des Landes NÖ, zusätzlich 3,5 Mio. Euro in

Energieeffizienz-Maßnahmen zu investieren.

Das Rektorat der BOKU unterzeichnet am 6.5.2008

das Angebot auf Abschluss eines Mietvertrages.

Gebäudefläche: 15.000m2

Kooperation: BOKU, AIT, IFA, FH Wiener Neustadt,

Kompetenzzentrum Holz GmbH (Wood +),

Technopol Tulln

Energieeffizienzpaket, beschlossen durch die

NÖ Landesregierung erspart den Durchschnitts-

stromverbrauch von 590 Haushalten u.a. durch

thermische Versorgung, Fernwärme aus Biomasse,

effiziente Wärmepumpentechnik, Photovoltaikanlage

mit 955 m2.

Das UFT erreicht damit die Werte eines sehr guten

Niedrigenergiegebäudes.

Universitäts- und Forschungszentrum Tulln (UFT)

BOKU INSIGHT 1/2011 7

Thema

Die BOKU-Forschung trägt seit rund 140 Jahren zum Bestand des Lebensraums, Wirtschaftsfaktors und Kulturguts Wald bei.

Die Erhaltung der Wälder ist ebenso wichtig wie die Nutzung von Holz als erneuerbare Ressource.

Text: Anna Schwarzbauer

Fotos: Weinfurter

Wald spielt seit jeher eine bedeutende Rolle in

unserer Gesellschaft: Er ist Lebensraum von zwei

Dritteln aller Arten weltweit. Forschungsergebnisse

belegen, dass durch die Abholzung von tropischen

Regenwäldern täglich 100 Arten verloren gehen und

somit die biologische Vielfalt dramatisch abnimmt.

Die Weltbank schätzt, dass Wald Lebensgrundlage

für von rund 1,6 Milliarden Menschen ist. Wald als

Lebensraum sowie Kulturgut gilt es weltweit zu erhal-

ten. Dies nahmen die Vereinten Nationen (UN) zum

Anlass, das Jahr 2011 zum Internationalen Jahr des

Waldes zu erklären. Bewusstsein und Wissen um die

Erhaltung aller Arten von Wäldern zu fördern, ist Ziel

dieses Themenjahres. Die internationalen Aktivitäten

werden vom Waldforum der UN gemeinsam mit der

Landwirtschaftsorganisation der UN koordiniert und

durch nationale Aktivitäten ergänzt. Nationale Akti-

vitäten in Österreich stehen unter der Schirmschaft

des Lebensministeriums.

Vor dem Hintergrund möglicher Klimaveränderun-

gen, der Zunahme an extremen Naturereignissen so-

wie die Verknappung nicht erneuerbarer Ressourcen

gewinnt der Wald als CO2-Senke, Schutz vor Natur-

gefahren und erneuerbare Ressourcen an Bedeu-

tung. Im Übrigen zählt Wald zu den wichtigsten Iden-

tifikationsmerkmalen der österreichischen Kultur und

die Wirtschaftsleistung der Prozesskette Forst-Holz

ist nach dem Tourismus der zweitgrößte Aktivposten

in der österreichischen Leistungsbilanz. In Österreich

war und ist Wald von erheblicher wirtschaftlicher, so-

zialer und ökologischer Bedeutung. Als 1867 im Zuge

des Ausgleichs die einzige deutschsprachige Höhere

Landwirtschaftliche Lehranstalt in Ungarn verblieb,

war die Etablierung einer österreichischen land- und

forstwirtschaftlichen Bildungsstätte unentbehrlich.

Folglich wurde 1872 die damalige Hochschule für Bo-

denkultur gegründet. Die Bedeutung und die Nutzung

von Wald und Holz sind stets im Wandel – auch die

knapp 140-jährige Forschungsgeschichte der BOKU

rund um Wald, Forst und Holz ist facettenreich.

Simulationen zur Waldentwicklung Das Institut für Waldbau ist eines der ältesten In-

stitute der BOKU. Es wurde 1875 als Institut für Pro-

duktionslehre gegründet. Der frühere Institutsname

spiegelt die Bedeutung der Holzproduktion zu Grün-

dungszeiten wider. Im Laufe der Zeit sind vielfältige

Nutzungen von Wald und damit Anforderungen an

die Beschaffenheit der Wälder hinzugekommen. Die-

se müssen in waldbaulichen Bewirtschaftungskon-

zepten Berücksichtigung finden. Um dieser Heraus-

forderung gerecht zu werden, entwickelte das Institut

für Waldbau vor rund zehn Jahren dynamische Wald-

ökosystemmodelle mit der Bezeichnung PICUS.

Die PICUS-Modellfamilie besteht mittlerweile aus

drei Versionen, die sich hinsichtlich des physiologi-

schen Detailgrades unterscheiden. Die dynamische

Simulation über einen langen Zeitraum hinweg er-

möglicht, geänderte Kohlenstoff-, Sauerstoff- und

Wasserkreisläufe abzubilden. Eine Abschätzung von

biotischen Störungseinflüssen wie Borkenkäferka-

lamitäten und die Quantifizierung der Steinschlag-

schutzwirkung unterschiedlich bewirtschafteter

Waldbestände sind ebenso möglich. Das Besonde-

re an PICUS ist, dass sich mit dem Modell Auswir-

kungen von Klimaveränderung auf Wachstum und

Walddynamik abschätzen lassen. Dadurch können

heute mehr denn je nachhaltige und wirtschaftlich

sinnvolle Empfehlungen für Waldbewirtschaftungs-

maßnahmen gegeben werden. Durch die Entwick-

lung dieser Modelle trug das Institut international zur

Entwicklung des Waldbaus von einer deskriptiven zu

einer experimentierenden sowie analytischen Natur-

wissenschaft bei.

Zwischen Geschichte und Innovation

Schnittholzwaggons

Wald und Holz an der BOKU

Foto: BMLFUW/Rita Newman

BOKU INSIGHT 1/20118

Agroforestry als neues Produktionssystem Die PICUS-Modellfamilie ist mittlerweile auch

am Institut für Waldökologie der ETH Zürich in Ver-

wendung. Am gleichnamigen BOKU-Institut trugen

BOKU-Forscher wie Franz Hartmann, Heinrich Rit-

ter Lorenz von Liburnau und Wilhelm Graf zu Lei-

ningen-Westerburg wesentlich zur Aufklärung des

Stoffhaushalts und der Walddynamik bei. Sie prägten

maßgeblich die heutige forstwirtschaftliche Standort-

lehre. In den letzten Jahren etablierte sich ein neues

Forschungsgebiet am Institut für Waldökologie: Agro-

forestry – damit wird ein Produktionssystem bezeich-

net, welches Elemente der Landwirtschaft mit Ele-

menten der Forstwirtschaft kombiniert. Denn gerade

in Entwicklungsländern stehen Landnutzungsformen

in Konkurrenz: Angesichts der Bevölkerungszunah-

me wird die Ernährungsbasis durch Waldrodung

und Ausdehnung der landwirtschaftlichen Anbauflä-

chen vergrößert. Gleichzeitig bedeutet der laufen-

de Schwund an Waldflächen eine Verknappung der

Ressource Holz. Georg Gratzer forscht derzeit an ei-

nem Projekt in Uganda. Dort sind Bananen-Heimgär-

ten eine wichtige Ernährungsbasis. Durch die Um-

widmung von Weideflächen in Anbauflächen wurde

die Bananenproduktion zunehmend marktorientiert.

Folgeerscheinungen sind die abnehmende Boden-

fruchtbarkeit und starker Nährstoffentzug. Projektziel

ist, Ernährungssicherheit, Einkommen und Ressour-

cenqualität durch die Etablierung von Bananen-

Agroforestry-Systemen zu verbessern. In Zusam-

menarbeit mit NROs und anderen Universitäten wird

auch hier versucht, einen Weg zu finden, der öko-

nomische, ökologische und soziale Anforderungen in

Einklang bringt.

Holz erfährt eine RenaissanceWährend Wald als Lebensraum, Lebensgrundlage

und Kulturgut eine relativ gleichbleibend bedeutende

Rolle in Österreich einnimmt, hat Holz als Baustoff in

der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend

an Bedeutung verloren. Seit Anfang der 90er Jahre

ist Holz als Bau- und Werkstoff wieder in Mode. Im

Rahmen eines COMET K- Projektes forscht man am

Institut für Holzforschung als Projektpartner an Holz-

konstruktionen für den Leichtbau. „Ziel ist, einen neu-

en Gebäudetyp zu entwickeln. Vor dem Hintergrund

der alternden Bevölkerung gewinnen Mehrgenerati-

onenhäuser, die – ähnlich einem Baukastensystem

– ergänzt und angepasst werden können, an Bedeu-

tung“, so Robert Stingl vom Institut für Holzforschung.

Das Baukastensystem soll auch die Wiederverwen-

dung oder zumindest eine energetische Nutzung des

Holzes im Falle eines Abrisses ermöglichen. Gene-

rell weisen Holzhäuser eine positive CO2-Bilanz auf.

Das Institut für Holzforschung entwickelt schon heute

Gebäudetypen der Zukunft, die einerseits Ansprüche

verschiedener Generationen miteinander verbinden

und andererseits den ökologischen Ansprüchen der

heutigen Zeit gerecht werden.

Moderne Materialien aus HolzHolz erfährt nicht nur als Baustoff eine Renais-

sance, sondern dringt auch in bis vor kurzem noch

holzfremde Anwendungsbereiche ein – vorwiegend

mit dem Ziel, nicht nachwachsende Ressourcen

durch Holz zu ersetzen. So entwickelte das Institut

für Naturstofftechnik einen Holz-Verbundstoff mit der

Bezeichnung Fasal. Fasal ist ein Granulat mit einem

Holzanteil von ungefähr 50 Prozent. Die restlichen

Stoffe wie Harz sind ebenfalls natürlichen Ursprungs.

Da Fasal die Eigenschaft hat, auch bei extremer Hit-

ze seine Form beizubehalten, bietet sich der Einsatz

in der Automobilindustrie als nicht sichtbare Innen-

raumverkleidung an.

Aufgrund der Ressourcenverfügbarkeit bietet der

Verbundstoff angesichts steigender Kunststoffpreise

finanzielle Vorteile. Derzeit sind diese Granulate je-

doch noch nicht konkurrenzfähig – weitere Forschung

an der BOKU soll helfen, die Markteintrittsbarrieren

zu überwinden. Um diese Hürden zu identifizieren

und in Folge Empfehlungen für weitere Forschung

zu geben, führt das Institut für Marketing und Inno-

vation Marktstudien durch. Aktuell werden etwa die

Markteintrittsbarrieren der Stoffgruppe Polyphenole

in der Kosmetikindustrie identifiziert. Als Polyphenole

wird eine Stoffgruppe bezeichnet, die durch Extrakti-

on aus Pflanzen, vorwiegend Holz, gewonnen wird.

Ihnen wird eine gesundheitsfördernde Wirkung zuge-

schrieben. Eine Umfrage des Instituts zeigt, dass un-

ter anderem der ungünstige Farbton der Polypheno-

le die vermehrte Verwendung des nachwachsenden

Rohstoffs hemmt. Diese Ergebnisse bestimmen die

Richtung weiterer Forschung.

Ausstellungsreihe „Wald und Holz“Polyphenole sind keine neue Entdeckung – sie

wurden schon früh unter dem Namen Tannine oder

Gerbstoffe in der Lederproduktion verwendet. Dass

viel Wissen über handwerkliche Anfertigung von

Holzprodukten bereits verloren gegangen ist und

historische Holzverwendungen in Vergessenheit

geraten, ist kein Einzelfall: Funde 3.000 Jahre alter

Leuchtspäne aus dem prähistorischen Salzbergbau

in Hallstatt zeigen, dass diese bereits vor Erfindung

der Glühbirne als dauerhafte Lichtquelle fungierten.

Das Wissen darüber, wie ein solcher Span stunden-

lang brannte, ist jedoch verloren gegangen.

„Das internationale Jahr des Waldes 2011 stellt

eine hervorragende Möglichkeit dar, einerseits hist-

orische Holzverwendungen aufzuzeigen und deren

Verwendungsmöglichkeiten in der heutigen Zeit“, er-

klärt Michael Grabner vom Institut für Holzforschung.

„Andererseits bietet es Raum, um Wald und Holz in

Thema

Links:www.jahrdeswaldes.at

www.un.org/en/events/iyof2011/

www.wabo.boku.ac.at/waldbau.

html

Ausstellung„HOLZ – Hightech, BOKU,

Leben, Zukunft“

23. 5. bis 17. 6. 2011

Schwackhöferhaus, Aula

Peter-Jordan-Straße 82

1190 Wien

Agroforestry ist ein neues Produktionssystem, das Elemente der Land- mit jenen der Forstwirtschaft verbindet.

BOKU INSIGHT 1/2011 9

übersichtlicher Form einem breiten Publikum näher

zu bringen“, so Grabner weiter, der in Zusammenar-

beit mit dem Lebensministerium eine Veranstaltungs-

reihe „Wald und Holz – ein unschätzbarer Wert“ initi-

iert und leitet. Im Jahr 2011 gibt es in ganz Österreich

umfangreiche Möglichkeiten Ausstellungen, Museen

und Führungen zu diesen Themen zu besuchen. Un-

ter anderem findet von 23. 5. 2011 bis 17. 6. 2011 im

Schwackhöfer-Haus die Ausstellung „HOLZ – High-

tech, BOKU, Leben, Zukunft“ statt.

Die Wiederentdeckung historischer Holzverwen-

dungen, die Simulation von Waldökosystemen, die

Entwicklung von Häusern der Zukunft und die For-

schung an neuartigen Holzverbundstoffen sind nur

Auszüge aus der 140-jährigen Forschungsgeschich-

te der BOKU. Seit Bestehen der BOKU prägt diese

mit ihrer Forschung den Bestand des gesunden, wirt-

schaftlichen und nachhaltigen Waldes in Österreich.

Die Forschungsergebnisse der BOKU tragen dazu

Thema

Kontakt:

DI Dr. Michael Grabner

+43 1 47654-4268

[email protected]

Ing. Robert Stingl

+43 1 47654-4259

[email protected]

Beide:

Department für Wald- und

Bodenwissenschaften

Institut für Holzforschung

Peter-Jordan-Straße 82

1190 Wien

Ao.Univ.Prof. DI Dr.

Peter Schwarzbauer

Department für Wirtschafts- und

Sozialwissenschaften

Institut für Innovation und

Marketing

Feistmantelstraße 4

1180 Wien

+43 1 47654-4416

[email protected]

Leuchtspan

Kompetenzzentrum Holz GmbH

BOKU: www.boku.ac.at

Department für Materialwissenschaften und Prozesstechnik

Department für Chemie

Institut für Physik und Materialwissenschaft

Institut für Holzforschung

A. Teischinger / M.L. Zukal, 03/2011

AG „Chemie nach-wachsender Rohstoffe“

CD-Labor für moderne Cellulosechemie und -analytik

Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Institut für Marketing und Innovation

Institut für Produktionswirt-schaft und Logistik

Institut für Wald-, Umwelt und Ressourcenpolitik

Department für Bautechnick und Naturgefahren

Institut für konstruktiven Ingenieurbau

Department für Wald- und Bodenwissenschaften

Institut für Waldbau

Institut für Waldwachstum

Institut für Forsttechnik

Institut für Forstentomologie

Interuniversitäres Department für Agrarbiotechnologie, IFA Tulln, Institut für Naturstofftechnik

Plattform

BOKUHolz an der

Die Plattform Holz beschäftigt sich departmentübergreifend und in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft mit der vielseitigen Ressource „Holz“.

Moderne Verbundstoffe und -elemente aus Holz eröffnen neue Mög-lichkeiten in der Bauwirtschaft.

bei, dass herkömmliche Herstellungsmethoden sowie

Bauweisen revolutioniert werden und konventionelle

Stoffe durch nachhaltige, ressourcenschonende er-

setzt werden können. In dieser Zeit knapper finanzi-

eller Ressourcen für Forschung und Entwicklung das

Jahr des Waldes die Möglichkeit aufzeigt, wie wichtig

die Weiterentwicklung und Erhaltung unserer Wälder

und deren nachhaltige Bewirtschaftung ist, die durch

die Forschung an der BOKU ermöglicht und ständig

weiterentwickelt wird.

Nachhaltige Nutzungskette: Hackschnitzel als Energieträger

BOKU INSIGHT 1/201110

Gemeinsam mit Tanja Valenta berät sie BOKU-ForscherInnen bei juristischen Fragen rund um Forschungsprojekte. Der Schwerpunkt liegt auf Vertragsprüfung und Vertragsgestaltung von Drittmittel-verträgen.

„Was ich besonders mag, ist der direkte Kontakt zu

den ForscherInnen“, beginnt Anna-Franziska Mühl-

berger das Interview mit der Schilderung der ersten

Eindrücke ihrer Tätigkeit an der BOKU. Sie schätzt

das angenehme Klima an der Universität, ebenso wie

das wissenschaftliche Umfeld. Vor allem aber kann

sie an der BOKU ihrem Spezialgebiet nachgehen:

dem Immaterialgüterrecht.

Immaterialgüter- und Technologierecht Schon während ihres Jusstudiums in Wien intere-

ssierte sich die Niederösterreicherin für Immaterial-

güterrecht und Technologierecht, dabei vor allem für

Urheberrecht und Patentrecht. Ihre Entscheidung,

sich in diesen Bereichen zu spezialisieren, hat sie

bisher nicht bereut. Die ersten theoretischen Kennt-

nisse im Wirtschaftsrecht vertiefte sie noch während

des Studiums bei zwei renommierten Anwaltskanz-

leien; eine davon war im Immaterialgüterrecht tätig.

Nach dem Studienabschluss heuerte Sie für weitere

zwei Jahre bei einer auf Wirtschaftsrecht speziali-

sierten, international tätigen Rechtsanwaltskanzlei

in Wien an. Im Anschluss daran absolvierte sie das

Gerichtsjahr in Wien. Sowohl ihre Tätigkeit in der An-

waltskanzlei als auch bei Gericht bezeichnet Mühl-

berger als sehr wertvoll, vor allem was den Umgang

mit Menschen und die Lösung komplexer juristischer

Fragestellungen betrifft.

Vertragsprüfung und -gestaltung BOKU-ForscherInnen, die Verträge in Zusam-

menhang mit Forschungsprojekten erstellen oder

prüfen lassen möchten, sind bei Anna-Franziska

Mühlberger genau richtig. Gemeinsam mit ihrer Kol-

legin Tanja Valenta bietet sie Beratung und juristische

Prüfung insbesondere bei Konsortialverträgen, Ma-

terialtransfer- und Geheimhaltungsvereinbarungen,

Forschungsaufträgen oder auch Förderverträgen.

„Prinzipiell sind die ForscherInnen verpflichtet, alle

Drittelmittelverträge vor Unterfertigung an den For-

schungsservice zur Prüfung zu schicken, auch För-

derverträge“, weist Mühlberger auf die Richtlinie der

Universität für Bodenkultur Wien zu § 27 Universitäts-

gesetz 2002 hin. Betrachtet man die möglichen Kon-

sequenzen eines ungeprüften Vertrages im Detail,

zahlt sich ein Termin beim FoS auf jeden Fall aus:

„Ein Dauerbrenner ist das Thema Geheimhaltung“,

so die Juristin. „Die FirmenpartnerInnen möchten oft

eine immerwährende Geheimhaltung vereinbaren,

Angehörige der Universität müssen aber publizieren.

