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Rehabilitation Arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation > Praxishandbuch (3. erweiterte Auflage) Teil 1 von 3

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Rehabilitation

Arbeits- und berufsbezogeneOrientierung in der medizinischenRehabilitation

> Praxishandbuch (3. erweiterte Auflage)

Teil 1 von 3

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Praxishandbuch:

Arbeits- und berufsbezogene Orientierung

in der medizinischen Rehabilitation

Stefan Löffler, Christian Gerlich, Matthias Lukasczik,

Heiner Vogel, Hans-Dieter Wolf, Silke Neuderth

Universität Würzburg

Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften

3. aktualisierte und erweiterte Auflage

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Vorwort

Die arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation - häufig auch mit

dem Kürzel „MBOR“ (Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation) bezeichnet - stellt eine wichti-

ge Entwicklungslinie in Rehabilitationsforschung und Versorgungspraxis dar. Hintergrund ist der

gesetzliche Auftrag der Rentenversicherung, den Verbleib gesundheitlich beeinträchtigter Versicher-

ter im Erwerbsleben sicherzustellen oder sie beruflich wieder einzugliedern. Auch weisen das SGB IX

und die die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF)

der WHO über eine rein an Krankheiten orientierten Therapie hinaus: Beeinträchtigungen der funkti-

onalen Gesundheit, insbesondere der beruflichen Aktivitäten und Teilhabe sind ein zentraler Gegens-

tand des Behandlungsauftrags. Die Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation unterstützt die-

sen Teil des Behandlungsauftrags durch eine Schärfung des Blicks auf die berufliche Reintegration in

allen Behandlungsphasen sowie geeignete diagnostische und therapeutische Konzepte.

Die Rehabilitationseinrichtungen stehen vor der Aufgabe, arbeits- und berufsbezogene Behandlungs-

elemente zu implementieren bzw. auszubauen1. In den vergangenen Jahren wurden bereits vielfälti-

ge arbeits- und berufsbezogene Behandlungselemente entwickelt, erprobt und eingesetzt. Im Rah-

men eines von der Deutschen Rentenversicherung Bund geförderten Forschungsprojekts zur „Disse-

mination von Forschungsergebnissen zur beruflichen Orientierung in der medizinischen Rehabilitati-

on in die Praxis“ wurden diese erwerbsorientierten Reha-Leistungen gesichtet und einem Experten-

konsensprozess unterzogen2. Teilnehmer des Konsensprozesses waren namhafte Experten aus Reha-

Einrichtungen, der Leistungsträger und aus dem universitären Bereich. Entwickelt wurden einheitli-

che Definitionen und Beschreibungen für berufsbezogene „Kernmaßnahmen“. Die Beschreibungen

enthalten die Ziele der MBOR-Leistungen, wesentliche Inhalte und Durchführungsmodalitäten,

angewandte Methoden und Assessments, Dauer und Frequenz, die Zielgruppe, beteiligte Berufs-

gruppen sowie Hinweise zur notwendigen Ausstattung.

Die konsensierten Begriffsdefinitionen und Beschreibungen für berufsbezogene „Kernmaßnahmen“

sind in dem vorliegenden Praxishandbuch zusammengefasst. Ziel des Praxishandbuchs ist es, die

arbeits- und berufsbezogene Orientierung in Rehabilitationseinrichtungen zu fördern und Einrichtun-

gen, die entsprechende Angebote einführen, Hilfestellung zu geben. Das Praxishandbuch richtet sich

vor allem an Entscheidungsträger und Fachpersonal in Rehabilitationseinrichtungen, die an der

Implementation und Durchführung der MBOR beteiligt sind.

Das Praxishandbuch zu arbeits- und berufsbezogenen Angeboten in der medizinischen Rehabilitation

wurde im Jahr 2010 erstmals veröffentlicht. Bei der aktuellen Fassung des Handbuchs handelt es sich

um die dritte, überarbeitete und erweiterte Auflage. Die Texte können auch auf der Homepage zur

1 Deutsche Rentenversicherung Bund (2011): Anforderungsprofil zur Durchführung der Medizinisch-beruflich

orientierten Rehabilitation (MBOR) im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung.

2 Lukasczik, M., Löffler, S., Gerlich, C., Wolf, H.-D. & Neuderth, S. (2011). Entwicklung einer Homepage und

eines Praxishandbuchs zur arbeits- und berufsbezogenen Orientierung in der medizinischen Rehabilitation als

nutzerorientierte Medien für die rehabilitative Versorgungspraxis. Die Rehabilitation, 50, 152-159.

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arbeits- und berufsbezogenen Orientierung in der medizinischen Rehabilitation unter der Internetad-

resse www.medizinisch-berufliche-orientierung.de abgerufen werden.

Nach einer kurzen Darstellung des Hintergrunds (Kapitel 1) und der exemplarischen Beschreibung

eines arbeits- und berufsbezogenen Behandlungsprozesses (Kapitel 2) werden Möglichkeiten zur

Erfassung und Beschreibung arbeits- und berufsbezogener Problemlagen dargestellt (Kapitel 3). Hier

wurde die Gliederung des Kapitels überarbeitet; sie orientiert sich nun an der ICF. Kapitel 4 wurde

geringfügig überarbeitet und widmet sich der Förderung der Motivation von Rehabilitanden, sich mit

arbeits- und berufsbezogenen Problemen auseinander zu setzen. In Kapitel 5 werden arbeits- und

berufsbezogene Interventionen beschrieben. Anhand von Praxisbeispielen wird aufgezeigt, wie

MBOR-Leistungen in Rehabilitationseinrichtungen verschiedener Indikationsbereiche angewendet

werden (Kapitel 6). In die aktuelle Auflage des Handbuchs wurden zwölf neue Praxisbeispiele aufge-

nommen. Alle bereits vorhandenen Praxisbeispiele wurden geprüft und ggf. aktualisiert. In Kapitel 7

berichten je ein Mitarbeiter einer somatischen und einer psychosomatischen Rehabilitationseinrich-

tung über ihre Praxiserfahrungen mit arbeits- und berufsbezogenen Maßnahmen. Zudem ist in der

vorliegenden Auflage des Handbuchs auch die Sichtweise der Rehabilitanden eingearbeitet. Im Rah-

men einer Fokusgruppe schildern Rehabilitanden ihre Erfahrungen mit arbeits- und berufsbezogener

Orientierung im Rahmen der stationären medizinischen Rehabilitation.

Im Folgenden wird der einfacheren Lesbarkeit halber bei Berufsbezeichnungen stellvertretend immer

die männliche grammatikalische Form verwendet. Der Einfachheit halber wird bei Patientinnen und

Patienten bzw. Rehabilitandinnen und Rehabilitanden im Folgenden einheitlich von „Rehabilitanden“

gesprochen. Gemeint sind immer beide Geschlechter.

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An der Erstellung dieses Praxishandbuchs bzw. der Leistungsbeschreibungen waren viele

Experten aus Reha-Einrichtungen, von Seiten der Leistungsträger und aus der Wissenschaft

beteiligt, bei denen sich die Autoren an dieser Stelle herzlich für die kompetente und ko-

operative Mitarbeit bedanken.

Eleonore Anton, St. Franziska-Stift, Bad Kreuznach

Dr. Alfred Baumgarten, Neurologische Klinik, Bad Neustadt

Prof. Dr. Jürgen Bengel, Universität Freiburg, Freiburg

Dr. Matthias Bethge, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Prof. Dr. Manfred Beutel, Universität Mainz, Mainz

Prof. Dr. Wolfgang F. Beyer, Orthopädiezentrum Bad Füssing, Bad Füssing

Jana Buchmann, Universität Würzburg, Würzburg

Kerstin Brandt, RehaKlinikum BadSäckingen GmbH, BadSäckingen

Angelika Bönisch, Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen

Dr. Wolfgang Bürger, Karlsruhe

Sabine Buschmann, Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen

Dr. Dolores Claros-Salinas, Kliniken Schmieder Konstanz, Konstanz

Dr. Ulrich Cuntz, Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee

Markus Dietz, Schlossklinik Bad Buchau, Bad Buchau

Klaus Döring, Klinik Reinhardstal, Bad Wildungen

Monika Dorn, Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen

Patrizia Driesel, Universität Würzburg, Würzburg

Dr. Inge Ehlebracht-König, Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen

Prof. Dr. Dr. Hermann Faller, Universität Würzburg, Würzburg

PD Dr. Peter Flachenecker, Neurologisches Rehazentrum Quellenhof, Bad Wildbad

Hans Gerwinn, Deutsche Rentenversicherung Westfalen, Münster

Norbert Goedecker-Geenen, Klinik Königsfeld, Ennepetal

Prof. Dr. Bernhard Greitemann, Klinik Münsterland, Bad Rothenfelde

Dr. Thomas Hansmeier, Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin

Dr. Georg Harai, Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg

Dr. Christiane, Härdel, Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin

Markus Härle, Schwarzwaldklinik Neurologie, Bad Krozingen

Dr. Andor Harrach, Klinik am Homberg, Bad Wildungen

Andrea Hauck, BG Bau - Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Hamburg

Ruth Haesemeyer, Kliniken Bad Neuenahr, Bad Neuenahr-Ahrweiler

Ola Hebrant, Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin

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Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert, Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee

Sabine Höhne, Reha-Klinik Lehmrade, Lehmrade

Dr. Anton Holderied, Deutsche Rentenversicherung Nordbayern, Würzburg

Jochen Josenhans, Rheumaklinik Bad Bramstedt, Bad Bramstedt

Dr. Udo Kaiser Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang, Davos-Wolfgang (Schweiz)

Imke Kastenhofer, Rehazentrum Bad Schmiedeberg Klinik Dübener Heide, Bad Schmiedeberg

Dr. Thomas Kausch, Kliniken Bad Neuenahr, Bad Neuenahr-Ahrweiler

Dr. Michael Keck, Drei-Burgen-Klinik, Bad Münster am Stein-Ebernburg

Dr. Johannes Kiesel, Klinik Bavaria, Freyung / Kreischa

Dr. Gertraud Kinne, Pädagogische Hochschule Karlsruhe, Karlsruhe

Martin Kleinhans, Reha-Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg

Beate Kleist, Orthopädiezentrum Bad Füssing, Bad Füssing

Dr. Rudolf Knickenberg, Psychosomatische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt

Dr. Herbert Knisatschek, Emmendingen

Dr. Dr. Jürgen Knörzer, Klinik Bavaria, Bad Kissingen

Dr. Stefan Koch, Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee

Dr. Dieter Küch, Klinik Werra, Reha-Zentrum Bad Sooden-Allendorf

Dr. Hans-Albrecht Kulenkampff, Schwarzwaldklinik Neurologie, Bad Krozingen

Dirk Jacobs, ARC Jacobs GmbH & Co. KG, Braunschweig

Viktor Johannes, RehaKlinikum Bad Säckingen GmbH, Bad Säckingen

Dr. Frank Kaspers, Therapiezentrum Koblenz, Koblenz

Dr. Bernhard Kügelgen, Therapiezentrum Koblenz, Koblenz

Hartwig Kulke, Fachklinik Herzogenaurach, Herzogenaurach

Stefan Lueger, Deegenbergklinik, Bad Kissingen

Oliver Maehl, REHA SÜD GmbH, Freiburg

Dr. Katja Meixner, RehaKlinikum Bad Säckingen GmbH, Bad Säckingen

Dr. Manfred Milse, Reha-Zentrum Bad Schmiedeberg, Klinik Dübener Heide, Bad Schmiedeberg

Dr. Beate Muschalla, Rehabilitationszentrum Seehof der DRV Bund, Teltow

Corinna Nels, salus klinik Friedrichsdorf, Friedrichsdorf

Prof. Dr. Dr. Mathilde Niehaus, Universität Köln, Köln

Andreas Pfeiffer, Krefeld

Angelika Presl, Klinik Bavaria, Kreischa

Margarete Presl, Klinik Bavaria, Bad Kissingen

Prof. Dr. Michael Radoschewski, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Elisabeth Röckelein, Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin

Georg Rupp, Schlossklinik Bad Buchau, Bad Buchau

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Andrea Schaller, Kliniken Bad Neuenahr, Bad Neuenahr-Ahrweiler

Dr. Lothar Schattenburg, Psychosomatische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt

Achim Schmidt, Klinik Reinhardstal, Bad Wildungen

Dr. Thomas Schott, Universität Bielefeld, Bielefeld

Dr. Jan Schulenburg, REHA SÜD GmbH, Freiburg

Prof. Dr. Wolfgang Slesina, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle

Dr. Monika Steimann, Reha-Klinik Lehmrade, Lehmrade

Dr. Marco Streibelt, Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin

Dr. Karsten Thren, Klinik Niedersachsen, Bad Nenndorf

Prof. Dr. Rüdiger Trimpop, Friedrich-Schiller Universität Jena, Jena

Dr. Lutz Trowitzsch, Paracelsus Klinik an der Gande, Bad Gandersheim

Dr. Heiner Vogel, Universität Würzburg, Würzburg

Dr. Johannes von Bodman, Klinikum Bad Bramstedt, Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Bad Bramstedt

Annerose Vorndran, Psychosomatische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt

Michael Wiegert, Drei-Burgen-Klinik, Bad Münster am Stein-Ebernburg

Rainer Wohlfarth, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg

Dr. Rüdiger Zwerenz, Universität Mainz, Mainz

Praxisbeispiele wurden freundlicherweise von folgenden Kliniken/Einrichtungen zur Verfügung gestellt:

Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Klinikum Bad Bramstedt GmbH, Bad Bramstedt

Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau, Bad Buchau

Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen

Paracelsus Klinik an der Gande mit dem Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, Bad Gandersheim

Rehazentren Klinik Bavaria Bad Kissingen, Freyung, Kreischa

Psychosomatische Fachklinik St. Franziskastift, Bad Kreuznach

Schwarzwaldklinik, Bad Krozingen

Zentrum Beruf + Gesundheit, Bad Krozingen

Drei-Burgen-Klinik, Bad Münster am Stein-Ebernburg

Klinik Niedersachsen, Erwin Röver GmbH und Co. KG, Bad Nenndorf

Psychosomatische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt/Saale

Klinik Münsterland, Bad Rothenfelde

Reha-Klinikum Bad Säckingen, Bad Säckingen

Rehabilitationsklinik Lipperland, Bad Salzuflen

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Reha-Zentrum Bad Sooden-Allendorf, Klinik Werra, Bad Sooden-Allendorf

Klinik am Homberg, Bad Wildungen

Kliniken Hartenstein, Fachklinik Reinhardstal, Bad Wildungen-Reinhardshausen

Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim

Ambulantes Reha Centrum Braunschweig GmbH, Braunschweig

REHA SÜD GmbH Zentrum für Ambulante Rehabilitation, Physiotherapie und Ergotherapie, Freiburg

salus klinik Friedrichsdorf, Friedrichsdorf

BG BAU - Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Arbeitsmedizinischer Dienst, Hamburg

m&i Fachklinik Herzogenaurach, Herzogenaurach

Therapiezentrum Koblenz, Koblenz

Kliniken Schmieder Konstanz, Konstanz

Fachklinik für Onkologische Rehabilitation Lehmrade GmbH, Damp, Lehmrade

Universitätsklinikum Münster, Münster

Klinik Roseneck, Prien

Kliniken Schmieder, Konstanz

Reha-Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg

Rehabilitationszentrum Seehof der DRV Bund, Teltow

Asklepios Fachklinikum Wiesen GmbH, Wildenfels

Die Autoren bedanken sich des Weiteren bei Alexander Arlt, Blanka Baczmanski, Simone Burschka, Susanne Himmer, Julia Kress, Roland Küffner und Katja Reichert für die engagierte Unterstützung bei

der Erstellung dieses Handbuchs.

Das dem Praxishandbuch zugrunde liegende Forschungsvorhaben wurde mit Mitteln der Deutschen Rentenversicherung Bund gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt

bei den Autoren.

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Inhalt

1. Arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation...... 11

2. Der Behandlungsprozess ........................................................................................ 19

3. Erfassung und Beschreibung arbeits- und berufsbezogener Problemlagen

(unter Mitarbeit von Dr. Matthias Bethge, Medizinische Hochschule Hannover) ........ 23

3.1 Screening-Verfahren zur Identifikation von Rehabilitanden mit arbeits- und

berufsbezogenen Problemlagen ............................................................................. 25

3.2 FCE-Systeme zur objektiven Erfassung der arbeitsbezogenen funktionellen

Leistungsfähigkeit .................................................................................................. 27

3.3 Dokumentationssysteme zum Abgleich von Fähigkeiten und Anforderungen.......... 29

3.4 Fragebogeninstrumente im Kontext arbeits- und berufsbezogener Maßnahmen .... 30

4. Förderung der Motivation von Rehabilitanden zur Auseinandersetzung mit arbeits-

und berufsbezogenen Problemlagen

(unter Mitarbeit von Jana Buchmann, Universität Würzburg).................................... 55

5. Arbeits- und berufsbezogene Interventionen in der medizinischen Rehabilitation .. 59

5.1 Belastungserprobung ............................................................................................. 60

5.2 Arbeitstherapie/Arbeitsplatztraining...................................................................... 66

5.3 Arbeits- und berufsbezogene Einzelberatung.......................................................... 69

5.4 Gruppen mit arbeits- und berufsbezogenen Themen .............................................. 73

5.5 Zusammenarbeit mit externen Institutionen .......................................................... 76

6. Praxisbeispiele ....................................................................................................... 81

6.1 Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme „Belastungserprobung“................................... 83

6.2 Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme „Arbeitstherapie/Arbeitsplatztraining” ..........119

6.3 Exemplarische Falldarstellungen zur Kernmaßnahme „Arbeits- und berufsbezogene

Einzelberatung“ ....................................................................................................157

6.4 Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme „Gruppen mit arbeits- und berufsbezogenen

Themen“...............................................................................................................167

6.5 Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme “Zusammenarbeit mit externen Institutionen”

……… .....................................................................................................................259

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6.6 Praxisbeispiele, die keiner Kernmaßnahme eindeutig zugeordnet werden können

(„Mischmodelle“)..................................................................................................283

7. Umsetzung arbeits- und berufsbezogener Maßnahmen im Klinikalltag ..................359

7.1 Eindrücke aus der Praxis der psychosomatischen Rehabilitation

(Dr. Dieter Küch, Klinik Werra, Reha-Zentrum Bad Sooden-Allendorf) .......................359

7.2 Eindrücke aus der Praxis der somatischen Rehabilitation

(Dr. Inge Ehlebracht-König, Rehazentrum Bad Eilsen) ..............................................365

7.3 Die arbeits- und berufsbezogene Orientierung aus Rehabilitandensicht

(unter Mitarbeit von Patrizia Driesel, Universität Würzburg) ....................................371

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1. Arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der

medizinischen Rehabilitation

Arbeits- und berufsbezogene Orientierung. Eine enge Verzahnung von medizinischen und berufli-

chen Rehabilitationsmaßnahmen ist vor dem Hintergrund der sich wandelnden Arbeits- und Berufs-

welt eine notwendige Weiterentwicklung des rehabilitativen Versorgungssystems in der Bundesre-

publik Deutschland. Die Reha-Kommission des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger

(VDR) empfahl bereits 1991, Angebote zur beruflichen Eingliederung innerhalb der medizinischen

Rehabilitation auszubauen (VDR, 1992), ebenso wie die Reha-Kommission-Berufsförderung des Ver-

bandes Deutscher Rentenversicherungsträger, die eine nahtlose Verknüpfung medizinischer und

beruflicher Rehabilitation als besonders effektiv erachtet (VDR, 1997). In zunehmendem Maß ist die

arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation als Trend sowohl in

der rehabilitationswissenschaftlichen Forschung als auch in der Versorgungspraxis vorzufinden (Hil-

lert et al., 2009; Lukasczik et al., 2011b; Röckelein et al., 2011). Arbeits- und berufsbezogene Ori-

entierung in der medizinischen Rehabilitation bedeutet, Elemente der Arbeitswelt in die Strukturen

und Prozesse der medizinischen Rehabilitation zu integrieren, um arbeits- und berufsbezogene

Problemlagen frühzeitig zu identifizieren und zeitnah geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen zu kön-

nen. Neben Arbeitstherapie und Belastungserprobung als im Sozialgesetzbuch IX benannte Maß-

nahmen der medizinischen Rehabilitation wurden in den letzen Jahren weitere berufsbezogene Bau-

steine für die Diagnostik und Therapie in der medizinischen Rehabilitation entwickelt, um beruflichen

Problemlagen entgegenzuwirken.

Die arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation wird auch mit dem

Kürzel „MBOR“ (Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation) bezeichnet. Die Deutsche Renten-

versicherung Bund hat ein Anforderungsprofil zur Durchführung der medizinisch-beruflich orientier-

ten Rehabilitation herausgegeben (DRV, 2011). Im Anforderungsprofil werden qualitative Standards

für die medizinisch-beruflich orientierte Diagnostik und Therapie definiert.

Arbeits- und berufsbezogene Problemlagen. Arbeits- und berufsbezogene Problemlagen sind vor

dem Hintergrund der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesund-

heit (ICF) als Kontextfaktoren anzusehen (WHO, 2001), die es in der medizinischen Rehabilitation zu

berücksichtigen gilt, weil sie die Integration in das Erwerbsleben – über Körperstrukturen und Kör-

perfunktionen hinaus – wesentlich mitbestimmen. Neben ergonomischen Aspekten, die sich aus den

bio-mechanischen Belastungen und sensumotorischen Anforderungen der Arbeitsumgebung auf die

tätige Person ergeben, rücken in der letzten Zeit psychosoziale Belastungen aufgrund der Qualität

der zwischenmenschlichen Beziehungen in einer sich wandelnden Berufs- und Arbeitswelt ebenso in

den Fokus der Aufmerksamkeit wie auch erwerbslebensbezogene Einstellungen der Rehabilitanden.

Veränderungen in der Arbeits- und Berufswelt. In den letzten zwei Jahrzehnten haben hat sich die

Arbeits- und Berufswelt tiefgreifend verändert. Die Folgen dieses Wandels für die Erwerbstätigen

zeigen sich deutlich in repräsentativen Umfragen wie z. B. der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung

2006 (BIBB, o. J). Demzufolge war fast die Hälfte der Befragten von Umstrukturierungen und Umor-

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ganisation in ihrem Arbeitsumfeld innerhalb der letzten zwei Jahre betroffen und wurde mit der

Einführung neuer Computerprogramme oder neuer Maschinen und Anlagen, neuer Fertigungs-

/Verfahrenstechnologien und neuer oder deutlich veränderter Produkte oder Dienstleistungen kon-

frontiert. Derartige Veränderungen erfordern von den Mitarbeitern Innovations-, Lern- und Anpas-

sungsfähigkeit und Flexibilität. Flexibilität ist insbesondere im Hinblick auf die Arbeitszeit gefordert.

Bildete in den tarifrechtlichen Auseinandersetzungen der 90er Jahre noch die Verkürzung der Wo-

chenarbeitszeit einen umstrittenen Faktor (Luczak, 1993), so hat sich die Situation in den letzen Jah-

ren grundlegend geändert. Überstunden, Arbeitszeitkonten sowie Leih- und Zeitarbeit sind nur einige

Schlagworte, die den Wandel zur Mehrarbeit bei flexibleren Arbeitszeiten und Arbeitsrechtsverhält-

nissen kennzeichnen. Zudem ist moderne Erwerbsarbeit nicht auf die Kernarbeitswoche von Montag

bis Freitag beschränkt. 70% der befragten Erwerbstätigen geben an, (gelegentlich) auch am Samstag

zu arbeiten, 43% auch an Sonn- und Feiertagen; in Schichtarbeit ist ein Viertel der befragten Erwerbs-

tätigen eingebunden.

Neben den Arbeitszeitmodellen unterliegen auch die Arbeitsrechtsverhältnisse dem Zwang zur fle-

xiblen Ausgestaltung in Form von Befristung von Arbeitsverträgen, geringfügiger Beschäftigung oder

Zeit- und Leiharbeit. Der Einsatz von Zeit- und Leiharbeitern hat stark zugenommen; 39% der im Jahr

2006 repräsentativ befragten Erwerbstätigen berichten, dass in ihrem Arbeitsumfeld vermehrt freie

Mitarbeiter, Aushilfen, Praktikanten oder Leiharbeiter eingesetzt werden. Für die betroffenen Ar-

beitnehmer bedeutet Leiharbeit neben der zeitlichen Flexibilität häufig auch räumliche (z. B. längere

Arbeitswege) und soziale Flexibilität (z. B. wochenweise Trennung von der Familie, wechselndes kol-

legiales Umfeld).

Einen weiteren Aspekt des Wandels der Arbeitswelt stellt der Einzug der elektronischen Datenverar-

beitung auf breiter Front in die Arbeitswelt dar; EDV ist zur Basistechnologie in fast allen Wirtschafts-

bereichen geworden. Computerunterstützte Techniken und Arbeitsmittel (z. B. CAD1, CNC2) werden

in beinahe allen Produktionsbereichen eingesetzt. Im modernen Handel bilden Datenbankverwaltung

und Tabellenkalkulation zusammen mit Intra- und Internetapplikationen heute das organisatorische

Rückgrat des gesamten Wirtschaftssektors. Auch im Dienstleistungssektor sind Angebote, wie z. B.

Online Banking oder das virtuelle Rathaus, mit dem „Behördengänge“ via Internet vom heimischen

PC aus erledigt werden können, ohne entsprechende Technologien nicht denkbar. Nach Ergebnissen

der repräsentativen Mitarbeiterbefragung von 2006 (s. o.) arbeiten 77% der Erwerbstätigen mit Com-

putern. Bezieht man die Innovationszyklen der Informations- und Kommunikationsbranche in die

Betrachtung mit ein (man denke z. B. nur an die Entwicklung des weltweit am häufigsten genutzten

Computerbetriebssystems der Firma Microsoft - DOS, Windows 95, 98, 2000, NT, Vista, Windows 7,

…), so wird unmittelbar deutlich, welche steigenden Qualifikations- und Qualifizierungsanforderun-

gen sich schon alleine aufgrund der Entwicklung in den Basistechnologien ergeben. Von den Beschäf-

1 CAD ist eine Abkürzung für „computer aided design“. Darunter versteht man die computerunterstützte

Erstellung technischer Zeichnungen.

2 CNC ist eine Abkürzung für „computerized numerical control“. Darunter versteht man die computerunter-

stützte numerische Maschinensteuerung.

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tigten in quasi allen Bereichen der Arbeitswelt ist daher die Bereitschaft gefordert, mit moderner

Technologie zu arbeiten und sich kontinuierlich neues Wissen und erweiterte Fertigkeiten (Skills)

anzueignen.

Auch ist insgesamt eine zunehmende psychosoziale Belastung durch die Arbeit zu beobachten, bei

der unterschiedliche Ursachen zusammenwirken (z. B. BUK, 2005; Bartholdt & Schütz, 2010; Sulsky &

Smith, 2005). Insbesondere Innovations- und Flexibilisierungsanforderungen, „Arbeitsverdichtung“ in

Form von starkem Leistungs- und Zeitdruck, der Notwendigkeit, mehrere Aufgaben gleichzeitig erle-

digen zu müssen oder auf unvorhergesehene Probleme zu reagieren, sowie das Erleben von Konkur-

renz und Kostendruck auch innerhalb der eigenen Belegschaft (bis hin zu Konzessionen der Mitarbei-

ter an einzelnen Standorten gegenüber der Konzernleitung z. B. in Form von Mehrarbeit ohne Zula-

gen, Arbeitszeitverlängerung bei gleichem Lohn oder Reduzierung von Lohnnebenleistungen) werden

als Ursachen für die psychosoziale Belastung im Arbeitsleben angesehen. Aus der Interferenz bzw.

Unvereinbarkeit oben genannter und weiterer berufs- bzw. arbeitsbezogener Anforderungen mit

anderen Lebensbereichen und sozialen Rollen, etwa im familiären Bereich, können wiederum Kon-

flikte resultieren (Work-family conflict; z. B. Byron, 2005).

Nicht zuletzt zu nennen ist die Angst vor Arbeitsplatzverlust (vgl. z. B. Berth et al., 2008), so dass es

nicht verwundert, dass die Arbeitsplatzsicherheit an der ersten Stelle des Anspruchs an eine gute

Arbeit steht (z. B. DGB-Index 2007). All diese Veränderungen haben auch Auswirkung auf die Ge-

sundheit der im Erwerbsleben stehenden Personen (z. B. Expertenkommission Betriebliche Gesund-

heitspolitik, 2002). Sie können als mögliche Ursachen für arbeits- und berufsbezogene Problemlagen

in der medizinischen Rehabilitation nicht unberücksichtigt bleiben.

Bedarf. In der medizinischen Rehabilitation ist von einem Anteil der Rehabilitanden mit arbeits- und

berufsbezogenen Problemlagen von etwa einem Drittel auszugehen (Bürger & Deck, 2008; Löffler et

al., 2008; Müller-Fahrnow & Radoschewski, 2006). Arbeits- und berufsbezogene Problemlagen kön-

nen mit eigens entwickelten Screening-Instrumenten in der medizinischen Rehabilitation einfach

identifiziert werden. Dafür stehen als Verfahren das Screening-Instrument zur Feststellung des Be-

darfs an medizinisch-beruflich orientierten Maßnahmen (SIMBO-C; Streibelt et al., 2009), das Scree-

ning-Instrument Beruf und Arbeit (SIBAR; Bürger & Deck, 2009) und das Würzburger Screening (Löff-

ler et al., 2009) zur Verfügung (vgl. hierzu Kapitel 3). Für Rehabilitanden mit arbeits- und berufsbezo-

genen Problemlagen werden in der medizinischen Rehabilitation spezifische Interventionen angebo-

ten (vgl. Kapitel 5).

Verwendete Literatur

Bartholdt, L. & Schütz, A. (2010). Stress im Arbeitskontext. Ursachen, Bewältigung und Prävention.

Weinheim: Beltz.

Berth, H., Förster, P., Balck, F., Brähler, E. & Stöbel-Richter, Y. (2008). Arbeitslosigkeitserfahrungen,

Arbeitsplatzunsicherheit und der Bedarf an psychosozialer Versorgung. Das Gesundheitswe-

sen, 70, 289-294.

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[BIBB] Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.). BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2006 – Ergeb-

nisse online. www.bibb.de/de/26901.htm (aufgerufen im März 2010)

[BUK] Bundesverband der Unfallkassen (2005). Psychische Belastungen am Arbeits- und Ausbil-

dungsplatz – ein Handbuch. München: Bundesverband der Unfallkassen.

Bürger, W. & Deck, R. (2008). Bedarf an berufsbezogenen Behandlungsangeboten in der orthopädi-

schen, kardiologischen, psychosomatischen und onkologischen Rehabilitation – Ergebnisse von

Erhebungen mit dem Screening-Fragebogen SIBAR. DRV-Schriften, 77, 216-217.

Bürger W. & Deck, R. (2009). SIBAR – ein kurzes Screening-Instrument zur Messung des Bedarfs an

berufsbezogenen Behandlungsangeboten in der medizinischen Rehabilitation. Die Rehabilita-

tion, 48, 211-221.

Byron, K. (2005). A meta-analytic review of work-family conflict and its antecedents. Journal of Voca-

tional Behavior, 67, 169-198.

[DGB] Deutscher Gewerkschaftsbund (2007). DGB-Index Gute Arbeit. www.dgb-index-gute-arbeit.de/

(aufgerufen im März 2010)

Deutsche Rentenversicherung Bund (2011). Anforderungsprofil zur Durchführung der Medizinisch-

beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR) im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung -

Somatische Indikationen.

http://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/de/Inhalt/Zielgruppen/

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2. Der Behandlungsprozess

Die arbeits- und berufsbezogene Orientierung ist konzeptioneller Bestandteil der medizinischen Re-

habilitation und betrifft den gesamten Rehabilitationsprozess von der Zuweisung durch die Sozial-

medizinischen Dienste der Rentenversicherung, dem Erkennen und der differenzierten Diagnostik

beruflicher Problemlagen zu Beginn der Rehabilitation über die Therapieplanung und -durchführung

bis hin zur sozialmedizinischen Stellungnahme und zu Nachsorgemaßnahmen (DRV, 2007; Hansmeier

& Schliehe, 2009). Eine medizinische Rehabilitationsbehandlung mit arbeits- und berufsbezogener

Schwerpunktsetzung unterscheidet sich damit vom Ablauf her nicht von einer „normalen“ medizini-

schen Rehabilitation – charakteristisch für die arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medi-

zinischen Rehabilitation ist allerdings, dass in allen Phasen der Behandlung der Arbeits- und Berufs-

kontext des Rehabilitanden gezielt einbezogen wird.

