automatisiertes 2k-beschichten leicht gemacht

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10 JOT 7.2012 NASSLACKIEREN JOURNAL FüR OBERFLäCHENTECHNIK F unktionelle Beschichtungen dienen als Korrosionsschutz oder Abdich- tung, beispielsweise im Schiffs- oder Brückenbau, für Pipelines oder Wind- kraſträder. Die für Beschichtungsarbei- ten verwendeten 2K-Materialien wer- den heute noch oſt von Hand gemischt und mit dem Pinsel aufgetragen – bis- her existiert keine probate Technologie, die diesen Vorgang automatisiert. Bestehende Systeme verwenden meist weniger hochwertige Kartuschen, wodurch es zu Undichtigkeiten und so- mit zu Verschmutzungen während der Lagerung kommen kann. Außerdem sind diese Kartuschen nicht ohne Wei- teres luftfrei zu befüllen, was bei der Anwendung zu Mischfehlern führen kann. Auch hinsichtlich der Benutzer- freundlichkeit treten Defizite auf. So klagen Anwender über das hohe Ge- wicht der Austragsgeräte, die umständ- liche Handhabung der Luſtzufuhr oder lose Luſtschläuche, die sich im Einsatz verhaken können. Ein manuelles Mischen und Be- schichten birgt verschiedene wirtschaſt- liche Nachteile und höhere Risiken. Der Misch- und Austragsvorgang ist dabei sehr zeitaufwendig. Bei der Bearbeitung großer Flächen müssen beide Arbeits- gänge abwechselnd wiederholt werden, da die fertige Mischung nur für eine be- grenzte Zeit verarbeitbar bleibt, bevor sie vollständig reagiert hat und aushär- tet. Außerdem entsteht mitunter ein ho- her Materialverlust durch Reste in ange- brochenen Verpackungen und durch ungleichmäßiges Auftragen mit dem Pinsel. Zudem kann eine gleichbleiben- de und reproduzierbare Qualität der Mischergebnisse nur annäherungswei- se sichergestellt werden. Nicht zuletzt besteht bei der Verarbeitung von toxi- schen Komponenten ein Gesundheits- risiko für das Personal. Vorteile durch Kartuschensysteme Aufgrund der Erfahrung mit automati- sierten Austragssystemen und speziell mit groß dimensionierten Produkten erhielt Sulzer Mixpac auch Anfragen aus dem Beschichtungsbereich. Da ein einziges System nicht alle Anforderun- gen abdeckt, wurden zwei Varianten entwickelt. Das leichte, tragbare Hand- gerät vom Typ MixCoat Spray mischt und zerstäubt im Niederdruckverfah- ren. Speziell für schwer zugängliche Flä- chen wurde das flexible Standgerät vom Typ MixCoat Flex entwickelt. Beide Ge- räte sind auf eine einfache Bedienung und reduzierte Wartung ausgelegt. Ver- schiedene Vorteile sprechen für die An- wendung von Kartuschensystemen: Kosteneinsparung: Höhere Materi- alkosten, die durch das Abfüllen in die Kartuschen entstehen, werden kompensiert durch niedrigere Ar- beitskosten beziehungsweise kürze- rer Arbeitszeiten beim Mischen und Beschichten Automatisiertes Mischen: Hier- durch wird ein deutlich exakteres und jederzeit reproduzierbares Mischverhältnis erzielt Präzise Dosierung: Beschichtungen werden gleichmäßig und mit gerin- gem Sprühverlust aufgetragen Sichere Lagerung: Die Kartuschen sind sehr stabil und zudem wieder- verschließbar Ressourcenschonung: Für jeden Einsatz wird nur so viel Material verwendet, wie tatsächlich benötigt Portabilität: Die Systeme können problemlos dort eingesetzt werden, wo sie gebraucht werden, beispiels- weise an Bord von Schiffen Ein Komplettsystem besteht aus drei unterschiedlichen Komponenten: der Kartusche, dem Mischer und dem Aus- tragsgerät. In der Side-by-Side-Kartu- sche werden beide Komponenten des Komplettsystem für schwierige Reparaturarbeiten Automatisiertes 2K-Beschichten leicht gemacht Bislang existiert kein anerkannter Standard für das automatisierte Auftragen von 2K-Beschichtungsmaterialien, wie sie häufig bei der Wartung von Schiffskörpern, Pipelines und Stahlkonstruktionen wie Brücken durchzuführen sind. Die Folgen sind personal-, zeit- und kostenintensive Handarbeiten. Ein speziell entwickeltes Komplettsystem zur automatisierten 2K-Beschichtung vereinfacht die Reparaturarbeiten und erzielt deutliche Kostenvorteile. Ein Anwendungsbereich für 2K- Beschichtungsarbeiten ist unter anderem der Schiffbau DOI: 10.1365/s35144-012-0371-z

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10 JOT 7.2012

nasslackieren J o u r n a l F ü r o b e r F l ä c h e n T e c h n i k

Funktionelle Beschichtungen dienen als Korrosionsschutz oder Abdich-

tung, beispielsweise im Schiffs- oder Brückenbau, für Pipelines oder Wind-krafträder. Die für Beschichtungsarbei-ten verwendeten 2K-Materialien wer-den heute noch oft von Hand gemischt und mit dem Pinsel aufgetragen – bis-her existiert keine probate Technologie, die diesen Vorgang automatisiert.