Wird dies im Vertrag nicht entsprechend vereinbart,

kann im schlimmsten Fall die BOKU schadenersatz-

pflichtig werden.“ In der Regel überprüfen die bei-

den Juristinnen, ob die Verträge im Einklang mit den

rechtlichen Standardbedingungen der BOKU stehen,

ob die gesetzlichen Rahmenbedingungen eingehal-

ten werden – und ob für die Universität bzw. die jewei-

lige Projektleitung ungünstige Regelungen enthalten

sind. Werden sie fündig, zeigen sie Alternativen auf

und unterstützen bei Vertragsverhandlungen.

Erfindungsberatung und Patentmonitoring Auch der Bereich Erfindungen und Patente gehört

zu ihrem Aufgabenbereich, müssen doch alle Diens-

terfindungen über den Forschungsservice abgewi-

ckelt werden. Gemeinsam mit Tanja Valenta bildet

die Juristin die Schnittstelle zu Patentanwält-Innen

und externen Verwertungsagenturen, macht das Mo-

nitoring von Patentanmeldungen der BOKU und un-

terstützt die ForscherInnen bei der Verwertung von

Patenten. Einen großen Informationsbedarf sieht

Mühlberger generell bei der Abgeltung von schutz-

rechtsfähigen Forschungsergebnissen: „Ergibt sich

bei einer Forschungskooperation z.B. eine patentfä-

hige Erfindung, und soll diese an den Firmenpartner

übertragen werden, muss nach dem EU-Beihilfen-

recht ein marktübliches Entgelt bezahlt werden. Pas-

siert dies nicht, liegt eine verbotene mittelbare staat-

liche Beihilfe vor. Der Vertrag könnte im schlimmsten

Fall für nichtig erklärt werden und müsste im Grunde

rückabgewickelt werden.“ Deshalb ist es wichtig, die-

ses Thema im Vorfeld zu diskutieren und eine ent-

sprechende Klausel in den Vertrag aufzunehmen.

Dass die juristische Beratungsleistung des FoS gut

angenommen wird, zeigt die Verdoppelung der Zahl

an Vertragsprüfungen seit dem Jahre 2008.

Text: Anita Knabl-Plöckinger

Menschen

Mag. Anna-Franziska Mühlbergerunterstützt seit Juli 2010 BOKU-ForscherIn-nen bei der VertragsabwicklungFoto: R. Ressmann/BOKU

Kontakt:Mag. Anna-Franziska

Mühlberger

Forschungsservice

Gregor-Mendel-Straße 33

1180 Wien

+43 1 47654-1304

[email protected]

Juristische Unterstützung fürBOKU-ForscherInnen

„Die Kombination aus Immaterialgü-terrecht und For-schung ist für mich extrem spannend.“

Anna-Franziska Mühlberger im Gespräch

BOKU INSIGHT 1/2011 11

Menschen

Neue Gefahren für unsere Wälder Thomas Kirisits im Gespräch

Nach den Ulmen, Edelkastanien und Erlen ist nun die Esche durch eine neuartige Pilzkrankheit bedroht. Thomas Kirisits und seine MitarbeiterInnen sowie DiplomandInnen forschen intensiv an die-sem neuen Forstschutzproblem.

Hymenoscyphus pseudoalbidus

Die Esche galt bis vor kurzem als stabile, be-

triebssichere Baumart, die für eine naturnahe Wald-

bewirtschaftung und als Alternative zu Nadelbäumen

großes Interesse hervorrief. Mittlerweile ist die Sorge

um diese Baumart in den Vordergrund gerückt: Das

Eschentriebsterben könnte die Zukunft der Esche in

Frage stellen. Jüngere Bäume sterben häufig ab, äl-

tere Eschen werden geschwächt und können dann

leichter anderen Schadfaktoren zum Opfer fallen.

Das Eschentriebsterben wurde erstmals 1992 in Po-

len beobachtet und hat sich seither auf 24 europäi-

sche Länder ausgebreitet. Vor kurzem wurde geklärt,

dass es sich um eine neue Infektionskrankheit han-

delt, die von einem kleinen Schlauchpilz, dem Fal-

schen Weißen Stengelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus), hervorgerufen wird.

Eingeschleppter Krankheitserreger Thomas Kirisits, Forstpathologe am Institut für

Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz,

forscht seit 2007 an der Verbreitung und den Ursa-

chen des Eschentriebsterbens in Österreich. Die

Krankheit tritt seit 2005 in Österreich auf und ist mitt-

lerweile nahezu flächendeckend verbreitet.

„Vermutlich handelt es sich beim Erreger um ei-

nen Pilz, der nach Europa eingeschleppt wurde und

gegen den die Eschen keine Abwehrmechanismen

entwickeln konnten“, erklärt Kirisits. „Die Einschlep-

pung gebietsfremder Krankheitserreger ist eine wich-

tige Komponente des globalen Wandels – neue,

überraschend auftretende Baumkrankheiten sind

die Folge.“ Besorgniserregend ist, dass solche Ein-

schleppungen kaum vorhergesagt werden können.

„Hymenoscyphus pseudoalbidus wurde erst vor kur-

zem als neue Pilzart beschrieben und war vor dem

Auftreten des Eschentriebsterbens nicht bekannt“,

erläutert Kirisits.

Wenn neue Forstschutzprobleme im Wald auftre-

ten, ist die Frustration in der Praxis groß. „Leider sind

die Möglichkeiten wirksamer Maßnahmen gegen

Baumkrankheiten, die von nicht heimischen oder neu

entstandenen Erregern hervorgerufen werden, sehr

eingeschränkt“, räumt Kirisits ein. „Es besteht aber

die Hoffnung, dass es resistente Eschen gibt. Dieser

Möglichkeit wird derzeit im Rahmen einer Masterar-

beit nachgegangen“, zeigt sich Kirisits optimistisch.

Die thematische Einbindung von Masterarbeiten

in aktuelle Forschungsvorhaben ist Kirisits ebenso

wichtig wie Studierende bereits im Bachelorstudium

für sein Fachgebiet zu interessieren und mitunter in

Forschungsarbeiten einzubeziehen. „ForstwirtInnen

sollten ein profundes Wissen im Bereich Forstpatho-

logie und Forstschutz besitzen. Denn – um Professor

Edwin Donaubauer zu zitieren – Forstschutz ist die in

schwarz gekleidete Schwester des Waldbaus“, so Kiri-

sits. Das bringt zum Ausdruck, dass die Ziele und Stra-

tegien der Waldbewirtschaftung durch forstpathologi-

sche Probleme völlig in Frage gestellt werden können.

25 Jahre an der BOKU Thomas Kirisits ist mehr als sein halbes Leben mit

der BOKU verbunden – zuerst als Student, später als

Tutor sowie studentischer Mitarbeiter, Projekt- und

Universitätsassistent und jetzt als Privatdozent. Seit

rund zehn Jahren ist er in die universitäre Lehre ein-

gebunden. „Ich gehöre zu den Glücklichen, die Lei-

denschaft und Beruf miteinander verbinden können“,

freut sich Kirisits. Dass ein gebürtiger Wiener sich für

Forstwirtschaft interessiert, ist eher selten. „Als Kind

verbrachte ich oft viele Stunden alleine im 0,5 Hektar

großen Wald meines Vaters im Burgenland. Vermut-

lich habe ich aus einer romantischen Naturvorstel-

lung heraus Forstwirtschaft studiert“, erzählt Kirisits.

Trotz der immer unsicherer werdenden Zukunft für

WissenschaftlerInnen war die universitäre Laufbahn

der richtige Weg für ihn: „Ich forsche nicht wegen des

Geldes. Ich bin von der Leidenschaft getrieben – die

endet auch nicht um 16 Uhr.“

Text: Anna Schwarzbauer

Fotos: Kirisits/BOKU

„Forstschutz ist die in schwarz gekleidete Schwester des Waldbaus.“ Edwin Donaubauer

Ein unscheinbarer Pilz bedroht den Eschen-bestand, indem er die Triebe der Bäume absterben lässt.

Kontakt: DI Dr. Thomas Kirisits

Department für Wald- und

Bodenwissenschaften

Institut für Forstentomologie,

Forstpathologie und Forstschutz

Billrothstraße 53/1/4

1190 Wien

+43 1 3682433

[email protected]

BOKU INSIGHT 1/201112

Forschung

Die budgetäre Ausgestaltung als „Stresstest“ FTI-Strategie der Bundesregierung

O.Univ.Prof. Dr. Josef GlößlVizerektor für Forschung und Internationale Forschungskooperation

Forschung FAQForschungsinformationssystem (FIS)

Kontakt:Mag. Elke Hanser

Forschungsservice

Gregor-Mendel-Straße 33

1180 Wien

+43 1 47654-1303

[email protected]

Adresse & Links:FIS-Team [email protected]

Forschungsinformationssystem

(FIS) https://forschung.boku.ac.at/

fis/suchen.startseite

Facility Management-System der

BOKU www.boku.ac.at/zid-

pro-telefone-2010.html

EDV-Verantwortliche

www.boku.ac.at/zid-mu-liste.html

BOKUonline-Visitenkarte www.

boku.ac.at/zid-boo-mail-man.html

Telefondurchwahl www.boku.

ac.at/zid-boo-tel-verwaltung.html

DI Horst Mayr Mag. Elke Hanser

Fotos: R. Ressmann/ BOKU

- Die Telefondurchwahlen kommen aus dem Faci-

lity-Management-System der BOKU und werden

automatisiert ins BOKUonline importiert. Das FIS

bezieht dann tagesaktuell diese Daten von BOKU-

online. Wollen Sie eine Korrektur der Telefondurch-

wahl vornehmen, ist ihr Sekretariat oder ihr(e) EDV-

Verantwortliche(r) die richtige Anlaufstelle.

- Die E-Mail-Adressen werden ebenfalls von BOKU-

online bezogen (sie entsprechen der Haupt-E-Mail-

Adresse, die auch auf der BOKUonline-Visitenkarte

aufscheint). Diese Änderungen können Sie selbst

vornehmen oder Unterstützung von ihrer/m EDV-Ver-

antwortlichen holen.

Wie kann ich ein Foto zu meiner Person im FIS zur Anzeige bringen?Loggen Sie sich in BOKUonline ein und klicken Sie

auf „Bearbeitung“ (rechts oben). Dort können Sie

Informationen zu Ihrer Person erfassen und ändern

bzw. eben auch ein Visitenkartenbild hochladen. Die-

ses wird ab dem darauffolgenden Tag im FIS ange-

zeigt.

Kann ich fehlende oder fehlerhafte Einträge zu meiner Person wie den akademischen Titel, die E-Mail-Adresse oder meine Telefondurchwahl im FIS direkt ändern?

Nein, da Personenstammdaten, aber auch E-Mail-

und Telefonangaben aus vorgelagerten Datensys-

temen (BOKUonline, SAP-HR) in das FIS importiert

werden und die Daten im Ursprungssystem korrigiert

werden müssen.

Im Herbst 2009 wurde die Schnittstelle für Personen-

stammdaten im Forschungsportal FIS dahingehend

geändert, dass Angaben zur Person (aber auch Ver-

tragsinformationen) ausschließlich aus dem Quell-

system SAP-HR stammen. Diese Daten werden

automatisiert ins BOKUonline importiert und dann

tagesaktuell ins FIS transferiert.

- Bei Änderungswünschen zum akademischen Titel

wenden Sie sich bitte unter Vorlage eines entspre-

chenden Nachweises an die Personalabteilung, da

die diesbezüglichen Daten im Forschungsportal FIS

von SAP-HR stammen.

Anfang März ist nun die lange und mit Spannung

erwartete „Strategie der Bundesregierung für For-

schung, Technologie und Innovation“ (FTI-Strategie)

erschienen. Als Leitmotiv hat sich die Bundesregie-

rung vorgenommen, Österreich von der Gruppe der Innovation Follower in die Gruppe der Innovation Lea-der, also der innovativsten Länder der EU, zu führen.

Im Strategiepapier wird ein Bündel an Maßnahmen

skizziert, welches das Erreichen dieses ehrgeizigen

Zieles bis 2020 gewährleisten soll. Die Festlegung

des Finanzrahmens für die kommenden vier Jahre

wird nun der erste Offenbarungseid der Bundesregie-

rung für die Umsetzung der FTI-Strategie sein.

Es ist unbestritten, dass Grundlagenforschung die

wichtigste Quelle von Innovation und damit für die

langfristige wirtschaftliche Entwicklung eines Landes

ist. In Österreich sind die Universitäten die Hauptakt-

eurinnen in der Grundlagenforschung und sie bilden

zugleich den wissenschaftlichen Nachwuchs durch

forschungsgeleitete Lehre aus. Daher kommt für die

Erreichung der Ziele der FTI-Strategie einer ausrei-

chenden Universitätsfinanzierung sowie auch einem

ausgewogenen Mix der Finanzierungsinstrumente

für das gesamte Innovationssystem entscheidende

Bedeutung zu.

Im angekündigten „österreichischen Modell“ für

eine geteilte Universitätsfinanzierung nach Lehre und

Forschung wird es im Sinne einer forschungsgeleite-

ten Lehre essentiell sein, bei den studienbezogenen

Mitteln jeweils angemessene Anteile zusätzlich für

die Forschung einzurechnen.

Sehr zu begrüßen ist die Wiedereinführung von

20 % Overheads für FWF-Einzelprojekte, um einen

ersten Schritt in Richtung Vollkostenfinanzierung von

FWF-Projekten zu setzen; dass Overheadmittel ins-

besondere auch für Schwerpunktprojekte notwendig

wären, liegt auf der Hand.

Es ist erfreulich, dass auch im vorliegenden Heft

wieder BOKU-ForscherInnen präsentiert werden

können, die sowohl in der Grundlagenforschung wie

auch in den nachfolgenden Schritten des Innovati-

onssystems höchst erfolgreich sind.

BOKU INSIGHT 1/2011 13

Beyond CoReTech Cross-border Co-operation in Research and Technology Transfer

Support Services

Universitäten spielen eine Schlüsselrolle im In-

novationsprozess und dem Transfer von Wissen und

Technologie hin zur Anwendung. Viele Studien zei-

gen, dass die Qualität der Forschung und eine funk-

tionierende Zusammenarbeit zwischen Forschungs-

einrichtungen und Unternehmen für die erfolgreiche

Anwendung und Umsetzung von neuem Wissen

und Technologien in der Entwicklung in Richtung

einer wettbewerbsfähigen, regionalen „Knowledge

Based Economy“ ausschlaggebend sind.

Vor diesem Hintergrund initiierten der BOKU-

Forschungsservice und das TechTransfer Office der

Masaryk Universität Brno, das Projekt CoReTech,

gefördert aus Mitteln der „ETZ Österreich-Tsche-

chische Republik“. Ein Projektziel war die kritische

Analyse der angebotenen Serviceleistungen in den

Bereichen Projektsupport und Technologietransfer

sowie die Entwicklung von Strategien zur weiteren

Stärkung und Verbesserung der Qualität in diesem

wichtigen Bereich.

Texte: Elisabeth Denk

Foto: R. Ressmann/BOKU

Forschung

Kontakt:DI Elisabeth Denk

Forschungsservice

Gregor-Mendel-Straße 33

1180 Wien

+43 1 47654-1018

[email protected]

Links:Europa-Tagung

www.era.gv.at/space/11442/direc-

tory/15241/message/21223.html

PROVISO

http://bmwf.gv.at/startseite/for-

schung/europaeisch/proviso/

Innovationsunion

http://ec.europa.eu/research/

innovation-union/index_en.cfm

DI Elisabeth Denk, FoS

Österreich in Zeiten der „Innovationsunion“: Was

bringt Europa in der Forschung? Unter diesem Motto

versammelten sich zahlreiche AkteurInnen der öster-

reichischen Forschungslandschaft am 7. Dezember

2010 im Museum of Young Arts zur Jahrestagung

des BM:WF.

Auf dem Programm standen Impulsvorträge zu ak-

tuellen Entwicklungen und hochkarätig besetzte Po-

diums- und Plenardiskussionen. Den Beginn machte

Wolfgang Burtscher, stellvertretender Generaldirek-

tor der Generaldirektion (GD) Forschung und Inno-

vation, mit einer Vorstellung der „Innovationsunion“,

einer Leitinitiative der Europa 2020 Strategie. Dieses

strategische Konzept zielt auf die Stärkung der Wett-

bewerbsfähigkeit Europas durch mehr Innovation ab.

Grundlage ist ein breites Innovationsverständnis, das

den gesamten Zyklus von der Grundlagenforschung

bis zum Markt abdecken soll. Im Anschluss diskutier-

ten u. a. Helga Nowotny (ERC), Rudolf Lichtmann-

Links:CoReTech Foto-Report

www.boku.ac.at/uploads/media/

FOTO-Report.pdf

centrope_tt

www.xing.com/net/CTT/

Masaryk Universität Brno

www.muni.cz/

Europa-Tagung 2010 Eine Nachlese

Ein zweiter wichtiger Aspekt des Projekts war die

Verstärkung der regionalen Vernetzung im Raum

Wien-Brünn – nicht nur für ForscherInnenn, sondern

auch für regionale Behörden, Unternehmen und ande-

re AkteurInnen im Technologietransfer. Neben diversen

Workshops und Konferenzen verfolgte das Projektteam

einen innovativen Ansatz – die Nutzung eines Social

Mediums: die Gruppe „centrope_tt“ auf der Netzwerk-

plattform „Xing“ bringt TechTransfer-Interessierte weit

über den Projektraum hinaus zusammen.

Das rege Interesse an dieser Initiative bestätigt,

dass der BOKU-Forschungsservice einen Mehrwert

für den BOKU Techtransfer, unsere Stakeholder

und damit wieder für unsere ForscherInnen schaf-

fen konnte. Die neue Herausforderung besteht nun

– nach Projektende – in der Aufrechterhaltung der er-

folgreichen Aktivitäten mit den derzeit äußerst knap-

pen Ressourcen.

egger (WKO) und das Publikum Chancen, Risken

und Notwendigkeiten dieser Initiative auf nationaler,

europäischer und internationaler Ebene.

Die Nachmittagssession stand im Zeichen der

Evaluierung: Alfred Radauer (Technopolis) präsen-

tierte erste Ergebnisse einer Studie über die Wir-

kung europäischer FTI (Forschung, Technologie und

Information)-Initiativen auf das österreichische Inno-

vationssystem, Margit Ehardt-Schmiederer (PROVI-

SO) berichtete über den aktuellen Stand der öster-

reichischen Beteiligung am 7. Rahmenprogramm.

VertreterInnen des BM:WF, BM:VIT, BM:WFJ und

BKA diskutierten danach unter reger Anteilnahme

des Plenums aktuelle Herausforderungen in der Teil-

nahme an RP7-Projekten, Möglichkeiten zur Verein-

fachung und Sinnhaftigkeit und Grenzen der Abstim-

mung zwischen europäischen Programmen wie den

Rahmen- und den Strukturfondsprogrammen.