Bereits im Vorfeld der medizinischen Rehabilitation kann durch den Sozialmedizinischen Dienst der

Rentenversicherung eine berufsbezogene Problemlage erkannt und die gezielte Zuweisung in eine

Einrichtung veranlasst werden, die ein entsprechendes Behandlungsangebot bereit hält. Das Erken-

nen beruflicher Problemlagen (z. B. berufliche Belastungen, Arbeitsplatzprobleme) kann aufgrund der

Aktenlage ebenso wie durch den Einsatz von Screening-Fragebögen (z. B. Würzburger Screening; vgl.

Kapitel 3.1) erfolgen.

Unabhängig von einer gezielten Zuweisung durch den Sozialmedizinischen Dienst der Rentenversi-

cherung ist auch in der Klinik selbst das frühzeitige Erkennen eines besonderen arbeits- und berufs-

bezogenen Rehabilitationsbedarfs wichtig. Hierzu dienen zum einen die klinische Untersuchung und

die arbeits- und berufsbezogene Anamnese, zum anderen der Einsatz von Screening-Fragebögen für

berufsbezogene Problemlagen (vgl. Kapitel 3.1).

Im Anschluss an die Feststellung einer möglichen beruflichen Problemlage muss eine differenzierte

Diagnostik erfolgen, um aus der Problemlage einen individuellen Behandlungsplan ableiten zu kön-

nen (vgl. hierzu Kapitel 3.2 bis 3.4). Die arbeits- und berufsbezogene Diagnostik erfordert einen Ab-

gleich des Anforderungs- und Fähigkeitsprofils des Rehabilitanden. Gegebenenfalls ist eine Belas-

tungserprobung mit diagnostischem Schwerpunkt notwendig, um die persönliche psychische und

physische Belastungsfähigkeit des Rehabilitanden einzuschätzen. Um die Anforderungen des indivi-

duellen Arbeitsplatzes objektivieren zu können, sind Arbeitsplatzbeschreibungen hilfreich (z. B. über

„Berufenet“ der Arbeitsagentur, über den Arbeitgeber, über die Berufsgenossenschaft). Durch Kon-

takte, etwa zum Betriebs- und Hausarzt des Rehabilitanden, können – unter Berücksichtigung der

Regelungen zum Sozialdatenschutz – notwendige Informationen über den Arbeitsplatz und Vorbe-

funde ergänzt werden. Weiterer wichtiger Bestandteil der Diagnostik ist der Abgleich der subjektiven

Angaben des Rehabilitanden mit objektivierbaren Befunden (z. B. im Rahmen einer EFL-Diagnostik

vgl. Kapitel 3.2). Auch die arbeits- und berufsbezogenen Behandlungserwartungen des Rehabilitan-

den und seine Motivation, sich mit arbeits- und berufsbezogenen Fragestellungen auseinander zu

setzen, müssen zu Beginn der Rehabilitation erfasst werden.

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Die Vereinbarung von Therapiezielen erfolgt gemeinsam mit dem Rehabilitanden und dem interdis-

ziplinären Reha-Team. Im Reha-Team werden relativ zu Beginn der Maßnahme Fähigkeits- bzw. Defi-

zitanalyse und Therapieplanung durchgeführt; während der Behandlung werden die Ziele bzw. die

Zielerreichung regelmäßig überprüft und die Ziele bei Bedarf modifiziert.

Die Förderung der Motivation des Rehabilitanden, sich mit seiner individuellen Berufs- und Arbeitssi-

tuation auseinanderzusetzen, sollte während der gesamten Rehabilitation als Thema präsent sein

(vgl. hierzu Kapitel 4).

Die Durchführung arbeits- und berufsbezogener Maßnahmen (vgl. hierzu Kapitel 5) erfolgt unter Be-

teiligung unterschiedlicher Fachdisziplinen (z. B. Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen,

Sozialpädagogen). Bei Maßnahmen, die extern durchgeführt werden (z. B. externe Belastungserpro-

bung), erfolgen im Bedarfsfall Betriebsbesuche durch den Sozial- oder Arbeitstherapeuten mit Feed-

back für den Rehabilitanden und den Anleiter.

Bei arbeits- und berufsbezogenen Maßnahmen ist eine gute Vernetzung zwischen Leistungsträgern

(z. B. Rentenversicherung, Arbeitsagentur), Rehabilitand und Klinik über den gesamten Behandlungs-

prozess hinweg notwendig. Der frühzeitige Einbezug des Reha-Fachberaters der DRV� – auch schon

in die Planung arbeits- und berufsbezogener Maßnahmen – ist wichtig, vor allem wenn der Behand-

lungsansatz eine Verlängerung der Rehabilitationsmaßnahme erforderlich macht.

Am Ende einer arbeits- und berufsbezogenen Rehabilitation wird im Team eine abschließende sozi-

almedizinische Leistungsbeurteilung vorgenommen (auch mit Hilfe standardisierter Selbst- und

Fremdbeurteilungsverfahren). Im Gespräch mit dem Rehabilitanden müssen die objektiven Ergeb-

nisse wie auch die Ressourcen und Defizite des Rehabilitanden im Abgleich von Selbst- und Fremd-

beobachtung besprochen werden. Insbesondere muss mit dem Rehabilitanden geklärt werden, ob er

direkt im Anschluss an den Reha-Aufenthalt wieder im bisherigen Umfang an seinem Arbeitsplatz

tätig sein kann bzw. eine berufliche Wiedereingliederung (vorrangig am bisherigen Arbeitsplatz) un-

terstützt werden kann (BAR, 2008). Aus dem Abgleich des Anforderungsprofils des Arbeitsplatzes mit

der Leistungsfähigkeit des Rehabilitanden ergeben sich Inhalte und Ansatzpunkte für weiterführende

Beratungen und weitere therapeutische Maßnahmen – auch für Leistungen zur Teilhabe am Ar-

beitsleben (LTA). Es ist zu prüfen, ob LTA notwendig sind. Der Ablauf einer möglichen Stufenweisen

Eingliederung muss bereits am Ende der medizinischen Rehabilitation mit dem Arbeitgeber des Re-

habilitanden geklärt, abgestimmt und im Entlassungsbericht festgehalten werden. Dies beinhaltet

auch die Anfertigung eines Plans zur Stufenweisen Wiedereingliederung.

Mit Blick auf die Anbahnung der nachgehenden Maßnahmen sollte möglichst frühzeitig, mit

Einverständnis des Rehabilitanden, die Rehabilitationseinrichtung Kontakt zum Betriebsarzt, zum

Arbeitgeber und/oder zum Rehabilitations-Fachberater des Kostenträgers aufnehmen, um die

Nachsorge und berufliche (Wieder-)Eingliederung des Rehabilitanden zu planen. Bei

schwerbehinderten Menschen kann auch die Beteiligung der Integrationsämter bzw.

� Ist die gesetzliche Unfallversicherung Träger der Maßnahmen, so ist der Reha-Fachberater/Berufshelfer der

Unfallversicherung einzubinden.

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Integrationsfachdienste hilfreich sein (vgl. BAR, 2008). Abbildung 2.1 illustriert den beschriebenen

Behandlungsprozess.

Abb. 2.1: Behandlungsprozess in der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation

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Verwendete Literatur

[BAR] Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (2008). Praxisleitfaden: Strategien zur Sicherung

der Nachhaltigkeit von Leistungen zur medizinischen Rehabilitation. Frankfurt am Main.

[DRV] Deutsche Rentenversicherung Bund (2007). Eckpunkte arbeitsbezogener Strategien bei Leis-

tungen zur medizinischen Rehabilitation.

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nisch-beruflich orientierten Rehabilitation. In A. Hillert, W. Müller-Fahrnow & F.M. Rado-

schewski (Hrsg.), Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (S. 34-39). Köln: Deutscher

Ärzteverlag.

Page 24: Arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der ... · PDF filePraxishandbuch: Arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation Stefan Löffler, Christian

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3. Erfassung und Beschreibung arbeits- und berufsbezogener Problemlagen

(unter Mitarbeit von Dr. Matthias Bethge, Medizinische Hochschule Hannover)

3.1 Screening-Verfahren zur Identifikation von Rehabilitanden mit arbeits- und

berufsbezogenen Problemlagen

� Würzburger Screening

� SIBAR

� SIMBO

3.2 FCE-Systeme zur objektiven Erfassung der arbeitsbezogenen funktionellen

Leistungsfähigkeit

� Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit (nach Isernhagen) (EFL)

� ERGOS®

� SAPPHIRE Arbeitskapazitäten System

3.3 Dokumentationssysteme zum Abgleich von Fähigkeiten und Anforderungen

� Integration von Menschen mit Behinderungen in die Arbeitswelt (IMBA)

� Merkmalsprofile zur Eingliederung Leistungsgewandelter und Behinderter in Arbeit (MELBA)

3.4 Fragebogeninstrumente im Kontext arbeits- und berufsbezogener Maßnahmen

3.4.1 Erfassung von Einschränkungen der Aktivitäten und Teilhabe

� Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand Questionnaire, deutsche Version (DASH)

� Indikatoren des Reha-Status (IRES-3, IRES-24)

� Spinal Function Sort (Performance Assessment and Capacity Testing „PACT-Test“)

� Work Ability Index - WAI (deutsch: Arbeitsbewältigungsindex - ABI)

3.4.2 Erfassung von Kontextfaktoren

� Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM)

� Diagnostikinstrument für Arbeitsmotivation (DIAMO)

� Fear Avoidance Beliefs Questionnaire, deutsche Version (FABQ-D)

� Fragebogen zur Erfassung der berufsbezogenen Therapiemotivation (FBTM)

� Fragebogen zur Messung beruflicher Gratifikationskrisen (ERI)

� Fragebogen zu rehabilitationsbezogenen Erwartungen und Motivationen (FREM)

� Job-Angst-Skala (JAS)

� Patientenfragebogen zur Erfassung der Reha-Motivation (PAREMO, PAREMO-20)

� Skala „Berufliche Selbstwirksamkeitserwartung“

� Skala zur Erfassung genereller beruflicher Selbstwirksamkeitserwartungen (BSEF-Skala)

� Work-family-conflict-Skala (WFC-Skala)

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Im Folgenden werden Testverfahren vorgestellt, die im Kontext arbeits- und berufsbezogener Frage-

stellungen in der Rehabilitation Einsatz finden können. Die beschriebenen Verfahren wurden ausge-

wählt in Zusammenarbeit mit Experten aus Reha-Kliniken, von Leistungsträgern und aus der For-

schung sowie unter Bezugnahme auf den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Literatur. Die ge-

nannten Assessments stellen Beispiele für Instrumente in den jeweiligen Themenbereichen dar. Die

Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die ausgewählten Verfahren stellen zudem

keine Empfehlung dar. Sie sind sowohl einzeln als auch in Kombination anwendbar.

Abbildung 3.1 zeigt eine schematische Unterteilung der Instrumente zur Erfassung und Beschreibung

arbeits- und berufsbezogener Problemlagen.

Abb. 3.1: Unterteilung der Instrumente zur Erfassung und Beschreibung arbeits- und berufs-

bezogener Problemlagen

Bei den Instrumenten zur Erfassung und Beschreibung beruflicher Problemlagen handelt es sich zum

einen um Screening-Verfahren zur Identifikation von Patienten mit arbeits- und berufsbezogenen

Problemlagen (Kapitel 3.1), die der eigentlichen, umfassenderen Diagnostik vorgeschaltet sind, zum

anderen um diagnostische Instrumente, die eine differenziertere Beschreibung der individuellen

Problemlage ermöglichen. Die weiteren Abschnitte beziehen sich auf FCE-Systeme zur objektiven

Erfassung der individuellen arbeitsbezogenen funktionellen Leistungsfähigkeit (functional capacity

evaluation; Kapitel 3.2), Dokumentationssysteme zum Abgleich von Fähigkeiten und Anforderungen

(Kapitel 3.3) sowie Fragebogenverfahren (i. d. R. Selbstbeurteilungsinstrumente) zur Erfassung we-

sentlicher Aspekte der Aktivitäten und Teilhabe sowie der (personen- und umweltbezogenen) Kon-

textfaktoren eines Rehabilitanden unter Bezugnahme auf das Modell der funktionalen Gesundheit

der ICF (WHO, 2001) (Kapitel 3.4 f.). Für die nachfolgende Darstellung wurden Instrumente ausge-

wählt, deren psychometrische Eigenschaften mindestens befriedigend sind. Bezüglich der genauen

psychometrischen Kennwerte der Verfahren wird auf die jeweilige Originalliteratur verwiesen, die

am Ende dieses Kapitels aufgeführt ist.

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3.1 Screening-Verfahren zur Identifikation von Rehabilitanden

mit arbeits- und berufsbezogenen Problemlagen

In der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation werden Screening-Verfahren unter anderem

dazu eingesetzt, um festzustellen, ob ein Rehabilitand arbeits- und berufsbezogene Rehabilitations-

maßnahmen benötigt. Werden durch das Screening Risiken für arbeits- und berufsbezogene Prob-

lemlagen entdeckt, sollen diese durch eine anschließende ausführlichere Diagnostik spezifiziert

werden (vgl. Kapitel 3.2 bis 3.4).

Die Screening-Verfahren zur Ermittlung arbeits- und berufsbezogener Probleme können zum einen

vor der Rehabilitation bei der sozialmedizinischen Begutachtung durch die Leistungsträger eingesetzt

werden, um eine bedarfsgerechte Zuweisung des Antragstellers zu ermöglichen. Zum anderen kön-

nen sie kurz vor bzw. zu Beginn der Rehabilitation durch den Leistungserbringer verwendet werden,

um die arbeits- und berufsbezogene Behandlung bedarfsgerecht zu steuern.

Für die Identifikation von arbeits- und berufsbezogenen Problemlagen in der medizinischen Rehabili-

tation sind verschiedene Screening-Instrumente entwickelt und validiert worden, welche hier kurz

vorgestellt werden. Bei den Instrumenten handelt es sich um kurze Fragebögen, die von Patienten

einfach und in weniger als fünf Minuten zu bearbeiten sind. Die drei hier genannten Verfahren sind

unabhängig von der Art der Erkrankung einsetzbar (generisch).

Beim Würzburger Screening (Löffler et al., 2009) handelt es sich um einen Fragebogen für den Ein-

satz in Rehabilitationseinrichtungen mit neun Fragen zu den Themenbereichen „Subjektive Erwerbs-

prognose“, „Berufliche Belastung“ und „Interesse an berufsbezogenen Therapieangeboten“. Ferner

existiert eine Kurzfassung zur Verwendung im Rahmen der sozialmedizinischen Begutachtung. Das

Würzburger Screening wurde bisher bei der Reha-Antragstellung wie auch bei kardiologisch, ortho-

pädisch, pneumologisch und psychosomatisch erkrankten Patienten getestet. Es hat sich für alle ge-

nannten Bereiche als tauglich erwiesen.

Beispielfragen aus dem "Würzburger Screening"

• Glauben Sie, dass Sie nach der Reha-Maßnahme wieder an Ihrem bisherigen Arbeitsplatz tätig

sein können?

• Tragen Belastungen am Arbeitsplatz zu Ihren gesundheitlichen Beschwerden bei?

• Haben Sie Interesse, berufliche Probleme im Rahmen der Reha-Maßnahme zu bearbeiten?

SIBAR, das Screening-Instrument für Beruf und Arbeit in der Rehabilitation (Bürger & Deck, 2009), ist

ein kurzer Fragebogen, der mit elf Items auf eine DIN-A4-Seite passt. Eine längere Version umfasst

neben den wichtigsten demographischen Daten zusätzlich eine differenziertere Erfassung der beruf-

lichen Belastungen und des subjektiven Bedarfs an unterschiedlichen berufsbezogenen Behand-

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lungsangeboten. SIBAR umfasst drei unabhängige Bestandteile des berufsbezogenen Behandlungs-

bedarfs: „Sozialmedizinische Risikofaktoren“ (Frühberentungsrisiko), „Berufliche Problemlagen“ und

„Subjektiver Bedarf an berufsbezogenen Reha-Angeboten“. Das Verfahren wurde sowohl bei der

Antragstellung als auch in orthopädischen, kardiologischen, onkologischen und psychosomatischen

Reha-Einrichtungen erprobt und hat sich als geeignet erwiesen, Rehabilitanden mit berufsbezogenen

Problemlagen zu erkennen.

Der SIMBO-C, ein Screening-Instrument zur Feststellung des Bedarfs an Medizinisch-Beruflich Orien-

tierten Maßnahmen bei Patienten mit Chronischen Erkrankungen (Streibelt, 2009), berücksichtigt

sieben Indikatoren beeinträchtigter beruflicher Teilhabe, unter anderem verschiedene sozialmedizi-

nische Parameter, die subjektive berufliche Prognose, die berufsbezogene Therapiemotivation und

das Alter. Der SIMBO-C fand bisher in der Orthopädie, Psychosomatik und Inneren Medizin Anwen-

dung. Darüber hinaus wurde er im Antragsverfahren für medizinische Rehabilitationsmaßnahmen

eingesetzt.

Auf der Homepage „Arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation“

des Arbeitsbereichs Rehabilitationswissenschaften der Universität Würzburg können die genannten

Screeningverfahren kostenlos heruntergeladen werden bzw. sind Kontaktdaten zum Autor verfügbar:

www.medizinisch-berufliche-orientierung.de/erfassung-und-beschreibung-arbeits-und-berufsbezo-

gener-problemlagen/diagnostik-screening

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27

3.2 FCE-Systeme zur objektiven Erfassung der arbeitsbezogenen funktionellen

Leistungsfähigkeit

Zur objektiven Erfassung der individuellen arbeitsbezogenen funktionellen Leistungsfähigkeit wurden

vor allem im englischsprachigen Raum Testverfahren entwickelt, die unter der Bezeichnung FCE-

Systeme (functional capacity evaluation) Einzug in die medizinische Rehabilitation gefunden haben

(vgl. Erbstößer et al., 2003; Erbstößer, 2004; Genovese & Galper, 2009). FCE-Systeme messen die

individuelle Fähigkeit (capacity) eines Rehabilitanden, Anforderungen einer bestimmten Arbeitstätig-

keit zu erfüllen und beinhalten neben standardisierten körperlich orientierten Testaufgaben auch

anamnestische Erhebungen, Interviewelemente und Beobachtungen. Die möglichst realitätsgerechte

Beurteilung der Arbeitsfähigkeiten von Rehabilitanden bezieht sich schwerpunktmäßig auf häufig

vorkommende physische Aspekte der Arbeit (z. B. Heben, Tragen) und erfolgt über standardisierte

Leistungstests.

Laut Schreiber und Kollegen (2000) sollten FCE-Systeme nicht als alleinige Bewertung der funktionel-

len Leistungsfähigkeit eines Patienten angesehen werden, sondern sollten durch klinische Untersu-

chungen, weitere Funktionsmessungen und patientenzentrierte Variablen ergänzt werden.

Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit (nach Isernhagen) (EFL)

(Isernhagen et al., 1999; Kaiser et al., 2000a)

Die Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit ermöglicht eine objektivierte Beurteilung der

funktionellen Leistungsfähigkeit. Bei den physischen Tests wird der Rehabilitand zum einen bis zu

seiner Leistungsgrenze belastet („psychophysische Tests“), zum anderen wird die maximale Leis-

tungsfähigkeit innerhalb einer ergonomischen Testausführung ermittelt („kinesiophysische Tests“).

Das EFL-Bewertungssystem beruht auf der kinesiophysischen Methodik. Die gesamte Testbatterie

umfasst 29 standardisierte funktionelle Leistungstests (z. B. Heben, Tragen, Arbeiten über Kopfhöhe,

Leiter steigen, Handkoordination). Die reine Testdurchführung dauert fünf bis sechs Stunden und

wird auf zwei Tage aufgeteilt.

Die individuelle Belastbarkeit des Rehabilitanden in den einzelnen Tests wird in eine EFL-Tabelle ein-

getragen. Es wird die geschätzte Belastbarkeit während eines achtstündigen-Arbeitstags ermittelt

und in ein Leistungsprofil überführt. Das Leistungsprofil wird dem arbeits- und berufsbezogenen An-

forderungsprofil (der jeweiligen Arbeitsstelle des Rehabilitanden) gegenübergestellt („Job Match“),

wobei Defizite und Fertigkeiten des Rehabilitanden deutlich werden, die in der Therapie gezielt trai-

niert werden können. In das Anforderungsprofil können Angaben des Rehabilitanden und seines Ar-

beitgebers eingehen. Der Beobachtung des Rehabilitanden in der Testsituation (z. B. zum Umgang

mit Beschwerden) kommt eine wichtige Rolle zu.

Um den Aufwand einer kompletten EFL-Testung zu reduzieren, wurden EFL-Kurzformen entwickelt.

Innerhalb dieser gekürzten Variante werden wie bei der ausführlichen EFL-Version mehrere Anforde-

rungen des Arbeitsplatzes bestimmt und anschließend in arbeitsplatzbezogene Testsituationen um-

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gesetzt. Die Tests sind allerdings hinsichtlich des Zeitaufwands im Verhältnis zum EFL-Gesamtverfah-

ren erheblich gekürzt und geben Auskunft über die momentane funktionelle Leistungsfähigkeit be-

zogen auf indikationsbezogene bzw. individuelle Fragestellungen (s. Kapitel 6: Praxisbeispiele der

Klinik Bavaria oder „Arbeitsplatzspezifische Rehabilitation“ ARC-Gruppe).

Die Einführung der Methode und die Beteiligung an EFL-Kursen, in denen die Ausbildung von EFL-

Anwendern erfolgt, setzt den Erwerb einer Lizenz der EFL Akademie voraus (www.efl-akademie.de).

Als Ergänzung zum EFL und anderen Verfahren zur Erfassung der funktionellen Leistungsfähigkeit ist

der als „PACT-Test“ bekannte Spinal Function Sort anzusehen (Schweizerische Arbeitsgemeinschaft

für Rehabilitation, 1996). Dieser Test erhebt die subjektive Einschätzung der funktionellen Leis-

tungsfähigkeit der Probanden und ist in Kapitel 3.4.1 genauer beschrieben.

ERGOS®

(Kaiser et al., 2000b)

Bei Ergos® handelt es sich um einen psychophysischen Test. Zielparameter ist die maximale Leis-

tungsfähigkeit (ohne ausdrückliche Berücksichtigung ergonomischer Aspekte). Ergos® umfasst 42

Einzeltests zu den Aspekten Kraft, Körperbeweglichkeit, Arbeitsausdauer, Arbeitsschnelligkeit und

Arbeitsgenauigkeit. Es erfolgt ein Vergleich der individuellen Leistung mit einer Liste von Anforde-

rungsprofilen verschiedener beruflicher Tätigkeiten, die im System hinterlegt sind.

Eine detaillierte Beschreibung des Verfahrens geben Kaiser und Mitarbeiter (2000b). Weitere Infor-

mationen finden sich unter folgenden Internetadressen:

www.simwork.com/products/ergos/ergos.htm

www.ergosarbeitssimulator.de

SAPPHIRE Arbeitskapazitäten System

(Simwork Systems / Work Recovery Europe BV)

Beim SAPPHIRE Arbeitskapazitäten System handelt es sich um einen Arbeitssimulator, der die Tes-

tung des körperlichen Arbeitsvermögens eines Rehabilitanden (der „Performance“) zum Ziel hat. Die

objektive Untersuchung der körperlichen Leistungsfähigkeit eines Probanden kann sich sowohl auf

allgemeine Anforderungen von Arbeitsplätzen als auch auf spezifische Anforderungen bestimmter

Arbeitsplätze beziehen.

In der Testung muss der Rehabilitand Leistung in Form von körperlichen Arbeitsaktivitäten erbringen.

Die Durchführung besteht aus standardisierten Tests, die definierte Arbeitsaktivitäten umfassen. Die

Standardisierung der Testaufgaben wird durch eine entsprechende Ausstattung (verstellbare Unter-

teile, Gewichts- und Höheneinstellungen) unterstützt. Die Messung erfolgt auf Funktionalitätsebene,

d. h. es geht bei den Tests darum, eine Funktion zu erfüllen (z. B. Arbeiten in gebückter, hockender,

kniender Haltung). Die Leistung des Probanden wird mit Kriterien (Standard-Arbeitsanforderungen

bzw. die im entsprechenden Beruf benötigten Fähigkeiten) verglichen. Auch das Arbeitstempo wird

in der Testung berücksichtigt (Messung der Effektivität/Produktivität). Die Schwerpunkte einzelner

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29

Untertests liegen in den Bereichen Kraft, Ausdauer und körperliche Flexibilität. Diese Aspekte werden

auch in Kombination miteinander getestet. Der SAPPHIRE sollte als Teil eines umfassenden Assess-

ment-Prozesses eingesetzt werden, in dem auch andere für die Arbeit wichtige Aspekte erfasst

werden.

Weiterführende Informationen zum Verfahren finden sich unter:

www.simwork.com/products/sapphire/sapphire.htm

3.3 Dokumentationssysteme zum Abgleich von Fähigkeiten und Anforderungen

Integration von Menschen mit Behinderungen in die Arbeitswelt (IMBA)

(IMBA-Projektteam, 2000)

Bei IMBA handelt es sich um ein Profilvergleichsverfahren, welches die Erstellung eines Fähigkeits-

profils und den Abgleich mit den Anforderungen am Arbeitsplatz erlaubt. Es kann als ergänzendes

Sytem zu EFL oder Ergos® eingesetzt werden. IMBA umfasst folgende Merkmalskomplexe: Körperhal-

tung, Körperfortbewegung, Körperteilbewegung, Informationsaufnahme und -abgabe, komplexe

physische Merkmale, Umgebungseinflüsse, Arbeitssicherheit, Arbeitsorganisation und psychologi-

sche Merkmale.

In Bezug auf die diagnostischen Methoden werden keinerlei Vorgaben gemacht. Bei der Erstellung

von Anforderungsprofilen können beispielsweise schriftliches Material über den Arbeitsplatz (Ar-

beitsplatzbeschreibungen, Statistiken), Beobachtung am Arbeitsplatz, Befragungen (Arbeitnehmer,

Vorgesetzter, Kollege) oder Messungen am Arbeitsplatz (Schall, Lichtintensität, Gewichte) herange-

zogen werden.

Auch bei der Erstellung von Fähigkeitsprofilen (ärztliche Befragungen und Untersuchungen, Selbst-

auskünfte des Arbeitnehmers, eine Fremdanamnese und Ergebnisse technischer Untersuchungen

z. B. mit ERGOS) und bei der psychologischen Begutachtung (Exploration bzw. Anamnese, eine

Fremdanamnese, Verhaltensbeobachtungen sowie die Bearbeitung standardisierter Aufgaben oder

psychometrischer Testverfahren) können Aufschluss über die körperliche bzw. psychische Verfassung

des Arbeitnehmers geben. Die so erhobenen Daten werden anhand der IMBA-Materialien (Definitio-

nen, Beurteilungshinweise und -schlüssel) ausgewertet.

Merkmalsprofile zur Eingliederung Leistungsgewandelter und Behinderter in Arbeit (MELBA)

(Föhres et al., 2003)

Bei MELBA handelt es sich um ein vorrangig psychologisches Erhebungsverfahren. Es basiert eben-

falls auf dem Vergleich von Fähigkeiten und Anforderungen (Profilvergleich), legt aber den Schwer-

punkt auf psychologische Schlüsselqualifikationen. Hierbei handelt es sich wie beim IMBA um ein

Fragebogenverfahren. Das Verfahren MELBA ist als eigenständiges Verfahren konzipiert, beinhaltet

aber neben einzelnen Merkmalen aus anderen IMBA-Merkmalsgruppen die psychischen Merkmale

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30

der Gruppe Schlüsselqualifikationen des IMBA-Verfahrens. In der Softwareversion von IMBA kann

optional auch ein MELBA-Profil erstellt werden und MELBA-Profile können in IMBA-Profile integriert

werden.

Das Verfahren MELBA gliedert sich in drei Teile:

1. Das Fähigkeitsprofil

2. Das Anforderungsprofil

3. Den Profilvergleich

Grundlage sind 29 definierte Merkmale, die fünf Merkmalbereichen zugeordnet sind.

� Soziale Merkmale (z. B. Teamarbeit, Kontaktfähigkeit)

� Kognitive Merkmale (z. B. Problemlösen, Konzentration)

� Merkmale zur Art der Arbeitsausführung (z. B. Ausdauer, Sorgfalt)

� Psychomotorische Merkmale (z. B. Antrieb, Reaktionsgeschwindigkeit)

� Kulturtechniken/Kommunikation (z. B. lesen können)

Um die Merkmale standardisiert und systematisch einschätzen zu können, gibt es Definitionen zu

jedem der o. g. Merkmale. Für jedes einzelne Merkmal wird die Höhe von Profilwerten von 1 bis 5

eingeschätzt.

3.4 Fragebogeninstrumente im Kontext arbeits- und berufsbezogener Maßnahmen

Im Kontext arbeits- und berufsbezogener Orientierung in der medizinischen Rehabilitation werden

verschiedene diagnostische Fragebogenverfahren zur Selbstbeurteilung durch den Rehabilitanden

eingesetzt. Die Systematik der folgenden Darstellung verschiedener Assessments, orientiert sich am

Modell der funktionalen Gesundheit der ICF und ist unterteilt in Instrumente zur Erfassung von Ein-

schränkungen der Aktivitäten und Teilhabe (Kapitel 3.4.1), zur Erfassung von sozialen, umwelt- und

personenbezogenen Kontextfaktoren (Kapitel 3.4.2). Innerhalb der beiden Themenbereiche sind die

Testverfahren alphabetisch geordnet.

3.4.1 Erfassung von Einschränkungen der Aktivitäten und Teilhabe

Disabilities of the Arm, Shoulder and Hand Questionnaire, deutsche Version (DASH)

(Germann et al., 1999, 2003)

Beim DASH handelt es sich um ein Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung von Symptomen und

funktionellen Einschränkungen bei muskuloskelettalen Erkrankungen im Bereich der oberen Extremi-

täten. Die Originalversion des DASH wurde auf der Grundlage der ICIDH (Vorläufer der ICF) konzipiert

und umfasst Items aus den Bereichen „Körperfunktionen und -strukturen“ sowie „Aktivitäten und

Partizipation“.

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Der DASH besteht aus 30 Items, die sich auf die Bereiche „Körperfunktion und -strukturen“, „berufli-

che und allgemeine Aktivitäten“ und „soziales Leben“ beziehen. Es existiert auch eine Kurzform

(„QuickDASH“), die elf Items umfasst. Die Items des DASH werden im Hinblick auf die Schwierigkeiten

bei der Ausübung der jeweiligen Aktivitäten beantwortet. Es erfolgt die Berechnung eines Gesamt-

werts, der den Grad der Einschränkung wiedergibt. Über diesen Kernfragebogen hinaus können zwei

optionale Module (Sport und Musik bzw. Arbeit und Beruf) mit jeweils vier Items eingesetzt werden.

Einige Beispielitems aus dem Kernfragebogen sowie aus dem optionalen Arbeits- und Berufs-Modul

sind in Tabelle 3.2 aufgeführt.

Tab. 3.2: Beispielitems aus dem DASH.

Bereich Beispielitem Kernfragebogen

Körperliche Funktionsfähigkeit Eine Einkaufstasche oder einen Aktenkoffer tragen

Symptome Schmerzen in Schulter, Arm oder Hand während der Ausführung

einer bestimmten Tätigkeit

Soziale Partizipation

In welchem Ausmaß haben Ihre Schulter-, Arm- oder Handprob-

leme Ihre normalen sozialen Aktivitäten mit Familie, Freunden,

Nachbarn oder anderen Gruppen während der vergangenen Wo-

che beeinträchtigt?

Beispielitems Arbeits- und Berufs-Modul

Instruktion: Bitte kreuzen Sie die Zahl an, die Ihre körperlichen Fähigkeiten in der vergangenen Woche am besten beschreibt. (Skala zwischen „Keine Schwierigkeiten“ = 1 und „Nicht möglich“ = 5)

Hatten Sie irgendwelche Schwierigkeiten:

… aufgrund der Schmerzen in Schulter, Arm oder Hand Ihre übliche Arbeit zu erledigen?