Bestehende Systeme verwenden meist weniger hochwertige Kartuschen, wodurch es zu Undichtigkeiten und so-mit zu Verschmutzungen während der Lagerung kommen kann. Außerdem sind diese Kartuschen nicht ohne Wei-teres luftfrei zu befüllen, was bei der Anwendung zu Mischfehlern führen kann. Auch hinsichtlich der Benutzer-freundlichkeit treten Defizite auf. So klagen Anwender über das hohe Ge-wicht der Austragsgeräte, die umständ-liche Handhabung der Luftzufuhr oder lose Luftschläuche, die sich im Einsatz verhaken können.

Ein manuelles Mischen und Be-schichten birgt verschiedene wirtschaft-liche Nachteile und höhere Risiken. Der Misch- und Austragsvorgang ist dabei sehr zeitaufwendig. Bei der Bearbeitung großer Flächen müssen beide Arbeits-gänge abwechselnd wiederholt werden, da die fertige Mischung nur für eine be-grenzte Zeit verarbeitbar bleibt, bevor sie vollständig reagiert hat und aushär-tet. Außerdem entsteht mitunter ein ho-her Materialverlust durch Reste in ange-brochenen Verpackungen und durch ungleichmäßiges Auftragen mit dem

Pinsel. Zudem kann eine gleichbleiben-de und reproduzierbare Qualität der Mischergebnisse nur annäherungswei-se sichergestellt werden. Nicht zuletzt besteht bei der Verarbeitung von toxi-schen Komponenten ein Gesundheits-risiko für das Personal.

Vorteile durch kartuschensystemeAufgrund der Erfahrung mit automati-sierten Austragssystemen und speziell mit groß dimensionierten Produkten erhielt Sulzer Mixpac auch Anfragen aus dem Beschichtungsbereich. Da ein einziges System nicht alle Anforderun-gen abdeckt, wurden zwei Varianten entwickelt. Das leichte, tragbare Hand-

gerät vom Typ MixCoat Spray mischt und zerstäubt im Niederdruckverfah-ren. Speziell für schwer zugängliche Flä-chen wurde das flexible Standgerät vom Typ MixCoat Flex entwickelt. Beide Ge-räte sind auf eine einfache Bedienung und reduzierte Wartung ausgelegt. Ver-schiedene Vorteile sprechen für die An-wendung von Kartuschensystemen:

— Kosteneinsparung: Höhere Materi-alkosten, die durch das Abfüllen in die Kartuschen entstehen, werden kompensiert durch niedrigere Ar-beitskosten beziehungsweise kürze-rer Arbeitszeiten beim Mischen und Beschichten

— Automatisiertes Mischen: Hier-durch wird ein deutlich exakteres und jederzeit reproduzierbares Mischverhältnis erzielt

— Präzise Dosierung: Beschichtungen werden gleichmäßig und mit gerin-gem Sprühverlust aufgetragen

— Sichere Lagerung: Die Kartuschen sind sehr stabil und zudem wieder-verschließbar

— Ressourcenschonung: Für jeden Einsatz wird nur so viel Material verwendet, wie tatsächlich benötigt

— Portabilität: Die Systeme können problemlos dort eingesetzt werden, wo sie gebraucht werden, beispiels-weise an Bord von Schiffen

Ein Komplettsystem besteht aus drei unterschiedlichen Komponenten: der Kartusche, dem Mischer und dem Aus-tragsgerät. In der Side-by-Side-Kartu-sche werden beide Komponenten des

komplettsystem für schwierige reparaturarbeiten

automatisiertes 2k-beschichten leicht gemachtBislang existiert kein anerkannter Standard für das automatisierte Auftragen von 2K-Beschichtungsmaterialien, wie sie häufig bei der Wartung von Schiffskörpern, Pipelines und Stahlkonstruktionen wie Brücken durchzuführen sind. Die Folgen sind personal-, zeit- und kostenintensive Handarbeiten. Ein speziell entwickeltes Komplettsystem zur automatisierten 2K-Beschichtung vereinfacht die Reparaturarbeiten und erzielt deutliche Kostenvorteile.

ein anwendungsbereich für 2k- beschichtungsarbeiten ist unter anderem der schiffbau

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Beschichtungsmaterials getrennt ge-lagert. Da das Material mitunter to-xisch ist, kommt der Dichtigkeit der Kartusche eine besondere Bedeu-tung zu. Zudem muss sie ohne Luft-einschlüsse befüllt werden, um eine gleichmäßige Entleerung zu ge-währleisten.