Projektinformationen Förderprogramm: Europäische territorialen Zusam-

menarbeit Österreich-Tschechi-

sche Republik 2007-2013

PartnerInnen:BOKU/Forschungsservice,

Masaryk Universität Brno/

Technology Transfer Office

Dauer: Jänner 2009 - Mai 2010

BOKU INSIGHT 1/201114

Pilz für den Pflanzenschutz Charakterisierung des Biokontrollpilzes Trichoderma atroviride

Die Arbeitsgruppe um Rainer Schuhmacher am IFA Tulln geht der molekularen Wirkungsweise von biologischen Pflanzenschutz-

mitteln auf den Grund.

Die Anfälligkeit von Nutz- und Zierpflanzen gegen-

über Schadpilzen machen einen effizienten Pflan-

zenschutz unverzichtbar. Allerdings wird der intensive

Gebrauch synthetischer Fungizide mittlerweile allge-

mein als Gefährdung für Gesundheit und Umwelt be-

trachtet und führt auch häufig zur Entwicklung von

Resistenzen bei Schadpilzen. Als vielversprechende

Alternative zu synthetischen Fungiziden bieten sich

auf speziellen Mikroorganismen basierende, biolo-

gische Pflanzenschutzmittel an, da sie in der Regel

eine bessere Umweltverträglichkeit und ein sehr ge-

ringes Risiko der Resistenzbildung aufweisen.

Doppelte Schutzwirkung Die fungizide Wirkung biologischer Pflanzen-

schutzmittel zeichnet sich häufig durch zwei we-

sentliche Aspekte aus: Zum einen können die in

der Biokontrolle verwendeten Mikroorganismen das

Wachstum von Schadpilzen hemmen oder diese so-

gar angreifen und befallen (Mykoparasitismus); zum

anderen sind sie in der Lage, Resistenz in der Pflanze

gegen den Schadpilz auszulösen. Der positive Effekt

dieser Pilzstämme auf die Kulturpflanzen ist schon

seit längerem bekannt, der genaue Mechanismus ist

jedoch noch weitgehend unerforscht.

Die AnalytikexpertInnen der Arbeitsgruppe um

Rainer Schuhmacher vom Analytikzentrum des IFA-

Tulln haben sich daher der Aufklärung der moleku-

laren Grundlagen des biologischen Pflanzenschut-

zes verschrieben. Seit einigen Jahren wird in enger

Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe „Molekula-

re Biochemie der Pilze“ von Susanne Zeilinger (TU

Wien) intensiv an der molekularen Charakterisierung

des Biokontrollpilzes Trichoderma atroviride gearbei-

tet. Dieser im Boden vorkommende, filamentöse Pilz

lebt häufig mit Pflanzenwurzeln vergesellschaftet, wo

er seine Schutzwirkung gegenüber Schadpilzen ent-

falten kann. Schuhmacher und KollegInnen haben

in den letzten Jahren über 50 von Trichoderma aus-

geschiedene Substanzen nachgewiesen und deren

Molekülstrukturen charakterisiert. Dazu mussten erst

aufwändige gaschromatographische und massen-

spektrometrische Methoden etabliert werden.

Text: Rainer Schuhmacher

Foto: IFA / BOKU

Schützender Substanzencocktail Die bisherigen Arbeiten wurden hauptsächlich im

Rahmen der Dissertation von Norbert Stoppacher

sowie der Masterarbeit von Bernhard Kluger durch-

geführt und konzentrierten sich auf den Nachweis

spezieller, membranaktiver Peptide, die zur Gruppe

der antifungal wirksamen Peptaibole gehören. Wei-

ters wurde die Bildung flüchtiger Metaboliten unter-

sucht, die der Pilz unter anderem als Signalstoffe

zur Kommunikation mit seiner Umwelt einsetzt. Die

aktuellen Arbeiten umfassen darüber hinaus auch

die Untersuchung der sogenannten Siderophore. Bei

diesen Substanzen handelt es sich um nicht-riboso-

male Peptide, mit deren Hilfe der Pilz die Versorgung

mit dem in vielen Böden praktisch unlöslichen drei-

wertigen Eisen sicherstellt.

Ein Teil der laufenden Forschungsarbeiten wird im

Rahmen des vom Land Niederösterreich finanzierten

und von Marc Lemmens (Institut für Biotechnologie

in der Pflanzenproduktion, IFA-Tulln) geleiteten Pro-

jekts „Biologische Wirkstoffe“ durchgeführt. Die im

Projekt arbeitende Dissertantin Sylvia Lehner und

die am Analytikzentrum beschäftigte Alexandra Pa-

rich kümmern sich derzeit um die Aufreinigung der

kürzlich identifizierten und erstmals für Trichoderma

beschriebenen Trichoatrokontine.

Unterstützung für neue Wege im Pflanzenschutz Daneben bemüht sich Rainer Schuhmacher aber

auch um eine weitergehende Finanzierung. In einem

interdisziplinären Ansatz aus Analytischer Chemie,

Funktioneller Genomik und Phytopathologie soll die

molekulare Wirkungsweise der durch Trichoderma

gebildeten sekundären Stoffwechselprodukte im De-

tail erforscht werden.

Das vorrangige Ziel der geplanten Arbeiten be-

steht in der Untersuchung der Bedeutung dieser

Substanzen für die Pflanzen schützende Wirkung.

Die zu erwartenden Ergebnisse können mittel- bis

langfristig zur gezielten Entwicklung neuartiger bio-

logischer Pflanzenschutzmittel mit verbesserten Ei-

genschaften beitragen.

Forschung

Bestens ausgerüstet: Sylvia Lehner, Rainer Schuhmacher und Alexandra Parich vor dem hochauflösenden Massenspekrometer Orbitrap XL

Kontakt:Ao.Prof. Dipl.-Chem. Dr. Rainer

Schuhmacher

Interuniversitäres Department für

Agrarbiotechnologie, IFA-Tulln

Analytik-Zentrum

Konrad-Lorenz-Straße 20

3430 Tulln

+43 2272 66280-407

[email protected]

Veröffentlichungen: siehe FIS https://forschung.boku.

ac.at/fis/suchen.startseite

Das Projekt „Biologische

Wirkstoffe“ wird durch das Land

Niederösterreich mit Kofinanzie-

rung der Europäischen Union

(EFRE) unterstützt.

BOKU INSIGHT 1/2011 15

Forschung

BOKU-VIBT Imaging Center Spezialausstattung und Know-how für den Blick auf die Bausteine des Lebens

Text: Monika Debreczeny

Fotos: BOKU VIBT Imaging Center

Histologische Färbung von menschlichem Fibroblasten-Gewebe

Das im Oktober 2010 eröffnete Zentrum in der Muthgasse ermög-licht WissenschaftlerInnen und Studierenden einen neuen Blick auf den Mikrokosmos ihrer Arbeiten.

Obwohl wir die Welt hauptsächlich mit den Augen

wahrnehmen, vergessen wir die Tatsache, dass die-

se wie kleine Kameras arbeiten. Es sind lebende op-

tische Einheiten, deren Linsen Bilder auf die Retina

projizieren. Sie gehorchen denselben physikalischen

Gesetzen, die das Verhalten eines polierten Stückes

Glas, einer Sammellinse, beschreiben.

Es gibt wenig vergleichbare Entdeckungen der

Menschheit wie die Sammellinse. Sie bewirkte eine

Revolution, die das Verhältnis des Menschen zu sei-

ner Umwelt maßgeblich beeinflusste. Das unermess-

liche Universum genauso wie einzelne Moleküle

können durch Linsen untersucht werden. Gallileo er-

öffnete uns so den Weltraum und Leeuwenhoek ent-

deckte winzige, nur ein paar Mikrometer große Orga-

nismen. Mit Linsen eines Mikroskops können Details

in der Natur beobachtet werden, die uns sonst in un-

serem Alltag verborgen bleiben.

Fünf Spezialmikroskope am neuen Zentrum Zwei inverse Video-Mikroskope (eines um Auf-

nahmen von lebenden Zellen zu machen, das ande-

re für Totalreflexionsfluoreszenzmikroskopie), zwei

konfokale Laser-Rastermikroskope für eine bessere

räumliche Auflösung und ein Laser-Präparationsmi-

kroskop. Videomikroskope dienen als Kameras, um

lange Filmaufnahmen von flachen Objekten (z. B.

Zellkulturen) zu machen. Sie bieten eine ausgezeich-

nete zeitliche und strukturelle Auflösung, ohne dass

durch einen intensiven Laser lebende Zellen gestört

werden. Eines der beiden Videomikroskope ist spezi-

ell für Untersuchungen an Oberflächen geeignet, da

es ausschließlich Fluoreszenzsignale an Grenzflä-

chen im Nanometerbereich detektiert.

Das andere ist ein Hybridsystem, das man einer-

seits als Videomikroskop nutzen kann. Andererseits

kann es in ein konfokales Laser-Rastermikroskop

umgewandelt werden, indem man einen Laser-Scan-

kopf dazuschaltet. Dieses Modul, das im Ultraschall-

bereich über die Objekte saust, kann Filme von sich

rasch bewegenden Organellen oder Proteinkomple-

xen von dickeren Proben aufnehmen.

Eine Inkubationskammer wird die Arbeitseinheit in

den nächsten Wochen vervollständigen. So können

gewünschte Wachstumstemperaturen, der CO2-Ge-

halt und die Feuchtigkeit für lebende Proben optimiert

und konstant gehalten werden. Dieses System wird

vermutlich bei NeurologInnen und Entwicklungsbiolo-

gInnen besonders beliebt sein, da es Langzeitbeob-

achtungen unter natürlichen Bedingungen ermöglicht.

Ein anderes konfokales Laser-Rastermikroskop

steht für Routineanalysen zur Verfügung, bei denen

von dicken Proben optische Schnitte erzeugt werden

können, die dann mit einer Softwareunterstützung zu

3-D-Modellen zusammengesetzt werden. So können

zum Beispiel räumliche Verteilungen des Chromatins

in Zellkernen, Gewebe und Zellen in Pflanzenwurzeln

oder sogar ganze Organismen wie Würmer, Fisch-

und Insektenlarven untersucht werden.

Das fünfte Gerät im Zentrum ist ein Laser-Präpa-

rationsmikroskop. Mit diesem können Gewebe- bzw.

Zellteile aus mikroskopischen Schnitten für weitere

molekularbiologische Untersuchungen herausge-

schnitten werden. So können mikroskopisch definier-

te Teile aus Geweben – wie etwa Tumorzellen – ge-

sammelt und weitere molekularbiologische Analysen

von Einzelzellen durchgeführt werden.

Neues Bild von der Welt Mit dieser Ausstattung des Imaging Centers wer-

den Studierende und WissenschaftlerInnen in der

Lage sein, sich ein genaueres Bild von verschiedens-

ten – nicht nur biologischen – Proben und Materialien

zu machen, diese zu isolieren und deren feine Struk-

turen zu untersuchen.

Das Imaging Center hat bereits regelmäßige Nut-

zerInnen aus verschiedenen BOKU-Departments

für Projekte aus vielfältigen wissenschaftlichen For-

schungsgebieten. Neben der Nutzung der etablierten

Methoden sind auch Kooperationen mit innovativen

Ideen zur Austestung und Entwicklung neuer Mikros-

kopiermethoden jederzeit willkommen.

Dr. Monika Debreczeny Leiterin des VIBT-Imaging CenterPhysikerin (MD und PhD in Physik)20 Jahre Erfahrung in der wissenschaftli-chen Forschung und Betreuung von bildge-benden Einheiten in Ungarn und Frankreich

Kontakt:Dr. Monika Debreczeny

BOKU-VIBT Imaging Center

Muthgasse 11

1190 Wien

2. Untergeschoß (A-UG02-O9)

+43 1 47654-8031, -8032

Büro: Erdgeschoß (3-EG/30)

+43 1 47654-6951

[email protected]

Rinder-Endothelzellen aus der Lungenarterie. Färbung mit MitoTracker Red für Mitochon-drien (rot), Alexa Fluor 488-phalloidin für Actin-Filamente (grün) und mit DAPI für den Zellkern (magenta).

Link: BOKU-VIBT www.boku.ac.at/vibt.html

Laser-Präparationsmikroskop: Unter dem Mikroskop können mithilfe des Lasers einzelne Teile für weitere Untersuchungen ausgeschnitten werden.

BOKU INSIGHT 1/201116

Modular Antibody Engineering Finanzstärkste Kooperation in der österreichischen Bio-Tech-Szene

Die Arbeitsgruppe um Florian Rüker und Gordana Wozniak-Knopp entwickelte die Technologie des „Modular Antibody Engineering“. Nun kooperiert das CD-Labor für Antikörperengineering mit f-star an der Technologie zur Herstellung von therapeutischen Antikör-pern und Antikörperfragmenten.

Biotech-Deal Im November 2010 gelang dem BOKU-Spin-off-

Unternehmen f-star mit dem Pharma-Unternehmen

Boehringer-Ingelheim eine Kooperationsvereinba-

rung, die den größten Deal darstellt, der je von einer

österreichischen Biotech-Startup-Firma abgeschlos-

sen wurde.

Mittels Modular Antibody Engineering werden An-

tikörperfragmente bis zur Marktreife entwickelt, die

z. B. bei der Therapie von Krebs- oder Autoimmu-

nerkrankungen eingesetzt werden könnten. Die Be-

sonderheit liegt dabei in der Wirksamkeit von mono-

klonalen Antikörpern (mAks), die Krankheitserreger

spezifisch binden. Die Antikörperfragmente können

an Tumorzellen binden und sie gründlich und schnell

zerstören. Die Mini-mAks könnten zudem zwischen

Tumorzellen und gesundem Gewebe besser unter-

scheiden, denn das Medikament erkennt die Krebs-

zellen wie ein speziell angefertigter Schlüssel.

Kommerzielle VerwertungDie Kooperation zwischen BOKU und f-star ist ein

Musterbeispiel für die effiziente Umsetzung einer aka-

demischen Erfindung, die durch das gute Zusammen-

spiel sowie die Kreativität und Flexibilität von Univer-

sität, UnternehmensgründerInnen, FördergeberInnen

und InvestorInnen möglich wurde.

Sicherstellung und Klärung der Rechte an Intellectual Property

Bei jeder kommerziellen Verwertung von For-

schungsergebnissen ist die Sicherstellung und Klä-

rung der Intellectual Property Rights von entschei-

dender Bedeutung. In der Kooperationsvereinbarung

zwischen BOKU und f-star sind die gegenseitigen

Rechte bezüglich der Diensterfindungen von BOKU-

MitarbeiterInnen fair und transparent, sowie in Über-

einstimmung mit dem UG 2002 geregelt. Zudem wurde

eine enge Koordination betreffend zukünftiger Publi-

kationen vereinbart, die das Bedürfnis der Universität

nach zeitnaher Publikation neuer wissenschaftlicher

Text: Florian Rüker

Forschung

Erkenntnisse und das Bedürfnis der f-star GmbH nach

Vertraulichkeit und Patentierbarkeit gleichermaßen

berücksichtigt.

Organisation und Finanzierung kommerzieller F&E

Kommerzielle Forschung und Entwicklung erfor-

dert grundlegend andere Organisationsformen sowie

andere personelle und finanzielle Ressourcen als uni-

versitäre Grundlagenforschung. Durch die Gründung

der f-star GmbH wurde eine organisatorische Einheit

geschaffen, die hochkonzentriert und ausschließlich

an der kommerziellen Umsetzung der an der Universi-

tät konzipierten Modularen Antikörpertechnologie ar-

beitet. Unabhängig von Lehrverpflichtungen und Pub-

likationserfordernissen kann so wesentlich effizienter

an der kommerziellen Umsetzung gearbeitet werden.

Durch die Gründung der f-star GmbH als eigen-

ständige legal entity gelang es frühzeitig, ein Manage-

mentteam zusammenzustellen, das in Summe ein

wesentlich breiteres Fähigkeitenprofil abdeckt, als im

Rahmen einer universitären Arbeitsgruppe darstell-

bar ist. Fähigkeiten, die für die Grundlagenforschung

eine nachrangige Bedeutung haben wie zum Beispiel

langfristige Patentstrategie, Pharmazeutische Ent-

wicklung, Business Development und Finanzierung,

konnten somit für das Projekt schon frühzeitig gewon-

nen werden.

Die klare Rollenteilung zwischen Universität und

Unternehmen trägt zudem wesentlich zur Effizienz

beider Institutionen in ihrem jeweiligen Bereich bei.

Schließlich erfordert die kommerzielle Umsetzung,

insbesondere im Bereich der pharmazeutischen For-

schung und Entwicklung, finanzielle Ressourcen, die

die Möglichkeiten von universitären Forschungspro-

jekten weit übersteigen. Durch die Ausgliederung der

angewandten Forschung und Entwicklung in die f-star

GmbH wurde ein Vehikel geschaffen, das am Kapital-

markt von spezialisierten Investoren die nötigen Res-

sourcen einwerben kann.

Links: f-star www.f-star.com

Arbeitsgruppe Rüker www.

biotec.boku.ac.at/16102.html

Department für Biotechnologie

www.biotec.boku.ac.at

Dr. Gordana Wozniak-Knopp und Ao.Univ.Prof.DI Dr. Florian RükerFoto: © Siegfried Huss

Antikörperfragment© Florian Rüker

Presse Der Standard 29.12.10, 7.12.10

APA 2.12.10

Wiener Zeitung 1.12.10

Kurier Wien 25.11.10

Die Presse 23.11.10

BIOCOM – Life Science

aktuell 23.11.10

Pressemitteilung f-star 22.11.10

www.f-star.com/press_releases/f-

star-pr22112010.pdf

Kontakt: Ao.Univ.Prof.DI Dr. Florian Rüker

Department für Biotechnologie

Institut für angewandte

Mikrobiologie

Muthgasse 18

1190 Wien

+43 1 36006-6240

[email protected]

BOKU INSIGHT 1/2011 17

Das Land Niederösterreich unterstützt die Forschungsaktivitäten in einem Technopol Projekt zur Entwicklung neuer molekularer DNA-basierender Testmethoden für die Lebens- und Futtermittel-industrie.

Das Department IFA-Tulln Das Interuniversitäre Department für Agrarbio-

technologie (IFA-Tulln) wurde 1994 von der Uni-

versität für Bodenkultur Wien (BOKU), der Veteri-

närmedizinischen Universität Wien (VUW) und der

Technischen Universität Wien (TU Wien) als gemein-

same Forschungsstätte für landwirtschaftliche Bio-

technologie gegründet.

Mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissen-

schaftler arbeiten heute interdisziplinär in den Kom-

petenzfeldern „Nachhaltige Produktionssysteme“,

„Umweltbiotechnologie“, „Biologische Wirkstoffe“

und „Lebensmittelsicherheit“. Das Spektrum der Akti-

vitäten reicht von der anwendungsorientierten indust-

rienahen Forschung bis zur hin zur Spitzenforschung

im Grundlagenbereich.

Erfolgsgeschichte am Standort Tulln Auf der langen Liste der Erfolge des Departments

stehen hunderte wissenschaftliche Fachbeiträge, drei

Spin-off-Gründungen, Preise (darunter zwei hochdo-

tierte Dr. Wolfgang Houska Preise der B&C Privat-

stiftung), Patente, Beteiligung an zahlreichen Indust-

rieprojekten und eine der höchsten Drittmittelquoten

der BOKU. Zusammen mit dem Department für An-

gewandte Genetik und Zellbiologie (DAGZ) wird ein

FWF-Spezialforschungsbereich zur Untersuchung

von Fusarien betrieben. Der Start des bereits dritten

Christian-Doppler-Labors 2011 (zusammen mit den

Firmenpartnern Biomin und Nestlé) ist ein weiterer

Beweis dafür, dass am IFA-Tulln anwendungsorien-

tierte Grundlagenforschung auf höchstem internati-

onalen Niveau betrieben wird.