… so gut zu arbeiten wie Sie es möchten?

Das Instrument (auch in der deutschsprachigen Version) sowie weiterführende Informationen (auf

Englisch) können unter folgender Internetadresse heruntergeladen werden: www.dash.iwh.on.ca

Indikatoren des Reha-Status (IRES-3, IRES-24)

(Bührlen et al., 2005; Wirtz et al., 2005)

Der IRES-Fragebogen ist ein spezifisch für den Rehabilitationskontext entwickeltes, generisches

Selbstbeurteilungsverfahren; er erfasst mittels 144 Items (IRES-3) bzw. 24 Items (Kurzversion IRES-

24) verschiedene Facetten des subjektiven Gesundheitsstatus und der Funktionsfähigkeit bei Patien-

ten mit chronischen Erkrankungen. Die Kurzversion IRES-24 wurde auf Basis der probabilistischen

Testtheorie entwickelt und ist Rasch-skaliert. Die Items des IRES verteilen sich auf die folgenden Di-

mensionen (Tabelle 3.3):

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Tab. 3.3: Dimensionen der IRES-Fragebögen

Dimension IRES-3 IRES-24

Somatische Gesundheit � �

Schmerzen � �

Funktionsfähigkeit im Alltag � �

Funktionsfähigkeit im Beruf �

Psychisches Befinden � �

Soziale Integration �

Gesundheitsverhalten �

Krankheitsbewältigung �

Für den Kontext der arbeits- und berufsbezogenen Orientierung in der medizinischen Rehabilitation

ist (je nach Bedarf) die Verwendung verschiedener Subskalen von IRES-3 oder IRES-24 denkbar, etwa

die Skala „Funktionsfähigkeit im Beruf“ (nur IRES-3).

Ausführliche Informationen zu den Anwendungsbereichen und psychometrischen Eigenschaften des

IRES geben Leonhart und Gerdes (2005) sowie Frey und Mitarbeiter (2007). Möglichkeiten zum

Download der Instrumente finden sich unter:

www.uniklinik-freiburg.de/aqms/live/DLInstrumente.html

www.uniklinik-freiburg.de/aqms/live/IRES-online.html

Spinal Function Sort (auch bekannt als Performance Assessment and Capacity Testing „PACT-Test“)

Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation, 1996)

Da die Bereitschaft von Rehabilitanden, sich zu belasten bzw. eine Arbeitstätigkeit aufzunehmen,

auch in wesentlichem Maß von der subjektiven Leistungsfähigkeit abhängt, werden die physischen

Leistungstests der EFL durch eine standardisierte Selbsteinschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit

ergänzt. Anhand von Bildern mit typischen Arbeitssituationen soll der Rehabilitand seine Leistungs-

fähigkeit einschätzen. Es wird empfohlen, einen Vergleich der subjektiven Leistungsfähigkeit vor und

nach den EFL-Tests mit den tatsächlichen Testergebnissen vorzunehmen, um Unter- und Überschät-

zungen zu erkennen. Die Testergebnisse werden in einem standardisierten Testbericht festgehalten,

der auch Angaben zur Verhaltensbeobachtung umfasst.

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Work Ability Index - WAI (deutsch: Arbeitsbewältigungsindex - ABI)

(Hasselhorn und Freude, 2007; BAuA, 2011)

Der Work Ability Index (WAI) wurde Anfang der achtziger Jahre in Finnland entwickelt und dient zur

Einschätzung der Arbeitsfähigkeit sowohl bei Einzelpersonen als auch bei Beschäftigtengruppen. Die

aktuelle deutschsprachige Fassung beruht auf der überarbeiteten englischsprachigen Originalversion

von Tuomi et al. (2008). Beim ABI handelt es sich um einen Selbstauskunftsbogen mit zehn Items, die

sieben Dimensionen zugeordnet sind. Tabelle 3.4 zeigt Beispielitems aus den sieben Dimensionen

des WAI.

Tab. 3.4: Dimensionen des WAI/ABI-Fragebogens

Dimension Beispielitem

derzeitige Arbeitsfähigkeit im

Vergleich zu der besten je er-

reichten Arbeitsfähigkeit

Wenn Sie Ihre beste, je erreichte Arbeitsfähigkeit mit 10 Punkten

bewerten: Wie viele Punkte würden Sie dann für Ihre derzeitige

Arbeitsfähigkeit geben?

Arbeitsfähigkeit in Relation zu

den Arbeitsanforderungen

Wie schätzen Sie Ihre derzeitige Arbeitsfähigkeit in Bezug auf die

körperlichen Arbeitsanforderungen ein? Wie schätzen Sie Ihre

derzeitige Arbeitsfähigkeit in Bezug auf die psychischen Arbeits-

anforderungen ein?

Anzahl der aktuellen, vom Arzt

diagnostizierten Krankheiten

Kreuzen Sie in der folgenden Liste Ihre Krankheiten oder Verlet-

zungen an. Geben Sie bitte auch an, ob ein Arzt diese Krankhei-

ten diagnostiziert oder behandelt hat.

geschätzte Beeinträchtigung der

Arbeit durch Krankheiten

Behindert Sie derzeit eine Erkrankung oder Verletzung bei der

Arbeit? Falls nötig, kreuzen Sie bitte mehr als eine Antwortmög-

lichkeit an.

Krankenstand in den vergange-

nen 12 Monaten

Wie viele ganze Tage sind Sie auf Grund eines gesundheitlichen

Problems (Krankheit, Unfall) in den letzten 12 Monaten der Ar-

beit ferngeblieben?

Einschätzung der eigenen

Arbeitsfähigkeit in zwei Jahren

Glauben Sie, dass Sie, ausgehend von Ihrem jetzigen Gesund-

heitszustand, Ihre derzeitige Arbeit auch in den nächsten zwei

Jahren ausüben können?

psychische Leistungsreserven Haben Sie in der letzten Zeit Ihre täglichen Aufgaben mit Freude

erledigt?

Aus den Antworten auf die Fragen ergibt sich für jede Dimension ein Punktwert, die zu einem Ge-

samtwert summiert werden. Die höchste erreichbare Punktzahl des ABI liegt bei 49 und bedeutet

„maximale Arbeitsfähigkeit“, die geringste beträgt sieben Punkte und steht für „minimale Arbeitsfä-

higkeit“. Unter "Arbeitsfähigkeit" wird hierbei verstanden, inwieweit Beschäftigte in der Lage sind,

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34

ihrer Tätigkeit angesichts von Arbeitsanforderungen, Gesundheit und mentalen Ressourcen nachzu-

gehen. Die Arbeitsfähigkeit wird dabei durch die individuellen Ressourcen der Arbeitnehmer (körper-

liche, mentale, soziale Fähigkeiten, Gesundheit, Kompetenz, Werte) sowie die Arbeit (Arbeitsinhalt,

Arbeitsorganisation, soziales Arbeitsumfeld, Führung) bestimmt. Der Punktwert steht für das Ausmaß

der Übereinstimmung dieser beiden Komponenten.

Die Kurzversion des ABI unterscheidet sich von der Langversion ausschließlich in der Anzahl der vor-

gegebenen aktuellen Krankheitsbilder (Kurzversion 13, Langversion 51 Krankheiten).

Weiterführende Informationen zum Verfahren finden sich unter:

www.arbeitsfaehigkeit.uni-wuppertal.de/index.php?Literatur-deutsch

3.4.2 Erfassung von Kontextfaktoren

Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM)

(Schaarschmidt und Fischer, 2006)

Der AVEM ist ein Selbsteinschätzungsfragebogen, der für den Einsatz im Rahmen arbeits- und ge-

sundheitspsychologischer Fragestellungen gedacht ist. Das Verfahren erlaubt Aussagen über gesund-

heitsförderliche Verhaltens- und Erlebensmuster bei der Bewältigung von Arbeits- und Be-

rufsanforderungen. Es werden dabei vier solcher Muster unterschieden: Muster G (Engagement,

Widerstandskraft und Wohlbefinden), Muster S (Schonung), Risikomuster A (Selbstüberforderung)

und Risikomuster B (Überforderung und Resignation). Während Muster G gesundheitsförderliches

Verhalten und Erleben anzeigt, weisen die Muster A und B auf unterschiedliche Gesundheitsgefähr-

dungen hin. Muster S wiederum ist weniger unter Gesundheits-, sondern mehr unter Motivationsas-

pekten von Interesse.

Die 66 Items des Fragebogens verteilen sich auf elf Dimensionen (siehe Tabelle 3.5), die zu den drei

Bereichen „Arbeitsengagement“, „Widerstandskraft“ und „Wohlbefinden/psychologischer Schutz-

faktor“ zusammengefasst werden können. Die Auswertung erfolgt in zwei Schritten: Zunächst

werden die Skalenwerte ermittelt. Anhand des individuellen Profils des Probanden, das sich mit Hilfe

einer computergestützten Auswertung daraus ableitet, wird dann die Wahrscheinlichkeiten für die

Zugehörigkeit zu den vier Mustern G, S, A und B berechnet. Die Kurzversion des AVEM umfasst 44

Items.

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Tab. 3.5: Beispielitems für die Dimensionen des AVEM

Dimension Beispielitem

1. Subjektive Bedeutsamkeit der Arbeit Die Arbeit ist für mich der wichtigste Lebensinhalt.

2. Beruflicher Ehrgeiz Ich möchte beruflich weiter kommen, als es die meisten

meiner Bekannten geschafft haben.

3. Verausgabungsbereitschaft Wenn es sein muss, arbeite ich bis zur Erschöpfung.

4. Perfektionsstreben Was immer ich tue, es muss perfekt sein.

5. Distanzierungsfähigkeit Nach der Arbeit kann ich ohne Probleme abschalten.

6. Resignationstendenz bei Misserfolg Wenn ich keinen Erfolg habe, resigniere ich schnell.

7. Offensive Problembewältigung Nach Misserfolgen sage ich mir: Jetzt erst recht!

8. Innere Ruhe und Ausgeglichenheit Mich bringt so leicht nichts aus der Ruhe.

9. Erfolgserleben im Beruf Mein bisheriges Berufsleben war recht erfolgreich.

10. Lebenszufriedenheit Im Großen und Ganzen bin ich glücklich und zufrieden.

11. Erleben sozialer Unterstützung Mein Partner/meine Partnerin zeigt Verständnis für

meine Arbeit.

Diagnostikinstrument für Arbeitsmotivation (DIAMO)

(Ranft et al., 2009)

Das DIAMO dient der multidimensionalen Erfassung berufsbezogener Motivationsstrukturen. Es han-

delt sich um ein generisches Selbstbeurteilungsverfahren, das arbeitsbezogene Motive, Einstellungen

und trait-gebundene Verhaltensmuster misst. Das Instrument gibt einen differenzierten Einblick in

die berufliche Motivationsstruktur von Rehabilitanden, so dass Stärken und Schwächen identifiziert

werden können. Dies verschafft diagnostische Ansatzpunkte für notwendige motivationale Inter-

ventionen oder Beratungen zur Motivationsförderung. Das DIAMO beinhaltet drei zentrale Konzepte,

„Motivationales Selbstbild“, „Motivationale Handlungsentwürfe“ und „Motivationale Passung“, de-

nen insgesamt zehn Skalen (mit insgesamt 59 Items) zugeordnet sind (siehe Tabelle 3.6).

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Tab. 3.6: Beispielitems für die Dimensionen des DIAMO

Dimension Beispielitem

Motivationales Selbstbild Wenn ich nicht arbeite, fällt mir schnell die Decke auf den

Kopf.

Motivationale Handlungsentwürfe Ich setze mir herausfordernde Ziele für die berufliche

Zukunft.

Motivationale Passung Wie sehr motiviert Sie ihre bisherige (frühere) Arbeit?

Fear Avoidance Beliefs Questionnaire, deutsche Version (FABQ-D)

(Pfingsten et al., 1997; Pfingsten, 2004)

Der Fear Avoidance Beliefs Questionnaire (FABQ-D) ist ein 16 Items umfassendes Selbstbeurteilungs-

verfahren, mit dem schmerzbezogene Vorstellungen und Befürchtungen von Patienten mit chroni-

schen (Rücken-)Schmerzen erfasst werden. Es handelt sich um die deutsche Version eines von Wad-

dell und Mitarbeitern (1993) entwickelten Instruments, das auf dem „Fear-Avoidance“-Modell ba-

siert. Diesem zufolge bewirken Ängste und Befürchtungen, dass Bewegung und körperliche Aktivität

mit Schmerzen assoziiert sind oder diese verschlimmern können, eine Vermeidung von Bewegung

und Belastung. Über negative Verstärkungsprozesse etabliert sich so ein generelles Vermeidungsver-

halten potenziell schmerzhafter Aktivitäten. Das Verfahren hat sich als prognostisch relevant für

Variablen wie Arbeitsunfähigkeit und Beeinträchtigungserleben erwiesen.

Die Items des FABQ-D sind drei Subskalen zugeordnet:

� Annahmen zur Rolle von Beruf und Arbeitstätigkeit als Ursache von Rückenschmerzen

(Faktor 1)

� Annahmen zur vermuteten Wiederaufnahme der Berufstätigkeit (Faktor 2)

� Annahmen zum Zusammenhang von körperlicher Aktivität und Rückenschmerzen (Faktor 3)

Die Items werden anhand einer 7-stufigen Likertskala von 0 = „stimmt gar nicht“ bis 6 = „stimmt ganz

genau“ beantwortet. Einige Beispielitems sind in Tabelle 3.7 aufgeführt.

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Tab. 3.7: Beispielitems für die Subskalen des FABQ-D

Subskala Beispielitem

Durch meine Arbeit wurden meine Schmerzen verstärkt 1. Annahmen zur Rolle von Beruf

und Arbeitstätigkeit als Ursache

von Rückenschmerzen Meine Arbeit könnte meinen Rücken schädigen

Mit meinen augenblicklichen Schmerzen sollte ich meine ge-

genwärtige Arbeit eigentlich nicht ausüben 2. Annahmen zur vermuteten

Wiederaufnahme der Berufstätig-

keit Ich glaube nicht, dass ich meine jetzige Arbeitstätigkeit über-

haupt wieder aufnehmen kann

Körperliche Aktivitäten verstärken meine Schmerzen 3. Annahmen zum Zusammenhang

von körperlicher Aktivität und

Rückenschmerzen Körperliche Aktivitäten können meinem Rücken schaden

Fragebogen zur Erfassung der berufsbezogenen Therapiemotivation (FBTM)

(Zwerenz und Beutel, 2006; Zwerenz et al., 2005)

Mit der Entwicklung des FBTM sollte die bestehende Lücke bezüglich der spezifischen Erfassung der

berufsbezogenen Therapiemotivation geschlossen werden. Deren Erfassung ist für eine gezieltere

Zuweisung zu berufsbezogenen Behandlungsangeboten von Relevanz. Sie ist zudem wichtig, da

berufliche Belastungen und Konfliktsituationen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und

Bewältigung von chronischen Erkrankungen spielen und den Patienten oft die Bereitschaft fehlt,

berufsbezogene Themen während ihres Rehabilitationsaufenthaltes zu bearbeiten.

Zur Fragebogenentwicklung wurden vorhandene Fragebögen zur allgemeinen Psychotherapie- und

Reha-Motivation herangezogen, ergänzt durch die berufliche Perspektive. Die endgültige Version des

FBTM besteht aus 24 Items, welche sich auf die Skalen „Veränderungsabsicht (sieben Items)“, „Ren-

tenbegehren“ (sieben Items), „Negative Behandlungserwartungen“ (fünf Items) und „Aktive Bewälti-

gungsorientierung“ (fünf Items) verteilen (siehe Tabelle 3.8). Der Proband soll dabei auf einer fünf-

stufigen Skala („gar nicht“ bis „sehr“) angeben, inwieweit er der betreffenden Aussage zustimmt.

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Tab. 3.8: Beispielitems für die Subskalen des FBTM

Subskala Beispielitem

1. Veränderungsabsicht In der Klinik hoffe ich, Möglichkeiten zur Bewältigung meiner

Arbeitsprobleme zu finden.

2. Rentenbegehren Wenn ich jetzt wählen könnte, würde ich lieber krankge-

schrieben oder früh berentet werden, als (wieder) zu arbeiten.

3. Negative Behandlungserwartun-

gen Es hat wenig Sinn, über die Arbeit zu reden.

4. Aktive Bewältigungsorientierung Ich habe mich vor Beginn meines Aufenthaltes über die Klinik

informiert.

Der FBTM wurde für die psychosomatische Rehabilitation entwickelt und in weiteren Studien für die

Indikationen Orthopädie und Kardiologie eingesetzt. Die Skala „Veränderungsabsicht“ des FBTM trägt

zu einer sehr guten Verbesserung der Vorhersage des Erwerbsstatus ein Jahr nach Entlassung aus der

Klinik bei (prädiktive Validität).

Fragebogen zur Messung beruflicher Gratifikationskrisen

(Effort/Reward Imbalance Questionnaire, ERI) (Rödel et al., 2004; Siegrist et al., 2009)

Beim ERI handelt es sich um ein Selbstbeurteilungsverfahren zur Erfassung von arbeits- und berufs-

bezogenen Stresserfahrungen i. S. beruflicher Gratifikationskrisen.

Dem Fragebogen liegt das Modell beruflicher Gratifikationskrisen von Siegrist (1996, 2002) zugrunde.

Dieses geht davon aus, dass ein Missverhältnis von hohen geleisteten arbeits- bzw. berufsbezogenen

Verausgabungen einerseits und niedriger Gratifikation (Belohnungen in Form von Bezahlung, Wert-

schätzung, beruflichem Aufstieg, Arbeitsplatzsicherheit) andererseits zu Stresserleben und gesund-

heitlichen Beeinträchtigungen führt. Die Gratifikationskrise fällt umso stärker aus, je höher die geleis-

tete Verausgabung im Verhältnis zu den erfahrenen Gratifikationen ist. Außerdem wird im Modell

angenommen, dass ein höheres Belastungs- bzw. Krankheitsrisiko dann besteht, wenn eine hohe

berufliche Verausgabungsneigung vorliegt. Tabelle 3.9 zeigt Beispielitems für die fünf Dimensionen

des Instruments.

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Tab. 3.9: Beispielitems für die Subskalen des ERI

Dimension Beispielitem

häufig großer Zeitdruck Verausgabung bei der Arbeitstätigkeit

viel Verantwortung

schlechte Aufstiegschancen Gratifikationen: Bezahlung und berufli-

cher Aufstieg der Leistung angemessenes Gehalt

Anerkennung von Vorgesetzten Gratifikationen: Wertschätzung

Angemessene Unterstützung in schwierigen Situationen

Verschlechterung der Arbeitsplatzsituation zu erwarten Gratifikationen: Arbeitsplatzsicherheit

Arbeitsplatz gefährdet

Nahestehende sagen, ich opfere mich zu sehr auf berufliche Verausgabungsneigung

Arbeit geht mir nachts im Kopf herum

Der Fragebogen besteht aus 22 Items. Diese werden anhand eines fünfstufigen Antwortformats be-

arbeitet, mit dem das Ausmaß der wahrgenommenen Verausgabung bzw. Belohnung eingeschätzt

wird. Die Subskala zur Verausgabungsneigung wird anhand einer vierstufigen Likert-Skala beantwor-

tet (von 1 = „stimme nicht zu“ bis 4 „stimme voll zu“). Vom ERI existiert auch eine Kurzform mit 16

Items, die anhand einer vierstufigen Antwortskala bearbeitet werden.

Fragebogen zu rehabilitationsbezogenen Erwartungen und Motivationen (FREM-17, FREM-8)

(Deck, 2006; Deck et al., 1998)

Der FREM stellt eines der ersten Verfahren zur Erfassung der Reha-Motivation dar. Der Fragebogen

ist als Selbstbeurteilungsinstrument konzipiert und besteht aus 17 Items, die zu vier Dimensionen

aufsummiert werden (Erholung, Gesundheit, Krankheitsbewältigung, Rente). Die Reha-Motivation

wird in diesem Instrument über die Erwartungen des Rehabilitanden an die Rehabilitationsbehand-

lung erfasst. Die Validierung des Instruments erfolgte an einer Stichprobe von Rehabilitanden mit

chronischen Rückenschmerzen. Die Kurzform des Fragebogens (FREM-8) umfasst acht Items auf einer

vierstufigen Antwortskala und wurde an einer indikationsübergreifenden Rehabilitandenstichprobe

entwickelt. Tabelle 3.10 zeigt Beispielitems für die vier Dimensionen des Verfahrens.

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Tab. 3.10: Beispielitems für die Dimensionen des FREM-17

Dimension Beispielitem

1. Erholung Ich erwarte, dass ich Abstand vom Alltag gewinne.

2. Gesundheit Ich erwarte, dass ich lerne gesünder zu leben.

3. Krankheitsbewältigung Ich erwarte, dass mein Selbstbewusstsein gestärkt wird und

dass man mir Mut macht.

4. Rente Ich erwarte, dass man mich über berufliche Umschulungs-

möglichkeiten informiert und berät.

Job-Angst-Skala (JAS)

(Linden et al., 2008; Muschalla & Linden, 2011)

Die „Job-Angst-Skala“ (JAS), ein Fragebogen zur Erfassung arbeitsplatzbezogener Ängste, soll die Dif-

ferenzierung verschiedener Formen der arbeitsplatzbezogenen Ängste ermöglichen. Das Instrument

beinhaltet fünf Hauptdimensionen (Stimulusbezogene Ängste und Vermeidungsverhalten, Soziale

Ängste und Beeinträchtigungskognitionen, Gesundheits- und körperbezogene Ängste, Insuffizienzer-

leben, Arbeitsplatzbezogene generalisierte Sorgen). Insgesamt umfasst der Fragebogen 70 Items auf

14 Subskalen (Beispielitems siehe Tabelle 3.11). Die Beantwortung erfolgt in Form einer Likert-Skala

mit den Polen „0 = trifft gar nicht zu“ bis hin zu „4 = trifft voll zu“. Die Patienten erhalten das Instru-

ment unter dem Titel „Fragebogen zu Arbeitsplatzproblemen“.

Der Fragebogen wurde an orthopädischen und psychosomatischen Rehabilitanden erprobt und weist

gute psychometrische Eigenschaften auf. Aus den Items der Hauptdimension „Stimulusbezogene

Ängste und Vermeidungsverhalten“ wurde mittlerweile als Screening-Instrument zur Identifizierung

von Arbeitsplatzphobien die „Arbeitsplatzphobieskala“ (13 Items) entwickelt. Die Items beschreiben

charakteristische Symptome eines Arbeitsplatzphobie-Syndroms. Die Kurzskala wurde in einer Reha-

bilitationsklinik an Patienten mit psychosomatischen Krankheitsbildern getestet.

Tab. 3.11: Beispielitems der Arbeitsplatzphobieskala

Beispielitems

Ich erlebe starke Befindlichkeitsstörungen oder Unbehagen, wenn ich an meinem Arbeitsplatz bin.

Wenn ich an meinen Arbeitsplatz denke, merke ich, wie sich alles in mir anspannt.

Auf dem Weg hin zu meiner Arbeitsstelle würde ich am liebsten umdrehen.

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Patientenfragebogen zur Erfassung der Reha-Motivation (PAREMO, PAREMO-20)

(Hafen et al. 2001; Kriz et al., 2006)

Der Fragebogen zur Patienten-Rehabilitationsmotivation basiert auf einem theorieübergreifenden

Konzept. Motivation wird dabei als ein mehrdimensionales Konstrukt erfasst. Durch den Fragebogen

wird erhoben, ob und wodurch ein Patient motiviert ist, an einer Rehabilitationsmaßnahme aktiv

teilzunehmen. Ferner kann der Anteil des Behandlungserfolges, der auf die aktive Beteiligung des

Patienten an den rehabilitativen Maßnahmen zurückgeführt werden kann, vorhergesagt werden. Der

PAREMO-20 besteht aus 20 Items, die den sechs Skalen „Seelischer Leidensdruck“, „Körperbedingte

Einschränkungen“, „Soziale Unterstützung und Krankheitsgewinn“, „Änderungsbereitschaft“, „Infor-

mationsstand zu Reha-Maßnahmen“ und „Skepsis“ zugeordnet werden (siehe Tabelle 3.12). Anhand

einer vierstufigen Antwortskala kann der Proband angeben, wie sehr eine Aussage mit seinen Mei-

nungen und Erfahrungen übereinstimmt („stimmt nicht“ bis „stimmt“). Der Fragebogen wurde an

mehreren Stichproben aus Patienten der kardiologischen, orthopädischen und psychosomatischen

Rehabilitation konstruiert und validiert. Es liegen Normen für die Indikationsgebiete Orthopädie,

Kardiologie, Onkologie, Psychosomatik und Pneumologie vor.

Tab. 3.12: Beispielitems für die Dimensionen des PAREMO-20

Skala Beispielitem

1. Seelischer Leidensdruck Ich leide stark unter seelischen Beschwerden.

2. Körperbedingte Einschränkungen Meine körperlichen Beschwerden behindern mich im Alltag.

3. Soziale Unterstützung und Krank-

heitsgewinn

Wenn es mir schlecht geht, kümmert sich eher jemand um

mich als sonst.

4. Änderungsbereitschaft Ich werde meinen Lebensstil ändern müssen, um wieder ge-

sund zu werden.

5. Informationsstand zu Reha-

Maßnahmen

Ich weiß wenig darüber, wie eine Rehabilitationsbehandlung

abläuft.

6. Skepsis Ich bin mir unsicher, ob mir hier geholfen werden kann.

Skala „Berufliche Selbstwirksamkeitserwartung“

(Schyns & v. Collani, 2002)

Die Skala basiert auf der Theorie zur Selbstwirksamkeitserwartung nach Bandura. In diesem Kontext

wird unter Selbstwirksamkeitserwartung die Überzeugung einer Person verstanden, ein bestimmtes

Verhalten ausführen zu können. Das eindimensionale Instrument wurde entwickelt aus anderen

Skalen zur Selbstwirksamkeitserwartung und ähnlichen Konstrukten, die für den beruflichen Kontext

angepasst wurden. Es umfasst 19 Items, bei denen die Probanden anhand einer sechsstufigen Ra-

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tingskala angeben sollen, inwieweit sie einer Aussage zustimmen („stimmt völlig“ bis „stimmt über-

haupt nicht“). Beispiele für die Items der Skala sind in Tabelle 3.13 aufgelistet.

Tab. 3.13: Beispielitems der Skala „Berufliche Selbstwirksamkeitserwartung

Beispielitems

Wenn ich mir selbst berufliche Ziele setze, erreiche ich diese nur selten.

Ich fühle mich den meisten beruflichen Anforderungen gewachsen.

Skala zur Erfassung genereller beruflicher Selbstwirksamkeitserwartungen (BSEF-Skala)

(Abele et al., 2000)

Die BSEF-Skala (früher auch BSW-Skala) von Abele et al. besteht aus sechs Items und wurde im Rah-

men der Erlanger Längsschnittstudie BELA-E zur beruflichen Laufbahnentwicklung junger Akademiker

und Akademikerinnen konstruiert. Dabei sollen die Probanden vorgegebene Aussagen auf fünfstufi-

gen Ratingskalen („stimmt nicht” bis “stimmt genau”) beurteilen. In Tabelle 3.14 sind Beispiele für

die Items der eindimensionalen BSEF-Skala aufgeführt.

Tab. 3.14: Items der BSEF-Skala

Beispielitems

Ich weiß nicht, ob ich die für meinen Beruf erforderlichen Fähigkeiten wirklich habe.

Es bereitet mir keine Schwierigkeiten, meine beruflichen Absichten und Ziele zu verwirklichen.

Work-family conflict-Skala (WFC-Skala)

(Carlson et al., 2000; deutsche Version von Wolff & Höge, 2011)

Bei der deutschen Version der WFC-Skala handelt es sich um eine Adaptation des sechsfaktoriellen

englischsprachigen Fragebogens zur Messung von Konflikten zwischen Beruf und Familie von Carlson

et al. (2000). Der Fragebogen besteht aus 18 Items, von denen jeweils drei eine Subskala bilden. Ba-

sierend auf dem Ansatz von Greenhaus und Beutell (1985) werden zwei Konfliktrichtungen (Be-

ruf→Familie und Familie→Beruf) sowie drei Konfliktformen (zeitbasiert, beanspruchungsbasiert und

verhaltensbasiert) angenommen, aus deren Kombination sich die sechs Subskalen ergeben. Tabelle

3.15 zeigt Beispielitems für zwei Subskalen.

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Tab. 3.15: Beispielitems für die Subskalen der WFC-Skala

Subskala Beispielitem

B→F-Zeit Meine Arbeit hält mich mehr als mir lieb ist von Unterneh-

mungen mit meiner Familie/ meinem Partner ab.

F→B-Stress Die Belastungen im familiären/ partnerschaftlichen Bereich

beeinträchtigen oft meine Arbeitsleistung.

Die Probanden sollen anhand einer siebenstufigen Antwortskala angeben, inwieweit die vorgegebe-

nen Aussagen für sie zutreffen („trifft nicht zu“ bis „trifft zu“).

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4. Förderung der Motivation von Rehabilitanden zur Auseinandersetzung

mit arbeits- und berufsbezogenen Problemlagen

(unter Mitarbeit von Jana Buchmann, Universität Würzburg)

Motivation ist die psychologische Wirkgröße, die individuelles Verhalten auf der Basis von Wünschen,

Einstellungen, Werthaltungen und Bedürfnissen einer Person formt. Eine hinreichende Motivation ist

die notwendige Voraussetzung, damit Menschen Vorhaben realisieren und bestimmte Dinge tun. Es

lassen sich die intrinsische und die extrinsische Motivation unterschieden. Während die intrinsische

Motivation aus Interesse und Freude an einer Tätigkeit selbst heraus entsteht, bezieht sich die

extrinsische Motivation auf einen Zweck oder einen bestimmten Anreiz eines Handlungsergebnisses

(z. B. Bezahlung). Als intrinsisch motiviert kann eine Aktivität ferner dann angesehen, wenn sich die

Person dabei als selbstbestimmt erlebt und sich mit der Aufgabe identifiziert (Rheinberg, 2006).

Die Motivation, sich während der medizinischen Rehabilitation mit dem Thema Erwerbsleben ausei-

nanderzusetzen, kann jedoch nicht immer vorausgesetzt werden, sondern sollte bei Bedarf durch

Maßnahmen der extrinsischen (z. B. Gewohnheitsbildung, Anreize, Lob) und intrinsischen Motivati-

onsförderung (z. B. Erleben von Stolz/Selbstwirksamkeit) gezielt geschaffen werden. Wichtig ist es,

den Rehabilitanden dort abzuholen, wo er steht, sich also bei Interventionen daran zu orientieren,

inwieweit der Rehabilitand schon zu einer Auseinandersetzung mit der beruflichen Problematik bzw.

entsprechenden Veränderungen bereit ist. Hierbei kann eine Orientierung an motivations- bzw.

gesundheitspsychologischen Modellen sinnvoll sein oder am transtheoretischen Stufenmodell von

Prochaska und DiClemente (vgl. Keller, 1999; Prochaska & Velicer, 1997).

Ziel der Motivationsarbeit ist es, die Bereitschaft des Rehabilitanden zu fördern, arbeits- und berufs-

bezogene Fragestellungen während der Rehabilitationsmaßnahme aufzugreifen und sich mit den

individuellen Bedingungen der eingeschränkten Gesundheit im Hinblick auf das Arbeits- bzw. Er-

werbsleben auseinander zu setzen. Insbesondere soll auch das Interesse gefördert werden, an ar-

beits- und berufsbezogenen Problemen/Perspektiven unter den gegebenen Bedingungen der Aus-

wirkungen von chronischer Erkrankung und Behinderung zu arbeiten. Rehabilitanden können so auf

geplante arbeits- und berufsbezogene Maßnahmen (z. B. auf eine Belastungserprobung) vorbereitet

werden, mit dem Ziel, die Compliance auf Seiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu erhöhen

und damit Maßnahmenabbrüchen entgegenzuwirken. Da der Erfolg einer späteren beruflichen

Eingliederung die Umsetzung von Anregungen aus der Rehabilitation durch den Rehabilitanden

voraussetzt, ist auf die Motivationsförderung besonderer Wert zu legen.

Die wichtigste Methode zur Motivationsförderung ist das persönliche Gespräch. Darüber hinaus

können aber auch schriftliche Materialien (z. B. Informationen im Einladungsschreiben, Fragebogen

zu Therapiezielen, Fragebogen zur berufsbezogenen Behandlungsmotivation, Informationsbro-

schüren), Vorträge, Psychoedukation und Gruppengespräche zum Einsatz kommen.

