Panzerstadtvon Matt Huynh

Matt Huynh arbeitet als Comicautor und Zeichner in Sydney. Mit seinen Comicromanen ist er in vielfältigen Genres vertreten – er setzt dabei viel auf experimentelle Formate. Die energiegela-denen, farbreichen Werke von Matt Huynh erscheinen in Zeitschriften und als Poster, auf Kleidung, Accessoires und Gesundheitsartikeln sowie in Form von Tätowierungen, Filmen, Performance-Projektionen, Vinylspielzeugen und Puppen.

Wenn Matt Huynh nicht am Zeichentisch sitzt, leitet er Schu-lungsworkshops oder veranstaltet ö�entliche Präsentationen, Ausstellungen und künstlerische Live-Demonstrationen.

Seine Inspiration für das Werk „Panzerstadt“:

„Comics sind für mich das direkteste Mittel zum Einbeziehen des Publikums. Ich nutze das Medium, um auf überraschende Weise eine Verbindung zu den Lesern aufzubauen, einmal auf rein emotionaler Ebene, aber auch, um Vorstellungen von persönli-cher und ö�entlicher Identität in Frage zu stellen.“

„Panzerstadt“ wurde im Auftrag von Adobe unter Verwendung der Software Adobe® Illustrator® CS4 erstellt.

Ich beginne mit einer Skizze, die ich mit gewöhnlichen HB-Bleistiften auf Zeichenpapier anfertige.

Normalerweise würde eine Miniatur als Ausgangsbasis reichen, hier habe ich aber Papier im A3-Format verwendet, um alle feinen Details zu erfassen.

Ich scanne die Skizze und platziere sie als Bild mit niedriger Au�ösung in einem neuen Adobe® Illustrator®-Dokument.

Manchmal verschiebe ich in dieser Phase noch die Elemente, um die Bildkomposition zu optimieren, aber da ich hier die meisten Probleme schon beim Erstellen der Skizze gelöst habe, geht es jetzt direkt ans Eintuschen des Bilds.

Ich verwende dazu vorwiegend das Tropfenpinsel-Werkzeug, weil es sehr stark der Arbeitsweise mit klassischen Mitteln entspricht. Ich kann damit schnell und intuitiv die Strichzeichnung per Gra�kta-blett erledigen, so dass meine Linien Energie und Spontaneität ausstrahlen.

Ich habe mich für den Einsatz von Kalligra�epinseln mit maximaler Druckemp�ndlichkeit entschieden, damit die Linienstärken sehr unterschiedlich ausfallen können.

Die Toleranzeinstellungen für Genauigkeit und Glättung setze ich auf den Mindestwert; so werden alle Nuancen meiner Handbewegungen erfasst.

Mit dem Tropfenpinsel-Werkzeug zeichne ich frei, ohne über Verbindungen, Formen oder andere Anordnungen nachzudenken. Dadurch ist es später leichter, mit den vielen unverbundenen Elementen weiterzuarbeiten. Ich kehre einfach zurück und grup-piere oder verbinde die Linien ganz ordentlich.

Ich lege die Basis an: Farb�ächen und grundle-gende Formen. Für einige Bereiche, z. B. die Schild-kröte, verwende ich das Tropfenpinsel-Werkzeug mit sehr breiter Spitze, um die Formen schnell zu umreißen. Bei den mit vielen Ecken versehenen Gebäuden setze ich das Zeichenstift-Werkzeug ein, um scharfe Kanten und geometrische Formen zu erstellen.

In dieser Phase geht es mir noch nicht darum, die richtigen Farben zu �nden oder irgendeinen Fein-schli� zu erreichen. Ich konzentriere mich nur darauf, die Komposition aufzubauen. Die großen Farb-�ächen können das Gleichgewicht im Bild verändern oder es massiver machen, als man nach dem Blick auf die karge Strichzeichnung erwarten würde.

Der Funke um die Satellitenantenne in der Mitte entstand mit einem Zickzack-E�ekt, der auf eine Kreisform angewendet wurde. Das ist ganz simpel, aber es gefällt mir, einem aggressiven „Kawumm“-Comic-Symbol durch perfekte, gebän-digte Geometrie die vehemente Dynamik zu nehmen.

Mit dem Tropfenpinsel-Werkzeug habe ich ein kleines Stück Tau gezeichnet, vielleicht drei Knoten lang, und per Musterpinsel das umherschwingende Seil mit Struktur.

Ich gebe ein paar Schatten dazu und arbeite die Detailstriche im Hintergrund aus. Es fängt an, vollgestopft auszusehen, deshalb verwende ich kontrastierende Farben, um benachbarte Elemente zu de�nieren.

Den Strichen an den Gebäuden gebe ich etwas mehr Details.

Die horizontalen Linien für die Fenster sind einfach Angleichungen. Um bei den Strichen mehr Variation zu erreichen, lösche ich mit dem Radiergummi-Werkzeug zufällig ausgewählte Abschnitte aus den Linien und tupfe ein wenig mit dem Verkrümmen-Werkzeug

Nachdem ich alle grundlegenden Formen einfügt habe, stelle ich fest, dass die Komposition wackelig wirkt, deshalb füge ich rechts unten das riesige Rad hinzu, um die Elemente besser auszugleichen.

Da nun alle nötigen Formen vorhanden sind, fange ich an, mit der Farbpalette herumzuspielen. Ich stelle gern die spezi�schen Eigenschaften des verwendeten Mediums bzw. Werkzeugs zur Schau. Tusche soll bei mir nach Tusche aussehen; ich würde auch nie versuchen, Aquarellfarbe wie Ölfarbe wirken zu lassen. Bei meinen digitalen Werken verwende ich daher gern perfekt einheitliche Farb�ächen und Verläufe, die nur Computer makellos hinbekommen. Ich halte nichts von der Bemühung, herkömmliche Materialien nachzuahmen.

Bei einigen Pinselkonturen und Tuschespritzern habe ich mit „Interaktiv nachzeichnen“ gearbeitet, die Farbe zu weiß geändert, an der Transparenz gedreht und mit dem Ergebnis dann die herausragende Skyline überzogen, um der steril wirkenden Zeichnung etwas Charakter zu verleihen.

Die mit dem Tropfenpinsel-Werkzeug angelegten Linien sind sehr kraftvoll und kühn; das gefällt mir so. Ein Großteil der Striche wirkt aber auch sehr grob und unfertig: Verbindungsstellen sind verschoben und es gibt vereinzelte Striche, die unkontrolliert in verschie-dene Richtungen laufen.

Ich erhöhe deshalb den Zoomfaktor und bereinige die Strichgra�k mit dem Glätten-Werkzeug. Ich entferne über�üssige Ankerpunkte, etwa bei den Satelliten-schüsseln.

Außerdem bearbeite ich einige Linien mit dem Radiergummi-Werkzeug, besonders die ungleichmäßi-gen Kanten um die rauen Industrieelemente herum.

Ich kehre zu den Farben zurück, um das Bild zu säubern und Details wie Schatten, Lichter und feinere Farbbereiche einzufügen, z. B. an den Zehennägeln.

Die Schatten erzeuge ich durch Anwenden einer mit grau versetzten Version der Grund-farbe oder mit einem transparenten Schwarz und der Füllmethode „Multiplizieren“.

Zuletzt füge ich mit dem Tropfenpinsel-Werkzeug eine Signa-tur ein.

Um zu sehen, wie die fertige Gra�k auf unterschiedlichen Ausgabemedien wirkt, lege ich in der Datei eine neue Zeichen�äche an und platziere die Zeichnung auf einer Skateboard-Vorlage.

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