Das Gebäude des Departments in Tulln stellt den

Nukleus des Technopol-Standortes dar, der um den

Fachhochschullehrgang „Biotechnische Verfahren“

der FH Wiener Neustadt und das Technologiezent-

rum Tulln (TZT) ergänzt wurde. Im April 2011 eröff-

nete in direkter Nachbarschaft das Universitäts- und

Forschungszentrum Tulln (UFT), welches neben dem

Department Health & Environment des AIT weiteren

200 hervorragenden Forscherinnen und Forschern

der BOKU Platz für gemeinsame exzellente For-

schung bieten wird. Diese Erweiterung von Fach-

kräften ist ein Garant für einen weiteren stetigen

Anstieg des wissenschaftlichen Outputs am For-

schungsstandort Tulln.

Technopol-Projekt der BOKU und TU Wien am IFA-Tulln

Zahlreiche Methoden zum hochempfindlichen

Nachweis von Schimmelpilzgiften (Mykotoxine)

und allergener Bestandteile in Nahrung wurden

unter der Leitung von Rudolf Krska entwickelt. Die

Arbeitsgruppe von Robert Mach an der TU Wien

beschäftigt sich ebenfalls mit Lebensmittelanalytik

und weist Schimmelpilze in Getreideprodukten an-

hand ihres DNA-Fingerabdruckes nach. Mit dem

Ziel die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stär-

ken, wurden nun die Kräfte der beiden Forschungs-

gruppen von BOKU und TU Wien gebündelt. Um

die Qualität von Agrarprodukten auch in Zukunft für

Österreich sicherzustellen, sollen unter der Leitung

von Kurt Brunner und Rudolf Krska molekularbio-

logische und biochemische Analysemethoden zum

Nachweis von kleinsten Spuren unterschiedlichster

Schimmelpilzgifte sowie gentechnisch veränderter

Pflanzenbestandteile am IFA-Tulln weiterentwickelt

werden.

Hervorragende interuniversitäre Zusammenarbeit

Im Rahmen der interuniversitären Kooperation

der BOKU und der TU Wien wurde auch ein Dok-

toratskolleg mit dem Namen „Applied Bioscience

Technologies (AB-Tec)“ initiiert.

Zusätzlich zum regen Austausch der Universi-

täten untereinander gibt es ein Beratungsgremium,

den IFA-Tulln Beirat, welchem VertreterInnen der

drei Universitäten und des Landes Niederösterreich

angehören. So können die Interessen der anderen

beiden Partneruniversitäten im BOKU-Department

IFA-Tulln sichergestellt werden.

Text: Clemens Borkenstein

LebensmittelanalytikKooperationsprojekt BOKU-TU Wien

Forschung

Die Leiter des neuen Technopol-Projektes am Department IFA-Tulln, Dr. Kurt Brunner (links), TU Wien, und Univ.Prof. DI Dr. Rudolf Krska, BOKU Foto: © BOKU

Kontakt: Dr. Clemens Borkenstein

Forschungskoordinator Tulln

Konrad-Lorenz-Straße 20

3430 Tulln

+43 2272 66280-113

[email protected]

Foto: Walter Schneider/BOKU

BOKU INSIGHT 1/201118

Das European Forest Institute (EFI) ist eine internationale Organi-sation mit dem Ziel, ein paneuropäisches forstliches Netzwerk für waldrelevante Forschung und Politikberatung zu ermöglichen.

Das EFI wurde am 9. September 1993 ursprüng-

lich als Verein nach finnischem Recht gegründet.

Der Hauptsitz ist in Joensuu, Finnland, einer Stadt

ungefähr 500 km nordöstlich von Helsinki, direkt an

der russischen Grenze. Joensuu gilt als Zentrum der

forstlichen Forschung und Ausbildung in Finnland.

2003 wurde der Verein durch Schaffung des „Über-

einkommens über das Europäische Forstinstitut“ in

eine internationale Organisation umgewandelt. Der-

zeit umfasst das EFI 124 Mitgliedsorganisationen

aus 36 europäischen Staaten.

BOKU ist seit 1994 Mitglied des EFI Die Universität für Bodenkul-

tur Wien war mit Peter Glück und

Hubert Sterba, beides langjährige

Mitglieder des Wissenschafts-

beirates, in den Leitungsgremien

vertreten. Der derzeitige Vorsit-

zende des Wissenschaftsbeirates

des Europäischen Forstinstitu-

tes ist Hubert Hasenauer, Leiter

des Instituts für Waldbau an der

BOKU. Neben der Mitwirkung in

den Leitungsgremien hat sich die BOKU auch immer

an EFI-Aktivitäten beteiligt. So war die BOKU eine

der Gründungsorganisationen eines sogenannten

Regional-Projektzentrums zum Thema „Sekundäre

Nadelwälder in Europa“. Ebensolches gilt für das an

der BOKU gegründete und von BOKU-Wissenschaft-

lerInnen geleitete regionale Projektzentrum INNO-

FORCE, dass sich mit waldrelevanter Politikberatung

im mittel- und osteuropäischen Donauraum beschäf-

tigt hat.

Im Jahre 2008 hat das EFI die Einführung von Re-

gionalbüros beschlossen. Es wurde damit auf regio-

nal sehr unterschiedliche Problemstellungen reagiert

und man wollte die Mitglieder stärker in EFI-Aktivi-

täten einbinden. Ergebnis dieses Regionalisierungs-

prozesses ist die Etablierung von sechs Regionalbü-

ros verteilt über ganz Europa.

Regionalbüro EFI-CEEC Eines dieser sechs Regionalbüros – das Büro für

Zentral- und Osteuropa – wurde an der BOKU un-

Text: Hubert Hasenauer

Forschung

ter dem Namen EFI-CEEC etabliert. Am 12. April

2010 fand in einem feierlichen Festakt mit mehr als

60 internationalen Gästen die Eröffnung statt. Ziel ist

es, die Entwicklung von forstlichen Netzwerken, die

Forschung, die Informationsverbreitung und die Po-

litikberatung im Raum Zentral-Osteuropa zu fördern.

Es soll ein Zentrum für forstliche Forschung, Ent-

wicklung und insbesondere Netzwerkbildung in der

Region werden. Die BOKU, vertreten durch das De-

partment für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

(Karl Hogl) und das Departement Wald- und Boden-

wissenschaften (Hubert Hasenauer), fungiert dabei

als „Hosting Organisation“; geleitet wird EFI-CEEC

von Bernhard Wolfslehner.

EFI-CEEC besteht derzeit aus einem Netzwerk

mit 28 Forschungsorganisationen aus 16 Ländern

in Mittel- und Osteuropa. Die Basisfinanzierung wird

für die erste Periode bis 2013 durch die BOKU, das

Lebensministerium, das Wissenschaftsministerium

und die Stadt Wien gestellt. Darüber hinaus stellen

KernpartnerInnen aus den PartnerInnenländern For-

schungspersonal und Infrastruktur in ihren Einrich-

tungen zur Verfügung.

Eine weitere Aufgabe, die derzeit auf das EFI zu-

kommt, ist die Durchführung von Politikberatungs-

aufträgen im Rahmen der sogenannten FLEGT-Ak-

tivitäten im Auftrag der Europäischen Kommission.

FLEGT ist die Abkürzung für Forest Law Enforce-

ment, Governance and Trade (Rechtsdurchsetzung,

Politikgestaltung und Handel im Forstsektor) und ist

die Antwort der Europäischen Union auf das globale

Problem illegalen Holzeinschlags und des Handels

mit Holz und Holzerzeugnissen illegaler Herkunft.

Illegaler Holzeinschlag und der damit verbundene

Handel führt zu verheerenden Umweltschäden in

Entwicklungsländern. Diese Aktivitäten haben sich

auf Grund der Tatsache, dass das EFI eine interna-

tionale durch viele Mitglieder gestützte Organisation

ist, ergeben.

Univ.Prof. Dr. Hubert HasenauerVorsitzender des Wissenschaftsbeirates des Europäischen Forstinstitutes Leiter des Institutes für Waldbau, BOKU

v.l.n.r.: Dr. Gerhard Weiß (EFI-CEEC), Univ.Prof. Dr. Hubert Hasenauer, Dr. Julius No-votny (Sektionschef, Landwirtschaftsminis-terium, Slowakei), Dr. Bernhard Wolfslehner (Leiter, EFI-CEEC), Dr. Risto Päivinen (Direktor, EFI), DI Gerhard Mannsberger (Sektionschef f. Forstwirtschaft, Lebens-ministerium), DI Florian Kraxner (IIASA), Univ.Prof. Dr. Martin H. Gerzabek (Rektor, BOKU), Univ.Prof. Dr. Karl Hogl (Leiter, Inst. f. Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik, BOKU)

Kontakt: Univ.Prof. DI Dr.

Hubert Hasenauer

Department für Wald- und

Bodenwissenschaften

Institut für Waldbau

Peter-Jordan-Straße 82

1190 Wien

+43 1 47654-4051

[email protected]

Links: EFI www.efi.int

EFI-CEEC www.eficeec.efi.int

Regionalbüros binden die Mitglieder stärker in EFI-Aktivitäten ein

Das Europäische Forstinstitut Netzwerk für waldrelevante Forschung und Politikberatung

BOKU INSIGHT 1/2011 19

Forschung

BOKU goes Bruxelles Delegationsbesuch der BOKU-Forschung

und -Alumni im EU-Hauptquartier, 24.-25.11.2010

Das Programm der Forschungsdelegation be-

gann mit einem Besuch bei Wolfgang Burtscher, stell-

vertretender Generaldirektor der GD Forschung &

Innovation. Burtscher sprach über aktuelle Entwick-

lungen, z. B. die Innovationsunion. Die BOKU-Dele-

gationsteilnehmerInnen nutzen die Gelegenheit, die

besondere Wichtigkeit der europäischen Programme

für die Forschung an der BOKU zu betonen und – im

Lichte der laufenden Diskussionen rund um das FP8

– auf einige Herausforderungen für Projektteilneh-

merInnen hinzuweisen.

Im Anschluss standen bilaterale Gespräche mit

Scientific Officers aus den Bereichen Umwelt und

KBBE (Knowledge Based Bio Economy) sowie ein

Besuch beim European Research Council (ERC) auf

dem Programm. Letzte offizielle Station des Tages

war die Ständige Vertretung Österreichs, wo aktuelle

bildungspolitische Themen diskutiert wurden.

Die Alumni-Delegation, bestehend aus Absolven-

tInnen und Studierenden der BOKU, besuchte u.a.

News aus dem Forschungsservice Networking und noch mehr Service

Univ.Prof. DI Dr. Rudolf Krska mit Dr. Wolfgang Burtscher (stv. GD Forschung & Innovation)

Links:CASEE-Netzwerk www.ica-europe.info/ >Standing

Committees >CASEE

Umwelt http://cordis.europa.eu/fp7/environment/

home_en.html

KBBE http://cordis.europa.eu/fp7/kbbe/home_en.html

Noch mehr Service für BOKU- ForscherInnenSeit Herbst 2010 verstärken Romana Inger und

Alexandra Jesch mit 40 bzw. 20 Stunden den For-

schungsservice (FoS). Die beiden vertreten ihre Kol-

legen Bernhard Koch und Horst Mayr, die derzeit in

Elternteilzeit arbeiten.

Der Schwerpunkt von Romana Inger liegt im

Bereich Projektsupport: „Bei mir sind alle richtig,

die Beratung bei der Einreichung von Drittmittelpro-

jekten oder der Durchführung einer Projektmeldung

benötigen“, erläutert die studierte Ernährungswis-

senschaftlerin. Interessierten ForscherInnen gibt sie

telefonisch, per Mail oder auch bei einem persönli-

chen Gespräch Auskunft, welche Programme für

welches Projekt in Frage kommen, welche Leistun-

gen die einzelnen Förderschienen beinhalten – und

was dabei jeweils zu beachten ist.

Ein ebenso wichtiger Bereich ist die Abwicklung

von Projektmeldungen: „Nach Erhalt der Unterlagen

prüfen wir den Antrag auf formale Kriterien und kont-

rollieren die Kalkulation. Danach geben wir zum Pro-

jekt eine Stellungnahme ab und leiten den Antrag zur

Kontakt:Forschungsservice

Gregor-Mendel-Straße 33

1180 Wien

Mag. Romana Inger+43 1 [email protected]

DI Alexandra Jesch +43 1 [email protected]

einige europäische Institutionen wie Rat und Parla-

ment. Am Abend trafen die beiden Delegationen bei

einem Networking-Event im Haus Niederösterreich

mit BOKU-AbsolventInnen in Brüssel zusammen.

Beim Pressegespräch am 25.11.2010 informier-

ten ForscherInnen, Studierende und AbsolventInnen

die Medien über die dramatische finanzielle Lage der

BOKU. Weiters wurden die Aktivitäten des von der

BOKU ins Leben gerufenen CASEE (Central and

South Eastern Europe)-Netzwerkes mittel- und süd-

osteuropäischer Universitäten vorgestellt.

Im Rahmen dieser Reise konnten zahlreiche

wichtige Kontakte geknüpft werden – um diese weiter

zu vertiefen, ist ein neuerlicher Brüssel-Besuch im

Herbst 2011 geplant.

Text: Elisabeth Denk

Text & Fotos: Clemens Borkenstein

Freigabe an die Universitäts- bzw. Departmentleitung

weiter“, so Inger. Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass

kein Projekt von BOKU-ForscherInnen z.B. an For-

malfehlern scheitert oder zu niedrig kalkuliert wurde.

Alexandra Jesch widmet einen Großteil ihrer Ar-

beitszeit dem Forschungsinformationssystem (FIS)

der BOKU. „Dazu gehören die Datenbankbetreuung

und das Einpflegen von Daten, ebenso wie die te-

lefonische Beratung von ForscherInnen bei der Do-

kumentation von Forschungsprojekten“, umreißt die

BOKU-Absolventin, die sich auf ökologische Land-

wirtschaft spezialisiert hat, ihren Aufgabenbereich.

Ergeben sich für ForscherInnen z.B. Fragen beim

Erfassen ihrer Publikationen im FIS, bringt ein An-

ruf bei Alexandra Jesch auf jeden Fall Klarheit. Zu

ihrem Verantwortungsbereich zählt auch die Siche-

rung der Datenqualität im System, wie z.B. die Suche

und Eliminierung von doppelten Datensätzen. An ih-

rer Tätigkeit schätzt sie vor allem die gute Teamar-

beit innerhalb des FIS-Teams – und, so wie auch ihre

Kollegin Romana Inger, den Kontakt zu den BOKU-

ForscherInnen.

Text: Anita Knabl-PlöckingerFotos: R. Ressmann/BOKU

Kontakt:DI Elisabeth Denk

+43 1 47654-1018

[email protected]

BOKU INSIGHT 1/201120

Lehre

Nach vorne schauen Wertschätzung: Tag der Lehre und BOKU Teaching Award 2011

2011 ist das Jahr des Waldes – lesen Sie dazu

den Artikel auf Seite 7. „Bei uns ist immer Jahr des

Waldes“ lautet der Nachsatz der E-Mails von Profes-

sor Karl Stampfer – und damit hat er recht, denn Wald

und Holz gehören zweifelsfrei zu den Kernkompeten-

zen der BOKU, in Forschung und Lehre. Um die Leh-

re, die Studien der BOKU interessierten, potentiellen

StudienanfängerInnen besser näher bringen zu kön-

nen, arbeiten wir intensiv an der Umsetzung der Idee

zur Interaktiven Studieninformation. Bestmögliche In-

formation über die Studien, die Anforderungen, die

nötigen Vorkenntnisse, und die Berufsbilder, das alles

soll ein möglichst realistisches Bild ergeben. Wie die

Umsetzung stattfindet, wie weit das Projekt gediehen

ist, darüber lesen Sie mehr in dieser Ausgabe.

Zusätzlich zu den sonstigen Verpflichtungen

brachten viele unserer Forscher und Forscherinnen

die Zeit auf, um im Rahmen der Lehrveranstaltung

„Forschungspool“ den Studierenden der BOKU ihre

Themenschwerpunkte vorzustellen.

Vor uns liegt der Tag der Lehre, am 11. Mai 2011

und damit die Verleihung des „BOKU Teaching Award

2011“. Die ersten Nominierungen sind bereits am

Zentrum für Lehre eingetroffen. Heuer wird erstmals

zusätzlich der Teaching Award für das Lebenswerk

vergeben. Dieser Tag ist zur Gänze der Lehre gewid-

met und startet mit einer Keynote von Barbara Scho-

ber (Institut für Psychologie, Uni Wien) und setzt mit

Workshops fort, gestaltet von der vorjährigen Preis-

trägerin Ika Darnhofer und von einer bekannten Ex-

pertin für die Didaktik der Naturwissenschaften, der

Chemikerin Christa Könne.

Über die Entstehung von Weiterbildungslehrgän-

gen lesen Sie auf Seite 24. Mit der Entwicklung eini-

ger Programme geht es zügig voran – natürlich un-

ter Berücksichtigung der an der BOKU entwickelten

Qualitätsstandards, die auch die Frage der BOKU-

Relevanz inkludieren.

Die Aktivitäten im Bereich KinderBOKU fokussie-

ren derzeit auf die KinderUni im Sommer – um zahl-

reiche Teilnahme wird gebeten. Alle bisherigen Leh-

renden der KinderUni BOKU bestätigen: Es macht

unglaublich Spaß!

Wie in jeder Ausgabe stellen wir auch diesmal ein

Studium der BOKU vor – ein Studium, das sehr ge-

fragt ist und das derzeit eine Umgestaltung erfährt:

Umwelt- und Bioressourcenmanagement. An der

BOKU arbeiten die FachStukos derzeit intensiv an

der Überarbeitung und teilweisen Neugestaltung der

Studien. An dieser Stelle bedanke ich mich sehr für

die geleistete Arbeit, vor allem die konstruktiven Vor-

schläge und die Zusammenarbeit aller Beteiligten,

die in Zeiten der großen Budgetknappheit ganz be-

sonders wichtig sind.

Das vorliegende BOKU INSIGHT zeigt, dass die

BOKU trotz der finanziellen Situation nicht still ver-

harrt, sondern ihren Weg nach vorne weitergeht,

dank des Engagements der Forschenden/Lehrenden,

der Studierenden und des administrativen Personals,

ohne deren Unterstützung die Umsetzung der vielen

Ideen unmöglich wäre.

Ao.Univ.Prof. Mag. Dr. Barbara Hinterstoisser,Vizerektorin für Lehre und Internationales

Die glücklichen GewinnerInnen des BOKU Teaching Award 2010: Wolfgang Josef Berger, Ika Darnhofer und Michael Ornetzeder (v. l. n. r.) Foto: C.R. Michalek/ZfL

BOKU INSIGHT 1/2011 21

Lehre

Wie können SchülerInnen, die sich für ein Studium an der BOKU interessieren, besser über dessen Anforderungen und -inhalte informiert werden? Die „Interaktive Studienreise“ stellt sich dieser Herausforderung und setzt auf vielfältige Online-Beratung.