Die Förderung der Motivation zur Auseinandersetzung mit der individuellen Berufs- und Arbeitssitua-

tion kann auch bereits im Vorfeld der Rehabilitation beginnen. Wenngleich der Schwerpunkt der

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Motivationsförderung zu Beginn der Rehabilitationsbehandlung liegt, sollte das Thema während der

gesamten Rehabilitation präsent sein.

Möglichkeiten, die arbeits- und berufsbezogene Behandlungsmotivation zu fördern, sind beispiels-

weise die folgenden:

Einladungsschreiben vor Beginn der Rehabilitation. Das Einladungsschreiben für den Rehabilitanden

vor Beginn der Rehabilitationsbehandlung ist so gestaltet, dass keine falschen Erwartungen an die

Behandlung generiert oder unterstützt werden.

Informationen zum arbeits- und berufsbezogenen Angebot der Klinik. Informationsbroschüren zum

arbeits- und berufsbezogenen Angebot der Klinik bieten dem Rehabilitanden die Möglichkeit, sich

einen Überblick über die angebotenen Interventionen und die Ziele der Maßnahmen zu verschaffen.

Eine entsprechende schriftliche Information dient auch dazu, „Kurerwartungen“ vorzubeugen.

Thematisierung berufsbezogener Inhalte im Aufnahmegespräch und/oder im Rahmen eines Vor-

trags. Dem gleichen Zweck dient die Erläuterung der Ziele der medizinischen Rehabilitation im Auf-

nahmegespräch oder im Rahmen eines Vortrags zu Beginn der Rehabilitation.

Konkrete arbeits- und berufsbezogene Zielformulierungen. Der Rehabilitand soll frühzeitig dazu

angeregt werden, sich mit seiner Erwerbsperspektive auseinander zu setzen, Rehabilitationsziele für

die individuellen arbeits- und berufsbezogenen Problemlagen zu definieren und dafür konkrete

Zielformulierungen zu erarbeiten („Was möchte ich in der Reha bezogen auf mein Erwerbsleben

erreichen?“). Eine solche Zielklärung kann mit Hilfe von bereits vorab versendeten Fragebögen erfol-

gen und/oder im Gespräch mit dem Arzt oder Therapeuten. Auch im Rahmen von Vorstellungsrun-

den (z. B. auf Station) können arbeits- und berufsbezogene Ziele thematisiert werden. Des Weiteren

ist im Rahmen der Gespräche des Sozialdienstes oder der Psychologie eine Motivationsförderung

möglich, wenn mit dem Rehabilitanden beispielsweise besprochen wird, welche beruflichen Ziele

angestrebt werden und welche Hilfen er dabei erhalten kann.

Thematisierung von Motivation im Rahmen von psychotherapeutischen Gruppen. Auch im grup-

pentherapeutischen Setting wird, vor allem in der Psychosomatik und bei Abhängigkeitserkrankun-

gen, die Motivation (auch arbeits- und berufsbezogen) thematisiert.

Partizipative Entscheidungsfindung. Im Sinne der partizipativen Entscheidungsfindung (Shared

Decision Making) sollten alle Entscheidungen zu arbeits- und berufsbezogenen Maßnahmen gemein-

sam getroffen werden. Es soll eine kooperative Einigung auf einen Behandlungsauftrag ermöglicht

werden. Hierbei werden im Gespräch die Vorstellungen und Erwartungen des Rehabilitanden mit

dem Rehabilitationsauftrag der Einrichtungen in Einklang gebracht (vgl. Lukasczik, Gerlich & Neu-

derth, 2011).

Thematisierung berufsbezogener Inhalte im Rahmen von nicht speziell berufsbezogenen Trai-

nings/Schulungen und in allen therapeutischen Disziplinen. Eine Motivationsförderung kann auch

über Angebote erfolgen, die nicht als spezifische arbeits- und berufsbezogene Maßnahmen durchge-

führt werden. So erlauben beispielsweise Trainings zur Stressbewältigung, Kommunikation und

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sozialen Kompetenz eine inhaltliche Ausgestaltung mit Berufsbezug; zum anderen ist ein Transfer der

erworbenen Fertigkeiten auf den beruflichen Kontext zu erwarten.

Wenn in allen therapeutischen Disziplinen Fertigkeiten und Veränderungen des Rehabilitanden im-

mer auch mit Blick auf den beruflichen Kontext betrachtet werden, wird die Auseinandersetzung mit

berufsbezogenen Fragestellungen gefördert. Eine verstärkte Sensibilisierung im Reha-Team für ar-

beits- und berufsbezogene Aspekte kann erreicht werden, indem Rehabilitanden mit unklarer Moti-

vationslage bezüglich ihrer beruflichen Perspektive in Teamsitzungen vorgestellt werden.

Verwendete Literatur

Keller, S. (Hrsg.). (1999). Motivation zur Verhaltensänderung. Das Transtheoretische Modell in For-

schung und Praxis. Freiburg: Lambertus.

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5. Arbeits- und berufsbezogene Interventionen in der

medizinischen Rehabilitation

Ziel arbeits- und berufsbezogener Interventionen ist es, arbeits- und berufsbezogene Problemlagen

frühzeitig zu bearbeiten bzw. weiterführende Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben zeitnah ein-

zuleiten.

Die in diesem Kapitel vorgestellten Interventionen basieren auf Ergebnissen verschiedener For-

schungsprojekte. Im Rahmen des Förderschwerpunktes „Rehabilitationswissenschaften“ wurde bun-

desweit das Angebot an arbeits- und berufsorientierten Interventionsmaßnahmen in der medizini-

schen Rehabilitation erhoben (Neuderth et al., 2009). Gefragt wurde dabei nach Maßnahmen, die

gezielt eingesetzt werden, um berufliche Schlüsselqualifikationen und Handlungskompetenzen zu

verbessern (z. B. Kommunikations-, Konflikt-, Teamfähigkeitstraining), die die berufsbezogene Be-

lastbarkeit, Ausdauer und Motivation steigern (z. B. Belastungserprobung) oder die der beruflichen

Beratung, Interessensfindung und Vermittlung von Kontakten dienen (z. B. Hospitationen in Betrie-

ben). Die von den Kliniken genannten Maßnahmen wurden inhaltsanalytisch kategorisiert und die

Einrichtungen wurden in einer erneuten Befragung gebeten, die Inhalte ihrer Interventionen näher

zu erläutern. Als Ergebnis zeigte sich ein breites Spektrum an Konzepten und Begrifflichkeiten, die

sehr uneinheitlich verwendet werden. Unter der Perspektive transparenter Versorgungsstrukturen

war es daher notwendig, einheitliche Beschreibungen und Definitionen für beruflich orientierte

Interventionsmaßnahmen in der medizinischen Rehabilitation zu entwickeln. Aus dem anschließen-

den Entwicklungsprozess sind folgende Kerngruppen beruflich orientierter Interventionen hervorge-

gangen:

� Belastungserprobung

� Arbeitstherapie

� Arbeits- und berufsbezogene Einzelberatung

� Gruppen mit arbeits- und berufsbezogenen Themen

� Zusammenarbeit mit externen Institutionen

Die nachfolgend aufgeführten Beschreibungen arbeits- und berufsorientierter Maßnahmen wurden

im Rahmen des Projekts „Dissemination von Forschungsergebnissen zur beruflichen Orientierung“

mit Experten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen weiterentwickelt und abgestimmt. Eine Liste der

an diesem Konsensprozess beteiligten Experten findet sich im Anschluss an das Vorwort auf den Sei-

ten 4 und 5 dieses Buches.

Verwendete Literatur

Neuderth, S., Gerlich, C. & Vogel, H. (2009). Berufsbezogene Therapieangebote in deutschen Reha-

bilitationskliniken: aktueller Stand. In A. Hillert, W. Müller-Fahrnow & F.M. Radoschewski

(Hrsg.), Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (S. 185-198). Köln: Deutscher Ärz-

teverlag.

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60

5.1 Belastungserprobung

Hintergrund

Bei Belastungserprobungen (BE) kann zwischen einer internen (eher tätigkeitsspezifischen) und einer

externen (eher berufsspezifischen) Form der Durchführung unterschieden werden. Während die

interne BE in das Setting einer Rehabilitationsklinik eingebunden ist, erfolgt die externe BE vielfach in

Kooperation mit Betrieben oder mit einem Berufsförderungswerk, wird aber von der Klinik aus initi-

iert und supervidiert. Die interne BE gehört in allen Indikationen zum Standardangebot einer Reha-

Klinik, wobei in der Psychosomatik zumeist externe BE durchgeführt werden. Die Durchführung einer

externen BE sollte in Kooperation mit Betrieben vor Ort oder Berufsförderungswerken ermöglicht

werden.

In der Terminologie der ICF entspricht die interne BE eher einer Einschätzung der „Capacity“, d. h.

der Leistungsfähigkeit unter Standard- oder Optimalbedingungen, während die externe BE stärker

auf die Erfassung der „Performance“ (Leistung unter den realen Bedingungen der Berufsausübung)

ausgerichtet ist.

Ziele

Bei einer BE handelt es sich im Allgemeinen um eine eher diagnostisch orientierte Maßnahme, die in

erster Linie dazu dient, die persönliche psychische und physische Belastungsfähigkeit des Rehabili-

tanden einzuschätzen. Dabei wird möglichst tätigkeits- bzw. berufsspezifisch entsprechend dem An-

forderungsprofil erfasst, inwieweit das Leistungsprofil des Rehabilitanden den Anforderungen seiner

Tätigkeit entspricht. Dies geschieht unter möglichst realitätsnahen Arbeitsbedingungen. Durch die BE

wird eine Grundlage für die sozialmedizinische Leistungsbeurteilung geschaffen.

Eine diagnostisch orientierte BE kann in der Klinik unter der Zielsetzung durchgeführt werden, die

Möglichkeit einer Wiedereingliederung des Rehabilitanden zu prüfen, oder einen Ausgangspunkt für

die Einleitung von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben darstellen.

Mit einer BE können (insbesondere in der Psychosomatik und bei Abhängigkeitserkrankungen) aber

auch therapeutische Ziele verfolgt werden. Das Erfahren und Aufzeigen vorhandener Fähigkeiten

und Defizite unter realitätsnahen Bedingungen fördert die realitätsgerechte Selbsteinschätzung des

Rehabilitanden. Darüber hinaus kann das Setting der BE zur Erprobung der in der Therapie erarbeite-

ten adäquaten Verhaltensmuster genutzt werden (z. B. Verbesserung des Umgangs mit Leistungsan-

forderungen und interaktionellen Konflikten).

Die externe (berufsbezogene) BE wird auch bei Fragen der Eignung für ein bestimmtes Berufsfeld

sowie der beruflichen Neu- und Umorientierung eingesetzt.

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Wesentliche Inhalte

Die Überprüfung bzw. Förderung tätigkeitsorientierter und sozialer Kernkompetenzen erfolgt

klinikintern in verschiedenen Arbeitsbereichen bzw. außerhalb der Klinik unter realen

Arbeitsbedingungen in einem Betrieb oder einem Berufsförderungswerk.

Die interne BE beinhaltet – über die Überprüfung kognitiver Grundfunktionen hinaus – tätigkeitsspe-

zifisch beispielsweise Erprobungen an EDV-Arbeitsplätzen, in Werkstätten, im Lager, in der Hauswirt-

schaft, an kaufmännischen und gewerblichen Arbeitsplätzen oder auch im Außenbereich der Klinik.

Standardisierte Bewertungsmodule in Anlehnung an das diagnostische Instrumentarium MELBA

(Psychologische Merkmalprofile zur Eingliederung Behinderter in Arbeit)/IDA (Instrumentarium zur

Diagnostik von Arbeitsfähigkeiten) oder FCE-Systeme (Functional Capacity Evaluation) sollten dabei

zur Anwendung kommen (vgl. Kapitel 3.2). Die Diagnostik kann durch psychometrische Testverfahren

(z. B. zu Arbeitsmotivation) ergänzt werden.

Im Rahmen der externen BE kann untersucht werden, ob der Rehabilitand den Anforderungen seines

bisherigen Tätigkeitsfeldes noch gewachsen ist. Alternativ kann es darum gehen, ein neues Tätig-

keitsfeld kennen zu lernen, wenn die alte Tätigkeit nicht mehr ausgeübt werden kann. Überprüft

werden insbesondere die Dauerbelastbarkeit, das Verhalten bei Mehrfachanforderungen, Arbeits-

verhalten und -leistung, Sozialverhalten sowie die psychische und körperliche Belastbarkeit des Re-

habilitanden. Insbesondere in der Psychosomatik und bei Abhängigkeitserkrankungen geht es hierbei

therapeutisch auch um die Förderung sozialer Kompetenzen im beruflichen Kontext, das Bearbeiten

berufsrelevanter problematischer Verhaltensmuster, das Üben einer Alltagsdurchführung, die Ver-

besserung der Stresskompetenz, das Knüpfen beruflich förderlicher Kontakte sowie die Steigerung

der Motivation zum Erhalt des Arbeitsplatzes bzw. zu einer Bewerbung.

Im Rahmen der BE erhält der Rehabilitand, soweit nötig, konkrete Hilfestellungen zum Umgang mit

seiner Erkrankung am Arbeitsplatz.

Durchführung

Sowohl die interne als auch die externe BE werden von der Klinik organisiert, gesteuert und supervi-

diert. Die externe BE kann an eine interne BE anschließen oder auch unabhängig davon durchgeführt

werden.

Eine BE mit diagnostischem Schwerpunkt sollte relativ zu Beginn der Rehabilitation durchgeführt

werden um weitere therapeutische Maßnahmen einleiten zu können.

Eine BE kann in Frage kommen, wenn im Rahmen der Anamnese oder eines Screenings eine arbeits-

und berufsbezogene Problemlage deutlich wird. Die BE wird im Allgemeinen als Einzelmaßnahme

durchgeführt. Es können jedoch auch Kleingruppenarbeiten (z. B. projektorientierte Gruppe), insbe-

sondere zur Erfassung sozialer Kompetenzen, sinnvoll sein.

Bei einer BE mit therapeutischem Schwerpunkt (insbesondere in der Psychosomatik und bei Abhän-

gigkeitserkrankungen) sind regelmäßig Einzeltermine bei einem Bezugstherapeuten (z. B. Psychologe,

Sozialarbeiter, Sozialpädagoge) unabdingbar, um die Erkenntnisse aus dem Praktikum zu thematisie-

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ren bzw. um Probleme anzusprechen. Ergänzend können begleitende Therapiegruppen („Aufar-

beitungsgruppen“) angeboten werden.

Die Vorbereitung auf die Maßnahme erfolgt je nach Konzeption und Aufgabenverteilung in der Reha-

bilitationsklinik im Rahmen der Psychologie, des Sozialdienstes oder der Ergotherapie/Arbeitsthera-

pie. Nach Erhebung der Arbeits-/Berufsanamnese (Anforderungsprofil) und ergänzender Testver-

fahren sowie einer medizinischen Untersuchung (Erfassung limitierender Faktoren) wird im Gespräch

mit dem Rehabilitanden festgelegt, in welchem Erprobungsfeld die BE stattfinden soll.

Es erfolgt eine Beobachtung des Rehabilitanden im Erprobungsfeld. Dies geschieht bei der internen

BE an klinikinternen Arbeitsplätzen. Die externe BE umfasst dagegen die Mitarbeit in einem Betrieb

(alternativ in einem Berufsförderungswerk) unter üblichen Arbeitsbedingungen. Die Mitarbeit ge-

schieht in Form eines Praktikums oder einer Hospitation. Hierbei erfolgt im Allgemeinen eine syste-

matische Steigerung des Stundenumfangs bis hin zu einem 8-Stunden-Arbeitstag. Oft wird in der

Klinik Wert darauf gelegt, dass sich der Rehabilitand selbstständig schriftlich bei einem Betrieb be-

wirbt, was aus zeitlichen Gründen nicht immer möglich ist. In diesem Fall vermittelt die Klinik den

Kontakt zum Betrieb, und der Rehabilitand ist für das Vorstellungsgespräch verantwortlich.

In multidisziplinären Teamkonferenzen werden zu Beginn der Maßnahme Fähigkeits-/Defizitanalyse

und Therapieplanung durchgeführt; während der Behandlung werden die Ziele bzw. die Zielerrei-

chung regelmäßig überprüft und die Ziele bei Bedarf modifiziert. Bei der externen BE erfolgt bei

Bedarf ein Betriebsbesuch durch den Sozial- oder Arbeitstherapeuten mit Feedback für den Rehabili-

tanden und den Anleiter. Es wird empfohlen, die Praktikumsanleiter in den Betrieben in Form von

Auswertungsgesprächen in das Behandlungsteam einzubinden. Am Ende einer BE wird im Team eine

abschließende sozialmedizinische Leistungsbeurteilung vorgenommen (auch mit Hilfe standardisier-

ter Selbst- und Fremdbeurteilungsverfahren). Im Gespräch mit dem Rehabilitanden müssen die

objektiven Ergebnisse, die Ressourcen und Defizite des Rehabilitanden im Abgleich von Selbst- und

Fremdbeobachtung besprochen werden. Hieraus ergeben sich die Inhalte für weiterführende Bera-

tungen und weitere therapeutische Maßnahmen.

Bei einer BE ist eine gute Vernetzung zwischen Leistungsträgern (Rentenversicherung, Arbeitsagen-

tur), Rehabilitand und Klinik notwendig, um Maßnahmen, die sich aus der BE ergeben (z. B. Leis-

tungen zur Teilhabe am Arbeitsleben), passgenau und zeitnah durchführen zu können. Je nach Ziel-

setzung der BE (z. B. Vorbereitung von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben [LTA]), ist eine ab-

schließende Reha-Fachberatung notwendig.

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63

Dauer

Die Dauer einer BE kann sehr unterschiedlich sein und hängt sowohl von der Indikation als auch von

der individuellen Situation des Rehabilitanden und der Zielsetzung der Maßnahme ab.

Der tägliche Arbeitsumfang schwankt zwischen mindestens 3 Stunden bis hin zu maximal 8 Stunden.

Bei somatischen Indikationen ist eine externe BE zumeist auf maximal 4 Tage begrenzt. In der Psy-

chosomatik und bei Abhängigkeitserkrankungen sollten externe Belastungserprobungen über 2 bis 4

Wochen angestrebt werden.

Zielgruppe

Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden in berufsfähigem Alter, bei denen eine Einschränkung

der Leistungsfähigkeit und der Belastbarkeit in ihrer derzeit ausgeübten Tätigkeit vorliegt, beruhend

z. B. auf kognitiven Störungen, körperlichen Einschränkungen oder ungünstigem Arbeitsverhalten;

bei Unklarheiten bei der sozialmedizinischen Beurteilung; bei länger andauernder Arbeitsunfähigkeit

oder Langzeitarbeitslosigkeit.

Die Maßnahme ist nicht sinnvoll bei im Vordergrund stehender akutmedizinischer Problematik mit

mangelnder körperlicher Belastbarkeit, bei unzureichenden intellektuellen, visuellen und motori-

schen Kompetenzen, bei einer Belastbarkeit von weniger als 3 Stunden sowie bei dauerhaft berente-

ten Rehabilitanden. Die Maßnahme ist nicht geeignet für Rehabilitanden mit manifestem Rentenbe-

gehren. Bei mangelnder Motivation des Rehabilitanden muss der BE eine Maßnahme vorangestellt

werden, die geeignet ist, die Motivation des Rehabilitanden zu fördern (vgl. Kapitel 4).

Beteiligte Berufsgruppen

Mögliche an der Maßnahme beteiligte Berufsgruppen: Arzt (z. B. Arbeitsmediziner, prüft die Voraus-

setzungen), Klinischer Psychologe, Psychotherapeut, Neuropsychologe, Psychologisch-Technischer

Assistent, Sozialarbeiter, Sozialpädagoge, Sozialtherapeut, Ergotherapeut, Arbeitstherapeut, Arbeits-

pädagoge, Arbeitserzieher, Physiotherapeut, Sporttherapeut, Sprachtherapeut

Notwendige Voraussetzungen

Es sollte eine möglichst detaillierte Beschreibung des Arbeitsplatzes bzw. der Tätigkeit des betroffe-

nen Rehabilitanden (z. B. Selbstauskunftsbogen zur beruflichen Belastung oder ausführliche Anforde-

rungs- und Gefährdungsanalyse vom Arbeitgeber) vorliegen.

Bei der internen BE sind geeignete tätigkeitsspezifische Erprobungsfelder (z. B. kaufmännisch, EDV,

handwerklich, hauswirtschaftlich, Pflege) erforderlich. Es können spezielle Inventare zur Messung der

körperlichen Belastbarkeit (z. B. FCE-Systeme), ergonomische und behindertengerecht ausgestatte

Modellarbeitsplätze notwendig sein.

Für die externe BE müssen Kooperationen mit Betrieben oder einem Berufsförderungswerk beste-

hen.

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66

5.2 Arbeitstherapie/Arbeitsplatztraining

Ziele

Bei der Arbeitstherapie1 bzw. dem Arbeitsplatztraining handelt es sich um therapeutische Maßnah-

men, die klinikintern durchgeführt werden. Sie gehören zum Standardangebot einer Reha-Klinik. Ziel

ist es, konkrete Hilfestellung für die Rückkehr an den Arbeitsplatz zu leisten. Dies geschieht, auf die

beruflichen Anforderungen (Kontextfaktoren) der Rehabilitanden bezogen, über die Förderung mo-

torischer und mentaler Fertigkeiten und Funktionen sowie die Steigerung der psychischen und physi-

schen Belastbarkeit.

Wesentliche Inhalte

Mögliche Inhalte sind das Training tätigkeits- und berufsspezifischer Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Dies beinhaltet: Motivationsförderung, Förderung körperlicher Fähigkeiten durch das Training ar-

beitsüblicher Bewegungsabläufe (z. B. im Hinblick auf körperliche Belastbarkeit, Feinmotorik, Ge-

schicklichkeit), Förderung mentaler Fähigkeiten (z. B. Auffassung, Aufmerksamkeit, Konzentration,

Umstellungsfähigkeit, Lernen, Vorstellungsvermögen, Problemlösen, Arbeitsplanung), Verbesserung

sozialer und sozialkommunikativer Fähigkeiten (z. B. Durchsetzungs- und Anpassungsvermögen, Kon-

taktfähigkeit, Kritikfähigkeit, Teamfähigkeit, Führungsfähigkeit), Förderung der Art der Arbeitsausfüh-

rung (z. B. Genauigkeit, Arbeitsergonomie), Förderung arbeits- und berufsbezogener Schlüsselqualifi-

kationen (z. B. Eigeninitiative, Ausdauer, kritische Kontrolle, Misserfolgstoleranz, Ordnungsbereit-

schaft, Pünktlichkeit, Selbständigkeit, Sorgfalt, Verantwortung) und Verbesserung persönlichkeits-

bezogener Fähigkeiten (z. B. Selbsteinschätzung, Selbstwahrnehmung, Selbstvertrauen).

Stehen arbeits- und berufsbezogene Bewegungsabläufe im Vordergrund, so spricht man auch von

„Arbeitsplatztraining“. Im Arbeitsplatztraining werden grundmotorische arbeits- und berufsbezogene

Bewegungsabläufe trainiert, die für eine erfolgreiche Ausübung der Erwerbstätigkeit relevant sind.

Ziel ist hierbei vor allem die Steigerung der Leistungsfähigkeit hinsichtlich der physischen Anforde-

rungen am Arbeitsplatz.

Durchführung

Die Arbeitstherapie wird klinikintern und in der Regel als Einzeltherapiemaßnahme oder in Klein-

gruppen durchgeführt und bezieht die Ergebnisse einer im Vorfeld durchgeführten Belastungserpro-

bung mit ein. Nach der Abstimmung des Therapiebereichs im Behandlungsteam sowie mit dem

Rehabilitanden, erfolgt der Einsatz des Rehabilitanden in der entsprechenden Arbeitsumgebung.

Dabei können der Schwierigkeitsgrad, die Intensität und die Belastung gesteigert werden. In multidis-

ziplinären Teamkonferenzen werden zu Beginn Fähigkeits-/Defizitanalyse und Therapieplanung

durchgeführt; während der Behandlung werden die Ziele bzw. die Zielerreichung regelmäßig über-

1 Nicht angesprochen ist hier der Einsatz von Arbeit als Mittel der Therapie ohne Bezug zu einer aktuellen oder

angestrebten Arbeits- oder Berufstätigkeit.

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prüft und die Ziele bei Bedarf modifiziert. Am Ende erfolgt im Team eine abschließende sozialmedizi-

nische Leistungsbeurteilung. Im Gespräch mit dem Rehabilitanden müssen die objektiven Ergebnisse,

Fähigkeiten des Rehabilitanden und klinischen Beobachtungen besprochen werden und daraus unter

Einbindung der subjektiven Einschätzungen des Rehabilitanden die weiterführenden Beratungen

konfiguriert werden. Während der gesamten Maßnahme erfolgen kontinuierliche Rückmeldungen an

den Rehabilitanden über sein Leistungsvermögen, um die Anforderungen der Maßnahme dem Leis-

tungsvermögen anzupassen und seine Fähigkeiten zu fördern. Insbesondere am Ende der Maßnahme

erfolgt ein Bilanzgespräch mit dem Rehabilitanden. Gegebenenfalls werden begleitende psychologi-

sche/psychotherapeutische Gespräche angeboten.

Instrumente

Störungsspezifische Assessments zur Verlaufsbeschreibung und Outcome-Messung. Erfassung von

personen- und umweltbezogenen Kontextfaktoren (z. B. berufliche Vorgeschichte Bedingungen am

Arbeitsplatz) und mentaler Fähigkeiten.

Dauer und Frequenz

Frequenz und Dauer der Maßnahme variieren je nach Zielsetzung und individueller Problemlage des

Rehabilitanden. Es werden ein bis fünf Termine pro Woche mit einer Dauer von mindestens 60 Minu-

ten angeboten.

Zielgruppe

Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden mit berufs- und tätigkeitsbezogenen Leistungs- und

Funktionseinschränkungen bei gleichzeitig positiver Erwerbsprognose.

Beteiligte Therapeuten/Berufsgruppen

Mögliche an der Maßnahme beteiligte Berufsgruppen: Arzt, Ergotherapeut, Arbeitstherapeut, Ar-

beitspädagoge, Klinischer Psychologe, Neuropsychologe, Sozialarbeiter, Sozialtherapeut, Physiothe-

rapeut.

Notwendige Ausstattung

Für die Durchführung der Maßnahme werden ergonomische und behindertengerecht ausgestattete

Modellarbeitsplätze benötigt, die sich an den Anforderungen des Arbeitsmarktes orientieren. Es sind

Räume sowohl für Gruppen- als auch für Einzelarbeit vorzuhalten. Für das Training tätigkeitsspezifi-

scher Bewegungsmuster sind Räumlichkeiten mit entsprechenden Arbeitsmaterialien notwendig.

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69

5.3 Arbeits- und berufsbezogene Einzelberatung

Hintergrund

Der Ansatz der klinischen Sozialarbeit in der medizinischen Rehabilitation ist problemorientiert auf

die individuell relevanten Aspekte der Motivierung, Beratung, Begleitung, Anleitung und Unterstüt-

zung des Rehabilitanden ausgerichtet. Die Beschäftigung mit berufsbezogenen Fragestellungen stellt

daher nur einen Teil der Tätigkeit der klinischen Sozialarbeit dar. Die folgenden Einzelberatungsleis-

tungen fokussieren auf die berufsbezogenen Inhalte im Rahmen der klinischen Sozialarbeit und kön-

nen über das Kapitel D der KTL 2007 verschlüsselt werden:

� Arbeits- und sozialrechtliche Beratung (KTL-Kapitel D02)

� Beratung zur Teilhabe am Arbeitsleben (KTL-Kapitel D03)

� Vorbereitung und Anbahnung weiterführender Maßnahmen zur Eingliederung in den Beruf und

das soziale Umfeld (KTL-Kapitel D04)

� Sozialtherapie (insbesondere in den Bereichen Neurologie, Psychosomatik und Abhängigkeitser-

krankungen) (KTL-Kapitel D08)

Ziele

Ziele sind die Entwicklung von Lösungsansätzen für die individuelle berufsbezogene und sozialrechtli-

che Problemsituation, die Motivierung, Begleitung und Anleitung bzw. Unterstützung des Rehabili-

tanden bei seiner Eingliederung in das berufliche Umfeld und die Vermittlung und Anbahnung von

Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben. Mit dem Ziel einer Verbesserung des Übergangs zu Nach-

sorgeleistungen und insbesondere zu Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben kooperiert die klini-

sche Sozialarbeit eng mit Personen und Institutionen innerhalb und außerhalb der Klinik (vgl. hierzu

auch die Maßnahmenbeschreibung „Zusammenarbeit mit externen Institutionen“ in Kapitel 5.5).

Wesentliche Inhalte

� Arbeits- und sozialrechtliche Beratung beinhaltet die Klärung der beruflichen Perspektiven und

der wirtschaftlichen Absicherung, rechtlicher Hintergründe und Bedingungen für die Rentenan-

tragstellung wegen Erwerbsminderung. Beratung zum Schwerbehinderten- und Arbeitsrecht ins-

besondere Informationen zum Thema: Betriebliches Eingliederungsmanagement, Kündigungs-

schutz, Entgeltfortzahlung, Freistellungsrecht, Neben Information und Beratung können persönli-

che Hilfestellungen (z. B. bei der Antragstellung zur Erlangung von Sozialleistungen) angeboten

werden.

� Beratung zur Teilhabe am Arbeitsleben (berufliche Rehabilitation) beinhaltet die Berufsklärung

einschließlich der leistungsbildbezogenen Einleitung von berufsfördernden Maßnahmen, Vorbe-

reitung auf Rehabilitationsberatung durch den Leistungsträger, Fragen der innerbetrieblichen

Umsetzung und Arbeitsplatzadaption, Klärung der wirtschaftlichen Sicherung, Einleitung einer

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Stufenweisen Wiedereingliederung (inkl. Kontakten zum beruflichen Umfeld), Beratung zu ar-

beits- und berufsbezogenen Fragestellungen im Zusammenhang mit einer Schwerbehinderung,

Arbeitsplatzbesuche und persönliche Hilfestellungen (z. B. bei Antragstellungen zur Erlangung

von Leistungen zur beruflichen Teilhabe).

� Vorbereitung und Anbahnung weiterführender Maßnahmen zur Eingliederung in den Beruf und

das soziale Umfeld: Dies beinhaltet auch die Einleitung spezieller Nachsorgeangebote (z. B. INA,

IRENA) sowie Kontakt- und Informationsgespräche mit Vor- und/oder Nachbehandlern (z. B. In-

tegrationsfachdienste). Der Rehabilitand wird über weitere unterstützende Anlaufstellen nach

der medizinischen Rehabilitation unterrichtet. In Absprache mit den behandelnden Ärzten und

dem Rehabilitations-Fachberater des Rehabilitationsträgers werden durch den Sozialdienst mög-

liche Leistungen (z. B. Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben [LTA]), die im Anschluss an die

medizinische Rehabilitation angezeigt sind, besprochen und der Rehabilitand wird gegebenen-

falls bei der Antragstellung unterstützt.

� Sozialtherapie (insbesondere in den Bereichen Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Psycho-

somatik und Abhängigkeitserkrankungen) beinhaltet die Klärung der Arbeitsplatzsituation, der

sozialen Lebensbedingungen und Maßnahmen zur Motivationsförderung sowie speziell bei Ab-

hängigkeitserkrankungen die Adaption1.

� Soziale Gruppenarbeit: Im Rahmen von psychoedukativen Gruppen können berufsrelevante The-

men aufgegriffen werden (z. B. Umgang mit Arbeitslosigkeit, Training sozialer Kompetenz, Be-

werbungstraining). Auf diese Angebote wird in der Maßnahmenbeschreibung „Gruppen mit ar-

beits- und berufsbezogenen Themen“ Bezug genommen.