Sulzer kann hier auf eigens ent-wickelte Technologien zurückgrei-fen. Die Kartuschen werden von hinten befüllt, ein Ventilkolben schließt die Kartusche nach hinten ab und verhindert Lufteinschlüsse. Vorne stellt ein spezielles Auslass-system (F-System) sicher, dass beide Komponenten erst im Mischer in Kontakt kommen. Die Kartuschen sind so kodiert, dass sie nicht falsch an den Mischer angeschlossen wer-den können. Sie sind wiederver-schließbar, angebrochene Kartu-schen können wiederverwendet werden, bis sie komplett entleert sind. Dies hat einen doppelten Vor-teil: Zum einen wird das Material optimal genutzt, zum anderen gel-ten komplett entleerte Kartuschen nicht als Sondermüll. Sie sind daher preisgünstiger zu entsorgen als teil-entleerte Behälter.

Der Sprühmischer wird vorne auf die Kartusche gesetzt und hat zwei Funktionen. Er sorgt dafür, dass sich beide Komponenten zu ei-nem homogenen Gemisch verbin-den (Quadro-Mischtechnologie) und ermöglicht durch Druckluft im sogenannten Air-Assist-Verfahren die Sprühfunktion. Bei den Druck-luft-Anschlüssen kann zwischen ei-nem Standardanschluss und einem sogenannten Quick Lock-Anschluss für schnellere, komfortablere Mischerwechsel gewählt werden. Sulzer unterscheidet zwischen der 0°- und der 90°-Ausführung. Bei letzterer ist die Spitze im rechten Win-kel konstruiert, was Beschichtungsar-beiten in verwinkelten Geome trien ver-einfacht.

austragsgeräte für verschiedene anwendungenKomplettiert werden Kartuschen und Mischer durch die neuen Austragsgerä-te vom Typ MixCoat Spray und Mix-

Coat Flex. Typische Anwendungsbe-reiche für beide Systeme sind 2K-Be-schichtungs-Reparaturarbeiten im Schiffbau, an Pipelines, Stahlkonstruk-tionen oder Windenergieanlagen sowie an Automobil-Ladeflächen oder Eisen-bahnwaggons.

MixCoat Spray ist ein reiner Sprüh-dispenser. Er eignet sich für kleinere, schnelle 2K-Beschichtungs- und Repa-

raturarbeiten. Das eigenständige System benötigt lediglich einen Druckluft-Anschluss zur Inbetrieb-nahme. Die integrierte Luftführung sorgt für leichte Erreichbarkeit aller Beschichtungsflächen ohne Behin-derung durch Schläuche und ande-re Leitungen. Das geringe Gewicht ermöglicht exaktes Sprühen über ei-nen längeren Zeitraum ohne früh-zeitiges Ermüden. Durch den Dual-Stage-Trigger kann das System auch einhändig bedient werden. Wird dieser Auslöser zur Hälfte durchge-drückt, so aktiviert er die Druckluft, welche für das Sprühen benötigt wird. Bei vollem Durchdrücken wird zusätzlich die Druckluft zum Auspressen der Kartusche und so-mit der Mischvorgang beider Kom-ponenten gestartet. Umständliche und zeitaufwendige Einstellungen an den Geräten entfallen.

MixCoat Flex ist ein universelles Gerät zur Beschichtung mit verschie-denen Auftragsvarianten. Neben dem Sprayen, was aufgrund von Ar-beitsschutzvorschriften nicht überall erlaubt ist, kann es auch mit aufge-stecktem Pinsel oder Roller einge-setzt werden. Das robuste Gerät wird zur Benutzung an die Wand gehängt oder auf den Boden gestellt. Es kommt insbesondere in schwer zu-gänglichen Bereichen zum Einsatz. Sprühkopf beziehungsweise Pinsel oder Roller sind über Schläuche mit dem Gerät verbunden und lassen sich daher besonders flexibel hand-haben. Auch hier wird zur Inbetrieb-nahme ein Luftanschluss benötigt.

Durch die vielseitigen und preisgünstigen automatisierten Aus-tragsgeräte ergeben sich vielfältige Anwendungsbereiche. Die kartu-schenbasierten Systeme senken die Kosten und steigern die Qualität der

Beschichtungsergebnisse mit einem Fingerdruck.

Markus ScheuberSulzer Mixpac Ltd, CH-Haag,Tel. +41 81 772 20 [email protected]

Die neu entwickelte kartusche mit einem speziellen Verschluss vermeidet das frühzeitige Vermischen der beiden komponenten und ein falsches aufsetzen der Mischer

handgerät zum Mischen und Zerstäuben von 2k-beschichtungsmaterialien im niederdruckverfahren

insbesondere für schwer zugängliche bereiche wurde diese neuartige standgerät entwickelt

sprühmischer für optimale und reproduzierbare Mischergebnisse