Die „Interaktive Studienreise“ ist ein Projekt des

Zentrums für Lehre, das dabei mit unterschiedlichen

PartnerInnen an der BOKU kooperiert. Um eine im-

mer verfügbare und interaktive Beratung bei der

Studienwahl für SchülerInnen zielgruppengerecht

aufzubereiten, ist diese in die 2010 neu konzipier-

ten BOKU4YOU-Homepage eingebettet. Alles was

StudienwerberInnen über die BOKU und ihre Studi-

enrichtungen erfahren können wird an dieser Stelle

gebündelt.

Über verschiedene Tools werden Studienintere-

ssierte eingeladen, sich mit dem von ihnen angestreb-

ten Studium auseinandersetzen. Der Schwerpunkt

des Projektes liegt dabei klar in der Aufbereitung au-

thentischer Information. SchülerInnen sollen heraus-

finden können, ob die Inhalte einer Studienrichtung

an der BOKU ihrem Wunschstudium entsprechen.

Neugierige BesucherInnen der BOKU4YOU-Home-

page können ihre Mathematik-, Physik- und Chemie-

kenntnisse überprüfen, einen virtuellen Rundgang

durch die BOKU machen, sich über Facebook mit

Gleichgesinnten vernetzen, Fragen stellen und Kom-

mentare posten.

In der dazugehörigen Lehrveranstaltungsreihe „In-

teraktive Studienreise“ erarbeiten bereits Studierende

innovative Beratungskonzepte zu den einzelnen Stu-

dienrichtungen. Sie steuern den Einblick in die realen

Studienbedingungen bei. Die beteiligten BOKU-Leh-

renden garantieren die fachliche Richtigkeit und die

ebenfalls eingeladenen AHS- bzw. BHS-LehrerInnen

die Nähe zur Zielgruppe. Im Sommersemester 2011

haben Studierende der Kulturtechnik und Wasser-

wirtschaft und der Holz- und Naturfasertechnologie

bereits sehr motiviert begonnen. Im Winter 2011/12

folgen Studierende der Landschaftsplaunung und

-architektur, Lebensmittel- und Biotechnologie so-

wie des Umwelt- und Bioressourcenmanagements.

Für Sommer 2012 ist der Abschluss dieser Reihe mit

Agrarwissenschaften, Forstwirtschaft und Weinbar,

Önologie und Weinwirtschaft geplant. Ihre Konzep-

te werden die studienspezifische Beratung auf der

Homepage laufend verfeinern und ergänzen.

Mit aussagekräftigen Fotos lassen sich Botschaf-

ten und Inhalte rasch transportieren. Sie beeinflus-

sen die Bilder im Kopf und die damit verbundenen

Assoziationen. Durch den aktuell laufenden Foto-

und Videowettbewerb „Und wo studierst du?“ kann

hoffentlich eine Menge interessantes Material ge-

sammelt werden, um StudienwerberInnen auch auf

visuellem Wege zu erreichen. Die eingereichten Bei-

träge werden Ende Mai prämiert.

MaturantInnen bzw. SchülerInnen, die am Beginn

ihres persönlichen Entscheidungsprozesses – ob sie

sich für ein Bachelorstudium an der BOKU entschei-

den sollen – stehen, wird voraussichtlich ab Septem-

ber 2011 ein Self-Assessment zur Verfügung ste-

hen. Konzeptioniert ist ein zweiteiliger Online-Test,

der grundsätzliche Themen der BOKU, wie z.B. das

Drei-Säulen-Modell sowie studienspezifische Cha-

rakteristika behandelt. StudienwerberInnen erhalten

damit ein weiteres Instrument, sich intensiv mit der

BOKU, ihren Studienrichtungen sowie eigenen Inte-

ressen und Fähigkeiten auseinanderzusetzen. Au-

ßerdem wird es die zur Voranmeldung erforderliche

Beratung erfüllen, denn auch dieser Teil der „Inter-

aktiven Studienreise“ versteht sich als Beratungstool,

das hilft die Eigenreflexion der Studieninteressierten

zu verstärken.

Text: Daniela Fuchs

Kontakt:DI Hannelore Schopfhauser

Zentrum für Lehre

Gregor-Mendel-Straße 33

1180 Wien

+43 1 47654-1051

hannelore.schopfhauser@

boku.ac.at

Link:BOKU4YOU www.boku4you.at

Nach der Schule gut informiert an die BOKU

Ein virtueller Rundgang eröffnet ungewohnte Perspektiven auf die BOKU.Foto: ZID/BOKU

Fenster zur Außenwelt: Eine zeitgemäße Homepage mit interaktiven Inhalten

Interaktive Studienreise

BOKU INSIGHT 1/201122

BOKU ForschungspoolIn dieser Lehrveranstaltung präsentierten BO-

KU-Lehrende und -Forschende ihre aktuellen For-

schungsthemen für Studierende – oftmals gefolgt

von reger Diskussion. Intention war es, Studierende

für aktuelle Forschungsarbeiten an der BOKU zu be-

geistern. Dabei sollte ein Bewusstsein geschaffen

werden, warum und wofür bestimmte Fähigkeiten

während der Studienzeit angeeignet werden sollen.

Ein weiteres Ziel war die Vernetzung von Studieren-

den und Forschenden.

In sieben Einheiten gaben mehr als 30 Forschen-

de verschiedener Institute Einblick in ihre Tätigkeiten.

Die präsentierten Themen waren bunt gemischt und

reichten von „maskierten Mykotoxinen“ bis hin zur

„Bewertung von Naturgefahren in ausgewählten Ge-

birgsregionen Zentralasiens“.

An manchen Universitäten gehört der regelmä-

ßige Einblick in aktuelle Forschungsarbeit zum fixen

Programm. Das Referat für Bildung und Politik der

ÖH-BOKU hat diese Idee aufgegriffen und somit den

Anstoß zum Forschungspool gegeben. Der Kontakt

zu den Lehrenden und Forschenden sowie Termin-

planung und Bewerbung oblagen den ÖH-Mitarbei-

terInnen. Eveline Christof vom Zentrum für Lehre

übernahm die Leitung und Koordination der Lehrver-

anstaltung.

Der BOKU Forschungspool war eine Bereiche-

rung für Studierende und Lehrende, was nicht zuletzt

an den vielen BesucherInnen zu bemerken war, die

bis zu später Stunde zahlreich den Ausführungen der

Forschenden lauschten. Aufgrund des Erfolgs und

der vielen positiven Rückmeldungen wird der For-

schungspool eventuell bald wiederholt.

Text: Birgit Gradinger

Projekte mit Studierenden Wiederbelebung des Humboldt’schen Prinzips: Einheit von Forschung und Lehre

Lehre

Weitere Informationen:Summer University Vienna:

www.summer-university.com

Highlights der Ergebnisse vom Arbeitsmarkt:Im Wirtschaftsbereich sind GeneralistInnen ge-•

fragt: Flexibilität enorm wichtig, Auseinanderset-

zung mit breitgefächerten Themenbereichen

Im naturwissenschaftlichen Bereich sind Spezia-•

listInnen gefragt: Fähigkeit, sich in sehr spezielle

Themenbereiche einzuarbeiten

Internationalität unerlässlich•

Mangelnde Kenntnisse der AW- AbsolventInnen im •

Bereich Wirtschaft

Berufsfelder der AW-AbsolventInnen sollten •

besser aufgezeigt und höher positioniert werden

Text: Eveline Christof

BOKU-Lehrende präsentieren ihre Forschungsergebnisse

Agrarwissenschaften: Studierende, Lehrende und PraktikerInnen gestalten zukunftsfähige Studien

Foto: OeAD Wohnraumverwaltungs GmbH

Summer University ViennaIm Rahmen der Green. Building. Solutions.

vermitteln sechs österreichische Universitäten,

das AIT und die IG Passivhaus in interdiszi-

plinärer Arbeitsweise neueste Erkenntnisse

zum Thema nachhaltiges Bauen und Planen.

Exkursionen zu Best-Practice-Beispielen und

ein kulturelles Rahmenprogramm runden das

dreiwöchige Lehrangebot ab, das für Studie-

rende auf Masterlevel zugeschnitten ist. Die

Summer University findet von 24. Juli bis 14.

August in Wien statt.

Studien eingeladen wurden. Der Projektbericht wird

der Fachstudienkommission AW zur Verfügung gestellt.

Agrarwissenschaften (AW) – ein zukunftsfähiges Studienangebot gestalten

Im Wintersemester 2010/2011 kam durch die Initi-

ative von Studierenden aus dem Fachbereich Agrar-

wissenschaften eine Kooperation des Zentrums für

Lehre und dem Büro des Senats zu einer Erhebung

des Ist-Standes der Studien im diesem Fachbereich

zustande. An der BOKU sollen in allen Studienberei-

chen Mustercurricula umgesetzt werden. Nun stellt

sich die Frage, in welche Richtung die Studienplä-

ne im Bereich der Agrarwissenschaften überarbei-

tet bzw. verändert werden sollen. Das Rektorat un-

terstützte das Projekt durch die Bereitstellung einer

zweistündigen Lehrveranstaltung.

Ziel dieser Projektlehrveranstaltung, die durch

einen externen Regionalberater geleitet wurde, war

eine Evaluation der bestehenden Studiengänge –

aus Sicht der Studierenden, Lehrenden, Absolven-

tInnen und potenziellen ArbeitgeberInnen. Gefragt

wurde nach Aktualität, bzw. Relevanz der Inhalte,

Studierbarkeit und Struktur der Studien, sowie nach

der Einschätzung von zukünftigen Berufschancen.

Diese Ergebnisse sollten in ein Konzept zur Überar-

beitung der Studienpläne einfließen.

Drei Gruppen an Studierenden widmeten sich

diesen Fragen mit verschiedenen Methoden, einer

Sekundäranalyse bereits bestehender Studierenden-

erhebungen über Agrarwisschenschaften-Studien,

ExpertInneninterviews mit AbsolventInnen bzw. po-

tenziellen ArbeitgeberInnen und einem Round Table,

zu dem alle Lehrenden und Studierenden der AW-

BOKU INSIGHT 1/2011 23

Kontakt:DI Hannelore Schopfhauser

Zentrum für Lehre

Gregor-Mendel-Straße 33

1180 Wien

+43 1 47654-1051

hannelore.schopfhauser@

boku.ac.at

Links:BOKU Teaching Award

www.boku.ac.at/teachingaward.

html

Tag der Lehre

www.boku.ac.at/tag-der-

lehre-2011.html

Sichtbare Qualität in der Hochschullehre Tag der Lehre, BOKU Teaching Award 2011 und Auszeichnung des „Lehr-Lebenswerks“

Am 11. Mai wird im Rahmen des Tages der Lehre an der BOKU der zweite BOKU Teaching Award verliehen, der mit insgesamt 6.000 Euro dotiert ist. Erstmals gibt es auch einen Preis für das „BOKU-Lehr-Lebenswerk“.

Der Bologna-Prozess bewirkte in den letzten Jah-

ren nicht nur curriculare Umstellungen an den Uni-

versitäten, sondern er brachte auch für die Hoch-

schullehre Akzentverschiebungen mit sich, die ein

Spannungsfeld zwischen „ausgezeichneter For-

schung“ und „Studierendenzentrierung in der Lehre“

erzeugen. Die Qualität von Hochschullehre ist dabei

vermehrt in den Fokus des öffentlichen Interesses

gerückt. Aber was meint gute, qualitätsvolle Lehre an

einer Universität?

Eine eindeutige Definition der Qualität guter Hoch-

schullehre ist nicht möglich. Es kann keine interes-

senunabhängige Qualitätsdefinition geben; das er-

reichbare Optimum im Qualitätsdiskurs besteht darin,

so klar und präzise wie möglich zu definieren, welche

Kriterien angewendet werden, um Qualität in einer

bestimmten Hinsicht zu beurteilen und welche unter-

schiedlichen Sichtweisen dabei zum Zug kommen.

Mit der Vergabe von Lehrpreisen wird auch eine

erhöhte Sichtbarkeit der Hochschullehre angestrebt.

Zum einen geht es darum die Lehre, die an einer

Universität geleistet wird, sichtbar zu machen. Zum

anderen soll dies zum Dialog über Lehre beitragen,

deren Qualität verbessern und zugleich Lehrkompe-

tenzen belegen. So zielt auch der BOKU Teaching

Award auf den Dialog nach außen, honoriert Lehr-

anstrengungen und ist, zumindest für die Preisträ-

gerInnen, ein Kompetenznachweis. Darüber hinaus

bildet ein Lehrpreis nicht nur herausragende, von

ihren StifterInnen definierte Qualität ab, sondern er-

zeugt Sinnhorizonte für Qualitätserwägungen. Damit

werden Maßstäbe gesetzt und eine Richtung vorge-

geben, in die sich die Lehre im Zeichen von Qualität

entwickeln soll.

Der Vergabe des BOKU Teaching Award liegen

feste Kriterien zugrunde. Sie werden je nach Ein-

reichung – es gibt spezielle Vorgaben für Lehrende

bzw. Studierende – gewichtet: Fachliche und didak-

tische Qualität der Lehre, innovative Lehrmethoden

und -materialien, Qualitätssicherung, Reflexion der

Lernprozesse, Motivation der Studierenden, Lear-

ning-Outcome-Orientierung, Wissenstransfer, so-

wie Praxisbezug und Interdisziplinarität. Eine Jury

– zusammengesetzt aus Mitgliedern des Senats,

Rektorats, Studierenden und Hochschuldidaktikex-

pertInnen – bewertet die Einreichungen. Zehn Nomi-

nierungen werden am Tag der Lehre vorgestellt und

drei Preise an die besten Lehrenden vergeben. Das

Rektorat der BOKU stellt dafür insgesamt 6.000 Euro

Preisgeld zur Verfügung.

In diesem Jahr wird auch zum ersten Mal ein Eh-

renpreis für das „BOKU-Lehr-Lebenswerk“ auf Vor-

schlag des Rektorats verliehen.

2. Tag der Lehre an der BOKU Am 11. Mai 2011 findet an der BOKU bereits der

zweite Tag der Lehre zum Thema „Aktives Studie-

ren – Kompetenzen aufbauen“ statt. Das Programm

umfasst Vorträge und Workshops zu den Themen

Motivation, selbstreguliertes Lernen und Kompetenz-

aufbau. Was gesellschaftliche Veränderungen für

Lernen und Lehren bedeuten wird ebenso beleuchtet

wie neue Lehr- und Lernformen. Weiters steht eine

interaktive ExpertInnendiskussion zum Thema „Qua-

litätssteigerung in Sparzeiten? Wie ist es möglich,

trotz sinkendem Uni-Budget die Zahl der Absolven-

tInnen zu erhöhen und die Qualität in der Lehre zu

steigern?“ am Programm, in welcher Personen der

BOKU und externe BildungsexpertInnen vertreten

sind. Danach werden die diesjährigen Nominierun-

gen für den BOKU Teaching Award vorgestellt und

die Preise durch den Vertreter des Bundesministers

Karlheinz Töchterle, Ministerialrat Thomas Weld-

schek, vergeben.

Text: Eveline Christof

Lehre

ZEIT UND ORT DER VERANSTALTUNG:11.05.2011, ab 09:30 Uhr

Festsaal der Universität für Bodenkultur WienGregor-Mendel-Straße 331180 Wien3. Stock

Begrenzte TeilnehmerInnenzahl, Anmeldung bis zum 29.4.2011 erforderlich.E-Mail: [email protected]

IMPRESSUM:Veranstalter: Rektorat der Universität für Bodenkultur WienOrganisation: Zentrum für LehreGregor-Mendel-Straße 33, 1180 Wien

TAG DER LEHRE AN DER BOKUVERLEIHUNG 2. BOKU TEACHING AWARD11.05.2011

EINLADUNG ZUM

Vielfalt des Lehrens und Lernens an der BOKU

BOKU INSIGHT 1/201124

Lehre

Wie ein Universitätslehrgang entsteht Am Beispiel „Ländliches Liegenschaftsmanagement (LLM)“

Wie ein Universitätslehrgang an der BOKU ins Leben gerufen werden kann und was dazu alles nötig ist – von der Motivation, den Rahmenbedingungen, der Zusammensetzung des Teams bis zur Umsetzung – beschreibt Reinfried Mansberger aus seiner persönli-chen Erfahrung.

Am Anfang war die E-Mail In einer E-Mail vom 6.6.2010 fragte mich Rektor

Gerzabek, ob ich mir vorstellen könnte, an der BOKU

einen – von den Land&Forst Betrieben Österreichs

schon mehrmals nachgefragten – Weiterbildungskurs

zum Thema „Real Estate Management“ (Arbeitstitel)

gemeinsam mit KollegInnen von der BOKU und aus

der Praxis auf die Beine zu stellen. Rektor Gerzabek

erinnerte sich an ein gemeinsames Gespräch an der

BOKU mit VertreterInnen der Wirtschaftsuniversität

Moskau, in dem ich mit einer Gruppe von BOKU-

SpezialistInnen eine mögliche Unterstützung bei der

Einrichtung eines solchen Lehrganges in der russi-

schen Hauptstadt diskutierte. Das Projekt wurde von

russischer Seite aus Kapazitätsgründen auf Eis ge-

legt, aber ich war damit für die Universitätsleitung ein

Ansprechpartner für das Thema.

Die Motivation Die Antwort auf die Anfrage des Rektors habe ich

mir nicht leicht gemacht. Das Thema selbst, eine Bot-

tom-up Curriculum-Entwicklung sowie die Möglich-

keit einer Zusammenarbeit mit anderen BOKU-De-

partments, der land- und forstwirtschaftlichen Praxis

und anderen facheinschlägigen Bildungseinrichtun-

gen waren die Motivationspunkte. Hemmend war vor

allem der mit der Einrichtung eines solchen Kurses

notwendige Zeitaufwand. Das endgültige „Ja“ erfolgte

nach mehreren Gesprächen mit Michael Bubna-Litic

von den Land&Forst Betrieben Österreichs und mit

Christina Paulus vom Zentrum für Lehre. In diesen

Treffen skizzierten wir die Zielgruppen, die fachliche

Ausrichtung, die administrativen Rahmenbedingun-

gen und das Grobkonzept.

Der Rahmen Die Zielgruppe für den Universitätslehrgang

(ULG) „Ländliches Liegenschaftsmanagement“ sind

LandbesitzerInnen und LandverwalterInnen, aber

auch führende Angestellte öffentlicher Institutionen

mit Bezug zum ländlichen Liegenschaftsmanage-

ment ebenso wie Führungskräfte und FachexpertIn-

nen von größeren Konzernen mit Bezug zum Liegen-

schaftsmanagement.

Der Kurs ist als ULG der Kategorie II (lt. BOKU-

Richtlinie zur universitären Weiterbildung) mit einem

Ausbildungsumfang von 60 ECTS und einer Dauer

von zwei Jahren geplant. Die Präsenzphasen des

nach dem Blended-Learning-Konzept auszurichten-

den Kurses sind in Blöcken zwischen drei und fünf

Tagen vorgesehen.

Der ULG „Ländliches Liegenschaftsmanagement“

soll den AbsolventInnen ein erweitertes und vertief-

tes Verständnis sowie die Kompetenz in den vier

Hauptaktivitäten des Managements von „Grund und

Boden“ vermitteln: Verwalten & Dokumentieren, Nut-

zen & Bewirtschaften, Beurteilen & Bewerten sowie

Gestalten & Entwickeln.