In die genannten arbeits- und berufsbezogenen Interventionen können (insbesondere bei Jugendli-

chen) bei Bedarf Angehörige eingebunden werden. Anamnestische Informationen, Informationen zur

beruflichen und sozialen Situation sowie Ergebnisse von berufsbezogenen Maßnahmen wie bei-

spielsweise einer Arbeits- und- Belastungserprobung geben dem Sozialdienst wichtige Hinweise auf

weitere Handlungsschritte. Sind die beruflichen Eingliederungsmöglichkeiten absehbar sehr schwie-

rig umzusetzen, findet eine Erörterung der Versorgungssituation unter Einbeziehung der verschiede-

nen Ansprüche aus der Sozialversicherung (Krankengeld, Arbeitslosengeld, Rente) statt. Ziel ist in

diesen Fällen die Erarbeitung einer realistischen Perspektive zur wirtschaftlichen Sicherung.

Durchführung

Die berufsbezogene Beratung durch die klinische Sozialarbeit erfolgt zumeist im Rahmen von mehre-

ren Beratungsgesprächen im Rehabilitationsverlauf. Sie sollte schon frühzeitig im Verlauf der medizi-

nischen Rehabilitation erfolgen, kann aber grundsätzlich in allen Phasen des Rehabilitationsprozesses

1 Hierbei handelt es sich um einen zusätzlich möglichen Abschnitt der stationären medizinischen Rehabilitation

im Rahmen einer Entwöhnungsbehandlung. Arbeitslose Suchtkranke, deren Teilhabe am (Erwerbs-)Leben

erheblich eingeschränkt ist, erproben sich in externen Belastungserprobungen an realen Arbeitsplätzen; dar-

über hinaus werden lebenspraktische Themen wie Wohnungssuche, Schuldenklärung, Aufbau von Sozialkon-

takten, Selbstversorgung und Ähnliches thematisiert.

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durchgeführt werden, sobald ein entsprechender Bedarf erkennbar wird. Informationen aus der

Anamnese (zur sozialen und beruflichen Situation) sowie aus berufsbezogenen Maßnahmen (z. B.

Arbeits- und Belastungserprobungen) werden im Team zusammengeführt und hinsichtlich möglicher

Konsequenzen für die berufliche Zukunft des Rehabilitanden bewertet. Die Beratungsleistungen

können mit Vortragsveranstaltungen (z. B. zu grundlegenden sozialrechtlichen Themen) oder mit

psychoedukativen Gruppenangeboten (vgl. Maßnahmenbeschreibung „Gruppen mit arbeits- und

berufsbezogenen Themen“ in Kapitel 5.4) kombiniert werden.

Dauer und Frequenz

Grundsätzlich orientieren sich Dauer und Frequenz am Bedarf des Einzelfalls. In der Rehabilitation bei

somatischen Hauptindikationen erfolgt im Allgemeinen die Beratung in einem bis drei

Gesprächsterminen. In der Psychosomatik, der Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen und der

Neurologie sind zwei bis fünf Gesprächstermine à 30 bis 60 Minuten üblich.

Zielgruppe

Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden, die eine eingeschränkte Erwerbsfähigkeit aufweisen

bzw. die aufgrund einer Veränderung der beruflichen, sozialen und finanziellen Lage einen

Beratungsbedarf haben. Eine Indikationsspezifität besteht nicht.

Beteiligte Therapeuten/Berufsgruppen

Durchführung der Maßnahme: Sozialarbeiter, Sozialpädagoge, Sozialtherapeut. Weitere mögliche

Beteiligte (sozialmedizinische Einschätzung, Zuweisung): Arzt, Reha-Team.

Notwendige Ausstattung

Informationsmaterialen. Bei Kombination mit einer psychoedukativen Gruppe oder Vortragsveran-

staltung müssen entsprechende Räumlichkeiten und Präsentationsmöglichkeiten vorgehalten wer-

den. Eine adäquate technische Ausstattung des Arbeitsplatzes (Internetzugang, Telefon, Fax) ist er-

forderlich.

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72

Literatur

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73

5.4 Gruppen mit arbeits- und berufsbezogenen Themen

Ziele

Arbeits- und berufsbezogene Gruppen sind Therapiegruppen und/oder edukative Gruppen, die aus-

gerichtet sind auf die Bewältigung von Arbeitsbelastungen, welche Auswirkungen auf den Gesund-

heitszustand der Teilnehmenden haben (z. B. Konflikte am Arbeitsplatz, Berufskonflikte, Arbeitslosig-

keit). Sie thematisieren unter anderem die Interaktion von Gesundheit bzw. (chronischer) Erkran-

kung/Behinderung und Arbeitswelt/Erwerbsleben. Die Möglichkeit zur Bearbeitung individueller

arbeits- und berufsbezogener Problemlagen soll gegeben sein. Ausgangspunkt der gruppentherapeu-

tischen Arbeit ist die Reflexion der individuellen Arbeitssituation aller Teilnehmenden. Arbeits- und

berufsbezogene Gruppen beinhalten Angebote, die eine realistische Einschätzung und Entwicklung

der eigene Kompetenzen und Ressourcen und zielorientierte Verhaltens- und Einstellungsänderun-

gen ermöglichen sollen. Auch sollen eine realistische Selbsteinschätzung hinsichtlich der eigenen

körperlichen und geistig-seelischen Funktionsfähigkeit erreicht und die Selbstakzeptanz verbessert

werden.

Wesentliche Inhalte

Während bei Angeboten der beruflichen Rehabilitation das Erlernen grundlegend neuer beruflicher

Kompetenzen im Vordergrund steht, sind arbeits- und berufsbezogene Gruppenangebote im Rahmen

der medizinischen Rehabilitation stets therapeutisch indiziert und auf das Ziel der Rehabilitation aus-

gerichtet. Sie beinhalten daher therapierelevante Elemente wie z. B. die Förderung von Einstellungs-

und Verhaltensänderungen und die Motivierung zur Auseinandersetzung mit der individuellen beruf-

lichen Problemlage. Inhalte von arbeits- und berufsbezogenen Gruppen können sein:

� Stress und Belastung

� Stressfolgen, „Burnout“

� Probleme und soziale Konflikte am Arbeitsplatz

� Umgang mit Arbeitslosigkeit/Arbeitsplatzgefährdung

� Berufliche Perspektive, Rückkehr in die Arbeit, Wiedereingliederung

� Arbeitsmotivation und Arbeitsverhalten

� Berufliche Identität

� Berufsgruppenspezifische Angebote (z. B. Stressbewältigung für Pflegekräfte)

� Berufsbedingte Traumatisierung

� Zusammenhang von Arbeit und Gesundheit

� Arbeitsplatzgestaltung/Ergonomie

� Sozialrecht und Sozialmedizin.

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Gruppen können Motivations- und Bearbeitungseinheiten beinhalten. Darüber hinaus ist die Ver-

mittlung von spezifischen Informationen zur jeweiligen Thematik ein wesentlicher Inhalt. In den Mo-

tivationseinheiten gilt es, das Interesse bzw. die Bereitschaft des Rehabilitanden zur Auseinanderset-

zung mit arbeits- und berufsbezogenen Problem- und Konfliktbereichen zu fördern, Widerstände

gegenüber der Auseinandersetzung mit diesen abzubauen und die Bearbeitung der beruflichen

Problemlage zur Grundlage der weiteren Behandlung zu machen. Dabei ist die Schaffung einer ver-

trauensvollen und akzeptierenden Gruppenatmosphäre eine wichtige Voraussetzung für weitere

Handlungsschritte. Arbeits- und berufsbezogene Probleme und Belastungen, aber auch Ressourcen

sollen durch die Teilnehmenden erarbeitet und die Wechselwirkung zwischen beruflicher Belastung,

Bewältigungsstrategien und dem gesundheitlichen Beschwerdebild erkannt werden. Die Reflexion

der aktuellen Lebenssituation und der Erwerbsbiografie kann herangezogen werden, um das Prob-

lemverständnis zu vertiefen und Bewältigungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Daneben werden auch

Basiswissen (z. B. zum arbeitsrechtlichen Hintergrund) und praktische Informationen zur weiterfüh-

renden individuellen psychologischen, therapeutischen und rechtlichen Unterstützung vermittelt

(z. B. klärende Gespräche mit Kollegen und Vorgesetzten, Hilfestellungen durch Betriebsrat oder Ge-

werkschaften). Da andere berufsorientierte Maßnahmen mit der Teilnahme an einer arbeits- und

berufsbezogenen Gruppe verbunden sein können, können die dabei erworbenen Erlebnisse und Er-

fahrungen in der Gruppe ausgetauscht und aktuelle Problemstellungen aufgegriffen und bearbeitet

werden.

Durchführung

Arbeits- und berufsbezogene Gruppen werden unter therapeutischer bzw. edukativer Leitung in

(Klein-)Gruppen bis maximal 12 Teilnehmern durchgeführt. Die Gruppen können zielgruppen-

und/oder themenspezifisch durchgeführt werden.

Dauer und Frequenz

Arbeits- und berufsbezogene Gruppenangebote variieren in Abhängigkeit von Ansatz, Struktur und

thematischem Schwerpunkt zwischen zwei bis drei einstündigen und sieben bis acht doppelstündigen

Gruppensitzungen. Bei einer dreiwöchigen Rehabilitationsmaßnahme kann realistischerweise von

einem Umfang von vier bis fünf Sitzungen ausgegangen werden.

Zielgruppe

Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden mit beruflichen Problemlagen wie z. B. Konflikte mit

Arbeitskollegen/Vorgesetzten, Konflikte in Zusammenhang mit innerbetrieblichen Umstrukturierun-

gen/Umsetzungen, Überforderungssituationen, Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz/im Beruf und

Gefährdung der Berufstätigkeit durch körperliche und psychische Beschwerden, Unzufriedenheit mit

der beruflichen Situation oder Arbeitslosigkeit. In Abhängigkeit vom Thema bzw. der Zielgruppe kön-

nen weitere Ein- und Ausschlusskriterien festgelegt werden.

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75

Beteiligte Therapeuten/Berufsgruppen

An der Maßnahme beteiligte Berufsgruppen: Psychologe, Psychotherapeut, Sozialarbeiter, Sozialpä-

dagoge, Ergotherapeut, Arzt

Notwendige Ausstattung

Benötigt wird die übliche Ausstattung für Gruppenarbeit und Moderation.

Literatur

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76

5.5 Zusammenarbeit mit externen Institutionen

Ziele

Über die Zusammenarbeit mit externen Institutionen soll versucht werden, die beruflichen Hinter-

gründe des Rehabilitanden besser zu verstehen, Anpassungen am (bisherigen oder zukünftigen)

Arbeitsplatz zu initiieren und Informationen über den Rehabilitationsverlauf und das -ergebnis zeit-

nah an relevante Akteure weiterzugeben. Solche Institutionen oder Akteure können beispielsweise

sein: Arbeitgeber, Betriebsärzte, betriebliche Sozialberatung, behandelnde Ärzte, behandelnde Psy-

chotherapeuten, Rehabilitations-Fachberater der Leistungsträger, Einrichtungen beruflicher Rehabili-

tation und Integrationsfachdienste.

Die angestrebte Vernetzung erfordert umfangreiche Kontakte und eine intensive Kooperation mit

diesen Stellen und Personen. Auch innerhalb des Reha-Teams ist eine gute Kommunikationsstruktur

mit kurzen Informationswegen notwendig, um auf dieser Grundlage rechtzeitig die geeigneten Kon-

takte herzustellen.

Wesentliche Inhalte

Um die Behandlung entsprechend ausrichten zu können, sind die erwähnten Kontaktaufnahmen mit

externen Stellen bereits zu Beginn bzw. im Vorfeld der medizinischen Rehabilitation notwendig, um

relevante Informationen über den Arbeitsplatz und die individuellen Belastungsfaktoren des Rehabili-

tanden sowie weitere relevante Kontextfaktoren und Ressourcen zu erhalten. Im Verlauf der Rehabi-

litation können Kontakte zu externen Betrieben und Berufsförderungswerken genutzt werden, um

dem Rehabilitanden praktische Erprobungen oder berufliche Orientierungsmaßnahmen zu ermögli-

chen. Möglichst frühzeitig, spätestens aber zur Mitte der Rehabilitation soll die Vermittlung von Kon-

takten schließlich einen zeitnahen Übergang zu weiteren erforderlichen Leistungen der Teilhabe am

Arbeitsleben bzw. zur beruflichen Wiedereingliederung des Rehabilitanden ermöglichen. Nachfol-

gend werden die wesentlichen Stellen beschrieben, mit denen im Rahmen einer medizinischen

Rehabilitation typischerweise Kontakte aufgenommen werden und die zur Optimierung des Reha-

Verlaufs und -ergebnisses genutzt werden können:

� Kontakte zum Arbeitgeber, zu Personalverantwortlichen, zu Werks- und Betriebsärzten und/oder

betrieblicher Sozialberatung

Identifizierung mutmaßlich rehabilitationsbedürftiger Arbeitnehmer. Betriebsärzte bzw. die betriebli-

che Sozialberatung haben besondere Kompetenzen und Möglichkeiten, um bei Beschäftigten ar-

beitsplatzbezogene Belastungen und Einschränkungen frühzeitig zu erkennen und damit Hinweise

auf spezifischen Förder-/Trainingsbedarf zu geben. Hierbei ist der Leistungsträger frühzeitig einzu-

binden. Insbesondere vor dem Hintergrund der Forderung eines betrieblichen Wiedereingliede-

rungsmanagements können Betriebe für eine Zusammenarbeit mit medizinischen Rehabilitationsein-

richtungen gewonnen werden.

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77

Arbeitsplatzbeschreibung. Betriebsärzte, betriebliche Sozialberatung bzw. Arbeitsmedizinische Diens-

te können detaillierte Informationen über den Arbeitsplatz des Rehabilitanden zur Verfügung stellen

bzw. eine Stellungnahme zur psychosozialen Problematik der Arbeitssituation abgeben. Für die

Erstellung einer Arbeitsplatzbeschreibung kann neben einer Schilderung des Arbeitsplatzes durch

Rehabilitand und Arbeitgeber auch eine Arbeitsplatzbesichtigung (durch Sozialdienst, Ergo-/Physio-

therapeuten) in Frage kommen, um einen realitätsnahen Eindruck von der Arbeitsplatzsituation mit

den spezifischen Anforderungen an den Rehabilitanden zu erhalten. Dies kann dazu dienen, ein

individuell zugeschnittenes Trainingsprogramm für die Rehabilitationsbehandlung zu erstellen.

Betriebsseminare/Gespräche mit Betriebsangehörigen oder Sozialdienst. Im Verlauf der Rehabilita-

tion können Betriebsseminare bzw. Gespräche mit Betriebsangehörigen dazu genutzt werden, spezi-

fische Risikofaktoren am Arbeitsplatz zu erkennen und alternative Verhaltensmöglichkeiten zu erar-

beiten. An einem Betriebsseminar nehmen Rehabilitanden teil, die in einem Arbeitsverhältnis stehen.

Zum Seminar werden sowohl Betriebsangehörige eingeladen, die unmittelbar mit dem Rehabilitan-

den zu tun haben wie Arbeitskollegen und unmittelbare Vorgesetzte als auch Mitglieder des Be-

triebs- oder Personalrats sowie betriebliche Suchtberater und übergeordnete Funktionsträger (z. B.

Personalleiter). In Gesprächen mit den genannten Personen gelingt es häufig, wechselseitige Beden-

ken oder Ängste vor der Rückkehr an den Arbeitsplatz zu thematisieren und wesentliche In-

formationen über die Erkrankung des Rehabilitanden zur Verfügung zu stellen (dies ist insbesondere

bei Abhängigkeitserkrankungen relevant). Darüber hinaus können Fragen der beruflichen Eingliede-

rung ebenso abgeklärt werden wie qualitative und quantitative Leistungseinschränkungen und deren

Auswirkungen auf die zukünftige Arbeitsplatzgestaltung.

Planung der zur Eingliederung erforderlichen Maßnahmen. Für die Planung der zur Eingliederung

erforderlichen Maßnahmen sind frühzeitige Kontakte der Klinik zum Betriebsrat, Schwerbehinder-

tenbeauftragten, Reha-Fachberater bzw. Integrationsfachdienst hilfreich. Der Entlassungsbericht der

Klinik sollte, bei entsprechendem Einverständnis der Rehabilitanden, dem Betriebsarzt zeitnah zur

Verfügung gestellt werden.

Mitwirkung des Rehabilitanden und Datenschutz. Bei Kontakten zum Betrieb des Rehabilitanden be-

sitzt der Schutz von Sozialdaten höchsten Stellenwert. Es ist erforderlich, Rehabilitandinnen und Re-

habilitanden über den geplanten Datenaustausch, ihre schutzwürdigen Interessen und den Daten-

schutz aufzuklären und ihr schriftliches Einverständnis einzuholen.

� Kontakte zum behandelnden Arzt bzw. zum Hausarzt oder Psychotherapeuten des Rehabilitanden

Weiterbehandelnde Ärzte werden über die Ziele und Ergebnisse der Rehabilitationsbehandlung, ins-

besondere aber über die Nachsorgeempfehlungen im Rahmen der Berichterstattung informiert. In

einem begrenzten Zeitraum nach Abschluss der Rehabilitationsbehandlung kann es sinnvoll sein, dass

die Klinik durch regelmäßige Kontakte die Nachsorge des Rehabilitanden begleitet.

Für die Übermittlung personenbezogener gesundheitlicher Daten des Rehabilitanden an behan-

delnde Ärzte ist eine Einverständniserklärung erforderlich.

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� Kontakte zu Berufsförderungswerken, Berufsbildungszentren und Betrieben

Über Kontakte zu Berufsförderungswerken (BFW), Berufsbildungszentren und externen Betrieben

können Rehabilitationskliniken den Rehabilitanden Erfahrungen mit praktischen Arbeitstätigkeiten

(z. B. im Rahmen einer Belastungserprobung, einer Berufsfindungsmaßnahme oder eines Praktikums)

ermöglichen. Die frühzeitige Vermittlung von entsprechenden Kontakten (zumeist über den Sozial-

dienst) soll einen möglichst optimalen Übergang zur beruflichen Wiedereingliederung ermöglichen.

So können Gesprächstermine beim Berufsförderungswerk oder bei wohnortsnahen Betrieben ver-

einbart oder geeignete Praktikumsstellen zusammengestellt werden.

� Kontakte zu Berufsinformationszentren (BIZ) der Arbeitsagenturen

Die Berufsinformationszentren (BIZ) der Arbeitsagenturen bieten verschiedene Informationen (z. B.

zu Ausbildung und Studium, Berufsbildern und Anforderungen, Weiterbildung und Umschulung) für

Personen an, die vor einer beruflichen Entscheidung stehen. An Informationsplätzen mit Internetzu-

gang, die in der Reha-Einrichtung bestehen sollten, besteht die Möglichkeit, sich über Fragen des

Berufs- und Arbeitslebens zu informieren und online nach Stellen zu suchen.

Eine besondere Rolle spielt der Kontakt zum BIZ im Vorfeld einer beruflichen (Neu-) Orientierung,

wenn erkennbar ist, dass ein Rehabilitand seine bisherige Tätigkeit nicht mehr ausüben kann und sich

ausführlich über berufliche Alternativen und deren Passung mit eigenen Motiven, Neigungen und

Interessen informieren möchte. Die Datenbank der Berufsinformationszentren bietet unter anderem

die Voraussetzungen, Berufsbilder, Ausbildungsinhalte, Qualifizierungswege und Ausbildungsstätten

kennen zu lernen.

Über eine Beratung und gezielte Motivierung des Rehabilitanden können Kontakte zu Berufsinforma-

tionszentren der Arbeitsagentur gefördert werden. Die Beratung sollte Aufbau und Möglichkeiten

des BIZ sowie eine Anleitung über das Suchsystem im BIZ unter besonderer Berücksichtigung der

beruflichen Ziele und Fragestellungen der Rehabilitanden beinhalten.

� Kontakte zum Arzt des Rentenversicherungsträgers

In frühzeitigen Gesprächen mit den Ärzten des Rentenversicherungsträgers können, ausgehend von

bestehenden Einschränkungen der Leistungsfähigkeit, vor dem Hintergrund des positiven Leistungs-

bildes und der weiteren Ressourcen erforderliche nachgehende Maßnahmen zur Teilhabe geklärt

und zeitnah eingeleitet werden.

� Kontakte zum Reha-Fachberater des Kostenträgers

Kontakte zum Rehabilitations-Fachberater des Kostenträgers dienen dazu, Leistungen zur Teilhabe

am Arbeitsleben während der medizinischen Rehabilitation vorzubereiten. Sofern kein Reha-Fachbe-

rater in der Klinik vorhanden ist, muss eine Kontaktaufnahme mit einem Reha-Fachberater am

Wohnort vereinbart werden.

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79

� Kontakte zu gemeinsamen Servicestellen der Reha-Träger

Für alle Landkreise und kreisfreie Städte sind von den Rehabilitationsträgern gemeinsame Service-

stellen für Rehabilitation eingerichtet worden. Diese beraten und unterstützen in allen Fragen der

Rehabilitation (z. B. bezüglich der Rückkehr an den Arbeitsplatz oder Umschulungsmaßnahmen),

nehmen Reha-Anträge auf und ermitteln den zuständigen Reha-Träger. Von den Servicestellen wird

bei Bedarf auch der weitere Kontakt zum zuständigen Reha-Träger hergestellt und der Reha-Antrag

unverzüglich dorthin weitergeleitet, so dass das Reha-Management schnell und ohne Reibungsver-

luste vom zuständigen Reha-Träger übernommen werden kann.

� Kontakte zum Integrationsfachdienst (IFD)

Bei erkennbarem Unterstützungsbedarf wird gegen Ende der Reha-Maßnahme vom Sozialdienst Kon-

takt zum Integrationsfachdienst (Beratung/Vermittlung) aufgenommen. Dieser berät und unterstützt

arbeitende und arbeitsuchende schwerbehinderte- und schwerbehinderten gleichgestellten Men-

schen. Sie bieten auch für Arbeitgeber Informationen und Unterstützung zur Teilhabe schwerbehin-

derter Menschen am Arbeitsleben an.

� Kontakte zu den Arbeitsmedizinischen Diensten der Unfallversicherungsträger

Im Falle von Reha-Maßnahmen der gesetzlichen Unfallversicherung (UV) sind die Arbeitsmedizini-

schen Dienste des zuständigen Unfallversicherungsträgers (z. B. spezielle Berufsgenossenschaft) An-

sprechpartner, um hinsichtlich des weiteren Verlaufs der Heilbehandlung und möglicher Fördermaß-

nahmen zu beraten.

Durchführung

Zu Beginn der Rehabilitation werden durch Kontakte, z. B. zum Betriebs- und Hausarzt des Rehabili-

tanden, relevante Informationen über Arbeitsplatz und Vorbefunde ergänzt. Im Verlauf der Reha-

bilitation können in spezifischen Indikationsbereichen über Kontakte (z. B. zu Berufsförderungswer-

ken und externen Betrieben) praktische Erprobungen ermöglicht werden. Mit Blick auf die Anbah-

nung der nachgehenden Maßnahmen sollte dann möglichst frühzeitig, mit Einverständnis des Reha-

bilitanden, die Rehabilitationseinrichtung zum Betriebsarzt, zum Arbeitgeber und/oder zum Rehabili-

tations-Fachberater des Kostenträgers Kontakt aufnehmen, um die Nachsorge und berufliche Ein-

gliederung des Rehabilitanden zu planen. Ein wichtige Aufgabe ist der Abgleich der betrieblichen

Arbeitsplatzanforderungen mit dem Leistungsbild des Rehabilitanden. Unter anderem ist zu prüfen,

ob weitere Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) notwendig sind. Der Ablauf einer Stufen-

weisen Eingliederung muss bereits am Ende der medizinischen Rehabilitation mit dem Arbeitgeber

des Rehabilitanden geklärt, abgestimmt und im Entlassungsbericht festgehalten werden. Dies bein-

haltet auch die Anfertigung eines Plans zur Stufenweisen Wiedereingliederung.

Page 81: Arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der ... · PDF filePraxishandbuch: Arbeits- und berufsbezogene Orientierung in der medizinischen Rehabilitation Stefan Löffler, Christian

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Dauer und Frequenz

Die Kontaktpflege zu externen Personen und Institutionen erfolgt optimalerweise kontinuierlich wäh-

rend des gesamten Rehabilitationsprozesses.

Zielgruppen

Die Maßnahmen sind nicht sinnvoll bei Rehabilitanden mit dauerhafter Berentung.

• Kontaktierung externer Institutionen mit dem Ziel des Erhalts des alten Arbeitsplatzes: Ziel-

gruppe sind erwerbstätige Rehabilitanden mit besonderen Belastungen am Arbeitsplatz

und/oder Rehabilitanden, bei denen Veränderungen am Arbeitsplatz notwendig sind.

• Kontaktierung externer Institutionen mit dem Ziel der Um- bzw. Neuorientierung am Arbeits-

markt: Zielgruppe sind arbeitslose oder nicht erwerbstätige Rehabilitanden bzw. Rehabilitan-

den, bei denen die Notwendigkeit einer beruflichen Umorientierung besteht.

Prinzipiell setzt die Kontaktaufnahme zu externen Personen und Institutionen das Einverständnis des

Rehabilitanden (und damit eine ausreichende Motivation und Kooperation) voraus.

Beteiligte Therapeuten/Berufsgruppen in der Klinik

Mögliche an der Maßnahme beteiligte Berufsgruppen: Arzt, Sozialarbeiter, Psychologe, Ergothera-

peut, Arbeitstherapeut.

Notwendige Ausstattung

Ein Netzwerk zu Institutionen und Betrieben sollte bestehen. Informationsmaterialen (z. B. zu Berufs-

informationszentren) und Internetanschluss sollten vorhanden sein.

Literatur

Bürger, W. (2004). Stufenweise Wiedereingliederung nach orthopädischer Rehabilitation – Teilneh-

mer, Durchführung, Wirksamkeit und Optimierungsbedarf. Die Rehabilitation, 43, 152-161.

Karoff, M., Röseler, S., Lorenz, C. & Kittel, J. (2000). Intensivierte Nachsorge (INA) – ein Verfahren zur

Verbesserung der beruflichen Reintegration nach Herzinfarkt und/oder Bypassoperation. Zeit-

schrift für Kardiologie, 89, 423-433.

Leitner, A., Jacobi, E. & Enderle, G. (2009). Betriebsärztliche Einleitung der Rehabilitationsmaßnahme

und Begleitung der Rückkehr an den Arbeitsplatz. DRV-Schriften, 83, 236-237.

http://forschung.deutsche-rentenversicherung.de/ForschPortalWeb/ressource?key=16_Leitner.pdf

http://www.deutsche-rentenversicherung-bw.de/DRVBW/de/Navigation/Rehabilitation/Reha-

Projekte/Betriebsaerztliche_Reha_node.html

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6. Praxisbeispiele

Im folgenden Kapitel werden zu den beschriebenen Interventionen Praxisbeispiele aus Rehabilitati-

onskliniken vorgestellt, welche die Umsetzung arbeits- und berufsbezogener Orientierung illustrie-

ren. Die Beispiele wurden von den Mitarbeitern in Rehabilitationskliniken erstellt, die entsprechende

Maßnahmen anbieten. Hierbei handelt es sich um keine vollständige Strukturerhebung, sondern um

eine Auswahl an Beispielen, durch die sich wichtige Aspekte arbeits- und berufsbezogener Maßnah-

men anschaulich darstellen lassen.

Die Beispiele machen deutlich, dass arbeits- und berufsbezogene Maßnahmen in der Umsetzung

häufig Mischmodelle aus unterschiedlichen Maßnahmentypen darstellen. Diese können daher nur

teilweise den in Kapitel 5 beschriebenen „Kernmaßnahmen“ zugeordnet werden.

Der Bereich arbeits- und berufsbezogener Orientierung befindet sich in den meisten Kliniken in einer

stetigen Weiterentwicklung. Die im Folgenden aufgeführten Maßnahmenbeispiele geben den Stand

vom Winter 2011/12 wieder1.

Praxisbeispiele wurden freundlicherweise von folgenden Kliniken/Einrichtungen zur Verfügung

gestellt:

Klinik für Orthopädische Rehabilitation, Klinikum Bad Bramstedt GmbH, Bad Bramstedt

Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau, Bad Buchau

Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen

Paracelsus Klinik an der Gande mit dem Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, Bad Gandersheim

Rehazentren Klinik Bavaria Bad Kissingen, Freyung, Kreischa

Psychosomatische Fachklinik St. Franziskastift, Bad Kreuznach

Schwarzwaldklinik, Bad Krozingen

Zentrum Beruf + Gesundheit, Bad Krozingen

Drei-Burgen-Klinik, Bad Münster am Stein-Ebernburg

Klinik Niedersachsen, Erwin Röver GmbH und Co. KG, Bad Nenndorf

Psychosomatische Klinik Bad Neustadt, Bad Neustadt/Saale

Klinik Münsterland, Bad Rothenfelde

Reha-Klinikum Bad Säckingen, Bad Säckingen

Rehabilitationsklinik Lipperland, Bad Salzuflen

Reha-Zentrum Bad Sooden-Allendorf, Klinik Werra, Bad Sooden-Allendorf

Klinik am Homberg, Bad Wildungen

Kliniken Hartenstein, Fachklinik Reinhardstal, Bad Wildungen-Reinhardshausen

Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim

1 Die Verantwortung für die Korrektheit der Angaben tragen die jeweiligen Kliniken.

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Ambulantes Reha Centrum Braunschweig GmbH, Braunschweig

REHA SÜD GmbH Zentrum für Ambulante Rehabilitation, Physiotherapie und Ergotherapie, Freiburg

salus klinik Friedrichsdorf, Friedrichsdorf

BG BAU - Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Arbeitsmedizinischer Dienst, Hamburg

m&i Fachklinik Herzogenaurach, Herzogenaurach

Therapiezentrum Koblenz, Koblenz

Kliniken Schmieder Konstanz, Konstanz

Fachklinik für Onkologische Rehabilitation Lehmrade GmbH, Damp, Lehmrade

Universitätsklinikum Münster, Münster

Klinik Roseneck, Prien

Reha-Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg

Rehabilitationszentrum Seehof der DRV Bund, Teltow

Asklepios Fachklinikum Wiesen GmbH, Wildenfels

Die Autoren danken den Klinikvertretern herzlich für die Bereitstellung der Maßnahmenbeispiele.

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6.1 Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme „Belastungserprobung“

Interne Belastungserprobung („Buchauer Modell“)

Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau, Bad Buchau ……………………………………………………………………. 84

Externe Belastungserprobung

St. Franziska-Stift, Psychosomatische Fachklinik, Bad Kreuznach ……………………………………………….……. 90

Interne Belastungserprobung

Schwarzwaldklinik – Neurologie Park-Klinikum, Bad Krozingen ………………………………………..…………….. 97

Interne Belastungserprobung

Klinik am Homberg, Bad Wildungen ……………………………………………………………………………..………………. 100

Belastungserprobung

Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim ………………………………………………………………………………..…………….. 102

Spezifische Erprobung

Fachklinik Herzogenaurach, Herzogenaurach …………………………………………..…………………………………… 105

Therapeutische Belastungserprobung

Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee ………………………………………………………..…………………………………… 112

Interne Belastungserprobung (diagnostischer Schwerpunkt)

Asklepios Fachklinikum Wiesen, Wildenfels …………………………………………………..……………………………… 115

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Interne Belastungserprobung („Buchauer MBOR Modell“)

Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau, Bad Buchau

Psychosomatik, Neurologie

Ziele. Die interne arbeits- und berufsbezogene Belastungserprobung ist eine primär diagnostische

Maßnahme. Sie beinhaltet jedoch auch konkrete Vorschläge und Empfehlungen zur Förderung der

Teilhabe am Arbeitsleben. Sie ist regelhaft integriert in das Standarduntersuchungs- und Behand-

lungsprogramm der Klinik. Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben werden standardi-

sierte arbeits- und berufsbezogene Aktivitäten durchgeführt. Aufgrund dieser objektiven Ergebnisse

und der Verhaltensbeobachtungen wird das qualitative und quantitative, zeitlich abgestuftes Leis-

tungs- und Fähigkeitsprofil ermittelt. Durch das Erfassen der person- und umweltbezogenen Kon-

textfaktoren (im Sinne der ICF) werden mögliche Barrieren für eine Berufsausübung erkannt, offen-

gelegt und Förderfaktoren zur Teilhabe am Arbeitsleben erarbeitet, vermittelt, angeregt und/oder

umgesetzt. Das ermittelte Fähigkeitsprofil und die gewonnenen Erkenntnisse bilden auch die Grund-

lage für weitere rehabilitative Maßnahmen.

