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Caspar David Friedrich 2. Die Rückenfigur Zwei Männer in Betrachtung des Mondes, 1819, Öl auf Leinwand, 35 x 44 cm Wanderer über dem Nebelmeer, 1815/20, Öl auf Leinwand, 98,4 x 74,8 cm

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Caspar David Friedrich

2. Die Rückenfigur

Zwei Männer in Betrachtung

des Mondes, 1819, Öl auf

Leinwand, 35 x 44 cm

Wanderer über dem Nebelmeer,

1815/20, Öl auf Leinwand, 98,4 x

74,8 cm

Die Rückenfigur

Die Rückenfigur als bildnerisches Motiv ist keine Erfindung

Friedrichs. Sie hat eine bis in die Antike zurückreichende Tradition.

Sie wurde erst durch C. D. Friedrich zum zentralen Thema in der

Landschaftsmalerei.

Es gibt sie in unterschiedlicher Größe und Bedeutung sowie Position

im Bild, aber sie ist immer wesentlich für Inhalt und Bildstruktur.

Zum Beispiel: „Wanderer über dem Nebelmeer“: Sie lenkt die

Aufmerksamkeit des Betrachters aus dem Nahbereich in die Ferne bis

hin zur Unendlichkeit.

C. D. Friedrich:

Wanderer über dem Nebelmeer,

1815/20, Öl auf Leinwand,

98,4 x 74,8 cm, Hamburg, Kunsthalle

Vordergrund (Felsen,

Rückenfigur) dunkel vor

hellem Hintergrund

scharflinig abgegrenzt.

Figur verschmilzt nicht

mehr mit Landschaft wie im

17./18. Jahrhundert,

sondern wird vor Landschaft

gestellt.

Sie schaut -wie der

Betrachter selbst- auf

Berglandschaft.

Ungewöhnliche Kleidung

für eine solche Wanderung.

Repoussoir: Durch dunkle

„Gegenstellung“ wird die

vorderste Raumzone

isoliert. Der Tiefeneindruck

wird gesteigert.

Friedrich erweitert dieses

Verfahren insofern als er

den Bildraum in

verschiedene,

hintereinander gestaffelte

Raumschichten zerlegt.

Rückenfigur ist bisweilen

als Selbstbildnis des

Künstlers deutbar,

kann auch als

Gedächtnisbild dienen

oder das menschliche

Ausgesetztsein in der Natur

veranschaulichen,

kann Sinnbild für die

menschlichen

Gemütszustände sein,

kann im Betrachter Gefühle

freisetzen wie Einsamkeit,

Liebe, Verzweiflung,

Hoffnung.

„Schließe dein leibliches Auge, damit du mit dem

geistigen Auge zuerst siehest dein Bild. Dann

fördere zutage, was du im Dunkeln gesehen, daß

es zurückwirke auf andere von außen nach

innen.“

(C. D. Friedrich in den 1830er Jahren, In: Gaßner -vgl. u.))

„Er zeigt, was das geistige Auge des Künstlers

gesehen hat. (...) Das „Unaussprechliche“ ist

bildhaft geworden, es wird direkt vom Gefühl des

Betrachters verstanden.“

In: Gaßner (Hrg.): „Caspar David Friedrich, Die Erfindung der Romantik“, Essen,

2006, S. 229)

Die Funktion der Rückenfigur:

Der Mensch steht der Natur als Betrachter

gegenüber:

Unermeßlichkeit des Raumes und

Unendlichkeit der Zeit wird fühlbar.

Einerseits ist der Mensch der Natur ausgeliefert in

seiner Einsamkeit,

andererseits hat er die Hoffnung die Diesseitigkeit

zu überspringen und einst in der Jenseitigkeit

aufgehoben zu sein.

„Zwei Männer in Betrachtung des

Mondes“

Figuren oft in

bühnenhaft

inszenierter Natur.

Weg zu der Figur oft

nur angedeutet oder

nicht vorhanden.

Oft existiert kein

Weg in die Ferne, in

die der Blick führt.

So bleibt der unerreichbare Raum „nur dem

Auge zugänglich“.

Romantische Sehnsucht

Romantische Sehnsucht

Romantische Sehnsucht zielt auf die

Überschreitung der Grenzen des eigenen Ich

durch Freundschaft, Liebe und überwältigende

Natur, verbunden mit dem Wunsch nach Stille,

Harmonie und Erlösung.

Romantische Sehnsucht

Romantische Sehnsucht ist eine sich in der

Naturerfahrung spiegelnde Empfindung, die

sich auf das bezieht, was im Hier und Jetzt

unerreichbar erscheint.

So gesehen sind die Bilder

Veranschaulichungen der romantischen

Sehnsucht nach ...

Politische Entwicklung

nach der Restauration

Freundschaft

Liebe Glück in der Natur Religiöse Hoffnung und

Erlösung

Menschliche

Einzigartigkeit vor

überwältigender Natur