Text: Reinfried Mansberger

Lößterassen eignen sich besonders für den WeinbauFoto: BMLFUW

Das TeamZur Abdeckung des breiten fachlichen Spekt-

rums der Lehr- und Lerninhalte (unter Berück-

sichtigung des BOKU-3-Säulenmodells) und

zur Einbeziehung der beruflichen Praxis sind

mit mir derzeit folgende Personen in die Curri-

culum-Entwicklung des „ULG LLM“ involviert:

Ing. Michael Bubna-Litic (Land&Forst Betriebe

Österreich), Ass.Prof. Dr. Otto Eckmüllner,

Ao.Univ.Prof. Dr. Helmut Gatterbauer, Rektor

Univ.Prof. Dr. Martin Gerzabek, Ao.Univ.Prof.

Dr. Eduard Hochbichler, Univ.Prof. Dr. Jochen

Kantelhardt, DI Felix Montecucolli (Land&Forst

Betriebe Österreich), Mag. Christina Paulus,

DDr. M. Peyerl, Univ.Prof. Dr. Erwin Schmid,

Ass. Prof. Dr. Walter Seher, Ao.Univ.Prof. Dr.

Werner Sekot, Ao.Univ.Prof. Dr. Karl Stampfer,

Ao.Univ.Prof. Dr. Herbert Weingartmann, DI Dr.

Gerhard Weiß und Ao.Univ.Prof. Dr. Hans Karl

Wytrzens. Die Erweiterung des ExpertInnen-

kreises ist angedacht.

Ass.Prof. DI Dr. Reinfried Mansberger machte sich die Entscheidung für einen ULG nicht leicht: Trotz der Unterstützung durch das Zentrum für Lehre bedeutet das viel Engagement seitens des Wissenschaftlers

BOKU INSIGHT 1/2011 25

Lehre

Link:Richtlinie zur universitären

Weiterbildung an der BOKU

www.boku.ac.at/2127.html

Umsetzung I:Gestaltung eines Vorkonzepts mit Finanzierungs-•

plan

Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur Curriculum-•

Gestaltung

Festlegung der Zielgruppe•

Festlegung von potentiellen Arbeits- und Kompe-•

tenzbereichen der Zielgruppe

Definition von Learning Outcomes•

Umsetzung II: Bis zur endgültigen Implementierung des ULG

„Ländliches Liegenschaftsmanagement“ ist es noch

ein weiter Weg:

Verfeinerung der Learning Outcomes•

Bedarfs- und Akzeptanzanalyse auf Basis qualita-•

tiver Interviews

Einbindung strategischer PartnerInnen (Gebiets-•

körperschaften, Kammern, Berufsverbände, land-

und forstwirtschaftliche Ausbildungsstätten, etc.)

Fixierung der Grobstruktur des Kurses•

Ausarbeitung von Lehr- und Lehrinhalten•

Abbildung der Lehr- und Lerninhalte in Lehrmodu-•

le/ Lehrveranstaltungen (inkl. Festlegung der Lehr-

und Lehrmethoden)

Akquisition von Lehrenden•

Vorbereiten von Kursunterlagen•

Bewerbung des Kurses•

Fixierung des detaillierten zeitlichen Ablaufes des •

Kurses

Beratung und Aufnahmegespräche•

Administrative und organisatorische Vorbereitung •

der Kurseinheiten

Aus der Weiterbildungsricht- linie des Senats:

Universitäre Weiterbildung an der BOKU umfasst

- berufliche bzw. berufsbezogene

Weiterbildung sowie

- gesellschaftsrelevante Weiterbildung,

wobei das Weiterbildungsangebot dem fach-

lichen und didaktischen Niveau der Universität

entspricht.

Universitäre Weiterbildung an der BOKU wird in verschiedenen Veranstaltungstypen vermittelt:Kategorie 1: Universitätslehrgänge mit mindes-

tens 90 ECTS und mit Abschlussbezeichnung

„Master of .....“, z.B. Master of Business Adminis-

tration (Regional Management)

Kategorie 2: Universitätslehrgänge mit mindes-

tens 60 ECTS und Abschlussbezeichnung

„Akademische/r .....“ mit einem die Inhalte des je-

weiligen Universitätslehrganges charakterisieren-

den Zusatz, z.B. Akademische/r KonsulentIn für

Naturschutz- und Kulturlandschaftsmanagement

Kategorie 3: Universitätslehrgänge mit weniger

als 60 ECTS (Seminare, Sommerakademien

etc.), Curriculum, Prüfungsordnung und Leis-

tungsnachweis

Kategorie 4: Universitätskurse (Seminare,

Sommerakademien etc.) mit Teilnahmezertifikat

ohne Leistungsnachweis

Österreichische Kulturlandschaft: Die Verwaltung ländlicher Liegenschaften im Dschungel der (Landes-) Gesetzgebung ist keine triviale Aufgabe. Wie sie gelöst werden kann, vermittelt der neue ULG. Foto: Ferry Ofner

Kontakt:Mag. Christina Paulus

Zentrum für Lehre

Weiterbildung

Gregor-Mendel-Straße 33

1180 Wien

+43 1 47654-1038

[email protected]

Ass.Prof. DI Dr.

Reinfried Mansberger

Department für Raum,

Landschaft und Infrastruktur

Institut für Vermessung, Ferner-

kundung und Landinformation

Peter-Jordan-Straße 82

1190 Wien

+43 1 47654-5115

[email protected]

BOKU INSIGHT 1/201126

BOKU-Studien Bachelorstudium Umwelt- und Bioressourcenmanagement

Das Bachelorstudium der BOKU mit den meisten Studierenden trifft offenbar auf einen starken Bedarf unserer Zeit, Wirtschafts-entwicklungen von einer betont nachhaltigen Seite zu betrachten. Die zahlreichen ingenieur- und naturwissenschaftlichen Fächer versetzen die AbsolventInnen – der im Dreisäulenmodell veran-kerten Grundidee aller BOKU-Studien entsprechend – in die Lage, zwischen Disziplinen zu vermitteln.

Was die AbsolventInnen können Durch das Studium „Umwelt- und Bioressourcen-

management“ erlangen Studierende Fachwissen,

das es ihnen ermöglicht, die Prinzipien der nach-

haltigen Entwicklung auf unser wirtschaftliches und

gesellschaftliches Handeln anzuwenden. So soll ein

bewusster Umgang mit den natürlichen Ressourcen

garantiert werden. Dazu erwerben UBRM-Studie-

rende während ihres Studiums jene Kompetenzen,

die zur Lösung komplexer Problemstellungen im

Spannungsfeld zwischen natürlichen Systemen und

menschlichen Handlungsweisen notwendig sind.

Angeboten wird ein Überblick über Disziplinen,

die zur Entwicklung einer zukunftsfähigen, nachhal-

tigen Gesellschaft notwendig sind. Neben umfang-

reichem Wissen über verschiedene umweltrelevante

Themengebiete zeichnen sich die AbsolventInnen

durch vernetztes Denkvermögen, Projektmanage-

mentkompetenzen und Teamfähigkeit aus – wichtige

Voraussetzungen für die Problemlösungskompetenz

im Bereich Umwelt- und Bioressourcenmanagement.

Die Summe dieser Qualifikationen macht sie somit

zu zentralen, koordinierenden Bestandteilen interdis-

ziplinärer Teams und zu bedeutenden Ansprechpart-

nerInnen für SpezialistInnen verschiedener Diszipli-

nen. Eine hoch spezialisierte Gesellschaft braucht

Menschen, die den Überblick über jene Disziplinen

haben, welche zur Entwicklung einer zukunftsfähi-

gen, nachhaltigen Gesellschaft benötigt werden.

Studieninhalte Die wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialwis-

senschaftlichen Grundlagen werden mit naturwissen-

schaftlichen und technischen Inhalten vervollständigt,

um ein besseres Verständnis für Abhängigkeiten und

Wechselwirkungen zwischen Mensch, Technik und

Umwelt zu erlangen. Dies bedeutet, dass sich Stu-

dierende vom ersten Semester an mit verschiedenen

Fachdisziplinen auseinandersetzen, wobei die Viel-

seitigkeit der Fächer bis zum Ende des Studiums bei-

behalten wird. Ein wichtiger Unterschied zu anderen

BOKU-Studien liegt am erweiterten Umfang an wirt-

schafts- und sozialwissenschaftlichen Fächern.

Das Bachelorstudium konzentriert sich nicht nur

auf einzelne Ressourcen, sondern bietet einen Quer-

schnitt über die wichtigsten disziplinären Grundlagen.

Fachliche Spezialisierungen werden in Form von frei-

en Wahlfächern und über das aufbauende Master-

studium erreicht.

Angeführt sind einige Beispiele an Lehrveranstal-

tungen, um die Vielfalt und Interdisziplinarität des

Studiums „Umwelt- und Bioressourcenmanagement“

zu verdeutlichen:

•NaturwissenschaftlicheGrundlagen:

Mathematik, Chemie, Physik, Ökologie, Standort-

kunde, Abfallwirtschaft, u. a.

• Wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Grund-

lagen: Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschafts-

lehre, Rechnungswesen, Ressourcen- und Um-

weltökonomik, Ressourcenmärkte, Umweltrecht,

Umweltpolitik, Umweltsoziologie, Umweltethik, u. a.

• MethodischeGrundlagenundWerkzeuge:Statis-

tik, Datenstrukturierung, Geoinformationssysteme,

Projektmanagement, u. a.

PraxiserfahrungAuch der Studienplan für Umwelt- und Biores-

sourcenmanagement schreibt – wie in anderen BO-

KU-Bachelorstudien – ein verpflichtendes Praktikum

in einem Unternehmen im Ausmaß von vier Wochen

vor. Damit können die Studierenden bereits während

ihres Studiums dessen praktische Anwendung ken-

nenlernen, dabei Schwerpunkte in ihren Interessen

erkennen und frühzeitig Kontakte zu potenziellen Ar-

beitgeberInnen knüpfen.

Text: Hannelore Schopfhauser

Fotos: © Lebensministerium

Lehre

BOKU INSIGHT 1/2011 27

Bachelor in UBRM – was nun? Das Bachelorstudium Umwelt- und Bioressour-

cenmanagement schließt mit dem akademischen

Grad Bakkalaureus bzw. Bakkalaurea der techni-

schen Wissenschaften (abgekürzt Bakk. techn.) ab.

Damit bieten sich den AbsolventInnen unterschiedli-

che Möglichkeiten, die sich durch individuelle Fortbil-

dung noch erweitern lassen.

Weiterführendes Masterstudium Für vertiefende Einblicke in ihre persönlichen In-

teressen und entsprechende fachliche Spezialisie-

rung nach Abschluss des Bachelorstudiums bietet

die BOKU das Masterstudium Umwelt- und Biores-

sourcenmanagement an, das mit dem akademischen

Grad Diplomingenieur bzw. Diplomingenieurin ab-

schließt.

Jobaussichten Eine hoch spezialisierte Gesellschaft braucht Ex-

pertInnen, die interdisziplinäre Kompetenzen im Ma-

nagement von Umwelt- und Bioressourcen haben

und diese in den verschiedenen Tätigkeitsfeldern

verantwortungsvoll einbringen.

Die breite Fächerung des Studiums eröffnet den

AbsolventInnen eine Vielzahl an Tätigkeitsfeldern. Im

Dienstleistungsbereich können sie in der Beratung

Lehre

(Consulting) ebenso tätig werden wie im Qualitäts-

management und finden Aufgaben in der Entwick-

lungszusammenarbeit oder als Umweltbeauftragte

in Unternehmen. Das Studium befähigt sie auch zur

Erstellung von Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten

wie zur Tätigkeit im Bereich der Normung und Zerti-

fizierung.

Im öffentlichen Sektor finden die UBRM-Absol-

ventInnen Aufgaben in der Verwaltung, von der In-

frastrukturplanung bis zur Umweltpädagogik sowie

allgemein im Bereich des Natur- und Umweltschut-

zes. Aber auch Tätigkeiten in der Finanzdienstleis-

tung oder in der Forschung stehen ihnen offen. Ne-

ben nationalen regierungsnahen Institutionen und

Einrichtungen der lokalen Verwaltung sind sie auch

gut für Karrieren in internationalen Organisationen

oder Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) vor-

bereitet.

Wer eine selbstständige Tätigkeit anstrebt, kann als

Sachverständige/r in der Umweltberatung, Mediation

und verwandten Feldern ihren oder seinen Platz finden.

In der gewerblichen Wirtschaft eröffnen sich den

AbsolventInnen Möglichkeiten in der Abwasser- und

Abfallwirtschaft ebenso wie in der Energiewirtschaft

aber auch in der Land- und Forstwirtschaft.

Links:Österreichische Hochschüle-

rInnenschaft an der BOKU (ÖH

BOKU)

http://oeh.boku.ac.at

Alumni (AbsolventInnenverband

der BOKU)

http://alumni.boku.ac.at

Beratung:MaturantInnenberatung:

Boku4You

[email protected]

+43 1 47654-2608

www.boku.ac.at/boku4you

Beratung für den Einstieg:

Studienvertretung (StV) ÖH

[email protected]

+43 1 47654-2005

www.oehboku.at/index.php?id=21

Programmbegleiter:

DI Bernhard Henning

Department für Wirtschafts- und

Sozialwissenschaften

+43 1 47654-4422

[email protected]

Vorsitzender der Fachstuko:

Univ.Prof. DI Dr. Erwin Schmid

Department für Wirtschafts- und

Sozialwissenschaften

Institut für Nachhaltige

Wirtschaftsentwicklung

Feistmantelstraße 4

1180 Wien

+43 1 47654-3653

[email protected]

Facts & Figures Wintersemester 2010/11

(Frauenanteil in Klammer)

StudienanfängerInnen:

408 (53,9 %)

Studierende gesamt:

1.564 (47,6 %)

AbsolventInnen (bisher):

472 (49,8 %)

Im Bachelorstudium UBRM erhalten die Studierenden auch Einblick in die Holzindustrie und -wirtschaft.

Die Betätigungsfelder für UBRM-AbsolventInnen sind vielfältig (im Bild: Innsbrucker Kommunalbetriebe).

BOKU INSIGHT 1/201128

Kostbare Ressource oder Armutsfalle Wälder in Entwicklungsländern

In Entwicklungsländern ist der Wald oft Grundlage des Über-lebens. Er ist eng mit ländlicher Armut verknüpft, bietet aber auch Auswege.

Wald und menschliches Wirtschaften waren über

Jahrtausende hinweg eng verflochten – die Beziehung

war allerdings nicht immer eine „freundschaftliche“:

Wald war eine Flächenreserve für die temporäre oder

dauernde Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen.

Zwischen 1700 und 1980 haben sich landwirtschaft-

liche Flächen global mehr als vervierfacht, während

die Waldfläche um etwa ein Fünftel abgenommen hat.

Wald lieferte und liefert notwendige Nährstoffe für die

landwirtschaftliche Produktion. Ohne Nährstofftrans-

fers aus dem Wald in landwirtschaftliche Systeme

durch Streunutzung, Waldweide und Schneitelung sind

in vielen, vorwiegend armen Regionen keine ausrei-

chenden Ernten möglich.

Während sich in entwickelten Ländern landwirt-

schaftliche Nutzungen von Wald im Rahmen der wirt-

schaftlichen Entwicklung entkoppelt haben, ist Wald in

vielen Regionen von Entwicklungsländern nach wie vor

eine Grundlage des Überlebens. Die Weltbank schätzt,

dass etwa 1,6 Milliarden Menschen in verschiedenem

Ausmaß von Wald abhängen (Weltbank 2004). Ein-

kommen, das aus Wald in armen, ländlichen Regionen

gewonnen wird, hat verschiedene Funktionen (Vedeld

et al. 2007): (1) die „Sicherheitsnetz- Funktion“ die

es WaldnutzerInnen erlaubt, kurzfristige Engpässe in

Einkommen, verfügbaren Geldmitteln oder auch Nah-

rungsmitteln zu überwinden, (2) eine „Unterstützungs-

funktion“, die es ermöglicht, das derzeitige Einkommen

zu erhalten und nicht tiefer in Armut zu fallen und (3)

„Pfade aus der Armut“, bei denen es durch Verkauf

von Waldproduktion gelingt, Armut nachhaltig zu über-

winden.

Wald ist nicht nur eine wichtige Ressource für von

ländlicher Armut Betroffene. Ländliche Armut und das

Vorkommen von Wald sind eng aneinander gebunden.

Was bislang anekdotisch diskutiert wurde, erhält zu-

nehmend quantitative Unterstützung: Die Gebiete, in

denen sich größere und relativ naturnahe Wälder fin-

den, sind jene, in denen hohe Raten von Armut zu ver-

zeichnen sind (Sunderlin et al. 2008). In abgelegenen

Gebieten ist chronische Armut besonders groß, solche

Gebiete werden oft als „Armutsfallen“ bezeichnet. Wa-

rum aber sind Wald und Armut in Entwicklungsländern

so stark korreliert?

Günstige Lagen, die gut geeignet sind für Landwirt-

schaft und eine gute Anbindung an Zentren und Märk-

te haben, wurden zuerst gerodet. Menschen, die in den

„übriggebliebenen“ Gebieten leben, haben schlechte-

re Einkommensmöglichkeiten und damit ebenso wie

aufgrund der Abgelegenheit eine schlechtere Teilhabe

an politischen Prozessen. Verstärkt wird dieser Trend

durch die Besitzverhältnisse in diesen verbliebenen

Wäldern: Während für landwirtschaftliche Flächen die

Besitzrechte für LandnutzerInnen stärker sind, gehö-

ren die Wälder in Entwicklungsländern meist den Re-

gierungen (White und Martin 2002). Das macht es für

die lokalen LandnutzerInnen schwieriger, konstantes

Einkommen aus dem Wald zu beziehen.

Eher zögerlich geben die Regierungen hier ihre

alleinige Verfügungsgewalt auf und ermöglichen Ge-

meinschaftswaldbewirtschaftung oder individuelle Be-

sitzrechte. Neue Bedeutung haben die abgelegenen

Wälder durch meist globale Anliegen der Biodiversi-

tätserhaltung bekommen. Oft bringt der gutgemeinte

Schutz des Waldes zusätzliche Beschränkungen im

Zugang zu Ressourcen für die chronisch arme Bevölke-

rung solcher Gebiete. Eine weitere, aktuelle Herausfor-

derung sind Anliegen zur Erhaltung bzw. Verbesserung

der Senkenfunktion solcher Wälder für Kohlenstoff. Die

Einbindung der lokalen Bevölkerung in Planung und

Partizipation am konkreten Nutzen bei derartigen Vor-

haben sind Grundvoraussetzungen für Akzeptanz und

damit auch längerfristigen Erfolg.

Wo sind nun Ansatzpunkte für waldbasierte Ar-

mutsbekämpfung? Grundsätzlich geht es hier um

einen veränderten Fokus: Bei sogenannter „people

centered forestry“ geht es um partizipative Waldbewirt-

schaftung und um verbesserten Zugang der von Armut

betroffenen lokalen Bevölkerung zu Holz- und Nicht-

holz-Ressourcen. In Bereichen, in denen der Druck

auf die Ressource Wald bereits sehr groß ist, kann

Agroforestry, die Einbindung von Bäumen in landwirt-

schaftliche Produktionssysteme, die Gesamtleistung

der kleinbäuerlichen Produktion erheblich erhöhen.