Inhalte und Ablauf. Für die interne Belastungserprobung verfügt die Klinik über folgende Bereiche:

1. Büro und EDV

2. Hauswirtschaft und Küche

3. Holz-, Kunststoff- und Metallbereich (CNC-gesteuerte Fräse, mit deren Hilfe das Programmieren

CNC-gesteuerter Maschinen und die praktische Durchführung von CNC-gesteuerter Werkstück-

bearbeitung erprobt werden kann. Mit Hilfe eines professionellen 3-D-CAD-Programms können

Konstruktionen im Holz-, Kunststoff- und Metallbereich erstellt werden.)

4. Lagerverwaltung (übernimmt die Versorgung der anderen Bereiche mit den notwendigen Ar-

beitsmaterialien).

Die folgenden Bilder zeigen Arbeitsplätze, in der Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau für die in-

terne Belastungserprobung genutzt werden.

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Büroarbeitsplätze CNC - Fräsmaschine

Küche Lagerverwaltung

Die Arbeitsschwere der durchzuführenden Arbeiten liegt im leichten bis mittleren Bereich. Die Tätig-

keiten werden im Sitzen und Stehen durchgeführt und beinhalten auch Überkopfarbeiten. Das Lager

verfügt über Boxen mit definiertem Gewicht, durch deren Transport Belastungen durch Tragen und

Heben getestet werden können. Mess-, Prüf- und Kontrollarbeiten müssen nach festgelegten Zeit-

vorgaben und nach optischer und akustischer Taktvorgabe durchgeführt werden und simulieren da-

mit Akkordarbeit. Die Ergebnisse werden EDV-gestützt aufgezeichnet und ausgewertet. Im Bürobe-

reich wird der kognitive Leistungsverlauf mithilfe der neuropsychologisch-kognitiven Software Cog-

pack® ermittelt.

Die Arbeitsleistung der Rehabilitanden in den jeweiligen Arbeitsbereichen wird anhand eines stan-

dardisierten Beurteilungsverfahrens (auf Basis von ERTOMIS – Hilfen zur Berufsfindung) von den Ar-

beitstherapeuten beurteilt und in einem Protokoll festgehalten (Abb. 6.1).

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Abb. 6.1: Beispiel einer Kurzfassung zur Leistungsbeurteilung

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Die interne Belastungserprobung wird von ausgebildeten Arbeitstherapeuten in den Werkstätten der

Klinik in mehreren Schritten durchgeführt:

� Erhebung einer arbeits- und berufsbezogenen Anamnese: Erfragt werden unter anderem detail-

lierte Informationen über Ausbildung, den ausgeübten Beruf, den letzten Arbeitsplatz und vor al-

lem die eigene Einschätzung von besonderen Belastungen während Ausbildung und Arbeit.

� Prüfen von Kenntnissen und Fertigkeiten: Hier werden anhand von Arbeitsblättern berufsüber-

greifende theoretische Kenntnisse getestet, wie z. B. Lesen technischer Zeichnungen, Ausmessen

von Winkeln oder die Grundrechenarten. Anschließend werden konkrete Fertigkeiten. überprüft,

wie z. B. ein Gewinde prüfen oder ein Werkstück ausmessen.

� Praktische Erprobung: Die Praktische Erprobung ist in der Regel berufsunspezifisch, wobei aller-

dings das Bemühen besteht, der beruflichen Tätigkeit des Betroffenen möglichst nahe zu kom-

men.

Beispiel für ein Arbeitsblatt zum technischen

Verständnis (Papierform)

Die Einzelarbeitsplätze der unterschiedlichen Arbeitsbereiche können zukünftig auch in Form einer

„Übungsfirma“ kombiniert werden, in der jeweils eine Gruppe von sieben Rehabilitanden ein „Pro-

dukt“ herstellt. Dabei werden verschiedene Arbeitsschritte von der Planung und Auftragsannahme

über die Materialbestellung bis hin zur Herstellung durchlaufen. Durch diese „produktorientierte

Teamarbeit“ ist eine bessere Beobachtungsmöglichkeit hinsichtlich der sozialen Kompetenzen der

Rehabilitanden zu erwarten.

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Die Kenntnisprüfung erstreckt sich über mehrere (in der Regel drei) Tage mit jeweils einstündigen

Terminen. Die sich anschließende praktische Erprobung dauert einen halben bis zwei ganze Tage.

Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden mit besonderen beruflichen Problemla-

gen. Dies trifft vor allem für Rehabilitanden mit chronifizierten Verläufen zu, bei denen seit mehr als

6 Monaten berufliche Probleme bestehen, die die Erwerbsfähigkeit gefährden. Grundsätzliche Indi-

kationskriterien für die interne Belastungserprobung sind: lang dauernde Arbeitsunfähigkeit oder

Arbeitslosigkeit, laufender Rentenantrag bzw. Rentenbegehren oder eine ablaufende Zeitrente. Die

Maßnahme wird nicht durchgeführt bei Rehabilitanden ab einem Alter von 61 Jahren sowie bei Vor-

liegen einer akutmedizinischen Problematik.

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge, Arbeitsthera-

peut. Benötigte Ausstattung: Modellarbeitsplätze.

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.2 zusammenfassend dargestellt.

Abb. 6.2: Maßnahme „interne Belastungserprobung“ in der Rehabilitationsklinik

Schloss Bad Buchau

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Ansprechpartner PD Dr. med. habil. G. Müller (Chefarzt der Psychosomatik)

Schlossklinik Bad Buchau

Schlossplatz 2

88422 Bad Buchau

[email protected]

Markus Dietz (Ergotherapeut)

Arbeitstherapie

Schlossplatz 2

88422 Bad Buchau

[email protected]

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Externe Belastungserprobung

St. Franziska-Stift, Psychosomatische Fachklinik, Bad Kreuznach

Psychosomatik

Im St. Franziska-Stift wird die externe Belastungserprobung seit Beginn der Klinik 1992 systematisch

durchgeführt. Seitdem erfolgen eine stetige Zunahme der Belastungserprobungen sowie die weitere

Ausdifferenzierung der Standards in der Zuweisung, Durchführung und Auswertung. Dadurch verfügt

das St. Franziska-Stift über einen umfangreichen Erfahrungshintergrund, gestützt durch eine elektro-

nische Datenbank, die von einem konstanten Mitarbeiterkreis von Dipl.-Sozialarbeitern aufgebaut,

gepflegt und ausgebaut wird. Die positiven Ergebnisse der Belastungserprobungen konnten durch

eine Studie belegt und auf dem 15. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium 2006 in Bayreuth

vorgestellt werden.

Neben den im Folgenden beschriebenen speziell ausgearbeiteten Indikations- und Durchführungskri-

terien sind dabei zusätzliche Aspekte, wie z. B. die Kontaktpflege und spezielle Angebote für die

mittlerweile über hundert Firmen und Abteilungen in Bad Kreuznach und Umgebung zu beachten.

Besonderes Augenmerk wird auf die Schulung der dort tätigen Mitarbeiter gelegt, die in die Praxis-

anleitung der Rehabilitanden und in die Fremdeinschätzung der Belastungserprobungen eingebun-

den sind. Weiterbildungsangebote seitens der Klinik in Form von Anleitung (train the trainer), spezi-

ellen Tagungen für die Mitarbeiter der in die Belastungserprobung involvierten Firmen sowie die

Möglichkeit von Erfahrungsaustausch untereinander und mit qualifiziertem Klinikpersonal gewähr-

leisten einen hohen Standard.

Ziele. Die Belastungserprobung im Rahmen der medizinischen Rehabilitation ist sowohl nach § 5 SGB

VI als auch §42 SGB V und §26 SGB IX, Abs. 2 Nr. 7 klar geregelt mit dem Ziel einer besseren Einbe-

ziehung der beruflichen Realität in die medizinische Rehabilitation und einer systematischen Erpro-

bung somatischer und psychischer Belastbarkeit, sowie der berufsrelevanten Sozialkompetenzen und

der Integrationsfähigkeit.

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Ziel der Maßnahme ist das Erproben von

� berufsbezogener körperlicher und psychischer Belastbarkeit,

� sozialer Kompetenz im Beruf,

� beruflicher Neu- oder Umorientierung,

� beruflicher Eignung,

� Exposition und Tagesstruktur

sowie die Überprüfung der Motivation zur Rückkehr in das Arbeitsleben.

Inhalte und Ablauf. Bei der externen Belastungserprobung sind die Teilnehmenden an einem kon-

kreten Arbeitsplatz den üblichen Arbeitsbedingungen ausgesetzt und bekommt die dort anfallenden

Arbeiten übertragen (z. B. im Verkauf Ware einsortieren und auszeichnen sowie Kunden beraten).

Die berufliche Realität wird konkret in die medizinische Rehabilitation einbezogen. Die Konfrontation

mit dem Berufsalltag verdeutlicht berufliche Ressourcen und Einschränkungen. Die Rehabilitanden

können dort ihre somatische und psychische Belastbarkeit erproben, berufsrelevantes Kommunikati-

ons- und Interaktionsverhalten analysieren und anwenden sowie neue Strategien einüben. Sie er-

stellen strukturierte Protokolle von jedem Arbeitstag (vgl. Abbildung 6.3) und erwerben eine realisti-

sche Selbsteinschätzung durch Gegenüberstellung von standardisierter Selbst- und Fremdbeurteilung

der erlebten und gezeigten Haltungen, Leistungen und Kompetenzen (vgl. Abbildungen 6.4 und 6.5).

Dabei werden sie begleitet durch Einzelgespräche mit Psychotherapeut und Dipl.-Sozialarbeiter. Die

Belastungserprobung wird so zu einer Grundlage zur sozialmedizinischen Einschätzung und gibt Hin-

weise auf weiterführende Maßnahmen (z. B. LTA).

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Abb. 6.3: Tagesprotokollbogen

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Abb. 6.4: Fremdeinschätzungsbogen durch den Praxisanleiter

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Abb. 6.5: Selbsteinschätzungsbogen durch den Rehabilitanden

Die Maßnahme umfasst in der Regel in einem Zeitraum von ein bis zwei Wochen einen täglichen Ein-

satz im Betrieb von vier bis sechs Stunden; hinzu kommen begleitende (sozial-)therapeutische Einzel-

gespräche nach Bedarf (mindestens zweimal pro Woche).

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Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.6 zusammenfassend dargestellt.

Abb. 6.6: Maßnahme „externe Belastungserprobung“ im St. Franziska-Stift,

Psychosomatische Fachklinik, Bad Kreuznach

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Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an alle (teil-)erwerbsfähigen Rehabilitanden, bei denen eine

berufliche Problemlage im Vordergrund steht mit folgenden Indikationen: lange Arbeitsunfähigkeit,

Arbeitslosigkeit, offener Rentenwunsch, berufliche Neuorientierung, fragliche Leistungsfähigkeit

(objektiv); „Arbeit macht krank“, Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz durch Krankheitsempfinden,

Konflikte am Arbeitsplatz, berufliche Überforderung/Berührungsängste mit beruflichen Herausforde-

rungen, fehlendes berufliches Zutrauen bzw. Unsicherheit hinsichtlich der beruflichen Selbstein-

schätzung (subjektiv). Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei fehlender Motivation (siehe dazu

Abbildung 6.7) auf Seiten der Rehabilitanden (z. B. manifester Rentenwunsch), bei bestimmten

Berufsbildern, die sich in der Kürze der Zeit nicht erproben lassen sowie bei einer zu kurzen Dauer

der Rehabilitationsmaßnahme.

Abb. 6.7: Kriterien zur Einschätzung der Patientenmotivation

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge,

Ergotherapeut, Stationspfleger/-schwester. Kooperationsnetzwerk mit zahlreichen Arbeitgebern im

Einzugsbereich der Klinik. Benötigte Ausstattung: Hilfestellung zum Erreichen des Arbeitsplatzes

(Fahrrad, Fahrdienst), berufsspezifische Arbeitskleidung.

Literatur Anton, E., Meures, A., Schützeichel, I., Metz, U., Jürgensen, R. & Rüddel, H.

(2006). Zur Bedeutung einer Arbeits- und Belastungserprobung wäh-

rend der stationären psychosomatischen Rehabilitation. DRV-Schrif-

ten, 64, 54-56.

Ansprechpartner Eleonore Anton (Dipl.-Sozialarbeiterin)

Andrea Meures (Dipl.-Sozialarbeiterin)

Prof. Dr. Heinz Rüddel (Chefarzt)

Psychosomatische Fachklinik St. Franziskastift

Franziska-Puricelli-Str. 3

55543 Bad Kreuznach

[email protected]

www.fransziska-stift.de

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Interne Belastungserprobung Schwarzwaldklinik – Neurologie

Park-Klinikum, Bad Krozingen

Neurologie

Ziele. Die Maßnahme zielt auf:

� eine verbesserte Selbsteinschätzung und Gesundheitsförderung der Rehabilitandinnen im weite-

ren Verlauf

� frühzeitige psychosoziale und berufliche Perspektiven und dadurch eine verbesserte Rehabilitati-

onsmotivation

� eine verbesserte sozialmedizinische Leistungsbeurteilung

� eine Empfehlung zu Maßnahmen zur Teilhabe am Arbeitsleben

� kürzere berufliche und soziale Wiedereingliederungszeiten

Inhalte und Ablauf. Das Konzept umfasst die Arbeitstherapie in einem gewerblichen und kaufmän-

nischen Bereich sowie die interne Arbeitserprobung. Sie dient der Abklärung der beruflichen Belast-

barkeit vor allem in folgenden Bereichen:

� Dauerbelastbarkeit bis zu einem vollen Arbeitstag

� Verhalten bei Mehrfachanforderungen

� Arbeitsverhalten (z. B. Ausdauer), Arbeitsleistung (z. B. Tempo, Konzentration)

� Sozialverhalten

� psychische und körperliche Belastbarkeit

Die interne Belastungserprobung beginnt nach ausreichender medizinischer bzw. psychischer Stabili-

sierung und ausreichender Motivation der Rehabilitanden in der Regel schon während der medizini-

schen Rehabilitation in der hausinternen Arbeitstherapie im handwerklichen- oder kaufmännischen

Bereich mit einer Steigerung der Belastungsdauer auf täglich zwei bis drei Stunden. Auch kann eine

Belastungserprobung im Küchenbereich durchgeführt werden. Begleitend werden alle notwendigen

therapeutischen Maßnahmen (z. B. Physiotherapie, Ergotherapie, Psychotherapie, Schmerztherapie)

durchgeführt. Sie erfolgt stufenweise; insbesondere wird die Belastbarkeit in Leistungs- und Lernsi-

tuationen beachtet.

Das Basisprogramm beinhaltet Anamnese, körperliche Untersuchung, neurologische Untersuchungen

und – falls notwendig – eine (neuro-)psychologische Untersuchung. Der Rehabilitand erhält eine

umfassende kognitive, psychische und soziale arbeitsplatzbezogene Evaluation (über Arbeitsanam-

nese, Fragebogenverfahren, neuropsychologische Diagnostik mit für die Arbeitswelt relevanten

Schwerpunkten, z. B. Aufmerksamkeit, Konzentration, Ausdauer oder Gedächtnis). Des Weiteren

erfolgt eine fachärztliche Untersuchung. Zusätzlich werden mögliche Funktionsstörungen im Hinblick

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auf eine berufliche Wiedereingliederung durch Mitarbeiter aus den Bereichen Physiotherapie, Ergo-

therapie, Arbeitstherapie und Sprachtherapie erfasst.

Gemeinsam mit den Rehabilitanden werden ihre subjektiven Einschätzungen, die objektiven Ergeb-

nisse und klinischen Beobachtungen ausführlich besprochen. Die Maßnahme wird drei bis fünfmal

pro Woche in einem Umfang von zunächst einer bis drei Stunden bis zur ganztägigen Belastung

durchgeführt.

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.8 zusammenfassend dargestellt.

Abb. 6.8: Maßnahme „interne Belastungserprobung“ in der Schwarzwaldklinik (Neurologie),

Park-Klinikum Bad Krozingen

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99

Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an berufstätige Versicherte der Rentenversicherung (DRV),

Berufsgenossenschaften und Krankenkassen. Sie wird nicht durchgeführt bei Rehabilitanden ab ei-

nem Alter von ca. 65 Jahren.

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt, Psychologie, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge,

Arbeitstherapeut, Neuropsychologe. Benötigte Ausstattung: vollständig ausgerüstete Arbeitsplätze

im gewerblichen und kaufmännischen Bereich sowie eine Küche.

Ansprechpartner Schwarzwaldklinik Neurologie

Park-Klinikum Bad Krozingen

Im Sinnighofen 1

79189 Bad Krozingen

[email protected]

www.park-klinikum.de

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100

Interne Belastungserprobung

Klinik am Homberg, Bad Wildungen

Psychosomatik

Ziele. Die Maßnahme zielt auf die Bearbeitung von kognitiven und handwerklichen Aufgabenstellun-

gen, d. h. Arbeit mit dem Kopf und Arbeit mit den Händen. Sie dient der Rückmeldung im Hinblick auf

Stressverhalten und das Erleben der Belastung und gibt Hilfestellungen bei der sozialmedizinischen

Beurteilung.

Inhalte und Ablauf. Wesentlicher Inhalt der Maßnahme ist die Ermittlung von Grundarbeitsfähig-

keiten. Dies umfasst beispielsweise die folgenden Fragestellungen: Kann ein Teilnehmer vier Stunden

lang verschiedene unbekannte Aufgaben abarbeiten? Wie belastend werden neue Aufgaben, Neben-

geräusche oder die Nähe von drei weiteren Teilnehmenden erlebt?

Ein konkreter Arbeitsalltag wird hierbei nicht nachgestellt. Alle Teilnehmenden bearbeiten so viele

Aufgaben in der vorgegebenen Zeit wie es ihnen in ihrer jetzigen Verfassung möglich ist. Es müssen

nicht alle Aufgaben abgearbeitet werden. Ist die persönliche Belastungsgrenze überschritten, kann

die Therapie jederzeit abgebrochen werden.

Die Maßnahme umfasst eine 60-minütige PC-Übung (Rechnen, Merkfähigkeit, Logik, optische Wahr-

nehmung unter anderem mit dem Übungsprogramm COGPACK®), einen 120-minütigen Hand-

werksteil (Herstellen eines Tonstövchens) sowie eine weitere 60-minütige PC-Übung (Übungen wie

im ersten Teil).

Die Maßnahme wird einmal während der Rehabilitation durchgeführt. Die vierstündige Maßnahme

wird nach zwei Stunden mit einer 15-minütigen Pause unterbrochen.

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101

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.9 zusammenfassend dargestellt.

Abb. 6.9: Maßnahme „interne Belastungserprobung“ in der Klinik am Homberg,

Bad Wildungen

Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden, die eine sozialmedizinische Leistungsbe-

urteilung aufgrund eines eingeschränkten Leistungsvermögens zur besseren Objektivierung des

quantitativen und qualitativen Leistungsvermögens benötigen. Sie wird nicht durchgeführt bei feh-

lender Motivation auf Seiten der Rehabilitanden.

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Ergotherapeut. Notwendige Ausstattung: PC- Ar-

beitsplatz mit Übungsprogramm (COGPACK®), Werkraum.

Ansprechpartner Marko Wissner (Ergotherapeut)

Klinik am Homberg

Fachklinik für Psychosomatische Rehabilitation/Psychotherapie

Herzog-Georg-Weg 2

34537 Bad Wildungen

[email protected]

www.klinik-am-homberg.de

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102

Belastungserprobung

Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim

Abhängigkeitserkrankungen

Ziele. Ziele der Maßnahme sind die Überprüfung des Leistungsvermögens und die sozialmedizinische

Einschätzung.

Inhalte und Ablauf. Die Belastungserprobung kann in Form eines internen oder externen Prakti-

kums durchgeführt werden. Für die Umsetzung der externen Praktika kommen vielfältige Arbeitsfel-

der in Frage, beispielsweise Handwerksbetriebe (Metall, Holz, Elektro/Elektronik, Gärtnerei, Bauwe-

sen), Betriebe der Dienstleistung und Organisation (Behörden, Verwaltung, Banken und Versicherun-

gen), Pflege- und Gesundheitsdienste (Altenpflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, Behindertenberei-

che), Produktions- und Kommunikationsbetriebe (Großbetriebe, Druckereien, Reisebranche, Compu-

terdienste) oder Fach-, Einzel- und Großhandelsbetriebe (Lagerverwaltung, Bürotätigkeit, Dienstleis-

tungen und Verkauf).

Vor der Durchführung ist in der Regel ein kurzes Gespräch des Bezugsarbeitstherapeuten oder des

Arbeitsanleiters mit dem Betroffenen und dem medizinischen Dienst in der Klinik anzusetzen, bei

dem die Zielsetzung und der Zeitrahmen der Belastungserprobung besprochen werden. Der Stun-

denplan für die Belastungserprobung wird vom Arbeitsanleiter in Abstimmung mit dem Rehabilitan-

den erstellt. Unmittelbar nach der Durchführung der Belastungserprobung wird das Ergebnis vom

Bezugsarbeitstherapeuten ermittelt und schriftlich festgehalten.

Die Maßnahme dauert in der Regel zwei Wochen, wenn sie intern erfolgt, und vier bis sechs Wochen,

wenn sie extern durchgeführt wird.

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103

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.10 zusammenfassend dargestellt.

Abb. 6.10: Maßnahme „Belastungserprobung“ in der Klinik Schloss Falkenhof, Bensheim

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Zielgruppe. Die Indikation für die Durchführung einer Belastungserprobung besteht in der Regel bei

laufendem Rentenantrag, bei Langzeitarbeitslosigkeit (länger als ein Jahr), bei der Notwendigkeit

einer beruflichen Neuorientierung (externes Praktikum) oder zur Verbesserung der Diagnostik bei

körperlichen, kognitiven oder psychischen Einschränkungen. Außerdem kann eine Belastungserpro-

bung auch durchgeführt werden im Sinne einer Strukturhilfe, z. B. bei Rehabilitanden mit Drogen-

problemen, hinsichtlich psychischer Belastbarkeit, Ausdauer, Motivation, Frustrationstoleranztrai-

ning. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei berenteten Rehabilitanden sowie bei fehlender

Motivation auf Seiten der Rehabilitanden.

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge,

Ergotherapeut. Benötigte Ausstattung: Modellarbeitsplätze (z. B. Schreinerei, Gärtnerei).

Ansprechpartner Daniel Ulbricht (Leitender Arbeitstherapeut)

Klinik Schloss Falkenhof, Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen

Nibelungenstraße 109

64625 Bensheim

[email protected]

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105

Spezifische Erprobung

Fachklinik Herzogenaurach, Herzogenaurach

Orthopädie, Neurologie, Kardiologie

Ziele. Im Rahmen der Maßnahme (Modellstatus) wird versucht, die neuropsychologische Belas-

tungsdiagnostik mit einer realitätsnäheren berufsbezogenen Erprobung zu verzahnen, um die Vor-

teile beider Ansätze zu kombinieren. Die berufsbezogene Erprobung kommt durch Vernetzung mit

externen berufsfördernden Einrichtungen bzw. Kooperationspartnern zustande.

Inhalte und Ablauf. Der Kooperationspartner (BFW Nürnberg) ist Auftragnehmer der Fachklinik

Herzogenaurach; er wird vom ärztlich-therapeutischen Team mit konkreten Fragestellungen und

Aufgaben dann eingeschaltet, wenn das Team dies zur Absicherung der Rehabilitationsprognose oder

zur Förderung der Problemeinsicht des Rehabilitanden für sinnvoll hält.

Die zuständigen Ärzte erstellen ein vorläufiges positives und negatives Leistungsbild, das von der

Reha-Beratung zusammen mit einem beruflichen Anforderungs-/Tätigkeitsprofil (vgl. Abbildung 6.11)

und der schriftlichen konkreten Fragestellung (vgl. Abbildung 6.12) dem Auftragnehmer zugeleitet

wird. Dieser setzt kurzfristig eine geeignete Erprobungsmaßnahme um und gibt schriftliches Feed-

back (vgl. Abbildung 6.13) über das Ergebnis der Erprobung.

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Abb. 6.11a: Dokumentation des Anforderungs-/Fähigkeitsprofils (Seite 1)

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Abb. 6.11b: Dokumentation des Anforderungs-/Fähigkeitsprofils (Seite 2)

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108

Abb. 6.12: Formular zur Anfrage beim Berufsförderungswerk

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Abb. 6.13: Formular mit Erprobungsergebnis

Kooperationsmodell mit dem Berufsförderungswerk Nürnberg

� Zielgruppen: Arbeitnehmer mit im BFW direkt abbildbaren Arbeitsplätzen, schwerpunktmäßig

aus dem gewerblichen und kaufmännisch-verwaltenden Bereich

� Schnittstellen: Sozialdienst (in Rehabilitationsklinik); Case Manager (in Berufsförderungswerk)

� Erprobungsstrukturen: Werkstätten und Arbeitsplätze aus dem Ausbildungsangebot des BFW,

zusätzlich Arbeitsplätze aus der Infrastruktur des BFW

� Beurteiler vor Ort: Fachbezogene Ausbilder, psychologischer Dienst, ärztlicher Dienst, Sozial-

dienst

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110

Die Maßnahme wird im Rahmen der Rehabilitation einmal durchgeführt und umfasst bis zu fünf

Tage, mindestens aber einen Tag.

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.14 zusammenfassend dargestellt.

Abb. 6.14: Maßnahme „Spezifische Erprobung“ in der Fachklinik Herzogenaurach

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Zielgruppe. Die Maßnahme ist für Rehabilitanden aller medizinischen Indikationsgebiete der Klinik

(Orthopädie, Neurologie, Kardiologie) und aller Kostenträger möglich, wenn berufsfördernde Maß-

nahmen in Betracht kommen. Sie wird nicht durchgeführt bei einem Alter ab 60 Jahren, bei gestell-

tem Rentenantrag oder bei bereits berenteten Rehabilitanden und bei fehlender Motivation auf Sei-

ten der Rehabilitanden.

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge,

Kooperationspartner und -strukturen.

Ansprechpartner Dr. Hartwig Kulke (Dipl.-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut)

m&i Fachklinik Herzogenaurach

Abteilung Neuropsychologie

In der Reuth 1

91074 Herzogenaurach

[email protected]

www.fachklinik-herzogenaurach.de

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Therapeutische Belastungserprobung

Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee

Psychosomatik

Ziele. Es handelt sich um ein therapeutisch angeleitetes externes Berufspraktikum zur diagnosti-

schen Überprüfung der beruflichen Leistungsfähigkeit sowie der Erprobung therapeutischer Maß-

nahmen (z. B. Angstexposition).

Inhalte und Ablauf. Teilnahme an einem externen Berufspraktikum in einem Kooperationsbetrieb.

Dafür wurden über den Sozialdienst Kontakte zu zahlreichen Arbeitgebern in der Umgebung aufge-

baut, so dass ein breites Spektrum unterschiedlicher Arbeitsbereiche zur Verfügung steht, das von

einfachen, ungelernten Tätigkeiten über Berufe im Handwerk, im Büro oder dem Gesundheitswesen,

Umweltschutz und im ökologischen Bereich bis hin zu hochqualifizierten Tätigkeiten reicht. Das Be-

rufspraktikum wird engmaschig therapeutisch begleitet. Die von den Rehabilitanden im Laufe der

Belastungserprobung gemachten Erfahrungen werden in der parallel durchgeführten Einzeltherapie

reflektiert, die eingangs besprochenen Therapieziele rekapituliert, Zwischenbilanzen gezogen und

neue Zwischenziele vereinbart. Die Maßnahme endet mit einer Abschlussbilanz.

Die Maßnahme wird wie folgt durchgeführt:

� Indikationsstellung durch den Bezugstherapeuten, Diskussion im Team, Abklärung der prinzipiel-

len Möglichkeiten mit dem Sozialtherapeuten

� Klärendes Gespräch, in dem Ziele und Möglichkeiten der Belastungserprobung offen dargelegt

werden

� Gespräch zwischen Rehabilitand und Sozialtherapeut: Wünsche des Rehabilitanden und Möglich-

keiten auf dem örtlichen Arbeitsmarkt werden abgeglichen (Kompromiss)

� Klärung der praktischen Möglichkeiten/Rahmenbedingungen zwischen Sozialtherapeut und

potentiellem Arbeitgeber (Arbeitszeiten, Integration am Arbeitsplatz, Dienstgeheimnisse)

� Vorgespräch des Rehabilitanden beim Arbeitgeber (wenn erforderlich in Begleitung des Sozial-

therapeuten, evtl. als Training für zukünftige Bewerbungsgespräche)

� Beginn der Belastungserprobung

� Begleitende Gespräche zwischen Bezugstherapeut, Rehabilitand und Sozialtherapeut und Arbeit-

geber/Vorgesetzten: Aufarbeitung von aktuell auftretenden Schwierigkeiten, Verhaltens-

defiziten, falschen/unrealistischen Erwartungen und anderes; Zwischenbilanz und neue Zwi-

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schenziele

� Abschlussbilanz: Erfolge, offene und gelöste Probleme werden festgehalten und eventuell indi-

zierte weiterführende sozialtherapeutische Maßnahmen eingeleitet

Zielgröße hinsichtlich des zeitlichen Umfangs der Maßnahme: vier Wochen mit vier Stunden/Tag.

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.15 zusammenfassend dargestellt.

Abb. 6.15: Maßnahme „Therapeutische Belastungserprobung“ in der Klinik Roseneck, Prien

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Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden mit psychosomatischer Erkrankung mit

erheblichen Problemen im Bereich Arbeit und Beruf. Sie wird nicht durchgeführt bei berenteten Re-

habilitanden sowie bei Rehabilitanden mit deutlichem Rentenbegehren bzw. laufendem Rentenver-

fahren, bei fehlender Motivation auf Seiten der Rehabilitanden, bei Vorliegen akuter Psychosen,

Schmerzen oder die Durchführung der BE ausschließender körperlicher Erkrankungen sowie bei Re-

habilitanden ab ca. 60 Jahren.

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge.

Kooperationsnetzwerk mit zahlreichen Arbeitgebern im Einzugsbereich der Klinik.

Literatur Hillert, A., Cuntz, U., Heldwein, C., Froben, B. & Fichter, M. (1998). Die beruf-

liche Belastungserprobung im Rahmen klinisch-stationärer Verhaltens-

therapie: Praktische Durchführung, soziodemographische und psy-

chologische Charakteristika der Patienten als Verlaufsprädiktoren.

Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 42, 28-34.

Hillert, A., Staedtke, D. & Cuntz, U. (2002). Berufliche Belastungserprobung als integrierter Bestandteil der verhaltenstherapeutisch-psychosomati-

schen Rehabilitation: Theoretische Konzepte, real existierende Patien-

ten und multiple Schnittstellen. Praxis Klinische Verhaltensmedizin

und Rehabilitation, 15, 94-100.

Hillert, A., Staedtke, D., Koch, S. & Cuntz, U. (2004). Wie leistungsfähig sind

psychosomatische Patienten im Beruf? Selbst- und Fremdeinschätzung

von Patienten und Vorgesetzten im Vergleich – Ergebnisse einer kon-

trollierten Evaluation der Beruflichen Belastungserprobung (BE) in der

psychosomatischen Rehabilitation. DRV-Schriften, 52, 228-230.

Staedtke, D. (2009). Evaluation der beruflichen Belastungserprobung in der stationären Psychotherapie. Peter Lang Verlag, Bern Berlin Europäi-

sche Hochschulschriften. Reihe 6: Psychologie, Vol. 753.

Ansprechpartner Prof. Dr. Dr. Andreas Hillert

Klinik Roseneck

Am Roseneck 6

83209 Prien

[email protected]

www.schoen-kliniken.de/ptp/kkh/ros/klinik/

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Interne Belastungserprobung (diagnostischer Schwerpunkt)

Asklepios Fachklinikum Wiesen, Wildenfels

Abhängigkeitserkrankungen

Ziele. Ziel der Maßnahme ist das Testen der Grundarbeitsfähigkeit.

Inhalte und Ablauf. Die Belastungserprobungen bestehen im Wesentlichen aus einem theoreti-

schen und einem praktischen Teil.

Für den theoretischen Teil stehen Aufgabenblätter aus verschiedenen Berufszweigen (z. B. kaufmän-

nisch, bürotechnisch, finanztechnisch oder lagerwirtschaftlich) zur Verfügung. Es besteht auch die

Möglichkeit, berufsspezifische Anforderungen (Elektriker, Maurer, Schlosser, Tischler) mit theoreti-

schen Aufgabenstellungen zu prüfen. Die Auswertung erfolgt über standardisierte Antwortbögen.

Der zeitliche Umfang ist variabel gestaltbar (üblich ist ca. eine Stunde).

Der praktische Teil ist auf die Austestung von Grundarbeitsfähigkeiten ausgerichtet. Hier ist nur all-

gemein eine Unterteilung in handwerkliche bzw. bürotechnische Berufe möglich. Typische Arbeits-

aufgaben können nur partiell simuliert werden. Für die praktischen Tätigkeiten stehen ein Holzar-

beitsbereich und im Büro der Ergotherapie ein Computer zur Verfügung. Außer in den Wintermona-

ten steht auch ein größeres Außengelände für gärtnerische und landschaftsgestalterische Arbeiten

zur Verfügung (Pflegearbeiten, Transportarbeiten, Wartungsarbeiten).

Die Rehabilitanden werden im Rahmen der Ergotherapie auf die Belastungserprobung vorbereitet

(konditionell, inhaltlich und kognitiv). Berufsanamnese, vorbereitende Tests und Ähnliches wurden

im Vorfeld durchgeführt. Alle Rehabilitanden erstellen vor der Belastungserprobung eine Arbeits-

platzbeschreibung für den von ihnen zuletzt durchgeführten Arbeitsinhalt der versicherungspflichti-

gen Tätigkeit. Im Bedarfsfall ist im Vorfeld ein Belastungs-EKG erforderlich. Nachdem die Indikation

zur Belastungserprobung gestellt wurde, erfolgt ein vorbereitendes Gespräch. Es werden Schwer-

punkte der Erprobung festgelegt. Diese resultieren aus der Berufsanamnese, dem aktuellen Stand

der Vorbereitung hinsichtlich der Fähigkeiten und Fertigkeiten und dem zu erwartenden Ergebnis. So

ist dann auch eine Aussage zu treffen, wenn der angegebene Beruf nicht mehr geleistet werden

kann. Die Rehabilitanden werden darauf hingewiesen, dass sie sich immer an einen Ergotherapeuten

wenden können, um Hilfe zu erhalten, um den Belastungsgrad zu verändern oder auch um die Belas-

tungserprobung vorzeitig zu beenden.

Allgemeiner Ablauf: Der Rehabilitand wird an einem Tag über eine Zeit von acht Stunden belastet.

Wenn notwendig, beginnt die Erprobung mit dem d2-Test (Dauer ca. 20 Minuten). Danach folgt der

theoretische Aufgabenteil (Dauer ca. eine Stunde), an den sich der praktische Teil anschließt. Im Re-

gelfall ist es eine komplexe Arbeitsaufgabe, in die der Rehabilitand eingewiesen wird. Zum Teil ste-

hen dafür Arbeiten an Kleinserien zur Verfügung, die dann im Rahmen der Arbeiten für das Haus

realisiert werden. Die praktische Arbeit kann im Belastungsgrad sowohl physisch wie auch mental

variiert werden. Nach jeweils zwei Arbeitsstunden erfolgt eine Pause. Typische Maschinenarbeit wird

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116

nicht durchgeführt. Nach dem Test wird ein kurzes Auswertungsgespräch mit dem Rehabilitanden

durchgeführt. Der Ergotherapeut bespricht mit den Rehabilitanden seine Beobachtungen während

der Erprobung. Die Rehabilitanden geben ihre Eindrücke und Empfindungen in diesem Gespräch

wieder. Auf der Grundlage dieser Informationen formuliert der Ergotherapeut seinen Bericht und

leitet daraus seine Empfehlungen ab.

Zeitlicher Umfang: Üblich ist zunächst ein Tag (acht Stunden = ortsübliche tägliche Arbeitszeit).

Bei Bedarf ist die Belastungserprobung auch verkürzt oder über mehrere Tage möglich.

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.16 zusammenfassend dargestellt.

Abb. 6.16: Maßnahme „Interne Belastungserprobung“ im Asklepios Fachklinikum Wiesen,

Wildenfels

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Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden mit eingeschränkter Belastbarkeit für die

zuletzt ausgeübte Tätigkeit oder für den allgemeinen Arbeitsmarkt sowie an Rehabilitanden, die seit

längerer Zeit arbeitslos sind oder lange nicht in ihrem Ausbildungsberuf gearbeitet haben. Sie wird

nicht durchgeführt bei bestehender Rente bzw. Rentenantrag.

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt, Psychologe, Sozialarbeiter/Sozialpädagoge,

Ergotherapeut. Benötigte Ausstattung: Modellarbeitsplätze (z. B. Handwerk, Büro, Außengelände)

Ansprechpartner Hendrik Moritz (Oberarzt)

Fachklinikum Wiesen GmbH

Kirchberger Strasse 2

08134 Wildenfels

[email protected]

www.asklepios.com

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118

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119

6.2 Praxisbeispiele zur Kernmaßnahme „Arbeitstherapie/Arbeitsplatztraining”

Arbeitstherapie („Buchauer Modell“)

Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau, Bad Buchau ………………………………………………………………….. 120

Arbeitsplatzspezifische Rehabilitation

ARC-Gruppe, Braunschweig, Chemnitz, Dresden, Leipzig, Magdeburg, Riesa, Wolfsburg, Zwickau .. 125

Arbeitsplatzbezogene Therapie (ABT)

REHA SÜD Freiburg, Zentrum für ambulante orthopädische Rehabilitation ……………………………………134

Arbeitsplatzanalyse

Therapiezentrum Koblenz [teilstationäre Rehabilitation] ……………………………..………………………………. 138

Berufsspezifisches Training

Therapiezentrum Koblenz [teilstationäre Rehabilitation] …………………………………..…………………………. 143

Arbeitsplatzbezogene Medizinische Trainingstherapie (AMTT)

Reha-Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg …………………………………………………………. 148

Büroarbeitsplatztraining (BAP)

Reha-Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg …………………………………………………………. 152

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120

Arbeitstherapie („Buchauer MBOR Modell“)

Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau, Bad Buchau

Psychosomatik, Neurologie

Ziele. Ziel der Arbeitstherapie ist es, konkrete Hilfestellung und Unterstützung zur Förderung der

Teilhabe am Arbeitsleben zu leisten. Arbeitstherapie fördert zudem die berufliche Motivation und die

realistische Selbsteinschätzung der arbeitsbezogenen und beruflichen Leistungsfähigkeit. Es handelt

sich um eine therapeutisch orientierte Maßnahme, die klinikintern in Form von Einzeltherapie durch-

geführt wird. Sie ist in das Standardheilverfahren integriert.

Inhalte und Ablauf. Die Arbeitstherapie bietet die Möglichkeit, die motorische, kognitive und psy-

chische Leistungsfähigkeit im Bereich der Grundarbeitsfähigkeit zu überprüfen und zu trainieren.

Hierfür stehen verschiedene Arbeitsbereiche zur Verfügung: Büro/EDV, Werkstatt (Holzwerkstatt und

CNC-gesteuerte Fräse), Hauswirtschaft und Küche sowie Lagerverwaltung. Ist eine Rückkehr in den

alten Betrieb nicht möglich oder besteht kein Arbeitsverhältnis mehr, können als Vorbereitung für

eine weitergehende berufliche Rehabilitation in der Arbeitstherapie persönliche Fähigkeiten und

Stärken, z. B. handwerkliches Geschick, Interesse und Motivation überprüft und mit beruflichen An-

forderungsprofilen abgeglichen werden.

Handelt es sich insbesondere um Rehabilitanden mit motorisch-funktionellen Einschränkungen,

können in den klinikeigenen Werkstätten berufsbezogene Tätigkeiten überprüft und trainiert werden

mit dem Ziel der Funktionsverbesserung und realistischen Einschätzung verbliebener Defizite. Ist eine

Rückkehr in den Betrieb nicht möglich oder besteht kein Arbeitsverhältnis mehr, wird in der Regel

eine umfangreiche neuropsychologische Untersuchung durchgeführt, um die kognitiven Vorausset-

zungen für mögliche umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen zu überprüfen. Ergeben sich in der

Arbeitstherapie Zweifel an der Belastbarkeit, kann die Arbeitstherapie ergänzt werden durch eine

Belastungserprobung.

Die arbeitstherapeutischen Termine werden individuell geplant. Am Beginn steht eine ausführliche

arbeitstherapeutische Anamneseerhebung, aus der sich dann das Behandlungsprogramm ergibt. Die

Arbeitstherapie ist als Einzeltherapie konzipiert und wird von Arbeitstherapeuten in den Werkstätten

der Klinik durchgeführt. Zusätzlich zu den diagnostischen und therapeutischen Terminen mit dem

Arbeitstherapeuten haben die Rehabilitanden die Möglichkeit, eigenständig in dem Bereich zu üben,

dem sie zugeteilt sind. Für die Arbeitstherapie stehen in der Rehabilitationsklinik Schloss Bad Buchau

folgende Arbeitsbereiche zur Verfügung:

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121

Bürobereich/EDV

� 4 PC-Arbeitsplätze:

� Es werden Kenntnisse vermittelt in Windows XP, Office 2003,

Internet (Einführung, Anwendungen), Microsoft Front Page,

Macromedia Flash 5 (Anwendung, Programmierung), Grafik-

programmen (Einführung) und Open Office. Zum Überprüfen

und Trainieren im Bereich der kognitiven Grundarbeitsfähigkeit

wird Cogpack® eingesetzt.

Werkstatt

� 3 Werkbankarbeitsplätze

� 3 Maschinenarbeitsplätze

(Dekupiersäge, Bandsäge, Ständerbohrmaschine)

� CNC-Fräse für Metall, Kunststoff und Holz

� 3D-CAD-Konstruktion

Hauswirtschaftsbereich

� 2 Arbeitsplätze an Nähmaschinen

� 2 Arbeitsplätze für Stoffzuschnitt

� 1 Arbeitsplatz für Bügelarbeiten

Küchenbereich

� 2 Arbeitsplätze im Küchenbereich

Lagerverwaltung

� Der Bereich Lagerverwaltung übernimmt die Versorgung der

anderen Bereiche mit den notwendigen Arbeitsmaterialien.

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122

Die Gesamtzahl und Häufigkeit der Therapieeinheiten orientiert sich an der individuellen Situation

des Rehabilitanden. In der Regel wird die Arbeitstherapie zwischen drei und fünf Stunden pro Woche

eingesetzt. Im Normalfall finden einstündige arbeitstherapeutische Behandlungen parallel zum übri-

gen therapeutischen Programm der Rehabilitanden statt.

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.17 zusammenfassend dargestellt.

Abb. 6.17: Maßnahme „Arbeitstherapie, Buchauer MBOR Modell“ in der Rehabilitationsklinik

Schloss Bad Buchau

Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich zum einen an Rehabilitanden, die einen Arbeitsplatz haben

und denen durch die Arbeitstherapie geholfen werden soll, wieder an ihren konkreten Arbeitsplatz

zurückzukehren. Zeichnetet sich auf der Ebene der Körperfunktionen keine Funktionsverbesserung

ab, so werden auf der Ebene der Umweltfaktoren mit den Rehabilitanden Kompensationsmöglichkei-

ten im Sinne von arbeitsbezogenen Hilfsmitteln oder Möglichkeiten der Arbeitplatzadaption erarbei-

tet und praktisch erprobt.

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123

Beispiel:

Rehabilitand mit einem PC-Arbeitsplatz und neu aufgetretener Armlähmung wird auf einhändige Be-

dienung des PC trainiert oder wird in die Anwendung von Spracherkennungssoftware eingeführt.

Zum anderen werden Rehabilitanden einbezogen, die einen Arbeitsplatz haben, diesen aber krank-

heitsbedingt nicht mehr ausüben können und denen in der Arbeitstherapie geholfen wird, sich für

eine andere Tätigkeit in ihrem Betrieb zu qualifizieren. Hier bietet Arbeitstherapie die Möglichkeit

erste Qualifikationen für eine andere Tätigkeit zu erwerben.

Beispiel:

Einführung in die Lagerverwaltung, Einführung in die CAD-Programmierung, Einführung in die 3-D-

Konstruktion/Technisches Zeichnen.

Die Maßnahme richtet sich darüber hinaus an Rehabilitanden mit Arbeitsplatz, die Schwierigkeiten

bei der Ausübung ihrer Tätigkeit haben und bei denen durch arbeitsbezogene Aktivitäten eine Ver-

besserung der relevanten Körperfunktionen und somit der Leistungsfähigkeit für diesen Arbeitsplatz

zu erwarten ist.

Beispiele:

Spezielles Arbeitsplatztraining zur Verbesserung der motorisch-funktionellen Körperfunktionen durch

das Training arbeitsüblicher Bewegungsabläufe (z. B. im Hinblick auf körperliche Belastbarkeit, Fein-

motorik, Geschicklichkeit.

Ergonomie am Arbeitsplatz, Vermitteln und Trainieren der wichtigsten ergonomischen Regeln am

Arbeitsplatz wie z. B. richtiges Heben und Tragen, Arbeitsplatzgestaltung und Umgebungseinflüsse.

Eine weitere Zielgruppe sind Rehabilitanden ohne Arbeitsplatz.

Die Maßnahme wird auch dann durchgeführt, wenn die Rückkehr an den bisherigen Arbeitsplatz

nicht möglich ist. Hier stehen die personbezogenen Faktoren im Fokus der Arbeitstherapie. Persönli-

che Fähigkeiten, Fertigkeiten und Stärken werden mithilfe standardisierter arbeitsbezogener Aktivi-

täten erfasst. Das ermittelte Fähigkeitsprofil wird mit beruflichen Anforderungen verglichen und

kann als Unterstützung bei einer beruflichen Neu- oder Umorientierung oder im Hinblick auf eine

weitergehende berufliche Rehabilitation eingesetzt werden. Individuelle Maßnahmen wie Bewer-

bungstraining und Stellenrecherchen können als Hilfen und Unterstützung zur Teilhabe am Arbeitsle-

ben erfolgen.

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Ergotherapeut/Arbeitstherapeut. Benötigte Ausstat-

tung: Grundausstattung Assessment „Buchauer MBOR Modell“ und Modellarbeitsplätze.

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Ansprechpartner PD Dr. med. habil. G. Müller (Chefarzt der Psychosomatik)

Schlossklinik Bad Buchau

Schlossplatz 2

88422 Bad Buchau

[email protected]

Markus Dietz (Ergotherapeut)

Arbeitstherapie

Schlossplatz 2

88422 Bad Buchau

[email protected]

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Arbeitsplatzspezifische Rehabilitation

ARC-Gruppe, Braunschweig, Chemnitz, Dresden, Leipzig, Magdeburg, Riesa,

Wolfsburg, Zwickau

indikationsübergreifend

Ziele. Die ARC-Gruppe beschäftigt sich seit mehr als 10 Jahren mit der Ausrichtung der Rehabilitation

auf die Anforderungen des Erwerbslebens. Dabei spielt das von Susan Isernhagen (Kaiser et al. 2000)

entwickelte EFL-Verfahren eine zentrale Rolle.

Auf der Grundlage des EFL-Tests wurde nach und nach ein Konzept entwickelt, mit dem Anforde-

rungsprofil und Fähigkeitsprofil der Rehabilitanden systematisch erfasst werden können. Der Profil-

vergleich ermöglicht eine zielgenaue arbeitsplatzbezogene Therapie. Entsprechende Therapieformen

wurden entwickelt, um Versicherte bei Problemen im beruflichen Umfeld gezielt zu rehabilitieren

und damit die Erwerbsfähigkeit langfristig zu sichern bzw. um eine Reintegration in das Erwerbsleben

zu ermöglichen. Dieses System der Arbeitsplatzspezifischen Rehabilitation wurde im mehrjährigen

Verlauf von der ARC-Gruppe mit den Ambulanten Reha Centren in Braunschweig, Wolfsburg, Mag-

deburg, Dresden, Zwickau und Riesa für Rehabilitanden mit muskuloskelettalen Erkrankungen konzi-

piert.

Folgende Einzelziele werden mit dem System verfolgt:

� Schaffung einer nachhaltigen beruflichen (Re-)Integration bei Vorliegen von besonderen berufli-

chen Problemlagen (BBPL)

� Erweiterung von Reha-Diagnostik und Therapie um berufsbezogene Kernmaßnahmen

� intensivierte Ausrichtung der Module auf beruflich relevante personale Ressourcen

� Aufhebung der Diskrepanz zwischen gemindertem Leistungsvermögen und arbeitsplatzbezogenen

Anforderungen im bisherigen Beruf

� Festigung und Ausbau der Vernetzung mit Arbeitsmedizinern und Betriebsräten der einzelnen

Unternehmen

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Inhalte und Ablauf. Das System umfasst:

� die Erfassung des Anforderungsprofils durch die Funktionelle Jobanalyse

� die gemeinsame Zielerarbeitung durch SMART

� die Bestimmung des Fähigkeitsprofils durch den EFL-Screening-Test

� die Leistungsbeurteilung und den Profilvergleich

� Arbeitsplatzbezogene Therapieformen: Arbeitsplatzbezogene Medizinische Trainingstherapie

(AMTT) und

� EFL-Screening-Training

Zusätzlich wird die individuelle Leistungsfähigkeit zum Ende einer jeden Rehabilitationsmaßnahme

bestimmt und ein erneuter Profilvergleich erstellt. Dieser zweite EFL-Screening-Test am Ende der

Rehabilitationsmaßnahme fließt in die ärztliche bzw. sozialmedizinische Leistungsbeurteilung mit ein

und gibt somit wichtige Informationen für das positive und negative Leistungsvermögen im Rahmen

des sozialmedizinischen Entlassungsberichts.

Erfassung des Anforderungsprofils durch die Funktionelle Jobanalyse

Mit der Funktionellen Jobanalyse werden Informationen bezüglich des Arbeitsplatzes des

Rehabilitanden zusammengestellt. Detaillierte Arbeitsplatzbeschreibungen durch den zuständigen

Arbeitsmediziner und / oder den Versicherten dienen der Erfassung beruflicher Anforderungen. In

der speziellen Datenbank „Kritische Arbeitsanforderungen“ der ARC-Gruppe wurden in den

vergangenen Jahren mehrere Hundert konkrete Arbeitsplatzbeschreibungen archiviert und

ausgewertet.

Aufgeführt werden unter anderem:

� die Intensität der Belastungen in Kilogramm

� die Zeit- und Taktbindung

� die Größe, Handlichkeit und Positionierung der am Arbeitsplatz zu benutzenden Gewichte

� die Arbeitshaltungen (z. B. Zwangshaltungen)

� erschwerende Faktoren wie Schutzkleidung, Arbeitshandschuhe, schwere Arbeitsgeräte und

Witterungseinflüsse

� der Einsatz von Hilfsmitteln wie Sackkarre oder Tragegurte.

Die Ergebnisse fließen als Grundlage (Charakteristik der arbeitsplatzspezifischen Anforderungen) in

die gemeinsame Zielerarbeitung und später in den EFL-Screening-Test ein und werden auf dem

Erfassungsbogen „Funktionelle Jobanalyse – SMART – EFL-Screening-Test“ dokumentiert.

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Die Funktionelle Jobanalyse am Beispiel des Berufes „Dachdecker“:

Aufgabengebiet unter anderem:

� Verlegen von Ziegeln, Schieferplatten, Holzschindeln, Betondachsteinen

� Versetzen von Dachfenstern, Erstellen von Wärmedämmschichten

� Fassadenisolierung, Auftrag von Dichtungsbelag, Reparatur von undichten Dächern

� Verlegen von Dachfolien, Verschweißen von Bitumenbahnen vor allem bei Flachdächern und

Giebeldächern mit geringer Dachneigung

� Aufbringen von Isolieranstrich, Bitumenanstrich und Dickanstrich als Feuchtigkeitssperre im

Bodenbereich und Dachaufbau

� Aufstellen von Arbeitsgeräten und Gerüstbauteilen, z. B. Liftanlage für Dachziegel

� Materialtransport über Gerüste, Leitern und Treppenhäuser.

Belastende Tätigkeiten sind i. d. R.:

� hohe Belastung der Wirbelsäule durch Heben und Tragen von schweren Lasten beim Material-

transport und beim Anbringen des Dachbelages (zeitweise bis zu 30 kg auf Leitern und Gerüsten)

� überwiegend Arbeit im Knien und Hocken oder in vorgebeugter Haltung (Flachdach, Bodenbe-

läge)

� überwiegend Arbeit in seitwärts geneigter und verdrehter Haltung bei Ziegelbedeckung

� überwiegend hohe Belastung von Händen und Armen durch hohe Anzahl an Wiederholungen

� überwiegend hohe Belastung des Schultergürtel- und Nackenbereiches durch repetitives Hantie-

ren von Lasten (Dachziegel, Schieferplatten) in körperfernen Ausführungsbedingungen

� überwiegend hohe statische Belastungen des Schultergürtel- und Nackenbereiches durch stati-

sche Beanspruchung bei lang anhaltenden Tätigkeiten (Schweißbahnen verschweißen)

� überdurchschnittliche Anforderungen an die Koordination bei lang andauernder Tätigkeit (auf

Leitern)

� Absturzgefahr durch Arbeit auf Leitern, Gerüsten und Dächern

� Einwirkungen von Kälte, Nässe, Zugluft und Hitze durch Arbeit im Freien.

Gemeinsame Zielerarbeitung durch SMART

Im Rahmen einer gemeinsamen Zielerarbeitung mit den Rehabilitanden (Erarbeitung von

Aktivitätszielen) anhand des SMART-Bogens wird der Versicherte gebeten, möglichst fünf für ihn

relevante Aktivitäten des beruflichen Alltags aufzulisten, bei denen er sich eingeschränkt fühlt. Diese

soll er nach Wichtigkeit und aktueller Ausführbarkeit bewerten. Hinsichtlich der Kriterien spezifisch –

messbar – akzeptabel - realistisch - terminiert (SMART) stimmen Rehabilitand und Therapeut unter

besonderer Berücksichtigung der beruflichen Perspektive die wichtigsten Ziele ab und halten diese

schriftlich fest. Die Unterschrift des Rehabilitanden bestätigt die konkrete Zielvereinbarung. In der

Regel besteht das Globalziel für Rehabilitand und Reha-Team darin, die Leistungsfähigkeit für den

bisherigen Arbeitsplatz wieder herzustellen. In enger Zusammenarbeit zwischen Versichertem und

Reha-Team werden individuell erreichbare und messbare Etappenziele formuliert, die in der Therapie

die aktive Mitarbeit des Rehabilitanden begünstigen und seine persönliche Kompetenz im

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Rehabilitationsprozess fördern. Die Etappenziele werden entsprechend des aktuellen

Leistungsniveaus festgelegt und das Erreichen wöchentlich überprüft. Die Anforderungen werden in

Abhängigkeit von den Beobachtungen des trainingsleitenden Therapeuten und den subjektiv emp-

fundenen Beanspruchungen des Rehabilitanden (Borg-Skala) stetig erhöht. Die festgelegten

Wochenziele für das Kraft- und Ausdauertraining sowie für die arbeitsplatzbezogene Therapie

müssen einerseits das Erreichen des Globalzieles ermöglichen, andererseits aber auch in der

jeweiligen Woche für den Versicherten erreichbar sein. Das Erreichen der Etappenziele begünstigt

erfahrungsgemäß die Festigung des Kompetenzgefühls.

Bestimmung des Fähigkeitsprofils durch den EFL-Screening-Test

Beim EFL-Test nach Isernhagen absolviert der Proband 29 Einzeltests, verteilt auf 2 aufeinander fol-

gende Tage. Der vollständige EFL-Test nach Isernhagen erscheint jedoch im Rahmen von Leistungen

der medizinischen Rehabilitation als zu aufwändig. Daher wurde von dem damaligen leitenden Medi-

zinaldirektor der DRV Braunschweig-Hannover, Dr. med. Wilhelm Moesch, dem Chefarzt der Thera-

piezentren Brunswiek / Friedrichshöhe, Dr. med. Detlev Kasprowski, sowie von Albrecht Jacobs,

Gerhard Schnalke und Heiko Wehe (alle ARC-Gruppe) der EFL-Screening-Test entwickelt.

Innerhalb dieses Screening-Tests werden fünf bis sieben wesentliche Anforderungen des Arbeits-

platzes bestimmt und anschließend in arbeitsplatzbezogene Testsituationen umgesetzt. Der Test ist

auf eine Stunde begrenzt und gibt Auskunft über die momentane funktionelle Leistungsfähigkeit be-

zogen auf indikationsbezogene Fragestellungen und bildet eine sehr gute Grundlage für ein arbeits-

platzbezogenes Trainingsprogramm. Grundsätzlich setzen sich die Testelemente aus drei bis fünf

Basistätigkeiten und zwei bis vier arbeitsplatzspezifischen Tätigkeiten zusammen. Der EFL-Screening-

Test wird in der ARC-Gruppe von speziell geschulten Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Dip-

lom-Sportlehrern in enger Zusammenarbeit mit dem Ärzteteam durchgeführt.

Testelemente des EFL–Screening-Tests am Beispiel Dachdecker:

typische Basistätigkeiten eines Dachdeckers:

� Heben

� Tragen

� Arbeit über Kopfhöhe

Beispiele für arbeitsplatzspezifische Tätigkeit eines Dachdeckers:

� Gehen auf schmalen Trittflächen mit Gewichten

� Treppe / Leiter steigen mit Gewichten

� Montage im Knien

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Beispielfotos des EFL-Screening-Testes:

Arbeiten über Kopfhöhe Tragen einhändig Heben Boden-Taillenhöhe

Leistungsbeurteilung und Profilvergleich

Das Rehabilitations-Team führt nun unter fachärztlicher Leitung einen Abgleich der ermittelten An-

forderungs- und Fähigkeitsprofile durch. Dabei wird ein differenziertes Profil des Versicherten ent-

sprechend dem individuellen positiven und negativen Leistungsvermögens erhoben und ein individu-

eller Therapieplan unter Berücksichtigung der weiteren rehabilitativen Möglichkeiten erstellt. Reha-

bilitandenspezifisch werden Therapieschwerpunkte mit Hinblick auf das arbeitsplatzspezifische

Anforderungsprofil bestimmt, entsprechende therapeutische Maßnahmen festgelegt sowie eine

Prognose und Zielsetzung für den Rehabilitationsverlauf festgelegt.

Arbeitsplatzbezogene Therapieformen

Die arbeitsplatzbezogene Therapie ermöglicht das gezielte Training von Arbeitsabläufen aus der

Berufswelt der Rehabilitanden. Hierzu zählen die folgenden Therapieformen:

Arbeitsplatzbezogene Medizinische Trainingstherapie (AMTT):

Wesentliche Zielsetzungen nach Verletzungen des Stütz- und Bewegungsapparates sind die

Wiederherstellung der funktionellen Stabilität bei physiologischer Beweglichkeit und das

Wiedererlangen und Stabilisieren von vielfältigen Fähigkeiten sowie die Entwicklung einer

individuellen Handlungskompetenz. Die AMTT ist streng an den Anforderungen des Arbeitsplatzes

orientiert. Das bedeutet, dass in der AMTT Ausgangsstellungen, Bewegungsmuster und

Belastungsmuster geschult werden, die vergleichbar mit den Belastungssituationen des jeweiligen

Arbeitsplatzes sind. Somit ist die Zielsetzung der AMTT die Verbesserung der speziell bei der

Ausübung einer bestimmten beruflichen Tätigkeit benötigten motorischen Eigenschaften. Auf Grund

dieser Zielsetzung werden auch bei gleichem Krankheitsbild, jedoch verschiedenen Anforderungen

im Beruf unterschiedliche Trainingsschwerpunkte bestimmt. Die AMTT wird in der ARC-Gruppe von

speziell geschulten Diplom-Sportlehrern und Physiotherapeuten durchgeführt. Der Trainingsplan

wird unter Zuhilfenahme einer Trainingssoftware individuell erstellt und dokumentiert.

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Die folgenden Beispiele stellen die konkrete Arbeitstätigkeit des Dachdeckers auf der Baustelle und

die entsprechende Übung der AMTT gegenüber:

Ziehen am Seilzug mit Oberkörpervorneigung über 60° mit folgenden Varianten:

� Oberkörper statisch und Arme dynamisch

� Oberkörper dynamisch durch Aufrichtung und Arme dynamisch

� Oberkörper dynamisch und Arme statisch

Armtraining am Seilzug mit folgenden Varianten:

- dynamisch

- Maximalkrafttraining mit statischen Komponenten

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EFL-Screening-Training:

Das EFL-Screening-Training übernimmt die Aufgabe des elementaren funktionellen Trainingsteils.

Das Training eröffnet den Rehabilitanden die Chance, Abläufe und Tätigkeiten der Arbeit unter the-

rapeutischer Begutachtung und ohne den Leistungsdruck des Betriebes einzuüben. Defizite können

gezielt und Schritt für Schritt angegangen werden. Vor der Rückkehr in den Betrieb können Beschäf-

tigte ihre Ängste vor den Anforderungen und Belastungen des Arbeitsplatzes abbauen.

Basis für die Ausgestaltung des Trainings sind die Ergebnisse der Leistungsbeurteilung des EFL-Scree-

ning-Tests (s. o.). Entsprechend der Analyse der arbeitsbezogenen Defizite werden für das Training

geeignete Arbeitssituationen ausgewählt. Vorhandene Ressourcen werden durch Anpassung und

Ergonomisierung von vorhandenen Bewegungsmustern erweitert.

Mit standardisierten Arbeitsstationen kann ein wichtiger Teil der zu trainierenden Arbeitsanforde-

rungen abgedeckt werden. Die Stationen sind so konstruiert, dass Tätigkeiten im Sitzen bzw. im Ste-

hen, über Schulterhöhe, in vorgeneigter Rumpfhaltung und Zwangshaltungen sowie die Arbeitsdauer

und Konzentration optimal trainiert werden können. Jeder Beschäftigte bekommt vom Therapeuten

für jede Station eine eindeutig formulierte Aufgabenstellung, die er in vorgegebener Zeit zu absolvie-

ren hat. Der Therapeut definiert die zu trainierende Funktion sowie statische und dynamische Belas-

tungsparameter. Gebräuchliche Messeinheiten sind neben der Arbeitsdauer das Arbeitstempo sowie

die Fehlerquote.

Das EFL-Screening-Training wird in der ARC-Gruppe von speziell geschulten Physiotherapeuten, Er-

gotherapeuten und Diplom-Sportlehrern durchgeführt. Es erfolgt je nach Bedarfslage individuell oder

in der Gruppe. Auch hier wird der Trainingsplan individuell erstellt und dokumentiert.

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Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.18 zusammenfassend dargestellt.

Abb. 6.18: Arbeitsspezifische Rehabilitation der ARC-Gruppe

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Zielgruppe. Das System mit Profilerhebung, gemeinsamer Zielerarbeitung, Profilvergleich und ar-

beitsplatzbezogener Therapie ist geeignet für Rehabilitanden mit besonderen beruflichen Problemla-

gen bei muskuloskelettalen Erkrankungen. Es ist prinzipiell für alle Berufsgruppen und auch für an-

dere Indikationsbereiche geeignet.

Beteiligte Berufsgruppen. Fachärzte für Orthopädie, Diplom-Sportlehrer, Physiotherapeuten und

Ergotherapeuten mit abgeschlossener EFL-Fortbildung und Spezialschulungen im Bereich von arbeits-

platzbezogenen Screenings und Therapieformen (ABT Module I und II). Eine zweijährige Berufserfah-

rung der Therapeuten in der Rehabilitation ist Voraussetzung für die Teilnahme an der EFL-Fortbil-

dung.

Ausstattung. Für die Durchführung des EFL-Screening-Testes und des EFL-Screening-Trainings wird

in der Regel ein spezifischer Raum mit einer Größe von 60 m² benötigt. Als Instrumente werden unter

anderem höhenverstellbare Regalsysteme für die Hebetests, ein höhenverstellbarer Tisch, Kisten für

ein- und beidhändiges Tragen, Gewichte für insgesamt 50 bis 60 kg (Sandsäcke, Bleisäcke, Gewichts-

scheiben) mit den Abstufungen 2,5 kg - 5 kg - 10 kg, Vorrichtungen für Überkopfarbeit, Kraftmesser

für statisches Ziehen und Schieben / Drücken, Schlitten für dynamisches Ziehen und Schieben /

Drücken, Handkraftmesser, eine sichere Aufstellleiter, Holzbalken (300 cm / 600 cm x 10 cm x 5 cm),

Stoppuhr, Winkelmesser, Maßband, Pulsmesser, Blutdruckmesser, Sortierboxen und Schrauben

vorgehalten.