In all diesen Bereichen sind BOKU-ForscherInnen der

CDR-PartnerInnengemeinschaft tätig. Die meisten der

waldrelevanten Projekte in diesem Kontext werden,

wenig überraschend, am Department für Wald- und

Bodenwissenschaften durchgeführt, hier vor allem am

Institut für Waldökologie und am Institut für Waldbau.

Text: Georg Gratzer

Fotos: CDR

Entwicklung

Kontakt: Ao.Univ.Prof. DI Dr. Georg Gratzer

Department für Wald- und

Bodenwissenschaften

Institut für Waldökologie

Peter-Jordan-Straße 82

1190 Wien

+43 1 47654-4105

[email protected]

Pfade aus der Armut: Durch den Verkauf von Waldproduktion sollte es gelingen, Armut nachhaltig zu überwinden.

BOKU INSIGHT 1/2011 29

Entwicklung

R4D UPDATEKampf ums Land

Es war vor etwa zehn Jahren, als uns an der BOKU

der Anruf eines österreichischen Unternehmens er-

reichte: In Ghana gäbe es günstig Agrarland zu er-

werben. Die kolportierte Fläche war halb so groß wie

Wien, die wenigen dort lebenden Menschen wolle

man als gute Arbeitskräfte nicht umsiedeln, die not-

wendigen politischen Kontakte zur politischen Elite

Ghanas waren vorhanden. Die fehlende landwirt-

schaftliche Expertise erhoffte man sich von der BOKU.

Zu dieser Kooperation ist es verständlicherweise nicht

gekommen.

Das International Institute for Environment and De-

velopment in London errechnet, dass zwischen 2004

und 2009 allein in Ghana, Äthiopien, Madagaskar und

Mali rund 1,4 Mio. Hektar Land durch internationale

Investoren übernommen wurden. Segen oder neoko-

lonialer Fluch? Dokumente der Weltbank bezeichnen

die Allokation von Agrarflächen in Entwicklungslän-

dern an internationale Akteure als mitunter sinnvolle

Investition in einen vernachlässigten Sektor. Zivilge-

sellschaftliche Organisationen nennen es schlichtweg

Landraub.

Doch für einige afrikanische Regierungen sind

internationale Investoren sehr willkommen. Es gelte

landwirtschaftliche Entwicklung aufzuholen, ist zu hö-

ren. Doch das Problem ist hausgemacht. Weder afri-

kanische Regierungen noch die internationale Staa-

tengemeinschaft interessierten sich ernsthaft für das

Thema; kaum ein Bereich in Afrika wurde so vernach-

lässigt wie Landwirtschaft und ländliche Entwicklung.

Zwischen 1975 und 2004 sanken die Ausgaben der

öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit für den

Sektor von 17 auf 3,7 Prozent. Die wenigen verfüg-

baren Finanzmittel flossen in ressourcenzehrende

Formen der Landbewirtschaftung. Lokales Wissen

der Bäuerinnen und Bauern wurde ebenso diskredi-

tiert wie ökologisch nachhaltige Landwirtschaft. Heute

steht Afrika vor den Ergebnissen einer verfehlten Ent-

wicklungspolitik.

Für ausländische Agrarinvestoren und ihre natio-

nalen Befürworter ist das hinterlassene Vakuum ein

willkommenes Argument, deren Expansion zu forcie-

ren. Devisen erwarten sich die afrikanischen Regie-

rungen, und Nahrungsmittel für die wachsende Bevöl-

kerung. Technologietransfer erhoffen sie sich für die

Kleinbauern Afrikas. Empirische Befunde hierzu gibt

es wenig. Dieser Umstand verwendet die Politik ger-

ne dafür, dem Thema positionslos gegenüberzutreten.

Angesichts der wachsenden Verteilungsungerechtig-

keit wäre angebracht, sich auch in Österreich mit dem

Thema wissenschaftlich und politisch zu befassen.

Der Kampf ums Land hat gerade erst begonnen.

Kontakt:Centre for Development

Research

Gregor-Mendel-Straße 33

1180 Wien,

[email protected]

www.cdr.boku.ac.at

Derzeit relevante Projekte aus der CDR-Part-nerInnengemeinschaft FORED, Forest Research for Development Part-

nership, Bhutan (ADA, A. Darabant, G. Gratzer,

2009-2012)

The role of enclosures on the diversity and

productivity of rural landscapes in North Gondar,

Ethiopia (KEF, ÖAD, Abrham Abiyu Hailu, G.

Gratzer 2009-2011)

Knowledge based decision making in communi-

ty forestry management, Nepal (Chiranjeewee

Khadka, H. Vacik, OEAD 2008-2011)

Smallholder agroforestry in Uganda: above- and

belowground interactions of bananas and trees

(Bioversity, G. Gratzer, H. Schume 2011-2013)

Sustaining forest resources for people and the

environment in the Niassa National Reserve

in Mozambique (Bioversity, G. Gratzer, C. Vogl

2011-2013)

Livestock carrying capacity of conifer forests in

Bhutan (ÖAD, K. Wangchuk, W. Zollitsch, G. Gratzer

2010-2013)

Agroforestry as a tool for integrated land

management: improving the livelihood of rural

communities in Ethiopia (ÖAD, L. Duguma, H.

Hager, 2009-2011)

Evaluating management strategies for forest bio-

diversity in the walnut fruit forests in Kyrgyzstan

(Gulnaz Jalilova, H. Vacik OEAD 2008-2011)

DI Dr. Michael Hauser, Direktor des CDR

Die Weltbank schätzt, dass etwa 1,6 Milliarden Menschen vom Wald abhängig sind.

BOKU INSIGHT 1/201130

Text & Fotos: Ingeborg Sperl

International

Kein Profit, nur Risiko

Vor über 30 Jahren sagten die ÖsterreicherInnen nachhaltig nein zur Atomkraft, doch über die Grenzen unseres Landes hat es diese Politik nie geschafft. Die furchtbaren Ereignisse in Japan bringen nun das Thema wieder ans Licht – und damit seine Protagonist-Innen, die RisikoforscherInnen.

Wer in den letzten Tagen und Wochen Wolfgang

Kromp anrufen wollte, erhielt die Meldung „Die Mail-

box ist voll.“ Wer Emmerich Seidelberger erreichen

wollte, erhielt die Auskunft „Herr Seidelberger ist ge-

rade bei einem Interview“. Kein Zweifel: Das Institut

für Sicherheits- und Risikoforschung an der BOKU

ist gefragt wie nie, auch wenn man angesichts der

furchtbaren Ereignisse in Japan auf diese besondere

PR gern verzichtet hätte. Die wichtigsten inländischen

Printmedien waren da, die Radiosender, der ORF

und zahlreiche deutsche TV-Sender; die ZEIT wid-

mete Wolfgang Kromp einen langen Artikel. Kromp,

Seidelberger und der Geologe Roman Lahodynsky

waren im Dauereinsatz. Ein engagiertes Team jun-

ger MitarbeiterInnen versorgte sie rund um die Uhr

mit den neuesten Nachrichten; alle verfügbaren Infor-

mationen wurden unmittelbar über die Webpage des

Instituts an die Öffentlichkeit weitergegeben.

In ruhigeren Zeiten fristet man ein eher unauffälli-

ges Dasein; etwa ein Dutzend WissenschaftlerInnen

hantelt sich von Drittmittel- zu Drittmitteljob, die meist

vom Umweltministerium finanziert wurden. Nun hat

Umweltminister Nikolaus Berlakovich u. a. Kromp,

Seidelberger und Lahodynsky gebeten, konkreten

Input für den Begriff „Stresstest“ einzubringen. Eine

umfassende Sicherheitsüberprüfung als Aufgabe der

EU steht an – fragt sich nur, wo die unabhängigen

ExpertInnen herkommen sollen.

Auch wenn in Österreich kein Kernkraftwerk steht,

sind wir doch von Anlagen umgeben, die schon in

den 70er und 80er Jahren gebaut wurden und ent-

sprechende Risiken bergen. „In Österreich haben wir

keinen Profit aus der Atomenergie, wir tragen nur das

Risiko“, bemerkt Kromp. „Die Ereignisse von Fuku-

shima haben gesellschaftspolitisch schon einen an-

deren Effekt als Tschernobyl. In Russland hat man

irgendwie mit Schlamperei und veralteter Technik

gerechnet, aber dass ein hochtechnisiertes Land

wie Japan einen nuklearen Unfall dieser Art erleidet,

kann man nicht so leicht negieren. Wobei allen klar

ist: Es wird genug Stimmen geben, die das herunter-

spielen werden“.

Apropos Gesellschaft: Das BOKU-Institut für Si-

cherheits- und Risikowissenschaften hat den Auftrag,

sich nicht nur um das leider aktuelle Thema nuklea-

re Sicherheit zu kümmern, sondern um weitere, die

Gesellschaft als Ganzes oder in größeren Teilen be-

treffende Risiken. Das inkludiert die Erhaltung von

Biodiversität genauso wie etwa Klimawandel, globale

Urbanisierung, oder Energiekrisen. „Bei Bedarf müs-

sen wir KonsulentInnen hinzuziehen; sofern sie un-

abhängig sind, können das durchaus auch Atombe-

fürworterInnen sein“, so Kromp.

Roman Lahodynsky, der bis vor kurzem zwei Jah-

re lang in Pakistan bei einem Tunnelbau beschäftigt

war, befasst sich mit einem in unseren Breiten un-

terschätzten Thema, weil das historische Gedächtnis

nicht weit zurückreicht: „Die Paläoseismologie unter-

sucht Versetzungen von Sedimenten und kann so

Kontakt:Ao.Univ.Prof. Wolfgang Kromp

Department für Bautechnik und

Naturgefahren

Institut für Sicherheits- und

Risikowissenschaften

Borkowskigasse 4

1190 Wien

+43 147654-7701

[email protected]

www.baunat.boku.ac.at/15975.

html

Wolfgang Kromp, Emmerich Seidelberger und Roman Lahodynsky (v.l.) – Risikoforschergeneration 60+: „In der Forschung fehlt uns die komplette Generation der 40-Jährigen.“

Österreichs Beziehung zur Atomenergie

BOKU INSIGHT 1/2011 31

International

Aufschluss über vergangene Erdbeben geben. Aber

so eine Untersuchung dauert ein bis zwei Jahre und

wenn man nicht an der richtigen Stelle gräbt, findet

man sie nicht. Das Fatale ist, dass sich durch Ös-

terreich zwei Bruchlinien ziehen. Die eine durch die

Mur-Mürz-Furche ins Wiener Becken und leider auch

genau dorthin, wo Bohunice erbaut wurde. Die zweite

Bruchlinie, die Raab-Störung, zieht sich durch Wes-

tungarn über Mohovce. Hier gab es in historischen

Zeiten schwere Beben“. Bei einem ernstgemeinten

Stresstest sollte man das nicht ignorieren.

Der gelernte Maschinenbauingenieur Emmerich

Seidelberger war von 1969 bis 1981 bei Siemens be-

schäftigt und für die Auslegung von Kernnotkühlsys-

temen zuständig. „Am Anfang war die Atomtechnik

sehr faszinierend für einen jungen Maschinenbauer.

Nukleare Risiken waren kein Thema. Wir haben mög-

liche Szenarios noch mit Rechenschiebern berech-

net. Ein GAU war erst mit Computern darstellbar und

man ist immer von einer Monokausalität ausgegan-

gen. Modelle sind immer eine Reduktion – keiner hät-

te angenommen, dass einmal der Strom für Kühlag-

gregate ausfallen könnte. Auch dass Abklingbecken

in Brand geraten könnten, hat niemanden beschäf-

tigt.“ Irgendwann wurde Seidelberger – er war auch

in der vom damaligen Bundeskanzler Vranitzky ein-

berufenen Bohunice-Kommission tätig – vom Saulus

zum Paulus. Nach einem zusätzlichen Pädagogikstu-

dium fühlte er sich für bessere Bildung verantwortlich

und wollte etwas für die Sicherheit bewirken.

Sowohl Kromp als auch Seidelberger sind eigent-

lich schon in Pension. „Wir wollen noch mithelfen,

das Institut zu konsolidieren. Die Popularität unserer

Arbeitsgebiete ist ja leider anlassbezogen.“ Nachhal-

tigkeit wäre auch hier vonnöten. „In der Forschung

fehlt uns die komplette Generation der 40-Jährigen“,

so das besorgte Resümee. „Da das Prestige der Nu-

kleartechnologie durch Unfälle wie Three Mile Island

und Tschernobyl schwer angeschlagen war, ging das

Interesse an einschlägiger Ausbildung stark zurück

– sowohl Industrie wie Aufsichtsbehörden beklagen

erheblichen Mangel an Fachkräften. Das gilt für alle

westlichen Industrienationen.

Daten für den Ernstfall „Das ist das am besten abgeschirmte Labor in

Österreich“, sagt Franz Josef Maringer. Der studierte

Physiker arbeitet als Forscher und Lehrender seit 2004

an der BOKU – allerdings nicht an unseren üblichen

Standorten, sondern im Arsenal. Das unspektakulär

wirkende LLC-Labor (Low Level Counting) dient zur

Messung niedrigster Radioaktivität und Strahlung und

besitzt die empfindlichsten Messgeräte des Landes.

Es ist von einer 1,60 Meter dicken Betonwand und ei-

nem zusätzlichen, drei Zentimeter dicken Bleimantel

umschlossen. Optimal von äußeren Strahlungsein-

flüssen abgeschirmt, wird das Labor in Kooperation

vom Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen,

der BOKU und dem AIT gemeinsam genutzt.

Maringer ist kein Apokalyptiker. Er erwartet in Ös-

terreich keine besorgniserregenden Messergebnisse

wegen des Nukleardesasters in Fukushima. Tscher-

nobyl war weitaus folgenreicher: Gleich im zweiten

Jahr seines Bestehens wurde im LLC-Labor die ra-

dioaktive Kontamination von tausenden Lebens-

mittel- und Trinkwasserproben nach der russischen

Katastrophe gemessen und Maringer gibt zu, dass

er dabei nicht besonders gelassen gewesen sei. In

Europa wird das Desaster von Fukushima weitaus

geringere Spuren hinterlassen als Tschernobyl. Als

Wissenschaftler, der täglich mit – wenn auch mini-

malen – Strahlendosen zu tun hat, registriert er eine

„starke Diskrepanz zwischen meiner Einschätzung

und den Besorgnissen der Bevölkerung in Europa“.

Aber dennoch ist die Lage schlimm genug. „Ich kann

es nicht fassen, dass in Fukushima die Notstromver-

sorgung für die Kühlung nicht besser geschützt wur-

de“, fasst Maringer seine Betroffenheit zum aktuellen

Desaster in Japan zusammen.

Die BOKU besitzt einen Datenschatz: die Messer-

gebnisse von Boden-, Pflanzen- und Umweltproben

vor, während und nach Tschernobyl. Zahlreiche Un-

tersuchungen wurden gemeinsam mit Martin Gerz-

abek in seiner Funktion als Bodenwissenschaftler

durchgeführt. 25 Jahre nach der russischen Katas-

trophe und bevor die Auswirkungen von Fukushima

bei uns registrierbar sind, werden erneut Daten im

Osten Österreichs erhoben. Boden und Pflanzen –

derzeit Bärlauch und Weidebewuchs – werden aktu-

ell untersucht. So wird man objektive Vergleichsmög-

lichkeiten erhalten, wenn in Fukushima freigesetzte

Radionuklide Österreich erreichen. Generell meint

Maringer „sind im Falle einer Kontamination Produkte

aus dem Wald eher zu meiden. Hier handelt es sich

um geschlossene Kreisläufe, wo zum Beispiel Pilze

Radio-Cäsium akkumulieren. Das kann man jetzt –

25 Jahre nach Tschernobyl – immer noch z.B. in Pil-

zen nachweisen“. Eine gewisse Vorsicht ist auch bei

Beeren und Wild angebracht.

Maringer schätzt, dass das Land im Umkreis von

einigen zehn bis einigen hundert km um Fukushima

auf Jahrhunderte landwirtschaftlich unbenutzbar

bleiben wird. Sicherheit für Österreich sieht Maringer

nur dann gewährleistet, wenn „die AKWs mit veralte-

ter Sicherheitstechnologie rund um uns abgeschaltet

werden“. Bis es hoffentlich einmal so weit sein wird,

ist es notwendig, die Forschungskapazitäten auf dem

Gebiet der Radioökologie und des Strahlenschutzes

zu erhalten und auszubauen. „Eine Dissertation in

diesem Fachgebiet dauert rund vier Jahre. Wir brau-

chen den wissenschaftlichen Nachwuchs unbedingt

– im Ernstfall Expertise schnell zuzukaufen, kann in

so einem komplexen Fachgebiet nicht funktionieren“.

Univ.Doz. DI Dr. Franz Josef Maringer, Pro-jektgruppe LLC-Labor Arsenal: „Wir brau-chen den wissenschaftlichen Nachwuchs.“

Veranstaltung: Franz-Josef Maringer wird aus aktuellem Anlass in

der Reihe „Fragen des Alltags – Antworten der Wis-

senschaft“ am 16. Mai 2011 über Umweltradioaktivi-

tät und Strahlenschutz bei nuklearen Katastrophen

sprechen.

(Bibliothek am Urban-Loritz-Platz, 17 Uhr)

Kontakt:Univ.Doz. DI Dr. Franz-Josef

Maringer

Department für Wald- und

Bodenwissenschaften

c/o Faradaygasse 3, Arsenal 214

1030 Wien

+43 1 7981024-10

[email protected]

Im Wiener Arsenal befindet sich das am besten abgeschirmte Labor Österreichs.

BOKU INSIGHT 1/201132

Das von der FFG finanzierte erste Frauenförderprogramm an der BOKU ist nach zweijähriger Laufzeit zu Ende gegangen. Das Pilot-projekt, das 21 Studentinnen eine Zusatzqualifizierung sowie frühe Unternehmenskontakte ermöglichte, wurde am 10.November 2010 mit einer feierlichen Veranstaltung abgeschlossen.

Text: Sonja Schiehser

Diversity

Links:BOKUfirst www.boku.ac.at/bokufirst.html

Bestellung Laborjournal

https://fm-helpdesk.boku.ac.at/boku/html/index.html

Erfolgreiches PilotprojektBOKUfirst

Vorrangiges Ziel dieses Programms im Rahmen

der FFG-Förderschiene FEMtech Karrierewege war

die gezielte Zusatzqualifikation der Studentinnen zur

Vorbereitung auf eine Karriere in F&E sowie tech-

nologieintensiven Unternehmen. Die angebotenen

Workshops zu den Themen Selbstkompetenz, Wis-

senschaftskompetenz, Kommunikation und Präsen-

tation sowie Projektmanagement gingen weit über

das herkömmliche Ausbildungsangebot im Rahmen

eines Studiums hinaus und trugen auch dazu bei, die

Attraktivität der Studien für Frauen an der BOKU zu

erhöhen. Durch intensive Kontakte zu den Partner-

unternehmen Austrian Institute of Technology, Bax-

ter, Österreichische Bundesforste und Umweltbun-

desamt wurden die Studentinnen frühzeitig in diese

Forschungsunternehmen integriert. Es wurden Prak-

tika absolviert, Bildungschecks eingelöst sowie acht

Diplomarbeiten durchgeführt und abgeschlossen. An

den beiden Dissertationen, die bei Baxter und dem

Umweltbundesamt laufen, wird noch gearbeitet. Ex-

kursionen, Infotage und ein „Get Together“ gaben

den Studentinnen im Laufe der beiden Jahre die

Möglichkeit, Einsicht in andere Fachrichtungen und

Unternehmensgebiete zu bekommen.