Ansprechpartner Gerhard Schnalke (Geschäftsführer)

Ambulantes Reha Centrum Braunschweig GmbH

Hamburger Str. 49

38114 Braunschweig

[email protected]

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Arbeitsplatzbezogene Therapie (ABT)

REHA SÜD Freiburg, Zentrum für ambulante orthopädische Rehabilitation

Orthopädie

Ziele. Bei feststehendem Anforderungsprofil des individuellen Arbeitsplatzes soll das Fähigkeitsprofil

durch die ABT verbessert werden. Zielsetzung ist, die körperliche Leistung und Belastbarkeit soweit

zu steigern, dass die Anforderungen am Arbeitsplatz bewältigt werden können.

Hierzu zählen das Erlernen ergonomischer Bewegungsabläufe zur effizienteren und energiesparen-

den Durchführung von körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten, ein Training der relevanten Muskel-

gruppen in der angeschlossenen arbeitsplatzspezifischen medizinischen Trainingstherapie (AMTT) zur

Steigerung der Kraftausdauer sowie das Aufdecken von Ressourcen und das Bewusstmachen von

Fähigkeitsreserven.

Inhalte und Ablauf. In simulierten Arbeitssituationen werden abhängig vom individuellen Anforde-

rungsprofil arbeitsplatzspezifische Bewegungsabläufe trainiert. Die Teilnehmer werden konsequent

zu einem ergonomischen Arbeitsstil angeleitet (z. B. Erlernen von rückengerechtem Heben und Tra-

gen in der entsprechenden Arbeitsplatzsituation). Bedarfsweise erfolgt das Erarbeiten und Einüben

von kompensatorischen Bewegungsabläufen zum Ausgleich von bestehenden, nicht korrigierbaren

Funktionsstörungen. Eine Automatisierung der Bewegungsabläufe und Erreichung einer ausreichen-

den Kraftausdauer erfolgen in der parallel laufenden AMTT.

a) Zugang

Die ABT ist für Zielgruppen konzipiert, die Komplexbewegungen mit mittleren und schweren Lasten

im Berufsalltag ausführen müssen. Der Zugang erfolgt über die Abklärung der beruflichen Situation.

b) Steuerung und Dokumentation

Festlegung der individuellen Inhalte des ABT-Trainingsplans

Die ABT trainiert individuell die für den Rehabilitanden berufswichtigen Funktionsstörungen und be-

rufsspezifische komplexe Bewegungsabläufe. Zur Ermittlung dieser Funktionsstörungen werden

Assessmentverfahren (PACT [Performance Assessment and Capacity Testing], DASH [Disabilities of

the Arm, Shoulder and Hand], FFb-H-OA [Funktionsfragebogen Hannover - Osteoarthrose]) einge-

setzt. Über ein speziell entworfenes Formular für den ABT–Trainingsplan werden Durchführung und

Verlauf dokumentiert (Abbildung 6.19).

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Abb. 6.19: Trainingsplan der Maßnahme „Arbeitsplatzbezogene Therapie“ im Zentrum für

ambulante orthopädische Rehabilitation, REHA SÜD Freiburg

c) Durchführung

Das Training findet in Kleingruppen (5-6 Rehabilitanden) unter Betreuung eines speziell für die ABT

ausgebildeten Ergotherapeuten, Physiotherapeuten oder Sportlehrers mit Ausbildung der Mitarbei-

ter an der EFL-Akademie in Brauschweig statt (Evaluation funktioneller Leistungsfähigkeit nach Isern-

hagen).

Training der Überkopfarbeit für Handwerker (z. B. Elektriker) und Lagerarbeiter

Die Rehabilitanden führen ein Stationstraining entsprechend des individuellen Trainingsplans unter

Kontrolle und Anleitung des Therapeuten durch. Dabei werden die Trainingsintensität und die Trai-

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ningsbelastung entsprechend der Belastungsfähigkeit des Rehabilitanden gesteigert. Die Belastungs-

steigerung orientiert sich sowohl an dem maximal zu bewältigenden Gewicht als auch an der aktuel-

len Belastungsgrenze.

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.20 zusammenfassend dargestellt.

Abb. 6.20: Maßnahme „Arbeitsplatzbezogene Therapie“ im Zentrum für ambulante orthopä-

dische Rehabilitation REHA SÜD Freiburg

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Zielgruppe. Die Maßnahme ist konzipiert für Rehabilitanden, die körperlichen Tätigkeiten nachge-

hen, bei denen Komplexbewegungen bzw. Zwangshaltungen vorhanden sind und die mittlere und

schwere Lasten bewältigen müssen. Sie wird nicht durchgeführt bei postoperativen Zuständen, wel-

che eine entsprechende Belastung noch nicht zulassen und bei nicht mehr gegebener Leistungsfähig-

keit für den letzten Arbeitsplatz. Ferner bei bestehender Erwerbsminderungsrente bzw. Rentenan-

trag, bei bestehender passiver Altersteilzeit bzw. aktive Altersteilzeit mit bevorstehendem Übergang

in den passiven Abschnitt, bei Sitzarbeitsplätzen sowie fehlender Motivation.

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt, Krankengymnast/Physiotherapeut, Ergothera-

peut, Sportlehrer (AMTT).

Ausstattung: Zur Durchführung der ABT werden Simulationsarbeitsplätze genutzt, welche teilweise

dem EFL-Konzept entnommen sind. Hierzu wird ein spezieller ABT–Raum genutzt, in welchem mit

Rehabilitanden i. S. eines Work Conditioning trainiert wird. Gleichzeitig kann der Raum für EFL–Tes-

tungen verwendet werden. Im Raum verteilt befinden sich 12 Stationen. An jeder Station lassen sich

verschiedenartige Arbeitssituationen simulieren und trainieren.

Ansprechpartner Dr. med. Jan Schulenburg

(Facharzt für Orthopädie, Facharzt für Rehabilitative und Physikalische

Medizin)

[email protected]

Oliver Maehl (Geschäftsführer)

[email protected]

REHA SÜD GmbH

Zentrum für Ambulante Rehabilitation, Physiotherapie und Ergotherapie

Lörracher Straße 16a

79115 Freiburg

www.reha-sued.de

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Arbeitsplatzanalyse

Therapiezentrum Koblenz [teilstationäre Rehabilitation]

Neurologie, Orthopädie

Ziele. Die Arbeitsplatzanalyse dient dazu, detaillierte Kenntnisse des körperlichen, psychischen und

sozialen Anforderungsprofils sowie detaillierte Kenntnis der Kontextfaktoren (im Sinne der ICF) des

Rehabilitanden zu erwerben. Dies dient der Fortschreibung des individuellen, permanent optimierten

Rehaplans, der auf eine nachhaltige Wiedereingliederung ausgerichtet ist.

Inhalte und Ablauf. Es wird eine detaillierte schriftliche Arbeitsplatzbeschreibung des

Rehabilitanden und des Arbeitgebers erhoben bzw. eingeholt. Ein Mitarbeiter des Rehazentrums

sucht persönlich den Arbeitsplatz des Rehabilitanden auf, dieser Arbeitsplatz wird hinsichtlich

Ausstattung und allen zu verrichtenden Tätigkeiten genau erfasst, zudem werden der Kontakt zu den

Kollegen und den Vorgesetzten sowie wichtigen Funktionsträgern und die Zusammenarbeit und

Kommunikation nach Frequenz, Intensität und Qualität aufgenommen. Die Informationen werden

nach Möglichkeit videodokumentiert und später im Team diskutiert. Hierbei werden insbesondere

die Kontextfaktoren analysiert und nach förderlich und hinderlich eingeschätzt; es wird nach Wegen

gesucht, wie die förderlichen gestärkt und gestützt und vermehrt eingebunden werden können und

die hinderlichen beeinflusst oder ausgeschaltet werden können.

Bei der Arbeitsplatzbesichtigung werden durch den Mitarbeiter des Therapiezentrums folgende

Informationen erhoben:

� Atmosphäre am Arbeitsplatz

� Bisherige Wertschätzung des Rehabilitanden

� Interesse an Weiterbeschäftigung des Rehabilitanden

� Kooperationsbereitschaft bei Problemen

� Einverständnis mit Belastungserprobung / Wiedereingliederung

Der Rehabilitand wird gebeten, seinen Arbeitsplatz schriftlich umfassend zu beschreiben (komplettes

Tätigkeitsprofil und die damit verbundenen körperlichen und psychischen Belastungen nach Art,

Häufigkeit, Ausmaß, Dauer und Anteil an der Arbeitszeit). Daneben wird ein ebenso präzises

Arbeitsplatzprofil beim Arbeitgeber angefordert. Der Arbeitsplatz wird durch Therapeuten, meist

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Ergotherapeuten, besucht; es erfolgt ein Informationsgespräch mit Vorgesetzten und Kollegen des

Rehabilitanden. Alle Anforderungen des Arbeitsplatzes werden präzise und vollständig erfasst und

dokumentiert (mit Videoaufzeichnung).

Auf dieser Basis wird ein Rehaplan mit erreichbaren Rehazielen und dafür erforderlichem Aufwand

nach Methoden und Zeit erstellt. Die geplanten Maßnahmen und Zielsetzungen werden mit dem

Rehabilitanden besprochen, um hierüber Einvernehmen und Commitment herzustellen.

Spätestens ab der zweiten Woche müssen die angegebenen Informationen über den Arbeitsplatz

vorliegen. Sie sind integraler Bestandteil jeder medizinischen Reha, wenn das Rehaziel die

Wiedereingliederung in die Erwerbstätigkeit ist, und sie sind Grundlagen für die Indikationsstellung

zur arbeitsorientierten Reha.

Der Arbeitsplatzbesuch ist notwendig, wenn eine problemlose Rückkehr an den Arbeitsplatz nicht

möglich sein wird und die dafür erforderlichen Informationen durch die Schilderungen des

Arbeitgebers und des Rehabilitanden nicht in ausreichender Weise gewonnen werden können. Der

Arbeitsplatzbesuch sollte so bald wie möglich erfolgen, da er für die weitere Steuerung des Reha-

Verfahrens von erheblicher Bedeutung ist.

Hierbei ist zu prüfen, ob bleibende, für die Aufgaben am Arbeitsplatz unverzichtbare Fähigkeiten

defizitär bleiben werden oder durch gezielte Maßnahmen im Sinne der arbeitsorientierten

Rehabilitation so weit verbessert werden können, dass sie ausreichend in der Qualität und in der

Quantität sind und sicher, das heißt mit Leistungsüberschuss, für die erforderliche Zeit verrichtet

werden können. Falls verbleibende Defizite zu erwarten sind, ist zu prüfen, ob dies durch Hilfsmittel,

Umwegstrategien, Einsatz von Hilfskräften kompensiert werden kann oder ob das Anforderungsprofil

geändert werden muss, gegebenenfalls bis hin zur innerbetrieblichen Umsetzung oder der

Beschäftigung in einem anderen Unternehmen des gleichen Arbeitgebers.

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Die folgenden Bilder zeigen Beispiele aus Arbeitsplatzbesichtigungen im Rahmen der Maßnahme im

Therapiezentrum (Fotodokumentation, Videografie).

Heben/Tagen von Ge-

schirrkörben auf normaler

Arbeitshöhe (70cm)

tiefes Bücken/Hochheben von verschiedenen (teilweise

sehr großen, schweren) Behältern aus Regalen

Heben/Tragen von

Behältern vom Boden

(10kg)

Beispiel 1: Arbeitsplatz Großküche

Steinbruch, Unfallort

(Förderband/Steinschredder)

Radlager Bagger (Außen-

ansicht), hoher Einstieg;

Rangieren von großen

Steingeröll knapp an

Steinbruchabhang

Radlager Bagger (Kabine/Innenansicht),

zur Steuerung bedarf es der Koordination

beider Hände und Füße

Beispiel 2: Arbeitsplatz Steinbruch

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.21 zusammenfassend dargestellt.

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Abb. 6.21: Maßnahme „Arbeitsplatzanalyse“ im Therapiezentrum Koblenz

Zielgruppe. Zielgruppe sind alle Rehabilitanden (Neurologie, Orthopädie, Psychotraumatologie,

chronische Schmerzen) mit dem Rehaziel einer beruflichen Eingliederung, bei denen die Rückkehr an

den Arbeitsplatz voraussichtlich problematisch sein wird. Wenn das Angebot einer medizinisch-

beruflich orientierten Rehabilitation nicht zielführend ist, sind Maßnahmen der beruflichen

Rehabilitation im weiteren Sinne zu erwägen. Positiv formuliert muss der Rehabilitand das in einem

geeigneten Assessment abgebildete geforderte Leistungsprofil nach Qualität und Quantität sicher, d.

h. mit Leistungsüberschuss leisten können. Die Maßnahme ist grundsätzlich indikationsübergreifend

konzipiert, wird jedoch individuell maßgeschneidert in Bezug auf die vorhandenen Teilhabedefizite

nach ICF. Sie ist berufsgruppenübergreifend konzipiert, wird jedoch berufsspezifisch umgesetzt.

Ausgeschlossen sind Rehabilitanden, deren gesundheitliche Situation keine Auswirkungen auf den

Beruf hat sowie arbeitslose Rehabilitanden.

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Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt, Krankengymnast/Physiotherapeut, Psychologe,

Ergotherapeut, Sozialarbeiter, sonstige: medizinischer Trainingstherapeut, Work Hardening-Thera-

peut, EFL-Therapeut. Erforderliche Ausstattung: Videokamera beim Arbeitsplatzbesuch.

Ansprechpartner Dr. Bernhard Kügelgen

Cecilija Kügelgen

Therapiezentrum Koblenz (Zentrum für Rehabilitation und Prävention)

Neversstr. 7-11

56068 Koblenz

[email protected]

www.therapiezentrum-koblenz.de

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Berufsspezifisches Training

Therapiezentrum Koblenz [teilstationäre Rehabilitation]

Neurologie, Orthopädie

Ziele. Ziele des berufsspezifischen Trainings sind (a) der Abgleich des aktuellen individuellen

Leistungsprofils mit dem am Arbeitsplatz geforderten Anforderungsprofil durch ein geeignetes

Assessment (z. B. Teile des EFL), (b) die Formulierung einer Reha-Prognose hinsichtlich des positiven

und negativen Leistungsprofils am Ende der Reha und die daraus abgeleitete Arbeitsplatzprognose,

(c) die Steuerung der Reha auf das in der Reha-Prognose festgelegte Reha-Ziel hin und (d) die

Erprobung des aktuellen Leistungsprofils im Hinblick auf das Anforderungsprofil. Die Prognose wird

hierbei verstanden als Perspektive eines Sinn stiftenden Lebensentwurfes, den der Rehabilitand

annehmen kann. Kontextfaktoren im Sinne der ICF werden explizit eingebunden.

Inhalte und Ablauf. Das arbeitsorientierte Training basiert auf der medizinischen Trainingstherapie,

die ihm vorangeht und die eine ausreichende allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit (hinsichtlich

Herz-Kreislauf-System und Bewegungssystem, insbesondere Ausdauer, Koordination und hinreichen-

der Kraft) voraussetzt. Das Training selbst ist defizitorientiert, es werden also genau die Einschrän-

kungen, die einen normalen Ablauf des Arbeitsprozesses erschweren oder verhindern, analysiert

hinsichtlich Art und Ausmaß: Fehlt es an der richtigen Technik, fehlt es an Kraft, fehlt es an Ausdauer,

sind bestimmte Funktionen nur durch andere Techniken oder Umwegstrategien zu erreichen oder

auch nur durch Hilfsmittel? Hier ist es von großem Wert, wenn die Rehabilitanden ihr eigenes

Werkzeug mitbringen, wodurch sie ihre Kompetenz darstellen und außerdem mit ihrem vertrauten

Arbeitsgerät tätig sein können. Der Arbeitsplatz wird genau nachgebaut, sofern er nicht einem der

Modellarbeitsplätze entspricht. Es erfolgt eine umfassende Analyse von Ressourcen und Risiken

hinsichtlich der beruflichen Teilhabe unter Beteiligung aller Berufsgruppen in allen Therapien.

Voraussetzung für das Training ist die ausreichende Wiederherstellung der körperlichen Funktionen,

so dass die Belastbarkeit ohne Verletzungsrisiko gesteigert werden kann.

Die Maßnahme umfasst im Einzelnen die folgenden Schritte bzw. Elemente:

� Das aktuelle Leistungsvermögen in ausgewählten (erforderlichen) Teilen der EFL wird erfasst (als

diagnostische Maßnahme zur Steuerung des Verfahrens immer wieder in regelmäßigen (ca. 3-4-

wöchigen) Abständen), ergänzend wird der Performance Assessment Capacity Testing (PACT) zur

Überprüfung der eigenen Einschätzung der aktuellen körperlichen Leistungsfähigkeit eingesetzt.

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� Des Weiteren wird die psychische Leistungsfähigkeit erfasst über ein neuropsychologisches

Screening (bei positivem Befund durch eine ausführliche neuropsychologische Befunderhebung)

sowie den psychologischen Befund (Stressfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, Teamfähigkeit,

Einschränkungen durch Ängste, Verstimmungen und psychiatrische Komorbiditäten).

� Das in der Arbeitsplatzanalyse erhaltene Anforderungsprofil wird nach den Vorgaben der EFL in

körperliche Funktionen nach Art, Ausmaß und Anteil an der Arbeitszeit transferiert. Es erfolgt ein

Abgleich des aktuellen Leistungsvermögens mit dem beruflichen Anforderungsprofil sowie eine

Einschätzung der zu den jeweiligen Defiziten gehörenden Rehaprognose nach den folgenden

Kategorien:

� derzeit zu leisten

� noch nicht zu leisten, aber in der Reha zu erreichen

� dauerhaft nicht zu leisten

� Die Ergebnisse des PACT werden genutzt, um die Selbsteinschätzung des Rehabilitanden bei

Bedarf zu korrigieren (bei unangemessen hohem PACT (=Überschätzung): Mahnung zur Vorsicht

und Hinweis auf das Verletzungsrisiko, Information aller Therapeuten; bei unangemessen

niedrigem PACT (=Unterschätzung) Konfrontation mit Leistung und Leistungssteigerung über

regelmäßige Messungen und Konfrontation mit Diagrammen, Selbstkonfrontation mit

Videoaufnahmen im Work Hardening).

� Eine umfassende Einbindung des Rehabilitanden wird durch eine Patientenschulung sowie das

gemeinsame Entwickeln des Rehaziels erreicht. Relevante Kontextfaktoren (Vorgesetzter,

Angehörige, …) werden frühzeitig eingebunden und das Rehaziel wird mit dem Rehabilitanden

und den anderen relevanten Protagonisten (Angehörige, Betrieb, Rehazentrum, …) schriftlich

abgestimmt/konsentiert (im Sinne eines Gesprächsprotokolls, dem aber Vertragscharakter

beigemessen wird). Bei Uneinigkeit hinsichtlich der Rehaziele (zwischen Angehörigen,

Vorgesetzten, Betriebsärzten, Hausarzt, Rehabilitand) gilt es, die Betroffenen rechtzeitig

einzubinden und einen Konsens zu finden. Zeitlich und systematisch ist Zielformulierung

entsprechend der SMART-Regel strukturiert (spezifisch, messbar, akzeptabel, realistisch,

terminiert). Beispiele für Rehaziele sind:

� Wiedereingliederung am alten Arbeitsplatz

� Wiedereingliederung am alten Arbeitsplatz mit Einschränkungen

� Innerbetriebliche Umsetzung

� Umsetzung beim gleichen Arbeitgeber

� Vorbereitung auf eine berufliche Reha

� Bei Arbeitslosigkeit: Herstellen einer guten körperlichen und psychischen

Leistungsfähigkeit für mindestens mittelschwere körperliche Arbeit, Bewer-

bungstraining, Bemühen um Eingliederungshilfen

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� Hierauf aufbauend wird ein berufsspezifisches adaptives EFL-gesteuertes Work Hardening

durchgeführt. Der Rehaplan wird kontinuierlich im Team aktualisiert, es erfolgt eine Abstimmung

mit dem Rehabilitanden und allen betroffenen Personen und Institutionen (Rehaträger,

Angehörige, Arbeitgeber, BEM-Beauftragter, Betriebsarzt und anderen Kontextfaktoren).

� Die Eigenkompetenz (insbesondere in Form der Entwicklung von Problemlösekompetenzen) wird

als Rehaziel mit besonderer Bedeutung für die Zeit nach der Reha herausgestellt. Gemeinsam

wird ein Aktivitätenplan entwickelt (i. S. eines Programms für zuhause) und die

Wiedereingliederung vorbereitet.

� Bei Bedarf wird ein Praktikum in der Nähe zum Rehaort mit dem Ziel eines positiven Zeugnisses

durch die Praktikumsstelle durchgeführt, und zwar dann, wenn Fehlleistungen oder Leistungs-

einschränkungen des Rehabilitanden zu Problemen am Arbeitsplatz führen können (etwa bei

Rehabilitanden in Führungsfunktionen). Auf diese Weise kann nach einer Vor-Ort-Analyse durch

das Reha-Team nachgebessert werden, indem der Rehaplan den nachträglichen Informationen

gemäß angepasst wird. Der Rehabilitand entwickelt mehr Selbstvertrauen, auch dadurch, dass

ein Scheitern ohne Nachteile erlebt werden kann.

� Die Nachsorge nach der Reha umfasst regelmäßige ärztliche, eventuell auch noch therapeutische

Kontakte (ambulante Heilmittel), die Überwachung des Heimprogrammes durch schriftliche

Protokolle per Fax oder Mail, die Kontrolle des vereinbarten möglichen Leistungsprofils und

Intervention bei Überforderungen.

Die Maßnahme findet täglich und ganztägig statt und umfasst in der Regel 2 bis 4 Wochen, kann aber

in Ausnahmefällen, z. B. bei sehr schwerer körperlicher Arbeit, deutlich länger dauern. Das

geforderte Leistungsprofil muss sicher, das heißt regelmäßig und im Überschuss, geleistet werden

können.

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.22 zusammenfassend dargestellt.

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Abb. 6.22: Maßnahme „Berufsspezifisches Training“ im Therapiezentrum Koblenz

Zielgruppe. Zielgruppe sind alle Rehabilitanden (Neurologie, Orthopädie, Psychotraumatologie,

chronische Schmerzen) mit dem Rehaziel einer wie auch immer gearteten beruflichen Eingliederung,

wenn die Rückkehr an den Arbeitsplatz nicht als problemlos zu erwarten ist, wenn also das in einem

geeigneten Assessment abgebildete geforderte Leistungsprofil nach Qualität und Quantität nicht

sicher, d. h. mit Leistungsüberschuss, geleistet werden kann. Wenn das Angebot einer medizinisch-

beruflich orientierten Rehabilitation nicht zielführend ist, sind Maßnahmen der beruflichen

Rehabilitation im weiteren Sinne zu erwägen.

Die Maßnahme ist grundsätzlich indikationsübergreifend konzipiert, wird jedoch individuell

maßgeschneidert in Bezug auf die vorhandenen Teilhabedefizite nach ICF. Die Maßnahme ist

berufsgruppenübergreifend konzipiert, wird jedoch berufsspezifisch umgesetzt.

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Ausgeschlossen sind Rehabilitanden, deren gesundheitliche Situation keine Auswirkungen auf den

Beruf hat.

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Arzt, Krankengymnast/Physiotherapeut, Psychologe,

Ergotherapeut, Sozialarbeiter, sonstige: medizinischer Trainingstherapeut, Work Hardening-Thera-

peut, EFL-Therapeut. Erforderliche Ausstattung: Modellarbeitsplätze, gegebenenfalls muss der Ar-

beitsplatz nachgebaut werden.

Ansprechpartner Dr. Bernhard Kügelgen

Cecilija Kügelgen

Therapiezentrum Koblenz (Zentrum für Rehabilitation und Prävention)

Neversstr. 7-11

56068 Koblenz

[email protected]

www.therapiezentrum-koblenz.de

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Arbeitsplatzbezogene Medizinische Trainingstherapie (AMTT)

Reha-Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg

Orthopädie

Ziele. Training der Muskelgruppen, die bei den jeweiligen Berufen besonders beansprucht werden.

Schulung von Bewegungsmustern der konkreten Arbeitssituation mit Ergonomisierung des Bewe-

gungsablaufes sowie Verbesserung der im Beruf benötigten motorischen Eigenschaften.

Inhalte und Ablauf. Bei der AMTT werden berufsspezifische Bewegungen trainiert. Die Übungs-

auswahl orientiert sich individuell an den Anforderungen des Arbeitsplatzes. Durch Schulung von

Bewegungsmustern soll eine Fehlbelastung, Überlastung oder Unterforderung vermieden werden.

Für folgende Berufsgruppen liegen Trainingsprogramme vor: Verkauf, Pflege, Büroarbeit, Erzieher.

Rehabilitanden mit der Verordnung „Kinästhetik“ (Angebot für Rehabilitanden, die in Pflegeberufen

arbeiten zur bewussten Bewegungswahrnehmung bei beruflich bedingten Überlastungen und Be-

schwerden des Bewegungsapparats) erhalten automatisch die AMTT-Einweisung sowie das folgende

Training verordnet. Therapiebeginn ist, wenn möglich, in der ersten Woche. Rehabilitanden mit der

Verordnung „EFL-Testung“ erhalten unmittelbar im Anschluss an den Test eine AMTT-Einweisung mit

entsprechend berufsspezifischem Programm (vgl. Abbildung 6.23).

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Abb. 6.23: Trainingseinheiten der AMTT (Berufsgruppe „Verkäufer“)

Die Therapie beginnt, wenn möglich, in der ersten Woche. Die automatische Zuordnung der Pro-

gramme für die Berufsgruppen „Erzieher“ und „Büroarbeit“ ist derzeit noch in Bearbeitung. Erhalten

Rehabilitanden, die einen anderen Beruf als die oben angegebenen ausüben, eine EFL-Testung, kön-

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nen sie an einem AMTT-Programm teilnehmen, das ihren beruflichen Anforderungen am nächsten

kommt (z. B. ein Lagerarbeiter, der das AMTT-Programm „Verkäufer“ erhält).

Das Training findet zwei- bis dreimal in der Woche statt. Eine Therapieeinheit beträgt 30 Minuten

und beginnt mit einer fünfminütigen Aufwärmphase (Ergometer), danach erfolgt das Training mit

dem Zugapparat. Maximal drei Rehabilitanden trainieren gleichzeitig, unabhängig von der Berufs-

gruppe.

Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.24 zusammenfassend dargestellt.

Abb. 6.24: Maßnahme „Arbeitsplatzbezogene Medizinische Trainingstherapie (AMTT)“ im

Reha-Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald

Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden mit Erkrankungen auf orthopädischem

Fachgebiet, vorzugsweise mit Rückenschmerzen, die an ihrem Arbeitsplatz unter Belastungen der

Wirbelsäule leiden. Die Maßnahme wird nicht durchgeführt bei Rehabilitanden mit deutlichem Ren-

tenbegehren bzw. laufendem Rentenverfahren, bei fehlender Motivation auf Seiten der Rehabilitan-

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den, bei erheblich eingeschränkter kardialer oder pulmonaler Leistungsfähigkeit oder bei Wirbelsäu-

len-OP innerhalb der letzten drei Monate.

Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Krankengymnast/Physiotherapeut, Ergotherapeut.

Benötigte Ausstattung: Ergometer, Zugapparate.

Ansprechpartner Uwe Wöbking (Physiotherapeut)

Reha-Zentrum Schömberg

Klinik Schwarzwald

Römerweg 50

75328 Schömberg

[email protected]

www.klinik-schwarzwald.de

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Büroarbeitsplatztraining (BAP)

Reha-Zentrum Schömberg, Klinik Schwarzwald, Schömberg

Orthopädie

Ziele. Ziel der Maßnahme ist eine Reduzierung von Belastungen des Bewegungsapparates durch eine

gesunde Körperhaltung am Arbeitsplatz. Es werden Hilfsmittel (höhenverstellbarer Schreibtisch und

verschiedene Bürostühle, ergonomische Tastaturen und PC-Mäuse) vorgestellt und erprobt und al-

ternative Arbeitshaltungen (z. B. am Stehpult) in einem größeren Zeitrahmen aufgezeigt.

Inhalte und Ablauf. Erlernen von rückengerechten Bewegungsabläufen bezogen auf den PC-Ar-

beitsplatz, bzw. eines Rücken entlastenden Sitz- bzw. Stehverhaltens. Erprobung von Hilfsmitteln,

z. B. orthopädische Bürostühle, Handgelenksauflagen, ergonomische Tastaturen und PC-Mäuse. Er-

lernen von Kräftigungsübungen, Dehnungsübungen und Entspannungsübungen, die für die am PC-

Arbeitsplatz beanspruchte Muskulatur abgestimmt sind. Diese helfen dem Teilnehmer, den Arbeits-

alltag körpergerecht zu gestalten.

Die Teilnahme wird vom Stationsarzt aufgrund der Zugehörigkeit zur Berufsgruppe „Büro“ verordnet,

speziell für Rehabilitanden, die gesundheitliche Probleme durch die vorwiegend sitzende Tätigkeit

haben (max. drei Teilnehmer). Die Maßnahme findet an vier Terminen à 60 Minuten statt. Sie be-

ginnt in der zweiten Reha-Woche mit zwei Terminen, in der dritten und vierten Woche findet jeweils

ein Termin statt (in Ausnahmefällen auch als Belastungserprobung/Schreibtraining über zwei Stun-

den möglich).

� 1. Termin: Theoretische Grundlagenvermittlung (richtiges Sitzverhalten, Einstellungen des Büro-

stuhles und Bürotisches; vgl. Abbildung 6.21) und selbstständiges Ausprobieren an den Beispiel-

Arbeitsplätzen, die bei jedem weiteren Termin gewechselt werden (Ringtausch).

� 2. Termin: Wiederholung des erworbenen Wissens am Beispiel-Arbeitsplatz (45 Minuten) und

dabei weitere Erprobung von Hilfsmitteln (diverse Sitzkissen, ergonomische PC-Mäuse und Tasta-

turen, Scripthalter). Durchführung von Dehnungsübungen für Schulter-Nacken-Bereich und Un-

terarm-Hand-Muskulatur.

� 3. Termin: PC-Arbeit an einem der Beispiel-Arbeitsplätze über einen längeren Zeitraum (45 Minu-

ten). Erlernen von Theraband-Übungen zur Kräftigung der an diesem Arbeitsplatz überwiegend

beanspruchten Muskulatur.

� 4. Termin: Selbstständiges Arbeiten am Büroarbeitsplatz unter Aufsicht des Therapeuten mit

Berücksichtigung des zuvor Gelernten.

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Abb. 6.25: Informationsblatt für Rehabilitanden (Auszüge)

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Der Ablauf der Maßnahme ist in Abbildung 6.26 zusammenfassend dargestellt.

Abb. 6.26: Maßnahme „Büroarbeitsplatztraining (BAP)“ im Reha-Zentrum Schömberg,

Klinik Schwarzwald

Zielgruppe. Die Maßnahme richtet sich an Rehabilitanden, die vorwiegend im Sitzen an einem Bü-

roarbeitsplatz tätig sind und vor allem wegen Rücken- und/oder Nackenbeschwerden krankgeschrie-

ben sind. Sie dient der Verbesserung bereits vorhandener Einschränkungen und der Erleichterung der

Wiedereingliederung arbeitsunfähiger Rehabilitandinnen in das Berufsleben. Die Maßnahme wird

nicht durchgeführt bei Rehabilitanden mit deutlichem Rentenbegehren bzw. laufendem Rentenver-

fahren sowie bei fehlender Motivation auf Seiten der Rehabilitanden.

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Beteiligte Berufsgruppen und Ausstattung. Krankengymnast/Physiotherapeut, Ergotherapeut.

Benötigte Ausstattung: Verschiedene Beispielarbeitsplätze mit höhenverstellbarem Schreibtisch und

ergonomischem Bürostuhl und Tastatur, verschiedene Hilfsmittel wie PC-Mäuse, Unterarmvorlagen,

Sitzkissen.

Ansprechpartner Uwe Wöbking (Physiotherapeut)

Reha-Zentrum Schömberg

Klinik Schwarzwald

Römerweg 50

75328 Schömberg

[email protected]

www.klinik-schwarzwald.de

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