Da Studentinnen aus unterschiedlichen Studi-

enrichtungen, zwei von ihnen auch von der Veteri-

närmedizinischen Universität, ins Programm aufge-

nommen waren, wurde in BOKUlearn eine Plattform

eingerichtet, die die Kommunikation innerhalb der

Gruppe verbesserte und es ermöglichte, Termine,

Nachrichten und Feedback schnell und unkompliziert

an alle weiter zu geben. In der Zwischenzeit sind na-

türlich Freundschaften entstanden und man kommu-

niziert auch intensiv über private Netzwerke.

Die gute Zusammenarbeit mit der Koordinations-

stelle für Gleichstellung und Gender Studies äußerte

sich in der gemeinsam organisierten Veranstaltungs-

reihe „Frauen in der Forschung: Fakten – Meinungen

– Gesichter“. Vorträge und Podiumsdiskussionen,

zum Teil in englischer Sprache, erweiterten den Ho-

rizont aller TeilnehmerInnen und stärkten unser Gen-

der-Bewusstsein. Bei der FEMtech Winterschool im

Februar 2010 konnten sich die BOKUfirst Studentin-

nen mit den Teilnehmerinnen der anderen FEMtech

Karrierewege-Projekte (ErFIndERIn, FAMOS, FINCA

und WOMAN) austauschen und karriererelevante

Kompetenzen stärken. Als ein Highlight wurde von

den teilnehmenden Studentinnen das Thema „Ge-

haltsverhandlungen“ gesehen.

Leider hatte BOKUfirst mit unerwarteten Termin-

verschiebungen, krankheitsbedingten Workshop-

Absagen und Personalrochaden innerhalb des Pro-

jektteams zu kämpfen. Daher wurde die Organisation

und Kommunikation in diesem Pilotprojekt von den

Studentinnen bei der internen Evaluierung als ver-

besserungswürdig klassifiziert.

Im Allgemeinen war das Feedback jedoch durch-

aus positiv: Es konnten Vorurteile und Konkurrenz-

denken abgebaut werden, die Studentinnen sind

nun Gender-bewusst und bezüglich Gleichstellung

im Beruf sensibilisiert. Aussagen wie „Jeder Work-

shop hat mich auf eine gewisse Art bereichert“,

„Ich sehe vieles nun mit kritischeren Augen“ oder

„Ich habe viel dazugelernt und nützliche Tipps be-

kommen“ wurden bei der Abschlussveranstaltung

geäußert. Auch von den FirmenvertreterInnen ka-

men sehr erfreuliche Rückmeldungen, die das En-

gagement der Studentinnen und die gute Zusam-

menarbeit mit der BOKU besonders betonten.

Bei der Abschlussveranstaltung wurde allen Studen-

tinnen ein aus Mitteln des Projektbudgets gestaltetes

Laborjournal mit überreicht. Das darauf befindliche

Projekt-Logo BOKUfirst wird für die BOKU nachhaltig

an dieses erste Frauenförderprogramm erinnern.

DI Dr. Sonja Schiehser leitete zuletzt das Projekt BOKUfirstFoto: R. Ressmann/BOKU

Labjournal im BOKU Corporate Design: Bestellung über den FM Helpdesk

Verleihung der Teilnahmezertifikate und La-borjournale bei der Abschlussveranstaltung: (v.l.n.r.) Emma Blackwell, dahinter verdeckt Sonja Schiehser, Ao.Univ.Prof. Dr. Barbara Hinterstoisser (Vizerektorin für Lehre), O.Univ.Prof. Dr. Josef Glößl (Vizerektor für Forschung)

BOKU females in research, science and technology

BOKU INSIGHT 1/2011 33

Die BOKU von außen

Veranstalter:Institut für Interaktive Raumpro-

jekte in Zusammenarbeit mit der

Universität für Bodenkultur Wien

Konzept/Kuratorin:

Gertrude Moser-Wagner

Projektorganisation:

Claudia Mongini

Koordination: Markus Fiebig

Moderation: Monika Mokre

Universitätsbibliothek und Univer-

sitätsarchiv Bodenkultur Wien

Peter-Jordan-Straße 82

1190 Wien

+ 43 1 47654-2060

[email protected]

www.boku.ac.at/bib.html

Univ.Prof. Dr. Markus Fiebig

Department für Bautechnik und

Naturgefahren

Institut für Angewandte Geologie

Peter Jordan-Str. 70

1190 Wien

+43 1 47654 5402

[email protected]

Link:HALLO IRRGAST

www.taste.at/hallorirrgast

Im Oktober 2010 fand im Rahmen der Ausstellung an der Universitätsbibliothek BOKU ein Symposium unter dem Titel „Ausnahmegäste in Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft“ statt.

Das Symposium am 28.10.2010 ging von der Idee

des Vogelzugs aus, der gelegentlich auch in die Irre

führen kann: Irrgast ist ein Begriff aus der Ornitholo-

gie und bezeichnet einen verflogenen Vogel. Dieses

Symposium reflektierte und praktizierte erfolgreich

die Frage der gegenseitigen Einmischung von Kunst

und Wissenschaft.

Den Beginn machten Vorträge von Markus Fiebig

und Helga Kromp-Kolb. Die Verletzlichkeit und Verän-

derlichkeit der physischen Welt und die Verantwort-

lichkeit für eine lebbare Zukunft standen im Raum,

einmal durch den eindringlichen Vortrag zur Klima-

veränderung und dann durch das Projekt TO|YS ON

TOUR (Künstlerin Eva Ursprung und Garbologe Jo-

achim Hainzl), eine differenzierte Müll-Recherche in

Afrika, die von Europa kommenden Müll sondierte und

die globale Waren- und Abfallproduktion eindrücklich

ins Bild brachte, auch in der Ausstellung von vier

KünstlerInnen dieser Grazer Müll-Forschungsreise.

Am Nachmittag vermittelten zwei Ornithologen

sehr anschaulich Methoden und Fragen ihrer Diszi-

plin: am Beispiel der Rauchschwalbe, einer sich de-

zimierenden Spezies (Fernando Spina, ISPRA Bo-

logna) und an der Mondbeobachtungs-Methode bei

der Zugvogel-Bestimmung/Zählung (Martin Rössler).

Solchen visuellen Schwung behielt die Petrologin Sa-

bine Grupe bei, deren computeranimierte Spirale in

die Tiefenschicht eines Stücks Bodens in Unterlaa/

Wien hinab führte. Die Landschaft und ihre kunstspe-

zifische Verwendung im Zusammenspiel mit urbanen

BenützerInnen war Thema der Landschaftsarchitek-

tin Lilli Lička. Thematisch endete das Künstler- und

Architektenduo Michael Zinganel/Michael Hieslmair

mit Mobilität/Migration und zwei Beispielen: der Mo-

dellinstallation einer Autobahnkreuzung/Raststätte

und dem Diagramm wiederkehrender Saisonarbeit

von Ostdeutschen in Tirol und dem beiderseitigen

kulturellen Einfluss.

Nach einer Podiumsdiskussion, moderiert von

Monika Mokre, gab es die Videopräsentation „ZUG-

UNRUHE. Zwei Vögel und vier Menschen“ und die

Buchvorstellung „ZUGUNRUHE“, beides als Ergeb-

nisse eines zweijährigen Kunstprojekts von Gertru-

de Moser-Wagner. Die anwesenden Vertreterinnen

vom BMWF, Karolina Begusch-Pfefferkorn und vom

BMUKK, Gabriele Kreidl-Kala, betonten nochmals ihr

Interesse und ihre Absicht, interdisziplinäre Projekte

wie HALLO IRRGAST in Zukunft zu unterstützen.

Sowohl Rektor Martin Gerzabek, der am Vormit-

tag das Symposium, wie auch Vizerektor Josef Glößl,

der am Abend die Ausstellung in der Bibliothek eröff-

nete, waren überzeugt, dass Kunst und Wissenschaft

vieles gemeinsam haben und dass HALLO IRRGAST

am Ort BOKU genau richtig sei – trage doch die Uni-

versität für Bodenkultur schon „Kultur“ in ihrem Na-

men (Glößl).

Die anschließende Ausstellungsbesichtigung mit

dem Kunsthistoriker Lukas Gehrmann erfreute sich

regen Interesses und eines globalen Rahmens durch

drei diplomatische Vertreter außereuropäischer Län-

der. Dies hing mit „Foreign-Affairs“, dem Ausstel-

lungsteil von Isabel Czerwenka-Wenkstetten und

ihrem Dialog-Kunstprojekt zusammen. Migrations-

pflanzen wie der Große Bärenklau gaben dem Künst-

ler/Soziologen Bernhard Kathan den Anlass, in einer

seinem Ausstellungteil beigelegten Broschüre über

Eugenik nachzudenken. Sämtliche Computerbild-

schirme in der Bibliothek waren mit dem Bildschoner

„Zentrifuge“, dem Video einer abstrakt-performativen

Gleichgewichtsstudie von Cynthia Schwertsik be-

spielt. Auch die minutiös auf eine Wand im Lesesaal

applizierte Ameisenstraße „Atta cephalotes“ von Ju-

dith Egger eroberte sofort die Herzen der StudentIn-

nen und ist weiterhin in der Bibliothek zu sehen, zeigt

sie doch die alles überwindende, subversive Kraft le-

bendiger Natur. Die Installation von Claudia Mongini

beschäftigte sich am Beispiel von Lise Meitner und

ihrer Zeit mit der fehlenden Darstellung und Sichtbar-

keit von Frauen in der Wissenschaft.

Der wertvolle Eindruck bleibt jedenfalls bestehen,

dass künstlerisches Probehandeln und mehrdimen-

sional forschendes Arbeiten außerhalb von Galerien

und Museen sinnvoll ist, und dass eine Intervention

beispielhaft vermischter Diskurse greift.

Text: Gertrude Moser-Wagner

Foto: Sabine Maier

„Wall Flowers“, ein markant aufragendes, klingendes, blinkendes Kunstobjekt von Red White, stand drei Wochen unübersehbar in der Aula des Schwackhöfer-Hauses.

BOKU INSIGHT 1/201134

Forschung in Kürze

P.S.: BOKU-Forschung zum Angreifen Leider wurde in der Auflistung der Departments,

die großzügigst Texte und Fotos zu den beiden Ver-

anstaltungen zur Verfügung gestellt haben (Beitrag

in INSIGHT 6/10, S. 30-31), zwei Details übersehen.

Bitte entschuldigen Sie diese Panne!

BOKU intern

Em.O.Univ.Prof. Dr. Johann Fischer

Ao.Univ.Prof. Dr.-Ing. Martin Wendland

Foto: © BOKU/PBU

Foto: © BOKU/PBU

Die junge Dame war von den Pflanzenschutzmitteln auf bakterieller Basis, präsentiert vom Institut für Umweltbiotechnologie, fasziniert.

Bei Markus Puschenreiter, Institut für Bodenforschung, landeten Regenwürmer und Bodenkäfer unter dem Mikroskop.

Link: Arbeitsgruppe Phyto-/Plant-Bio-

technology (PBU)

des Instituts für angewandte

Mikrobiologie (IAM)

www.biotec.boku.ac.at/pbu.html

Kontakt:Ao.Univ.Prof. Dr. Margit Laimer

Department für Biotechnologie

Institut für angewandte Mikrobiologie

Muthgasse 18

1190 Wien

+43 1 47654-6560

[email protected]

www.biotec.boku.ac.at/333.html

Kontakt: DI Dr. Clemens Borkenstein

Forschungskoordinator Interuniversitäres

Department für Agrarbiotechnologie, IFA-Tulln

Konrad Lorenz Strasse 20

3430 Tulln

+43 2272 66280-113,

[email protected]

www.ifa-tulln.boku.ac.at/122.html

Kontakt: Em.O.Univ.Prof. Dr.

Johann Fischer

Institut für Verfahrens- und

Energietechnik

+43 1 3709726-201

[email protected]

mit Maximaltemperaturen von 100°C untersucht und

gezeigt, dass mit dem Kältemittel R143a bei einer

Prozessführung mit überkritischem Druck die größte

Leistung für einen vorgegebenen Wärmeträgerstrom

erzielt werden kann. Diese Arbeit ist die derzeit inter-

national meistzitierte ORC-Arbeit und Top 2 Cited in

der Zeitschrift Energy (Impact factor 2.952).

Link: Energy: www.elsevier.com/wps/find/journaldescripti-

on.cws_home/483/description#description

Publikation: B. Saleh, G. Koglbauer, M. Wendland, J. Fischer,

Working fluids for low temperature ORC-processes.

Energy 32, 1210-1221 (2007)

Abbildung des Links zur Arbeitsgruppe Phyto-/Plant-Biotechnology (PBU)In der lebenden Genbank der BOKU werden seit den

1980er Jahren Obst- und Energiepflanzen bewahrt

– derzeit einige Tausend. In jedem Stück Pflanzen-

gewebe, also in jedem Zweig, ist die genetische In-

formation einer Pflanze gespeichert, die sich im

Obstgarten oder auf dem Feld bereits bewährt hat.

Abbildung des Department-Icon IFA TullnDas IFA Tulln präsentierte sich in zehn Stationen mit

Aktivitäten des Departments sowie einiger KollegInnen

aus Wien am zukünftigen Universitäts- und Forschungs-

zentrum Tulln (UFT) der interessierten Öffentlichkeit.

Arbeitsfluide für ORC-ProzesseBOKU-Publikation ist Top 2 Cited in Energy

Weltweit werden mehr als 80% des elektrischen

Stroms in Dampfkraftwerken erzeugt. In diesen wird

ein Wärmestrom mit sehr hoher Temperatur, der durch

Kohle, Erdgas, Kernenergie oder Erdöl bereitgestellt

wird, in einem Clausius-Rankine-Prozess teilweise in

mechanische Leistung umgewandelt. Als Arbeitsfluid

wird in diesem Prozess Wasser als Flüssigkeit und

Dampf verwendet, der auf etwa 600°C erhitzt wird.

Thermodynamische Berechnungen zeigen aller-

dings, dass man für niedrigere Temperaturen besser

organische Fluide verwendet. Man spricht dann von

einem Organic Rankine Cycle oder ORC-Prozess.

Daraus ergab sich als Forschungsthema die Identi-

fizierung geeigneter Arbeitsfluide und die Optimie-

rung der ORC-Prozesse. Es wurden 31 Arbeitsfluide

BOKU INSIGHT 1/2011 35

Die letzte Seite

Liebe Leserinnen und Leser!

Das Jahr 2011 hat mit tragischen Ereignissen be-

gonnen – es wird auch in Erinnerung bleiben als

jenes Jahr, in dem Naturkatastrophen uns die Kehr-

seite unserer Möglichkeiten, die Welt zu gestalten,

drastisch vor Augen führten. Doch jede Katastrophe

trägt in sich auch die Chance auf Veränderung zum

Besseren. So hat der schreckliche Unfall im AKW

von Fukushima in Japan die weltweite Debatte über

die nukleare Energiegewinnung wieder in Gang

gesetzt, die Rufe nach dem Ausstieg und nach Al-

ternativen werden wieder lauter. Zu den Risiken der

Atomkraft und deren gesellschaftspolitischen Impli-

kationen lesen Sie das Interview auf S. 30 mit Wolf-

gang Kromp, Emmerich Seidelberger und Roman

Lahodynsky von Ingeborg Sperl.

Die BOKU leistet aber auch auf anderen Gebieten

ihren Beitrag dazu, unsere Zukunft sicherer und für

kommende Generationen lebenswerter zu gestal-

ten: Nicht nur im internationalen Jahr des Waldes

2011 sorgen BOKU-ForscherInnen für ein besseres

Verständnis dieser natürlichen Ressource und de-

ren vielfältiger Funktionen. Lesen Sie dazu mehr in

den Beiträgen von Anna Schwarzbauer auf Seite 7

und von Georg Gratzer auf Seite 28.

Es gibt aber noch mehr Veränderungen an der

BOKU, und es bedurfte keiner Katastrophen, um

sie in Gang zu setzen: etwa die Übersiedelung zahl-

reicher Institute und Arbeitsgruppen an den neuen

Standort in Tulln. Wie es dort kurz vor der Fertigstel-

lung Ende März ausgesehen hat, verrät Ingeborg

Sperl auf Seite 4.

Und auch für das BOKU-Magazin bricht eine neue

Zeit an: Mit dieser Ausgabe von BOKU INSIGHT

verabschieden wir uns von Ihnen – ab Herbst 2011

wird es ein neues Magazin geben, das in völlig neuer

Aufmachung BOKU INSIGHT und BOKUlumni, das

AbsolventInnenmagazin, in einem Format vereint.

Selbstverständlich werden wir auch dann weiterhin

für Sie da sein, um Ihnen Spannendes und Wis-

senswertes rund um die BOKU zu präsentieren.

Ihre Redaktion

Die von BOKU und Umweltbundesamt gemein-

sam geschaffene Koordinierungsstelle gibt es seit

Mai letzten Jahres. Gespräche mit Departmentleite-

rInnen an der BOKU und AbteilungsleiterInnen am

Umweltbundesamt zeigten, dass Interesse an der

gemeinsamen Nutzung und wissenschaftlichen Aus-

wertung der vielfältigen Datenbanken am Umwelt-

bundesamt besteht.

Im Rahmen der Kooperation wird ein Konzept zur

weitergehenden Nutzung dieser Daten erarbeitet. In

diesem Rahmen soll die Bedeutung der Daten

- für aktuelle Fragestellungen in Wissenschaft,

Politikberatung und Praxis

- ihre ggf. erweiterte und verbesserte Nutzung

durch Vernetzungen, Verschneidungen und innova-

tive neue methodische Ansätze in Auswertung und

Verwertung

- ihre Einsatzmöglichkeit und potenzieller Mehrwert

diskutiert werden. Ein Teil dieses Konzeptes ist eine

BOKU-U-Doktoratsinitiative, die auf diesem Allein-

stellungsmerkmal der Kooperation aufbaut.

Nachdem Datenerhebung und Monitoring zuneh-

mend durch Einsparungen bzw. durch die Kürzung

von Finanzmitteln bedroht sind, kommt diesem An-

satz derzeit eine besondere Bedeutung zu.

Hierzu sind in geeigneten Themenfeldern der

Datenbanken Workshops mit TeilnehmerInnen von

BOKU und Umweltbundesamt geplant, um gemein-

same Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte zu er-

arbeiten. Ziel ist es, Potenzial für gemeinsame Pro-

jektanträge und Dissertationen zu eruieren und somit

auch die Bedeutung dieser Daten herauszustellen

und zu ihrer langfristigen Sicherung beizutragen.

www.boku.ac.at/insight.html

[email protected]

Kontakt:

DI Dr. Veronika Wirth

+43 1 47654-7214

[email protected]

www.boku.ac.at/fos-koopboku-

umweltbundesamt.html

Gut zu wissen: Kooperation BOKU-Umweltbundesamt 2011

Hermine RothForschungsredakteurin

Mag. Anita Knabl-Plöckinger MASRedakteurin

DI Hannelore SchopfhauserChefredakteurin

Link:Strategische Kooperation

BOKU-Umweltbundesamt

www.boku.ac.at/fos-

koopbokuumweltbundesamt.html

BOKU INSIGHT 1/201136

... und wo studierst du?www.boku4you.at